1862 / 39 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Bekanntmachung.

„Wir bringen hiermit zur öͤffentlichen Kenntniß, daß der diesjährige Termin der Aufnahme⸗Prüfung für das hiesige Seminar für Stadt⸗

schulen auf greitag, den 7. März d. J., von uns anberaumt worden ist. Diejenigen, welche die Aufnahme wünschen, haben einen selbstverfaßten und geschriebenen Lebenslauf, welcher außer den persönlichen Verhältnissen des Aufzunehmenden besonders den Gang seiner Bildung darstellt, den Tauf⸗ und Confirmationsschein. das Zeugniß über die genossene Schulbildune, ein Zeugniß des Seelsorgers oder der Ortsobrigkeit über den sitt⸗ lichen Lebenswandel, 1 ein ärztliches Attest über den Gesüundheitszustand überhaupt, eine Bescheinigung uüͤber die innerhalb der letzten zwei Jahre mit Erfolg vollzogene oder wiederholte Impfung der Schutzblattern, und eine von dem Vater oder dem Vormunde des Aufzunehmenden voll⸗ zogene Erklärung, daß für den Unterhalt desselben während der Bildungszeit im Seminar gesorgt sei, vor dem Prüfungs⸗Termißte bei uns einzureichen und weitere Verfügung zu gewärtigen. Berlin, den 6. Januar 1862.

Königliches Schul⸗Kollegium der Provinz Brandenburg.

Preußen. Köln, 12. Februar. Gestern Abends 9 Uhr trafen Ihre Königliche Hoheiten der Kronprinz Friedrich Wilhelm und die Frau Kronprinzessin, Prinzeß Royal von England, hierselbst ein und wurden auf der Central⸗Station vom Festungs⸗Komman⸗ danten, General⸗Major Dresler von Scharffenstein, und dem Ober⸗ Regierungsrath Birk, in Vertretung des Regierungs⸗Präsidenten, ehrfurchtsvoll empfangen. Die höchsten Herrschaften nahmen ihr Nachtquartier im Regierungsgebäude. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz benutzte den heute Morgens 7 Uhr abgehenden Köln— Mindener Schnellzug zur Rückkebr nach Berlin, Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin dagegen den um 9 Uhr abgehen⸗ den rheinischen Courirzug zur Fortsetzung Ihrer Reise zunächst nach Brüssel, wo die hohe Frau zu übernachten beabsichtigt.

Anhalt. Dessau, 11. Februar. Gestern früh 10 Uhr wurde im Auftrage des ältestregierenden Herzogs der Landtag von vpelen Herzoglichen Landtags⸗Kommissarius, Ober⸗Staats⸗ Anwalt Lagemann, eroͤffnet. Dem Landtage sind zunächst folgende Vorlagen zugestellt worden: 1) die Wahlverhandlungen in Betreff des Abg. Lezius Behufs Prüfung dieser Wahl und Entscheidung darüber, 2) Haupt⸗Rechnungs⸗Abschluß pro 1860, 3) zwei Anträge

Herzoglichen Staatsregierung wegen Bestätigung von Grund⸗ stuͤcks⸗Verkäufen, 4) Haupt⸗Finanz⸗Etat pro 1862, 5) Einführungs⸗ gesetz zum allgemeinen Deutschen Handels⸗Gesetzbuche, 6) Gesetz

Betreffs Entscheidung von Kompetenz⸗Konflikten zwischen Justiz⸗ und Verwaltungs⸗Behörden mit Aufhebung des Kompetenz⸗Gesetzes vom

Baden, 10. Februar. Professor Dr. v. Gräfe aus Berlin, welcher seit September v. J. schwer erkrankt hier da⸗ nieder lag, hat sich in der vorigen Woche zur Wiederherstellung seiner Gesundheit nach Nizza begeben. Das hiesige Buͤrger⸗ meisteramt hat auf nächsten Freitag die Mitglieder des großen Bürgerausschusses in das Rathhaus eingeladen, um denselben von der von dem Gemeinderath ausgearbeiteten, die beabsichtigte Auf⸗ bebung der Spielbank betreffenden, Vorstellung an den Groß⸗ herzog und die Ständekammern Kenntniß zu geben. (B. L.)

