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auf das Benehmen des jetzigen Königs jenes Handes; da jedoch manche auf Handel e bezügliche Fragen augenblicklich die Auf⸗ merksamkeit des Hauses erheischten, so willige er barein, seinen Antrag bis nach Ostern zu verschieben. Er hoffe, der edle Lord, der Staats⸗Secretair des Auswärtigen, werde in seinen löblichen Bemühungen, dem gegenwärtigen hoͤchst schmählichen Zustande der Dinge in Neapel ein Ende zu machen, nicht nachlassen. King lake verschiebt seinen, die Einverleibung Sa⸗ voyens und Nizza's betreffenden Antrag auf Montag, da er gehört habe, daß gewisse Umstäude obwalteten, welche die Diskufsion am heutigen Abende als nicht ratbsam erscheinen ließen. Die Debatte uͤber die Neformbill wird hierauf wieder aufgenemmen. Stansfeld meint, was die Ausdehnung des Stimmrechts angehe, so erfülle die Bill die Verheißungen der Regierung und entspreche den Erwartungen des Landes, wenn sie auch den Wünschen desselben nicht genüge. Was aber die Entziehung des Stimmrechts anbe⸗ lange, so gehe sie so weit, wie das Haus der Gemeinen gegenwärtig zu ehen bereit sei. Durch diese praktischen Gründe fühle er sich bewogen, der ill seine herzliche Unterstützung zu leihen. Auf den Einwand, daß sie der Macht des Arbeiterstandes ein ungehöriges Uebergewicht verleihe, gebe er nichts und ebensowenig vermöge er die Ansicht derer zu theilen, welche behaupteten, das Land sei gleichgültig gegen die Frage. Sir J. Packing⸗ ton bezeichnet die Bill als ein elendes Machwerk, und daß die Regie⸗ rung Überhaupt mit einem so kümmerlichen, magern Gesetz⸗Entwurf her⸗ vorgetreten sei, lasse sich nur daraus erklären, daß derselbe die Urheber⸗ schaf einem in sich uneinigen Kabinet verdanke und in eine Zeit falle, wo die Aufmerksamkeit zwischen inneren und aus⸗ wärtigen Angelegenheiten getheilt sei. Er habe von Lord J. Russell eine seines Namens würdige staatsmännische Maßregel erwartet, die auf allge⸗ meine Unterstützung hätte rechnen können. Die Wirkung der Bill aber werde darin bestehen, daß Vermögen und Intelligenz des Landes durch die Macht der bloßen Kopfzahl in den Hintergrund gedrängt würden und die Volksvertvetung in die Hände einer einzigen Klasse gerathe, und zwax einer Klasse, die am wenigsten befähigt sei, dieses Monopol der Gewalt auszuüben. Man möge sich die Vereinigten Staaten von Amerika als warnendes Beispiel dienen lassen in Bezug auf die traurigen Folgen, welche eine solche Uebertragung des Einflusses auf den am meisten demokratischen Theil des Volkes habe. Gegen eine Ausdehnung des Stimmrechts im Allgemeinen habe er durchaus nichts einzu⸗ wenden. Auch werde er nicht gegen die zweite Lesung stimmen, da er hoffe, daß der gesunde Sinn des Hauses dem Uebel im Comité ab⸗ helfen werde. Sir G. Grey sagt, der Einwand, daß die Kopfzahl den Sieg über Vermögen und Intelligenz des Landes davontragen würde, be⸗ nuhe auf einer müßigen Voraussetzung und stütze sich auf gar keinen Beweis. Niemals habe es, wenn man den gegenwärtigen ruhigen und gedeihlichen Zustand Englands in Betracht ziehe, eine Zeit gegeden, die besser zur ruhigen Erwägung