1863 / 132 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Danzig, 6. Juni. Das »Danz. Dampfboot⸗ meldet: »Zu dem gestern Abend mit Genehmigung Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen von dem englischen General⸗Konsul Plaw offerirten Thee im Königlichen Schlosse zu Oliva waren die Spitzen der Be⸗ hörden und mehrere sonstige Standespersonen mit ihren Damen ein⸗ geladen. Leider gestattete der eintretende Regen es nicht, die Abend⸗ stunden ganz im Freien zu genießen. Nach 10 Uhr Abends kehrten die hohen Herrschaften nach Danzig zurück. Se. Königliche Hoheit zum Manöver der Truppen nach dem Strießer Felde und von dort zu Wagen über Saspe und Brösen nach Neufahrwasser an Bord des beim Lootsenhause in Bereitschaft lie⸗ genden Kriegsdampfers „»Adler.“ Ihre Königl. Hoheit die Kron⸗ prinzessin besichtigten inzwischen in Begleitung des Herrn Ober⸗ Bürgermeisters von Winter und Herrn Professors Schultz mehrere Sehenswürdigkeiten der Stadt, u. A. die St. Trinitatis⸗Kirche, und von dort durch den Kreuzgang das ehemalige Franziskaner⸗ Kloster, die permanente Kunstausstellung des Herrn Pantzer, und, der prachtvollen Fernsicht wegen auch den Bischofsberg. So⸗ dann fuhren Ihre Königliche Hoheit ebenfalls nach Neufahr⸗ wasser, woselbst auf dem Kriegsschiffe ein Diner von 30 Gedecken stattfand. Demselben soll eine Fahrt auf der See folgen, um den auf der Rhede liegenden Kriegsdampfer und die malerische Hügel⸗ kette und Landschaft von dort aus in Augenschein zu nehmen. Bei dem Diner, das gestern im Gouvernementshause stattfand, prangte auf der Tafel das silberne Schiff, welches die Stadt Danzig zur Hochzeitsgabe für das Kronprinzliche Paar dargebracht hatte. Seine Königliche Hoheit hat das Geschenk aus Berlin mitgebracht und soll geäußert haben: es sei ein Zeichen, wie lieb ihm die Stadt und as schöne Geschenk sei.⸗ Königsberg, 7. Juni. Der »„Königsb. H. Ztg.“ ist nach⸗ stehende Berichtigung zur Veröffentlichung zugegangen: »Die in der heutigen Nummer dieser Zeitung enthaltene Mittheilung, daß von der königl. Regierung dem Obervorsteher der hiesigen Kaufmannschaft der Auftrag ertheilt sei: die Kaufmannschaft möge während der An⸗ wesenheit Ihrer Koͤniglichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin ein Fest zu Ehren derselben arrangiren, beruht auf Unwahrheit. Die Mitwirkung der Regierung in dieser Angelegen⸗ heit beschränkt sich einfach auf die an den Herrn Obervorsteher ge⸗ richtete mündliche Anfrage des Unterzeichneten: ob von Seiten der Kaufmannschaft eine derartige Festlichkeit beabsichtigt werde, eine An⸗ frage, welche schon aus dem Grunde erfolgen mußte, damit nicht

