1863 / 144 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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derer⸗Anlagen habe. Sir F. Croßley bemerkte, daß man den Winter hindurch, trotz dieser Bauten⸗Bill, mit den Geldsammlungen für die brodlose Bevöͤlkerung fortzufahren haben werde, und daß es recht und billig sei, das Publikum bei Zeiten darauf aufmerksam zu machen. Es erfolgte sodann die zweite Lesung.

Gestern richtete im Oberhause Lord Stratford de Redeliffe an den Minister des Auswärtigen eine auf die Art der Kriegführung in Polen bezügliche Interpellation. »Als«, sagte er, »der Gegenstand vor einigen Wochen zur Sprache kam, gab der edle Staatssecretair zu verstehen, daß er, sobald es der Stand der Verhandlungen erlaube, dem Hause weitere Mittheilungen machen werde. Ich würde geduldig diesen Zeitpunkt abge⸗ wartet haben, aber da in den Zeitungen Angaben enthalten sind, die in den Ländern unserer Alliirten einen großen Eindruck hervorbringen müssen

und auf die öffentliche Meinung einen Einfluß üben können, der schließlich Majestät Regierung Ungelegenheiten bereiten dürfte, halte ich angemessen, Ihre Aufmerksamkeit auf jene Angaben zu Dieselben mögen genau oder ungenau die Thatsachen dar⸗

ellen, aber mein edler Freund ist vielleicht im Stande, einiges Licht darüber zu verbreiten. Betrachtet man die Natur des Krieges und den wohlbekannten Charakter der russischen Regierung, so wie die großen Interessen, die für beide Theile auf dem Spiele stehen, so wird es nur zu wahrscheinlich, daß arge Grausamkeiten vorfallen. Auf beiden Seiten herrscht ffenbar eine Schreckensregierung. Ich habe mir den Hauptinhalt dessen, was die Zeitungen in den letzten zwei, drei Tagen über die Vorgänge in Polen melden, zusammengestellt, und diese Blumenlese lautet: Priester und Bürger ohne gerichtliche Formalität und unter Umständen von überflüssiger Grausamkeit hingerichtet. Weiber und Kinder in ihren Zufluchtsplätzen massenbaft umgebracht. Unprovozirte Angriffe auf Privathäuser. Gefan⸗ gene mit kaltem Blut geschlachtet. Leute durch Androhung der Galgen⸗ trafe zu Adressen an den Kaiser gezwungen. Die Gefängnisse zum Ueberfließen voll und nur durch tägliche Hinrichtungen etwas ge⸗ ichtet. Grundbesitzer verhaftet und ihre Güter konfiszirt, weil sier vorüberziehenden Insurgenten Speise und Trank gereicht hatten. Damen mit der Knute oder mit Ruthenhieben bedroht, weil ie Trauerkleider tragen oder ihre angeschuldigten Gatten nicht ausliefern vollen. Wenn nur ein Zehntheil dieser Angaben wahr ist, so haben wir Hrund genug, dagegen unsere Stimmen zu erheben. Ich glaube, es ist die natürliche Folge der Verzweiflung auf der einen und des Bewußtseins ge⸗ fährdeter Machtstellung auf der anderen Seite. Ich traue meinem edlen Freunde und Ihrer Majestät Regierung überhaupt den besten Wunsch zu, eine befriedigende Lösung zu finden. Aber ich kann meine Augen nicht von den Folgen dieses Standes der Dinge abwenden und möchte daher gern meinen edlen Freund veranlassen, etwas Bestimmtes oder Zuverlässiges hören zu lassen. Der Gegenstand ist von dringender Wichtigkeit. Es gilt vor Allem, einen Zusammenstoß zwischen den verschiedenen Mächten zu ver⸗ hüten. Die Dinge kommen allmälig auf den Punkt, wo die Prinzipien einander befeinden und die Interessen der verschiedenen Staaten in Kampf gerathen können, und es liegt in Englands wie Europa’'s Interesse, zu sehen, ob nicht ein Stand. der. Dinge herbeigeführt. werden kann, der nicht

