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nd Längenfelder den Antrag, der König wolle dem Landtage mit
thunlichster Beschleunigung einen Gewerbe⸗Entwurf vorlegen, welcher die in der Rheinpfalz geltende Gewerbefreiheit auf das ganze Königreich ausdehne, wobei auf die Verluste Realberechtigter billiger Bedacht genommen werde. 8— Oesterreich. Wien, 13. April. Die von den heutigen Morgenblättern gebrachte Nachricht von weitgehenden durch den Grafen Aponyi erwirkten Zugeständnissen an Ungarn, von einem selbstständigen Ministerium und Nichtbeschickung des Reichsraths entbehrt jeden Grundes.
Laibach, 13. April. In der heutigen Landtagssitzung wurde nach lebhafter Debatte einstimmig die Verfassung einer Petition an Se. Maäjestät wegen Sistirung des Gesetzes über die Wein⸗ und Fleischsteuer in Krain nach dem Vermittlungsantrage des Grafen Anton Auersperg beschlossen. 1 Schweiz. Bern, 12. April. Am Dienstag ist die West⸗ bahnstrecke Lausanne⸗Villeneuve eröffnet worden. Von nun an sährt die Locomotive um den ganzen nördlichen Gürtel des Genfer⸗ fee's, von Genf bis Villeneuve, herum. (Bund.)
Großbritannien und Irland. London, 12. April.
Seit gestern Abend befindet sich Lord Elgin hier. In Dover wurde er von den obersten Civil⸗ und Militair⸗Behörden mit großen Ehren empfangen. Erstere überreichte ihm eine Bewillkommnungs⸗ Adresse. F. Königliche Dampf⸗Vacht „Osborne“ hat heute früh den Hafen von Portsmouth verlassen, um sich auf den Weg nach Madeira zu machen. Die „Victoria and Albert“ folgt ihr in den näͤchsten Tagen. “ 1
Von verschiedenen Regierungen des Kontinents ist, als Er⸗ widerung auf die Einladung der englischen, bereits die Versiche⸗ rung eingetroffen, daß sie ihr Möglichstes thun werden, um die Ausstellung des kommenden Jahres zu fördern. Derjenige Theil des Gebäudes, der zur Ausstellung von Kunstgegenständen bestimmt ist, muß bis zum Oktober eingedacht, und das ganze Gebäude bis zum September vollständig fertig den Commissairen uͤbergeben werden.
Parlaments⸗Verhandlungen vom 11. April. Unter⸗ haus⸗Sitzung. Lindsay beantragt folgende Resolutionen: „1) Es
ist zweckmäßig, alle weiteren Ausgaben für den Bau oder Umbau hölzer⸗ ner Linienschiffe zu verschieben. 2) Es ist nicht zweckmäßig, während des gegenwärtigen Jahres die Ausgaben zu machen, welche zur Vollendung der gegenwärtig im Bau begriffenen Kriegsschiffe erforderlich sind. Eben so ist es nicht zweckmäßig, während des gegenwärtigen Jahres mit dem Bau hölzerner Schiffe zu beginnen, die auf mehr als Einem Decke Kanonen tragen. 3) Es ist nicht zweckmäßig, ohne weitere Erfahrung die Verausgabung
irgend welcher Gelder zu dem Zwecke zu sanctioniren, Ihrer Majestät Schiffs⸗ werfte für den Bau eiserner Schiffe herzurichten.“ In erster Linie, bemerkt Herr Lindsay, komme allerdings die Sicherheit des Landes in Betracht, und die Fortdauer dieser Sicherheit könne, wenn sie bedroht sei, gar nicht zu
