1860 / 164 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

licherer Liebe und Erbarmen zu umfassen suchen, je mehr sie um der traurigen Verirrung ihrer Eltern willen zu beklagen sind.

Die evangelische Kirche kann den weiteren Verlauf und den endlichen Verfall des Dissidententhums mit ruhiger Gewißheit er⸗ warten und wird vor Allem Herz und Hand offen zu halten haben, die von dort aus tiefer geistlicher Noth nach Rettung sich sehnen⸗ den Seelen wieder zu dem ewigen Fels, Christus, zu leiten

Berlin, den 21. Februar 1860. 11

Evangelischer Ober⸗Kirchenrath.

An 8 ö 8 sistorien.

*

tliche Köni

ngekommen: Se. Durchlaucht der Fürst zu Ben ecklenburg⸗Rheda, von Rheda. 8

Abgereist: Der Wirkliche Geheime und Ministerial⸗Direktor von der Reck,

Hamburg, 12. Juli. In der gestrigen Sitzung der Bür⸗ gerschaft wurde der die Rechtspflege betreffende Siebente Abschnitt der Verfassung erledigt, nachdem der das Konflikten⸗Gesetz ableh⸗ nende Antrag zum Art. 97, mit 83 gegen 40 Stimmen angenom⸗ men worden war. Der dann folgende achte Abschnitt, Art. 110 bis 112, betrifft die Kirche und das Unterrichtswesen. Nach län⸗ gerer Diskussion wurde Art. 110 mit folgender Abänderung an⸗

enommen: „Ueber die Bedingungen zur Bildung neuer religiöser

emeinschaften entscheidet das Gesetz. Die gesetzmäßig bestehenden und die künftig sich bildenden religiösen Gemeinschaften verwalten ihre Angelegenheiten selbstständig, jedoch unter Oberaufsicht des Staates.“ Auch gelangte ein Antrag zur Annahme, demzufolge das religiöse Bekenntniß nicht blos den staatsbürgerlichen, sondern auch den bürgerlichen Pflichten keinen Abbruch thun darf. (H. B. H.)

Frankfurt a. M., 12. Juli. In der heutigen Sitzung des Bundestages stellten Preußen, Hannover, Oldenburg und Bremen, unter Vorlegung des Materials der Küstenbefestigungs⸗Kommission bestimmte Anträge bezüglich der Küstenbefestigung. Dieselben wur⸗ den dem Militair⸗Ausschusse zugewiesen.

Schweiz. Bern, 11. Juli. Im Nationalrathe kam gestern der Bericht des Bundesrathes über den Stand der Savoyer⸗Frage zur Behandlung. Dr. Escher stellte Namens der Kommission den Antrag: „Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossen⸗ schaft, nach Einsicht der zweiten Botschaft des Bundesrathes üͤber die Savoyer⸗Frage vom 25. Juni 1860, beschließt: Die dem Bundesrathe am 4. April l. J. übertragenen Vollmachten werden, so weit sie bei der gegenwärtigen Sachlage noch Anwendung finden, erneuert.“ Nach einer ziemlich lebhaften Debatte wurde die vom Abgeordneten Curti beantragte Ordnungs⸗Motion, die Angelegen⸗ heit zu verschieben und die Kommission zu beauftragen, alle sach⸗ bezüglichen Akten vorzulegen, angenommen. Der Antragsteller warf nämlich der Kommission vor, ihr Bericht entspreche der Lage der Akten nicht.

Großbritannien und Irland. London, 11. Juli.

