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8 1“ den blokirenden Schiffen vorbeizubringen, da nur kleinere, die zum Ueber⸗ setzen über den über 2000 Schritt breiten Sund nicht geeignet waren, auf Wagen herangeschafft werden konnten. Nach einigen Schwierigkeiten Seitens der Besitzer der Boote gelang es dem Major v. Zylinitzki 8 Boote, jedes für etwa 20 Mann, in Heiligenhafen zu erhalten. Diese Boote fuhren Abends 11 ½ Uhr aus Heiligenhafen und kamen unbemerkt an den duänischen Schiffen vorbei
nach dem Sunde, wo sie am 15. Morgens gegen 2 Uhr eintrafen. Inzwischen war die Artillerie dort in 2 Batterieen gestellt und um 3 Uhr die Infanterie, 6 Compagnieen des 5. Branden⸗ burgischen Infanterie⸗Regiments Nr. 48 eingetroffen. Aus dem Dorfe Großenbrode hatten einige kleinere Kähne auf Wagen herbei⸗ geschafft werden können. Es lag in der Absicht 4 Compagnieen überzusetzen und hoffte man, damit vor Tagesanbruch fertig zu sein, indeß erhob sich gegen Mittternacht ein starker Wind, der immer heftiger wuͤrde und das Wasser um 5! aus dem Sunde trieb. Deshalb konnten die Boote, selbst die kleineren, welche nur 3, höchstens 4 Mann faßten, nicht an die Landungsbrücke; es mußten nun Wagen in die See geschoben und mit Brettern belegt werden, um eine Brücke zu bilden, von der je 3 Mann an die gegen 200. Schritt weiter in See liegenden größeren Boote gebracht werden konnten. Diese großen Schwierigkeiten, die Dunkelheit und die sehr hochgehenden Wellen veranlaßten, daß die 8. Com⸗ pagnie unter Hauptmann v. Mellenthin erst gegen 5 Uhr eingeschifft war. Nach Fehmarn zu war der Wind gut, rückwärts sehr ungünstig, so daß die leeren Boote kreuzen mußten und erst nach einer starken halben Stunde das diesseitige Ufer wieder erreichen konnten; dabei wurde der Wind immer heftiger, so daß von dem Unternehmen abgestanden worden sein würde, wenn nicht schon 1 Compagnie in Fehmarn gelandet, und die Uferwache 1 Unteroffizier 6 Mann überfallen und gefangen genommen, so wie das Fanal unbrauchbar gemacht hätte. Beim Ueberfall der Wache wurden 1 Mann sehr schwer, 2 Mann leichter, von den Dänen der Unteroffizier sehr schwer verwundet. Die Com⸗ pagnie des Hauptmann von Mellenthin, so wie der nachfolgenden, mußten, sobalb die Barken auf den Grund stießen, aussteigen und anfangs bis an die Hüften im Wasser waten. Der 8ten Compagnie folgte die 5te unter Haupmann Kaßner,
mit ihr der Major von Wulffen und der Major von Zylinicki. Es fing zwar an, etwas heller zu werden, dagegen steigerten sich die Schwierigkeiten des Einschiffens und der Ueberfahrt durch den immer stärker werdenden Sturm. Unter noch größeren Schwierigkeiten ge⸗ langte gegen 8 Uhr auch die 7. Compagnie unter Premier⸗ Lieutenant von Kameke über den Sund. Auch noch die 6. Compagnie hinüberzubringen, war unmöglich geworden, der Sturm war zu heftig, 3 Boote waren schon am Fehmarnschen Ufer aufs Land getrieben und hatten ihre Anker verloren; die kleine⸗ ren Boote wurden vom Sturm weit weg, zuweilen bis über 1000 Schritt nach Osten zu getrieben. Man mußte aussteigen und bis an die Brust im Wasser die Boote wieder heranziehen. Daß das Ueberschiffen überhaupt so weit gelang, ist nur der unglaublichen Ausdauer der Bootsleute zu verdanken, die nun aber erklärten, vor Erschöpfung nicht weiter arbeiten zu können.
