1862 / 160 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Kersting werde ein bestimmtes Referat im neuen Ministerium über⸗ nehmen, ist grundlos; derselbe hat nur den bereits erwähnten speziellen Auftrag erhalten und befindet sich bereits seit gestern hier.

Die fünf Städte der Grafschaft Schaumburg: Rinteln, Olden⸗ dorf, Obernkirchen, Rodenberg und Sachsenhagen haben dem Dr. Oetker das Ehrenbuͤrgerrecht ertheilt. (Fr. J.)

Frankfurt a. M., 10. Juli. In der heutigen Sitzung

des Bundestages beantragte der Bevollmäͤchtigte Badens die Auf⸗ hebung des Bundesvereinsgesetzes und des Bundespreßgesetzes von 1854, eventuell den Wegfall des Paragraphen über die Konzessions⸗ Entziehung.

Bayern. München, 9. Juli. Ihre Majestät die Königin von Neapel erschien gestern Abends mit unseren koͤnigl. Majestäten und der Frau Gräfin von Trani, königl. Hoheit, im königl. Hof⸗

theater. Ihre Majestät wurde beim Eintritt in die königl. Hofloge von dem sehr zahlreichen Publikum mit lange anhaltenden herzlichen Jubelrufen in freudigster Weise empfangen. Die hohe königliche Frau war von diesem berzlichen Empfang sichtbar tief gerührt und dankte für denselben nach allen Seiten hin in freundlichster Weise. (Bayr. Z.)

Großbritannien und Irland. London, 9. Juli. Die „London Gazette“ meldet: Die Königin hat geruht zu er⸗ klären und zu verordnen, daß Se. großberzogliche Hoheit, der Prinz Friedrich Wilhelm Ludwig von Hessen, Ritter des Hosenbandordens, fortan bei allen Gelegenheiten jeglicher Art vor seinem Namen und den ihm jetzt oder künftig gehörenden Titeln als „Seine königliche Hoheit“ bezeichnet und genannt werden soll, und zu befehlen, daß die besagte Königliche Gewährung und Erklärung in Ihrer Majestät Wappenkollegium eingetragen werde.

Aus Porksmouth hört man, daß die Königliche Pacht „Vie⸗ toria und Albert“ mit Ihren KK. HH. dem Prinzen Ludwig von Hessen und der Prinzessin Alice am Bord, gestern Abend um 5 ½ von Osborne dort ankam und nach Antwerpen weiter segelte. Die Vacht „Feiry“ begleitete das hohe Paar bis an das Ende der Rhede, und die Kanalflotte, die in Spithead liegt, salutirte die vorüberfahrende Vacht mit einer Salve. Man glaubt, daß an Bord der „Feiry“ sich Ihre Majestät die Königin befand.

In der Oberhaus⸗Sitzung vom 8. werden meist Routiesachen verhandelt. Earl Russell bringt die Bill zur Ausführung des mit den Vereinigten Staaten geschlossenen Vertrages gegen den Sklavenhandel zur 2. Lesung.