einer derartigen Maßregel geeignet wesen wäre. Adderley schiebt Herrn Bright die Verantwortlichkeit r die Bill zu und meint, wenn man, wie es den Anschein habe, aufs allgemeine Stimmrecht hinaus wolle, so würde man besser daran gethan haben, dies gleich offen heraus zu sagen, ie Folge der Bill werde die sein, daß eine unzufriedene Volksklasse, die nichts zu verlieren habe und ein Spielball in den Händen von De⸗ magogen werde, das Stimmrecht erhalte. Auch sei es eine gefährliche Neuerung, volkreichen Städten eine zu große Anzahl von Vertretern zu geben. Massey hält die Verleihung des Stimmrechtes an den Ar⸗ beiterstand nach allem, was er von diesem Stande weiß. für ungefähr⸗ lich, glaubt aber nicht, daß die Bill die Frage der parlamentarischen Reform definitiv lösen werde. Baines bemerkt, die arbeitenden Klassen seien keineswegs so gleichartig, wie das von den Gegnern der Bill be⸗ hauptet werde, und es lasse sich bei ihnen ein gemeinsam verabredetes Handeln zu politischen Zwecken und ein überwiegender Einfluß nicht voraussetzen. Whiteside hat sich vergebens bemüht, dar⸗ über ins Klare zu kommen, weshalb denn eigentlich eine solche Maß⸗ regel für nothwendig erachtet worden sei. Es gelte in England der verfassungsmäßige Grundsatz, das Stimmrecht nur dem zu verleihen, der dazu pokttisch befähigt sei. Daß aber die Klassen, auf welche die Bill es ausdehnen wolle, die erforderliche politische Befähigung besäßen, dafür ege kein Beweis vor. Dagegen besüßen sie eine große Begabung für die politische Organisation, wie das die letzte Arbeitseinstellung dargethan habe, und koͤnnten deshalb von einer gut organisirten Minderheit als ge⸗ fährliches Werkzeug gehandhabt werden. Die Urheber der Bill würden im Interesse ihres Rufes handeln, wenn sie den Census höher feststellten, als in der Gesetzvorlage der Fall sei. Auf Antrag James'’ wird die Debatte bis Montag vertagt. Der preußische Transportdampfer „Elbe“ ist vorgestern von Splitheud nach Sonthampton hinuübergefahren, um sich zu ver⸗ tipen und kommende Woche die Fahrt nach China anzu⸗ treten. Die „Arcona“ wird ihm bald folgen können.
— 24. März. Für übermorgen ist ein Geheimrath einbe⸗ rufen, bei dem Ihre Mägjestät die Königin den Veorsitz führen wird. — Gestern hielt Teeren gof und empfing den bolländischen Gesandten und Lord John Russell in besonderen
üen. Heute Nachmittags war Ministerrath in Lord Palmerston’s Die Königin bielt ein zahlreich besetztes Drawing⸗ Noom ab.
Prinz von Wales wird während der Osterfeiertage Zum Besuche seiner hohen Verwandten nach Koburg reisen. Lord Granville ist gestern Abend nach dem Festlande ab⸗
Der Prinz⸗Gemahl hat zu dem Denkmal, das als Erinnerung
an die große Industrie⸗Ausstellung in der Nähe von Hydepark er⸗ nchtet werden soll, 250 Pfd. beigesteuert. Früher hatte er es
durchgesetzt,
daß weder seine Büste noch seine Statue einen Theil des Denkmals bilde.
Heute Mittag soll der Liniendampfer „Frederick William“, von 86 Kanonen, in Portsmouth von Stapel laufen. Die übliche Taufceremonie übernahm die Gräfin Bernstorff, Gemahlin des Ge⸗ sandten Sr. Majestät des Königs von Preußen.
