1863 / 207 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und 8. Medizinal⸗ ngelegenheiten. 1221

Der Lehrer Krzebietkowsky in Jüterbogk ist zum Lehrer an der Uebungsschule des evangelischen Schullehrer⸗Seminars zu Ora⸗ nienburg berufen X“

AICTEI

Preußische Bank.

Monats⸗Uebersicht der Preußischen Bank,

gemäß §. 99 der Bank⸗Ordnung vom 5 Oktober 184 1I1 v a.

1) Geprägtes Geld und Barren..

...... 73,165,000 Thblr. 2) Kassen⸗Anweisungen und Privat⸗Banknoten 1,638,000 3) Wechsel⸗Bestände.. beEbbPööö6968— 4) Lombard⸗Bestände. .7,943,000 5) Staatspapiere, verschiedene Forderungen und 19,718,000

bbF. ess . 114,989,000 Thlr 27,411,000 ⸗ʒ

6) Banknoten im Umlauut c.. 7) Depositen⸗Kapitalien 8) Guthaben der Staats⸗Kassen, Institute und Privat⸗Personen, mit Einschluß des Giro⸗ Verkehrs. V

Berlin, den

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Khönigliches Preußisches Haupt⸗Bank⸗Direktorium. Inmit.

(Schmidt. Dechend. Kühnemann. tag. 219

Angekommen: Se. Excellenz der Staats⸗ und Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten von Selchow aus der Provinz Preußen.

Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und Kommandant von Berlin, von Alvensleben, aus der Provinz Pommern.

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Preußen. Berlin, 3. September. Se. Majestät der König begaben Sich heute früh um 7 Uhr nach dem Tempelhofer Felde und wohnten den Uebungen der 1. und 2. Garde⸗Kavallerie⸗ Brigade, so wie der in 4 Brigaden formirten Garde⸗Infanterie bei. Nach beendetem Exerzieren empfingen Se. Majestät den General⸗ Lieutenant und Kommandanten von Alvensleben I., den bisher stell⸗ vertretenden Kommandanten, General⸗Major von Rieben, den Ge⸗ heimen Legations⸗Rath von Wentzel, den Obersten und Flügel⸗Adju⸗ tanten von Tresckow, und den Commandeur des Königlich bayerischen 6. Infanterie⸗Regiments (König von Preußen)), Obersten von Welsch. Außerdem ertheilten Allerhöchstdieselben dem Rittergutsbesitzer Grafen von Stosch und dem Rittmeister a. D. von Arnim Audienzen.

Später nahmen Se. Majestät der König den Vortrag des

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zich:

Kriegs⸗ und Marine⸗Ministers, General⸗Lieutenants von Roon, des

General⸗Adjutanten, General⸗Lieutenants von Alvensleben II. und des Oberst⸗Lieutenants von Vegesack entgegen, und empfingen nach ng den Minister der landwirthschaftlichen Angelegenheiten von

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Danzig, 2. September. Nach der Bestimmung des König⸗ lichen Marine 8 Ministerij sollen sich die Briggs »Rover« und »Musquito⸗ mit ihrem Proviant auf ein Jahr hier komplettiren, im Herbste nach südlichen Gewässern absegeln und bis zum Mai künf⸗ tigen Jahres dort verbleiben. (Danz. D.)

Frankfurt a. M., 2. September. Heute früh sind auf der Main⸗Weserbahn der König von Hannover, der Kurfürst von Hessen, der Herzog von Sachsen⸗Meiningen, der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin, die Fürsten von Anhalt⸗Dessau und Reuß⸗Schleiz nach ihren Residenzen zurückgereist. Der König von Sachsen ist gleichzeitig auf der bayerischen Bahn zunächst nach Chemnitz gereist, um morgen in Dresden einzutreffen. Gestern Abend um 5 Uhr haben die Herzöge von Braunschweig und Sachsen⸗Altenburg und die Fürsten von Schwarzburg⸗Sondershausen und Waldeck unsere Stadt verlassen; eben so ist gestern Abend auf der Hanauer Bahn der Herzog Ernst von Sachsen⸗Koburg⸗Gotha abgereist. Der Kaiser von Oesterreich verläßt unsere Stadt morgen früh

5 ½ Uhr mit einem Extrazug der Hanauer Bahn. Um 1 Uhr Mit⸗

liefert: Baumwolle und Korn.

