1ö
urchtsvoll empfangen. Seine Majestät der König wurden bei Ihrem Erscheinen von den versammelten Schülern und deren Eltern mit ebhaftem Hurrahruf freudig begrüßt. Nachdem Seine Majestät vor em Zelte Platz genommen bhatten, begann die Feier, indem von den Schülern und allen Anwesenden der Choral »Lobet den Herrn, den “ König der Ehren⸗ mit Musikbegleitung gesungen wurde.
8 Hierauf näherte sich Seiner Majestät dem Könige der Minister
der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten und hielt folgende Anrede:
Ew. Königliche Majestät haben den heutigen Tag zur Grund⸗ steinlegung für den Bau des Wilhelms⸗Gymnasiums zu bestimmen geruht. Zu den Gnadenerweisungen, welche Ew. Königliche Majestät durch Verleihung Allerhöchst Ihres Namens und Uebernahme des
Patronats der jungen Stiftung zu Theil werden zu lassen geruht haben, tritt als eine neue diese Allerhöchsteigene Betheiligung bei der Legung des Grundsteins hinzu. Es ist dies ein redendes Zeugniß, wie sehr Ew. Königlichen Majestät die auf unseren gelehrten Schulen nach deutscher Weise durch christliche Zucht und ernste Geistesarbeit zu erstrebende Jugendbildung als ein Gegenstand landesväterlicher Fürsorge am Herzen liegt. Der hier versammelten jungen Schaar aber und der gesammten Jugend des Landes sei dies ein neuer Antrieb, sich mit rüstiger Kraft nach den ihr ge⸗ steckten Zielen zu strecken, auf daß sie zu Männern heran⸗ wachse, welche, stark im Glauben, tüchtig zu ehrenvollem Berufe und ihrem Könige in freiem, freudigen Gehorsam unterthan, der⸗ einst die Tugenden bewahren und forterben;, durch welche unser Vaterland groß geworden ist und ohne welche es nicht bestehen kann.
Der Minister richtete am Schlusse die Bitte an Se. Majestät huldvoll zu genehmigen, daß die Verlesung der in den Grundstein zu legenden Stiftungs⸗Urkunde erfolge.
Auf Befehl Sr. Majestät verlas hierauf der Ober⸗Präsident von Jagow, als Chef des Provinzial⸗Schul⸗ Kollegiums, folgende
8 )FSg Fm Uriis hhazs et nschilnng 16 bun
voon Gottes Gnaden, König von Preußen, d. na. Markgraf zu Brandenburg, souverainer und oberster Herzog von Schlesien, wie auch der Grafschaft Glatz, Großherzog von Nieder⸗ rhein und von Posen, Herzog zu Sachsen, Engern und Westfalen, in Geldern, zu Magdeburg, Clepe, Jülich, Berg, Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden, zu Mecklenburg und Crossen, Burggraf zu Nürnberg, Landgraf zu Thüringen, Markgraf der Ober⸗ und Niederlausitz, Prinz von Oranien, Neuenburg und Valendis, Graf u Hohenzollern ꝛc. fdi 8 thun hierdurch kund und fügen zu wissen: Inln Nach der für alle Zeiten denkwürdigen Erhebung des preußi⸗ schen Volks und den sieggekrönten Befreiungskriegen in den Jahren 1813 bis 1815 ist Unserem Königreiche durch Gottes Gnade ein langer gesegneter Friede beschieden gewesen.
Während dieses Zeitraumes, schon unter der weisen Regierung Unseres in Gott ruhenden Herrn Vaters) Königs Friedrich Wil⸗ helms III. Majestät, und in erhöhtem Maße unter dem milden Regimente Unseres vielgeliebten Bruders, des Königs Friedrich Wilhelm IV. Majestät, hat Unsere Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin sich eines mächtigen Aufschwunges zu erfreuen gehabt. Der Wohl⸗ stand hat sich gehoben, andel und Industrie haben sich zu reicher Blüthe entfaltet, ausgedehnte Strecken sind mit mehr als 15,000 neuen Wohngebäuden und Fabriken bebaut, das Weichbild der Stadt ist erweitert, die Zahl der Einwohner, welche nach Beendi⸗ gung des Krieges 182,000 betrug, ist über eine halbe Million ge⸗ stiegen.
