1864 / 52 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

der Kriegs⸗Minister, das Militair⸗Kabinet und der Polizei⸗Präsident. Mittags werden Sich Se. Masestät zur Frau Landgräfin von Hessen⸗

Philippsthal begeben, welche heut Höchstihren Geburtstag feiert. Das

Familien⸗Diner sindet bei der Frau Landgräfin statt.

Hannover, 29. Februar. Auf eine Interpellation Ben⸗ nigsen's, wie Hannover in der letzten Bundestagssitzung gestimmt

habe, erklärte der Justizminister Windhorst in der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer, Hannover habe dafür gestimmt, daß die Vollmacht des Freiherrn v. Dirckinck⸗Holmfeld auf den Rechts⸗ titel des Londoner Protokolles hin unannehmbar sei und daß der Ausschuß ohne Rücksicht auf jenes Protokoll weiteren Bericht er⸗

Schleswig. Gravenstein, 26. Februar. Unsere Stadl ist sehr stark mit Militair belegt, und die ganze Chaussee von Flensburg hierher ist stets mit Wagen, die den Transport für die Armee be⸗ sorgen, überfüllt. Diesen Morgen kam eine Pionier⸗Compagnie nebst mehreren Wagen mit Schanz⸗Werkzeug hierselbst an, und wurde direkt weiter nach Nübel zu geschickt.

Gestern kamen 15 Gefangene hier an und wurden die Nacht einquartirt, worauf diesen Morgen noch 4 eingebracht wurden. Alle 19 waren Schleswiger: Sie hatten die Gelegenheit abgepaßt, den preußischen Vorposten nahe zu kommen, sich in einer Scheune ver⸗ krochen, und bei einbrechender Dunkelheit gefangen gegeben.

(H. B. H.)

Februar. Der der Zweiten Kammer vorgelegte Gesetzentwurf uͤber die Errichtung eines Ba⸗ racken⸗Lagers lautet: »Art. 1: Zur Erbauung eines Baracken⸗ lagers für 5000 Mann nebst den dazu gehörigen Lagereinrichtungen wird dem Kriegs⸗Ministerium ein Credit von 110,000 Gulden er⸗ öffnet, welcher aus den mit Gesetz vom 18. Dezember 1863 bewil⸗ ligten 2,300,000 zu entnehmen ist. Art. 2: Das Kriegsministerium hat seiner Zeit den Ständen über die Verwendung der bewilligten Gelder Nachweis zu liefern.⸗ (Karlsr. Z)

Baden. Karlsruhe, 27.

Bayern. München, 29. Februar. Wie die »Bayerische Zeitung« versichert, beabsichtigen die bei der Würzburger Konferenz vertreten gewesenen Regierungen, bezüglich des von Oesterreich und Preußen in der letzten Bundestagssitzung gestellten Antrages einen besonderen Antrag einzubringen.

Oesterreich. Wien, 29. Februar. Die heutige »Wiener Zeitung⸗ enthält das »Verzeichniß über Auszeichnung für Tapferkeit vor dem Feinde«, welche die an dem Feldzuge in Schleswig⸗ Holstein betheiligten österreichischen Truppen bewiesen haben

Lemberg, 29. Februar. Ein von sämmtlichen Ministern kontrasignirtes Kaiserliches Manifest motivirt die Anwen⸗ für Galizien und Krakau angeordneten außer⸗ ordentlichen Maßregeln zur Sicherung der Ruhe und zum Schutze der friedliebenden Bevölkerung. Es wird demgemäß der Belage⸗ rungszustand verkündigt und die Aburtheilung bestimmter Ver⸗ brechen, Vergehen und Uebertretungen den Militairgerichten über⸗

v1A164“ Belgien. Brüssel, 29. Februar. Der

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axi⸗

milian reist morgen wahrscheinlich nach Paris ab. “]

Februar. Das »Mémorial Di⸗ plomatique⸗ bestätigt, daß Erzherzog Maximilian schwerlich auch nach London reisen werde, er habe dazu keine Zeit. Auch stellt das »Mémorial« in Abrede, daß der Erzherzog sich das noch dreijährige 6 t Sbedungen habe;

ch gar nicht, t

iche mexikanische 40,000 Mann stark sei. 1

29. Februar. Pietri ist gestorben. 8

Der »Moniteur« bringt ein Kaiserliches Dekret, welches auf Grund eines ministeriellen Vorberichtes eine Kommission zur Vor⸗ bereitung einer wissenschaftlichen Expedition nach Mexiko einsetzt.

