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Beayern. München, 18. Juni. Heute Vo mittags die zur hiesigen Zollkonferenz bereits eingetroffenen Bevollmächtigten zum ersten Male versammelt. Der Bevollmächtigte Hannovers fehlte hierbei.
Man sieht zu heute Abend der Ankunft eines hannöverschen Bevollmaͤchtigten zur hiesigen Zollkonferenz entgegen. Ob auch von Kurhessen ein Bevollmaͤchtigter eintrifft, ist noch unbestimmt.
2 Kissingen, 18. Juni. Gestern machten Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich einen Besuch bei dem russischen Kaiserpaare, welchen dieses alsbald erwiederte. Der gestern Abends hier eingetroffene Großfürst Constantin stattete heute um 11 Uhr Vormittags Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich einen Besuch ab, welcher eine Stunde hierauf erwiedert wurde. Morgen findet in den Appartements des Kaisers von Oesterreich und übermorgen bei Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland großes Diner statt. Heute kommen der König von Bayern, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Württemberg und der Herzog von Nassau hier an. Aus Frankfurt sind Baron Kübeck, G.⸗M. Rzikowski, aus Turin Graf Stackelberg eingetroffen; erwartet wird Baron Bud⸗ berg; Graf Rechberg geht heute Abends nach Karlsbad. 8 “ Oesterreich. Karlsbad, 18. Juni. Se. Majestät der König von Preußen ist incognito Unter dem Namen eines Grafen von Zollern bei bestem Wohlsein hier eingetroffen und im Gartenhause abgestiegen.
Triest, 17. Juni. Sr. Majestät Panzerfregatter »Kaiser Max⸗, Kommandant F.⸗Capt. Morelli, geht Sonnabend Nachts von Pola nach der Nordsee ab und hat den bestimmten Auftrag erhal⸗ ten, die Fahrt sehr zu beschleunigen. Die Fregatte wird von Sr. Majestät Raddampfer »Lucia“«, vielleicht aber nur bis Gibraltar, be⸗ gleitet werden. Wiederholt wird davon gesprochen, daß auch die Panzerfregatte »Salamander⸗ ausgerüstet werden solle. (Triest. Z.)
Niederlande. Haag, 16. Juni. Die Wahlen, wegen neun aus Mangel an absoluter Majorität nothwendig gewordenen Wieder⸗ abstimmungen noch nicht vollkommen bekannt, sind überall ruhig abgelaufen. Von den früheren sind mehrere traditionelle Repräsen⸗ tanten wiedergewählt. In unserer Residenz wurde statt des abtre⸗ tenden Vertreters der Minister des Auswärtigen im früheren Kabi⸗ nette, Herr Zuylen van Nyevelt, gewählt. In Maestricht und Roer⸗ mond zogen die Gegner Thorbecke's den Kürzeren. — Bei uns und im Loo, der Sommer⸗Residenz des Königs bei Arnheim, werden große Vorbereitungen zur Feier der silbernen Hochzeit des König⸗
lichen Ehepaares getroffen. K. Z.) 188 111““ 161“
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h Juni. Die dreiwöchentliche Debatte Der Chef der Rechten, Erklä⸗
Belgien. Brüssel, 18. über die Ministerkrisis wurde heute geschlossen. Graf v. Theug, verlas im Auftrage seiner Partei folgende rung des Mißtrauens gegen das Kabinet.