Bei diesem Anwachsen der Bevölkerung und der Ausdehnung der Stadt ward besonders in dem neu⸗ entstandenen Stadttheile vor dem Potsdamer Thore das Bedürfniß einer neuen höheren Unter⸗ richtsanstalt fühlbar. Durch die Ordre vom 18. Februar 1856 wurde deshalb für diesen Zweck der Ankauf des in der Bellevue⸗ straße Nr. 15 belegenen Grundstücks genehmigt und daselbst vor⸗ läufig ein Progymnasium eingerichtet. 5111190 Diese Schulanstalt hat eine rasche Entwickelung gehabt. Im ersten Jahre Unserer Regierung, am 21. März 1861, fühl⸗ ten Wir Uns bewogen, derselben die Rechte eines Königlichen Gym⸗ nastums, und nach Unserem Namen die Benennung; „Wilhelms⸗ Gymnasium zu verleihen, sowie das Patronat über dasselbe zu übernehmen.
Bei der inzwischen angewachsenen Schülerzahl sind die bisher benutzten Räume unzulänglich geworden.
Deshalb haben Wir um das von Uns begründete Gymnasium würdig auszustatten und um dadurch Unser hohes Interesse für die Bildung der Jugend zu bethätigen, beschlossen und verordnet, daß an dieser Stelle ein neues geräumiges Klassengebäude für das König⸗ liche Wilhelms⸗Gymnasium errichtet werde.
Heute, in dem Jubeljahre, welches der dankbaren Erinnerung an die Befreiung des Vaterlandes von Feindes Macht gewidmet ist, in dem Jahre des Heils 1863 am 8. Juni, legen Wir Selbst den
“ EI1
1 . 5 8 4 1u 8 8 “ I, 298 17 it sun ding 8 8 2
Grundstein zu diesem Baue Unserem Werk.
In den weiten Räumen, welche auf diesem Grundsteine sich er⸗ heben werden, vollende sich der innere Ausbau einer wohlgeordneten Werkstatt rüstiger, geistiger Arbeit. Die Jugend dieser Zeit und der kommenden Geschlechter finde hier immerdar einen klaren Born ächter Wissenschaft, sie möge zu Gottesfurcht erzogen werden auf den un⸗ vergänglichen Grundlagen des Christenthums, sie möge gesund an Leib und Seele erstarken in der Liebe zum Vaterlande, und — wenn es einst gilt — ihren Vorfahren von 1813 gleichen in Thatkraft und Opferfreudigkeit. Die Lehrer und Leiter dieser Anstalt aber mögen, eingedenk ihres wichtigen Berufs und ihrer großen Verant⸗ wortlichkeit, sorgen, stets als treue Haushalter erfunden zu werden.
Gottes reicher Segen ruhe immerdar auf dem Wilhelms⸗Gym⸗ nasium und auf Unserem ganzen theuren Vaterlande, auf daß dieses heute von uns begonnene Werk im Schutze des Friedens glücklich hinausgeführt werde und unversehrt erhalten bleibe bis in die fern⸗ sten Zeiten!
Diese Urkunde haben Wir mit Unserer Allerhöchsteigenhändigen Namens⸗Unterschrift vollzogen, und siegel versehen lassen.
Gegeben in Unserer Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin, 1du hrAnn um 8. Juni 4863. 2 Juch & ind ünn0lE. S.) (ge)z.) Wilhelm. (gegengez.) von Mühler.
Die Allerhöchst vollzogene Stiftungs⸗Urkunde wurde nebst fol⸗ genden Gegenständen: einem Namensverzeichnisse der gegenwärtigen Lehrer und Schüler, dem letzten Programm des Gymnasiums, eini⸗ gen im laufenden Jahre geschlagenen Silbermünzen, einer urkund⸗ lichen Verhandlung des Provinzial⸗Schul⸗Kollegiums über den Akt der Grundsteinlegung in einen Kasten von Kupfer gelegt, worauf verlöthet und in die Vertiefung des Grundsteins versenkt wurde.