theuer erkauft werden. Allein die Ursachen der Gefahr für eine Nation seien in hohem Grade in ihrer eigenen Hand. Durch kriegerische Reden im Parlamente veranlasse man Frankreich dazu, seine Flotte zu verstärken, und das habe dann wieder einen Rückschlag auf England zur Folge, der mit Gefahr und ungeheuren Kosten verbunden sei. Was die Stärke der eng⸗ lischen Flotte im Vergleiche zur französischen angehe, so habe — er spreche hier ausschließlich von Hampfern — Frankreich 35 fertige und 2im Bau begrif⸗ fene Linienschiffe, also im Ganzen 37 Linienschiffe. England hingegen habe 53 fertige und 14 im Bau begriffene Linienschiffe, im Ganzen also 67. Die Zahl seiner fertigen oder im Bau begriffenen Linienschiffe übersteige um 22. die aller anderen Nationen der Welt zusammengenommen. Was die Fre⸗ gatten anbelange, so habe Frankreich 25 Schrauben⸗ und 18 Rad⸗Fregatten, während England von jenen 43 und von diesen 9 habe. Steige man zu den weniger großen Schiffen berab, so habe England an Schiffen von 20 Kanonen und darüber ungefähr 145, Frankreich 75 und die ganze übrige Welt nur 139. Frankreich habe nur ein einziges seefertiges eisernes Schiff, „La Gloire“, 2 andere seien vom Stapel gelaufen und könnten während des gegenwärtigen Jahres seefertig gemacht werden; außerdem seien 3Z im Bau begriffen, was also im Ganzen 6 eiserne Schiffe ausmache. Die Armirung dieser Schiffe varüre zwischen 36 und 52 Kanonen. Außerdem habe Frank⸗ reich 4 ausdrücklich zum Schutze der französischen Häfen bestimmte Schiffe von je 14 Kanonen, so wie 5 Schiffe von nur je 2 Kanonen. So viel er wisse, könnten alle diese Fahrzeuge nicht vor 2 oder 2 ½ Jahr seefertig sein. England habe 7 entweder schon fertige oder im Bau begriffene eiserne Schiffe. Zwei derselben, der „Warrior“ und der „Black Prince“, seien bereits vom Stapel gelaufen, würden in 2 — 3 Monaten seefertig sein und könnten sich an Tonnengehalt und Stärke mit vier „Gloires“ messen. Ganz abgesehen aber davon, besitze England die Mittel, eiserne Schiffe in weit hea. Maßstabe und weit rascher herzustellen, als Frankreich. England habe im vorigen Jahre für seine Flotte doppelt so viel verausgabt, wie Frankreich, und in diesem Jahre belaufe sich das englische Flotten⸗Budget auf 12,029,000 Pfd. Sir M. Peto unterstützt die Resolutionen. Er verlangt, daß man den Bau hölzerner Schiffe aufgebe, wie Frankreich dies gethan habe, und daß man die Kriegsschiffe nicht in den Königlichen Schiffswerften, die besser nur zu Reparaturen zu benutzen sein würden, sondern in Privat⸗ Werften an der Themse, dem Mersey und Clyde baue. Lord C. Paget spricht gegen die Resolutionen. Die Admiralität, sagt er, halte es durch⸗ aus nicht für rathsam, den Bau hölzerner Schiffe ganz einzustellen, auch glaube er nicht, daß irgend ein praktisch mit dem Seewesen vertrauter Mann in Anbetracht der wenigen Erfahrungen, die man bisher mit eiser⸗
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nen Schiffen gemacht habe, dazu rathen werde. Die Regierung habe nicht die Absicht, die Königlichen Werfte zum Bau von eisernen Schiffen zu be⸗ nutzen. In den Detail⸗Angaben Lindsay's über die Stärke der englischen und der französischen Flotte sei Vieles unrichtig. Ganz falsch sei es wenn er behaupte, daß die Franzosen mit dem Bau ihrer eisernen Schifft noch so weit zurück seien. Alle derselben könnten im Laufe des gegen⸗ wärtigen Sommers seefertig gemacht werden. Auf dem Festlande werde stark gerüstet, und die Sicherheit und Ehre Englands erfordere Wachsam⸗ keit. Sir J. Pakington ist zwar theilweise mit den Resolutionen ein⸗ verstanden, glaubt aber, daß sie einer falschen Auslegung fähig seien, und möchte die Angelegenheit nicht gern aus den Händen der Exekutive neh⸗ men. Lindsay zieht hierauf seinen Antrag zurück.