Im Unterhause fragt Mr. Maguire, ob die Regierung amtliche Kunde davon habe, daß Rußland das Königreich Italien anerkannt hat, und ob es wahr sei, daß Sir James Hudson der sardinischen Regierung dazu amtlich Glück gewünscht hat. Lord Palmerston erwidert: Die Re⸗ gierung hat durch ihren Gesandten in St. Petersburg vernommen, daß die russische Regierung den Entschluß gefaßt hat, das Königreich Italien anzu⸗ erkennen, und daß ein Courier abgegangen ist, um die italienische Regierung davon in Kenntniß zu setzen. Von der Ankunft dieses Couriers in Turin haben wir noch nicht gehört, und folglich hat Sir J. Hudson der Regie⸗ rung noch keine Mittheilung über den Gegenstand gemacht. Wir haben Grund zu glauben, daß die preußische Regierung dem Beispiel der russi⸗ schen folgen wird. (s. t. Dep.) Auf eine Frage, den »Britischen Stern« betreffend, erwidert Mr. Layard, daß die Regierung nicht die Absicht habe, ihre Korrespondenz mit Mr. Penos über die Zeitung »Britischer Stern« dem Parlament vorzulegen. Lord Elcho beantragt eine Beschlußfassung dahin gehend, daß die Regierung jene Schulen, worin Turnen gelehrt wird, durch Geldbewilligungen unterstütze. Mr. Lowe sagt, es könne von der An⸗ nahme eines solchen Vorschlages keine Rede sein. Mr. Adderlei bemerkt, daß die Beschlußfassung praktischer wäre, wenn sie den Vorschlag ausspräche, daß der Erziehungsausschuß im Geheimen Rath es allen vom Staat unter⸗ stützten Schulen zur Pflicht machen sollte, Turnübungen für die Schüler einzuführen. Der Antrag veranlaßt jedoch keine weitere Debatte und wird ohne Abstimmung zurückgewiesen. Mr. White beantragt die Reso⸗ lution, daß die Regierung den britischen Beamten und Befehlshabern der Land⸗ und Seemacht in China die Weisung geben solle, jede Einmischung zu vermeiden, die nicht zur Vertheidigung jener britischen Unterthanen, die sich des Eingreifens in den dortigen Buürgerkrieg enthalten, schlechterdings nothwendig ist. Er hebt hervor, daß die Beziehungen zu China über kurz oder lang die ernste Aufmerksamkeit des Hauses in Anspruch nehmen wer⸗ Hen; denn im Grunde führe England in China schon jetzt einen kleinen Krieg, der zu einem großen anschwellen würde, falls die Regierung auf ihrem jetzigen Wege fortgehen sollte. England habe allem Anscheine nach ein Schutz⸗ und Trutzbündniß mit der tartarischen Regierung von China ge⸗ schlossen, und es gehe dabei Hand in Hand mit den Franzosen, deren In⸗ teressen mit denen Englands nicht identisch seien. Im Gegentheil, die Franzosen hätten nur Ruhm und Religion im Auge, Und ihre Wege seien nicht Englands Wege. Die Täpings andererseits wären von solcher Achtung vor dem britischen Namen erfüllt, daß die englische Regierung sich sehr leicht mit ihnen verständigen könnte. Sir L. Palk sekundirt. Mr. Gregson erklärt die Resolution für überflüssig. Ihrer Majestät Regierung verhalte sich in China vollkommen neutral; sie beschränke sich darauf, die vertragsmäßig geöffneten Häfen und britisches Leben und Eigenthum zu schützen. Oberst Sykes, der wegen seiner Sympathieen für die Täpings bekannt ist, befürwortet den Antrag mit Wärme. Mr. Layard hingegen schildert die Täpings als nichts, denn eine große Räuberbande, die nie die Fähigkeit bewiesen oder nur den Versuch gemacht hat, eine ordentliche Re⸗ ierung zu begründen. Sie seien keine nationale Partei und seien nicht Träger irgend eines Prinzips, das sich denken ließe. Wo immer die Briten ch zeigen, da suchten die E geborenen bei ihnen Schutz und Sicherheit vor