Bayern. München, 11. Februar. der Prinz von Wales widmet seinen biesigen Aufenthalt aus⸗ schließlich dem Besuche unserer zahlreichen Kunst- und wissenschaft⸗ lichen Sammlungen und sonstigen Sehenswürdigkeiten, welchen er die größte Aufmerksamkeit und das höchste Interesse zuwendet ““ 8

Oesterreich. Wien, 12. Februar. In der Sitzung des Unterhauses wurde bei Verhandlung der Strafgesetz⸗ novelle der Antrag der Regierung, Angriff auf die Ehre des Reichsraths, der Landtage, der Behörden, der Armee, der einzelnen Mitglieder des Reichsraths und der Landtage, der öffentlichen Beamten, der Militairs, der Seelsorger bezuͤglich deren Berufs⸗ handlungen, der Zeugen und Sachverständigen bezüglich ihrer Aus⸗ sagen, von Amtswegen zu verfolgen, abgelehnt, ungeachtet Staats⸗ Minister von Schmerling erklärt hatte, im Falle der Ablehnung für die Preßgesetze und für das Strafverfahren in. Preß⸗Angelegen⸗ heiten die Kaiserliche Sanction nicht beantragen zu können.

Schweiz. Bern, 10. Februar. Der „Bund“ veröffentlicht die Schlußreden der Präsidenten der beiden Räthe. Die Rede des Nationalraths⸗Präsidenten Karrer giebt einen Ueberblick über die gepflogenen Verhandlungen und erzielten Ergebnisse. Die des Ständeraths⸗Präsidenten Hermann enthält u. A. folgende Be⸗ merkung über die Bedeutung des Ständeraths: „Während bei der Schöpfung der neuen Bundesverfassung und in den ersten Jahren ihres Bestehens von Vielen, die redlich und eifrig das Wohl des Vaterlandes anstrebten, das Zweikammer⸗ System und besonders der Ständerath als unnöthig, von Manchen sogar der Fortentwickelung unserer politischen Zu⸗ stände geradezu als hinderlich betrachtet wurde, sind zwar diese Befuͤrchtungen schon seit Jahren geschwunden oder doch so weit modifizirt, daß nur Wenige mehr den Ständerath als ein für unsere constitutionellen Verhältnisse überflüssiges Institut an⸗ sehen. Doch wohl keine Sitzung der Bundesversammlung seit der Umwandlung des schweizerischen Staatenbundes in einen Bundes⸗

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5. März 18⁴2, 7) Gesetz wegen der Exekutivgewalt der Polizei⸗ Behörden und der Zulässigkeit des Rechtsweges gegen Verwaltungs⸗ Verfügungen, 8) Gesetz, die Verantwortlichkeit von Beamten aus Amtshandlungen betreffend. b