Wir sagen, daß die Politik des Kabinets und sein Entschluß, im Amte zu verbleiben, durch das Vertrauen des Landes nicht gerechtfertigt sind. Die Auflösung, sei es beider Kammern, sei es des Abgeordnetenhauses, liegt nunmehr im Interesse des Landes. Dieselbe ist zur Nothwendigkeit ge⸗ worden. Der abnormale Zustand, in welchem wir uns befinden, verlängert sich in gefahrvoller Weise. Die Stellung des Ministeriums, seitdem letzteres seine Entlassung eingereicht, ist weit entfernt davon, sich gebessert zu haben. Die Zurücknahme jenes Entlassungsgesuches erscheint uns nicht gerechtfertigt. Die Würde des Kabinets erfordert, daß es seine Politik dem Lande unter⸗ breite, indem es die Kammer um ein Vertrauensvotum angehe. Seine Würde erfordert, daß es unverzüglich an das Land appellire, und daß es, die Neuwahlen abwartend, die nöthigen provisorischen Kredite zur Sicherung des öffentlichen Dienstes verlange. Die Diskussion der Budgets in dem gegenwärtigen Zustande der Kammer wäre eine widernatürliche, nicht zu rechtfertigende Thatsache.
Herr Not homb beantragte folgendes Mißtrauensvotum in seinem und einer Anzahl Kollegen Namen: „Die Kammer, in Anbetracht, daß die Regierung das Vertrauen des Landes verloren, geht zur Tagesordnung über.“ Vielleicht seit ihrem Bestehen war die Kam⸗ mer nicht so vollzählig versammelt, wie heute; von ihren 116 Mit⸗ gliedern fehlten nur drei (der Justiz⸗Minister Tesch, im Bad Gastein, Herr de Brouckere und Herr Dumortier, krank, die beiden ersteren der liberalen, der letztere der klerikalen Partei angehörig). 57 Mit⸗ glieder stimmten gegen die Nothombsche Mißtrauens⸗Tagesordnung, 56 stimmten dafür! Das Ministerium blieb also mit Einer Stimme in der Majoritätt. (Köln. Ztg.)
h 11“ 1“ Großbritannien und Irland. London, 17. Juni. In der gestrigen Sitzung des Oberhauses zeigte der Earl von Ellen⸗ borough an, daß er nächsten Abend den Staatssecretair des Auswärtigen fragen werde, ob Maßregeln zur Verstärkung der Flotte ergriffen seien, so daß sie nöthigenfalls im Stande wäre, die deutschen Häfen zu blokiren, so wie die Inseln zu vertheidigen. — Auf eine Anfrage des Earl
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von Derby verspricht Lord Granville die auf den Krieg mit dem König von Aschanti bezüglichen Schriftstücke vorzulegen. Der Earl von Car⸗ narvon erinnert daran, daß vor einem Jahre der schreckliche Tod einer jungen Nätherin die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung auf die Lage des weiblichen Proletariats von London gelenkt und daß das Parlament die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung des Gegenstandes veran⸗ laßt habe. Er fragt, wann endlich der Bericht der Kommission vorgelegt werden solle? Earl Granville erwidert, die Vorlegung werde vor dem Ende der Session stattfinden.
Im Unterhause sagte gestern Osborne, daß es dem Hause an. genehm wäre, wenn der edle Lord an der Spitze mittheilen wollte, ob es wahr sei, daß die Konferenz ihre Sitzung wieder auf Sonnabend verschoben habe. Lord Palmerston: Ich glaube, sie ist auf Sonnabend verschoben Lord R. Cecil fragt, ob die Konferenz⸗Sitzung mit der Zustimmung aller vertretenen Mächte, durch eine Majorität derselben, oder durch die Bevoll⸗ mächtigten Englands aufgeschoben worden sei Lord Palmerston: Ich bin nicht Mitglied der Konferenz. Alles, was ich weiß, ist, daß sie sich bis Sonnabend vertagt hat. — Ferrand beantragt einen Sonderausschuß über die Thäͤtigkeit des im Jahre 1853 geschaffe⸗ nen Kollegiums von Bevollmächtigten, welche die Verwaltung der meisten mildthätigen Stiftungen im Lande zu beaufsichtigen haben. Er greift die ganze Einrichtung als eine echt whiggistische Profitchenmacherei an und schont selbst Persönlichkeiten nicht. Im ganzen Lande, behauptet er höre man laute Klagen über die willtürliche Wirthschaft dieser kostspieligen Herren Kommissarien. Lowe vertheidigt das Walten der Kommissarien, während Osborne und Adderley im Interesse der Angegriffenen selber eine Untersuchung für zweckmäßig halten. J. A. Smith erinnert, daß Ferrand im Jahre 1844 gegen zwei Parlamentsmitglieder eine Reihe von danschgcd gegge vorgebracht habe, die sich als grundlos und verleumderisch erwiesen hätten. Der Antrag wird darauf mit 116 gegen 40 Stimmen verworfen.
wohnung.