friedigend wäre. Ich maße mir nicht an, einen Vorschlag zu maͤchen, allein ich bin sehr stark der Meinung, daß, wofern nicht etwas Positives geschieht, um die beiden so lang in schwer zu beseitigender Feindseligkeit be⸗ griffenen Theile zu trennen, keine Heilung möglich ist für ein Uebel, das dem Frieden Europas schon so oft gefährlich wurde und immer gefährlicher werden wird. Ich frage somit den edlen Lord, in welchem Zeitpunkt der Session er im Stande zu sein glaubt, weitere Mittheilungen uͤber die Lage G Polens zu machen; so wie auch, ob er über die von den russischen Behörden gegen ihre Gefangenen geübte Strenge und Grausamkeit, und namentlich über den abscheulichen Befehl, Frauen zu peitschen, irgend eine Information rhalten hat«. Graf Russell: »In Bezug auf die erste Frage meines edlen Freundes habe ich zu sagen, daß keine lange Zeit verfließen wird, bevor ich in der Lage sein werde, neue Schriftstücke, die Korre⸗ spondenz uüber die polnischen Angelegenheiten enthaltend, auf den Tisch zu legen. Am Mittwoch sind nach St. Petersburg Depeschen aus London, Paris und Wien abgegangen, worin die Ansichten der drei Mächte über den jetzigen Stand der Angelegenheiten Polens aus⸗ gesprochen sind. Man wird, denke ich, diese Ansichten so ziemlich identisch finden. Sobald eine Antwort eingetroffen ist, werde ich die Schriftstücke 8 ““ sollte 69 Verzug eintreten, sollte die Antwort mehr als einige Tage ausbleiben, so werde ich, ohne eine Antwort abzuwarten, die Mitthei⸗ lung vorlegen, die Ihrer Majestät Regierung nach St. Petersburg ab⸗ geschickt hat. Was die zweite Anfrage des edlen Lord betrifft, so besteht die einzige Bestätigung, die wir für die Zeitungsnachrichten von russischer Strenge 89 Grausamkeit haben, in einer Depesche von unserem Konsul in Warschau, ean einer Stelle sagt, daß einige gefangen genommene Personen ohne gerichtliches Verfahren vermuthlich auf Grund einer Art von Kriegs⸗ gericht hingerichtet worden sind. Was den angeblich erlassenen abscheulichen Befehl, Frauen zu peitschen, betrifft, so kann ich an seine Existenz nicht glauben. Wir haben keinen authentischen Bericht über den Erlaß eines 9 olchen Befehls erhalten; und ich könnte sicherlich der russischen Regierung keine Vorstellungen machen, außer wenn ich den besten Beweis dafür hätte, eine solche Kundmachung erschienen sei. Die Bauern haben grauenhafte Plünderungs⸗Akte begangen, aber Fürst Gortschakoff hat Ihrer Majestät Botschafter versichert, daß Untersuchungen eingeleitet sind, um die Schuldigen zu überführen, und daß einige schon im Gefängniß sitzen, um vor Gericht estellt zu werden. Die russische Regierung verneint entschieden, daß sie twas mit diesen Akten zu thun gehabt habe.« Lord Brougha 8. ist sehr erfreut zu hören, daß sein edler Freund die in England angekommenen Nachrichten über jenen Befehl nicht bestätige. Ohne Zweifel werde stark übertrieben, aber daß den Berichten viel Wahres zu Grunde liege er selbst verbürgen. Unglücklicherweise, obgleich er damil beschönigen wolle, seien die Grausamkeiten nur zu oft