Baden. Karlsruhe, 11. Februar. Das neue Gesetz über Etappengelder, bemerkt die „Karlsr. Ztg.“, welches als erster Akt der Wirksamkeit dieses Landtages im heutigen Regierungsblatte veröffentlicht wurde, liefert einen erneuten Beweis der steten Für⸗ sorge der Regierung für die Fahnenpflichtigen und des gedeihlichen Zusammenwirkens der Regierung und der Ständekammern. Nach diesem Gesetze wird der in und aus Urlaub gehenden Mannschaft so wie den einberufenen Rekruten eine Reisekosten⸗Entschädigung von 24 Kr. für einen Tagemarsch von 6 Stunden gewährt, wah⸗ rend bisher nur 18 Kr. verabfolgt wurden. Leute, welche nach Lage der Garnisonen und ihrer Heimaros⸗ oder Aufenthaltsorte die Eisen⸗ bahn benutzen können, erhalten so viel, daß sie daraus die Eisenbahn⸗ Fahrtage zu bestreiten im Stande sind, und noch einen kleinen Betrag er⸗ übrigen, der zuihrer Erfrischuung verwendbar bleibt. Ein Soldat, der von Donaueschingen nach Mannheim einberufen wird, erhielt bisher 24 kr., jest erhält er im Ganzen 3 Fl. 42 Kr.,, daher 1 Fl. 242 R. bisher. Auch ist der Grundsatz durchgefuͤhrt, daß 8 frrr „auch für nahe gelegene Orte, beurlaubt oder einberu⸗ ebne daß er minde ens 6 Kr. für Zehrung empfängt. 88 as ee bis auf 6 Stunden hat die Mannschaft bis

In dem Gesetz ist vorgesehen, daß die Berechnung der Etappen⸗

ber nach Amtssigen eintreten könne, um den scfortigen Vollzu 8 Gesetzes zu sichern, welches auch in der That schon mit 82

M. Geltung e . große Beurlaubung am lsten

staat hat besser als die heute zu Ende gehende Session den Beweis geleistet, daß auch die Ansicht, als sei der Ständerath in unserem staͤatlichen Organismus unnöthig, unbegründet ist“. (Dies wird Fällen, in denen der Nationalrath wegen fortgesetzten Widerstandes des Ständeraths seinen Beschluß ände jac der s B nderte G hs schluß derte, nach⸗

Großbritannien und Irland. London, 11. Februar.

Se. Majestät der Koͤnig der Belgier hat sich gestern bei Ihrer Majestät der Königin verabschiedet, besuchte auf der Fahrt nach London die verwittwete Königin Marie Amelie in Claremont und übernachtete im Buckingham⸗Palace. tinent macht Se. Majestät an Bord der „Victoria und Albert“, welche die Frau Kronprinzessin von Preußen von Antwerpen her⸗ üͤberbringen wird. nigliche Hoheit in Gravesend landen, Osborne zu begeben. vom Comodore C. F. Nicolson folgende Zuschrift erhalten:

Herr! Ich habe Ihnen anzuzeigen, 1 TE11“ Kronprinzessin von Preußen sammt Gefolge auf der Königlichen Jacht „Victoria und Albert“ vesend eintreffen und beim Zollamt in Booten landen wird. Ich babe Ihnen ferner mitzutheilen, daß es Ihrer Majestäaͤt Wunsch ist, bei dieser Gelegenheit keine Flagge aufzuziehen, oder sonstige Ehrenbezeugungen zu veranstalten, vielmehr soll die Landung so stille als möglich vor sich gehen und von den Behörden Niemand zu

Empfang Ihrer Königlichen Hoheit anwesend sein.“

Die Rückreise nach dem Con⸗

So weit bis jetzt bestimmt ist, wird Ihre Kö⸗

um sich von da sofort nach Der Mayor von Gravesend hat einstweilen

am 15. d. von Antwerpen in Gra⸗

n dem Blaubuche üͤber Amerika befinden sich unter den

Depeschen mehrere, die sich auf die Sendung ei ehei rere, g eines geheimen Agen⸗ ten der föderalistischen Regierung nach Kanada und ebsn übhöru⸗ fung beziehen, nachdem Lord Lyons seinethalben Vorstellungen ge⸗ u““ 8 in 898 de angeordnete Schließung meh⸗ r südlichen Häfen, die weder die englische ie franzö 8 3 anerkennen wollte. ““ nidad, die angebliche Verletzung britischen Gebiets durch födera⸗ und ein Peisuc, in Kanada 8 5 nion anzuwerben, waren Gegenstände, die vi Stoff geliefert hatten. hs dee de elgsen Wiederkehren derartiger Streitfragen veranschaulichen.