. — 18. Juni. Im Oberhause erhob sich gestern Lord Ellen⸗ borough, um die von ihm Tags zuvor angekündigte Frage an den Staatssecretair des Auswärtigen zu richten. Er kann sich nicht enthalten, sein Erstaunen darüber auszudrücken, daß die Konferenz die Basis des Ver⸗ trages von 1852 verlassen habe. Es sei dies obenein aus einem nichtigen Vorwande geschehen, denn man könne nicht sagen, daß die Mächte Grund hätten, über die Theorie des europäischen Gleichgewichts anders zu denken als vor 12 Jahren. Wo — sagt er — ist die Sicherheit für die Verbind⸗ lichkeiten irgend eines Vertrages, wenn ein Vertrag von so neuem Ursprung gebrochen werden soll? In den Umständen ist seit 1852 keine Verände⸗ rung eingetreten. Damals wie jetzt ließ sich das Volk von Schleswig und Holstein durch die deutsche Presse zum Glauben verleiten, daß es durch die Vereinigung mit Deutschland seine Lage verbessern würde. Wir haben Alle mit Sympathie das Schriftstück gelesen, welches vor einigen Tagen erschienen ist und die Erklärung der dänischen Bevollmächtigten ent⸗ hält. Dänemark beugt sich vor der Meinung der Mächte und will die von dem edlen Earl vorgeschlagene Grenzlinie annehmen. Die Deutschen haben zuerst eine Linie von Apenrade nach Tondern und dann, wie man sagt, die Linie Flensburg⸗Tondern vorgeschlagen. Letztere Linie wuͤrde den Dänen die Insel Alsen lassen, erstere sie ihnen entreißen, aber beide Linien würden Dänemark jedes Hafens in der Nordsee berauben und daher im Winter, wo der Sund unfahrbar ist, von jeder Verbindung mit den übrigen Staaten Europas abschneiden. Ich glaube, daß Frankreich einer solchen Abmachung ebenso wenig seine Zustimmung geben konnte, wie Eng⸗ land. Die von dem edlen Earl vorgeschlagene Danewerklinie ist, glaube ich, von allen neutralen Mächten gebilligt und unterstützt worden. Meines Erachtens haben die neutralen Mächte dadurch thatsächlich ihr Ehrenwort dafür verpfändet, diese Linie aufrecht zu halten und keine andere gutheißen zu wollen. Wenn man Dänemark oberhalb der Danewerklinie etwas weg⸗ nähme, so wäre die Wirkung davon die, daß in jedem künftigen Kriege zwischen Deutschland und Rußland, oder zwischen Frankreich und Deutsch⸗ land, der herzliche Beistand Dänemarks den Franzosen oder Russen gegen Deutschland sicher wäre. Ich kann es kaum für möglich halten, daß Oesterreich zaudern würde, den Vorschlag des edlen Earl anzunehmen. Es muß sicherlich einräumen, daß die von ihm unlängst eingenommene Stellung untergeordneter Cooperation mit Preußen nicht des Ranges würdig ist, den es bisher in Europa be⸗ sessen hat. Und dürfen wir nicht hoffen, daß Rußland dem Vorschlage des edlen Earls seinen wackeren Beistand gewähren werde — jenes Nü land, das seit 90 Jahren Dänemark in so ehrenhafter und edelmuͤthiger Weise unterstützt hat und es im Augenblick seiner Noth und Schwäche hnss nicht verlassen wird? Und welches sollte die Politik Frankreichs ein? Dänemark hat, in Folge seiner langen, im Revolutionskriege so getreu beobachteten Allianz mit Prankreich, das Königreich Norwegen verloren. Und welches sind die Rechte, weiche Deutschland in diesem Falle