von einem Nicht nur diesseits, sondern auch ““

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jenseits des Atlantischen Meeres begebe sich Vieles, was zu beklagen und zu verdammen sei. Er wolle damit nicht gesagt haben, daß in dem Kampfe zwischen dem Norden und Süden Amerika'’'s Grausamkeiten derselben Art begangen würden wie diejenigen, die sein edler Freund gegenüber beschrieben, allein es seien auch dort nur zu viele Dinge vorgekommen, die nicht nur zu beklagen, sondern sehr zu verdammen seien. Damit ließ man diesen Gegenstand fallen. Graf Malmesbury brachte ürauf den Stand der Beziehungen zu Brasilien zur Erörterung. Er bemerkte, daß er nur seine Pflicht als Mitglied des Hauses erfülle, wenn er den Staats⸗ secretair des Auswärtigen auffordere, nachzuweisen, daß die von ihm an die brasilische Regierung gerichteten Forderungen begründet seien und daß er zur Eintreibung der Schuld die rechte Repressalien⸗Methode ergrif⸗ fen habe. Die Brasilier seien einstimmig in der Aufforderung an ihre eigene Regierung, sich jenen Forderungen zu widersetzen. Der Bruch scheine dem⸗ nach eine ernstere Bedeutung zu haben, als im Allgemeinen angenommen werde; und er müsse dem edlen Grafen zur Last legen, daß er die Lage Brasiliens nicht genug berücksichtigt habe, daß er sich über Gebühr durch die Darstellungen seiner Untergeordneten habe bestimmen lassen; daß er sich einer willkürlichen und herrischen Sprache in seinen Depeschen gegen die brasilische Regierung bedient und ungesetzliche und unpolitische Re⸗ pressalien ergriffen habe. Lord Malmesbury wiederholte sodann die Geschichte der ganzen Mißhelligkeit und fand jeden Schritt der Herren Christie und Vereker tadelnswerth. Er behauptete!, es sei kein Beweis dafür vorhanden, daß die Bemannung des Schiffes »Prinz von Wales« ermordet worden sei, sondern ganz das Gegentheil, und die Kaiserliche Regierung habe zur Untersuchung und Bestrafung der angeblichen Mörder Alles gethan, was sich von ihr erwarten lasse. Unter diesen Umständen bleibe es zweifelhaft, ob England berechtigt gewesen, Schadenersatz zu fordern oder gar durch Repressalien⸗Ergreifung erzwingen zu wollen. Was die Offiziere von der britischen Fregatte »Forte« betreffe, so seien die Berichte über ihren Streit mit der brasilischen Schildwache ein⸗ ander widersprechend; aber man gebe zu, daß sie zur Zeit des Streites im Civil gewesen, und es sei höchst merkwürdig, daß man den König der Bel⸗ gier frage, ob dies nicht eine Beschimpfung der englischen Flotte sei. Wenn brasilische Offiziere sich in ähnlicher Weise in London benommen hätten, so wüͤrden die englischen Behörden genau dasselbe gethan haben, was die Behörden von Rio gethan; und doch sei Graf Russell so ungerecht und unedel, die Entlassung und den Ruin des brasilischen Of⸗ fiziers zu verlangen, der den Offizieren des »Forte« jede Aufmerksamkeit be⸗ wiesen. Lord Malmesbury schloß mit dem Antrag auf Vorlegung weiterer Aktenstücke. Graf Russell erwiderte, Ihrer Majestät Regierung beobachte das Prinzip, daß ein Staat die Pflicht habe, die unter seiner Gerichtsbar⸗ keit lebenden Unterthanen eines anderen Staates zu beschützen. Sie handle selbst nach diesem Grundsatz und verlange, daß andere Regierungen dasselbe thun. Die Ergreifung von Repressalien sei in Fällen, wie der vorliegende, völkerrechtsgemäß und herkömmlich. Seit dem Jahre 1831 habe Frankreich in 21, England in 22 und Nordamerika in 23 Fällen sich durch Gewalt⸗ anwendung Ersatz verschafft. Auch Graf Russell kam auf die Einzelnheiten der Geschichte zurück und lobte die Energie, mit welcher Herr Vereker nach dem Küstenpunkt geeilt, wo der Schiffbruch stattgefunden, und auf Unter⸗

Doß diese lange Zeit verweigert und zuletzt man⸗

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gelhaft geführt worden, und daß die brasilische Regierung die Ladung des