Der Besuch des „Sumter“ in Tri⸗

Zwei davon mögen insbesondere das ewige

Am 4. November 1861 schreibt Lord Lyons an Earl Russell: „Mr.

Se. Königliche Hoheit

heutigen

Seward frug mich, ob irgend besondere Communicationen, bezüglich der amerikanischen Angelegenheiten, neuester Zeit zwischen den Regierungen Englands und Frankreichs stattgefunden hätten. Ich erwiederte darauf, die beiden Regierungen ständen fortwährend in vertraulicher Korrespondenz über die amerikanische Angelegenheit, doch sei mir nicht bekannt, daß etwas Besonderes in der letzten Zeit in dieser Sphäre zwischen ihnen verhandelt worden sei. Mr. Seward bemerkte, ich müsse wohl in den Zeitungen die Berichte der französischen Fandelskammern über Baumwollvorräthe gelesen haben; ob etwa über diesen Gegenstand in letzter Zeit zwischen der eng⸗ lischen und französischen Regierung verhandelt worden sei. Ich erwiederte: Nicht daß ich wüßte. 1 . Am 22. November schreibt Earl Russell an Lord Lyons: „My Lord, Ich habe Ihre Depesche vom 4ten d. erhalten, in der Sie mir das Wesentliche eines zwischen Ihnen und Mr. Seward stattgehabten Ge⸗ spräches, über die Aufnahme von Kaperschiffen und Fahrzeugen der so⸗ genannten konföderirten Staaten in fremden Häfen, mittheilen. Aus dieser Depesche scheint hervorzugehen, daß Mr. Seward die Stellung von Ihrer Majestät Regierung nicht begreifen will. Ihre Majestät hat sich für eine vollständige Neutralität in dem jetzigen unglückseligen Kampfe der Vereinigten Staaten erklärt. Ihre Majestät läßt die Kriegs⸗ und Kaperschiffe der Ver⸗ einigten Staaten in britischen Häfen zu, woselbst sie Proviant und Koh⸗ len einnehmen können. Würde Ihre Majestät den Kriegs⸗ und Kaperschiffen der sogenannten konföderirten Staaten ähnliche Begünstigungen verweigern, dann würde Ihre Majestät damit zugleich ihre Parteinahme in diesem Kriege ausgesprochen haben. Wünscht Mr. Seward, daß es den Schiffen der konföderirten Staaten nicht gestattet werde, laäͤnger als 24 Stunden in britischen Häfen zu verweilen, so möge er dies offen sagen. 9 Auf alle Fälle aber ist Ibre Majestät entschlossen, die Kriegs⸗ und Kaperschiffe der sogenannten konföderirten Staaten genau so wie die Kriegs⸗ und Kaper⸗ schiffe der Vereinigten Staaten zu behandeln. Ich bin .... Am 30. November hatten die Agenten der konföderirten Staaten, die Herren Vancey, Rost und Mann, gemäß der von ihrem Präsidenten er⸗ haltenen Weisungen, abermals in die britische Regierung gedrungen, den unwirksamen Charakter der Blokade und die durch sie beeinträchtigten In⸗ teressen ins Auge zu fassen. Darauf antwortet Russell am 7. Dezember

blos Folgendes: 1

„Auswärtiges Amt, 7. Dezember. Lord Nussell empfiehlt sich den Herren Vancey, Rost und Mann. Er hatte die Ehre, ihre Zuschriften vom 27. und 30. November sammt den sie begleitenden Beilagen zu em⸗ pfangen, doch muß er bei der gegenwärtigen Sachlage das Eingehen irgend welcher offizieller Beziehungen zu ihnen ablehnen.“

Eine kurze Depesche Lord Russells an Lord Lyons vom 20. Dezem⸗ ber, die sich über Kaperbriefe ausspricht, ist in sofern bedeutsam, weil sie beweist, daß er zu jener Zeit einen Krieg mit Amerika durchaus nicht für unmöglich gehalten habe. Sie lautet: 1