etwa eine Collision der Festlichkeiten hinsichtlich ihrer Zeitbestim⸗

mung erfolge. Ein Auftrag, wie der irrthümlich behauptete, liegt selbstverständlich außerhalb der Kompetenz der Regierung. Königs⸗ berg, den 5. Juni 1863. Die königliche Regierung. v. Kamptz.⸗ Baden, Karlsruhe, 6. Juni. Von der Zweiten Kammer ist estern sowohl der Entwurfeiner Strafprozeßordnung, als die Budgetnach⸗ orderung von 8500 Fl. zur Aufbesserung der Gehalte für die Kolle⸗ ialmitglieder der Hofgerichte einstimmig genehmigt worden. Heute begründete Häusser in Zweiter Kammer seine Motion über Minister⸗ verantwortlichkeit. Der Antrag Häusser's geht, nach dem »Frankf. Journal« dahin, den Großherzog mittelst einer Adresse um Vorlage eines Gesetzentwurfes zu bitten, durch welchen im Anschlusse an die §s§. 7 und 67 unserer Verfassung und an das Gesetz vom 3. Oktober 1820 die Gesetzgebung über die Verantwortlichkeit der Minister er⸗ gänzt und die Vorschriften über das Verfahren gesetzlich geregelt werden. Von der Ministerbank bestätigte Staatsminister Stabel die Ueber⸗ zeugung der Regierung von der Nothwendigkeit des Verfassungs⸗ ausbaues und ihr lebhaftes Interesse an der Meinungsäußerung des Hauses über eine Frage, die, obwohl im Prinzip längst richtig ge⸗ stellt, doch in den Modalitäten der Ausführung enorme Schwierig⸗ keiten bereite. Die Motion wurde schließlich einstimmig angenommen. Belgien. Brüssel, 6. Juni. Graf Wielopolski, der vor⸗ gestern in der Umgebung von Spa mit dem Grafen Branicki eine beiderseitig unschädliche Kugel auf 25 Schritte gewechselt, ist, wie der »Kölnischen Zeitung⸗ mitgetheilt wird, nach der zartesten Interven⸗ tion der Polizei mit seinen Zeugen nach Warschau zurückgereist. Die Beerdigung des hier verstorbenen 87jährigen Carlo Armellini, ehemaligen Triumvirs der römischen Republik, der geraume Zeit hier im Erile gelebt hat, wird morgen stattfinden. Gallait hat den Auftrag angenommen, den Sitzungssaal des Senates mit 14 großen Portraits historischer Persönlichkeiten Belgiens zu schmücken. Nicht weniger als 54 Dichter hatten sich dieses Jahr um den Preis be⸗ worben, welchen die Regierung alljährlich fuͤr das beste Tertbuch zu der Preis⸗Composition des Konservatoriums ausschreibt. Der ge⸗ krönte Sänger, wie die Preisrichter bei Eröffnung der Namenszettel mit Erstaunen wahrnahmen, ist ein sechszehnjähriger Tertianer des Gymnasiums zu Arlon. Großbritannien und Irland. London, 5, Junt Im Oberhause zeigte gestern Lord Malmesbury seine Absicht an, am 16. dieses den Stand der englischen Beziehungen zu Brasilien zur Sprache zu bringen. Im Unterhause stellte gegen den Antrag auf die Comité⸗ berathung über die Freiwilligen⸗Bill Herr Bagwell das Amendement, daß

es unpolltisch sei, Irland noch immer von der Theilnahme am Freiwilligen⸗ Schützenwesen auszuschließen, und ungerecht, falls die Ausschließung fortdauern soll, Irland für die Kosten des englischen Freiwilligensystems zahlen

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Heute früh begaben sich

die Wähler zu wirken gesucht.

zu lassen. Oberst Ffrench Knox sagte, in Irland

daß/ wie in Amerska, Suüden und Norden einander bekämpfen würden; eine Meinung, die General Sir de Lacy Evans für völlig unbegründet hält. Der Marquis von Hartington, der im Namen der Regierung dem Amendement entgegentritt, versicherte, daß die Aus. schließung Irlands nicht etwa einen Zweifel an der Loyalität des irischen Volkes zum Grunde habe. Die Regierung hege vielmehr die feste Ueber⸗ zeugung, daß gegen einen auswärtigen Angriff, gegen eine Invasion zum Beispiel, die katholischen und protestantischen Bewohner der Schwesterinsel einträchtig und patriotisch zusammenstehen würden; aber leider herrsche 8 verschiedenen Theilen des Landes so viel Religionseifer, daß die Schützen. corps leicht eine Sektenfärbung annehmen und unangenehme Reibungen hervorrufen könnten. Ferner sei zu bedenken, daß bis jetzt die englischen Freiwilligen keinen Penny Unterstützung vom Staat erhalten hätten. Die Opfer an Zeit und Geld seien auf Privatpersonen gefallen, und dies . ohne Zweifel eine schwere Selbstbesteuerung gewesen. Oberst Ffrench meinte, der beste Beweis dafür, daß die Regierung nicht ohne Mißtrauen gegen den Geist der irischen Bevölkerung sei, liege darin, daß sie die irischen Anerbietungen, auf eigene Kosten Schützencorps zu bilden, abgelehnt habe Lord Palmerston entgegnete, daß diese Anerbietungen nicht sehr zahlreich gewesen seien. Im Uebrigen wiederholte er die Betheuerungen des Marquis v. Hartington, daß die Regierung die Loyalität des irischen Volkes wohl zu würdigen und zu schätzen wisse, aber auch seine Kampflust als einen Scha