8 9 8 tags wird er in Kobur eintreffen, um der Königin Victort seinen Besuch abzustatten. Krie

Der Herzog zund die Herzogin von Chartres und der Pri von Joinville sind gestern hier eingetroffen. (Fr. Bl.) 8.

Bayern. München, 1. September. Die Frau Prin s Adalbert ist gestern Nachmittags in Nymphenburg von enrte sunden Prinzessin glücklich entbunden worden. Die hohe Wöchn de und die neugeborne Prinzessin befinden sich den Umständen nach 83 kommen wohl. (Bayer. Ztg.) 15

Großbritannien und Irland. . 1. Sept ber. Lord Palmerston ist gestern mit seiner Gemahlin 88 Wales abgereist. Sein Aufenthalt daselbst wird nicht von nnnc Dauer sein. . Knurz vor Thorschluß der Session hatte das Parlament noch eine das Telegraphenwesen betreffende Bill durch alle vor escie bene Stadien passiren lassen. Sie ist jetzt als Akte v nn wir geben aus derselben einige Bestimmungen, die von Usemeriae Interesse sein dürften. Bevor eine Telegraphengesellschaft in ir n; einer Straße, oder quer über eine Straße hinweg (die nicht ihn öffentliche oder Landstraße ist) Telegraphenstangen aufstellt 18 Drähte spannt, ist sie verpflichtet, öffentlich anzuzeigen, daß sie 5 der betreffenden Orts⸗ oder Straßenbehörde die Ermächte 1 dazu erhalten hat. Sie muß ferner alle Hagbbeiboöhne 8 betreffenden Straße besonders von ihrem Vorhaben in Kenntniß setzen und dann 21 Tage warten, ob diese beim Handelsminifteriun keine Einsprache erheben. Wenn irgend ein bei einer Telsgtabha Gesellschaft Angestellter absichtlich oder aus Nachlässigkeit die Abli⸗ ferung einer Depesche an ihre resp. Adresse verabsäumt, verhinder oder verzögert, oder auch wenn er den Inhalt einer Depesche un- rechtmäßigerweise verräth, kann er für jedes dieser Vergehen mit Geldbußen bis zu 20 Pfd. St. bestraft werden. Staatsdepeschen haben vor allen anderen den Vortritt, und auf Verlangen des Han⸗ delsministeriums muß jede Compagnie für den ausschließlichen Diens Ihrer Majestät eine besondere Linie herstellen. Ja, im erforderlichen Falle kann die Regierung so viele Drähte, als sie braucht ganz für ihren Dienst in Anspruch nehmen. Doch nicht ohne besondegen Erlaß des ersten Staatssecretairs. Ein derartiger Erlaß hat für nitt länger als eine Woche Gültigkeit, kann aber nach Ablauf derselben erneuert werden. Die Kosten müssen der betreffenden Geseellschast in allen derartigen Fällen aus der Staatskasse vergütet werden.