In der gestrigen Sitzung des Oberhauses brachte der Marquis von Clanricarde wieder die savoyische SFache vor. Er wolle keine vorzeitige Erörterung erzwingen, noch die Regierung zu einem vielleicht voreiligen Gesinnungsausdruck treiben. Er habe eine Frage zu stellen, die. sich nur auf Thatsachen beziehe. Bekanntlich habe die französische Negierung versprochen, die Annexion von Saboyen und Nizza nicht ohne freie Zustim⸗ mung des Königs von Sardinien und auch der betheiligten Bevölkerungen vor⸗ nehmen zu wollen. In der That gäbe es keine schrecklichere Konsequenz des Despo⸗ tismus und des sog. „Königrechts von Gottes Gnaden“ als die Vorstellung und Doktrine, daß Unterthanen einfaches Eigenthum ihrer Fürsten seien und nach Belieben verhandelt oder verschenkt werden könnten. Die französische Re⸗ gierung habe sich daher gegen diese Doktrine verwahrt und ausdrücklich die Geltung des Volkswillens anerkannt. Um nun vor der Hand blos von Nizza zu sprechen, so scheine die Abtretung desselben abgemacht. Aber alle Welt wisse, daß die Bevölkerung weit entfernt sei, der Maßegel bei⸗ zustimmen, und daß der Munizipalrath von Nizza sogar beim König Viktor Emanuel dagegen petitionirt hat. Man habe ein Kecht, von der franzoösischen Regierung zu verlangen, daß sie sich, wenn nicht an ihre Versprechungen, doch wenigstens an Fakta halte, daß sie die Thatsachen nicht entstelle. Nun bemerke er, daß der Kaiser der Franzosen in seiner Ansprache an die savoyische Deputation auch von Nizza sprach und abermals versicherte, daß letztere Provinz so wie Sa⸗ voyen durch den freien Willen ihres rechtmäßigen Monarchen und die Zustimmung des Volkes mit Frankreich vereinigt werden solle. Er erlaube sich zu bemerken, daß dies keine richtige Darstellung der Sachlage sei. Weder eine allgemeine Abstimmung — wie anfangs versprochen ward — noch eine Abstimmung seitens der Munizipalität — wie die spätere Mo⸗ dification des Versprechens lautete — habe stattgefunden. Er wünsche nun zu wissen, ob Ihrer Majestät Minister von der französischen oder sardini⸗ schen Negierung irgend einen Bericht über das neuliche Votum der Munizipalität von Nizza erhalten haben? Lord Wodehouse (Unter⸗ Staatssecretair des Auswärtigen) sagt, daß Ihrer Majestät Regie⸗ rung werder von der sardinischen noch von der französischen Re⸗ gierung über jenes Votum eine Mittheilung erhalten habe. Die ganze Angelegenheit beschaͤftige die ernstlichste Aufmerksamkeit von Ihrer Majestät
Regierung, und er wolle deshalb sich mit der einfachen Beantwortung der Anfrage begnügen. — Bei der Motion auf zweite Lesung der Meuterei-⸗
Bill erhebt sich Lord Panmure zu einigen Bemerkungen gegen die vor⸗ geschlagene Beschränkung des Stellenkaufs in der Armee.
Systems, während der Herzog von Somerset in diesem Punkt ein radi kaler Reformer ist und das Kaufsystem als ein unerträgliches bezeichnet Der Herzog von Cambridge will sich an das Gutachten der Regierung halten und unbeschadet seiner individuellen Ansicht ausführen, was ihr am besten dünkt.