„Mylord. Es steht Ihnen frei, mit Mr. Seward bezüglich der Kaper⸗ brieffrage Rücksprache zu nehmen. Sollten England und die Vereinigten Staaten ungluͤcklicherweise jemals Krieg mit einander führen, wird Ihre Maäjestäͤt bereit sein, ihre Prerogative aufzugeben und die Kaperei in Be⸗ treff beider Theile abschaffen, vorausgesetzt, daß der Präsident im Namen der Vereinigten Staaten die gleiche Verpflichtung übernimmt. Ich bin u. w. 8.

In einer vom 14. Januar dieses Jahres datirten Depesche des briti⸗ schen Gesandten an Earl Russell, wo von der Blokade der füdlichen Haͤfen die Rede ist, heißt es unter Anderem: „M. Seward sagte mir, die Ver⸗ einigten Staaten wünschten im jetzigen Kriege der Welt ein nie früher dagewesenes Beispiel von Milde gegen den Feind und von Rücksicht gegen die Interessen der Neutralen zu geben. Er setzte mir weitläufig ausein⸗ ander, wie maßvoll die Regierung der Vereinigten Staaten sich bis jetzt benommen habe; daß sie keinen der Verräther noch zum Tode verurtheilt, und gegen den Suͤden nur die milde Form der Blokade in Anwendung gebracht habe u. dgl. mehr. Er hoffe, so fuhr er fort, noch einen weite⸗ ren Beweis ihrer Mäßigung geben zu können; er sei näͤmlich jetzt eben mit der Ausarbeitung eines Planes beschäftigt, um den Briefpostverkehr mit dem Süden wieder zu eröffnen. Natürlich müßten die gestatteten Vergünstigungen allen Nationen in gleichem Maße zu Theil werden, er halte es für möglich, an einem gewissen Punkte ein besonderes Postamt zu errichten, von welchem aus Briefe nach und vom Süden befördert werden könnten, vorausgesetzt, daß sie sich bei der Untersuchung als un⸗ verfänglich herausstellen.“

88 ö“ Oberhaus⸗Sitzung verlangte Lord Carnarvon vom Staats⸗Secretair des Auswärtigen Auskunft über die auf Befehl der Regierung der Vereinigten Staaten erfolgte Einsperrung dreier bri⸗ tischer Unterthanen in Fort Lafayette. Earl Russell entgegnete, es habe eine Korrespondenz darüber mit der Regierung der Vereinigten Staaten stattgefunden und Herr Seward habe erklärt, die Verhaftung sei wegen landesverrätherischer Umtriebe vorgenommen worden, und daß die Verhafteten nicht vor Gericht gestellt worden seien, habe seinen Grund in der vom Präsidenten Lincoln vorgenommenen Auf⸗ hebung der Habeas⸗Corpus⸗Akte. Lord Derby sagte, wenn er auch den Verlegenheiten der Unions⸗Regierung noch so viel zu Gute halten wolle, so müsse er doch die Art, wie britische Unterthanen von der Regierung der Vereinigten Staaten behandelt worden seien, und die un⸗ höflichen Antworten Seward'’s auf die Beschwerden der britischen Re⸗ gierung aufs Strengste tadeln. Er wünsche zu⸗ erfahren, ob man in Amerika den Grundsatz befolge, einen verhafteten britischen Unterthan⸗ nur unter der Bedingung vor Gericht zu stellen, daß er die Unter⸗ thanenpflicht gegen sein Vaterland abschwöre. Earl Russel sagt, in Fällen, wo man britische Unterthanen zur Ablegung des amerikanischen Bürgereides aufgefordert habe, sei dies in der irrigen Voraussetzung geschehen, daß sie Angehörige der Vereinigten Staaten seien. Einer der verhafteten Engländer habe, schon ehe man die Eidesleistung von ihm verlangte, die Absicht kund gegeben, Bürger der Vereinigten Staaten zu werden. Earl Malmesbury wünscht Auskunft über den wirklichen Stand der Blokade zu erhalten. Wie er hoͤre, habe Herr