Im Widerspruch mit vielen in neuester Zeit hieher gelangten Angaben aus der Türkei, denen zufolge die russische Flotte im Schwarzen Meere gegenwärtig (den Bestimmungen des Pariser Traktates zuwiderlaufend) größer sein soll, als zu irgend einer Zeit vor dem Krimkriege, erklärt heute ein Eingesandt in der „Times⸗ Folgendes: »Unmittelbar nach dem Abschlusse des Friedens hatte die russische Regierung 6 Kriegsschiffe aus der Ostsee nach dem Schwarzen Meere bringen lassen, doch waren sie allesammt dienstuntauglich Sie figuriren aber trotzdem in der Flottenliste als Fahrzeuge von 11 Kanonen. Um sie zu ersetzen, wurden 6 neue in Nicolajeff ge⸗ baut. Außer diesen und den aus dem Hafen von Sebastopol herauf⸗ geholten, die für den aktiven Dienst ebenfalls untauglich sind, besitt Rußland im Schwarzen Meere kein Fahrzeug, das den Namen eines Kriegsschiffes zu tragen verdient. Die kleinen, von der Regie⸗ rung in England und Frankreich angekauften Dampfer eignen sich nur für den Transportdienst, und ob jetzt Kanonenboote gebauk werden, vermag ich nicht zu sagen.⸗ 8

Wie sich der Verkehr Englands mit Amerika in der nächsten Zeit gestalten wird, darüber so bemerkt die »Times⸗ in einem ihrer Leitartikll hört man die sonderbarsten Ansichten. Früher hatten uns die Vereinigten Staaten zwei Hauptartikel ge⸗ efert 1 Von ersterem liefern sie uns gar nichts mehr, und vom zweiten werden wir für die nächste Zeit nur

sehr wenig aus Amerika beziehen, weil wir es nicht brauchen. Schon

stellt im ersten

sich eine merkwürdige

nx ird Differenz heraus. Während wit Semester des

Jahres 1861 für 20 Mill. Pf

h 8 2 2 *8 15 9 Baumwolle und für 5 Millionen Pfd. Weizen und Mehl aus den

Vereinigten Staaten bezogen hatten, sind diese Z. 2 ärtig zogen hatten, sin diese Zahlen gegenwärtig auf resp. 70,000 Pfd. und 3 Millionen Pfd. zufammengeschmolzen

Eine so gewaltige Verkehränderung kann unmöglich ohne große Fol⸗ gen bleiben. Das Korn, das wir etwa brauchen, werden wir jeder⸗

zeit ohne große Schwierigkeit aus anderen Ländern erhalten können

und haben wir auch bis zur Stunde noch nicht das erforderliche Quantum Baumwolle zur Verfügung, so haben wir doch anderseits so hobe Preise bezahlt, daß unsere Bruttoauslagen beinahe eben sc groß waren als sonst. Wir haben nämlich für unsere Baumwol⸗ einkäufe im I. Semester 1861 ungefähr 23 ½ und im I. Semesterk dieses Jahres 18 Millionen Pfd. verausgabt. Das Geld wird somit ausgegeben und irgend Jemandem muß es zu Gute kommen. Fach⸗ männer in Lancashire rechnen mit Zuversicht darauf, daß wir uns neue Kunden schaffen werden, und wir wollen hoffen, daß ihre Er⸗ wartungen sich verwirklichen.⸗

Von dem Dampfkanonenboot⸗Geschwader, welches die englische

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Admiralität während des Krimnkrieges hatte bauen lassen und das über 100 Dampfer zählte, sind abermals einige Dutzend als voll⸗ kommen unbrauchbar zum Abbrechen kondemnirt worden. Bald wird von der dazumal so bewunderten Flotille kein einziges Fahr⸗ zeug mehr übrig sein. Bekanntlich waren sie alle, weil in größter Hast, aus halbgrünem Holze gebaut, und es stellt sich wieder einmal die altbekannte Wahrheit heraus, daß, beim Schiffbau namentlich, Uleberstürzung und schlechtes Material gar theuer zu stehen kommen.

Frankreich. Paris, 1. September. Der »Moniteur« bringt ein Kaiserliches Dekret, wodurch der Stadt Paris das Recht ertheilt wird, einen Centime von jedem Kilogramm Brod und Ge⸗ treide, so wie einen Centime von den Zehnteln eines Kilogramms Mehl als Octroi zum Besten der Bäckerei⸗Kasse erheben zu dürfen. Dafür hat sobald der Brodpreis per Kilogramm 50 Centimes be⸗ trägt, die Bäckerei⸗Kasse den Ausfall zu decken.

