1862 / 150 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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auf Seehandlungs⸗Obligationen noch zu dem Zinssatze von 3 ½ pCt. 8 das ehr⸗ bei uns belegt sind, zur Rückzahlung am 1. Septem⸗ r d. J. Ooenigen Besitzer derartiger Obligationen, welche mit der be⸗ schlossenen Zinsherabsetzung einverstanden find, haben dies spätestens bis zum 1. August d. J. durch Einreichung ihrer Obligationen bei der Seehandlungs⸗Hauptkasse, welche dieselben in den Wochentagen von 9 bis 1 Uhr Vormittags entgegennehmen wird, zu erkennen zu geben, und es werden ihnen die Obligationen sodann, mit dem Reductionsstempel versehen, sofort zurückgegeben werden.

8 Von den Inhabern der bis zu diesem Zeitpunkte nicht präsen⸗ tirten Obligationen wird angenommen, daß sie auf die Zinsen⸗ herabsetzung nicht eingehen wollen, vielmehr die Rückzahlung des Ka⸗ pitals am 1. September d. J. wünschen. Dieselben fordern wir daher hierdurch auf, die mit Quittung über den Rückempfang des Kapitals zu versehenden Obligationen vom 1. September d. J. ab, bei der Seehandlungs⸗Hauptkasse einzureichen, und dagegen das Kapital der Obligationen und die darauf haftenden Zinsen

à 3 Prozent bis 1. September d. J., Zug um Zug in Empfang zu nehmen. Vrit dem 1. September d. J. hört die Verzinsung der nicht

abgestempelten Obligationen auf.

1. senh⸗ 1 der gekündigten zu 3 ½ Prozent verzinslichen Obligationen die Rückzahlung ihrer Kapitalien vor dem 1. Sep⸗

tember d. J. wünschen, so sind wir bereit, diese Rückzahlung unter

8 Vergütigung der Zinsen bis zum Präsentationstage der Obligationen schon von jetzt ab eintreten zu lassen. Die Obligationen können zu diesem Behufe mit Quittung über den Rückempfang des Kapi⸗ tals versehen, bei der Seehandlungs⸗Hauptkasse an den Wochentagen von 9 bis 1 Uhr Vormittags eingereicht werden.

Berlin, den 26. Februar 1862. . General⸗Direction der Seehandlungs⸗Societät. 8 Camphausen. Scheller.

Die Ziehung der 1. Klasse 126. Königl. Klassen⸗Lotterie wird nach planmäßiger Bestimmung den 9. Juli d. J., früh 7 Uhr, ihren Anfang nehmen; das Einzaͤhlen der säͤmmtlichen 95,000 Ziehungs⸗ Nummern aber, nebst den 4000 Gewinnen gedachter 1. Klasse schon den 8. d. M., Nachmittags 2 Uhr, durch die Königl. Ziehungs⸗ Kommissarien im Beisein der dazu besonders aufgeforderten Lotterie⸗ Einnehmer Hemptenmacher, Poppe und Borchardt von hier, öffent⸗ lich im Ziehungssaal des Lotterie⸗Gebäudes stattfinden.

Berlin, den 1. Juli 1862. 1

Sot Königliche General⸗Lotterie⸗Direction.

Berlin, 30. Juni. Se. Majestät der König haben Aller⸗ gnädigst geruht, dem Zollvereins⸗Bevollmächtigten, Ober⸗ und Ge⸗ heimen Regierungsrath Schob in Hannover die Erlaubniß zur An⸗ legung des von des Großherzogs von Oldenburg Königlicher Hoheit hm verliehenen Komthur⸗Kreuzes vom Haus⸗ und Verdienst⸗Orden des Herzogs Peter Friedrich Ludwig zu ertheilen.