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den Rebellen. Regierung in China in der That die Sache der Ordnung. Ueberdies habe Ihrer Majestät Regierung nicht die Absicht, die Kaiserliche Regierung in China zu vertheidigen; sie denke nur daran, britische Interessen zu schützen, wodurch sie selbstverständlich der Partei der Ordnung einen mora⸗ lischen Beistand gewähre. Mr. Cobden sagt, die Rede des Unter⸗ staatssecretairz des Auswärtigen (Layard) habe die Besorgniß, welche ihm die Dinge in China einflößen, nur gesteigert. Die zwei letzten Kriege gegen China, zu denen der edle Lord an der Spitze die Gelegenheit vom Zaun gebrochen habe, seien Schuld an der Anarchie des himmlischen Reiches. Der edle Lord, dessen chinesische Politik von allen sei⸗ nen liberalen Kollegen, von Mr. Gladstone, von Lord John Russell, von Sir Georg Grey und wie sie alle hießen, mit Recht verdammt worden, habe die Autorität der chinesischen Regierung untergraben und gestürzt, so daß es ein Trugsal sei, von der Existenz irgend einer Regierung in China zu reden. England sei jetzt thatsächlich bemüht, die Regierung China’s zu spielen und übernehme damit eine eben so unfruchtbare, wie gefährliche Auf⸗ gabe. Ueberall glaube der edle Lord als verkörperte Vorsehung auftreten zu können, in Konstantinopel, in Marokko und jetzt in Pecking wolle er fremde Finanzzustände ordnen. Wenn das so fortgehe, werde England bald einen geriebenen Holländer oder Schweizer sich bestellen und von ihm seine eigenen Finanzen revidiren lassen müssen. (Heiterkeit.) Die Wirkung der ungerechten chinesischen Kriege sei, daß die Ausfuhr nach dem ungeheuren Reich in den letzten Jahren abgenommen habe. Sie sei auf durchschnittlich 3 Millionen gesunken Und was habe nicht Manchester sich von der Erschließung des ungeheuren Kaiserstaats versprochen. Da Eng⸗ land in China nichts anders als Thee und Seide suche, so sehe er nicht ein, wozu es 16 Häfen in den chinesischen Gewässern nöthig habe. Die eng⸗ lischen Kaufleute, welche durchaus in das Innere China'’s dringen wollten, seien auf dem Irrwege; diese überflüssige Mühe helfe ihnen durchaus nicht zu ihrem Zweck. Ein Hafen in der Nähe von Canton nebst Shanghai und etwa einen Hafen in Chusan, dies würde allen englischen Bedürfnissen ent⸗ sprechen und England sehr viel gefährliche Verwickelungen und Verstrickungen ersparen. Lord Palmerston entgegnet: er stimme in manchen Punkten mit Mr. Cobden überein; in andern werde er sich mit ihm nie verständigen. Wenn es wahr sei, daß die früheren Kriege mit China eine Ungerechtigkeit waren, so habe jetzt England nach dem Prinzip, daß es eine gerechte Vorsehung gebe, die Pflicht und Schuldigkeit, der Kaiserlichen Regierung von China für die ihr zugefügte Unbill Ersatz zu leisten (Beifall und Lachen) ihre Finanzen zu ordnen und ihre gestürzte Autorität wieder aufzurichten. Er glaube, daß die Kaufleute, die in das Innere Chinas vordringen, ihr Geschäft eben so gut, wie Mr. Cobden verstehen; sie wollen die Produkte des Landes an der Quelle kaufen und sich uͤber die Bedürfnisse der Bevölkerung unterrichten. An der Spitze der chinesischen Regierung stehe jetzt ein erleuchteter Mann, Prinz Kung, der den Verkehr mit dem Ausland liebe und begünstige, und wieso eine Politik, die dem Prinzen Kung Mittel zur Hebung seines Landes an die Hand gebe, einen großen Krieg mit China hervor⸗ bringen solle, das zu errathen sei er völlig außer Stande. Mr. White⸗ side, Mr. Walpole und Lord John Manners lalle drei angesehene konservative Mitglieder) erklären sich mit Schärfe gegen Lord Palmerston's chinesische Politik und bemerken, unter beistimmenden Ausrufungen des Hauses, daß sowohl in Canton, wie in S hanghai die britischen Kauf⸗ leute und Agenten sich Dinge erlaubt hätten, auf die England eben nicht stolz zu sein brauche. Mr. Walpole übrigens will trotzdem nicht für den Antrag stimmen, dessen Form ihm nicht zweckmäßig scheint. Bei der Abstimmung wird der Antrag mit 197 gegen 88 verworfen. Sir J. Hay erklärt es fuͤr ganz unverzeihlich, daß die Soldaten und Seeleute, die bei der Einnahme von Jenikale und Kertsch in der Krim mitfochten, noch jetzt vergeblich auf die ihnen zukommenden Prisengelder warten, und beantragt die Resolution, daß nach der Ansicht des Hauses kein weiterer Verzug in der Auszahlung der Prisengelder wattfinden sollte. Lord Palmerston entschuldigt die Säumniß mit verschiedenen technischen Schwierigkeiten und völkerrechtlichen Fragen, über welche die Kronadvokaten noch immer in Be⸗ rathung seien. Es entspinnt sich eine ziemlich lebhafte Debatte, die damit schließt, daß die Resolution ohne Abstimmung angenommen wird.