betrachte, den man nicht vergeuden dürfe, sondern für den rechten Augen⸗ blick und für nationale Zwecke aufsparen müsse. Herr Maguire und Sir G. Bowyer sprachen für das Amendement, welches aber mit 156 gegen 45 Stimmen verworfen wurde. Das Haus schritt also zur Comité⸗Berathung, in deren Verlauf einige Bestim⸗ mungen der Bill auf Opposition stießen. Die 19. Bestimmung ermächtigt die Behörden, die freiwilligen Schützenkorps zur Unterdrückung von innern Unruhen ausrücken zu lassen. Herr Hibbert beantragte die Streichung dieser Klausel. Lord Elcho (Führer des londoner schottischen Corps, und

unterstützte das Amendement.

M 2 würde das System n

die Folge haben,

einer der thätigsten Förderer des Schützenwesens ist für ihre Beibehaltung, andere Mitglieder aber machten bemerklich, daß die Verwendung der Corps zu solchem Zweck dieselben um alle Popularität bringen und vielleicht gar zu ihrer Auflösung führen könnte. Die Regierung gab nach, und die 19 Klausel wurde gestrichen. Die 21. Klausel ermächtigt den kommandirenden Obersten eines Corps, jeden Freiwilligen zu entlassen, ohne daß dieser ein Recht der Appellation dagegen hätte. Sir Rob. Clifton stellte das Amen. dement, daß die Gründe der Entlassung schriftlich dem Betreffenden durch den Adjutanten mitgetheilt und von einem aus Corpsmitgliedern be⸗ stehenden Gericht untersucht werden sollen. Lord Elcho sprach zu Gunsten der Klausel die Ueberzeugung aus, daß ein Mißbrauch der dem Obersten zu verleihenden Macht nicht zu den Wabrscheinlichkeiten gehören werde. Das Amendement wurde mit 108 gegen 21 Stimmen verworfen, so daß die 21. Bestimmung stehen bleibt. Die übrigen Klauseln gingen un⸗ angefochten durch. Im hierauf folgenden Subsidien⸗Comité über den Civil⸗Etat kam der Posten von 4920 Pfd. für Gesandtschaftshäuser im Auslande an die Reihe. Lord Rob. Cecil beantragte, von dieser Summe 400 Pfd. mit anderen Worten das Gehalt des Bauten⸗ Secretairs im Gesandtschaftshotel zu Pera abzuziehen. So lange ein permanenter Bauten⸗Secretair dort angestellt sei meinten Lord Robert und andere Mitglieder würden die endlosen und kostspieligen Reparaturen des tür⸗ kischen Gesandtschaftshotels dem Lande zur Last fallen, und das Haus ge— nehmigte das Amendement mit 74 gegen 68 Stimmen. 8 Eine mindestens gleich große Zahl von Besuchern, wie sie vor kurzem der volksthümliche Derbytag. nach Epsom lockte, versammetle gestern das mehr aristokratische Rennen in Ascot. Der Hof war durch den Prinzen von Wales und seine Gemahlin vertreten, und um sie drängten sich die hohen und höchsten Spitzen des englischen Adels. Das Rennen selbst zog die gespannteste Aufmerksamkeit auf