beansprucht! Das Recht der Eroberung. Aber in einem ungerechten Kriege kommt dem. Sieger kein Recht der Eroberung zu. Ich frage unter den obwaltenden Umständen nicht, was England zu thun beabsichtigt, aber ich schließe, daß England wenigstens so weit gehen werde, einer österreichischen und preußi⸗ schen Flotte nicht das Einlaufen in die Ostsee zu gestatten. Ich nahm an, daß die Regierung einschreiten wird, um Dänemark im Besie seiner In⸗ seln zu schützen. Es giebt sodann nur ein Mittel, um Preußen zu zwingen, daß es Jütland und Nord⸗Schleswig aus seiner Gewalt lasse; und dies ist eine deutliche Anzeige der britischen Regierung, daß sie nicht nur die In⸗ seln, sondern Juüͤtland und Schleswig beschützen — daß sie mit einer briti⸗ schen Streitmacht die Blokirung der deutschen Häfen unterstützen werde, um Schleswig und Jütland zu beschützen. Es bleibt mir nur noch übrig, den edlen Earl zu fragen, ob Ihrer Majestät Regierung Maßregeln ergriffen hat, die Flotte zu verstärken, so daß sie im Stande sei, zugleich die deutschen Häfen zu blokiren und die dänischen Inseln zu vertheidigen. 4
Earl Russell erwiedert: Ich will mich nicht auf die Details dessen, was in der Konferenz vorgeht, oder auf den gegenwärtigen Stand der Unterhand⸗
Heute war wieder Ministerrath in Lord Palmerston's Amts⸗ 1
lungen einlassen / aber da der edle Earl sich auf den Vertrag von 1852 beruft, da er
den Charakter jenes Vertrages vollkommen wohl kennt und die dem Par⸗ lamente vorgelegten betreffenden Schriftstücke vor sich gehabt hat, so muß ich seine Aufmerksamkeit auf einige der Umstände jenes Vertragsschlusses len⸗ zn. Mylords, der Vertrag von 1852 war kein Garantie⸗Vertrag.
glaube, es wurde zur Zeit ausdrücklich erwähnt, und dies weiß ich von Femandem, der den Vertrag negoziirt hat, daß damals die Frage diskutirt worden ist, ob es ein Garantie ⸗ Vertrag sein sollte oder blos ein Vertrag, der das Recht des Koͤnigs von Dänemark anerkennt, die Erbfolge zu regeln. Jener Vertrag nun, verpflichtete alle Unterzeichner, den jetzigen Souverain Christ ian nach dem Tode Friedrichs als Landesherrn sowohl in Dänemark wie in den Herzogthümern anzuerkennen. Aber mehr that der Vertrag nicht; er band keinen der Unterzeich⸗ ner, die Ausführung desselben zu gewährleisten. als jene Verträge von 1815, deren einer Belgien mit Holland ver⸗ änigte, und von denen ein anderer die Lombardei dem Hause Oesterreich ab. Als ein Krieg zur Losreißung der Lombardei von Oesterreich aus⸗ brach, beeilte sich Niemand sos ehr wie der edleLord gegenüber, derdamalige Staats⸗ secretaäir des Auswärtigen (Lord Malmesbury), Oesterreich von der Herausfor⸗ derung der Kriegsgefahr mit Nachdruck abzurathen und zu erklären, daß England neutral zu bleiben beabsichtige. Wie der edle Earl wissen muß, haben Frankreich und Rußland, das eine mehr, das andere weniger aus⸗ drücklich, aber beide klar genug, den Entschluß ausgesprochen, für die Auf⸗ uchthaltung des Vertrages von 1852 nicht zu den Waffen zu greifen. Ich wersichere Ihnen, es ist ein großer Nachtheil für Ihrer Majestät Regierung, daß sie bis jetzt außer Stande gewesen ist, die