Der Feldmarschall Mac Mahon, Herzog von Magenta, be⸗ suchte gestern Woolwich in Begleitung des Generalmajors Craw⸗ ford und einer Anzahl französischer Stabsoffiziere. Er wurde, wie sich denken läßt, mit allen üblichen militairischen Auszeichnungen und Ehren empfangen. b

Seit der Eröffnung der großen Ausstellung hat die Zahl der Besucher in Woolwich sich beinahe verzehnfacht. Gestern und an jedem Dienstag und Donnerstag, wo man gegen Karten im könig⸗ lichen Arsenal Einlaß erhält, waren täͤglich über 1000 Personen dort. Die Schiffswerfte, die man ohne Karte sehen kann, wurde wöͤchentlich im Durchschnitt von ungefäͤhr 2500 Personen besucht.

Die große Ausstellung hatte gestern, Dank dem ausnahms⸗ weise schönen Wetter, das beinahe sommerlich genannt werden konnte, sehr vollen Zuspruch. Bis 5 Uhr Nachmittags waren 58,883 Personen eingelassen worden; davon 6554 Saisonkarten⸗Inhaber und 52,329 Schillingzahler. Das Personal der Ausstellungsbeam⸗ ten vom hoͤchsten bis zum untersten hat alle Hände voll zu thun, um die große auf nächsten Freitag anberaumte Ceremonie, die Ver⸗ kündigung und Vertheilung der Preise nämlich, vorzubereiten. Ver⸗ kauft sind für den Freitag schon mehr als 20,000 Karten, und wie sich denken läßt, mehrt sich die Zahl der Käufer mit jeder Stunde. Das Jurhy⸗-Buch, welches die Namen aller Aussteller enthält, denen eine Medaille oder eine ehrenhafte Erwähnung zuerkannt worden ist und zugleich die Gründe für jede Entscheidung angiebt, ist so eben fertig geworden. Es ist ein sehr dicker Band von 480 Sei⸗ ten. Mit der Korrektur und letzten Feile dieses Werkes ist ein ungeheurer Stab Tag und Nacht beschaͤftigt gewesen.

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Im Gegensatze zu den Täpings vertreten die Mandschuh⸗

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Niach einem amtlichen Finanzbericht bhat im Finanzjahr 1861 62 die Steuer auf Spirituosen 12,267,600 Pfd. St., die auf Wein 1,104,475 Pfd. St., die auf Hopfen und Malz 6,191,156 Pfd. St., also die Steuer auf diese Getränke überhaupt zusammen 19,563,231 Pfd. St. getragen. Noch eine Million wird die Licenz

der Spirituosen⸗, Wein⸗ und Bierverkäufer oder Verfertiger gebracht

haben. Die Besteuerung von Thee, Kaffee, Cichorie, Cacao und Chokolade belief sich in demselben Jahre auf 5,993,252 Pfd. St. Die Besteuerung der Getränke hat weit mehr als ein Drittheil der Staatseinnahme geliefert.