n der gestrigen Oberhaus⸗Sitzung lenkte Lord Stratford de * edeliffe die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Vorgänge in Syrien. Die Gegenden, in welchen die Metzeleien stattgefunden hätten, bemerkte er, seien ein sehr eigenthümlicher Landstrich. Die dort lebenden Gebirgsbewohner seien in der Civilisation sehr zurück, durch Religions⸗ Haß 28— und in Folge davon heftigen Zusammenstößen noch mehr ausgesetzt, als die Bewohner anderer Theile der Türkei, wo leider auch Ursachen der Zwietracht und gegenseitiger Aufregung jederzeit nur allzu leicht in Flammen auszubrechen drohten. In einer früheren Zeit sei das Land im Besitze des Pascha’'s von Aegypten gewesen, es sei nicht mehr als billig, offen anzuerkennen, daß, wenngleich Ihrer Majestät Streitkräfte vornehmlich aus politischen Gründen dazu beigetragen hätten, es wieder unter türkische Botmäßigkeit zu bringen, Mehemet Ali dort in einer Weise regiert habe, die mehr geeignet gewesen sei, den Bewohnern Sicherheit zu verleihen, als sich das von späteren Zeiten sagen lasse. Die Bevölkerung bestehe zuvörderst aus den Drusen, einem Volksstamme heidnischen Ursprunges, der sich größtentheils zum mohamedanischen Glauben bekenne und mit seinen religibsen Vorurtheilen einen nicht ge⸗ ringen Grad von Wildheit des Charakters verbinde. Dann seien da die Maroniten, die sich zum katholischen Glauben bekennten, jedoch trotz ihres Christenthums zu Z— in ihren Kämpfen untereinander und mit ihren Nachbarn wenig Rücksicht auf die Gebote der Menschlichkeit nähmen. Die übrigen Volksstämme, wie die Metualis und die Pezibis, hätten weniger Politische Wichtigkeit unt seien der Zahl nach weit geringer, als