Im Unterhause fragte Mr. Kinglake, ob es dem Staats Secretair des Auswärtigen möglich wäre, folgende Aktenstücke vorzulegen Mr. Thoubvenels letzte Depesche über die Annexion von Savoyen un Nizza, die Antwort der englischen Regierung darauf, die von der Schweiz an die Regierung gerichtete Note, den Protest, den die schweizer Re⸗ gierung an die französische gerichtet hat und Mr. Thouvenel's Antwort bierauf. Lord J. Russell sagte, die Vorlage würde dem Dienst nachtheilig sein, aber ein andermal werde er die Zeit der
Vorlegung bestimmen können. Es werden noch einige andere Fragen,“
wie betveffs der chinesischen Expedition und des spanischen Krieges, an
Lord John Nussell gerichtet. Bevor er dieselben beantwortet, häufen sich die Interpellationen wegen Savoyen, Nizza und der Schweiz. Mr. H. Seymour möchte das »Memoire sur les Rapports entre La Suisse et la Savoye neutralisée“ nebst der dazu gehörigen, auf Anordnung der schweizer Regierung voriges Jahr angefertigten Spezialkarte vorge⸗ legt haben. Und ob die Regierung Näheres über das Gerücht wisse, woͤnach 6 Schweizer Regimenter nach Faucigny und Chahlais abmarschirt sind? Mr. Stirling fragt, ob der edle Lord jene Stellen seiner Privat⸗ Korrespondenz mit Lord Cowley vorlegen will, auf welche Lord Cowley sich in seiner Depesche vom 5. Februar bezieht? An die Interpellationen knüpft er eine mißtrauische Beurtheilung von Lord J. Russell's Verhalten in der Annexationsfrage. Lord J. Nussell erwidert, daß Mr. Bruce in 8 China bleibt, und daß Lord Elgin (der Bruder von Mr. Bruce) sich in einer Spezialsendung auf einige Zeit dahin begeben werde. Lord Elgin habe den Kaiser der Franzosen gesehen und berichte, daß die französische Regierung über die chinesische Frage im Allgemeinen mit der englischen einverstanden sei; und Varon Gros werde um dieselbe Zeit wie Lord Elgin nach China aufbrechen. betreffe, so werde die spanische Regierung, wie er hoffe, getreulich das der englischen Regierung gegebene Wort halten und sich einer Annexion von Tanger enthalten. Die maurische Regierung habe in den letzten Tagen Spanien eine Geldentschädigung angeboten; wenn Spanien diese Bedingung nebst einer Aenderung der Grenzen von Ceuta annehme, so werde der Krieg sofort zu Ende sein. Das verlangte Memoire befinde sich in den Händen des Druckers und werde bald aufliegen; die Spezialkarte zu kopiren wäre sehr kostspielig; ein Umriß derselben werde genügen. Die Auszüge aus seiner Privat⸗Korrespondenz vorzulegen, das könne er nicht versprechen. Wenn der ehrenwerthe Gentleman in das Blaubuch einen Blick werfe, so erfahre er der Hauptsache nach Alles, was er wünsche. Man dürfe nicht vergessen, daß bis Anfang des Jahres ein Kongreß in Aussicht stand, vor welchem Graf Walewski die Restauration des Groß⸗ herzogs von Toskana vorschlagen wollte. Von einer Abtretung Savoyens war also bis dahin nicht unmittelbar die Rede. Er habe gehofft, die Thou⸗
Auch Lord Lucan und Earl Greh äußern sich gegen Abschaffung des bisherigen
werfung eines gegen sie gerichteten Amendements,
Was den maurischen Krieg
““] benelsche Depesche bald vorlegen zu können, allein a hereUnterhandlungen hätten ihn im Entwurf der Antwort gestoͤrt. Die Schweiz habe England angerufen, und zwar sei die betreffende Rote erst diesen Morgen ihm zugekommen; unter solche nUmständen die Depesche vorlegen, hieße so viel wie eine Auf⸗ orberung an das Haus, die Antwort vorzuschreiben, ehe die anderen
ktenstücke recht erwogen sind. Die Frage sei noch in Unterhandlung, und er werde noch mit verschiedenen Mächten darüber zu korrespondiren haben. Wenn der ehrenwerthe Gentleman sage, daß die fran⸗ zösische Negierung keinen Anstand nehme, ihre Depeschen der Oeffent⸗
lichkeit zu uüͤbergeden, so vergesse er den Unterschied in der Stellung. der beiden Regierungen. Wenn eine Depesche auch im „Monitenr erscheine, so gebe es doch keine Assemblee in Frankreich, um sie zu eröͤrtern, und keine Presse, um fie 1wang⸗ zu kritisiren. Damit verhalte es sich in England anders; und er sei froh, daß es hier anders sei, aber darum müsse die englische Regierung doch unter gewissen Umständen eine kluge
Zurückhaltung beobachten. Mr. Disraeli bemerkt, daß der ehle Lord bei früheren Gelegenheiten sein langes Schweigen bhrr Fhe Annexions⸗
Angelegenheit damit entschuldigte, daß er die Andeutungen über
die Absichten der französischen Regierung für nicht ernst oge⸗ meint oder begründet gehalten habe. Jetzt folge er dem Bei⸗ spiel des edlen Lord an die Spitze und entschuldige sich mit dem Kongreß. Aber man werde doch dem Hause der Gemeinen nicht weißmachen wollen, daß die Annexionsfragen der Entscheidung eines Kon⸗ gresses überlassen werden sollten. Ein Kongreß sei keine bexathende Ver⸗ sammlung, sondern habe nur Details auszuführen und Beschlüsse zu Protokoll zu nehmen, werde daher nie einberufen, ohne daß die Minister
der verschiedenen Maäͤchte vorher die Hauptfrage erörtert haben. Was die
diplomatische Privat⸗Kor respondenz betreffe, so halteer an dem Prinzip fest, daß
im auswärtigen Amte eine vollständige wehecnnn aller von der Negierung
verhandelten Sachen aufbewahrt werdemmüsse. Hieraufmüssedas Haus bestehen.