Spanien. Madrid, 29. Februar. Mon und

Frankreich. Paris, 28.

der Marquis

von Novaliches haben den Auftrag erhalten, mit den Liberal⸗

Konservativen ein neues Ministerium zu bilden.

1 5 4 Italien. In der Sitzung des Turiner Abgeordnetenhauses

vom 27. Februar legte der Finanzminister einen Gesetzentwurf vor,

welcher einen Kredit von 1 ½ Mill. Fr. zur Bezahlung der von den

Bourbonen in den neapolitanischen Provinzen hinterlassenen Schul⸗

den begehrt.

Man liest in der »Opinione⸗ vom 26. Februar: »Die Nach⸗

richt, daß die Regierung die Staats⸗Eisenbahnen verkauft habe, ist

von mehreren italienischen in fremde Blätter übergegangen. Wir

sind im Stande, zu bestätigen, was wir bereits behaupteten, nämlich daß der Verkauf noch nicht vollzogen ist und daß die Unterhandlun⸗ gen fortdauern.⸗ .

Griechenland. Athen, 20. Februar. sammlung beschäftigte sich in dieser Woche mit der Wahl ihres Präsidenten für den laufenden Monat, und der seitherige Präsident Messinesi, welcher der Kandidat der Regierung war, wurde nur mit geringer Majorität, 108 gegen 100, wieder erwählt. In der Montags⸗Sitzung theilte der Minister des Aeußern den in London unterzeichneten Vertrag wegen Abtretung der ionischen Inseln mit. Die früher beabsichtigte Neutralität der Inseln ist bedeutend modifizirt worden und die Demolirung der Fe⸗ stungswerke Korfu's ist England anvertraut worden. Man hofft hier, letzteres werde sich mit einer einfachen Desarmirung be⸗ gnügen. In Bezug des Tumultes. wegen der Fanarioten bestä. tigt es sich, daß der König die erbetene Entlassung des Hofmarschalls Sutzos nicht angenommen. Der junge Sutzos dagegen, welcher den Redacteur des »Lichts« insultirt hat, ist vor ein Kriegsgericht per⸗ wiesen worden. Der Kriegsminister hat eine Verordnung erlassen kraft welcher jeder Corps⸗Kommandant befugt ist, alle jene überzäh⸗ ligen Unteroffiziere zu verabschieden oder zu beurlauben, womit uns die letzte Revolution so reichlich beschenkt hat. Diese Verordnung flößt dennoch Furcht vor Unruhen ein, trouillen niederzuhalten hofft. (K. Z.)

Nußland und Polen.