Drusen und Maroniten. Die Drusen ständen vermöge ihrer Religion in den innigsten Beziehungen zu der türkischen Regierung, während die Maro⸗ niten als Christen ihre Blicke stets mehr auf die christlichen Mächte und zwar namentlich auf Frankreich gerichtet hätten, dessen Regierung sich schon von Alters her gewissermaßen als ihre Schutzmacht betrachtet habe. Im Mai nun hätten die Drusen einen in der Nähe der Küste gelegenen Ort, Namens Reib Meri, angegriffen, wo schon früher Gewaltthat und Blutver⸗ gießen verübt worden sei. Später hätten sie, verstärkt durch zahlreiche Scha⸗ ren von Kurden und Beduinen, der Reihe nach mehrere große Städte ange⸗ griffen und daselbst die schrecklichsten Gräuelthaten begangen. Dem Verneh⸗ men nach seien Weiber und Kinder eben so gut abgeschlachtet worden, wie die Männer. Dann seien die Drusen nach Zaleh, einer nicht weit vom Mittelmeere und von Beyrut gelegenen Stadt, marschirt. Auch Damaskus werde, wie es heiße, von ihnen bedroht, und die Christen daselbst befänden sich in der größten Bestürzung. Nicht blos Menschlichkeits⸗Rücksichten seien es, welche der Frage ein bedeutendes Interesse verliehen, sondern es handle sich auch um politische Folgen von der größten . en Frankreich habe, wenn auch nicht das po sitibe Recht, so doch die stärksten Beweggründe, sich einzumischen, um jenen furchtbaren Freveln Einhalt zu thun. Aus Druck⸗ schriften habe er ersehen, daß die französische Regierung der Pforte bereits ihre Absicht kundgethan habe, zum Schutze der französischen Unterthanen, wie überhaupt der Christen in ganz Syrien einzuschreiten. Sodann kämen noch die diplomatischen Umtriebe Rußlands in Bezug auf die Christen in an⸗ deren Theilen des ottomanischen Reiches in Betracht, und es gehe das Gerede von einem zwischen Frankreich und Rußland hinsichtlich der Türkei getroffenen Abkommen. Es sei deshalb dringend zu wuüͤnschen, daß die englische Regierung ohne Verzug ein Verfahren einschlage, welches nicht nur der Sache der Menschlichkeit, sondern auch den ernstlich gefährdeten politischen Interessen Englands diene. Es scheine einiger Grund zu der Annahme vorhanden, daß die türkischen Behörden sich in Bezug auf die Unterdrückung der Unruhen in Syrien laͤssig bewiesen hätten. Er richte nun an den Unterstaatssecretär des Auswärtigen 89 Fragen: Hat die englische Regierung amtliche Nachrichten erhalten, welche die Gerüchte von dem unter den Christen in verschiedenen Gegenden Syriens angerichteten Blutbade be⸗ stätigen? Wann find solche Nachrichten eingetroffen, und wie weit reichen sie? Ist die Regierung geneigt, einen Theil der betreffenden Schriftstücke vorzulegen, und wann gedenkt sie es zu thun? Hat sie, entweder allein oder im Einvernehmen mit anderen Mächten, Schritte gethan, um die Christen und namentlich die englischen Unterthanen in Syrien zu schützen, und was sind dies für Schritte? Ist sie davon in Kenntniß gesetzt worden, daß Herr Thouvenel den franzöͤsischen Bot⸗ schafter in Konstantinopel angewiesen hat, der Pforte zu erklären, daß Frankreich verpflichtet sei, dem Blutvergießen in Syrien ein Ende zu machen? Schließlich erwähnt Lord Redeliffe der am vorigen Tage von Lord Brougham in Bezug auf das Völkerrecht gethanen Aeuße⸗ rung, die ihn, als von bichen Seite kommend, einigermaßen befremdet habe. Der Unter⸗Staatssecretair des Auswärtigen, Lord Wodehouse, sagte, da Lord Redeliffe ihm nicht vorher die Fragen, die zu stellen er beabsichtigte, genau angezeigt habe, so werde er sich wohl außer Stande sehen, sie so be⸗ stimmt sn beantworten, wie er gewünscht hätte. In Bezug auf die Frage, was für Nachrichten die Regierung aus Syrien erhalten habe, müsse er leider die in den Zeitungen veröffentlichten traurigen Berichte vollständig bestätigen. Noch gestern seien Depeschen eingelaufen; wie weit sie reichen, vermöge er augenblicklich nicht zu sagen, eine aber sei vom 18. Juni. Derselben zu⸗ folge seien Hasbeiha und Zaleh die Haupt⸗Schauplätze der Gräuelthaten gewesen. An ersterem Orte seien die angesehensten Christen versammelt ge⸗ wesen und, nachdem sie sich zur Niederlegung ihrer Waffen hätten bewegen lassen, am nächsten Tage von den Drusen angegriffen und zum großen Theile im Beisein der türkischen Garnison, die der Sache ruhig 89 nie⸗ dergemetzelt worden. Ein bedeutender Theil der Christen jedoch sei ent⸗ kommen. Das Blutbad habe sich übrigens nicht auf die Christen be⸗ schränkt, sondern der den Befehl führende Drusen⸗Häuptling habe die Ge⸗ legenbeit benutzt, um sich an einigen Mohamedanern zu rächen, gegen die er einen Groll hatte. Auch einer großen 88en Christen in Zaleh sei es gelungen, sich, ehe das Blutbad begann, durch die Flucht zu retten. Die türkischen Truppen in der Nähe von Zaleh hätten die Hände in den Schooß gelegt und nichts ge⸗ than, um den Drusen Widerstand zu leisten. Die einzige Entschul⸗ digung, die sich für sie anführen lasse, sei ihre Ohnmacht. Die Ge⸗ sandten der verschiedenen Mächte seien vor einigen Wochen zusammen⸗ gekommen und hätten gemeinsam beschlossen, die Konsuln ihrer Nationen in Syrien dahin zu instruiren, daß sie die türkischen Paschas zu. ener⸗ gischem Handeln veranlassen sollten. In Frankreich sei die Nachricht an⸗ gekommen, daß ein Pascha mit ausgedehnten Vollmachten zur Unterdrückung der Rebellion abgesandt worden sei. Auch Truppenverstärkungen seien nach Syrien abgegangen. Der letzte Bericht, den die englische Regierung erhalten habe, ruͤhre vom englischen Konsul in Damascus her, welcher keine besonderen Befürchtungen für die Sicherheit der Stadt zu hegen schien. Sobald die Vorgänge in Syrien zur Kenntniß der eng⸗ lischen Regierung gelangt seien, habe sie den Admiral Martin mit seinem Geschwader zum Schutze der britischen Unterthanen an die syrische Küste gesandt. Zu demselben Zwecke habe die fran⸗ zösische Regierung Kriegsschiffe hingeschickt. Auch russische Schiffe und I anderer Nationen befänden sich dort. Die englische Regierung habe sich mit den Regierungen der Türkei, Rußlands, Preußens, Oester⸗ reichs und Frankreichs über die zu ergreifenden Maßregeln berathen. Was die Angabe betreffe, als 18 Herr Thouvenel der Pforte erklärt, 1g⸗ Regierung werde sich genöthigt sehen, starke Maßregeln zu ergreifen, alls die Pforte außer Stande sei, die Unruhen zu unterdrücken, ver⸗ möge er nichts weiter zu sagen, als daß die englische Regierung keine derartige Mittheilung aus Paris erhalten habe. Alle Mächte hegen den ernstlichen Wunsch, daß Schritte in der Sache gethan werden mögen, und die englische Regierung widme der Angelegenheit die größte Aufmerk⸗ samkeit. Den Berichten eines der Konsuln zufolge irrten an 20,000 Weiber und Kinber obdachlos im Gebirge umher und seien der Gefahr