Da die Verbindung mit Fehmarn unterbrochen war, so konn⸗ ten erst heute früh Nachrichten von dort eingehen. Die 3 Kanonen⸗ boote »Krieger⸗-, »Ole Bull« und »Marstrang« verhielten sich auch nach Tagesanbruch ganz theilnahmlos. Erst gegen 9 Uhr feuerten die bei Lemker Hafen aber erst auf 5000 Schritt Entfernung. Mit vieler Umsicht und kräftigem Entschlusse überfiel Hauptmann v. Mellenthin Burg und nahm dort die ganze Besatzung, die größtentheils noch in den Betten lag, gefangen. Lieutenant v. Bag⸗ gesen und 1 Wachtmeister leisteten fast allein energischen Widerstand, wobei der Wachtmeister erschossen wurde. 2 Leute der 8. Compagnie erhielten Säbelhiebe.
Im Ganzen sind gefangen: das Besatzungskommando unter
Premier⸗Lieutenant Zerslewe, 9 Unteroffiziere, 1 Spielmann, 86 Ge⸗ meine, ferner eine Kommission zur Requirirung von Pferden, Ritt⸗ meister der Gendarmerie von Benzon, Lieutenant vom 4. Drago⸗ ner⸗Regiment von Baggesen, der Thierarzt mit Offiziersrang Baron Eggers, 1 Unteroffizier und 12 Dragoner, Summa 4 Offiziere, 109 Mann; außerdem einige Matrosen, die sich in den Höfen am Lande befanden. Eine kleine Lärmkanone, 3Pfünder, wurde an der Strand⸗ wache vorgefunden. Die von den Dänen requirirten 26 Pferde wurden den Eigen⸗ thümern zurückgegeben, sie sollten am 15. mit den anderen requirir⸗ ten Gegenständen nach Sonderburg eingeschifft werden, des Sturmes wegen unterblieb es.
Die Bewohner von Fehmarn über die Maßen erfreut, dem dä⸗ nischen Drucke entzogen zu sein, empfingen die unerwartet früh erschiene⸗ nen Truppen mit nicht enden wollendem Jubel, illuminirten und pflegten die Soldaten mit größter Freigebigkeit. Die Verwundeten befinden sich in Burg in ärztlicher Behandlung; ein Damenverein
immt sich ihrer noch besonders an.
“ 8 W“ 8 Ein dänisches Kanonenboot liegt noch zwischen Lemker und Heiligenhafen, die anderen waren nicht mehr zu sehen.
Zum Gelingen dieser Unternehmung hat die energische Hülfe einiger Civilpersonen wesentlich beigetragen. Unter ihnen muß be⸗ sonders der Gutsbesitzer Lemke auf Clausdorf und der Kornhändler Waller in Heiligenhafen genannt werden, welche durch pecuniaire Hülfe und durch Dienstleistungen aller Art ihren Einfluß auf die Bootsleute äußerten, damit diese in ihrer äußerst anstrengenden Ar⸗ beit nicht nachließen.
Stettin, 18. März. Heute ist in Swinemünde ein Segel⸗ schiff englischer Flagge von Sunderland eingetroffen, also der dortige Hafen auch heute nicht blokirt.
Wie die »Osts. Ztg.“ vermuthet batte, ist die Nachricht aus Cammin, daß bereits am 14. ein Däne dort in Sicht gewesen, durchaus unbegründet. Von Dievenow wird uns darüber geschrie. ben, daß, außer am 16. Nachmittags, seit 8 Tagen stürmischen Wet⸗ ters wegen keine Fischer in See gewesen sind.
Aus Swinemünde, 17. März, wird über das (gestern ge⸗ meldete) Seegefecht der »Osts. Ztg.“ ein Bericht mitgetheilt, den wir hier folgen lassen: Heute Morgen früh verließen die »Arcona« und »Nymphe« unseren Hasen und steuerten westwärts. Nachmittags gegen 4 Uhr hörte man entsernten Kanonendonner, und kamen später ca. 6 Uhr nacheinander 7 Schiffe in Sicht. Es stellte sich heraus, daß die »Arcona⸗- und »Nymphe« von der dänischen Flotille (3 Fre⸗ gatten und 2 Korvetten) bis auf eine Distanz von ca. 1 ½ Meile vom Hafen verfolgt wurden.