Die National⸗Ver⸗

fechte, Mordthaten, Raubanfälle, Verhaftungen und Hinrichtungen das ist das ewige Einerlei, in welchem sich der Aufstand nun schon seit geraumer Zeit bewegt. In Janiszewice im Koniner Kreise wurden kürzlich von 6 die Wache im Dorfe habenden Bauern 9 welche in den Krug gegangen waren, von 8 bewaffneten Hänge⸗ Gensdarmen überfallen und sofort gehängt, während der sechste, welcher auf Wache stand, mit dem Leben davon kam. Da die Bauern keine Waffen besitzen, so können sie sich nicht wehren, an⸗ dererseits würde ihre Bewaffnung ihnen um so gefährlicher wer⸗ den, denn die Insurgenten würden dann erst recht darauf aus⸗ gehen, sich dieser zu bemächtigen, und die Bauern noch weniger schonen. Ein früherer begnadigter Emigrant Joh. Primus Przybytowic, des Hochverratbs überwiesen, wurde vor einigen Tagen in Czenstochau gehängt. Vorige Woche überfielen drei bewaffnete Insurgenten die Magistratskanzlei in Czersk, vernichteten alle Doku⸗ mente und Register, raubten 35 Ro. S. und entfernten sich, bevor aus dem nahe gelegenen Gora Kalwazya militairische Hülfe eintraf. In Wolta bei Rachow an der Weichsel (Lubliner Gouvernement) hatte sich eine Insurgentenbande Nachts festgesetzt. Als am andern Morgen 10 Uhr die Russen herbeikamen, vertheidigten sie sich in den Gebäuden hartnäckig. Die Wirthschaftsgebäude geriethen in Brand, und was von den Insurgenten nicht im Gefecht blieb, verbrannte in den Gebäuden. Noch immer hört man, daß sich in Galizien Insurgenten sammeln, um diesseits einzubrechen. Auf dem Lande wird wieder das Gerücht von einer bevorstehenden Conscription unter den Bauern verbreitet, während doch die Rekrutirung in Polen aus⸗ drücklich ausgeschlossen ist, und auch bei der noch immer herrschenden großen Unordnung kaum ausführbar wäre. (Osts. Ztg.)

Dänemark. Kopenhagen, 26. Februar. Die neue Adresse des Reichstages an den König, worüber verschiedene Mitglieder beider Thinge vorher einig geworden waren wurde gestern Abend in einer kurzen Landsthings⸗Sitzung ohne Diskussion und im Folke⸗ thing nach kurzer Diskussion angenommen. Im Landsthing wurde die Adresse einstimmig, im Folkething mit 64 gegen 4 Stimmen angenommen; 5, darunter Tscherning, stimmten nicht, und 27, dar⸗ unter der Geheimerath Hall, waren nicht zugegen. Der Konseils⸗ präsident Monrad stimmte mit Ja! Die Adresse lautet:

„Allergnädigster König! In der tiefen Betrübniß des dänischen Volkes über den plötzlichen Tod Ihres verewigten Vorgängers war es ein Trost und eine Beruhigung, Ew. Majestät dadurch in die Fußtapfen des hoch⸗ seligen Königs treten zu sehen, daß den Vorstellungen und Forderungen des

Auslandes wegen Aufhebung des Grundgesetzes vom 18. November v. J. gegenüber unsere Freiheit und Selbstständigkeit gewahrt wurde. Der Aus⸗ bruch des Krieges zerstörte jedoch alsbald die Hoffnung auf eine ruhige Ent⸗ wickelung unserer Zustände. Nachdem der deutsche Bund unter dem Titel einer Execution die deutschen Herzogthümer Ew. Majestät, Holstein und Lauenburg, mit Bundestruppen besetzt und unter dem Schutze der⸗ selben zum Vortheile eines unberechtigten Prätendenten einen Aufruhr sich hat entwickeln lassen, haben die Großmächte Deutschlands ihre Heere über die Grenze des Reiches Dänemark gesandt, um, wie sie vorgeben, das dä⸗ nische Land Schleswig, welches im Jahre 1721 abermals inkorporirt und dabei der Krone Dänemarks garantirt wurde und über welches weder Deutsch⸗ land noch dessen Großmäͤchten jemals eine Vormundschaft zugestanden hat in Pfand zu nehmen. Nach zwei ehrenvollen Gefechten hat unser tapferes Heer sich vor der Uebermacht zurückgezogen und unsere tausendjährige Grenzveste verlassen; dasselbe hat jetzt nur einen kleineren Theil von Schleswig in Besitz. Der Feind hat sich über den übrigen Theil dieses Lan⸗ des ausgebrestet und geduldet, daß fremde Banden und aufrührerische Unterthanen viele von Ew. Majestät getreuen Beamten verjagten und die gesetzliche Ordnung umstürzten, ja in den letzten Tagen ist sogar die

die man durch zahlreiche Pa⸗

Warscha u, 26. Februar. Ge⸗

1 bis 6 Kanonen bei Stenderuphage beschossen.

zu führen.