ausgesetzt, von den Drusen ermordet zu werden. Die traurige Lage der Christen in jenen Gegenden, wo die Autorität der Pforte aner⸗ kanntermaßen äußerst schwach sei, erheischt allerdings die sorgfältigste Beachtung von Seiten der Regierung. Lord Brougham meinte, die Gräuelthaten in Syrien fänden ihre Erklärung wohl weniger in dem bösen Willen und in der Hartnäͤckigkeit, als in der Schwäche und Ohn⸗ macht der Pforte. Die das Völkerrecht betreffende Aeußerung Lord

edeliffe's anlangend, entgegnet er: Der Himmel moͤge verhüten, gerade ich das Völkerrecht unterschätzen, oder in irgend einer

6 Weise die große Wichtigkeit seiner Prinzipien und die absolute Noth⸗

wendigkeit, diese Prinzipien stets heilig zu halten, zu gering anschlagen sollte. Allein ich war der Meinung, und ich bin auch noch der Meinung, daß es keinen Theil des Völkerrechts bilde, sich in andere Län⸗ der einzumischen, um ein Volk zu verhindern, sich selbst gerecht zu wer⸗ den, sich ordentliche Zustände zu schaffen und Vergeltung zu üben. Im Gegentheil, ich halte es für das heiligste Prinzip des Völkerrechtes, jede Einmischung einer Macht oder mehrerer Mächte in die inneren Angelegen⸗ heiten einer andern Macht zu verhindern. Ohne Zweifel kann es für jede Regel einen starken Ausnahmefall geben; aber es ist wohl überflüssig, zu bemerken, wie ein Fall beschaffen sein müßte, der einen Bruch des Prinzips der Nicht⸗Einmischung rechtfertigen könnte, da ich mir kaum einen solchen Fall zu denken vermag. Was Sieilien angeht, so war ich der Meinung, und bin auch noch der Meinung, daß es den Grundsäͤtzen des Völkerrechts nicht gemäß ist, den Sicilianern das Recht abzusprechen, sich n2. unsere Hülfe bessere Zustände zu schaffen oder irgend eine Regierungsform, die hnen mißfällt und unter der sie leiden, abzuschaffen. Im Gegentheil, es entspricht dem Vöͤlkerrechte, daß sie dies selbst thun, und wenn man ein⸗ wendet, General Garibaldi sei ein Fremder und kein Sicilianer, so sage ich, daß er eben so gut ein Sicilianer ist, wie Wilhelm III. ein Engländer war, nur mit dem Unterschiede, daß General Garibaldi nicht die Tochter des Königs von Neapel geheirathet hat und nicht der Neffe des Königs

von Neapel ist. 1 8 In g 1“ Rißnnß antwortete auf eine Sardinien und

Neapel betreffende Frage Griffith’s Lord J. Russell“: Ich habe dieser Tage eine Mittheilung von Sir James Hudson erhalten, welche mich in Stand setzt, zu erklären, daß die französische Regierung keinen Druck auf die sardinische ausgeübt hat, um sie zu einem Bündnisse mit dem Könige von Neapel zu bewegen. Eine auf Savoyen bezügliche Frage desselben Abgeordneten beantwortet Lord J. Russell folgendermaßen: Die Aufgabe der Konferenz würde die sein, Artikel 92 des wiener Ver⸗ trages mit Art. 2 des turiner Vertrages in Einklang zu bringen. Es wüͤrde Ihrer Majestät Regierung, so wie jeder anderen auf der Konferenz vertretenen Macht freistehen, sich darüber auszusprechen, welchen Weg sie für den angemessensten zur Erreichung dieses Zweckes hält. Natürlich würde es auch der franzöͤsischen Regierung freistehen, ihre Einwände zu ben. b