Hierauf wurde Sr. Majestät dem Könige von dem ausführen⸗ den Baubeamten Hof⸗Baurath Lohse die Kelle und demnächst der Hammer überreicht.
Se. Majestät warf von dem ihm dargebotenen Mörtel auf die für den Grundstein bestimmte Stelle.
Nachdem der Grundstein mit dem Deckstein verschlossen war, sprach Se. Majestät der König den Segensspruch zu dem begonne⸗ nen Werke und vollzog die üblichen drei Hammerschläge. Darauf folgte Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg von Preußen. Dem⸗ nächst betheiligten sich an der Grundsteinlegung durch Hammerschläge der Feldmarschall Freiherr von Wrangel, die anwesenden Staats⸗ Minister, der Wirkliche Geheime und Geheime Kabinets⸗Rath Illaire, der Chef des Provinzial⸗Schul⸗Kollegiums, Wirkliche Geheime Rath und Ober⸗Präsident von Jagow, die Ministerial⸗Direktoren Mac⸗ Lean und Günther, der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Keller, der Wirkliche Geheime Rath und Präsident des Konsisto⸗ riums Mathis, die anwesende Geistlichkeit, der Bürgermeister, Ge⸗ heime Regierungs⸗Rath Hedemann, die Mitglieder der für den Bau ernannten Kommission, der Dirigent des Gymnasiums, Professor Dr. Kübler, und aus jeder Klasse des Gymnasitums und der Vor⸗ schule ein Schüler, der Vorsitzende der Ministerial⸗Bau⸗Kommission, Geheime Regierungs⸗Rath Pehlemann, der Regierungs⸗ und Bau⸗ Rath Nietz, der Hof⸗Baurath Lohse und die Baugewerke.
Während der Hammerschläge wurde von dem Sängerchor der
ienb. „Domine salvum fac regem« Ftch pina29. gesungen.
Darauf trat Hoffmann, an den Rand der Weiherede:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen 897 Geistes. Amen. Bringet her dem Herrn die Ehre seinem Namen bringet Ge⸗ schenke und kommet in seine Vorhöfe! (Psalm 96, 8.) so rufen wir dem heiligen Sänger nach, die wir stehen auf einer Stätte der Zu⸗ kunft, in einem Vorhofe der Herrlichkeit Gottes.
Denn hier liegt der Grundstein zu einem Baue, der sich er⸗ heben soll zu einer Heimath ächter, christlich gesunder, aus den Schätzen aller Jahrhunderte gewährter Wissenschaft. Er soll eine Stätte werden der Bildung künftiger Geschlechter unseres Volkes, in welcher die Jugend erstarken soll zu geistiger Manneskraft. Wie wir hier den Grundstein gelegt haben im Namen Gottes und den Segen des Dreieinigen darüber sprechen, so soll und wird der lebendige Gott in Christo Jesu unserm Herrn der feste Grund sein des geistigen Hauses, welches hier durch die Jahrhunderte fortgebaut wird. Jesus Christus, das Ziel der Menschengeschichte von Anfang, und die Quelle des Heils bis ans Ende soll hier stehen und walten durch die Welt der Erkenntniß, welche die großen Nationen des Alterthums und unser eigener germanischer Völkerstamm aus
1u“
und erflehen Gottes Segen zu diesem
EE11 * 8
der General⸗Superintendent der Kurmark, Dr.
haben.
geschaart,
mit Unserem Königlichen. In- Ehre,
Vertiefung und hielt Eöe
u
die geistig gehobenen Völker der Neuzeit, woran der von Gott durch das ewige Wort geschaffenen äußeren und inneren Welt gestaltet Er will der Grund sein, der für immer gelegt ist, und außer
welchem es keinen giebt, der den Bau unseres Erkennens, ächte Menschenbildung, gesunde und freie Wissenschaft, aber eben so des gedeihlichen Lebens in Gesellschaft, Staat und Kirche tragen kann. Auf Ihn zu bauen, nicht mit Holz, Heu und Stoppeln, welche das Feuer verzehrt, sondern mit Gold, Silber und edlem Stein, die in der Feuerglut auch aller in der Geschichte aufflammenden Gerichte und Prüfungen bestehen mögen, das ist unsere Aufgabe.
