Thore aufgestellten Gewerke anschlossen, wieder in Bewegung. Als derselbe das Thor erreichte, sandte die Kirche dem erhabenen Herr⸗ scherpaare durch das Geläute aller Glocken der Stadt ihren Will⸗ kommensgruß entgegen. Gegen 1 Uhr traf der Zug bei der Ehren⸗ pforte ein. 8 Hier wurden Ihren Majestaͤten von den dazu aus⸗ “ Jungfrauen poetische Ansprachen gehalten und Gedichte überreicht. Als der Zug sich der Ehrenpforte genaͤhert hatte, verstummte die Musik der Gewerke, und in demselben Momente ertönte von der Ehrenpforte herab der Krönungsmarsch. Beim Verlassen der Ehrenpforte geleitete das Herrscherpaar die Nationalhymne, welche von dem dort aufgestellten Musikcorps angestimmt wurde. So ge⸗ angten Ihre Majestäten unter dem wieder und wieder er⸗ neuerten enthusiastischen Hochruf des Publikums durch die Königs⸗ straße über den Schloßplatz, die Schloßfreiheit und den Lustgarten gegen 42 Uhr nach dem Koöniglichen Schlosse. 8 Bald darauf erschienen Ihre Majestäten auf dem Balkon über dem der Breiten Straße gegenüberliegenden Portal II., um dem Volke sich zu zeigen, das mit kaum endenwollendem Freudenruf as Herrscherpaar empfing, ein Jubel, der sich erneuete, als neben den Königlichen Eltern dann auch das Kronprinzliche Paar mit dem Sohne sich der Menge zeigte. Die Majestäten verließen nach wenigen Minuten diese Stätte, um sich nach dem Balkon uͤber dem Portal IV. — dem nach dem Lustgarten belegenen — zu begeben, wo der bis gegen Abend dauernde Vorbeimarsch der Ge⸗ werke und Innungen begann, aus deren Mitte die Jubelgrüße stets erneut emporstiegen. 8 Abends war die Stadt in einer Weise erleuchtet, wie sie in Berlin bisher wohl noch nicht gesehen worden. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften fuhren gegen 8 Uhr Abends durch die Stadt und wurden überall mit tausendstimmigen Hoch's und Vivats begrüßt. 1
Koͤnigsberg, 20. Oktober. Unter den Ansprachen, welche an Se. Majestät den Koͤnig nach vollzogener Krönung gerichtet wurden, ist noch zu erwäͤhnen die des Kardinal⸗Erzbischofs von Köln, Johannes von Geissel, der als Sprecher der katholischen Bischöfe folgende Rede hielt: 1 Allerdurchlauchtigster, Allergnädigster König und Herr! Königliche Majestät! Ew. Königliche Majestät feiern heute mit allen Landen Ihres weiten Neiches einen Freuden⸗ und Ehrentag. In der eben abgeflossenen Stunde haben Ew. Majestät mit der von Gott verliehenen Krone feierlich Sich gekrönt und mit demselben Sinnbilde der Königlichen Ehre und Würde zugleich das Haupt Allerhöchstihrer erlauchten Gemahlin geschmückt. An diesem für das Vaterland ewig denkwürdigen Tage gereicht es auch uns Bischöfen zur hohen Ehre und zu frommer Befriedigung, vor den Thron Ew. Majestät treten zu dürfen, um gemeinsam unsere ehrerbietigste Theilnahme zu bekunden und unsere unterthänigste Huldigung darzubrin⸗ gen. Allergnädigster König und Herr! Bereits sind wir Bischöfe Ew. Majestät durch Eid und Gelöbniß eng verpflichtet. Als wir unser bischöfliches Amt antraten, da haben wir Ew. Majestät Königl. Herrn Bruder — glorreich ge⸗ segnet sei Sein Andenken unter uns immerdar — feierlich gelobt, Ihm und Seinen Nachfolgern auf Preußens Throne allezeit hold, treu, gehor⸗ sam und unterthänig zu sein; und heute kommen wir, dieses eidliche Ge⸗ löbniß auch vor Ew. Maäjestät, auf Allerhöchstwelche nunmehr die Krone übergegangen, zu bestätigen. Wir thun dieses freudig, voll und ganz von Herzen. Wir wissen, Ew. Majestät sind unser von Gott gesetzter König und Herr, und Allerhöchst Ihnen gelten