Kon⸗ ferenz⸗Protokolle dem Hause vorzulegen, und Niemand wird sich mehr fteuen als ich, wenn dies möglich sein wird. Für jetzt will ich mich begnügen, die Anfrage des edlen Earl zu beantworten, und sage daher, ohne damit irgend eine Drohung äußern zu wollen, daß Ihrer Majestät Flotte zu jedem Dienste, zu dem sie beordert werden mag, vollkommen bereit st. Lord Derby sagt, er halte es nicht für verfassungsmäßiges Recht des Parlaments sich der Regierung mit seinem Rath oder Tadel bei jedem ein⸗ zlinen Schritt und Tritt aufzudrängen; für den Gang und Ausgang einer Unterhandlung müsse dem Ministerium die ausschließliche Verantwortlichkeit üͤberlassen bleiben. Aber in wenigen Tagen müsse es sich entscheiden, ob die Konferenz einen Frieden und zwar einen für England ehrenvollen Frieden zu stiften vermöge, oder ob der Krieg von Neuem ausbrechen solle. In letz⸗ lerem Fall werde es nicht nur das Recht, sondern die Pflicht des Parla⸗ ments sein, von der Regierung eine Rechenschaftsablegung über ihre Politik zu fordern und über sie ein Urtheil zu fällen. Nach einigen Worten des Marquis Clanricarde sagt Earl Russell: Ich glaube, in wenigen Ta⸗ gen werden entweder die Friedenspräliminarien angebahnt oder die Unter⸗ handlungen gänzlich abgebrochen sein, in welchem letzteren Falle natürlich der Krieg von Neuem ausbrechen würde.
Im Unterhause richtete Griffith an den Premier die Frage, ob der Staatssekretär des Auswärtigen nicht im andern (dem Ober⸗) Hause er⸗ flärt habe, daß, wenn die Konferenz nicht in wenigen Tagen zu einer Ent⸗ schidung gelangen sollte, die englische Regierung thätige Schritte ergreifen werde; und ob dies der Entschluß des Kabinets sei? Lord Palmerston: Keine solche Erklärung ist gemacht worden, und Ihrer Majestät Regierung hat über diesen Punkt keine Entscheidung getroffen. — J. Hay bringt den sogenannten Aschanti⸗Krieg, in welchem er selbst einen Bruder verloren hat, sur Sprache, und beantragt die Resolution, daß die Regierung, indem sie Truppen auf der Goldküste gelandet hat, ohne dieselben durch irgend welche Vorsichtsmaßregeln gegen die Wirkungen des verderblichen Kli⸗ mas zu schützen, eine schwere Verantwortlichkeit auf sich geladen habe und daß das Haus diesen Mangel an Voraussicht und den großen Men⸗ schenverlust, der die Folge davon gewesen, tief beklage. Marquis von Hartington sucht zu zeigen, daß die Anschuldigung vollkommen unbe⸗ gründet sei. C. Fortescue ist ebenfalls bemüht, die Regierung zu ent⸗ schuldigen. Gegen die Regierung sprechen darauf viele konservative Mit⸗ glieder nach einander. Erst nachdem Lord C. Paget (Secretair der Admi⸗ ralität) und Lord Palmerston mit größtem Nachdruck gegen die Motion die ein Mißtrauensvotum ist) gesprochen haben, erhebt sich Disraeli, um die Angriffe der Opposition in schärfster Form zu rekapituliren. Die Ab⸗ simmung ergiebt darauf, bei sehr vollem Hause, eine sehr kleine Majorität für die Reglerung: 233 gegen 226. Die Ankündigung dieses Resultats, das thatsächlich einer Schlappe, wenn nicht Niederlage des Ministeriums gleickkoͤmmt, begeistert die Konservativen zu wiederholten donnernden Cheers.
