— I2te Sitzung des Hauses de⸗ Abgeordneten am Mittwoch, den 18. Juni 1862, Vormittags 10 Uhr: Wahlprüfungen.
Antrag des Abgeordneten von Rönne (Solingen). Bericht der Kommission für Handel und Gewerbe über den
von der Königlichen Staatsregierung vorgelegten Entwurf
eines Gesetzes, das Paßwesen betreffend.
Bericht der Justiz⸗Kommission über Petitionen wegen Dekla⸗ ration des §. 56 des Gesetzes über die Presse vom 12. Mai 1851.
Angekommen: Se. Durchlaucht der General der Infanterie, Chef des Ingenieur⸗Corps und der Pioniere und erster General⸗ Inspecteur der Festungen, Fürst Radziwill, aus Schlesien.
Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und Commandeur der 4. Division, Herwarth von Bitlenfeld, von Bromberg.
Abgereist: Der General⸗Intendant der Königlichen Schau⸗ spiele, Kammerherr von Hülsen, nach London.
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Berlin, 16. Juni. Se. Majestät der König haben Aller⸗ gnäͤdigst geruht, den nachbenannten Offizieren ꝛc. die Erlaubniß zur Anlegung der von des Fürsten zu Schwarzburg⸗Sondershausen Durchlaucht ihnen verliehenen Ordens⸗Decorationen zu ertheilen, und zwar:
des Ehrenkreuzes erster W Commandeur des 1. Thüringischen Infanterie⸗Regiments Nr. 31, Obersten von Beyer, Commandeur des Magdeburgischen Nr. 36, Obersten von Zamory, Capitain zur See Kuhn und Oberst⸗Lieutenant a. D. von der Mülbe, zuletzt lim 1. Thüringischen Infanterie⸗Regiment Nr. 3 ½
des Ehrenkreuzes zweiter Klasse:
Direktor der Kriegsschule in Erfurt, Major von Tschudi zund
Major von Drigalski im 1. Thüringischen Infanterie⸗ Regiment Nr. 31;
des Ehrenkreuzes dritter Klasse:
Hauptmann und Compagnie⸗Chef Scheppe im Magdebur⸗ gischen Fuͤsilier⸗Regiment Nr. 36,
Hauptmann und Compagnie⸗Chef Edler von Braun im 1. Thuͤringischen Infanterie⸗Regiment Nr. 31 und Premier⸗Lieutenant von Giese in demselben Regiment; sowie 8
Füsilier „Regiments
der Ehren⸗Medaille: Sergeanten Seyferth und Buͤchsenmacher Bilke vom 1. Thüͤrin 1I16“*“
MNrichtamtliches.
Hannover, 14. Juni. Se. Majestat der König ist in
Begleitung Sr. Koͤniglichen mittag nach Goslar abgereist.
Sachsen. Dresden, 14. Juni. Die Zweite Kammer be⸗ gann heute die Berathung des Handelsvertrages zwischen Frank⸗ reich und dem Zollverein. Die allgemeine Debatte, welche 4 Stun⸗ den währte, wurde geschlossen und die spiezielle Berathung auf Montag anberaumt.
Keiner der Redner, welche sich an der heutigen Debatte bethei⸗ ligten, erklärte sich prinzipiell gegen den Vertrag, welchem die Einen mit Freuden, die Anderen mit Ueberwindung von Bedenken, Einige unter noch noch vorbehaltenen Bedingungen zustimmen zu wollen erklärten. (Dr. J.)
Bautzen, 12. Juni. Anfangs dieser Woche war Se. König⸗ liche Hoheit der Großherzog von Sachsen⸗Weimar in der Lausitz anwesend, um seine in der Nähe gelegenen Güter zu besuchen.
Oesterreich. Wien, 14. Juni. Die neuesten Berichte aus Kissingen schildern den Zustand Ihrer Majestät der Kaiserin in allmälig fortschreitender Besserung begriffen; er ermöglicht be⸗ reits Promenaden zu Wagen in den nahegelegenen Waldpartieen, auch das Fußleiden hat so weit abgenommen, daß Ihre Majestät voraussichtlich demnächst die Trinkkur an der Quelle selbst ge⸗ brauchen werden.
Der Vater Ihrer Majestät, Max in Baghern,
(Wien. Z.)