Frankreich. Paris, 11. Juli. Der „Moniteur“ zeigt amtlich an, daß die marokkanische Gesandtschaft gestern von dem Kaiser und der Kaiserin in öffentlicher Audienz empfangen wor⸗ den sei.

Tas Magistratur⸗Gesetz hat vorgestern den gesetzgebenden Körper in eine tumultuarische Aufregung versetzt. Es handelte sich darum, daß der Gerichtshof von Poitiers um eine Nichterstelle ver⸗ kürzt werden sollte. Man wollte wissen, warum Montpellier, Rennes oder Riom nicht ebenfalls um einen Beamten ärmer ge⸗ macht werden könnten, warum denn gerade nur Poitiers so ent⸗ setzlich gestraft werden müͤßte. Der Skandal wurde so groß, daß die Sitzung aufgehoben werden mußte. Heute zeigt der Präfident an, daß die Berathung über das Magistratur⸗Gesetz vorläufig aus⸗ gesetzt werden und dier Diskussion uͤber das Budget stattfinden müsse, wozu denn die Session auch bis zum 21. d. M. verlängert worden sei.

b .1 Aus Madrid, 10. Juli wird ket, apzi ge⸗ meldet: „General Rios ist in Tetuan gestorben. eneral Ma⸗ creson wurde zum General⸗Capitain der Philippinen ernannt. Die portugiesischen Blätter begrüßten die Ernennung des Ministe⸗

riums Loulé mit Begeisterung.“

Italien. Mailand, 11. Juli. Die „Perseveranza meldet aus Turin vom 10ten d. M.: Man ist hier entschlossen, jeden Allianzvorschlag Neapels so lange zurückzuweisen, bis die neapoli⸗ tanischen Kammern eee een sind und ihr Votum über das bisherige Verfahren der Regierung und über die Zweckmäßig⸗ keit der beabsichtigten Allianz ausgesprochen haben werden. Florenz, 7. Juli. Seit einiger Zeit wurden hier die städti⸗ schen Polizeiverordnungen ganz offen und ungestraft übertreten. Als nun die Polizeiwache einige dieser Uebertreter zur Verantwor⸗ tung ziehen und nach den Polizei⸗Kommissariaten bringen wollte,

eisteten die Verhafteten Widerstand und fanden beim Volke Unter⸗ stützung, so daß die Wache sich genöthigt sah, sie freizulassen. Cesena, 8. Juli. Das hiesige Municipium hat beschlossen, alle Lehrer des Lyceums, die nicht für die Annexion gestimmt und dem Statutofest nicht beigewohnt, mit Ende des Schuljahres zu

Türkei. Aus Konstantinopel, 4. Juli, wird von Mar⸗ seille unterm 11. Juli telegraphirt, daß der Großvezir Rumelien und Bulgarien beruhigt und nun den Befehl erhalten habe, auch die westlichen Provinzen zu bereisen und bis nach Belgrad zu ehen. Die in England versuchte Anleihe ist mißglückt. Die zinanz⸗Control⸗Commission, welcher Ruschdi Pascha präfidirt, wird

durch einige Ulema's verstärkt werden, da es zur Sprache und zum Beschlusse kommen soll, wie die Moscheengüter für den Staat nutz⸗ bar gemacht werden können. Die syrischen Nachrichten derselben Depesche lauten: Damascus ist sehr erregt, die Kanonen sind auf⸗ Pfahren, aber die Besatzung ist zu klein. In Beyrut war panischer

chrecken gewesen; die Christen hatten die Flucht ergriffen; die türlischen Truppen von Konstantinopel waren eingetroffen.