LWII

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Preußen. Babelsberg, 30. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin besuchten gestern die Friedenskirche, statteten hierauf Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Karl einen Besuch ab, um Höchstdenselben zum Geburtstag zu begluͤckwünschen und kehrten um 41 Uhr nach Babelsberg zurück; hier empfingen Se. Majestät gegen 1 Uhr den General⸗Feldmarschall Freiherrn v. Wrangel und nach 1 Uhr den Besuch Ihrer Majestäten der Königin Wittwe und der Königin Amélie von Sachsen nebst Aller⸗ höchstderen Tochter, der Prinzessin Sophie. Die Familientafel fand in Glienicke um 3 Uhr statt. Den Thee nahmen Ihre Majestäten nebst den anwesenden Mitgliedern der Königlichen Familie bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl im Jagdhause Glienicke ein, nachdem Se. Majestät um 7 Uhr in Babelsberg den General⸗Lieutenant Grafen Oriolla empfangen hatten. Heute nahmen Se. Maäjestät die Vorträge des Geheimen Ka⸗ binets⸗Rathes Wirklichen Geheimen Rathes Illaire und des Wirk⸗ lichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rathes Costenoble von 10 Uhr ab entgegen und besichtigten nach Beendigung derselben das König⸗ liche Kadettencorps bei Potsdam. Sachsen. Dresden, 28. Juni. Der feierliche Schluß des Landtags hat heute im Sitzungssaale der Zweiten Kammer stattgefunden und ist im Allerhöchsten Auftrage durch den Vor⸗ fitzenden des Königl. Gesammtmininisteriums, Staatsminister Frei⸗ herrn von Beust, vollzogen worden. (Dr. J.) Hessen. Kassel, 28. Juni. Der „Fr. P. Z.“ wird be⸗ richtet: Daß Herr v. Baumbach als Minister der auswärtigen

daß der Landsyndikus Dirks die Minister zur Ausstellung des Verfassungsreverses aufgefordert; diese haben ihm vielmehr ohne aͤußere Anregung auf Grund der Verfassung von 1831 den Revers ugestellt.

8 Die „Hess. Morgenz.“ berichtet: Sicherem Vernehmen nach sei die gegen die Bürgermeister Knobel, Wachsmuth und Bernhard eingeleitete Disziplinar Untersuchung niedergeschlagen worden. Darmstadt, 27. Juni. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer stand der Antrag des Grafen zu Solms⸗Lau⸗ bach auf Aufhebung der Spielbanken in den deutschen Bundesstaa⸗ ten auf der Tagesordnung. Nach einer lebhaften und interessanten Verhandlung wurde der Antrag einstimmig dahin angenommen, die Regierung zu ersuchen: 1) mit allen ihren Mitteln auf die Auf⸗ hebung der Spielbanken in Deutschland hinzuwirken; 2) durch Erlaß einer Verordnung das Spielen der Beamten an Spielbanken als Disziplinar⸗Vergehen mit Strafe zu belegen. Der Antrag ging sogar ursprünglich auf Entlassung der Beamten. (Fr. J.)

Frankfurt a. M., 28. Juni. Von Kurhessen wurde an⸗ gezeigt, daß die Kurfürstliche Regierung dem Bundesbeschluß vom 24. v. M. nachgekommen sei und die Verfassung von 1831 wieder hergestellt habe. Zugleich uͤberreichte der Gesandte die desfallsige Kurfürstliche Verordnung vom 21. d. M. Die Bundesversamm⸗ lung nahm diese Anzeige mit Befriedigung zur Kenntniß.

Die Füͤrstlich schaumburg⸗lippe'sche Regierung gab eine aus⸗ führliche Erklärung in Betreff ihrer Streitigkeit mit Hannover über den Besitz des Steinhuder Meeres ab.