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In Manchbester ist die Noth unter den Arbeitern seit voriger Woche in erschreckendem Verhältniß gestiegen. Nach den polizeili⸗ chen Ausweisen, die bis gestern morgen reichen, war die Zahl der „kurze Zeit“ beschäftigten 15,632 gegen 14,746 in voriger Woche; die Zahl der ganz Arbeitslosen war 8682 gegen 8008 in voriger Woche. In ahnlichem Verhältniß soll die Noth in allen Fabrik⸗ bezirken von Lancashire und Cheshire zunehmen. 8

Der Vice-König von Aegypten kam gestern Abend von Liver⸗ pool in Manchester an und wurde am Bahnhof von Deputationen des Gemeinderaths, der Handelskammer und des Baumwoll⸗Liefe⸗ rungsvereins feierlich bewillkommt. 1”

Alexander Herzen und Nikolas Ogareff, die Herausgeber der

bekannten russischen Zeitschrift: „Kolokol“ (Glocke), machen in allen

Zeitungen bekannt, daß sie ihre Londoner russische Druckerei den Herausgebern der in Rußland neulich unterdrückten Zeitschriften und Tageblätter zur Verfügung stellen und nöthigenfalls bereit sind, die Druckkosten selbst zu tragen.

Frankreich. Paris, 9. Juli. Ihre Majestäten sind, wie heute der „Moniteur“ berichtet, in Riom und Clermont auf's herz⸗ lichste empfangen worden. Beide Städte haben, jenem Blatt zu⸗ folge, förmlich gewetteifert, ihre Liebe und Zuneigung zur Dynastie kund zu thun. Wie in Nevers sind auch dort sämmtliche Gemein⸗ den mit ihren Fahnen vier Stunden lang am Herrscherpaare vor⸗ übergezogen, der Enthusiasmus ist unbeschreihlich gewesen und Ihre Majestäten haben ausgehalten, bis der ganze Zug vorbei war, ob⸗ schon die Kaiserin, wie der „Moniteur“ heute abermals bemerkt, „immer sehr leideud“ ist. Dem Grafen Morny, der als Präsident des Generalrathes vom Puy de Dome⸗Departement in Clermont den Kaiser bewillkommte, ist bei dieser Gelegenheit der Herzogstitel verliehen worden.

Durch Kaiserliches Dekret vom 25. Juni ist der Contre⸗Ad⸗ miral Bonard, Gouverneur und Commandeur in Cochinchina, zum

Vice-⸗Admiral befördert worden.

Das französische Expeditionscorps wird in seiner definitiven Organisation eine ganz stattliche Armee bilden. Es ist nunmehr ein 2ter Divisions⸗Kommandant, General Bazaine, ernannt, der die Brigade⸗Generale de Bertier und Hardy de la Largére unter sich haben wird. General Forey führt also den Oberbefehl über zwei Divisionen von denen die erste unter General Lorencez, die zweite unter General Bazaine steht. Außer diesen beiden je 12,000 Mann starken Divisionen wird dem Expeditions⸗Corps noch eine Kavallerie⸗ nd eine Artillerie-Brigade beigegeben werden. Ein fernerer Be⸗ deis fuͤr die Bedeutung, die man diesem Corps beilegt, ist die Psendung des vollständigen Trains der Garde. Die Post wird, ne während des Krimkrieges, inzwischen den Fahrdienst für die Grde versehen. Der „Indépendance Belge“ zufolge hat man in Paris berech⸗ nel daß die Expedition nach Mexiko, die Ausrüstungen für 25,000 Mnn (nach obiger Angabe wird das Corps stärker sein. D. R mitezählt, dem Lande jetzt bereits 65 Mill. Fr. kostet; und trotz alleꝛm leiden die Truppen in Orizaba nicht an C Der Prinz Napoleon ist nach Paris zurückgekommen, weil die Niedrkunft der Prinzessin Clotilde dieser Tage erwartet wird. Herr Thouvenel begiebt sich nach London, um den Prinzen bei der Preisertheilung und dem internationalen Bankett zu vertreten. Der Clermond⸗Ferrand vom Kaiser zum Herzog ernannte Graf Morn ist der dritte Herzog des Kaiserreichs. Die beiden ersten sind d Herzoge von Malakow und Magenta. Nch der „Patrie“ wird sich demnächst außer der Algerian Cottonzompany von Manchester auch eine große französische Ge⸗ sellschaftzum Anbau der Baumwolle in Algerien bilden. Dieselbe trifft beuts seit einem Jahre in aller Stille die Vorbereitungen für ihre emnäaͤchst beginnende Thätigkeit und hat in den Thaͤlern von Chelf und der Mina 12,000 Hektaren zu diesem Zwecke geeig⸗ netes Lan erworben. Die Engländer dagegen haben 10,000 Hek⸗ taren in dn Ebenen der Macta und der Habra angekauft. Bei dr Anwesenheit des Kaisers in Clermont wurde ein Haus⸗