Der edle Lord spreche, als wäͤre es ein Vertrauensbruch, einen Auszug
aus dem Privatbrief eines Gesandten zu veröffentlichen; und doch zeige
er in der Regel in diesem Punkte nicht das empfindlichste Zartgefühl. So
befinde sich im Zten Theil des italienischen Blaubuchs eine Depesche von
Lord Bloomfield aus Berlin vom 3. März 1860, und wenn es je einen
Privatbrief gab, so sei diese Depesche einer, denn sie enthalte — was Lerd
Bloomfield nur unter dem Siegel des Geheimnisses erfahren haben könne
— den Inhalt einer Mittheilung des französischen Gesandten, Prinzen
de la Tour d'Auvergne, an den preußischen Minister. Im Ver⸗
gleich damit seien die politischen Privatbriefe eines Gesandten ganz
unbedeutend. Und im letztvorgelegten Blaubuch lese man einen that⸗
sächlich an den König von Neapel gerichteten Drohbrief, den Se. Majestät
noch nicht empfangen haben konnte, als er schon auf dem Tisch des Hauses
lag. Lord Palmerston kann die neuen Doktrinen des sehr ehrenwerthen
Gentleman nicht unangefochten lassen. Die Functionen, die er einem Kon⸗
greß zuschreibe, seien genau diejenigen, die ein Kongreß nicht erfülle. Die ganz besondere Aufgabe eines Kongresses sei es, zu berathen. Dies zeige sich schon im Wortlaut der an die verschiedenen Mächte erlassenen Ein⸗ ladung zum Kongresse. Was einen anderen Punkt anbelangt, so stelle der
sehr ehrenwerthe Gentleman den Grundsatz auf, daß jeder Pribatbrief in eine öffentliche Depesche zu verwandeln sei. („Nein! Nein! ). Er sage ja, jeder Privatbrief, der irgend etwas über Politik enthält. (Rein! Nein und Hört! Hört!) Er wiederhole seine Behauptung und
bleibe dabei, daß die Forderung unmöglich erfüllt werden könne. Herr Disraeli: Was ich gesagt habe, ist, daß kein Minister Privatbriefe zu⸗ rückhalten soll, wenn sie der Art sind, daß in öffentlichen Depeschen auf sie Bezug genommen werden muß. Herr Horsman behauptet, daß Europa einer Krisis entgegengehe, die durch eine rechtzeitige Diskussion hätte vermieden werden können. Der Sprecher erklärt, doß Herr Hors⸗ man außer der Ordnung des Tages sei. Nach einigem Streit über die Ordnungsfrage tadelt der Schatzkanzler den aufreizenden Ton Hrn. Hors⸗ man's und Herr Noebuck ruft in einem Anfall von Entrüstung, es sei die alte Geschichte: das Haus dürfe gewisse Dinge nicht besprechen, einmal weil es zu früh und einandermal weil es zu spaͤt sei. Erhabe von den Er⸗ öffnungen, die von jener Bank (auf die Ministerbank zeigend) kommen, niemals viel gehalten; jetzt aber fehle es ihm an Worten, um anzudeuten, wie geringen Werth er allen Angaben der Negierung über auswaͤrtige Dinge beilege. Mr. Horsman will sich gegen Mr. Glabstone’s Ruͤge vertheidigen, wird aber durch Ordnungsrufe zum Niedersitzen gezwungen. Später protestirt Mr. King 99& gegen 8. Chlecpebeit, e ger. Fi Comité die Einkommensteuer⸗Resolution, Ver⸗
Im Finanz⸗Comité geht die E eeg. .S9. 122 Stimmen durch.