Venedig, 12. Juni.
ier angekommen.
Hoheit des Kronprinzen heute Nach—
Se. Königliche Hoheit Herzog ist zum Besuche in Kissingen angekommen.
Der Herzog von Braunschweig ist ..“ 8
halten habe; ferner, ob
Niederlande. Haag, 12. Juni. Unsere Regierung hat sich in diesen Tagen an den Kaiser Napoleon gewandt, um wegen eines Handelsvertrages mit Frankreich Unterhandlungen anzu⸗ knüpfen. Sie hat das französische Kabinet bereit dazu gefunden, so daß schon die diesseitigen Bevollmächtigten, welche die Verhand⸗ lungen leiten sollen, bezeichnet werden können. Es sind dies neben unserem Gesandten in Paris, Mr. Lightenvelt, ein Mitglied der Zweiten Kammer, van Bosse, und ein höherer Finanzbeamter, Uyt⸗ tenhoven, welche letztere sich in den nächsten Tagen nach Paris be⸗ geben werden. — Die periodische Wahl zur Zweiten Kammer hat am 10. d. M. in bester Ordnung stattgefunden. Das Ergebniß ist fast üͤberall zu Gunsten der liberalen Partei ausgefallen. — Die
Erste Kammer ist heute zur Berathung der von der Zweiten bereits
angenommenen Gesetze zusammengetreten, während die letztere auf den 17. d. M. einberufen worden ist. (K. Z.)
Belgien. Brüssel, 14. Juni. Nach dem heute ausge⸗ gebenen Bülletin hat der König eine bessere Nacht gehabt. Wie versichert wird, ist Civiale hierher berufen worden, um, wenn möglich, eine Operation, vorzunehmen. Die Blasenschmerzen sind heftig.
Nach dem letzten von der „Ind. zbelg.“ mitgetheilten Bülletin, Sonnabend Abends 10 ½ Uhr, bessert sich der Zustand des Köͤnigs, was die Affection der Lungen betrifft.
Großbritannien und Irland. London, 13. Juni.
In der gestrigen Unterhaus⸗Sitzung zeigt Sir J. Walsh an,
er werde in der nächsten Sitzung den Unter⸗Staatssecretair des Aus⸗ wärtigen fragen, ob der Regierung eine amtliche Mittheilung über die Echtheit der dem General Butler, Militair⸗Gouverneur von New⸗Orleans, zugeschriebenen Proclamation zugegangen sei. Gregory zeigt an, er werde die Aufmerksamkeit der Regierung gleichfalls auf diesen Gegenstand lenken und den Premier fragen, ob er gegen diesen der Gesittung und Menschlichkeit angethanen Frevel zu protestiren gedenke. Hopwood zeigt an, er werde in der nächsten Sitzung den ersten Lord des Schatzes fragen, ob die englische Regierung beabsichtige, in Gemeinschaft mit der französischen eine Vermittelung zwischen den im Kampfe begriffenen
Staaten Amerika's vorzuschlagen, und beide Regierungen für den Fall der
Verwerfung ihrer Vorschläge gesonnen seien, den südlichen Bund anzuer⸗
kennen. (Die Antwort Lord Palmerston's haben wir telegraphisch in Nr.
437 mitgetheilt.) Glay fragt den Unter⸗Staatssecretair des Auswärti⸗
gen, ob die Aufmerksamkeit der Regierung auf die wiederholten Plackereien gelenkt worden sei, welche britische Schiffe von Seiten amerikanischer
Kreuzer erfahren haͤtten, so namentlich auf den Fall des Dampfers „Cir⸗ cassian“, welcher auf der Fahrt von St. Thomas nach der Havannah in
neutralen Gewässern und innerhalb 20 Meilen von letzterwähntem Hafen
angehalten worden sei. Layard
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entgegnet, da die Angelegenheit des
„Eircassian“ gegenwärtig den Kron⸗Juristen vorliege, so könne er keine
Antwort ertheilen. ständigen Positionen des Civildienstes votirt.
Im Subsidien⸗Comité werden hierauf die noch rück⸗
Gegen den von „Times“ und „Herald“ warm begrüßten Ge⸗
danken des „Constitutionnel“ — Föderalisten und Konföderirten — ziehen „Daily News“ und „Star mit großer Energie zu Felde.