— 13. April. In der gestrigen Oberhaus⸗Sitzung fragte Lord Carnarvon, ob der Drusen⸗Häuptling Seid Bey in Freiheit gesetzt und ob ihm sein Vermögen zurückerstattet worden sei. Er tadelte aufs stärkste das Verhalten der Richter, die über ihn zu Gericht gesessen, die Behand⸗ lung, welche er und seine Familie erfahren, und den secandalösen Ankauf seines Eigenthums durch eben die Richter, welche ihn verurtheilt. Lord Wodehouse entgegnet, die gefangenen Drusen zerfielen in zwei Katege⸗ rien, nämlich in die im Gebirge verhafteten, die sich in bedeutender Zahlein Mokhara in türkischem Gewahrsam befänden, und in 11 Häuptlinge, die sich freiwillig zu Beyrut gestellt hätten und zum Tode verurtheilt worden seien. Fuad Pascha habe beschlossen, an acht der zu Mokhara Verurtheil⸗ ten die Todesstrafe vollstrecken zu lassen. Die englische Negierung aber habe dringend dazu gerathen, die Zahl der Hinrichtungen auf 1 — 2 zu beschränken, und die französische Regierung habe sich ihr in diesem Rathe angeschlossen. Was die 11 Häuptlinge jedoch angehe, unter denen Seid Bey sich befinde, so hätten lange Erörterungen unter den Kommissaren stattgefunden, und es sei gut, wenn das Haus die Ansichten der einzelnen Kommissare erfahre. Der französische und der preußische Kommissar seien der Meinung gewesen, daß alle mit Ausnahme von zweien hinzurichten seien. Der russische Kommissar habe die Hinrichtung von fünf verlangt, waͤhrend der österreichische Kommissar und Lord Dufferm der Ansicht gewesen seien, daß nur bei zweien die Schuld er⸗ wiesen sei und nur diese den Tod verdient hätten. Angesichts dieser Meinungs⸗Verschiedenheit sei man dahin übereingekommen, die Sache der Pforte zur Entscheidung zu überweisen. Wie diese ausgefallen set, wisse man noch nicht; doch habe die englische Regierung aufs stärkste auf die Nicht⸗Hinrichtung Seid Bey's gedrungen. Was die Drusen angehe, so sei es der englischen Negsierung sehr darum zu thun, daß die Pforte in hohbem Maße Milde übe, und obgleich die Bestrafung einiger der Rädelsführer nöthig sei, so wünsche die englische Regierung doch, daß diese Zahl so klein als möglich sel.
Unterhaus⸗Sitzung. Baillie wünscht die Vorlegung der Kor⸗ respondenz mit Preußen und Dänemark in Betreff Schleswig⸗Holsteins, und wünscht zu erfahren, ob die Regierung in zwar versöhnlicher, aber nicht mißzuverstehender Weise die Versicherung ausgesprochen habe, daß sie einem ungerechten Angriffe oder einer unnöthigen, muthwilligen Verletzung des europäischen Friedens nicht gleichgültig zusehen werde. Der vorliegende Fall sei kein solcher, in welchem England jenes Verfahren beobachten könne, für welches neuerdings der Name Nichtinterventions⸗Politik beliebt worden, das aber in Wahrheit gar keine Politik sei. In dieser Frage müsse Eng⸗ land einen verschiedenen Weg einschlagen und eine entschiedene Politik an⸗ kündigen, und er hoffe, daß diese Politik in der Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit und Integrität Dänemarks bestehen werde. Sir H. Verneh sagt, er habe mit Staunen vernommen, daß die den Herzogthümern Schles⸗ wig und Holstein seitens der deutschen Mächte geliehene Unterstützung ihren Beweggrund in dem Wunsche haben solle, die dänische Monarchie zu zer⸗ stückeln, ja, in Wahrheit eine bloße Intrigue, namentlich von Seiten Preußens, zu dem Zwecke sei, in den Besitz des kieler Hafens zu gelangen. Er könne zuversichtlich behaupten, daß eine solche Auffassung ihm durch⸗ aus neu sei, und er glaube, daß diejenigen, welche ein Einschreiten des deutschen Bundes befuͤrworteten, niemals derartige Plane gehegt hätten. Im Gegentheil, er