— 20. Juni. Die gestrige Sitzung der Konferenz, bei wel⸗ cher sämmtliche Bevollmächtigte anwesend waren, hat gedauert. Die nächste Sitzung wird Mittwoch stattfinden.
Der heutige »Observer⸗ glaubt, das Werk des Friedens habe in
der gestrigen Sitzung Fortschritte gemacht.
Frankreich. Paris, 17. Juni. Die „Patrie⸗ veröffent⸗ licht bereits den ibr von Martinique zugegangenen Wortlaut der Proclamation, welche Kaiser Maximilian gleich bei seiner An⸗ kunft in Vera⸗Cruz erlassen wollte.
Laut Berichten des »Abend „Moniteurs« vom 17. Juni aus Aegypten hat der Vicekönig, der auf einige Tage von Kairo nach Alexandria gekommen war, die „Peluse“, eines der schönsten Schiffe der Messageries Imperiales, besichtigt und dem Capitain desselben den Auftrag ertheilt, zwei Dampfschiffe, das eine von 400 Pferde⸗ kraft, für ihn bauen zu lassen. Der Vicekönig nahm die ihm dar⸗ gebotene Collation an, wobei er die Gesundheit des Kaisers Napo⸗ leon ausbrachte, dessen Schutz man die freie Entwickelung des Wohlergehens Aegyptens verdanke.- BNatürlich beschenkte er die Mannschaft des Schiffes reichlich. Ueber den Aufenthalt Abd⸗el⸗ Kaders in Alegandria stattet das amtliche Blatt ebenfalls Bericht ab. Eiin heute im »Moniteur⸗ publizirtes Kaiserliches Dekret ertheilt einer Gesellschaft die Konzession (ohne Staats⸗Subvention und Zins⸗
Er war nicht mehr
hat fünf Stunden
garantie) zum Ba sur⸗Marne.
Die französische Akademie hat ihr Urtheil gesprochen über die Bewerbungen um den Preis der Beredsamkeit. ⸗ obreden auf Eha⸗ teaubriand⸗ waren 40 eingegangen, der Preis ist zu gleichen Theilen dem Vicomte Henri de Bornier, Bibliothekar des Arsenals, und dem Professor Charles Benoit zu Nancy zuerkannt worden; Bornier hatte auch die Poesie⸗Preise durch Lobgedichte auf die »Landenge von Suez« und auf ⸗Frankreich im fernsten Osten⸗ davongetragen.
— 18. Juni. Der heutige „»Abend ⸗Moniteur⸗ ent⸗ hält folgende Mittheilung: »Der erste Staatssecretair der Königin von Spanien hat der Regierung des Kaisers durch die Vermittlung des französischen Geschäftsträgers in Madrid (der Bot⸗ schafter Barrot ist abwesend) ihren Dank für die Dienste ausdrücken lassen, die der in Lima residirende französische General⸗Konsul ihren Landesangehörigen erwiesen hat. Bekanntlich ist letzterer, da zwischen Spanien und Peru keine diplomatischen Beziehungen bestehen, mit den spanischen Interessen in Peru betraut. Das spanische Ministe⸗ rium zeigt sich fest entschlossen, den Erklärungen, die es in den Cortes abgegeben, getreu zu bleiben, in Peru nur die seiner Ehre und den Interessen seiner Landesangehörigen geschuldete Reparation zu ver⸗- folgen und dieser Republik gegenüber keinem Angriffs⸗ oder Er⸗- oberungs⸗Projekte Raum zu geben.⸗ 8
Der »Moniteur⸗ meldet heute aus dem Haag vom 15ten d., der Besuch des Kaisers Alexander in Loo bei der Königin Anna, seiner Tante, sei auf den 7. Juli angesetzt; nachher werde sich der König der Niederlande wahrscheinlich nach Baden⸗Baden begeben nach der Feier der silbernen Hochzeit des Königspaares gehe der Prinz von Oranien nach Fontainebleau, wohin ihn der Kaiser Na⸗ poleon eingeladen. 3 .