— 14. Juni. der Earl
Butler echt sei und die Sanction der Washingtoner Regierung er
den, etwas Wahres sei? Earl Russell erwiedert, er ersehe aus einer Depesche von Lord Lyons, dem britischen Gesandten in Washington, daß
General Butler wirklich jene Proclamation erließ, deren Sinn man fol: In New⸗Orleans sei es polizeiliche Regel, öffent. liche Dirnen, die sich auf der Straße zeigen und Männer anreden, ins Derselben Behandlung sollen nun
gendermaßen erkläre.
Gefängniß (die Calaboose) zu senden. Damen verfallen, die durch Wort oder Geberde einen föderalistischen Sol⸗ daten beleidigen. Er wisse nicht, ob die Washingtoner Regierung irgend eine Ansicht über diese Proclamation zu erkennen gegeben habe. Aufrich⸗ tig hoffe er, um der amerikanischen Regierung selbst willen, daß sie der Proclamation ihre Billigung versagen werde; und es sei von Wichtigkeit für die ganze gesittete Welt, daß die an sich schon furchtbaren Kriegsge⸗ bräuche nicht durch solche Rohheit oerschlimmert werden. (Hört! Hört!) Das Vermittelungsgerücht könnte leicht nachtheilig wirken, wenn es sich verbreitete, und er ergreife daher gern die Gelegenheit, zu erklären, wie es sich mit der Sache wirklich verhalte. Ihre Majestät Regierung habe der französischen Regierung keine Vorschläge jener Art gemacht, und sie habe auch von der Regierung Frankreichs keine Eröffnungen jener Art er⸗ halten. Der französische Gesandte in London erklärte überdies, keine Wei⸗ sungen in Bezug auf diesen Gegenstand zu haben. Ohne eine Meinung darüber abgeben zu woklen, wie weit es früher oder später zweckmäßig sein dürfte, mit dem Anerbieten einer Vermittelung oder guter Dienste bervorzutreten, müsse er sagen, daß der gegenwärtige Zeitpuukt ihm für eine solche Vermittelung höchst ungelegen scheine. Sie könnte nichts Gutes stiften, und bei der im Norden und Süden herrschenden Erbitterung würde das Anerbieten nur dazu dienen, die gute Wirkung eines etwaigen späteren Versuchs ähnlicher Art zu vereiteln. (Hört! Hört!) — Auf eine Anfrage Lord Brougham's erklärt Earl Russell, es sei möglich, daß die Sklaven⸗ händler sich jetzt der franzöfischen Flagge zur Deckung ihrer Cargo bedie⸗ nen würden, da die Benutzung der amerikanischen Flagge durch den Ab⸗ schluß des britisch⸗amerikanischen Vertrags (zur Unterdrückung des Skla⸗ venhandels) unmöglich geworden sei. Um solchem Mißbrauch vorzubeugen, sei Ihrer Majestät Regierung in Unterhandlung mit der Regierung des Kaisers Napoleon getreten. 11“
1b 2 an dem Gerücht, daß England und Frank⸗ reich den Föderalisten und Konföderirten ihre Vermittelung antragen wer⸗
nämlich die Vermittelung zwischen
In der gestrigen Oberhaus⸗Sitzung fragte von Carnarvon, ob die Proclamation ldes Generals
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Im Unterhause verschiebt Mr. Griffith eine die Beziehungen Aegyptens zur Türkei betreffende Motion, weil, wie er sagt, der edle Lord Premier ihm bedeutet habe, daß es eine Unhöflichkeit wäre, den Ge⸗ enstand zu erörtern, so lange der Pascha von Aegypten als Gast im Lande weile. (Hört! hört!) rage erwidert Lord Palmerston: Ihrer Majestät Regierung hat von der Regierung Frankreichs keine Mittheilung bezüglich einer Vermittelung erhalten, und wir haben für jetzt keine Absicht, den streitenden Theilen