1 nicht habe schützen wollen, dies sei es, worüber öö“ Regierung sich beschwert habe. Er bestreite, daß der 9 einer Depeschen herrisch gewesen, und nehme Herrn Christie Verhalten als vollkommen den ihm ertheilten Weisungen entsprechend in Schutz. Ueber den Fall der Offiziere des »Forte« habe die brasilische Re⸗ gierung erst nach der Repressalien⸗Ergreifung sich bequemt, das schiedsrichter⸗ liche Urtheil des Königs der Belgier anzunehmen. Er wolle nicht den be⸗ kannten Spruch: »civis Romanus sum« verfechten, obgleich er sich mit Stolz

auf Oliver Cromwells Erklärung berufe, der gesagt, er wolle dem Namen

eines Engländers auf der ganzen Erde Achtung verschaffen. Was er Brasilien gegenüber gethan, würde er auch einer stärkeren Macht gegenüber zu thun wagen. Er sei gern bereit neue Schriftstücke vorzulegen und hoffe, daß die freundlichen Beziehungen zu Brasilien bald wieder hergestellt sein würden Auch Lord Chelmsford erklärte das Verfahren der Regierung für un- gerechtfertigt. Nach einigen Bemerkungen Lord Litteltons ließ man die Sache

8 8 88 8 8 Unterhause fragte Herr Scully wegen des Murawieff schen Befehls an und erhielt von Herrn Layard die Antwort, daß er gern der Nachricht mit Bestimmtheit widersprechen möchte, aber die Regierung habe darüber keinerlei Information erhalten. .

Es ist hier eine Handelsgesellschaft unter dem Titel » Egyptian Commercial and Trading Company« in der Bildung begriffen. Diese Gesellschaft, an deren Spitze höchst achtbare Lon⸗ doner und ägyptische Firmen stehen, hat den Zweck, die reichen Bodenschätze Oberägyptens, Nubiens und der angrenzenden Länder dem europäischen Verkehr zu erschließen. Ihr Hauptaugenmerk auf die Erleichterung der Communication mit jenen Gegenden richtend will sie ihr Actien⸗Kapital (2 Millionen Pfd. in 100,000 Actien zu 20 Pfd.) theils zur Anlegung von Straßen, Kanälen und Eisen⸗ geh theils zu Kauf und Tausch der Landesprodukte, theils zur Anlegung neuer Pflanzungen, namentlich von Baumwollplantagen verwenden. Schon vorgestern war das Vierfache der dem Publitum überlassenen 25,000 Actien subskribirt, und von heute an werden keine weiteren Anmeldungen mehr entgegengenommen.

Sera. 8 2 Cr . 1„. 1 . Frankreich. Paris, 20. Juni. Der Prinz von Oranien hat sich, wie der »Moniteur⸗ meldet, nach Fontainebleau begeben, t einige Tage beim Kaiser und der Kaiserin zu verweilen.