sich, indem bei dem Kampfe um den Hauptpreis zwei der Renner

zu gleicher Zeit das Ziel erreichten, und deren Besitzer sich nicht da⸗ mit begnügten, sich in Ruhm und Gewinn zu theilen, sondern einen zwischen Beiden entscheidenden Wettlauf vorzogen. Als Sieger trug aus diesem erneuerten Wettstreit Herrn Merrys Buckstone die Palme davon, aber es war eine ehrenvolle Niederlage, welche Lord William Rowlet's Tim Whiffler erlitt. Herr Merry war gestern vom Glück besonders begünstigt, unter den Gewinnern der verschiedenen ausge⸗ setzten Preise erblickte er noch zwei andere seiner eigenen Renner, den Gladstone und den Scottish Chief. 1

In Sheffield fand am Mittwoch Abend ein Meeting in der Couneil⸗ Hall statt, um der Wittwe des verstorbenen Generals Stonewall Jackson und dem Heere der amerikanischen konföderirten Staaten bei⸗ dem großen Verlust, den Beide erlitten, das Beileid englischer Bürger zu bezeugen. Im Verlaufe der Debatten wurde mit besonderer Be⸗ tonung auf das einzige Mittel hingewiesen, durch welches nach der Ueberzeugung der Redner dem Vernichtungskampfe zwischen dem Norden und dem Süden ein Ende gemacht werden könne, ehe beide Theile gänzlich zu Grunde gerichtet seien; dieses bestehe in der An— erkennung der konföderirten Staaten; auch wurde von verschiedenen Seiten eine Intervention seitens Englands und Frankreichs als eine Nothwendigkeit hingestellt.

6. Juni. Gestern wurde im Unterhause ein Bericht des beson⸗ deren Ausschusses über die letzte Parlamentswahl in Lisburn (Grafschaft Antrim in Irland) eingebracht. Der Ausschuß erklärt die Erwählung Barbour's fuͤr ungültig, weil derselbe sowohl persönlich wie durch seine Agenten grobe Bestechungen geübt und mit anderen schlechten Mitteln auf Wähle irken Hr. D. Griffith fragte, ob die Abtretung der Jonischen Inseln ohne weitere Frage nach Beifall oder Zustimmung des Parlaments vollzogen werden solle? Lord Palmerston: Die Jonischen