wisse von den Zeiten des frankfurter Parlaments her, wo er die Sache vielfach habe debattiren hören, daß diejenigen Mitglieder des deutschen Parlaments, welche für ein Einschreiten waren, gerade diejenigen gewesen seien, welche ganz besonders eiferfüchtig auf Preußen waren und die Letzten gewesen sein würden, irgend einen Schritt anzu⸗ rathen, welcher die Macht Preußens hätte vergrößern können. Die Abgeordneten von Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden hätten einen ebenso großen Eifer für Schleswig-Holstein an den Tag gelegt, wie die preußischen und die österreichischen Abgeordneten. Die daͤnische Regierung habe sich eine sehr erbitternde Art von Unterdrückung gegen. ihre deutschen Unterthanen in den Herzogthümern erlaubt. Auch er fühle, wie wichtig es sei, die Macht Dänemarks aufrecht zu erbalten; allein die Macht eines Staates lasse sich nicht durch rücksichtsloses und unversöhn⸗ liches Benehmen gegen einen Theil der Bevölkerung aufrecht erhalten; der einzige Weg, wie Dänemark die gerechten Erwartungen Holsteins und der deutschen Bewohner Schleswigs befriedigen könnte, würde darin be⸗ stehen, ihnen jene Rechte und Privilegien zu gewähren, welche die an⸗ deren Unterthanen der dänischen Krone besäßen. Im Jahre 1849 habe Lord Palmerston den Vorschlag gemacht, Schleswig zu theilen, so daß der südliche, fast ganz deutsche Theil Holstein einverleibt würde. Er hege die aufrichtige Hoffnung, daß die englische Regierung ihren großen Ein⸗
fluß auf Seiten des Friedens, der. Gerechtigkeit und Menschlichkeit aus⸗
üben und daß Enropa von den Gräueln des Krieges verschont bleiben werde. Lord J. Russell entgegnet, die Verständigung, zu welcher die Streitenden im Jahre 1851 gelangt seien, habe sich hinterher als ein Miß⸗ verständniß herausgestellt, indem bis auf den heutigen Tag Deutschland und Dänemark nicht über die Natur des Engagements, noch über die Be⸗ dingungen desselben, noch über die daraus abzuleitenden Folgerungen bätten einig werden können. Die Deutschen hätten stets behauptet, es liege eine förmliche Convention zwischen den Parteien vor, während nach der dänischen Auffassung nur von einem bloßen Notenwechsel die Rede sein könne, durch
den Dͤnemark keine Verpflichtung eingegangen sei, sondern Oesterreich und
Preußen, und den deutschen Bund blos davon in Kenntniß gesetzt habe, was es zu thun entschlossen sei. Die dänische Gesammt⸗Verfassung sei nie zu Stande gekommen, Holstein habe dieselbe durch eine Anzahl von Vertretern im Verhäaͤltniß zu seiner Volkszahl beschicken sollen, was an und für sich ein ganz billiger Vorschlag gewesen sei. Die Bewohner Holsteins aber,
von Deutschland unterstützt, hätten erklärt, sie würden auf diese Weise
nicht zu ihrem Rechte gelangen, und sich deshalb geweigert, in eine solche Union einzutreten. Gegen den Vorschlag einer Theilung Schles⸗ wigs seien Volk und Regierung in Dänemark eben so sehr gewesen, wie Deutschland gegen eine Verschmelzung Holsteins mit Dänemark. Es sei also aus dem Projekte nichts geworden. Was die Forderungen des deutschen Bundes hinsichtlich der Budget⸗Vorlage und hinsichtlich der nothwendigen Genehmigung der Holstein berührenden Gesetze durch die holsteinischen Stände ee. so seien diese beiden Forderungen ganz verständlich, und ein sie enthaltender Vorschlag scheine ihm auch ganz innerhalb der Kompetenz des deutschen Bundes zu liegen. Leider habe man auf beiden Seiten die Frage durch unklare Fassung der Vor⸗ schläge verdunkelt und dadurch eine Lösung erschwert. Die danische Negie⸗ rung habe die Forderung des Bundes so ausgelegt, als ob jedes Gesetz, um