2 Nicht Einfällen und Stimmungen des Augenblicks sind dieser ächte Baustoff, sondern dauernde Gedanken der Wahrheit. des Königs Hammerschlag den
Und wie Grundstein dieses Hauses geweiht hat, so werden alle Hammerschläge der Erkenntniß den Bau des geistigen Hauses nur fester machen, darin die künftigen Geschlechter stark und kräftig, muthig und männlich heranwachsen zu Zeugen der ewigen heilsvollen Wahrheit, die in Christo Jesu⸗ ist, unserm Herrn. Darum bringet her, Ihr Zeugen dieses feierlichen Augenblicks, Ehre dem Namen des Herrn! Bringet her diese Ehre, Ihr jugend⸗ lichen Zeugen, die Ihr hier stehet, traget sie fort diese Ehre in die Zukunft unseres Volkes hinein, das treu und fest um seinen König die heiligen Güter wahre, die der Krone und dem Volke gemeinsam sind, Treue, Liebe, Erkenntniß, Wohlstand, Kraft und mannhafte Stärke und siegesfreudige Zuversicht. Bringet her dem Namen des Herrn diese Ehre, ihr zukünftigen Geschlechter Preu⸗
ßens, deren Blüthe durch dieses neu zu erbauende Haus und die ihm gleichen Häuser unseres Vaterlandes lehrend und lernend gehen wird.
oc
nämlich die köstliche Gabe des offenen
Bringet Geschenke, entschiedenen, willenskräftigen That, der
liebenden Herzens, der
geduldigen, nie wankenden Treue dem ewigen Könige aller Könige, mehrere Damen von Stand versammelt.
und dem geliebten irdischen Herrn, den Er uns gegeben hat und noch lange in freudiger Kraft erhalten wolle! Bringet sie her die Kleinode, die allein vor Gottes Altar gelten, die Lauterkeit des Sinns, das jugendliche frische Streben, den Ernst des Dienstes, die Freudigkeit des heiteren Muthes, die geweihte Einfalt des auf das Höchste, das Ewige gerichteten Trachtens, die Demuth der wahrhaftigen Selbsterkenntniß und den Hechsinn des auf die Ewigkeit und ihre Güter zielenden Geistes. Das sind die Geschenke, welche unser Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, annimmt. Durch sie wird dieses Haus ein Vorhof des Heiligthums werden, die Kirche Christi auf Erden, ein Gebiet des göttlichen Reiches, in welchem die Erde mit ihren Mühen und Arbeiten verklärt wird zu einer Heimath innerlicher Ruhe und stiller Kraft, ja zum Vorhofe des ewigen Reiches der Herrlichkeit, zu welchem wir berufen sind, in welches alle vom Stuhle Gottes und des Lammes ausgehenden kristallenen Ströme des Lichtes und Lebens zurückfließen, und in welches sich alle Weisheit, Bildung, Einsicht und Kraft münden, als in den fluthenden Ocean der unvergänglichen Wahrheit, Klarheit und Liebe.
Dahin, dahin unsere Blicke und Herzen gerichtet, beten wir: Allmächtiger, ewiger Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi! segne diese Feier und den Grund, den wir gelegt. Lege Du selbst mit allmächtiger Hand den Grund eines bleibenden Hauses, darin Deine Ehre wohne! Segne den König und Sein gelieb⸗ tes Haus und schmücke Ihn mit Ehre und Sieg! Segne unser
Land und Volk mit wahrer Freiheit und Macht und demüthigem
Laß die Ströme Deines Friedens durch die Herzen gehen dienen mit voͤlliger Hingabe, und jede Kraft daß wir Deinen Willen thun, zu
Geiste! und uns Alle Dir und jeden Hauch daran setzen, dieser unserer Zeit. Bleibe bei uns auch in dunklen T agen! unsere Jugend in wahrer Erkenntniß und Bildung blühen, und frisch heranwachsen zu männlicher Einsicht und That! Heilige uns in Deiner Wahrheit und laß Jesum Christum unser Leben bleiben, so lange wir wallen! Vollende uns durch den
Kampf dieses Lebens zur ewigen Herrlichkeit und hilf: 1
Daß wir hier ritterlich ringen,
Durch Tod und Leben zu Dir dringen. 1“ Amen.