eigenthuüͤme, der seinem Miether nicht gestatten wollte, an dem

Haupteingag seines Hauses eine Fahne aufzupflanzen, auf gericht⸗ lichem Wegegezwungen, dieses zu gestatten. Der Hausherr hatte nichts dagegt gehabt, daß der Miether, der im Hinterhause wohnte, seine Thüren nit Fahnen schmückte. (K. Z.)

Nach de „Ind. b.“ ist hier ein Gesandter der serbischen Re⸗

gierung angeknmen.

Spanien. Madrid, 2. Juli. Einem Briefe der „Ind. belge“ von hier entnehmen wir Folgendes: Nach verschiedenen Vlät⸗ tern sind auf mehreren Punkten der Halbinsel Anzeichen nahe be⸗ vorstehender Aufstände gemeldet worden. Diese Ankündigungen er⸗ neuern sich regelmäßig jedes Jahr zu Anfang des Sommers; im vorigen Jahr folgte ihnen, wie bekannt, der Aufstand von Loja. Ich kenne nicht die thatsächliche Grundlage ähnlicher Gerüchte, die höchstens dazu dienen können, die Regierung zur Ergreifung harter Vorsichtsmaßregeln zu treiben; die halboffiziellen Blätter suchen schon die kleinmüthigen Geister zu beruhigen, indem sie ihnen ver⸗ sprechen, daß jedem Empörungsversuch eine „sofortige, wirksame, energische und sichere“ Unterdrückung folgen würde. In Malaga sind in Erwartung (en vue) einer nahe bevorstehenden Insurrection Vorsichtsmaßregeln getroffen worden; die Civilbehörde der Provinz hat eine genaue Untersuchung in allen Waffenschmieden vorgenom⸗ men und sich Kenntniß verschafft von allen Waffen, die in den Ma⸗ gazinen vorhanden sind, mit dem Befehl an diese Fabrikanten bei Strafe schwerer Verantwortlichkeit keine Waffen zu verkaufen, wenn sie nicht persönlich den Käufer und seinen Geburtsort kennen.

Italien. Turin, 9. Juli. Es ist numehr endlich der Versuch gemacht worden, eine geschlossene, disziplinirte, ministerielle Majorität zu constituiren, die jede Woche ihre regelmäßigen Ver⸗ sommlungen halten wird. Die erste dieser Besprechungen hat bereits stattgefunden und verspricht Günstiges für die Zukunft. Zum Prä⸗ sidenten wurde La Farina, zum Vice⸗Präsidenten Vegezzi, unter Cavour Finanzminister, gewählt. Das exekutive Comité der genueser Be⸗ freiungs⸗Gesellschaft warnt in einem Cirkulare die einzelnen Vereine vor gewissen Individuen, die seit einiger Zeit in mehreren Provinzen Werbungen für einen nicht italienischen Zweck“ anzuknüpfen suchen. Garibaldi befindet sich noch in Sicilien und scheint seinen Plan, nach Neapel zu kommen, aufgegeben zu haben. Mehrere seiner alten Waffen⸗ gefährten sind auf seinen Wunsch ebenfalls nach Sizilien gereist. Eine der letzten Reden des Generals läßt allerdings fast glauben, daß er kriegerische Plane im Sinne hat. Obwohl er in derselben das Programm „Italien und Victor Emanuel“ wieder voranstellt, drückt er sich doch in sehr scharfen Worten über die Verzögerung der Lö⸗ sung der römischen und venetianischen Frage aus, und am Schlusse fügt er hinzu: „Obwohl schon in einem vorgerückten Alter stehend, hoffe ich doch auch noch zur Befreiung anderer unterdrückter Völker beitragen zu können.“ Wenn Garibaldi auch persönlich unternehmen kann, was er will, so hat doch Ratazzi durch die „Monarchia Na⸗ zionale“ jeden Zweifel darüber wegräumen lassen, daß er eine eigent⸗ liche bewaäffnete Expedition ebensowenig dulden werde, wenn sie in das Ausland, als wenn sie gegen das venetianische oder päpstliche Gebiet gerichtet wäre. Man hat die auf Sizilien stehenden Trup⸗ pen unf einige Bataillone Infanterie verstärkt.