gültig zu werden, der Genehmigung der holsteinischen Stände bedürfe, und als die Aufmerksamkeit der preußischen Regierung auf diese Auslegung ge⸗ lenkt worden sei, habe sie erklärt, so etwas sei ihr nicht im Entferntesten in den Sinn gekommen. Als die Sachen so standen, habe die französische Regierung die englische gebeten, sie von dem von ihr beobachteten Verhalten in Kenntniß zu setzen. Darauf habe er Herrn Thouvenel die ganze den Gegen⸗ stand betreffende Korrespondenz mitgetheilt, worauf der französische Minister erklärt habe, das von Frankreich beobachtete Verfahren stehe vollkommen mit dem Englands in Einklang. Als sich nun gezeigt habe, daß auch Rußland und Schweden die Ansichten Englands theilten, habe England der dänischen Regierung den Rath ertheilt, den holsteinischen Ständen kehrlich und klar den von dem Herzogthum zu bestreitenden Antheil an dem Gesammt⸗Budget der Monarchie vorzulegen. Darauf habe der dänische Minister des Auswärtigen geantwortet, seine Regierung habe bereits in gerechte und billige Vorschläge gewilligt, welche sie nach Holstein senden werde und welche als Antwort auf den ertheilten Rath betrachtet wer⸗ den könnten. Diese Vorschläge seien, wie sich hinterher herausgestellt habe, sehr allgemeiner und verwickelter Natur gewesen. (Dauernde Ver⸗ fassung der Monarchie und Provisorium.) Was den Streit wegen der Budget⸗Vorlegung angehbe, so gestehe er, es erscheine ihm als ein höchst ungluͤcklicher Umstand, daß die gereizte Stimmung auf beiden Seiten so groß gewesen sei, daß die dänische Regierung eine Art Zögern und Wi⸗ derstreben gezeigt habe, den holsteinischen Ständen das Budget ehrlich und einfach vorzulegen, während auf Seiten der Staͤnde eine Art vor⸗ gefaßter Entschluß, es zu keiner Verständigung kommen zu lassen, vielmehr eine Versöhnung unmöglich zu machen, nicht zu verken⸗ nen sei. Was die Frage angehe, daß kein Holstein berührendes Gesetz im Herzogthum Gültigkeit haben soll, wofern es nicht die holsteinischen Stände genehmigt, so habe der dänische Minister erklärt, es sei kein Hinderniß vorhanden, zu einem Abkommen hinsichtlich aller solchen Ge⸗ setze zu gelangen. Es könnten daher die Freunde beider Parteien Vor⸗ schläge über diese Angelegenheit machen. So weit die englische Regierung die Ansichten Frankreichs, Rußlands und Schwedens kenne, saͤhen diese Mächte die Sache eben so an, wie die englische Regierung, und wenn sie weitere Rathschläge ertheilen sollten, so würden diese in einem und demselben Sinne ausfallen und mehr Genicht haben, als die ver⸗ einzelte Meinung einer für sich allein handelnden Macht. Er werde nächstens dem Hause die betreffende Korrespondenz, wenn auch nicht vollständig, vorlegen. Es sfei bedeutende Gefahr im Verzuge, und man müsse sich beeilen, eine friedliche Lösung herbeizuführen. Auf beiden Seiten sei das Nationalgefühl lebhaft erregt, und ein Einmarsch deutscher Truppen in Holstein könnte leicht einen hastigen Entschluß Däne⸗ marks veranlassen, welches den Schritt als einen feindseligen Akt be⸗ trachten und sich in Folge davon berechtigt fühlen könnte, die deutschen Häfen zu blokiren. Dazu komme, daß die Grenze zwischen Schleswig und Holstein nicht genau festgestellt sei. Der Vorredner scheine zu glau⸗ ben, es gebe keinen Menschen in Deutschland, welcher Schleswig mit Deutschland vereinigt zu sehen wünsche. Wenn aber auch die Regie⸗ rungen Preußens und aller anderen Staaten des deutschen Bundes
eeinen solchen Wunsch in Abrede gestellt hätten, so sei doch unter dem