Auf Vorkrag der betreffenden Ausschüsse wurden mehreren Beamten Gratificationen und Personalzulagen bewilligt.. Bei der sodann vorgenommenen Abstimmung über den in einer fruͤheren Sitzung gestellten Antrag des Militair⸗Ausschusses in Be⸗ treff der von der freien Stadt Frankfurt am 21. November v. J. abgegebenen Erklärung trat die Mehrheit der Bundesversammlung diesem Antrage bei, und es wurde hierauf beschlossen, in Be⸗ rücksichtigung, daß die Fortdauer der Bundes⸗Garnison durch die Verhältnisse geboten erscheine, die Erwartung auszusprechen, daß der hohe Senat der freien Stadt Frankfurt für die Herbei⸗ schaffung der Geldmittel, welche zur Deckung der von der Stadt Frankfurt nach Maßgabe des thatsächlich seither befolgten Abkom⸗ mens fuͤr die hiesige Bundesgarnison zu gewaͤhrenden Leistungen etwa fernerhin erfordert werden sollten, die geeignete Fürsorge treffen werde.

Schließlich erfolgte nach Maßgabe der Executionsordnung die alle 6 Monate vorzunehmende Neuwahl der Mitglieder der Execu⸗ tionskommission. (Fr. Bl.)

Baden. Karlsruhe, 27. Regierungsblatt Nr. 28 enthält:

Das Gesetz, die Auslegung des §. 74 der Verfassungs⸗ Urkunde betreffend. Dasselbe besteht aus folgendem einzigen Artikel:

Die in §. 27, Absatz 1, 2 und 3 der Verfassungs⸗Urkunde genannten Mitglieder der Ersten Kammer der Landstände sind der⸗ jenigen Zahl von Anwesenden, welche der §. 74 zur gültigen Be⸗ rathschlagung über die Abänderung der Verfassung vorschreibt, nur insofern beizurechnen, als sie an dem betreffenden Landtag Theil nehmen.

Die Großherzogliche Regierung legte in der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer den deutsch⸗französischen Handelsvertrag vor, „um dem von der großherzoglichen Regierung beschlossenen Beitritt die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen.“

Württemberg. Stuttgart, 28. Juni. Seine Majestät der König hat Sich heute zum Gebrauch einer Kur nach Wildbad begeben. (St.⸗A. f. W.) B 1

Oesterreich. Venedig, 25. Juni. Se. Hoheit der Her⸗ zog von Braunschweig ist gestern nach Graz abgereist.

Belgien. Brüssel, 28. Juni. Ueber das Befinden Sr. Majestät des Königs theilt die „K. Z.“ Folgendes mit: Die letzt vorgenommene Operation, von der bereits die Rede gewesen, ist dermaßen guͤnstig ausgefallen, daß der inzwischen nach Paris zu⸗ rückgekehrte Dr. Civiale sie als die letzte betrachten zu düͤrfen hoffte. Das Fieber, die Blasenschmerzen, die Beklemmung der Brust haben gänzlich aufgehört, und man hat die größte Noth, den König, dessen geistige Kraft die Krankheit selbst im schlimmsten Stadium nicht zu beugen vermochte, noch für einige Zeit im Zimmer festzuhalten. Seine Theilnahme an den Regierungsgsgeschäften ist so beständig und thätig, wie in fruüherer Zeit, und die ärztliche Umgebung sieht dem regelmäßigen Verlaufe der Genesung mit Vertrauen entgegen. Die Unterhandlungen mit England wegen des Handelsvertrages werden seit einiger Zeit wieder sehr eifrig betrieben, doch bleiben noch so viele Schwierigkeiten zu erledigen, daß der Zeitpunkt des Abschlusses vorerst noch nicht abzusehen ist. Die Ablösung des Scheldezolles wird indessen gegenwärtig jenseit des Kanals mit weniger ungünstigem Auge betrachtet, als im Beginn der Unter⸗ handlungen.

Großbritannien und Irland.

Juni. Das heute erschienene

London, 27. Juni.

Angelegenheiten in Betracht gekommen sei, ist unrichtig. Ebenso 82v1 v ““ viX“ 1

In der gestrigen Sitzung des 8

bereit war, der größten Gefahr die Stirn zu bieten.

griffenen zu vollenden.

preise verkauft werden dürfe.