Nach den bisher einzuziehenden Nachrichten bemerkten unser; Schiffe auf der Höhe der Rügenschen Küste nach einander 6 seind⸗ liche Schiffe (1 Linienschiff, 3 Fregatten und 2 Korvetten), welche sich später in Schlachtordnung aufstellten. Die »Arcona« nahm zuerst den Kampf auf, die »Nymphe⸗ folgte. In der Entfernung wurden 6 unserer Dampfkanonenboote gesehen, konnten sich aber nicht am Gefechte betheiligen.
Nach etwa Zstündigem Kampfe, in dem zuerst mit Vollkugeln, später mit Granaten geschossen wurde, zogen sich unsere Schiffe der Uebermacht weichend, zurück und deckte die »Nymphe« den Rückzug der »Arcona-. Die »Nymphe« zählt 2 Todte und? Verwundete; die »Arkona« 3 Todte und 2 Verwundete, zu welchen Letzteren auch der Lieut. I. Cl. Berger gehört. Die Takelage der Schiffe ist arg mitgenommen. Die »Nymphe⸗« hat an der Bac⸗ bordseite ca. 12 Schuß, größtentheils matte Kugeln; sie erhielt eine glatte Lage von dem Linienschiff und der Fregatte gleich⸗ zeitig. Die »Arcona« ist wenig beschädigt, sie erhielt nur drem leichte Schuß. Die »Nymphe⸗ hatte den härtesten Standpunkt, indem sie einmal gleichzeitig mit 3 Fregatten und dem Linienschiffe engagirt war; es wurden 3 Boote derselben, Stützen ꝛc. zerschossen und der Schornstein beschädigt; das stehende und laufende Taugut wurde mitunter von den feindlichen Kugeln erreicht; doch steht die Beschädigung nicht im Verhältniß zu der Masse Geschosse. Die Reparatur wird 8 Tage in Anspruch nehmen. — Die »Loreleye« war auch im Gefecht. — Die Kommandanten und Offtziere haben während der ganzen Affaire die größte Kaltblütigkeit an den Tag gelegt und ist der Muth und die große Ruhe, mit der die Mann⸗ schaft die Befehle vollzog, hervorzuheben.
Trotz des so ungleichen Kampfes haben die Dänen dennoch eine Lection bekommen, da unsere Kanoniere gut getroffen haben. Die Beschädigungen der feindlichen Schiffe sind nicht zu ermitteln, doch bemerkte unsere Mannschaft zu zwei Malen Feuer auf dem Linien⸗ schiff; eine Granate ist der einen feindlichen Fregatte vom Bug aus durch das ganze Schiff gefahren. Viele feindliche Kugeln gingen weit über unsre Schiffe hinweg.
Danzig, 18. März. Gestern Abend gingen 6 Stück gezogene 24pfündige Schiffsgeschütze per Eisenbahn nach Hamburg und 2 der⸗ gleichen nach Bremen ab. Demnächst wird Lübeck auch noch mit 2 solcher Geschütze versehen werden. (D. D.)
Holstein. Kiel, Freitag, den 18. März. Dänische Kriegs⸗ schiffe haben sich heute früh bei Eckernförde gezeigt, und glaubt mang daß Landung beabsichtigt wird. Truppen sind so eben dahin ab⸗ gegangen. (H. B. H.)
Hamburg, 18. März. Der »Hamburger Börsenhalle« wird aus Kiel von 12 ½ Uhr telegraphirt, daß sich heute dänische Kriegs⸗ schiffe bei Eckernförde gezeigt haben.
Großbritannien und Irland. London, 17. März. Ein amtlicher Bericht bestimmt die Zahl der in der Wassersnoth bei Sheffield umgekommenen Personen auf 241. Die Zeichnungen zur Unterstützung der Nothleidenden finden erfreulichen Fortgang und haben bisher schon die Summe von 16,000 Pfd. St. ergeben.