*Der Kaiser wird, der »France⸗ zufolge, gegen den 8. oder 10. September nach Biarritz gehen.

Die zu Blois erscheinende „France Centrale« ist auf zwei Monate suspendirt worden, weil sie gemeldet hatte, der französische Gesandte in Petersburg habe beim Fürsten Gortschakoff um eine Audienz gebeten und keine Antwort erhalten. Diese Nachricht ist falsch; die Mittheilung dieser falschen Nachricht wird von den Be⸗

hörden als eine „Gehässigkeit« ausgelegt und dadurch die Suspendi⸗

rung moüiviet. b

Spanien. Aus Madrid, 31. August, wird gemeldet: Heute fand der monatliche Zuschlag für den Rückkauf der tilgbaren Schuld sand Folgende Vorschläͤge wurden gemacht: für die Schuld 1⸗Klasse 8130 Sfür innere Schuld 2. Klasse 27.60 bis 28. Die von der Regierung gebotenen korrespondirenden Preise waren Für äußere Schuld 2. Klasse, für welche die Regierung 34.67 bot, lag kein Gebot vor.

5 1““ I1 8 JItalien. Nach der „Armonia« hat der Papst eine Encyelica

an die Kardinäle und Bischöfe Italiens erlassen, worin er u. A. den

sehr grausamen gotteslästerlichen Krieg beklagt, den die »subalpinische Regierung gegen die Kirche führt. Der Papst sieht den schließlichen Triumph der Wahrheit und Gerechtigkeit als gesichert an, freut sich des Muthes und der Standhaftigkeit der Bischöfe und verdammt die ⸗kleriko⸗liberalen⸗Gesellschaften. Er dankt für den Peterspfennig und empfiehlt Gebet und geduldiges Ausharren.

Nach dem ⸗Corriere Siciliano« ist der Syndikus von Parco durch eine Bande Uebelthäter mitten aus dem Flecken weggeschleppt worden. Soldaten und Carabinieri setzten der verwegenen Schaar nach, haben sie bis jetzt aber noch nicht aufgespürt.

Die Briganten treiben im Neapolitanischen noch immer ihr Wesen. Wie aus Nenpel, 27. August, gemeldet wird, wurden ihrer wiederum drei am 17. August im Thale von Cassillo von einer Schaar Mobilgardisten getödtet. Der Führer der letzteren kam gleich⸗ falls ums Leben. Außerdem ward vor Kurzem die 30 Reiter starke Bande Caruso's von einer Companie Linientruppen angegriffen und zersprengt. Die Briganten ließen 2 Todte, mehrere Verwundete,

2 Pferde, 5 Gewehre und 2 Pistolen auf dem Platze.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Septem⸗ ber. Ueber die Reise Ihrer Majestät der Kaiserin und Sr. Kai⸗ serlichen Hoheit des Thronfolgers theilt der »Kuss. Inv.« mit, daß Ihre Majestät am 27. August Morgens wohlbehalten in Jalta eingetroffen ist. Der Großfürst Thronfolger besichtigte am 22sten August in Nowotscherkask die Lehranstalten und das Gefängniß, be⸗ fand sich am 23. August in Nachitschewan am Don und nahm sein Nachtlager zu Rostow, von wo derselbe am 25. August mit Ihrer Majestät der Kaiserin abreiste. Um 2 Uhr trennten sich die hohen Reisenden vor Taganrog und der Großfürst Thronfolger besuchte diese Stadt. Den 26. August, um 8 Uhr Morgens, reiste Se. Kai⸗ serliche Hoheit weiter und erreichte Berdjansk um 8 Uhr Abends.