Oberhauses sagte Lord Brougham, er vel 8 eistlte.,

1““ 8 .“ wünsche eine Ungerechtigkeit gut zu machen, die er gegen Signor Mazzini

begangen, indem er ihn nicht nur als einen tollköpfigen Agitator, sondern als einen Menschen schilderte, der bei den gefährlichen Unternehmungen, zu denen er Andere stachelt, seine eigene Person nicht auszusetzen den Muth habe. Die Freunde dieses Gentleman versicherten ihm, daß derselbe nie eine Unlust blicken ließ, sich an jenen Unternehmungen zu betheiligen, und stets Uebrigens bleibe er der Ansicht, daß jene Unternehmungen den Interessen Italiens nachtheilig seien, da sie nur die Feindseligkeit Oesterreichs erhöhen könnten, während der

Beistand Frankreichs den Italienern nicht sicher sei. (Hört!) Der Carl of Airlie beantragt Ausweise über die Art, wie das vom Parlament zu Landes⸗ vertheidigungszwecken sanctionirte Anlehen bis zum 31. März 1862 verwendet

und verausgabt wurde. Er ist der Meinung, daß es besser wäre, die Arsenale des Landes durch Panzerschiffe als durch Festungswerke allein zu schützen, würde aber für eine Verbindung von Panzerschiffen und Festungswerken stimmen. Dringend empfiehlt er, keine neue Festungsbauten zu beginnen, aber die im Bau be⸗

Ausweise zu, fügt aber bei, daß es voreilig sein würde, dem Rath des edlen Grafen in Bezug auf die Panzerschiffe Gehör zu geben. Die Errich⸗

tung eines central gelegenen Arsenals sei aufgeschoben, nicht aufgehoben.

Earl Grey bedauert, nicht die Anlage von Festungswerken, sondern die unverhältnißmäßig große Kostspieligkeit der Bauten. Es werde für schweres

Geld wenig geleistet; ferner, daß man die neuen Werke nach veralteten

Plänen baue; und daß man ungeheuere Summen auf Eisenschiffe ver⸗ schwende, während die Versuche mit den neu erfundenen Geschützen noch lange nicht zu Ende seien. Der Herzog von Sommerset entgegnet, alle Vertheidigungsmaßregeln seien nothwendigerweise kostspielig; und wenn man die Kosten scheute, so würde das Land, im Fall plötzlich ein Krieg aus⸗ bräche, ganz schutzlos dastehen. Den Umbau der Flotte habe das vorige Ministerium begonnen, das jetzige setze ihn nur fort. Auch würe es ein

Ierthum, zu denken, daß die neuen Forts nach veralteten Principien ange⸗

legt werden. Der Herzog von Cambridge ist mit den Maßnahmen der Regierung vollkommen einverstanden. Die Forts von Portsdown Hill hält er für die Sicherheit von Portsmouth für unentbehrlich. Er vertheidigt auch die Bauten in Dover, da sie zum Vertheidigungssystem der Hauptstadt gehörten. Die Motion wird genehmigt. .

Im Unterhause giebt Sir J. C. Lewis dem General Peel Auf⸗ klärung über eine für die deutsche Legion am Kap gemachte Ausgabe von