In Würdigung der Verdienste, welche sich Sir Row land Hill um das Postwesen erworben, ist demselben bei seinem Rück⸗ tritt aus der öffentlichen Wirksamkeit sein volles Jahresgehalt von 2000 Pfd. St. auf Lebenszeit belassen worden.
Prinz Johann von Glücksburg wird Marlborough⸗House und England wahrscheinlich am Dienstag den 22. d. verlassen, um nach Kopenhagen zurückzukehren. An demselben Tage werden der Prinz von Wales und seine Gemahlin sich nach Windsor be⸗
8 Beilage
unter Napoleon I. gedient.
zum 12. Februar.
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Beellage zum Koͤniglich Preußischen
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n Köl Staats⸗Anzeige No. 68. ——-“
geben, um dort eine Woche bei der Königin und der Königlichen Familie zuzubringen, worauf sie dann ihren Landsitz Sandringham aufsuchen werden.
In der gestrigen Unterbaus⸗Sitzung beantragte Mr. Dodson die zweite Lesung der Tests Abolition (Oxford) Bill, d. h. eines Gesetz⸗ entwurfs zur Aufhebung der Glaubens⸗Reverse, ohne welche die Erlangung eines akademischen Grades unmöglich ist. Die Reverse seien eine moralisch zwecklose Formalität, die nur theologische Zwistigkeiten nähre und kleinliche Verfolgungen veranlasse. Auf allen anderen Universitäten des Reiches seien die Reverse ohne irgend eine nachtheilige Folge abgeschafft worden. Sir Will. Heatheote beantragt die Lesung nach 6 Monaten (d. h. Verwer⸗ fung). Der Schatzkanzler und Eir G. Grey wollen für die zweite Lesung, aber nicht, ohne vorherige Modifizirung der Bill im Comité, für die dritte Lesung stimmen. Die zweite Lesung wird zuletzt mit 211 gegen 189 Stimmen genehmigt. 8
Frankreich. Paris, 17. März. Ueber die Kriminal⸗ Rechtspflege im Laufe des Jahres 1862 hat der Justiz⸗Minister dem Kaiser einen ausführlichen Bericht erstattet, den der »Moniteur⸗ heute vollständig mittheilt. Vor den Tribunalen erster Instanz baben in jenem Jahre 176,456 Angeklagte (3953 weniger als im Jahre vor⸗ her) gestanden. Davon wurden 15,026 freigesprochen, 68,550 zu Geldbußen, 79,400 zu Gefängniß von weniger als einem Jahre und 10,044 zu Gefängniß von einem Jahre und darüber verurtheilt.
Die noch nicht nach Mexiko abgegangenen Schiffe, welche dort die Küste des stillen Oceans zu blokiren bestimmt waren, haben Ordre erhalten, hier zu bleiben, da der Erfolg, den Bazaine darüber errun⸗ gen, ihre Mitwirkung überfluͤssig gemacht hat. Die schon abgegan⸗ gene Dampffregatte »Victoire“« wird sich vor Acapulco legen.
Der »Courrier de Nantes« ist vom Gerichtshofe zu Rennes in zweiter Instanz zu 50 Frs. Strafe verurtheilt worden wegen un⸗ vollständiger Wiedergabe des Senatssitzungs⸗Berichtes. Das Tribunal zu Nantes hatte in erster Instanz nur auf 25 Frs. erkannt, wogegen appellirt worden war.
Der mexikanische General Woll, dem der Kaiser das Com⸗ mandeur⸗Kreuz der Ehrenlegion verliehen, hat in seiner Jugend Nach dem Sturze des Kaisers verließ er Frankreich und trat in die mexikanische Armee. Kaiser Maximilian hat ihn jetzt zu seinem ersten Adjutanten ernannt.
Heute ist auf dem Montmartre das Denkmal Halevy'’'s feier⸗ lich eingeweiht worden. Graf Nieuwerkerke hielt die Weihrede.