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gelangt, daß derselbe in die Provinz Jütland eindrang. Allergnädigster König! Unter so ernsten Verhaäͤltnissen fuͤhlt Ew. Majestät getreuer Landsthing (Volksthing) das Bedürfniß, sich im Namen des Volkes, 8 iches denselben erwählte, offen und ohne Vorbehalt gegen seinen König zu rn. Ein Krieg gegen die Uebermacht wird große und schwere Opfer fordern, 58 derselbe wird doch da, wo Vertrauen zwischen König und Volk regiert, mit eber oftnung auf ein gutes Ergebniß geführt werden. In dieser verhäng⸗ rhaken Stunde müssen wir unseren Trost in dem Umstande suchen, daß 8 Sache des Volkes die des Königs ist, daß Ew. Majestät getreu unsere dieectgeit und Selbstständigkeit beschützen und nicht gestatten werden, daß in Fekunft unter irgend einem Rechtstitel die Vormundschaft über die Grenzen Zänemarks ausgedehnt oder die Verbindung zwischen dem Köͤnigreiche und Schleswig abgeschwächt werde. Nach der bestimmten Erklärung der Regie⸗ rung Ew. Majestät darf das Volk darauf bauen, daß die ganze Kraft des Landes zur Fortführung des Krieges aufgeboten werde, sowie daß Ew. Majestät sich bestreben werden, es Europa klar zu machen, daß unser natio⸗ nales Leben und unsere freie Selbstbestimmung niemals geopfert werden dürfen. Ew. Majestät können darauf bauen, daß die Segnungen der Frei⸗ heit die Liebe des Volkes zum Vaterlande und gleichzeitig dessen Bereitwillig⸗ keit zur Darbringung jedes Opfers für das Recht und die Ehre Daͤnemarks gestärkt haben. Wenn in solcher Weise gegenseitiges Vertrauen König und Volk verbindet, werden Beide freudigen Muthes den Chancen und Gefahren des Krieges entgegensehen können. Heil dem Könige! Heil unserem tapfern Heere! Heil unserem geliebten Vaterlande!

Deas Kriegsministerium veröffentlicht folgende Mittheilungen von der Armee: Den 24. Februar: Zufolge Bericht des Ober⸗Komman⸗ dos ist bei den Vorposten gestern nichts von Bedeutung vorgefallen.

Der Panzerschooner »Esbern Snare« wurde beim Passiren des nörd⸗

lichen Theiles des Alsener Sundes von feindlichen Batterieen be⸗ schossen, jedoch ohne Beschädigung zu erleiden. Bei einer gestern vorgenommenen Rekognoszirung wurde das Schrauben⸗Kanonenboot „Thura«, Lieutenant J. Holm, von einer feindlichen Batterie von Das Feuer wurde beantwortet; das Kanonenboot wurde nicht getroffen.

Die englischen Blätter veröffentlichen folgende, von Herrn von Quaade am 12. Februar an die diplomatischen Agenten Däne⸗

marks im Auslande gerichtete Depesche:

Es ist Ihnen bekannt, daß die Armee die Danewerke verlassen hat,

um die Vertheidigungslinie bei Düppel zu besetzen. Die Gründe, welche diese Rückbewegung veranlaßt haben, sind lediglich strategischer Natur. Die außerordentliche Härte der Jahreszeit, die unaufhörlichen Nachtwachen und die große Ermüdung der Truppen, zusammengehalten mit E5 riichen Uebermacht des Feindes, haben es unmöglich gemacht, die Dane⸗ werke länger zu halten; und wenn die Armee, bei dieser Lage der Dinge, iine Schlacht angenommen hätte, so lag die Besorgniß ihrer F-Ide ad nes Aufreibung vor. Jetzt halten unsere Truppen eine. Stellung besetzt, welche die Flanke des Feindes bedroht und welche, an dem 128 der 888 belegen, alle Vortheile vereinigt, welche die geographische Gestaltung 88 Landes gewährt. Düppel bietet uns in der That die einzige engeer Stellung, welche gestattet, da wir auf unsere eigene Kraft beschränkt sind, einen längeren Krieg, auf den wir, wie es scheint, uns vorbereiten müssen, Bevor die Besitznahme von Schleswig stattfand, hätten wir einen Frieden mit Deutschland abschließen können. Nach dieser Thatsache hat die Königliche Regierung nur eine Wahl die, den Krieg eae bis der frühere Stand der Dinge in Schleswig wieder hergestellt diese Herzogthum wieder unter die Autorität des Königs gestellt ist. Ers dieses geschehen, können wir unsere Anstrengungen wieder erneuern, m en Streit mit Deutschland auf dem Wege der Verhandlungen zu Ende zu ühren. 18 27. Februar. Wie bestimmt verlautet, wurde in der gestrigen Geheimen Staatsrathssitzung über das Ober⸗Kommando der aktiven dänischen Armee in Schleswig ein definitiver Beschluß gefaßt. 5 heißt, daß General⸗Lieutenant de Meza definitiv verabschiedet un der General⸗Lieutenant v. Lüttichau zum Ober⸗Befehlshaber 1bö worden ist. Major Stjernholm wird Stabschef bleiben und 8 frühere Stabschef Oberst von Kaufmann, sicherem Vernehmen nach, ein Brigade⸗Kommando erhalten. (S. telegr. Dep). 88

Die »Berl. Tid.⸗ meldet, daß mehrere vertriebene schleswigsche Beamte, welche sich nach dem Herzogthum Schleswig zurückbegaben, um mit Beziehung auf die Bekanntmachung des preußischen Kom⸗ missars ihre Bedienungen neuerdings zu übernehmen, unverrichteter

Sache nach Kopenhagen zurückkehrten.

Amerika. Der Postdampfer »Arabia⸗ mit 35,000 Dollars an Kontanten hat Weng⸗Horker, Nachrichten vom 19. d. nach Cork gebracht. Der Kongreß hat ein Amendement zur Verfassung angenommen, welches die Abschaffung der Sklaverei ausspricht, und der »New⸗York Herald« versichert, daß Lincoln am 22. d. die Eman⸗ eipation der Sklaven in allen Staaten der Union ohne Ausnahme proklamiren werde. Der General Sherman besetzte Jackson in Mis⸗ sissipi (gerade östlich von Vicksburg), ging auf Brandon und be⸗ setzte Nazoo Ciiy. 8 1““

Telegrapbische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau. Hamburg, Montag, 29. Februar, Abends. Der „Hamburger Börsenhalle« wird aus Kiel gemeldet, daß heute Morgen aus unbe⸗ kannter Veranlassung die Anfertigung der schleswig⸗holsteinschen

und anderweitig untergebracht seien. Lemberg, Montag, 29. Februar, Nachmittags. Das Kaiser⸗

liche Manifest, die Verhängung des Belagerungszustandes über Ga⸗ lizien betreffend, datirt vom 24sten d., lautet: Seit vielen Monaten ist das Königreich Polen der Schauplatz unheilvoller Ereignisse. Ga⸗ lizien wurde von Theilnahme an den Schicksalen des Nachbarlandes ergriffen und im Innersten aufgeregt. Gewissenhaft übte die Regie⸗ rung gegenüber diesen Verhältnissen ihre internationalen Pflichten. Sie brachte die bestehenden Gesetze zur Geltung, indem sie dabei Milde und Schonung walten ließ, welche geeignet erschienen, die aufgereg⸗ ten Gemüther zu beruhigen. Der Erfolg entsprach nicht ihren Er⸗ wartungen. Hochverrätherische Verbindungen organisirten sich inner⸗ halb der Grenzen des Reiches. Es fanden Anwerbungen und Er⸗ pressungen zur Unterstützung des Aufstandes ununterbrochen statt. Die Sicherheit und das Eigenthum der Bewohner und der Wohlstand des Landes sind gefährdet und die gesetzliche Ordnung ernstlich bedroht. Die repolutionaire, ge