19,385 Pfd., die im Budget von 1860 61 auftaucht. Sie rühre großen⸗

theils daher, daß drei Regimenter deutscher Ansiedler vom Gouverneur länger, als er anfangs beabsichtigt hatte, auf dem Fuß voller Besoldung gehalten wurden, weil eine plötzliche Bewegung unter den Kaffern ihm gegründete Be⸗ sorgniß für die Sicherheit der Kolonie einfloͤßte; und dann daher, daß ein Theil der Deutschen, ohne auf dem effektiven Dienstfuß zu stehen, bis zum Ende des Finanzjahres 1860 61 den Halbsold bezog, womit die Regierung ihnen zur Ueberwindung der Schwierigkeiten, mit denen sie beim Uebergang aus dem Soldaten⸗ ins Ansiedlerleben zu kämpfen hatten, beistehen wollte. Oberst Sykes richtet an den Unterstaatssecretair des Auswärtigen die Frage, ob am 28. April dieses Jahres oder an einem anderen Tage die tatarischen Regierungsbeamten nicht mit Waffen und Munition aus dem britischen Arsenal in Hongkong versehen wurden; ob dieser Kriegsbedarf der tatarischen Regierung verkauft oder zum Geschenk gemacht wurde, ob nicht, als die Alliirten Canton räumten, mehrere hundert in den Gefängnissen befindliche Personen, darunter die Mutter und andere Anverwandte des Taeping⸗Kaisers, der tatarischen Regierung ausgeliefert wurden; und ob man eine Bürgschaft dafür erhielt, daß die Mutter und Verwandten des Taeping⸗ Kaisers nicht hingerichtet werden würden? Mr. Layard erwiedert, die Re⸗ gierung habe aus China noch keine bis zum 28. April reichenden Nachrich⸗ ten erhalten. Sie habe jedoch entschieden, daß aller Kriegsbedarf, den Ihrer Majestät Truppen nicht nöthig haben, der chinesischen Regierung zum Kosten⸗ Als die Alliirten Canton in Besitz nahmen, ließen sie die Gefängnisse untersuchen und alle wegen ihrer Verbindung mit den Alliirten kompromittirten Personen in Freiheit setzen. Nur gemeine Verbrecher wurden zurückbehalten. Die Handhabung der Justiz wurde so weit möglich in den Händen der Chinesen gelassen, und die britischen Be⸗

1 wachten nur darüber, daß keine Folter in Anwendung kam, und daß

ein Verbrecher eine unverhältnißmäßige Strafe erhielt. Nach der Angabe von Sir H. Parkes wurden, während der Dauer der europäischen Besetzung, in Canton nur 30 40 Personen, lauter wohlbekannte Verbrecher, hinge⸗ richtet. Auch hatte Sir H. Parkes ermittelt, daß die Mutter des Taeping⸗ Häuptlings ein Etablissement von 3000 Frauen, die jenes Individuum un⸗ terhält, unter ihrer Aufsicht hatte. (Theilweises Gelächter.) Sie befand sich in voller Sicherheit in Nanking. Um 8 Uhr wird in Folge einer »Aus⸗ zählung« die Sitzung geschlossen.

Die englische Regierung hat das Anerbieten der Fidji⸗Insula⸗

ler (Suͤdsee), eine englische Kolonie zu werden, abgelehnt, zumal

weil neuere Untersuchungen herausgestellt haben, daß der Baum⸗ ö auf diesen Inseln keine große Zukunft prophezeit werden önne. Unter Lord Brougham's Vorsitz hat vorgestern in der London Tavern ein zahlreich besuchtes Meeting, dessen Vorwurf der afrika⸗ nische Sklavenhandel war, stattgefunden. Der greise Präsident, der einen schwarzen, intelligent aussehenden Knaben, den ältesten Sohn des Königs von Bonny, mit in den Versammlungssaal ge⸗ bracht hatte, bemerkte mit gerührter Stimme, daß er an derselben Stelle schon vor 60 Jahren gegen den Sklavenhandel gesprochen habe, den man, Gott sei Dank, heute nicht mehr ein Geschaäͤft, son⸗ dern ein Verbrechen nenne. Im Verlaufe seiner Rede griff er die spanische Regierung stark an, welche, allen Conventionen zum Trotz, dem Sklavenhandel nach Cuba stets Vorschub geleistet habe und mehr als irgend ein anderer Staat schuld sei, daß dieser scheußliche Menschenhandel noch heute zur Schmach der Menschheit

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Earl de Grey and Ripon sagt die verlangten

starke mexikanische Av

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28. Juni. Die gestrige Sitzung des Oberhauseswar von keinem Interesse.