fortan unsere Pflichten nach Gottes Gebot, das da lehrt, der Obrigkeit unterthan zu sein, den König zu ehren und dem Cäsar zu geben, was des Cäsars ist. Und diese Pflicht, wir vertiefen sie und geben ihr Weihe und Seele, indem wir sie bereitwilligst und freudig üben und lehren — sie üben in vorangehen⸗ dem Beispiele wir selbst und sie lehren alle die, so da unserem Hirten⸗ amte anvertraut sind. Koöͤnigliche Majestät! In dieser Gesinnung stehen wir hier, acht Bischöfe Ihres Reiches — unser ehrwürdiger neun und fiebenzigjaäͤhriger Bruder von Ermland ist, weil körperlich abgehalten, durch seinen zu dieser Feier abgeordneten Weihbischof mit uns anwesend — acht Bischöfe stehen wir hier, die kirchlichen Vertreter von sieben Millionen Ihrer Unterthanen. Diese sieben Millionen sie stehen hier mit uns, sie fuͤhlen durch unser Herz, sie sprechen durch unseren Mund und bringen mit uns und durch uns Ew⸗ Königlichen Majestät ihre tiefste Huldigung und ihre freudigsten Glückwünsche dar In der eben abgewichenen zehnten Morgenstunde dieses Tages sind sie, durch unsere Hirtenworte dazu ermuntert, überall, in allen Provinzen von Ermland bis Trier in ihre Dome und in ihre Kirchen gezogen und haben dort in festlichem Gottesdienste zum König der Könige gebetet daß er seiner Gnaden reichste Fülle herabsenden wolle auf das geliebte heute mit der höchsten irdischen Ehre und Würde gekrönte Königspaar. Und diese Gebete und Segenswünsche unserer Gläubigen haben wir, ihre Bischöfe, in derselben Stunde im Gotteshause zum feierlichen Hochamte vereint auf den Altar niedergelegt, und der das Pontifikat⸗Hochamt feiernde Bischof hat sie alle in einen großen Gebetskranz zusammengeflochten und sie mit Herz und Mund hierauf zum Throne Gottes getragen, damit Der sie von da als eine Segens⸗ und Gnadenskrone herabsenke auf das Haupt unseres Königs und unserer Königin für Zeit und Ewigkeit. Den also dargebrachten Glück⸗ und Segenswünschen wollen Ew. Königliche Majestäͤt allergnädigst gestatten, eine tiefgefühlte, ehrfurchtsvolle Bitte anzuschließen. An diesem Freuden⸗ und Ehrentage erlauben wir uns Ew. Königlichen Majestät huldvollen Blick auf unsere Kirche zu lenken. Warm und innig empfehlen wir sie und ihre in Kraft der Staatsverträge
und der Verfassung ihr zustehende selbstständige Stellung und unbehi
Wirksamkeit dem maͤchtigen landesvaͤterlichen Schuße. dh eerat Wehlfahrt an das Königliche Herz Ew. Majestät, und wir glauben vn vertrauen, ja wir wissen, daß sie da eine wohlwollende Stätte und eine huldvolle Aufnahme finden werde. Mit der freudigsten Dankbarkeit und getreuesten Hingebung wird darum auch unsere Kirche, unter dem gerech⸗
ten und milden Scepter Ew. Maäjestäͤt, ihre große, heilige Sendung er⸗
füllen; sie wird fortfahren, in dem glorreichen Scept untergebenen Landen ihre Kinder in 1- — horsam gegen die Obrigkeit und in der Treue und Ehrfurcht ge⸗ gen den König heranzuziehen und ihnen in der Lehre und Uebung aller Christen-Tugenden und aller Unterthanenpflichten zur immer⸗ währenden Neubegründung und Förderung der Gottesordnun und Menschenordnung voranzugehen. Wenn auch in diesen 29. gen weit verbreiteter Umsturzgelüste anderwärts ungerechte Hände, vor⸗ geblich einer durch Waffendruck und Trug erpreßten Volksstimme, die eben nicht Gottes Stimme ist, folgend, nach fremden Kronen greifen, und wenn ihre blutige Faust den ältesten, rechtmäßigsten und ehrwürdigsten Thron in Trümmer zu schlagen sucht, so kann und darf und wird die Kirche ihr Oberhaupt und wir sich