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eine Vermittelung anzubieten. (Hört! hört!) Sir J. Elphinstone fragt den edlen Lord, ob die Regierung wisse, daß an der amerikanischen Küste auf einen englischen und franzöͤfischen Dampfer geschossen und der Capi⸗ tain des letzteren Schiffes getödtet worden sei? Lord Palmerston er⸗ widert, dem auswärtigen Amt sei keine solche Nachricht zugekom⸗ men. — Sir J. C. Lewis erklärt auf Befragen, daß eine 200 pfündige gezogene Armstrong⸗Kanone fertig sei und die Probe bestanden habe; eine 600fündige Armstron⸗Kanone werde in drei Monaten fertig sein; außerdem sei eine von Mr. Ayall Thomas erfundene Kanone, welche Bomben oder Vollkugeln von 400 Pfd. Gewicht werfen soll, in der Arbeit. — Jetzt ist die Fortsetzung des Subsidien⸗ Comité's an der Tagesordnung, welche Gelegenheit Mr. Bentinck er⸗ greift, um — nach vorausgeschickter Versicherung, daß er das Ministerium nicht belästigen oder angreifen wolle — eine angebliche Mißhandlung eines britischen Unterthanen, Mr. J. Watson Taylor, durch die sardinische Regierung zur Sprache zu bringen und verschiedene den Fall betreffende Vorlagen zu verlangen. Mr. Bovill sekundirt und dringt darauf, daß die Regierung Schadenersatz für Mr. Taylor fordern müsse. Mr. Layard sagt, die englische Regierung habe den Fall rein als Rechts⸗ fall behandelt. Sie legte die ersten Akten, die ihr zukamen, dem Kron⸗Advokaten vor, welcher sich zu Gunsten Mr. Taylor's aus⸗ sprach und das Verfahren der italienischen Negierung verdammte. Earl Russell schrieb darauf eine Depesche an Sir James Hud⸗ son und wies ihn an, die Sache näber zu untersuchen. Als der britische Kron⸗Advokat das Ergebniß von Sir Hudson's Untersuchungen und die Antwort der italienischen Regierung zur Einsicht erhielt, gab er das Gutachten ab, daß Mr. Taylor sich wegen Schadenersatz an die ordentlichen Gerichte Italiens zu wenden habe. Mr. Cochr ane ist über diese Antwort betroffen und fragt, was aus dem Prahlwort: „Civis Anglicanus sum geworden sei? Der Schatzkanzler rechtfertigt das Verhalten Sir J. Hudson's und bemerkt, Mr. Taylor habe sich während der Revolution in Italien nicht mit der einem Aus⸗ länder geziemenden Vorsicht benommen. Mr. Kinglake sagt, Mr. Taylor habe einfach nicht gewußt, auf wessen Gebiet er sich befinde und wer Landesherr sei. Der Solicitor⸗General dagegen schiebt auf Mr. Taylor selbst die Schuld an den ihm zugestoßenen Unannehnlichkeiten. Lord Palmerston zeigt, daß von einer Rechtsverweigerung seitens der stalienischen Regierung keine Rede war. Er schildert den Sachverhalt in folgender Weise. Mr. Taylor, der die Insel Monte Cristo angekauft hatte, wurde bald nach der Annektirung Toskana's aufrührerischer Auf⸗ rufe gegen den König von Italien und des Widerstandes gegen die bewaffnete Macht beschuldigt und vor das Kriminalgericht von Porto⸗
Weder er noch seine Frau erschien auf
ferrajo auf der Insel Elba zitirt. die Vorladung, und so wurden Beide, nach dem damals noch geltenden Mr. Taylor zu 18,
toskanischen Gesetzbuch, in contumaciam verurtheilt, Mstr. Taylor zu 21 Monaten Gefängniß. Sie verließen Monte Cristo, und ihr darauf befindliches Eigenthum wurde von Garibaldisten arg bescha⸗ digt. Dafür beansprucht Mr. Taylor jetzt Ersatz von der italienischen Regierung. Dies solle man nicht, wie die Opposition thue, mit dem Kri⸗ minalprozeß gegen Mr. Taylor zusammenwerfen. Mr. Taylor sei von der italienischen Regierung nicht verfolgt worden. Im Gegentheil, Graf Cavour erklärte dem britischen Gesandten in Turin, er koͤnne den Prozeß gegen Mr. Taylor nicht niederschlagen, werde aber, da die Bestimmungen des alten toskanischen Gesetzbuches sehr streng seien, die etwa Verurtheil⸗ ten begnadigen. Die Begnadigung folgte in der That dem