„Im Unterhause giebt die Themse⸗Eindämmungs⸗Bill zu einer Dis⸗ kussion von einigermaßen persönlichem Charakter Anlaß. Lord Robert Montagu behauptet nämlich, daß der Ober⸗Kommissär der Bauten, der im Eindämmungs⸗Comité als Präsident fungirte, einem Gentleman, Namens Higgins, welcher Mitarbeiter eines Morgenblattes ist, ein gedrucktes Exemplar der vom Ausschuß vernommenen Zeugenaussagen mitgetheilt und ihn auf gewisse Stellen, die den Herzog von Buccleuch betreffen, besonders aufmerk⸗ sam gemacht habe, und zwar sei dies geschehen, ehe die Zeugenaussagen dem Parlament vorgelegt waren, was gegen alle Ordnung sei. Zufällig aber sei der Brief des Ober⸗Kommrissärs nicht dem rechten Higgins, sondern einem anderen Higgins, einem Verwandten des konservativen Lords Chelmsford, in die Hände gefallen, welcher die Geschichte einem Mitgliede des Ausschusses anver⸗ traute. Die Indiscretion des Ober⸗Kommissärs habe in der Presse ihre Frucht ge⸗ tragen und zu einer Reihe Zeitum gsartikel voller Entstellung geführt. (Zum Ver⸗ ständniß diene, daß der Herzog von Bucctleuch zu jenen Grundbesitzern ge⸗ hört, welche der Eindämmung entgegen sind, weil sie Häuser an der Themse haben und keinen öffentlichen Spaziergang zwischen ihren Gärten und dem Wasser angelegt sehen wollen. Ueber den Herzog von Buceleuch hat es deshalb in den meisten Blättern sehr unfreundliche Artikel geregnet.) Mr. Cowper, der Ober⸗Kommissär der Bauten, erklärt, daß er nur einen Mr. Higgins kenne, und kein Arg darin sah, ihm die Aussagen mitzutheilen, da dieselben ohnedies Tag für Tag in die Zeitungen kamen, und da der

Ausschuß seine Arbeiten vollendet hatte. Mr. Horsman tadelte das Be⸗

nehmen des Ober⸗Kommissärs der Bauten. Das Resultat dieser Convers⸗ tion war, daß die Regierung das Versprechen gab, mit der Eindämmungs⸗ Bill nicht weiter vorzugehen, bis das Parlament die Auslagen geprüft hätte. Mr. Burton bringt die Ausgabe für die europaische Armee in Indien zur Sprache. Er glaubt, daß eine Streitmacht von 84,000 Mann Europäerr eine allzugroße Last für die indische Staatseinnahme sei, und daß ein Reduction füglich stattfinden könnte. Allein Mr. Van sittart, Mr. Kin⸗ naird, Lord Stanley Wund Sir Charles Wood sind einstimmig der Ansicht, daß es trotz der in Indien herrschenden Ruhe sehr unvorsichtig wäre, das europäische Kontingent unm einen einzigen Mann zu verringern. Sir F. Goldsmid ergreift das Wort, um eine in Saratow in Rußland vor⸗ gekommene Judenverfolgung der Aufmerksamkeit des Hauses zu empfehlen. olgung hatte gerichtliche Formen und schleppte sich beinahe 10 Jahre

Die Verf lang hin, war jedoch sehr brutaler und augenscheinlich böswilliger Art. 40

jüdische Soldaten nämlich wurden fälschlich eines Verbrechens angeklagt,

dessen kein Gericht sie überführen konnte.

ihre Unschuld an. Aber trotzdem wurden andere geschleppt, mehrere und die übrigen schließlich