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Inseln wurden durch Vertrag, und nicht durch Zuthun des Parlaments, unter den Schutz Großbritanniens gestellt eine Veränderung in dieser Stellung würde auf demselben Wegevorgenommen, aber der Vertrag natürlich auf den Tisch des Hauses elegt werden.« Herr S. Fitz gerald: »Der Abtretung muß wohl eine Korrespondenz mit den Mächten vorhergehen, die den Wiener Vertrag un⸗ terzeichnet haben; und diese Korrespondenz kann von ernster Wirkung auf unsere Beziehungen zum Auslande sein. (Hört! hört!) Werden diese Mit⸗ theilungen mit den ausländischen Mächten dem Parlament vorgelegt wer⸗ dent« Lord Palmerston: »Ich denke nicht, daß über die Abtretung der Jonischen Inseln eine Korresvondenz stattfinden kann, die in irgend einer Weise die freundlichen Beziehungen Englands zum Auslande gefährden würde.« Lord J. Manners wünscht zu wissen, ob die Jonischen Kammern über die vorschlagene Veränderung abstimmen werden, ehe die im Kongreß versammelten Mächte ihr Jawort gegeben haben; ob der Kongreß blos aus den Unterzeichnern des Vertrags von 1815 bestehen oder alle Mächte, darunter auch die Türkei, umfassen werde ob, falls die Türkei nicht mit zum Kongreß geladen würde, ihr eine Mittheilung über den Gegenstand zugesandt werden wird; und endlich, ob die Zustimmung aller Mächte oder nur einer Majorität erforder⸗ lich sein wird, um die Abtretung zu sanctioniren. Lord Palmerston: »Ich kann noch nicht sagen, in welcher Reihenfolge die Mittheilungen stattfinden werden. Natürlich wäre die Abtretung nicht ohne den Wunsch und die Zu⸗ stimmung der Jonier und ohne das Jawort der Unterzeichner des Wiener Vertrages möglich. Die Türkei hat diesen Vertrag nicht unterzeichnet und daher mit der Abtretung oder Richt⸗Abtretung nichts zu schaffen, aber sie weiß, was im Plane ist. Wenn die große Mehrheit der Mächte sich für die Abtretung erklärt, wenn die Jonier und Griechen dafür sind, dann ist der Widerstand irgend einer einzelnen Macht nicht wahrscheinlich.« Herr For⸗ tescue richtete folgende Interpellation an die Regierung: »In Mkow in Indien sind drei Dragoner⸗Sergeanten, Lilley, Duval und Wakefield, ohne Urtheil, Verhör oder Anklage wochenlang im Gefängniß gehalten worden. Lilley starb in Folge der erlittenen Behandlung nach 4 Wochen, nachdem er, großen⸗ theils durch die Schuld des kommandirenden Offiziers, seine Frau sterben gesehen. Dieser Vorfall erheischt eine exemplarische Bestrafung des Obersten Crawley, unter dessen Autorität die Abscheulichkeit begangen wurde. Wenn Oberst Crawley es wagen sollte, nach England zurückzukehren, so würden die Freunde des verstorbenen Lilley ihn wegen Todtschlag verklagen.« Herr Coningham sagte, es sei unerhört, daß der Oberbefehlshaber der Armee den Oberst Crawiey an der Spitze des Regiments lasse, und hoffentlich werde das Haus dies Verfahren verdammen. Dieser Crawley sei ein Schandfleck für die Armee, und wenn der Herzog von Cambridge dies nicht von selbst erkenne, so tauge er nicht zum Hoͤchstkommandirenden. Alderman Sidney, Sergeant Pigots u. A. dringen auf die Absetzung Crawley's als geringste Satisfaction. Oberst Bartells glaubt, daß Oberst Crawley an dem beklagenswerthen Vorfall keine Schuld habe, und bittet das Haus, ihn nicht ungehört zu verdammen. Der Marquis von Hartington (Unterstaatssecretair des Krieges) sagte eine genaue Untersuchung zu und be⸗ merkte, daß jedenfalls die Verwandten Lilley's ein Gehalt bekommen wür⸗ den, der Pension entsprechend, auf welche Lilley Anspruch gehabt hätte. Das Protokoll, auf Grund dessen Prinz Wilhelm von Däne⸗ mark die Krone von Griechenland annimmt, ist gestern Nachmittag von dem französischen Botschafter Baron Gros, dem russischen Bot⸗ schafter Baron Brunnow, dem dänischen Gesandten Herrn Bille, und dem englischen Minister des Auswärtigen Graf Russell unter⸗ zeichnet worden. Der Prinz von Wales erschien gestern mit sei- ner Gemahlin bei der jährlichen Declamationsübung in dem be⸗ rühmten Eton College. Außer dem kronprinzlichen Paare hatten sich noch viele hervorragende Persönlichkeiten eingefunden, der Prinz und die Prinzessin von Leiningen, der Herzog von Wellington, der Herzog von Marlborough, der Erzbischof von Canterbury und zahl⸗ reiche andere Herzoge, Lords und Bischöfe. Die Redeübungen wur⸗ den von dem Sohn des Marquis von Bristol, Lord Francis Harvey, mit einer poetischen Begrüßung der Königlichen Hoheiten bei ihrem ersten Besuche in Eton eröffnet. Die darauf folgenden Declamatio⸗ nen umfassen nicht nur Stoffe aus griechischen, lateinischen und englischen Dichtern, sondern es waren auch die Poesie in Schiller (Wallenstein), die französische in vertreten. Der während des Nachmittags und am stattfindenden Regatta, der Freiwilligen⸗ Parade und Feuerwerk, that die ungünstige Witterung großen Eintrag. Die Vermählung des Herzogs von Chartres mit der Prinzessin Marie von Orleans wird am nächsten Donnerstag in Kingston stattfinden. Einige jüngere Mitglieder der englischen Königsfamilie werden wahrscheinlich bei der Trauung zugegen sein und der Prinz und die Prinzessin von Wales nach der Ceremonie das Paar be⸗ grüßen. Das neue Eisenschiff »Canadas, von London nach Montreal fahrend, wurde am 27. v. Mts. von Eisbergen zertrüm⸗ mert; es gelang jedoch dem Schiffe »Able Seamane alle an Bord Befindlichen zu retten. Die Legislatur von Kanada hat ein Ge⸗

setz angenommen, welches die Oeffentlichkeit der Todesstrafe abschafft.