heim wirkende Gewalt, deren Endziele auch gegen die Sicherhei

und Integrität Oesterreichs gerichtet sind, maßt sich in Galizien ein

förmliche Regierungsmacht an; sie begehrt Steuern, beeidet ihre Or

gane, und sucht durch Einschüchterung, selbst vor Meuchelmord nicht zurückschreckend, ihren Befehlen Gehorsam zu verschaffen. Zahlreiche Thatsachen deuten an, daß die revolutionairen Parteien in naher Zukunf

auch Galizien und Krakau zum Schauplatze offener Gewaltthaten zu

machen beabsichtigen. Eingedenk Meiner Regentenpflichten gegen das Land

dessen Bewohner der überwiegenden Mehrzahl nach zu Meinen treue sten Unterthanen gehören, sah Ich Mich genöthigt, Ausnahme⸗Maß

regeln zur Wahrung der Ruhe und zum Schutze der friedlichen Be

völkerung anzuordnen. Ich wünsche, daß diese Maßregeln bald wieder entbehrlich werden und hege das Vertrauen, daß Meiner Re gierung die Unterstützung der Bevölkerung zur Herstellung der Ruh

und Gesetzlichkeit nicht fehlen werde.

Lemberg, Montag, 29. Februar, Abends. Der Statthalter von Galizien hat zwei Verordnungen publizirt. Die erste ordnet eine allgemeine Entwaffnung an. Waffen und Munition müssen binnen vierzehn Tagen abgeliefert werden, widrigenfalls strenge Geld⸗ oder Freiheitsstrafen eintreten sollen. Nach der zweiten Ver⸗ ordnung haben sich alle Ausländer bei Vermeidung der Ausweisung in das Heimathsland binnen 48 Stunden pei der Polizeibehörde zu stellen und die Erlaubniß zum Aufenthalte zu erwirken.

London, Montag, 29. Februar, Abends. Nach hier einge⸗ troffenen Nachrichten aus Kopenhagen vom gestrigen Tage hat General de Meza definitiv seinen Abschied erhalten und ist General Gerlach mit dem Oberkommando betraut worden. Zum EChef des Generalstabes ist Major Stjernholm ernannt.

Das »Dagblad« vom 28. sagt: England bekämpfe Deutsch⸗ lands Gewaltthaten mit leeren Demonstrationen, um einen Krieg zu vermeiden. Konferenzen auf Basis der Personal⸗Union zwischen Dänemark und Schleswig⸗Holstein wären der Untergang der Frei⸗ heit und der Selbstständigkeit Dänemarks, dessen Integrität sodann werthlos sein würde. Das dänische Volk müsse seine Retttung in der Selbsthülfe und in der allerkräftigsten Fortsetzung des Krieges suchen. Der Untergang Dänemarks müsse blutig erkauft werden. Diplomatische Federstriche vermögen nicht ein tausend Jahre lang bestehendes Reich auszulöschen.

London, Montag, 29. Februar, Nachts. In der heutigen Sitzung des Oberhauses kündigte Lord Ellenborough an, er werde am künftigen Freitag die Regierung interpelliren „ob dieselbe die zur materiellen Unterstützung Dänemarks noͤthigen Maßregeln ergriffen habe. Auf eine desfallsige Interpellation erwiderte Lord Russell: Die Verfolgung Mazzini's sei deshalb nicht stütthofß weil für seine Theilnahme an dem beabsichtigten Attentate auf den

Kaiser der Franzosen die Beweise fehlen.

18 use wies der Lord der Admiralität Stans 8 ld die gegen ihn und Mazzini erhobenen Verdächtigungen mit In⸗ dignation zurück. Disraeli griff die Regierung sehr heftig an. Frankreich habe den ihm im September v. J. gemachten Konferenz⸗ vorschlag abgelehnt, wofern England im Scheiterungsfalle nicht e Action zusichere. Er frug, ob der Kaiser Napoleon noch auf dieser