1860 / 119 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

nister, gleich ihm, Anhänger der Nichtinterven ons⸗Politik seien,

sie in dem vorliegenden Falle einen gesetzwidrigen Anschlag erblicken, der den Zweck habe, einem Volke Beistand gegen einen be. Ehe- zu leisten, welcher zu England in freundschaftlichen Beziehungen stehe. Wenn man solche Dinge in der Ordnung finde, mit welchem Grunde könne man sich dann uͤber das Benehmen Amerikas und über die Expedition Walker's, über den doch im Parlamente so viel geschimpft worden sei, beklagen? Er habe keine Sympathie für Neapel, vielmehr sei er ein Freund der seiliani⸗ schen Sache; doch dürfe er sich dadurch in dem, was es für Recht halte, nicht beirren lassen. Er richte an den Staatssecretair des Auswärtigen die Frage, wie es sich mit der Nachricht verhalte, daß englische Schiffe Gari⸗ baldi bei seiner Landung zu Marsala hülfreiche Hand geleistet hätten. Lord J. Russell entgegnete, er habe an dem heutigen Tage von der Admiralität eine telegraphische Depesche des Offiziers erhalten, welcher eines der erwähn⸗ ten englischen Schiffe, nämlich den „Intrepid“, befehligte. Es befinde sich viel britisches Eigenthum in Marsala, und von der Zeit an, wo es hieß, daß Garibaldi eine Expedition nach Sicilien beabsichtige, sei sowohl an das Auswärtige Amt, wie an den Befehlshaber der Mittelmeer⸗ Flotte, Admiral Fanshawe, die Bitte ergangen, Schiffe zum Schute britischen Eigenthums abzusenden. Der Admiral habe demgemäß den „Intrepid“ und den „Argus“ nach Marsala geschickt. Der „Intrepid“ sei seines Wissens am 11. Mai angekommen, und bald nachher seien zwei Kauffahrer mit Garibaldi's Streitkräften angelangt und haät⸗ ten begonnen, dieselben an’'s Land zu setzen. Während der Lan⸗ dung haͤtten sich zwei neapolitanische Kriegsschiffe, ein Dampfer nämlich und eine Korbette, Marsala genähert, jedoch nach Aussage des englischen Offiziers, obgleich sie es hätten thun können, nicht auf die Garibaldischen Schiffe und Mannschaften gefeuert. Daß die englischen Schiffe die neapoli⸗ tanischen nicht am Feuern verhindert hätten, davon melde der Bericht des englischen Offiziers allerdings nichts. Wohl aber sage er, daß die Neapolitaner, obgleich sie die Gelegenheit dazu gehabt, nicht gefeuert hätten. Er berichte ferner, daß nach Landung der Expeditions⸗ Mannschaften der Befehlshaber des neapolitanischen Dampfers zu ihm gekommen sei und ihn gebeten habe, ein englisches Boot abzusenden, um von den beiden Kauffahrern Besitz zu ergreifen. Das zu thun, habe der englische Öffizier, Capitain Marrhyatt, abgelehnt, und habe ganz recht daran gethan. Ex habe keine Instructio⸗ nen gehabt, die ihn ermächtigt hätten, die Schiffe zu nehmen oder sich überhaupt bei den Vorgängen zu betheiligen. Seine Instructionen hätten ihm, in Uebereinstimmung mit der Haltung der britischen Regierung, ge⸗ boten, Angesichts des gegenwärtigen Kampfes eine vollständige Neu⸗ tralität zu beobachten. Es lasse sich aus seinem Berichte, wenn er es gleich nicht ausdrücklich sage, wohl der Schluß ziehen, daß die englischen Schiffe die neapolitanischen nicht am Feuern verhindert hätten. Der neapolitanische Capitain habe den englischen aufge⸗ fordert, diejenigen seiner Offiziere, welche sich etwa am Lande be⸗ finden moͤchten, aus Marsala zurückzurufen. Der Engländer habe das be⸗ treffende Signal gegeben, und sobald die Offiziere an Bord gewesen, hätten die Neapolitaner das Feuer auf die Stadt Marsala eröffnet. Es müsse das als ein Akt internationaler Höflichkeit von Seiten des neapolitanischen Capitains betrachtet werden, beweise aber nicht, daß die englischen Schiffe seinem Feuer im Wege gewesen seien. Es zeige sich nicht, daß der englische Offizier in irgend einer Weise seine Pflicht überschritten habe. Er sei zu dem Zwecke dagewesen, um die britischen Interessen zu schützen, und weiter habe er nichts gethan Was die gerichtliche Verfolgung derer, welche für Garibaldi zeich⸗ neten, betreffe, so werde sich die Regierung wohl nicht darauf einlassen, da in dergleichen Fällen eine Verurtheilung nur schwer zu erzielen sei. Der Vergleich zwischen Walker und Garibaldi treffe nicht zu. Walker habe zu selbstischen Zwecken einen Einfall in fremdes Gebiet gemacht und dasselbe zu erobern gesucht. Anders stehe es mit einem Patrioten, der für die Unabhängigkeit seines Vaterlandes kämpfe. Das menschliche Gefühl unterscheide zwischen dem verbrecherischen Freibeuter einer⸗ und dem Helden und Patrioten andererseits. Der Mann, welcher im Jahre 1688 in England landete, sei auch ein gro⸗ ßer Flibustier gewesen. Nicht nur bedeutende Unterstützung sei ihm zu Theil geworden, sondern das ganze englische Volk habe sich um ihn geschaart. Je⸗ ner Freibeuterzug sei von Erfolg gekrönt gewesen. Wenn man Garibaldi einen Menschen nenne, der gegen einen Souverain kämpfe, welchen er respektiren müßte, oder wenn man von dem Papste bemerke, er suche seine Autorität durch unrechtmäßige Mittel zu behaupten, so lasse sich das gut sagen. Aber wenn man solche Dinge so leicht hin spreche, so komme dabei nicht viel heraus. Es seien das Fragen, welche eine reifliche Prüfung erheischten, und bei welchen man mit seinem juristischen, politischen und moralischen Verdammungs⸗Urtheile oder mit seinem Lobe nicht zu rasch bei der Hand sein dürfe. H. D. Seymour scheint es, daß Lord J. Russell sich in Bezug auf die Garibaldische Expedition eine sehr prononcirte Meinung gebildet habe, und er drückt sein Befremden darüber aus, daß der Staatssecretair des Auswärtigen sich in einer Weise ausgesprochen habe, die geeignet sei, die⸗ b Fln zu ermuthigen, welche Lust häͤtten, Garibaldi zu untersüützen. Lord