In dem Ministerrathe vom 8. Juli wurde die Aussteuer der Prinzeffin Pia festgesetzt. Sie erhält, gerade wie Prinzessin Clotilde bei ihrer Verheirathung mit dem Prinzen Napoleon, eine halbe Million Lire.

Aus Rom, 4. Juli, wird bestätigt, daß die Franzosen sich aus Velletri und Frosinone zurückziehen. Die Cantonnements an der neapolitanischen Grenze werden sie jedoch in keinem Falle aufgeben, um Konflikte zwischen den Truppen des Papstes und Victor Ema⸗ nuels zu vermeiden.

Der französische Gesandte verweigert den Franzosen, welche in der päpstlichen Armee dienten, Pässe auszustellen. (K. Z.)

Türkei. In Marseille sind Nachrichten aus Konstantinopel vom 2. d. eingetroffen. Nach denselben weigert sich der Prinz Cousa die Diktatur anzunehmen, die ihm die Repräsentation auf 6 Monate angetragen hat. Briefe aus den türkischen Provinzen und das Journal „Courrier d'Orient“ berichten, daß die Auflagen um 10 pCt. erhöht seien, um die durch die Sendung von Truppen und Munition nach Montenegro entstandenen Kosten zu decken. Der „Courrier“ fordert Aufklärungen über diese Maßregel. Das Steigen der Wechsel dauert fort. Sir H. Bulwer, Aeltester des diplomatischen Corps, sagte am Jahrestage der Thronbesteigung des Sultans: „Es wird unser lebhaftester Wunsch sein jedes Jahr den Tag zu feiern, der durch neue von Ew. Majestät Ihren Un⸗ terthanen verliehene Wohlthaten geweiht ist.“ (Ind. b.)

Am 6. d. M. sind in Konstantinopel die Ratificationen über den neuen österreichisch⸗türkischen Handelstraktat ausgewechselt worden. (Wien. Z.)

Montenegro. Eine telegraphische Depesche der „Ind. b.“ aus Ragusa vom 9. d. meldet, Abdi Pascha habe am 7. d. die Montenegriner bei Glawitza angegriffen, sei aber mit beträchtlichem Verlust zurückgeschlagen worden. Der Korrespondent fügt hinzu: Man weiß nichts von der Operation des Derwisch Pascha.

Aus dem montenegrinischen Lager in Bjelopolie, 28. Juni, bringt der „Wanderer“ einen Bericht, dem wir Folgen⸗ des entnehmen: Die Tuüͤrken hatten vor Kurzem einige Verstärkun⸗ gen an sich gezogen und wollten aus ibrem befestigten Lager dine Offensivbewegung gegen Montenegro unternehmen, um das Kloster Zdrebanik am linken Ufer der Zeta zu okkupiren. Von da hofften sie wahrscheinlich ungehindert bis nach Orialnka (Danilovgrad) vor⸗