Urtheilsspruch auf dem Fuße nach. Was die von Mr. Taylor auf der Insel Monte Cristo erlittenen Verluste betreffe, so sei zu hoffen, daß die italienische Re⸗ gierung den von den Garibaldisten angerichteten Schaden gut machen werde. Nach einigen Worten Disraelis nimmt Bentinck seine Motion zurück. — Ueber General Butlers Proklamation spricht Lord Palmer⸗ ston sich mit Entrüstung, aber sonst ganz wie Earl Russell aus. Frankreich. Paris, 15. Juni. Die gestrige „Patrie“ sagt: „Die französische Armee lieferte vor Puebla einen langen und sehr glorreichen Kampf; die uns an Zahl weit überlegenen mexikanischen Truppen erlitten eine vollständige Niederlage. Die Franzosen soll⸗ ten am Tage nach der Schlacht ihren Einzug in Puebla halten. Guerillas⸗Banden haben auf mebreren Punkten die Verbindungen Vera⸗Cruz und Puebla abgeschnitten; dieses war aber vom Ober⸗ General vorausgesehen worden, der es angekündigt hatte und dem es unmöglich war, mit einer so wenig zahlreichen Armee, als die seinige ist, einen nahe an dreihundert Kilometer langen Weg zu besetzen. Die geringe Wichtigkeit der mexikanischen Banden, die die Straßen unsicher machten, beweist der Umstand, daß sie außer Stand gewesen waren, die Städte wieder zu nehmen, die wir den mexikanischen Generalen, die sich gegen Juarez ausgesprochen, an⸗ vertraut haben. Mit einem Wort, die von den englischen Blättern in Umlauf gesetzten ungünstigen Nachrichten sind nicht genau. Die materiellen Schwierigkeiten, auf die man stößt, sind nicht unerwar⸗ tet gekommen, und alle Maßregeln, um den gluͤcklichen Erfolg der Operation zu sichern, find genommen worden.“ Der heutige „Moniteur“ meldet, daß die Franzosen ohne Hinderniß bis Amozoc, drei Stunden von Puebla, vorgerückt find. In den meisten Orten der Provinzen war ihr Empfang ein
ausgezeichneter. Veracruz hat sich gegen Juarez erklärt. Man
Auf Mr. Hopwood's (gestern angezeigte)
hoffte, daß eine ähnliche Bewegung zu Puebla ausbrechen und daß dieselbe einen Angriff des Generals Lorencez gegen die Festung Guadeloupe, welche Puebla deckt, begünstigen werde. Ungeachtet der Unregelmäßigkeit der Communicationen waren Depeschen des Generals Lorencez vom 9. Mai angekommen, welche die Mit⸗ theilung machen, daß die Armee das Lager bei Amozoc auf dem Plateau von Anahuac besetzt habe. Nach mexikanischen Berichten hatte der Angriff auf Guadeloupe am 5. Mai mit großem Un⸗ gestüm stattgefunden, ohne daß dessen Zweck, die Verschanzungen zu nehmen, erreicht worden wäre. Ein weiteres Engagement hat seit⸗ dem nicht stattgehabt. Die Regierung des Kaisers trifft Maß⸗ regeln, um bedeutende Verstärkungen nach Mexiko zu senden. .
Der „Indépendance Belge“ wird vom 14. telegraphirt: Vriefe aus Vera⸗Cruz vom 15. Mai berichten, daß die vor Mexiko stehenden Streitkräfte des Juarez 50,000 Mann betragen, die indessen von sehr zweifelhafter Treue wären, da täglich zahlreiche Desertionen stattfinden.
Die „Indépendance Belge“ berichtet außerdem, „daß der Ge⸗ neral Almonte allerdings bemüht sei, Pronunciamentos in Mexiko hbervorzurufen, daß aber die reichsten und notabelsten Bürger von Orizaba, Cordova und anderen Städten von Mexiko Abschriften von Protesten gegen jene Pronunciamento⸗Versuche geschickt haben, 8 worin sie aussagen, sie haͤtten Niemandem Vollmacht ertheilt, ihre unter den zu Gunsten Almonte's unterzeichneten Akt zu etzen“.
Prinz Alfred von Großbritannien Königliche Hobeit befindet sich augenblicklich in Brest, nachdem er am 11ten in Cherbourg das Arsenal und die Schiffswerfte besucht hatte.