Von New⸗York erfährt die »France⸗, daß die mexikanischen Majestäten am 26. Mai den Kanal von Nucatan passirten.
Prinz Peter Napoleon Bonaparte ist, wie der »Avenir de la Corse⸗« meldet, vom Könige von Italien mit dem Großkreuz des Mauritius⸗ und Lazarus⸗Ordens dekorirt. Im Jahre 1838 wurde er, wie die »France“ erläuternd bemerkt, zu Canino unter der An⸗ klage verhaftet, einer Verschwörung zur Gründung der italienischen Einheit anzugehören. Nachdem er in Rom sechs Monate in der Engelsburg gefangen gesessen, erhielt er die Erlaubniß, nach Amerika auszuwandern.
Heute sind alle Minister nach Fontainebleau gefahren, wo der Kaiser mit ihnen Rath hält.
Die Petition, welche wegen Abschaffung der Todesstrafe dem Senat vorgelegt werden soll, zählt schon über 100,000 Unterschriften. Dagegen bereitet General⸗Staats⸗Prokurator und Senator Dupin eine Broschüre vor, in der er auf das entschiedenste die Abschaffung der Todesstrafe bekämpft.
Abd-el⸗-Kader war, wie der »Moniteur« meldet, am 6ten d. von Dschedda in Kairo eingetroffen und wollte, bevor er nach Syrien weiterreiste, die Arbeiten am Suez⸗Kanal besichtigen. Am 11ten d. begab er sich nach Bir⸗abu⸗Ballah, einer ihm von der Suez⸗Com⸗ pagnie geschenkten Villa, drei Kilometer von Ismaila, am Süß⸗ wasser⸗Kanal. 8
Aus den neuesten Nachrichten von Mexiko geht, wie der ⸗Morgen⸗ Moniteur« behauptet, unwiderleglich hervor, »daß überall das des Drucks der juaristischen Banden überdrüssige Volk sich unseren Trup pen anschließt und ihnen als Wegweiser zu dienen sich beeifert. Das Benehmen der Dissidenten wird an allen Orten, wo sie noch sind, unerträglich. Im Bezirk Oajara hat Porfirio Diaz die gröbsten Exzesse verübt.⸗ “ 1
Madrid, 18. Juni. In der heutigen Sitzung die Privilegien (fueros) der
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Spanien. des Senates wurden Reden gegen baskischen Provinzen gehalten.
Aus Algesiras ist die Nachricht eingetroffen, daß dort gestern ein Linienschiff und zwei Fregatten, die unter türkischer Flagge in der Richtung von Tanger segelten, in Sicht waren.
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Italien. Turin, 18. Juni. Nach der heutigen »Stampa haben die Truppen nicht den Befehl erhalten, nach Tunis abzugehen, sondern nur den, sich zur Einschiffung bereit zu halten.
— Der Senat hat gestern die Diskussion des Gesetzvorschlages in Betreff der Grundsteuer⸗Ausgleichung beendigt.
Aus Rom, 17. Juni, wird telegraphirt: Heute früh wohnte der heilige Vater dem in der päpstlichen Kapelle zur Feier des Jah⸗ restages seiner Besteigung des heiligen Stuhles abgehaltenen Gottes⸗ dienste bei und später nahm Se. Heiligkeit die Glückwünsche des hei⸗ ligen Kollegiums, der Prälaten und anderer Personen entgegen.⸗
d. Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 17. Juni. Im Königreich Polen ist unter der ländlichen Bevölke⸗ rung in Tausenden von Exemplaren ein vom Insurgenten⸗Chef
30. Mai d. erlassener Aufruf „an das Volk⸗
Bosak unter dem d verbreitet, welcher beweist, wie wenig die Revolutionspartei daran
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