Russell: Ich habe überhaupt gar keine Meinung ausgesprochen, son⸗

dern blos gesagt, jeder einzelne Fall müsse an und für fich betrachtet wer⸗

den. Seymour: Wenn ich den edlen Lord recht verstanden habe, so

er Garibaldi mit Wilhelm III, von England Lord 9. ah Nein, ich verglich Walker, und nicht Garibaldi, mit Wilhelm III. (Heiter⸗ keit.) Seymour meinte, wenn das Unternehmen Garibaldi'’s glücke, so könne derselbe dort leicht eine bessere Regierung, als die neapolltanische gründen. Bedenke man jedoch, wie schwer es sei, Sicilien von der nea⸗ politanischen Herrschaft loszureißen, und was für europäische Verwicklun⸗ 8 veee. nothwendig hervorgehen würden, so müsse

en, daß die Insel in de en jetzi 7 Beng er hecghe Insel in den Händen ihrer jetzigen, rechtmäßigen

19. Mai. Gestern war im Palaste großer Empfang zur Feier des Geburtstages

von St. James Ihrer Majestät der

Königin. den verschiedenen inistern fanden Gala⸗D

statt. Die fremden Diplomaten dinirten beim Staatssecretair dis Auswärtigen, Lord J. Russell, und begaben sich dann grö la- theils in die von Lady Palmerston veranstaltete Abend⸗Gesgüshte

Ihre Majestaͤt die Königin ist heute in Begleittasheft Prinz⸗Gemahls und der jüngern Mitglieder der Königl. Sn. nach Osborne auf der Insel Wight abgereist. Nachmitten war Ministerrath in Lord Palmerston’'s Amtswohnung. ag 8 Die Zeichnungen fuͤr die beantragte internationale london Industrie⸗Ausstellung des Jahres 1862 betragen bereitn 239,750 Pfd. Die veranschlagte Garantiesumme ist bekanntlich 250,000 Pfd., zu der Prinz Albert 10,000 Pfd. beizusteuern ver⸗ sprochen hat, wenn erst 240,000 Pfd. gezeichnet sind. Sena wäre der Garantiefond heute schon so gut wie vollständig.