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Wien, Freitag, 13. Juli, Vormittags. (Wolff’s Tel. Bur.) Aus Turin wird vom gestrigen Tage berichtet, daß der Marquis von Villamarina ein Schreiben seines Souverains an den König von Neapel überbringen werde. In Palermo dauerte die Ministerkrisis fort. Wie es heißt, hätte die spanische Regierung dem General Prim die Uebernahme des Oberbefehls über die neapolitanischen Truppen gestattett.

London, Donnerstag, 12. Juli, Nachts. (Wolff's Tel. Bur.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiederte Russell auf eine desfallsige Interpellation Ferguson's, daß die Mächte die Metzeleien in Syrien verhindern müssen, indem nur 400 türkische Soldaten sich dort befänden. Die fremden Schiffe werden Schutz gewähren. Die Eifersucht der Mächte werde kein Hinderniß sein, gemeinschaftlich den Metzeleien ein Ende zu machen. Auf eine Anfrage Peel'’'s antwortete Russell: England halte das Prinzip aufrecht, daß es den Italienern freistehen solle, sich eine Regierung zu waͤhlen. Er wisse nicht, ob Garibaldi nach Neapel und Rom gehen werde, und glaube nicht, daß Nord⸗ und Süd⸗Italien eine vereinigte Regierung werde bilden können. Könnte der König von Neapel das Volk versöhnen und es bestimmen, unter seiner Regierung zu leben, so würde England diese Ent⸗ schließung nicht tadeln. Wären die Sicilianer mit der Constitution des Jahres 1812 zufrieden, so würde England nichts dagegen haben. Aber England werde das Prinzip aufrecht erhalten, daß es dem Volke eines jeden Landes freistehe, sich eine Regierung zu wählen. So stehe es dem römischen, neapolitanischen und sicilia⸗ nischen Volke frei, zu sagen, unter welcher Regierung es leben wolle. England würde sich freuen, wenn die Freiheit und Unab⸗ hängigkeit Italiens begründet würde. Paris, Donnerstag, 12. Juli. (

er Börse wollte man wissen, daß die Nachricht von einem Attentat auf den französischen Konsul in Beirut sich nicht bestätigt habe.

8 Berlin, 12. Juli 1860. 22 Lande: Roggen 2 Thlr. 3 Sgr. 2 Pf., auch 2 Thlr. 2 Sgr. 6 Pf. und 2 Thlr. Höer 1 Thlr. 11 Sgr. 3 Pf., auch 1 Thlr. 8 Sgr. 9 Pf. und 1 Thlr. 6 Sgr. 3 Pf.

zZu Wasser: Weizen 3 Thlr. 11 Sgr. 3 Pf., auch 3 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. und 2 Thlr. 27 Sgr. 6 Pf. Roggen 2 Thlr. 6 Sgr. 3 Pf., auch 2 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. und 2 Thlr. 1 Sgr. 3 Pf. Grosse Gerste 1 Thlr. 21 Sgr. 3 Pf., zuch 1 Thlr. 18 Sgr. 9 Pf. und 1 Thlr. 16 Sgr. 3 Pf. Hiafer 1 Thlr. 8 Sgr. 9 Pf., auch 1 Thlr. 3 Sgr. 9 Pf. Erbsen 2 Thlr. 8 Sgr. 9 Pf., Futter-Erbsen 2 Thlr. 1 Sgr. F. 1 . Mittwoch, 11. Juli. 3 hDas Schock Stroh 6 Thlr. 25 Sgr., zuch 6 Thlr. 10 Sgr. und 5 Thlr. 20 Sgr. Der Centner Heu 25 Sgr. und 20 Sgr., geringere

Sorte anech 17 Sgr. Kartoffeln, L Scheffel 1 Thlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 25 823 und

20 Sgr., metzenweis 2 Sgr. 6 Pf. und 2 Sgr, auch 1 Sgr. 9

Die Marktpreise des Kartoffel -Spiritus, per 8000 pro Cent nach Tralles, frei hier ins Haus geliefert, waren auf hiesigem Platze am 6. Juli 1860 bE 18 ½ Thlr. 9. .. .111“ 8 0. 11 12 .ohne Gesebäft

—₰—.

hüx n 12. Juli 1860.

Die Aeltesten der Kaufmannsechaft von Berlin.