Aus Warschau vom 31. August wird der »„Ostsee⸗Zeitung⸗ mitgetheilt: Ueber die Abreise Ihrer Kaiserl. Hobeit der Frau Groß⸗ fürstin Constantin ist noch nichts Gewisses zu vernehmen. Gestern machte die hohe Frau, wie sehr häusfig, eine Spazierfahrt durch den Park von Lazienki und unterhielt sich mit verschiedenen Herren dußerst lebhaft. Inzwischen mordet man hier und treibt Geld von beiden Seiten ein, so viel man nur immer kann. Dazu kommt die Stockung alles Verkehrs, welche durch das Abbrennen und Niederreißen vieler Brücken auf der Warschau⸗Wiener Bahn noch vergrößert wird, und nächstens werden wir wohl unsere ohnehin sehr spärliche Straßenbeleuchtung ganz verlieren, denn der hiesigen Gasanstalt dürften wohl bald die Steinkohlen ausgehen, weil vor Ablauf mehrerer Wochen die von den In⸗ surgenten vernichteten Eisenbahnbrücken diesseits und jenseits Petrikau zusammen 11) nicht wieder hergestellt sein werden. Unsere Holz⸗ zufuhren aus der Nähe sind auch sehr gering, und bei dem sast gänzlichen Wassermangel in der Weichsel ungewöhnlich erschwert. Dabei ist das Brennholz sehr theuer und der Kohlenmangel für Brauereien und verschiedene mit Dampf arbeitende Fabriken schon

außerordentlich fühlbar. Auf die verminderten Zufuhren der Cerea⸗ lien und anderer Lebensbedürfnisse wirkt nicht nur der geringe Waͤsser⸗ stand auf der Weichsel und den anderen in diese mündenden Fluͤssen, son⸗ dern auch die Unsicherheit der Landstraßen durch die Insurgenten so⸗ wohl als durch das russische Militair, welche beide Legitimatio⸗ nen verlangen, die nicht Jedem immer zu Gebote stehen. Die un⸗ gewöhnliche Trockenheit bei einer Hitze von 26 28 Gr. R. macht auch die Bestellung der Aecker fast unmöglich, und nachdem die Fel⸗ der und früher die Saaten auf großen Landstrecken durch die Insur⸗ genten oder das russische Militair zertreten oder abgemäht worden und manchem Gute der größte Theil der Ernte verloren ging, sind sehr schlechte Aussichten für die Ermöglichung der Einsaat vorhanden, da es überdies vielfach an den erforderlichen Händen zur Bestellung der Aecker mangelt. Am 24½. und 25. haben wieder mehrere Ge⸗ fechte am Bug zwischen den Städtchen Sarnaki und Constantinow im Podlachischen (Gubernium Lublin) stattgefunden, in welchen die über 900 Mann starke Insurgenten⸗Abtheilung unter Grzymala von den russischen Truppen⸗Detachements unter Oberst Pappafanasopulos, Oberst⸗Lieutenant Antosiewicz und Major Gryniewski, welche die Insurgenten von drei Seiten angriffen, geschlagen worden, wobei die Insurgenten 100 Mann Todte, 75 Gefangene, ihre Munition, 200 Gewehre, Montirungen, und 30 Pferde, nebst dem Anführer der Reiterei, einem früheren russischen Offizier Wienckowski, welcher mit noch einem zweiten srüheren russischen Offizier Obniski gefangen wurde, verloren.