dennoch niemals abhalten lassen, fort und fort Zeugniß abzulegen für die ewige Gottesordnung und die darauf gegründete Menschenordnung, und Einsprache zu erheben gegen Unrecht und Gewalt; und es muß uns das eine um so dringendere Aufforderung werden, uns mit allen unseren Gläubigen immerdar, was immer auch kommen möge, um den Thron und die geheiligte Person unseres von Gott gesetzten Königs eng zusammen zu schaaren, und sie Alle werden für ihres Königs Ehre und Würde, Seine Macht und Seine Majestaͤt ein⸗ stehen, unwandelbar fest in Treue und Liebe. Geruhen Ew. Majestät diese knnigste und ehrfurchtsvollste Huldigung der Bischöfe, deren Organ in diesem feierlichen Augenblicke zu sein ich mich glücklich schätze, huldreich entgegen zu nehmen. Der König der Könige, der die Reiche und Kronen vertheilt, und von dessen Gnaden auch Ew. Majestät auf den mächtigen Preußenthron gesetzt sind und dessen Hand Allerhöchsie mit der ruhm⸗ vollen Krone gekrönt, wolle diese Krone zum Unterpfande aller Gaben des Geistes von Oben werden lassen, er wolle Ew. Königliche Majestät ausrüsten mit der Gabe der Weisheit und des Nathes, der Kraft und der Stärke, der Gerechtigkeit und Milde, zu einer langen, glücklichen und ruhmvollen Regierung, reich gesegnet für Ew. Majestät Selbst und reich gesegnet für ihr treues Volk! Heil dem Könige! Heil der Königin! Heil dem ganzen Königlichen Hause!“ —
„Se. Majestät der König geruhte auf die Ansprache zu er⸗ widern: „Sehr gern habe Ich aus Ihrem Munde, hochwuͤrdiger Herr Kardinal und Erzbischof, Ihr und Ihrer Mitbischöfe Geloͤb⸗ niß der Treue und des Gehorsams empfangen, das Sie bereits Meines in Gott ruhenden Königlichen Bruders Majestät geleistet und jetzt Mir als seinem Nachfolger in der Krone erneuert haben. Es gereicht Mir zur Genugthuung, die Verhältnisse der katho⸗ lischen Kirche für den Bereich Meines ganzen Staates durch Ge⸗ schichte, Gesetz und Verfassung wohl geordnet zu wissen. Sie darf vertrauen, daß Ich ihr in Gerechtigkeit und Wohlwollen ferner Meinen landesvaͤterlichen Schutz gewähren und sie in Ausführung ihres heiligen Auftrages unterstützen werde. Dagegen erwarte Ich mit Zuversicht, daß der Klerus Meines Landes, wie Sie es ver— sichern und woran Ich nie gezweifelt habe, fortfahren wird, Meine katholischen Unterthanen zur Gottesfurcht und zum Gehorsam gegen die von Gott geordnete Obrigkeit, wie zur Achtung vor dem Ge— setz, der einzig festen Grundlage staatlicher Ordnung, anzuleiten und selbst ihnen hierin mit gutem Beispiel, wie bisher, voranzu⸗ leuchten. Es hat Mich gefreut, Mein Herr Kardinal und Erz— bischof, Sie und Ihre hochwuͤrdigen Amtsbrüder als persönliche Zeugen Meiner feierlichen Krönung biec zu begrüßen. Halten Sie sich der Fortdauer Meiner Königlichen Gnade versichert.“
Bromberg, 21. Oktober. Ihre Königlichen Majestäten waren heute Vormittag 11 ¼ Uhr hier eingetroffen und von den Civil⸗ und Militairbehörden, so wie von Jungfrauen der Stadt auf dem reich dekorirten Bahnhofe empfangen worden. Vom Bahnhofe fuhren Ihre Majestäten in einem offenen Wagen durch die reich geschmückten und mit ahlreichen Ehrenpforten versehenen Straßen nach dem Marktplatze, wo Allerhöchstdieselben, wie auch der Kron⸗ prinz und der Großherzog von Baden, der Feier der Grundstein⸗ legung zum Königs⸗Denkmale beiwohnten. Die Kronprin— zessin war auf dem Bahnhofe zurückgeblieben. Nachdem die Aller— höchsten Herrschaften in der Loge ein Dejeuner eingenommen hatten, fand die Abreise nach Frankfurk a. O. um 2 ½ Uhr statt.