Spanien. Man schreibt der »Correspondencia« aus Cadix unterm 13. März: »Die Nachrichten aus San Domingo gehen bis Unsere Truppen haben neue Siege davongetra⸗ gen. Die Städte Nieva, Rimon und Barahona sind den Rebellen unter Befehl der Generale Gondara und Poello von unseren Sol⸗ daten abgenommen worden. Die Aufrührer sind in die Wälder ge⸗ flohen und haben ihre Munition und eine Kanone mit Lafette, so wie einen Vorspann von Ochsen zurückgelassen. In Barahona, welches sie in Brand steckten, als sie es verließen, haben sie eine eiserne Kanone für 24⸗ und eine andere für Spfd. Kugeln zurückgelassen. Die Schiffe des Geschwaders »Isabel la Catolica« und »Leon⸗ haben thätigen Antheil an der Einnahme dieses Platzes genommen.
Das Territorium von Azua ist pacificirt.«
Italien. Aus Turin, 17. März, wird telegraphirt: »Laut
Berichten aus Rom aus guter Quelle hätte sich die Krankheit des
Papstes verschlimmert.“«
Die amtliche »Turiner Ztg.⸗ veröffentlicht die Ernennung von 23 neuen Senatoren.
Griechenland. Aus Messina, 16. März, wird tele⸗ graphirt: »Wie man aus Athen meldet, war der Prinz Friedrich, Oheim des Königs Georg, dort angekommen.«
Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 16. März, wird der »Osts. Ztg.“« gemeldet: Der Belagerungszustand in Galizien wird mit großer Strenge gehandhabt, so daß er nicht blos der Revolutionspariei, sondern auch den friedlichen Bürgern, namentlich dem geschäftstreibenden Publikum sich täglich fühlbarer macht. Revisionen, Verhaftungen und Ausweisungen sind an der Tagesordnung und werden in einem Umfange ausgeführt, wie kaum in Polen. Hunderte von Ausländern, die in Krakau theils Geschäfte halber, theils auch wohl in revolutionairer Absicht sich aufhielten, haben diese Stadt bereits verlassen müssen. Selbst diejenigen Fami⸗ lien und einzelnen Personen, welche sich aus Polen nach Krakan geflüchtet hatten, um dort Schutz vor der Revolution zu suchen, und deren Zahl sehr bedeutend ist, sind von der strengen Maßregel der Ausweisung nicht verschont. Die meisten haben sich nach Dresden
begeben, wo sich eine nahe an 1000 Seelen zählende polnische Ko⸗
lonie gebildet hat. Die in Krakau sich aufhaltenden jüngern Polen
wurden bald nach Verhängung des Belagerungszustandes vom dor⸗
tigen geheimen Stadtchef unter Androhung der Todesstrafe aufgefor⸗ dert, sich in das Bosaksche Lager zu begeben und für die Freiheit
Polens zu kämpfen; doch sind dieser Aufforderung nur wenige gefolgt. Etwa 200 haben sich ebenfalls nach Dresden gewendet. In Folge der massenhaften Ausweisungen stehen in Krakau viele Privat⸗ wohnungen leer und die Gasthöfe sind verödet. Es sind die Kreis⸗ kassen angewiesen worden, ihre Eingänge täglich an die Bezirkskassen abzuführen, und die Depositengelder der Kreisgerichte in Tarnow und Rzesow sind sogar auf der Citadelle in Krakau in Sicherheit gebracht worden, um sie vor einem etwaigen Handstreich der Re⸗ volutionspartei zu bewahren. Zur Verstärkung der millitairischen Besatzungen in den kleinen Städten werden zwei Infanterie⸗ Regimenter aus Ungarn erwartet, die bereits auf dem Marsch sind. Ungeachtet aller Vorkehrungen und aller Strenge des Belagerungs⸗ zustandes fahren die geheimen Nationalbehörden dennoch fort, ihre agitatorische Thätigkeit zu entwickeln. Fast täglich erscheinen in Krakau gedruckte revolutionaire Plakate, in denen die Bevölkerung zwar zur Ruhe ermahnt, aber auch zugleich zur energischen Unter⸗ stützung des Aufstandes in Polen aufgefordert wird. Daß diese Aufforderung nicht mehr die frühere Beachtung findet, beweist die Thatsache, daß seit Verhängung des Belagerungszustandes die Zu⸗ züge in Galizien bedeutend nachgelassen haben. Auch hat die Ver⸗ kündigung der Eigenthumsverleihung an die Bauern in Polen die Hoffnung und den Muth der Revolutionspartei sichtbar hera gestimmt. 