General Forey hat außer seinen an den Kriegs⸗Minister rstatteten Berichten vom 3. resp. 8. Mai auch an den Kaiser inen Bericht eingesandt, aus dem der „Moniteur« einige Ein⸗ elheiten mittheilt. Am 2. Mai begehrte der feindliche Be⸗ ehlshaber im Quadrat Santa Inez (dessen Erstürmung den Franzosen am 25. April mißglückt war) zu parlamentiren. General Douay sandte den Lieutenant Tulpin ab; dieser wurde aber sofort estgenommen, vor den Chef des Quadrats, der, wie sich zeigte, ein talienischer Flüchtling war, geführt und mit dem Tode bedroht. Doch General Ortega, davon benachrichtigt, ließ den Lieutenant Tulpin zurückgeleiten und bestrafte den Offizier, der sich solcher Hinterlist schuldig gemacht. General Forey fügt hinzu, daß die im gesetzgeben⸗ den Körper über die mexikanische Frage von den Herren Picard und Jules Favre gehaltenen Reden ins Spanische übersetzt, zu Tausenden in den von den französischen Truppen eroberten Häuserquadraten gefunden worden sind.“ Die »France« hat über New⸗York vom 6. Juni Nachrichten aus Puebla vom 19. Mai. An diesem Tage hatte die ganze französische Armee von der Stadt Besitz ergriffen; das Hauptquartier war im Rathhause aufgeschlagen und die merxi⸗ kanische Armee einstweilen in den Forts Guadalupe, San Loretto und Carmen internirt. Die Einwohner fingen an, ihren Geschäften wieder nachzugehen. Der Gesundheitszustand war fortdauernd be⸗ friedigend. Wie der »Constitutionnel« anzeigt, hat General Forey mit dem letzten Postdampfer dem Kriegs⸗Minister 23,770 Frs. 54 Cts. übersandt, welche die Soldaten seines Corps für die beschäfti⸗ gungslosen Baumwollenarbeiter in Frankreich gesammelt haben. Der »Courrier des Etats Unis« bringt in Nachrichten aus der Havana bis zum 28. Mai, noch einige Einzelheiten, welche über den Fall Puebla's mehr Licht verbreiten. Seit der Einnahme des Forts Favier Anfangs April hatten die Franzosen stete, wenn auch, der ungeheuren Hindernisse wegen, langsame Fortschritte gemacht. Spa⸗ nische, englische und amerikanische Offiziere leiteten die Befestigungs⸗ arbeiten und den Widerstand der Mexikaner. Am 25. April, bei dem Sturme gegen Santa Inez, fand der heißeste Kampf statt: man schlug sich 7 Stunden lang und mußte endlich, der Unzuläng⸗ lichkeit der Bresche wegen, sich zurückziehen. Von diesem Tage an entschloß sich General Forey, schweres Marine⸗Geschütz von Vera⸗ Cruz kommen zu lassen; bis dasselbe aufgestellt war, beschränkte sich General Forey darauf, den Platz enger einzuschließen und die Be⸗ satzung fortwährend in Athem zu erhalten. Einzelne Häusergruppen in Puebla waren in beinahe uneinnehmbarer Weise verschanzt. Verschiedene Häuser waren ganz mit Erde ausgefüllt, andere hatten in den unteren Stockwerken gar keine Treppe; am meisten Arbeit und Verlegenheit bereiteten die eisernen Gitter und andere künstliche Hemmnisse, auf welche man unver⸗ muthet im Innern der erstürmten Häuser und Höfe stieß.

Der »Moniteur“ enthält eine Liste von Ordensverleihungen seitens Forey's, welche der Kaiser unterm 18. d. bestätigt hat. Zu Offi⸗ zieren der Ehrenlegion sind 4 Capitaine und 1 Major, zu Rittern 7 Capitaine, 3 Lieutenants, 3 Unter-⸗Lieutenants, 1 Sergeant⸗Major, 2 Sergeants, 3 Aerzte, ferner der bei den afrikanischen Jägern ein⸗ getretene Capitain der walachischen Armee, Aristides Yarka, und der Oberst der mexikanischen Kavallerie, Ortiz de la Pena, ernannt. Der Sergeant⸗Major heißt Achille Descombes, ist vom 18. Bataillon der Fußjäger und dient 9 Jahre; es ist derselbe, den Forey am 20. April selbst an Ort und Stelle des Kampfes dekorirt hat.

8 General Forey hat, um den Handelsverkehr mit Mexiko zu heben, neuerdings eine Verfügung getroffen, welche der Bericht des Kom⸗ mandanten von Vera⸗Cruz vom 15. Mai schon angedeutet, jetzt aber der »Moniteur« bestimmt anzeigt. Es sollen nämlich diejenigen Waaren, welche nach Mexiko durch jetzt von Franzosen besetzte Häfen importirt werden und nach Gegenden bestimmt sind, wo die Fran⸗ zosen ebenfalls die Macht haben, fortan nur die Hälfte des im gegen⸗ wärtigen Tarif verzeichneten Einfuhrzolles zu bezahlen haben. Das kömmt den Waaren aus dem Entrepot von Vera⸗Cruz zu Gute, sofern sie nach der Besitznahme eingeführt worden sind. Nach wie vor den vollen Zollsatz haben zu bezahlen: 1) die außerhalb der von Franzosen besetzten Häfen gelandeten Waaren, selbst wenn sie für Länder bestimmt sind, die unter französischer Autorität stehen; 2) die Waaren, welche zwar in einem der von Frankreich besetzten Häfen gelandet worden, aber nach einem Theile Mexiko's bestimmt sind, der bis jetzt noch außerhalb des französischen Actions⸗Rayons liegt. Obige Zoll⸗Ermäßigung bezieht sich aber nicht mit auf die Zuschlag⸗ zölle, so wie dieselben bestehen.