Frankreich. Paris, 5. Juni. Die ⸗„France⸗ schreibt heute: »Wenn wir gut unterrichtet sind, so läßt die Phase, in welche die Unterhandlungen über Polen getreten sind, eine sehr baldige Lösung hoffen. Man weiß, daß Frankreich, in Uebereinstimmung mit Eng⸗ land, Oesterreich einen Entwurf zu Vorschlägen unterbreitet hat/ welche dem Petersburger Hofe gemacht werden sollen. Dieser durch unseren Minister des Auswärtigen ausgearbeitete Entwurf hatte den Vortheil, daß er die besonderen Interessen jeder der bei der Frage interessirten Mächte in sich vereinigte. Er ward nach Wien geschickt, von wo er mit einigen Aenderungen zurückkam, die von Frankreich und England angenommen wurden. Die definitiven Vorschläge

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Molieère Abende dem

zösischen

auch England, Italien Orient bereits reformirt haben.

deutsche

durch Veröffentlichung in den Zeitungen, durch

haben nun eine ebenfalls definitive Form erhalten müssen, und diese neue, von Herrn Drouyn de Lhuys redigirte Arbeit liegt jetzt dem österreichischen Kabinet vor. Wir zweifeln nicht, daß sie eiligst, mit seiner letzten Sanction versehen, zurückkommen wird, um dann so⸗ fort dem Petersburger Kabinet zugefertigt zu werden, welches bereits von den Vorschlägen Kenntniß hat, zu deren Berathung es ange⸗ rufen worden ist. Aus guter Quelle geschöpfte Nachrichten berechtigen zu dem Glauben, daß Fürst Gortschakoff günstig gestimmt ist und seine Regierung vermögen wird, dem Entwurfe der drei Mächte, dessen Hauptpunkte wir gestern mitgetheilt haben, ihre Zustimmung zu geben.⸗

Die Aeußerung des ⸗Constitutionnel«⸗, derentwegen die »France⸗ die Verleumdungsklage anhängig gemacht hat, lautet: »Die »France“ braucht sich gar nicht geschmeichelt zu fühlen. Es giebt Handlungen von sehr geringer Verdienstlichkeit, welche sehr schwere Folge haben können. Der General, der am Vorabende der Schlacht von Waterloo zum Feinde überging und die Anwesenheit der fran⸗ Armee denuncirte, that damit etwas, was unermeßliche Folgen hatte und ganz gewiß kein großes militairisches Talent er⸗ forderte. Wenn in der Stunde der Wahlbewegung ein Blatt glauben macht oder glauben läßt, daß es etwas Anderes, als seine eigenen Inspirationen vertrete, und wenn es da Unruhe stiftet, wo nur Einigkeit und Eintracht herrschen soll, so kann es viel Unheil anrichten; denn es kann ehrenhafte Geister irre führen und aufrich⸗ tige Seelen mit sich reißen. Aber diese traurige Rolle hat nichts, was dem Stolze des Blattes schmeicheln könnte, sie kann nur sein Gewissen beunruhigen. Das »Pays⸗ sagt: »Die »France⸗ hat so manövrirt, daß man glauben sollte, sie repräsentire im Kampfe gegen die Politik der Regierung des Kaisers andere Inspirationen, als die ihrigen. Mit Hülfe dieser Taktik ist es ihr gelungen, eine ziemlich große Zahl der Wähler, welche durch ihre Sprache getäuscht wurden, zur Opposition hinüberzuziehen. Eine solche Taktik ist wahrhafter Verrath..“ Da beide Blätter einen gemeinsamen Geranten, den Deputirten Auguste Chevalier, haben, so erklärt die »France« heute, daß ihre Verleum⸗ dungsklage auch gegen das »„Pays« anhängig gemacht worden sei. Der »Temps« erzählt aus St. Brieuc, dem einen der dortigen beiden Buchdrucker, Herrn Prudhomme Vater von 13 Kindern, welcher bisher die Drucksachen des Bischofs besorgte, sei diese seit 3 Jahrhunderten von seiner Familie genossene Kundschaft, welche jährlich 10,000 Fr. betrage, plötzlich entzogen worden, weil er die Wahl⸗Bulletins Montalembert's gedruckt habe. Den anderen Buch⸗ drucker hatte Montalembert nicht in Anspruch nehmen können, weil derselbe die Kundschaft der Präfektur genießt. Dem »Constitution⸗ nel« zufolge werden die Ballotage⸗Wahlen erst am 14. und 15. d. M.