8 Von der polnischen Grenze, 17. März, berichtet die »Osts. Ztg.«“: Personen, die aus Warschau kommen und die dor⸗ tigen Verhältnisse aus monatelanger eigener Anschauung genau ken⸗ nen, versichern, daß dort die Macht der Revolution nunmehr als gebrochen betrachtet werden könne. Die National⸗Organisa⸗ tion hat durch die wiederholten massenhaften Verhaftungen im vori⸗ gen Monat, von denen ihre hervorragendsten Mitglieder und der größte Theil der revolutionären Polizei⸗Agenten betroffen wurden, so harte Schläge erlitten, daß sie schwerlich wieder zu Kräften kom⸗ men dürfte. Die »National⸗Regierung⸗ ist schon seit dem 22. v. M. gänzlich verstummt, und seit jener Zeit ist in Warschau auch keine geheime Zeitschrift mehr erscheinen. Man neigt daher allge⸗ mein immer mehr zu dem Glauben, daß die geheime revolu⸗ tionaire Central⸗Behörde aus Warschau gewichen sei. Mit dem Schwinden der Spuren dieser unheimlichen Macht ist bei den Ein⸗ wohnern auch das Gefühl der Sicherheit des Lebens und Eigen⸗ thums wieder zurückgekehrt und die meisten, die noch etwas zu ver⸗ lieren haben, sehnen sich nach der Wiederbefestigung der Ruhe und Ordnung und scheuen sich nicht mehr, diese Sehnsucht unter Gleich⸗ gesinnten auszusprechen. Daher sind anonyme Denunciationen ge⸗ fährlicher Personen und versteckter Waffen immer häufiger, und nur ihnen sind die meisten der fast täglich von den russischen Behörden in Warschau und in der Provinz gemachten wichtigen Entdeckungen zu verdanken. Dem Adel drängt sich immer unabweisbarer der Gedanke auf, daß er die unge⸗ heuren Kosten der Revolution mit seiner Existenz wird bezahlen müssen. Die die Regulirung der gutsherrlich⸗bäuerlichen Verhältnisse betreffenden Ukase haben ihm vollends die Augen über seine Zukunft geöffnet. Unter Allen, die mit den Verhältnissen bekannt sind, herrscht nur eine Stimme darüber, daß z der polnischen Guts⸗ besitzer unrettbar dem finanziellen Ruine verfallen sind. Was aber den polnischen Patrioten noch mehr betrübt, als der finanzielle Kuin von Hunderten von wohlhabenden Familien, ist, daß die durch die neue Reform den Bauern belassene Holz⸗ und Weidegerechtsame eine unversiegbare Quelle der erbitterndsten Strei⸗ tigkeiten und Prozesse zwischen den Bauern und dem Adel sein wer⸗ den und daß daher die von allen polnischen Patrioten so sehnsüchtig herbeigewünschte Versöhnung dieser bisher wichtigsten Elemente der polnischen Gesellschaft in eine unabsehbare Ferne gerückt ist.
Dänemark. Aus Kopenhagen, den 17. März, erhält die »H. B.⸗H.“« durch eine telegraphische Depesche nachstehenden Aus⸗ zug aus dem, wie es heißt, offiziellen Bericht: Gestern feuerten die preußischen Batterieen auf der Halbinsel Broacker ca. 500 Schüsse gegen die Düppeler Schanzen. Unsererseits wurden allmälig 36 Antwortschüsse abgegeben, die wirksam schienen. Zwei feindliche Batterieen wurden auf einige Zeit zum Schweigen gebracht. Auf unserer Seite hat das Material wenig gelitten, dagegen verwundete eine unglückliche Sprengung 30 — 40 Mann. Im Ganzen verloren wir an Offizieren 2 Todte und 1 Verwundeten, an Mannschaften 16 Todte und 49 Verwundete.
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Telegraphische Depeschen 8 aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau. 8 Hamburg, Sonnabend, 19. März, Morgens. Das schles wigsche »Verordnungsblatt⸗ publizirt die Verordnung vom 14. d.,