Sachsen. Dresden, 22. Oktober. Das Gewerbe⸗ geet, nh heöhlatgt⸗ 8 E13““ 10. Stück des Besetz⸗ und Verordnungsblattes enthält dasselbe. Das Gesetz träͤ Datum den 1 1 b Paragraphen (§. 127) tritt es mit dem 1. Januar 1862 in Wirksamkeit. Dasselbe Stuͤck des Gesetz⸗ und Verordnungs⸗ blattes enthält noch drei fernere auf das gedachte Gesetz bezügliche Publicationen von gleichem Datum, nämlich unter Nr. 95: Gesetz die Entschädigung für Hinwegfall gewisser Verbietungsrechte be⸗ treffend; Nr. 96: Gesetz, die Errichtung von Gewerbegerichten be⸗ treffend und Nr. 97: allerhöchste Verordnung, die Einfuͤhrung des Gewerbegesetzes in der Oberlausitz betreffend. — Die zum Theil umfänglichen Ausführungsverordnungen zu der nenen Gewerbe⸗ gesetzgebung werden, wie wir vernehmen, demnächst zur Veröffent⸗ lichung gelangen. (Dr. J.)
haa .“
15. Oktober d. J. und in Gemäßheit seines letzten
1989
essen. Darmstadt, 21. Oktober. Se. Hoheit der Groß⸗ herzog hat gestern den Großherzoglich badischen Legationsrath. Freiherrn von Türckheim in besonderer Audienz empfangen und aus dessen Händen das Kreditiv entgegengenommen, wodurch der⸗ selbe als Großherzoglich badischer außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am hiesigen Hofe beglaubigt worden ist. (Darmst. Z.)
Beayern. München, 20. Oktober. Der Referent der Kammer der Reichsräthe über das ordentliche Militair⸗Budget, General Fürst von Taxis, beantragt, die ganze verlangte Summe, beziehungsweise für die aktive Armee 10,073,000 Fl., zu bewilli⸗ en, während nach dem Beschlusse der Kammer der Abgeordneten nur 9 ½ Millionen bewilligt werden sollen. Bei der Berathung im Ausschuß der Kammer der Reichsräthe erklärte der Kriegsminister,
versuchen zu wollen, mit einer Summe von 9,800,000 Fl. auszu⸗
eichen, worauf der Ausschuß diese Summe genehmigte. (N. C.)
Oesterreich. Wien, 21. Oktober. Die Rückkehr des raisers wird morgen erfolgen. Wie in sonst gut unterrichteten treisen mitgetheilt wird, würde alsdann die Lage Ungarns in Be⸗ athung gezogen werden.
Wie das heutige Abendblatt des „Wanderer“ mittheilt, sei er Rücktritt Majlath's und Apponyi's fast gewiß und öeringer's Ernennung zum provisorischen Leiter der Hofkanzleien Ungarns und Siebenbürgens wahrscheinlich. Als Gerücht theilt erner der „Wanderer“ mit, daß General Urban mit dem Kom— mnando in Ungarn betraut werden solle.
— 22. Oktober. Heute erfolgte in der „Wien. Z.“ die amtliche Bekanntmachung des Staatsvertrages vom 22. Juni d. J. wegen lufhebung des Stader oder Brunshausener Zolles. Oesterreich ist
nach Artikel IV. des Vertrages bei der Ablösung mit 1273 Thlr. betheiligt.
Belgien. Brüssel, 20. Oktober. Königliche Familie sind heute Nachmittags 2 Uhr, Spezialzuges, aus Lüttich nach Laeken zurückgekehrt.
Die Einweihung der neuen Eisenbahn⸗Linie von Lüttich nach fastricht ist auf den 10ten k. M. festgesetzt worden. — Wie ver⸗ lautet, wird der Kriegs⸗Minister unmittelbar nach Eröffnung der
Kammern eine Kreditvorlage einbringen, um den Sold der Armee n Uebereinstimmung mit der jetzigen Theuerung der Lebensmittel zu erhöhen.