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18 v“ b“ ö“ Mason sich dahin geäußert, daß nicht weniger als 6—700 Schiffe die Blokade gebrochen. Er wisse recht gut, daß es unter den obwalten⸗ den besonderen Verhältnissen und in Anbetracht des Umstandes, daß bald Ereignisse eintreten könnten, die vielleicht dem Kampfe überhaupt ein Ende machen würden, unpolitisch sein würde, irgend einen raschen Schritt in der Blokade⸗Angelegenheit zu thun. Trotzdem sei es wünschenswerth, zu wissen, wie eigentlich die Sache stehe. Wenn die Aussage des Herrn Mason wahr sei, so werde die ganze Welt sich unmöglich noch lange die Nachtheile gefallen lassen können, welche der gegenwärtige Zustand der Dinge mit sich bringe. Es sei viel von der das Seerecht betreffenden Er⸗ klärung vom Jahre 1856 die Rede gewesen. Er bedauere, daß Lord Clarendon nicht zugegen sei; denn von diesem sei seines Wissens jene Er⸗ klärung ausgegangen. Er (Lord Malmesbury) habe damals aus seinen Ansichten kein Hehl gemacht, und, wenn er nicht irre, habe der jetzige Staats-Secretair des Auswärtigen seine Ansichten, in einzelnen Punkten zum wenigsten, getheilt. Er habe nicht ge⸗ glaubt, daß irgend ein Artikel jener Erklärung beim Ausbruche eines großen Krieges wirklich zur Ausführung kommen werde. Er habe zu bedenken gegeben, daß, wenn auch die Erklärung ein sehr ehrenvolles Zeugniß von der christlichen Gesinnung und der Philanthropie ihres Ur⸗ hebers ablege, man sich doch nicht darauf verlassen könne, sie in Kriegs⸗ zeiten zur Geltung gebracht zu sehen. Er glaube nicht, daß eine große Seemacht sich durch eine solche Erklärung gebunden halten dürfe; so viel aber wisse er sicher, daß in einem großen Kriege die Macht der Verhält⸗ nisse zu stark sein werde, als daß man die in der Erklärung aufgestell⸗ ten Grundsätze streng beobachten könnte. Lasse sich z. B. wohl annehmen, daß, wenn in einem Kriege zwischen England und Frankreich die englische Flotte den größeren Theil der französischen zerstörte und den Rest derselben in den französischen Häfen blo⸗ kirte, ein so kriegerisches Volk, wie die Franzosen, nicht durch den Trieb der Selbsterhaltung dazu gedrängt werden sollte, sich anderer Mittel zu bedienen, um die feindliche Flotte von seiner Küste zu verjagen? Das einzige Mittel aber zu diesem Zwecke würde darin bestehen, daß man Kaperbriefe ausstellte, in allen Weltgegenden auf die englischen Handels⸗ schiffe Jagd machte und so die englischen Kriegsschiffe nöthigte, die französischen Küsten zu verlassen, um den englischen Handel zu schützen. Auch das in die Erklärung von 1856 aufgenommene Prinzip der Einführung von Schiedsgerichten zur Schlichtung internatio⸗ naler Wirren habe sich praktisch nicht bewährt. Im Jahre 1859 habe man einen Versuch damit gemacht, allein umsonst. Earl Russell sagt, er habe kurz nach Ausbruch des amerikanischen Krieges dem Admiral Milnes und den britischen Konsuln in den verschiedenen amerikanischen Häfen die Weisung ertheilt, ihm möglichst genau über die Handha⸗ bung der Blokade zu berichten. Als Herr Adams ihm gegenüber zuerst der Blokade Erwähnung gethan, habe er ihn darauf aufmerksam gemacht, wie schwierig es sei, einen 3000 