Mehr als ein Tribunal erkannte sie aus einem Gefängniß in das von ihnen mit Stockschlägen zu Tode gefoltert u übri Zur Zwangsarbeit nach Sibirien geschickt. Sir F. Goldsmid sagt, er stinmmme durchaus denjenigen bei, die gegen die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten wären, allein man dürfe wohl eine Ausnahme von dieser Regel machen, wenn man Grund zun glauben habe, daß eine Besprechung solcher Fragen Gutes wirken könne. Er wisse aber, daß man in Rußland vor der öffentlichen Meinung Englands große Achtung hege. Lord Pal⸗ merston entgegnete darauf, daß sich das Haus schwerlich auf die Einzeln⸗ heiten eines auswärtigen Prozesses einlassen könnte. Der britische Gesandte in St. Petersburg habe über die Vorgänge in Saratow Erkundigungen einzuziehen gesucht, aber nur die Auskunft erhalten, daß die verfolgten Per⸗ sonen in aller Form Rechtens verurtheilt wurden. Er wolle nicht sagen, daß die russische Justiz nichts zuu wünschen übrig lasse; aber, was die Be⸗ handlung der Juden im Ganzen betreffe, so habe der gegenwärtige Kaiser darin große Milderungen eintreten lassen, und er werde ohne Zweifel ihre allmälige Emancipation energisch anbahnen. (Hört! Hört!) Mr. Grant Duff fragt, ob es nicht thunlich wäre, den Regierungssitz in Indien von Calcutta nach einem gesunderen Orte zu verlegen? Lord Canning und Mr. Wilson seien augenscheinlich dem Klima Calcutta's zum Opfer gefallen. Mr. J. Baring bemerkt, Caͤlcutta sei nicht der üngesundeste oder allein ungesunde Ort in Indien. Es komme mehr darauf an, den englischen Re⸗ gierungsbeamten Gelegenheit zuu häufigerem Luftwechsel zu verschaffen. Frankreich. Paris, 28. Juni. Fast fuͤnf Monate hat diesesmal die Session des gesetzgebenden Körpers gedauert; gestern ist sie durch eine kurze Ansprache des Grafen Morny geschlossen worden. Von Politik war bei diesem Abschiede keine Rede; der Präsident beschränkte sich darauf, Kommissionen und Plenar⸗Ver⸗ sammlung wegen bewiesenen Fleißes zu beloben, die zur Ordnung gerufenen Redner mit dem Hinweis auf die Würde des ganzen Körpers, dem sich die einzelnen Glieder unterzuordnen hätten, zu trösten und das Haus um ferneres Vertrauen zu seiner amtlichen Person zu bitten. In dieser letzten Sitzung war noch eine ganze Reihe von Gesetzentwürfen gutgeheißen worden. Dieselben betrafen Eisenbahnbauten, die Bäder von Plombidères und die für die Wittwe Halèvy als National⸗Belohn ung beantragte Jahres⸗Pension von 5000 Frs., welche bei der Abstimmung nur 16 Gegner hatte. Das „Pays“ spricht, den beunruhigenden Geruͤchten gegen über, welche über den Stand der Ernte verbreitet worden, sich mit Bestimmtheit dahin aus, daß auf allen Punkten Frankreichs die Saaten den prachtvollsten Anblick gewähren. Der Regen und das trübe Wetter der letzten Woche habe ihnen keinen ernstlichen Schaden zugefügt. Man könne auf eine „gute“ Ernte rechnen und werde nicht nöthig haben, dieses Jahr Getreide aus dem Auslande zu beziehen. Auch der Weinstock stehe ausgezeichnet. Die Weinlese verspreche in Qualität einen gleichen, in Quantität einen höheren Ertrag als 1861. 29. Juni. Der heutige „Moniteur“ bringt Nachrichten aus Mexiko, die gestern in Southampton eingetroffen. Nach denselben hat Marquez mit 2000 Mann am 18. v. M. seine Vereinigung mit General Lorencez bewerkstelligt. Die 1500 Mann tgarde, welche diese Bewegung verhindern