Aus Toulon von gestern wird der »France“ gemeldet, daß die Transport⸗Dampfer »Aube« und »Charente« Ordre erhalten haben, Kriegsmaterial für Mexiko zu laden, und daß am nächsten Montag die Dampf⸗Korvette »Colbert« und der Dampf⸗Aviso »Brandon« nach Vera⸗Cruz abgehen werden, um sich der Flotten⸗Division des Contre⸗Admirals Bosse anzuschließen.

Am 28. Mai wußte man auf Martinique noch nichts von der Einnahme Puebla's. Das dortige Arsenal hat an Forey die ver⸗ langte Munition abgeschickt. Am 20. Mai war dort die Dampf⸗ Fregatte »Panama« angekommen; welche die zur Organisirung der

mexicanischen Staatsverwaltung bestimmten Beamten, Truppen und Material an Bord hatte. In Bordeaux ist es zu Unruhen gekommen. Die zahlreichen und zünftig organisirten Lastträger widersetzten sich durch Thätlich⸗ keiten der Anlage eines Schienenweges längs der Hafenquais und wurden erst, nachdem man Militairmacht requirirt hatte, zur Ruhe gebracht. Die Polizei wurde von den erbitterten Lastträgern miß⸗ handelt, die Behörden, auch Senator Pietri verhöhnt und mit Stei⸗

nen geworfen. Es wurden einige Verhaftungen vorgenommen. Di G 1111“4“*“ 8

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Ruhe ist novn begesseltt 1A“*“ FE114““ 8 E1“ 1 1 1

Portugal. Lissabon, 19. Juni. Der betreffende Ausschuß der Deputirtenkammer hat, nach einem Telegr. der »Ind. belge⸗, den auf Abschaffung der Todesstrafe dringenden Gesetz⸗Entwurf ein stimmig gutgeheißen. Ein die Anleihe. von 6,000,000 Fr. befür wortender Gesetz⸗Entwurf wird der Kammer vorgelegt werden.

Italien. Turin, 20. Juni. In der Deputirtenkammer

wurde, laut Telegramm der »Indep. belge«, gestern die Rede des Herrn Minghetti durch Herrn Bertani beantwortet. Dieser sprach über die Auflösung des demokratischen Vereins von Genua und über die Expeditionen nach Sicilien und Rom. In der heutigen Sitzung beantragte Chiavez den Uebergang zur Tagesordnung, d. h. die

Billigung des Verhaltens des Ministeriums in Bezug auf die Auf⸗ lösung des demokratischen Vereins von Genua. Angesichts der Hand

lungen und Erklärungen des Ministeriums hinsichtlich Roms und Polens wies der Minister⸗Präsident alle Anträge mit Aus⸗ nahme des Antrages des Herrn Buoncompagni zurück, welcher der Politik des Kabinets ein unbedingtes Vertrauensvotum ertheilt. Bei der Abstimmung wurde das Vertrauensvotum mit 202 gegen 52 Sechs Anwesende enthielten sich der Ab⸗

Stimmen angenommen. stimmung. Die »Opinione« erfährt aus Ancona, daß Msgr. Cajani, Bischof von Gualdo Tadino (Umbrien), am 8. Juni, während er die Con⸗ firmation ertheilte, vom Schlage gerührt wurde und in der folgen⸗ den Nacht gestorben ist. Die »Marine⸗Zeitung« zeigt an, daß vom Minister der Marine an die Befehlshaber der Marine⸗Departements der Befehl ergangen ist, daß päpstliche Schiffe bei ihrem Eintritte in die italienischen Ge⸗ wässer ihre Flagge einzuziehen haben. Abgesehen von dieser Forma lität, werden sie gleich den Schiffen befreundeter Mächte behandelt.