englische Meilen langen Küstenstrich zu blokiren, worauf der amerikanische Gesandte erwidert habe, es gebe nur 7 südliche Häfen, in welche große Schiffe einlaufen könnten; die Schwie⸗ rigkeit sei daher nicht so groß, wie sie auf den ersten Blick scheine. Was die Behauptung betreffe, daß eine sehr große Anzahl von Schiffen durch⸗ geschlüpft sei, so habe er selbst Herrn Mason nach dem Tonnengehalt dieser Schiffe gefragt, worauf derselbe ihm die Antwort schuldig geblieben sei. Die sieben großen Häfen seien durch zahlreiche Buchten mit anderen kleineren Häfen verbunden, aus welchen kleine, mit kleinen Ladungen beladene Schiffe auslaufen könnten. Die auf die Blokade bezüglichen Papiere würden dem Parlamente nächstens vorgelegt werden. Er habe allerdings die Ansicht ausgesprochen, daß er nicht vollständig mit der Pariser Erklärung ein⸗ verstanden sei, habe jedoch zu gleicher Zeit gesagt, da die Erklärung ein⸗ mal abgegeben sei, so müsse man auch ihr gemäß handeln. Eine Frage des Earl von Derby in Bezug auf das Prinz⸗Albert⸗ Denkmal beantwortet der Earl von Granville dahin, daß er sagt, die Regierung habe dem Plane, dem Prinzen ein Denk⸗ mal zu errichten, nicht ihre besondere Sanction gegeben, da dieser Plan einem allgemeinen und freiwilligen Gefühl im ganzen Lande seinen Ursprung verdanke. Da das Geld zu diesem Zwecke durch freiwillige Beiträge zusammengekommen sei, so stehe es der Regierung jetzt keinenfalls zu, den Wünschen der Subscribenten irgend einen Zwang anzuthun, und sie würde ihre Stellung vollkommen verkennen, wenn sie sich in ihrer amt⸗ lichen Eigenschaft bei der Sache betheiligte. Doch interessirten sich viele Mitglieder der Regierung persönlich für das Unternehmen und betheilig⸗ ten sich daran. Er selbst habe mit dem Lord⸗Mayor darüber verhandelt, und dieser habe ihn zu der Mittheilung ermächtigt, daß der Denkmal⸗ Ausschuß fest entschlossen sei, sobald die erforderliche Geldsumme vorhanden sei, was wahrscheinlich binnen sehr kurzer Zeit der Fall sein werde, bei Ihrer Majestät anzufragen, welche Art der Verwendung der Summe ihr die liebste sein würde, und er habe Grund zu der Annahme, daß Ibre Mäajestät, wenn man sich zu diesem Zwecke an sie wende, mit ihrer Ansscht nicht zurückhalten werde.

In der Unterhaus⸗Sitzung zeigte Cobden an, er werde nächstens das Völker⸗ und Seerecht in seinen Beziehungen zu den Rechten der Kriegführenden und Neutralen zur Sprache bringen. Als Antwort auf eine Frage Peacocke's theilt Layard mit, daß dem Hause nächstens die auf die Blokade bezüglichen Papiere vorgelegt werden sollen.

12. Februar. Der König der Belgier übernachtete vorige Nacht in Dover und reist heute nach Ostende.

Die hiesige franzoͤsische Anleihe ist vollständig rückgängig ge⸗

macht worden.

Frankreich. Paris, 11. Februar. Der don der Legis⸗ Reo g

lative genehmigte Gesetzentwurf wegen der nten⸗Kondertirung kam gestern im Senat zur Verlesung. Der Präsident sprach den Wunsch aus, daß man unmittelbar nach der Plenarsitzung sich in den Bureaux versammeln möge, um die Pruͤfungs Kommission zu

ernennen. Dies ist denn auch geschehen, die Kommission hat sofort

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