veerhaar. Paris, 18. Mak. Trotz des Widerspruchs

der „Patrie“ ist es doch richtig, daß vier französische Kriegsschif nach den neapolitanischen Gewässern abgegangen sind. Vorgestenn ist nach einem Ministerrathe die Ordre an den Vice⸗Admiral Je, henne bei den hyerischen Inseln abgegangen, von dort mit dem d. nienschiff „Donawerth“ und zwei Fregatten nach Sud⸗Italien ab⸗ zugehen, wohin Brenier, der franzöͤsische Gesandte in Neapel, Hülfe für seine Schutzbefohlenen verlangt hat. Eine an der sieilischen Küste hydrographisch beschäftigte Fregatte hat Befehl bekommen sich dem Geschwader anzuschließen. Ein Zusatz⸗Artikel des zwischen Frankreich und Abyssinien abgeschlossenen Vertrages stellt fest, daß „die Auswanderung freier Arbeiter möglichst begünstigt“ werden soll Der französische Gesandte in Stockholm, Damremont, ist zur Dis⸗ position gestellt; ihn ersetzt Baͤudin aus Kopenhagen, wohin dann Dotezaec wieder geht; er war bereits einmal zwölf Jahre dort und soll die deutsch dänischen Händel ganz genau kennen. Der Pri⸗ fekt der Haute Saone, Dien, ist in Chambery angekommen und wird dort vorläufig als „Kaiserlicher Kommissar“ fungiren. Die savoyische Geistlichkeit petitionirt beim Kaiser, die kirchliche Ehe obligatorisch zu machen und die Civilehe jener unterzuordnen. Die Handelszone, welche Chablais und Faucigny zugestanden worden ist, wird von den andern Landestheilen Savoyens mit sehr scheelen Augen angesehen. Deerr Fregatten⸗Capitain Choin, welcher von der Anklage, den Verlust des „Duguesclin“ verschuldet zu haben, freigesprochen worden, dann aber aus der Marine ausgetreten war, ist jetzt zum Kaiserlichen Kommissar beim ersten Kriegsrath in Brest er⸗ nannt worden.

„Der Telegraph zwischen Algier und Tunis ist am 8. Mai eröffnet worden. Nächstens erscheint in Tunis eine wöchentliche Staats⸗Zeitung in arabischer, hebräischer und französischer Sprache. 19. Mai. Der Staatsrath wird das Gesetz von 1850 über die Organisation des Privatunterrichts dahin abändern, daß Religions⸗Gemeinschaften und Mitglieder der Geistlichkeit zur Lei⸗ tung einer freien Schule auch der ausdrücklichen Genehmigung Seitens der Regierung bedürfen. Großfürst Nikolaus von Ruß⸗ land hat Paris verlassen und sich zunächst nach Stuttgart begeben. Gegen den Pfarrer von Montmorency und noch einen andern Geistlichen ist die Untersuchung eingeleitet worden wegen Predig⸗ ten, welche dieselben über die gefährliche Lage des Papstes gehal⸗ ten haben. 1

Drei Kriegsschi fe in Toulon haben Ordre nach Aegypten er⸗ halten. Wie es heißt, werden Maßregeln zur Bildung eines Re⸗ serve⸗Geschwaders getroffen. Im „Vogesen⸗Courrier“ liest man: „Nach einem vom Kaiser genehmigten Plane sollen die Jahres⸗ Kontingente künftig in zwei ziemlich gleiche Theile getheilt werden. Ein Theil davon tritt in die aktive Armee, der andere bildet die Reserve, bleibt vorläufig zu Hause und wird cantonsweise in Com⸗ pagnieen von 120 130 Mann alljährlich einen Monat lang in der Hauptstadt ihres resp. Bezirks exerzirt.“

20. Mai. Der heutige „Moniteur“ meldet, der Kaiser sei von La Motte Beuvron zuruͤckgekehrt und habe gestern den Vorsitz im Ministerrathe geführt. 8

Wie das amtliche Blatt ferner meldet, hat der gesetzgebende Körper den Gesetzentwurf in Betreff von Kaffee und Zucker mit 233 gegen 10 Stimmen angenommen.