stattfinden.

Ein Kaiserliches Dekret vom 2. d. M. setzt eine Kommission ein, welche prüfen soll, ob die Organisation der Konsular⸗Tribu⸗ nale in den Handelsplätzen der Levante und Berberei einer Aende⸗ rung bedürftig ist und in welcher Weise dies geschehen soll. Zum Vorsitzenden ist der Minister Drouyn de Lhuys ernannt, dessen Vor⸗ bericht an den Kaifer der „Moniteur⸗ heute mittheilt. Die Juris⸗ diction der französischen Konsuln fußt auf der Marine⸗ Ordonnanz von 1681, auf dem Juni⸗Edikt von 1778 und auf dem Gesetze vom 28. Mai 1836. Die neuen, mit der Türkei abgeschlossenen Handels⸗ verträge ließen ein neues Reglement wünschenswerth erscheinen, da

J und Griechenland ihr Konsularwesen im Auf den Suez⸗Kanal ist ganz be⸗ sonders dabei Ruͤcksicht genommen.

Prinzessin Mathilde hat, wie der »Moniteur⸗ anzeigt, Paris verlassen und sich auf ihre Sommer⸗Residenz St. Gratien (bei Mont⸗ morency im Seine⸗Oise⸗Departement) begeben.

Der Marquis d'Andelarre ist wegen öffentlicher Schmähung des Haute⸗Saone⸗Präfekten vor das Zuchtpolizeigericht gezogen worden. * Die brasilianische Gesandtschaft in London, welche heute Morgen England verlassen hat, wird, nach der »France⸗, so lange in Paris bleiben, bis der Schiedsspruch des Königs der Belgier erfolgt ist.

Die »France“ hat Nachrichten aus Mexiko, welche das Dampf⸗ kanonenboot »Eclair⸗, aus Vera⸗Cruz am 10. Mai abgegangen und am 21. Mai in New⸗York angekommen, mitgebracht hatte. Danach hätten die Franzosen vor Puebla am 2. Mai ein von 1800 Mann vertheidigtes Häuserquadrat gestürmt und die dabei gefangen genom⸗ menen Mexikaner ins Marquez'sche Corps eingereiht. Ortega soll nur noch für einen Monat Proviant haben. u

6. Juni. Seit vorgestern beschäftigte sich das Zuchtpolizei⸗ gericht mit dem Prozesse der des verbotenen Einverständnisses mit dem Auslande angeklagten 5 Personen. Hauptangeschuldigter ist Herr Montluc, bis vor kurzer Zeit Generalkonsul von Meviko in Paris; außer ihm noch die Herren Boué und Laverrière, Professoren in Paris, so wie zwei geborene Mexikaner, Rodriguez, Uebersetzer, und Maneyro, Konsul im Havre. Die Anklage geht darauf hin, daß sie

8 Briefe an Regierungs⸗ Mitglieder in Mexiko, durch Verbreitung falscher und beunruhigender Nachrichten ꝛc. zum Haß und zur Mißachtung der Regierung aufge⸗ reizt hätten. Die Angeklagten gestanden offen ihre Sympathieen fůr