Miit dem allgemeinen Gesange des Chorals »Nun danket Alle Gott« schloß die erhebende Feier.
Nachdem Se. Majestät der König die Baupläne des neuen⸗ Gym⸗ nasiums zu besichtigen geruht hatten, verließen Allerhöchstdieselben den
Bauplatz unter lautem Zuruf der Schüler und der Eltern derselben.
Demnaͤchst wurden die Schüler nach dem Schulhofe zurückgeführt
und dort nach einer Ansprache des Dirigenten des Gymnasiums Professor Dr. Kübler, worin derselbe auf die hohe Bedeutung der eben vollzogenen feierlichen Handlung für die Schule hinwies, und nach dreimaligem Lebehoch auf Se. Majestät den König, entlassen.
In dem Andenken der fröhlichen Jugend wird dieser Tag unver⸗ geßlich fortleben. Möge er, wie die Begründung einer würdigen äußeren Ausstattung, so auch den Beginn einer neuen Epoche für eine reiche und gesegnete innere Entwickelung des Königlichen Wil⸗ helms⸗Gymnasiums bezeichnen!
Danzig, 8. Juni. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten gestern Vormittag, wie das »Dan⸗ ziger Dampfboot« berichtet, dem Gottesdienste in der St. Marien⸗ Ober⸗Pfarrkirche bei Gotteshause ein. Ober⸗ Bürgermeister von Winter und Stadtrath
Hallelujah ¹ 9
Ladewig empfingen Ihre Königlichen Hoheiten außerhalb der Kirch⸗- thür und führten dieselben, nachdem innerhalb der Thür auch die drei Geistlichen und die Kirchen⸗Vorsteher das erlauchte Paar em⸗ pfangen hatten, ins Rathsgestühl. Der Gang dorthin war mit Teppichen belegt. Die Liturgie, so wie die auf den Todestag Sr. Majestät des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm III. bezug
habende Predigt des Konsistorial⸗Raths Reinicke, welcher der Text
„Gott ist die Liebe« zu Grunde gelegt war, machten auf das Ge
den Eindruck.
müth Ihrer Königlichen Hoheiten augenscheinlich einen sehr ergreifen⸗ Nach dem Schlußliede, als das hohe Paar die Kirche verließ, warf sich der Kronprinzessin beim Ausgange der Kirche eine feingekleidete Dame zu Füßen und überreichte eine Bittschrift, welche
freundlich angenommen und dann dem Adjutanten übergeben wurde.
Die Kronprinzessin begab sich hierauf nach der Englischen Kirche und der Kronprinz nach dem Militair⸗Lazarethe. Nach der Rück⸗ kehr in das Gouvernementshaus wurden von Ihren Königlichen Hoheiten einige Erfrischungen eingenommen und sodann die
Fahrt nach dem Bahnhof angetreten. Auf derselben wurde am Legenthorplatze Halt gemacht; beide Königliche Hoheiten stiegen aus und nahmen unter dem donnernden Hurrahrufe der Truppen und der dicht gedrängten Zuschauermenge die dort aufgestellte Garnison und die Marine⸗Truppen in Augenschein, deren Regimentsmusiken die Melodie: »Ich bin ein Preuße⸗ bliesen. Die Kronprinzessin durchschritt am Arme Ihres Gemahls die langen Reihen der Sol⸗ daten, von denen mehrere dekorirte angesprochen wurden. Auf dem
Laß
V
und fanden sich schon vor der Liturgie in dem
Bahnhofe hatten sich zum Abschiede die Spitzen der Behörden und Bald nach 12 Uhr ver⸗ Bahnhof. Im Salonwagen am Fenster stehend, dankten Ihre Königl. Hoheiten freundlich für die lauten Aeußerungen der Liebe und Hochachtung. Die hohen Herrschaften begaben sich über Dirschau nach Spengawken zum Freiherrn von Palleske und von dort heute nach Pr. Stargardt, wo Se. Königl. Hoheit die beiden dort garnisonirenden Schwadronen des 1. (Leib)⸗ Husaren⸗Regiments inspizirte. iiti
— ““
a.