Spanien. Aus Madrid, 17. Mai, Abends, wird tele⸗ graphisch gemeldet, daß die Gerüchte von dem neuen Ausbruche des Bürgerkrieges in Marokko unbegründet seien. Diese Devpesche soll wohl nur bedeuten, daß die inneren marokkanischen Thronhändel nicht so schlimm sind, daß sie Einfluß auf Vollzug der Friedens⸗

Stipulationen haben werden, wie befürchtet ward. General

Concha ist zum Präsidenten des Senats ernannt worden. Italien. Matland, 17. Mai. Der Kardinal Corsi in Pisa hat verboten, beim Verfassungsfeste die Glocken zu läuten. Am 13ten wurde der Bischof von Faenza verhaftet, welcher ebenfalls dem Klerus verboten hatte, das Verfassungsfest zu feiern. Derselbe wird in seinem Palaste von Carabiniers bewacht, weil seine Ge⸗ sundheitsumstände nicht gestatten, ihn wegzuführen. 18. Mai. In der Kammersitzung vom 16ten hat das Ministerium des Innern einen Antrag vorgelegt, zur Unterstützung

des zminister hat beantragt, das sardinische Gesetz uͤber die

g olit schen Flüchtlinge jährlich 300,000 Lire zu bewilligen. Der 8 ruppen⸗

bung auf die neuen Provinzen auszudehnen und sogleich mit der Aushebung zu beginnen.

Turin, 12. Mai. Aus Sassari begab sich, wie die „N. M. tg.“ meldet, eine Gemeinde⸗Deputation mit dem dortigen Erz⸗ Ficchofe, dem Decane und dem Professor Francesco Coßs nach Turin, um von der Regierung Wiederersetzung des Schadens, welchen die Armee der Diktatur dort verursachte, zu verlangen und die Wiedereinsetzung des seit April aufgehobenen Appellgerichtes und die Unterhaltung der Universität zu erbitten. Die Deputation selbst hegt nur geringe Hoffnung auf Erfolg und will sich eigent⸗ lich nur der Gesinnung der Regierung vergewissern. Sassari ist, wie zu bemerken, jene Stadt, welche Napoleon zum sardinischen

eputirten wählte. 88 17. Mai.

Aushe

Es heißt, die Regierung habe Befehl gegeben, die Einkünfte des erledigten Erzbisthums in Besitz zu nehmen. Das Kapitel wird sich behufs einer neuen Ernennung versammeln; aͤllein man glaubt, daß sich die Regierung die Bestätigung vor⸗ behalten werde. 1 Der Kommandant des englischen Kriegsschiffes, welches bei Marsala den Kampf der neapolitanischen Marine mit den Gari⸗ haldischen Schiffen unterbrach, soll der kürzlich mit dem Maurizius⸗ und Lazarus⸗Orden dekorirte Capitain Paynter gewesen sein. 18 Mai. Die Räumung der Lombardei von französischen Truppen findet unaufgehalten satt. Bergamo wird bis 22sten vollständig geräumt sein, das 6. und 8. französische Husaren⸗Regi⸗

ment wird am 25sten und 26sten abmarschiren. 19. Mai. Außer dem Bischof von Faenza und dem Vikar von Bologna wird auch der Bischof von Imola gerichtlich verfolgt. Der Erzbischof von Pisa wird wegen Nichtbefolgung der Befehle der Regierung gewaltsam nach Turin gebracht. Genua, 17. Mai. Der Redacteur des „Cattolico“ wurde zu Gmonatlichem Kerker und 300 Fr. Geldbuße verurtheilt, weil er gemeldet, daß sich am Bord des „Governolo“ 200,000 Fr. für das stzilianische Nationalcomité befanden. 8 Bologna, 13. Mai. Diesen Morgen ist der erzbischöfliche Provikar Monsignor Ratta verhaftet und nach Alessandria abge⸗ führt worden. Er ist beschuldigt, den Pfarrern das Absingen des Te Deum beim Verfassungsfeste untersagt zu haben. Man ließ Geistliche aus den benachbarten Provinzen zur Abhaltung der kirch⸗ lichen Feier kommen. Es heißt, daß auch der Kardinal Vanieelli

in Ferrara verhaftet wurde.