Rom, 17. Juni. Es wurde heute der 17. Jahrestag der Thronbesteigung des Papstes festlich begangen. Der Papst hat, wie der »Ind. belge⸗« telegrapbirt wird, viele in die Hcimath zurückkah rende französische Soldaten empfangen und ihnen zur Einnabme von Puebla Glück gewünscht. Der schwer erkrankt gewesene französische

Gesandte ist in der Genesung begriffen.

Rußland und Poen. Die ⸗Bresl. Z.⸗ theilt nach dem offiziellen »Kuryer Wilenski⸗ vom 13. Juni folgendes Schreiben mit, welches General Murawieff, Kriegs⸗Gouverneur von Wilna, unterm 8. Juni an den katholischen Bischof Krasinsti gerichter hat:

»Excellenz,! Bei meiner letzten Unterredung mit Ihnen habe ich Ew. Excellenz auf den Antheil aufmerksam gemacht, welchen die katholische Geist⸗ lichkeit an den gegenwärtigen Unordnungen und dem Aufstande in dem meiner Verwaltung anvertrauten Landestheile habe; Ew. Exrellenz versicher- ten mir bei der Gelegenheit, daß die Ihrer Oberaufsicht untergebene Geist- lichkeit ihrem Berufe durchaus treu bliebe. Indeß habe ich in den mir vor liegenden Akten der Untersuchungs⸗Kommission, aus Berichten der Abtdeilungs- Commandeure, so wie aus den Aussagen einzelner Gefangenen in Erfahrung gebracht, daß die hiesige katholische Geistlichkeit den böchsten und thätigsten Antheil an der Aufregung der Bevölkerung zum Aufstande nimmt, indem sie in den Kirchen revolutionaire Aufrufe publzirt, die durch die Aufständi- schen Angeworbenen vereidigt, sich an die Banden selbst anschließt, wo sie schon manche Zusammenstöße mit unseren Truppen gehabt, endlich sogar einige dieser Banden selbst anführt. Alle diese Thatsachen haben mir die traurige Nothwendigkeit auferlegt, wie das Ew. Exeellenz schon dbekannt ist, gemäß den Erkenntnissen des Kriegsgerichts an zwei Priestern dereits dir kriegsrechtliche Strafe vollziehen zu lassen, da sie schuldig befunden waren, ihren Unterthaneneid verletzt und Antheil am Aufstande genommen zu haven

viele andere sind bereits ebenfalls dem Ausspruche des Kriegsgerchts übern liefert und wird mit ihnen nach aller Strenge des Gesetzes verfahren wer⸗ den. Da ich aufrichtig wünsche, in die Möglichkeit versetzt zu werden. serner nicht dergleichen strenge Mittel anwenden zu dürfen, besonders der Persoenen geistlichen Standes, halte ich es für meine Pflicht, Ew. Exrellenz nochmatls mit der dringendsten Bitte anzugehen, Ihren eberhirtlichen Einstuß anwen- den zu wollen und bei der unter Ihrer Oberaufsicht stehenden Gerstilcokert dahin geltend zu machen, daß sie, eingedenk idres durch den gersttüchen Stand

ihr auferlegten Berufes und der Heiligkeit des Unterthanenedern, ven drern

verbrecherischen Treibden lassen und als Diener des Altars ohne Furcht vor Drohungen ꝛc. selbst mit Todesgefahr verpflichtet seien zrem Beruse rrn zu bleiben, durch Verkündigung des Wortes Gottes und idr Beispiel, anstatt das Volk zu verbrecherischen Unternehmungen auszusordern, alle Reiemngem auf den richtigen Weg zurückzuführen, welche, der Pfüchten der Ehree und des

Gewissens vergessend, am Aufstande Theil genammen vder sen Füͤdeer geworden sind. Als Christ weiß ich, wie stark und durch unen Enes 2 deutend das Wort des Friedens und der Rächstenliede guf dem pern der Priester wirkt, und ich hege die Hoffnung, das Sw. Sxeellens abs deremeer