rankreich. Paris, 23. März. Vorgestern kam in der eigug des ee.egaden Körpers die Dalmassche Wahl⸗Angele⸗ genheit zur Verhandlung. Dalmas hatte am 18. Dezember bö. . im dritten Wahlbezirk des Ille⸗Vilaine⸗Departements von 29,438 abgegebenen Stimmen 25,590 erhalten und war so zum Deputirten erwählt. Gegen diese Wahl hatte am 17. Februgr d. J. sein Gegen⸗Kandidat, der Gerichtsrath Le Beschu de Champfavin zu
Rennes, welcher nur 2821 Stimmen erhalten, mit der Begründung
protestirt, die Wahl sei nicht frei, sondern das Resultat unerlaubter
Manöver gewesen. Die Commission hat nun diese Nichtigkeits⸗Be⸗ schwerde geprüft und für unbegründet erkannt. Der „Moniteur bringt heute den vollständigen, acht Spalten langen Bericht über
die Discussion, welche sich in der Kammer entsponnen. Der Schluß
ist gewesen, daß die General⸗Versammlung des gesetzgebenden Körpers mit 123 gegen 109 Stimmen dem Ant age der Kommission beigetreten ist und das Mandat des Deputirten Dalmas für gültig
erklärt hat. Minister der Angelegenheiten, Herr
Der auswärtigen
Cvhouvenel, ist, wie heute der „Moniteur“ meldet, für den
1““ 8 2 3 8 3 Pe b Wvoͤvre zum Mitgliede des Generalrathes im Maas epartement erwählt worden. —
Marschall Niel verläßt Paris, um sich auf einige Zeit nach Touloufe, dem Hauptquartier seines Militär⸗Commando’s zu begeben.
3 Aus Toulon wird telegraphirt, daß das wieder verprovian⸗ tirte Geschwader Befehl erhalten hat, morgen Sonnabend unter Segel zu gehen. 8
Spanien. Madrid, 23. März. Der Marschall O' Donnell verkündet, daß an dem heutigen Tage seine Kriegsoperationen wie⸗ der beginnen werden. Morgen erwartei man eine Schlacht zu Fauduck. Die spanische Presse ist einhellig kriegerisch gesinnt.
Italien. Turin, 22. März. Die heutige „Gazzetta uffiziale del Regno“ veröffentlicht eine Adresse des Klerus der annexirten Provinzen an den König. Der König soll nächstens in Begleitung Cavour’s zu einem Besuche Toskana’s und der Emilia Provinzen abreisen. 8
Genua, 22. März. Die Einschiffung der nach Toskana bestimmten sardinischen Truppen soll am 24sten beginnen. 8
Neapel, 19. März. Die „Gazzetta Ufficiale“ meldet die Ernennung des Fuͤrsten Comitini zum Minister ohne Portefeutlle, so wie die des Fürsten Cassaro zum Minister⸗Präsidenten. Letzterer wurde Feer seit Monaten als Filangieri’s designirter Nachfolger
enannt. G 5 Türkei. Bucharest, 14. März, Der Fürst hat die Kam⸗ mer mit der nachstehenden Rede eröffnet: 11“
Meine Herren Abgeordneten! — u““
Die politische Stellung der Fürstenthümer ist durch die Anecrkennung des Votums vom 5. und 24. Januar sowohl seitens der Schutzmächte, als seitens der hohen Pforte geordnet.