Der »Pos. Ztg.« vom 2. September entnehmen wir folgende Bemerkungen: Von welcher Art das Kontingent ist, welches das so⸗ genannte großpolnische Comité in der Provinz Posen anwirbt und zur Bekämpfung der russischen Truppen über die Grenze spedirt, zeigt ein Blick auf die traurige Schaar, die von dem letzten verun⸗ glückten Zuzuge am 1ö5ten v. M. im Kreise Mogilno aufgegriffen wurde. Unter 74 Aufgegriffenen befanden sich 1 Eigenthümer, 8 Gutsbesitzersöhne und Gymnasiasten, 10 Bürgersöhne und Schüler, 20 Gesellen und Lehrlinge, 14 Wirthschafter, Schreiber, Diener, 21 Einlieger, Knechte und Jungen. Wenn man nun auch in An⸗ schlag bringt, daß die Führer und die jungen Leute aus den höheren Ständen, die sich beritten machen konnten, wenn sie auf die Grenz⸗ wachen trafen, davon ritten und der Festnahme sich entzogen, so be⸗ stätigt dieses Ergebniß doch, daß diejenigen richtig urtheilen, welche die ganze Zuzugsbewegung in der Provinz für nichts als ein künstlich gemachtes Wesen halten, darauf berechnet, das Ausland über den Umfang und das Ziel des polnischen Auf⸗ standes zu täuschen. Die geheimen Anstifter verfolgen dabei aller⸗ dings einen bestimmten Plan. Aber die Mehrzahl der Helfer und Angeworbenen folgt entweder dem natürlichen Jugenddrange nach Heldenthaten oder gehorcht den Befehlen ihrer Dienstherren, welche sich mit dem Humbug der geheimen National⸗Regierung oder ihrem spezifischen Patriotismus dadurch abfinden, daß sie einige ihrer Dienst⸗ leute für die Insurrection ausrüsten. Aber auch solche sind darunter, welche die Schulbank oder das Handwerk verließen, weil das umher⸗ streifende Leben ihnen mehr zusagt als Arbeit und Stillsitzen. An irgend welche Erfolge der Insurrection durch Waffengewalt denkt Niemand mehr; die Erfahrung hat gelehrt, wie richtig diejenigen urtheilten, welche von vorn herein den Aufstand als ein nutzloses, übereiltes und verderbliches Beginnen verdammt haben. Zu dieser Partei gehören mit wenigen Ausnahmen fast alle angeseheneren und geachteteren polnischen Edelleute der Provinz Posen. Die für den Aufstand waren, wurden dazu großentheils durch Nebenrücksichten oft der persönlichsten Art geleitet. Der Näherstehende erkennt diese leicht, während sie dem Fernstehenden verborgen bleiben und ihn da⸗ durch zu falschen Urtheilen über die ganze Bewegung verleiten.

Die aus Kalisch, 31. August, bereits gestern tele⸗ graphisch gemeldete Nachricht der »Bresl. Ztg.⸗ lautet vollständig: In der radomschen Gegend erlitt Jaczanow ski mit seinen 800 Reitern und 400 Mann Infanterie eine vollständige Niederlage. Fast die Hälfte der Kavalleric blieb auf dem Kampfplatze, die In⸗ fanterie dagegen wurde fast ganz niedergehauen und gelang es nur einer kleinen Abtheilung, sich durch Flucht dem Untergange zu ent⸗ ziehen, der Rest der Kavallerie zertheilte sich in verschiedene Gegen⸗ den zu 10 und 15 Mann. Taczanowski selbst soll nach Krakau seinen Weg genommen haben. Diese Niederlage der Polen ist von nicht geringer Bedeutung und dürfte es sehr lange Zeit währen, be⸗ vor man eine so schlagfertige und wohl organisirte Abtheilung, wie die Taczanowskische es war, wird gebildet werden können. Hestern wurden wiederum 50 Insurgenten nach Sibirien unter starker Es⸗ corte abgeführt.

Aus Wilna, 28. August, berichtet die »Posen. Ztg.«: Neuer⸗ dings haben die Polen wieder versucht, die Strecke der Eisenbahn zwischen Wilna und Warschau zu zerstören, diesmal jedoch nicht die Schienen aufgerissen und fortgeschafft, sondern nur die Verbin⸗ dungsstücke abgeschraubt und die Nägel aus den Schwellen gezogen. Die jedem Zuge 10. Minuten vorausgehende Pilotmaschine kam glücklich über die schadhafte Stelle, nicht so der eigentliche Zug, der entgleiste. Da die Soldaten nun nicht ausreichen, die Strecke auf der Eisenbahn ganz zu besetzen, bo jetzt die dem Throne er⸗