Großbritannien und Irland. London, 21. Oktober. Ibre Majestät die Königin, die morgen Abend in Edinburg er⸗ wartet wird, bleibt wahrscheinlich bis Mittwoch Abend daselbst und wird die naͤchsten Wochen wohl theils in Windsor, theils auf der Insel Wight zubringen. — Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales ist seit Sonnabend wieder in Cambridge und der Prinz Ludwig von Hessen, Bräutigam der Prinzeß Alice, seit Sonnabend wieder in Deutschland.
Die Regierung hat von Sir Andrew Buchanan, dem briti⸗ schen Gesandten im Haag, die Mittheilung empfangen, daß britische Unterthanen, die in Holland reisen, fortan keine Pässe benöthigen. Gleichzeitig meldete der britische Gesandte in Kopenhagen, der dä⸗ nische Justizminister habe einen Gesetzentwurf behufs Abschaffung der Pässe für alle jene Staaten entworfen, die daͤnischen Unter⸗ thanen eine gleiche Vergünstigung einräumen.
Um den Beschwerden wegen Raummangel in der großen Ausstellung des kommenden Jahres einigermaßen abzuhelfen, hat die Königliche Kommission beschlossen, einen zweiten Seiten⸗ flügel anzubauen, der den Raum um drei Acker Landes erweitert. Damit ist es allerdings etwas besser geworden, aber noch sind die Anmeldungen sechsmal zahlreicher, als die Anzahl der Quadrat⸗ füße, die dem Ausstellungsgebäude eingeräumt werden können. Eine weitere Ausdehnung des Baues verbietet sich durch räumliche und finanzielle Bedenken. Sie würde überdies eine ersprießliche Uebersicht der ausgestellten Gegenstände rein unmöglich machen.
Frankreich. Paris, 20. Oktober. Der „Moniteur“ bringt folgende Berichtigung:
Ein Journal hat angezeigt und einige andere haben es wiederholt, daß in Folge einer kürzlich erlassenen Verfügung die jungen Soldaten der zweiten Abtheilung des Kontingents der Altersklasse von 1860, die am 1. Oktober in die Ausbildungs⸗Depots geschickt worden waren und bis zum 1. Jannar 1862 darin verbleiben sollten, bis zum 1. März darin zurückgehalten werden würden. Diese Sache ist vollfändig unrichtig; die angebliche Verfügung besteht nicht. Die jungen Soldaten der zweiten Abtheilung des Kontingents von 1860 werden, wie früher die von 1859, drei Monate in den Instructions⸗Depots verbleiben.
Der zu Douai erscheinende „Independant“ meldet, daß durch Kaiserliches Dekret auf Antrag des Ministers des Innern der In⸗ stitution der Damen von der heiligen Union die gesetzliche Autori⸗ sation entzogen ist, so daß das Haus der Sainte⸗Union fortan seinen Fortbestand nur noch der „Nachsicht der Regierung“ zu ver⸗ danken hat.
dih neueste bei Dentu eerschienene Broschüre heißt: „Keine römische Frage mehr; Berufung eines allgemeinen Concils.“
Marseille, 21. Oktober. Der heute Abends von Rom aus angekommene General Goyon wird diese Nacht mit einem
Der König und die vermittelst
Extrazuge nach Paris a reisen. Der von Muͤnchen angekom⸗ mene neue päpstliche Nuntius in Frankreich schifft sich in der heu⸗ v Nacht nach Rom ein, um daselbst seine Instructionen ein⸗ zuholen.
Italien. Mailand, 21. Oktober. General Lamarmora reist am 24. von hier ab. Nach dem „Nationale“ vom 20. wird Viktor Emanuel in Neapel einen längeren Aufenthalt nehmen und⸗ mehrere Provinzen besuchen.