Unser Hauptaugenmerk muß nun gegenwärtig sich auf die moralischen und materiellen Verbesserungen richten, welche geeignet sind, die Wunden einer traurigen und leidenvollen Vergangenheit zu heilen und das rumä nische Volk auf den Platz, der ihm zukommt, zu erheben.
Durch meine Botschaft vom 6. Dezember v. J. habe ich der Nation die ganze Bahn vorgezeichnet, welche meine Regierung zur Nealisirung der in der Convention niedergelegten Prinzipien einzuschlagen Willens ist Jetzt ist meine Regierung bereit, Ihnen, meine Herren Abgeordneten, eine Reihe reformatorischer, den Bedürfnissen des Landes und dem Geist der Conbention angepaßter Gesetzentwürfe vorzulegen. “
Bedenken Sie, meine Herren, daß Sie berufen find, große und nütze liche Reformen zu bewerkstelligen. Erinnern Sie sich Ihres Charakters als Gesetzgeber, der Sie über die Parteilichkeit erheben muß, und Site verantwortlich für die Zukunft Rumäniens macht. St. 8 1
Ich für meine 9 der ich das Prinzip der Union der Fürsten⸗ thuͤmer repräsentire, werde unbverwandt im Auge behalten, daß die Zu⸗ kunft Rumäniens sich auf dieses heilsame Prinzip und auf den einsichts⸗ vollen Patriotismus der Vertreter der Nation stützt. 88 b
Gott segne Ihre Arbeiten! Gott schütze die Vereinigten Fürsten-⸗ 8. Amerika. New⸗Vork, 10. März. In Missouri ist die Gesetz⸗Vorlage durchgegangen, kraft welcher freien Negern der Auf⸗
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enthalt in jenem Staate nicht gestattet ist. — Laut Berichten aus dem Norden von Mexiko, die in New⸗Orleans eingetroffen sind, bemüht sich Carvajal, amerikanischen Beistand für Juarez zu er⸗ langen. 8 Asien. Die Zeitungen und Briefe aus Bombay vom 25. Februar beschäͤftigen sich fast ausschließlich mit Herrn Wilson's neuen Finanz⸗Vorlagen und Finanz⸗Planen. Nach dem, was vor⸗ liegt, scheinen sie im Allgemeinen nicht ungünstig aufgenommen worden zu sein. Die Einkommensteuer in ihrer maßvollen Anwen dung verspricht eine starke Revenue abzuwerfen, ohne den Einzelnen übermäßig zu drücken; das früher beantragte Steuersystem auf Gewerbe aller Art ist auf einen nominellen Kompromißgrad zu⸗ sammengeschrumpft, und die Zolländerungen scheinen den Verhält⸗- nissen des Landes mit Geschick angepaßt zu sein und dabei eine starke Revenue zu verheißen. Ueber den Schlußstein, der dieses neue Finanzsystem krönen soll, über die Modalitäten der neu ein⸗ zuführenden Papierwährung (Regierungs ⸗Banknoten) find die
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Wien, Sonnabend, 24. März, Abends. (Wolff’s Tel. Bur.) Dem Reichsrathe wird im Mai das Budget vorgelegt werden.
Die Modalitäten der neuen Anleihe fanden eine günstige Auf⸗ nahme. Heute Abend begannen Kreditactien zu 193.30, Nationale zu 80.70. “
Bern, Sonnabend, 24. März. (Wolff's Tel. Bur.) Comité 8 aus dem nördlichen Savoyen haben Protestationen gegen die An⸗ nexion an den Kaiser der Franzofen und den König von Sardinien gerichtet. Sie verlangen eine neue Abstimmung und Anschluß an
die Schweiz. .
Man hat Adressen abgefaßt und Deputationen an den Bundesrath abgeordnet
um die Hülfe der Eidgenossenschaft zu G verlangen