deutschen Volke die Stimmung einer solchen Einverleibung günstig. Darin bestehe die Hauptgefahr. Schleswig sei ein dänisches Herzogthum. Vor 1851 habe zwischen Schleswig und Holstein eine Verbindung sehr komplizirter Natur bestanden, deren Wiederherstellung nicht wün⸗ schenswerth sei. Der König von Dänemark würde am besten daran thun, wenn er die Freiheit seiner deutschen Unterthanen in Religion und Sprache nicht beeintraͤchtige und sie auf dem Fuße vollständiger Gleichheit mit den Dänen behandele. Er glaube, daß die Bewohner Schleswigs, wenn sie sich auch über Manches zu beklagen hätten, doch lieber unter der dänischen Krone bleiben, als mit Deutschland vereinigt werden wollen. An den beiderseitigen Forderungen Deutschlands und Dänemarks sei Vieles be⸗ rechtigt; leider aber werde auch Vieles übertrieben, und es fehle der Geist der Versöhnlichkeit. Es würde ein großes Unglück für Europa sein, wenn in Folge dieser Streitigkeiten ein Kampf ausbrechen sollte, der die Inte⸗
grität und Unabhangigkeit Dänemarks bedrohe. Er glaube nicht, daß
England sich gleichgültig gegen die Frage verhalten könne, und er sei bisher bestrebt gewesen, den Einfluß der Regierung für die Aufrecht⸗ erhaltung des Friedens darzubieten. Im Subsidien⸗Comité werden hierauf mehrere Positionen des Flotten⸗Budgets bewilligt.
Das Testament der Herzogin von Kent, welches am 3ten dieses vorschriftsmäßig registrirt worden ist, war eigenhändig von ihr niedergeschrieben worden und lautet wörtlich: „Dies ist der letzte Wille und das Testament von mir, Victoria Marie Louise, Herzogin von Kent und Strathern. Hiermit widerrufe ich alle, zu
dizille. Ich schenke, vermache und hinterlasse meiner vielgeliebten Tochter, Ihrer Majestät Königin Victoria, all mein liegendes und persönliches Besitzthum, Alles und Jegliches, was bei meinem Tode mein eigen ist, und wozu ich berechtigt sein sollte, damit es in den Besitz dieser meiner besagten Tochter, ihrer Nachfolger und Erben übergehe. Ich ernenne meinen vielgeliebten Schwiegersohn und Neffen, Se. Königliche Hoheit Albert von Sachsen⸗Koburg und Gotha, Prinz Gemahl, zum alleinigen Testamentsvollstrecker. Zur Bekräftigung folgt hier meine Namensunterschrift, am 20. März 1860. Gez. Victoria (folgen die Unterschriften von 2 Zeugen). Die Hinterlassenschaft in baarem Gelde, Papieren u. dgl. wurde auf weniger denn 30,000 Pfd. St. angegeben.
Die Königliche Dampfhacht „Vickoria and Albert“ ist heute nach Madeira abgefahren, um die Kaiserin von Oesterreich abzuholen.
— 14. April. Der heutige „Observer“ bringt die uüber⸗ raschende Mittheilung, das morgen einzubringende Budget werde gar kein Defizit, sondern vielmehr einen Ueberschuß nachweisen. Frankreich. Paris, 12. April. Die in Beyrut tagende internationale Kommission zur Organisation Syriens ist nach Kon⸗ stantinopel berufen und wird die Resultate ihrer Arbeiten an die Konferenz in Paris einsenden, welche diese Frage ferner ordnen wird.
In der gestrigen Sitzung der Legislative meldete der Präsident an, daß vom Staatsminister einige Vorlagen eingegangen seien Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten wünscht 4 Millionen um damit Mentone und Roquebrune laut Vertrag vom 2. FFe bruar d. J. bezahlen zu können; fürs Gestütwesen werden 703,500 Fr. extra gefordert; zwei andere Gesetzentwürfe betreffen das Pensionswesen der Armee und der Flotte. Emil Ollivier fragt, warum der Kommissionsbericht über den schon seit mehreren Jahren aufliegenden Entwurf zum Patentgesetz noch immer nicht zur Dis⸗ kussion gestellt sei. Der Präsident wälzt die Schuld auf den Vor sitzenden der Kommission und dieser auf den Berichterstatter, welche schließlich für seine Saumseligkeit einen Verweis erhält.