19. Mai. (Wolff's Tel. Bur.) Die ist unrichtig, daß die Division Bazaine dieselbe werde am 26. in Paris ein⸗

Paris, Sonnabend, heutige „Patrie“ sagt: es Contreordre erhalten habe; treffen. G“

Paris, Sonnabend, 19. Mai. (Wolff's Tel. Bur.) Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Turin vom heutigen Tage wird der Bischof von Faenza den Erzbischof von Bologna vertreten, der nach Turin gebracht werden soll, weil er sich geweigert hat, dem Be⸗ fehle der Regierung nachzukommen.

Paris, Sonntag, 20. Mai, Nachmittags. (Wolff's Tel. Bur.) Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Neapel vom jigten d. war der Ausgang des Gefechtes bei Calatafime von keiner Entscheidung. Die Truppen sind nach Palermo zurückgekehrt, von wo zwei Kolonnen, eine jede 3000 Mann stark, ausgezogen waren, um die Insurgenten zu verfolgen. Man schätzt die Zahl der mit Garibaldi vereinigten Eingebornen auf mehr als 6000 Mann.

Turin, Sonnabend, 19. Mai. (Wolff’s Tel. Bur.) Hier eingetroffene Nachrichten aus Neapel vom 16ten d. melden, daß das 6te Regiment sich geweigert habe, bei der am 13ten in Pa⸗ lermo stattgehabten Demonstration auf das Volk zu feuern. Ge⸗ neral Salzano war Willens, das Regiment zu dezimiren: sechs Offiziere gingen zu den Insurgenten über, fieben wurden ver⸗ haftet. Die Regierung hätte angeblich die Absicht gehabt, den Grafen Trani zum Vicekönig zu ernennen und eine Amnestie zu

erlassen. Marseille, Sonnabend, 19. Mai. (Wolff's Tel. Bur.) Nach

hier eingetroffenen Nachrichten aus Aleppo vom 28. v. Mts. hatte man an den Thüren der dortigen Christenhäuser Aufforde⸗ rungen zum Morde der Christen angeheftet. Der Gouverneur hatte zwar die Rädelsführer verhaften lassen, die Garnison war indeß unzureichend und hielt man die Ausübung der Justiz für unmöglich. Man fuürchtete einen neuen Ausbruch des Fanatismus. Nachrichten aus Neapel vom 15. d. melden, daß der Minister

schreiben an das diplomatische Corps die piemontesische Regierun g anklage, sie habe die Organisation und den Abmarsch der Garibal⸗ dischen Banden, trotz ihres Versprechens, es zu verhindern, ge⸗ schehen lassen. Das Attentat verletze die völkerrechtlichen Gesetze.

Eine blutige Anarchie werde ganz Europa in Gefahr bringen, und

weise er die Verantwortlichkeit für solche Missethaten auf die Ur⸗ Der sardinische Gesandte Villa-⸗ die falschen Beschul⸗

heber und Theilnehmer zuruͤck. marina protestirte gegen die Anklagen und digungen.

Man glaubt noch immer, daß Garibaldi selbst sich nach Calabrien gewendet habe.

Zum Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr 1860. Der Etat der Marine⸗Verwaltung.

Der Etat der Marineverwaltung weist in Einnahme eine Summ von 20,296 Thlr., also 600 Thlr. mehr, an laufenden Ausgaben 906,732 Thlr., also 87,222 Thlr. mehr, an einmaligen Ausgaben 1,100,000 Thlr., also 253,176 Thlr. weniger, als der vorjährige Etat nach. Im Ganzen also bedarf die Marine in diesem Jahre nach Abzug der Einnahmen 1,986,436 Thlr. Zuschuß, also 166,554 Thlr. weniger als im Jahre 1859.