Spanien. Aus der Erklärung, die am 12. Juni der Minister des Auswärtigen im Kongresse auf die Anfrage von Gon⸗ zales Bravo ertheilte, erhellt, daß General Prim in Mexiko durch⸗ aus korrekt verfahren ist. Hr. Calderon Collantes bestätigte nämlich, er habe als Minister des Auswärtigen rechtzeitig dem General Prim Nachricht von der Kandidatur eines fremden Prinzen ertheilt und ihn angewiesen, den Sieg dieser Kandidatur zu verhindern. Prim's Entschluß, sich mit seinen Truppen von Mexiko zurück⸗ x zuziehen, fand die ganze Billigung des Ministers, weil seine Stel- lung für ihn äußerst schwierig geworden war. „Uebrigens,“ setzte Calderon Collantes hinzu, „hat dieser General nichts Anderes ge⸗ than, als daß er seinen im Geiste des Londoner Vertrages ent⸗ worfenen Instructionen pünktlich gefolgt ist.“ Der Führer der spanischen Fortschritts „Partei, Olozaga, sprach sich in seiner Rede über die Klugheit und Konsequenz der spanischen Regierung in der mexikanischen Frage nichts weniger als lobend aus, setzte jedoch hinzu, in der Sache selbst stehe die Opposition auf Seiten der Regierung, zumal man ja aus eigener Erfahrung wisse, daß, wenn Mexiko statt eines Präsidenten einen König oder Kaiser erhalte, die Gene⸗ rale, die jetzt Pronunciamento's machten, um Präsident der Re⸗ publik zu werden, dasselbe thun wuürden, um Minister⸗Portefeuilles zu erobern. (K. 8)
Italien. Turin, 14. Juni. Telegraphisch wird von hier gemeldet: Wie es heißt, haͤtten die Oesterreicher die Absicht, am rechten Ufer des Po ein verschanztes Lager aufzuschlagen. Die Garnisonen von Gonzaga und anderen Städten sind verdoppelt worden.
Eine zweite Depesche lautet: In der heutigen Sitzung der Duputirtenkammer verlas der Präsident einen von vielen Deputir⸗ ten unterzeichneten Entwurf zu einer Adresse an den König. In demselben werden die verläumderischen Auslassungen in der Adresse der zu Rom versammelten Bischöfe widerlegt und aufs Neue die Rechte der Nation auf Rom und ihr Wille, es zu besitzen, prokla⸗ mirt. Ratazzi sagte, daß der Akt der Bischöfe die Ueberzeugun⸗ gen der Italiener in der römischen Frage nicht geändert habe. Die Kammer hielt die Adresse für nützlich und widersetzte sich deren An⸗ nahme nicht. Der Entwurf wurde nach kurzer Diskussion geneh⸗ migt und eine Kommission von fünf Mitgliedern zur Redaction der Adresse gewählt.
Der „Nord“ bringt aus Turin, 12. Juni, folgendes Tele⸗ gramm: „Sämmtliche in Folge der Vorgänge in Sarnico verhaf⸗ kete und nach Alexandria gebrachte Personen wurden auf freien Fuß gesetzt. Nullo ging nach Belgirate zu Garibaldi. Der Ver⸗ trag uͤber die Grund⸗Kredit⸗Gesellschaft wurde so eben unterzeichnet und wird unverzüglich dem Abgeordnetenhause vorgelegt werden.“
Türkei. Konstantinopel, 7. Juni. Der französische Botschafter, Herr v. Moustier, hatte mit dem Großvezier eine län⸗ gere Konferenz in Betreff Montenegros. Mittlerweile sind Anstal⸗ ten getroffen, der Armee Omer Paschas neue beträͤchtliche Verstär⸗ kungen zukommen zu lassen. Salih Pascha, der eine Division in⸗ Widdin befehligt, erhielt Befehl, schleunigst nach Veni⸗Bazar und Senitza aufzubrechen; ähnliche Ordres gingen an Suleiman Pascha ab, der mit 12 Schwadronen Kavallerie, 4 Garderegimentern und einer Batterie von Sophia nach Pristina marschiren soll. Endlich wurden 8 Bataillone der Armee von Arabistan angewiesen, sich schnellstens mit den unter Abdi und Derwisch Paschas Commando stehenden Corps zu vereinigen. Aus Erivan wird gemeldet, daß⸗