Sachsen. Koburg, 7. Juni. Der Herzog und die Herzogin begaben sich, wie die „Goth. Z.“* meldet, gestern, in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm von Baden, auf ihre Güter
Oesterreich. Wien, 8. Juni. Die „General⸗Korrespondenz aus Oesterreich« bemerkt über den telegraphisch gemeldeten Artikel des gestrigen »Observer⸗, daß das londoner Blatt der Wahrheit näher gekommen sein würde, wenn es gesagt hätte: Die Zustimmung Englands zu dem auf Grund der zsterreichischen sechs Punkte redi⸗ girten Entwurfe der in Petersburg zu machenden Vorschläge sei nach
ließ der Extrazug den
V V
Wien und Paris abgegangen.
I““
Frankreich. Paris, 7. Juni. Der „Moniteur⸗ veröffent⸗ licht heute den Text der Convention, durch welche der mit Paraguay im Jahre 1853 geschlossene Vertrag erneuert worden ist; desgleichen eine mit Holland getroffene Vereinbarung, wonach französischer Al⸗- kohol in Holland einen Einfuhrzoll von 3.50 Florin pro Hektoliter von 50 Grad und holländischer Alkohol in Frankreich 15 Fr. inkl. Decimen pro Hektoliter von 100 Grad zahlen soll; ferner das Ge⸗
setz, welches zur Eisenbahn von Perpignan nach Prades eine Staats
Unterstützung von 2 Millionen Frs. bewilligt.
Aus Madrid hat der „Moniteur« die Nachricht erhalten, daß die Bevollmächtigten Frankreichs und Spaniens, welche dem Kaiser von Anam den Vertrag zur Ratification vorlegen sollten, am 10ten April in Hué angekommen waren, bis zum 13ten die Ceremonie aber noch nicht stattgefunden hatte.
†
. 8. Juni. Der heutige „ Moniteur „veröffentlicht eine Note über die Maßregeln, welche getroffen worden sind, um dem Expeditions⸗Corps in Mexiko Proviant und Munition zu sichern. Am 19. April hatte das Corps noch Lebensmittel für 50 Tagef neuer Proviant wurde leicht beschafft. Außer den allmonatlich von St. Nazaire abgehenden Postdampfern wird auf Verfügung des Marine⸗Ministers jetzt auch am 23. jedes Monats von Cherbourg oder Toulon ein Schiff abgefertigt werden, welches Proviant nach Mexiko mitnimmt und die Kranken von dort zurückbrigt.
Italien. Turin. Am 2. Juni kam im turiner Abgeord⸗ netenhause das Schauspiel vor, daß nach vergeblichem dreistündigen Warten der Präsident sich bedeckte und die Kammer verließ; von 143 Deputirten fehlten beim Namensaufruf 205, so daß die Kam⸗
mer nicht beschlußfähig war. Der Präsident sprach, bevor er weg⸗ ging, Worte des herbsten Tadels, welchen die Journale in noch bittererer Form wiederholen.
Der Minister⸗Präsident hat eine Kommission ernannt, welche den Entwurf einer vollständigen Reorganisation der Central⸗Verwal⸗ tung gemäß früher aufgestellten Sparsamkeits⸗Planen ausarbeiten soll. Präsident dieser Kommission ist Herr Tabarrini. 3
Die »Nazione“ von Florenz berichtet unterm 3. Juni: »Wir erfahren, daß in der General⸗Versammlung der Actionaire der Eisen⸗
V bahn von Livorno, welche gestern hier stattgefunden hat, die Fusio
“