Die Einnahmen berechnen sich 1) aus den Einnahmen aus der Landesverwaltung des Jahde⸗Gebiets mit 19,096 Thlr., und aus verschie⸗ denen Einnahmen mit 1200 Thlr., d. i. 600 Thlr. gegen 1859 höher, welche als Miethsentschädigung von dem Chef der Marine⸗Verwaltung entrichtet worden, der in dem für die Bureaux der Admiralität gemietheten Hause, Wilhelmsstr. Nr. 70, eine Dienstwohnung bezogen hat. 8

Die laufenden Ausgaben betreffke:

1) Admiralität 48,650 Thlr. 2) Stations⸗Intendantur 26,020 3) Für das Militair⸗Personal.⸗ 350,479 4 die Indiensthaltung der Fahrzeuge 198,533 Krankenpflege. . 19,200 Serviskosten 14,500 Reisekosten .16,000 Rechtspflege, Seelsorge, Unter⸗ richtswesen und wissenschaft⸗ liche Zwecke 11“ Material verschiedene Ausgaben 10,000 die Landesverwaltung des Jahde⸗ gebiets. ... . .. 1“”] 18,810 in Summa-.... 906,732 Thlr. + 87,222. In der Budget⸗Kommission wurde zunächst auf die in voriger Session gefaßten Beschlüsse zurückgekommen, daß die Königliche Staats⸗Regierung bei Aufstellung des Etats für 1860, „dem Hause der Abgeordneten einen festen Plan mittheile, aus welchem der Zweck der Preußischen Kriegs⸗ marine und die in einem bestimmten Zeitraume zu vollendende Ausfüh⸗ rung desselben zu ersehen ist“ und „die einzelnen Ausgabe⸗Positionen des Etats der Marine⸗Verwaltung diesem Plane gemäͤß so eingerichtet würden, daß eine Uebersicht der im Jahre 1860 vorzunehmenden Arbeiten zur Gründung der preußischen Seemacht aus demselben entnommen werden könne“. Nach den Erklärungen des Regierungs⸗Kommissarius ist nun ein solcher Plan allerdings ausgearbeitet, befindet sich aber noch im Stadium der Berathung. Die Gründlichkeit und Ausführlichkeit, mit welcher die Admiralität die Absicht habe, einen Plan für die Gründung der Marine festzustellen, habe die Vollendung der Vorberathung desselben durch alle Stadien noch nicht ermöglicht; für die Etats⸗Aufstellung des künftigen Jahres könne ein solcher bestimmter Plan jedenfalls in Aussicht gestellt werden. Dagegen ist der im vorigen Jahre gegebenen Zusage, mit dem Etat für das Jahr 1860 eine übersichtliche Zusammenstellung. aller seit dem Jahre 1853 für den Schiffsbau verausgabten Summen vorzulegen, Folge gegeben. Nach dieser Uebersicht find von 1851 59 über⸗ haupt für den Schiffsbau verwendet 2,004,377 Thlr. Der Bestand der seetüchtigen Kriegsfahrzeuge hat sich im Jahre 1859 um die „Arkona“ und das Transportschiff „Elbe“ vermehrt, das Letztere ist mit einem Kosten⸗Aufwande von 50,000 Thlrn. für erste Anschaffung, dem wohl noch eine erhebliche Summe für Ausrüstung hinzugerechnet werden mu angekauft Die „Loreley“ (3 Kanonen) ist völlig kriegs⸗ und seefertig gemacht, die „Gazelle“ (28 Kanonen) ist vom Stapel gelassen und wir in diesem Jahre beendet. Der Bau bon 19 Schrauben⸗Kanonenbooten, dessen Beendigung in diesem Frühjahre zu erwarten steht, ist angeordnet worden und die Kosten werden aus dem außerordentlichen Kredite be⸗ stritten, der für die Kriegsbereitschaft der Staatsregierung im vorigen Jahre zur Dispofition gestellt ist. Die Ausgaben selbst sind in der Budget⸗ Kommission nicht bemängelt, sondern in ihren Mehr⸗ und Minderbeträgen ür gerechtfertigt anerkannt. ö“ 1 Lals We außerordentliche Ausgaben sind im Etat ausgebracht:

gegen 1859,

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15,560 188,980

1) zu Ausgaben in Betreff des Jahde⸗ Febiets .. .. . .. 2) zur Herstellung des Kriegshafens an der Kordsee und zur Fortsetzung

der Bauten. .... + 200,000 3) zu Schiffsbauten und hierauf be⸗

züglichen Anlagen. 324,000

10,000 Thlr.

700,000

der auswärtigen Angelegenheiten, Caraffa, in einem Cirkular⸗

100,000 Thir. 253,770 Tdlr.