Neapel, 21. Oktober. Mehrere bourbonische Verschworene, darunter der Fürst Attajano, sind verhaftet worden. Es ging ias Gerücht, daß ein reactionairer Versuch bevorstehe. Die Stadt ist ruhig. 1
Griechenland. Athen, 12. Oktober. Die Untersuchung gegen die im vergangenen Monate Mai zur Haft gebrachten Indi⸗ viduen ist nunmehr vollbrachte Thatsache, und wurden in olge eines Spruches der Untersuchungs⸗Kommission von den 26 Ver⸗ hafteten 5, und zwar die Offiziere Mamuris, Maruomichalis, Dasos, Moraitini und Sikeres, in Freiheit gesetzt, die übrigen 21 aber, worunter der Oberst Koroneos, die Oberst⸗Lieutenants Bozzaris und Panas und der Major Zimbrakuki, dem Schwur⸗ gerichte zur Aburtheilung überwiesen; die Anklage lautet auf „Hoch⸗ verrath“. — Die Kammern haben ihre regelmäßigen Sitzungen noch nicht begonnen, obwohl der größere Theil der Herren Depu⸗ tirten anwesend ist; man behauptet, daß die Minister über die Bezeichnung des Präsidenten der Kammer der Abgeordneten sich noch nicht einigen konnten. — Se. Majestät wird zwischen dem 25. und 27. hier zurückerwartet.
Dänemark. Kopenhagen, 21. Oktober. Die „Ber⸗ lingske Tidende“ schreibt: Der Reichsrath, der in Uebereinstim⸗ mung mit §. 31 der gemeinsamen Verfassung vor Ende des Okto⸗ ber⸗Monats einberufen werden sollte, ist in Beziehung auf §. 32 derselben Verfassung, dem Vernehmen nach, bis zum 25. Januar 1892 prorogirt worden.
Heute Mittag wurde die von Professor Bissen verfertigte Statue Oehlenschlägers feierlich unter Reden und Gesaängen enthüllt.
Amerika. New⸗Vork, 8. Oktober. Ueber die Stellung von General Price's Armee in Missouri weiß man nichts Be⸗ stimmtes, er soll sich nach Arkansas zurückgezogen haben. Einer Depesche aus St. Louis zufolge wurde er durch Fremont verfolgt. General M'Culloch bemüht sich, wie es heißt, Fremont's Verbin⸗ dungen mit St. Louis abzuschneiden, um gegen diese Stadt vorzu⸗ dringen. General Wool ist nach der Festung Monroe zurückge⸗ kehrt. Oberst Rankin ist in Toronto, wo er fuͤr die Unionsarmee werben wollte, verhaftet worden. b
— 9. Oktober. General Rosenkranz hat Depeschen an die Regierung nach Washington geschickt, in welcher er versichert, daß er im Stande sein werde, sich gegen die vereinigten Kraͤfte der Generale Lee und Floyd zu halten. — Einer Depesche aus Cairo zufolge, standen 40,000 Sonderbündler bei Columbus in Kentucky. — Präsident Davis soll von Manassas in sehr leidendem Zu⸗ stande nach Richmond zurückgekommen sein. — General M'’Clellan inspizirte in Washington 6000 Mann Kavallerie und 20 Batterieen. — In den freien Staaten Amerika's cirkulirt gegenwärtig eine Petition an den Kongreß um sofortige Abschaffung der Sklaverei⸗ d. h. ein Dekret zu erlassen, daß sämmtliche Sklaven in den rebelli⸗ schen Staaten unbedingt frei seien. 8
8 Telegraphische Depeschen. G (Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau) München, Dienstag, 22. Oktober. In der heutigen Sitzung
der Abgeordnetenkammer ist die Aufhebung des Lottos mit 138 gegen eine Stimme beschlossen worden; durch diesen Beschluß
das Lottospiel im Königreich Bayern mit dem 1. Dezember d. J..
aufgehoben. Gleichzeitig ist zur Deckung des außerordentlichen Militairbudgets die Aufnahme einer Anleihe von 9,400,000 Gulde beschlossen worden.
London, Mittwoch, 23. Oktober.
Aus New⸗Vork wird vom 12. d. gemeldet, daß eine aus 20 Schiffen bestehende Expedi⸗ tion nach dem Süden gegangen sei; der Bestimmungsort sei nicht
bekannt. Es wird weiter berichtet, daß die Konföderirten mit 6 Schiffen und 3000 Mann den vergeblichen Versuch gemacht hätten, das Fort Hatteras wieder zu nehmen, wobei ihnen 3 Schiffe in den Grund geschossen und 700 Mann getödtet worden seien.
Belgrad, Dienstag, 22. Oktober. Das offizielle Journal veröffentlicht die auf die Mission Garaschinin's bezüglichen Aktenstücke, konstatirt das Bestehen einer Differenz mit der Pforte und erklärt, daß die serbische Regierung die Pforte unaufhoͤrlich zur Erfuͤllung ihrer Forderungen dränge.