Der Kriegs⸗Minister und der Minister des Innern haben, wie wir im „Moniteur“ lesen, angeordnet, daß, um den Offizieren der Provinzial⸗Garnisonen Gelegenheit zu geistiger Fortbildung zu geben, die Fommunal-Bibliotheken künftig auch militairwissenschaft liche Werke anschaffen sollen. In Lille, Metz, Lyon, Besangon, Ba⸗ honne, Straßburg und Pau ist damit schon der Anfang gemacht.
— 13. April. Als im Ministerrathe die Rede auf die Petition gekommen, welche zu Gunsten der Fortdauer der französischen Occupation in Shrien an den Senat gerichtet und von Jedekmann unterzeichnet werden soll, hat Persigny sich sehr entschieden dagegen ausgesprochen, aber nicht nur seine sämmtlichen Collegen, sondern auch den Kaiser selbst wider sich gehabt.
— 14. April. Der heutige „Moniteur“ veröffentlicht einen die Decentralisation der Verwaltung betreffenden Bericht des Grafen Persigny nebst einem Kaiserlichen Dekret uͤber denselben Gegenstand. Die Präfecten und Unter⸗Präfecten sollen hinfort über gewisse Angelegenheiten der Departements und Gemeinden, so wie über verschiedene andere Angelegenheiten entscheiden, über welche bisher den verschiedenen Ministerien die Entscheidung zustand.
Spanien. Madrid, 11. April. Hr. Rios Rosas richtete im Kongreß eine Interpellation an das Ministerium in Bezug auf die innere Politik. Er griff die Regierung stark, aber in ge⸗ mäßigten Ausdrücken an. Die „Correspondencia“ sagt, daß die spa⸗ nische Regierung der annexionistischen Bewegung in San Domingo
ganz fremd sei.
Italien. Turin, 12. April. Morgen reist General della Rovere nach Palermo. Als Genera secretair bei der sicilianischen Statthalterei werden bezeichnet: Carlo Faraldo für das Innere; Federico Napoli für Unterricht, öffentliche Arbeiten, Ackerbau und Handel; Scoppa Justiz; Rolleri Finanzen; Ciaccio öffentliche Sicherheit.
General Pinelli übernimmt das Kommando der Brigade Bologna, welche sich von den Abruzzen nach Toscana begiebt. Die Dampffregatte „Costitutione“ soll im adriatischen Meere kreuzen.
Das siebente Armeecorps, dessen Bildung beschlossen ist — die betreffende Königliche Ordonnanz wurde in Turin in den nächsten Tagen erwartet — wird unter dem Ober⸗ befehl des Generals Garibaldi gebildet und ausschließlich aus Leuten bestehen, die das Alter der Conscription hinter sich haben und entweder nicht eingezogen oder nach vollbrachter Dienstzeit ent⸗ lassen wurden und sich nun als Freiwillige melden; die Offiziere
werden aus der aufgelösten Südarmee genommen; ihr Avancement
aber soll bis auf Weiteres auf die Armee Garibaldi's beschränkt bleiben. Die Staͤrke dieses siebenten Corps ist vorläufig auf vier Divisionen berechnet.
Der „Espero“ vom 9. April schreibt: „Der Arbeiterverein von Turin weist mit Entrüstung jede Gemeinschaft der Ideen und Gefühle mit dem mailänder Arbeiterverein zurück, der durch eine Adresse an Garibaldi eine Antwort des Ex⸗Diktators hervorgerufen hat. Der Arbeiterverein von Turin weist namentlich die Behaup⸗
irgend einer früheren Zeit von mir gemachten Testamente und Ko⸗
tung der mailänder Arbeiter zurück, die zur Annahme fuühren soll,