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8 a e 1ö“ 2 5 EWTW I111“ 4292 4 . . land zur Mäßigung in seinen Ansprüchen zu bewegen. Die Bemühungen
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der englischen Regierung, sich bei ihren Versuchen, den Vertrag von 1852
aufrecht zu erhalten, die Cooperation anderer Mächte zu sichern, seien ge⸗ scheitert. Verantwortlich für die Folgen dieses Scheiterns aber seien die Mächte, welche zuerst den Vertrag hätten fallen lassen. Er raäͤäume gern ein, daß nach der Weigerung Frankreichs und Rußlands der Ton der Regierung sich geändert habe. Wenn England allein einschritte, so würde das nichts nützen. Auf der Konferenz habe die Regierung unter anderen Schwierigkeiten
mit dem hartnäckigen Entschlusse des dänischen Volkes zu kämpfen gehabt,
n keine Personal⸗Union zu willigen. Der in dem Antrage enthaltene Vor⸗ urf, daß die Regierung durch ihre Politik den berechtigten Einfluß Eng⸗ lands geschmälert habe, sei unbegründet. Es sei das nicht die Sprache ver⸗ bündeter und befreundeter Mächte, sondern das Echo des beinahe pöbelhaften Tones von ein paar obseuren auswärtigen Blättern. Warum spreche Dis⸗ aeli sich nicht gerade und offen aus? Er beobachte nicht die alte und ver⸗ fassungsmäßige Form eines direkten Mißtrauensvotums, und daran thue er auch ganz weise. Er seinestheils hege die Ueberzeugung, daß das Haus und das Land das von der Regierung während dieser höchst schwierigen Unter⸗ handlungen beobachtete Verfahren gutheißen und den Antrag verwerfen wer⸗ den. Newdegate tritt mit einem Amendement auf, welches an Stelle der zweiten Haͤlfte des Antrages folgende Worte gesetzt wissen will: »Ihrer Majestät die Ansicht des Hauses kund zu geben, daß die Unabhangigkeit Dänemarks und die Besitzungen jenes Königreichs unter den auf der Kon⸗ ferenz von den Vertretern der neutralen Mächte vorgeschlagenen Bedingun⸗ gen zu garantiren sind.« Er wolle nicht, daß England auf eigene Hand einen Krieg anfange, halte es jedoch für gut, wenn das Haus seine Bereit⸗ willigkeit zeige, mit seinen Bundesgenossen zu kooperiren, ehe das Uebel, von welchem Dänemark bedroht werde, eintrete. Kinglake spricht gegen den Antrag Disraeli's. Kein Mensch, sagt er, könne daraus klug werden, ob der Antragsteller für Krieg oder Frieden sei. Nachdem noch General Peel
nd Lord Stanley für und der Lord⸗Advokat gegen den Antrag gesprochen.
aben, wird die Debatte auf Antrag Cobden’s vertagt.
— 5. Juni. Die Versammlung konservativer Peers, welche estern in des Marquis von Salisbury Wohnung stattfand, dauerte ur anderthalb Stunden. Es waren etwa 80 Lords anwesend; den
Earl Derby verhinderte, wie wir schon früher angedeutet, sein Gicht⸗ anfall, dem Meeting beizuwohnen.
Die Königin hat ihre Abreise von Windsor nach der Insel Wight auf Montag den 11. d. oder den folgenden Tag festgesetzt.
Frankreich. Paris, 5. Juli. Durch Kaiserliches Dekret om 2. Juli sind die 32 Mitglieder des Unterrichts⸗Conseils für das aufende Jahr wieder ernannt worden.
Prinz Napoleon ist, wie die »France« meldet, vorgestern von Havre an Bord der »Abeille⸗ nach Rouen gefahren und wird morgen in Cherbourg erwartet.
General Martimprey ist, laut »Abend⸗Moniteur«, am 30. Juni aus dem Süden Algeriens wieder in Algier eingetroffen.
Spanien. Madrid, 5. Juli. Von der »Epoca⸗ werden ie Gerüchte dementirt, welche über Unruhen in Andalusien verbrei⸗ et worden waren. Es herrsche die vollkommenste Ruhe in allen rovinzen der spanischen Monarchie.
Türkei. Bukarest, 28. Juni. Am vergangenen Sonnabend wurden hierselbst, nach der»General⸗Korrespondenz«, wie bereits telegra⸗ phisch mitgetheilt wurde, zwei Emissaire Mazzini's, ein Pole und ein Ungar, verhaftet, welche, wie behauptet wird, dem Fürsten Cusa nach dem Leben getrachtet haben sollen, weil er die Erwartungen, welche die polnische Revolution in Bezug auf seine Unterstützung hegte, nicht erfüllt hat. — Der Minister des Innern hat an alle Distrikts⸗
räfekten ein Cirkular erlassen, in welchem er ihnen mittheilt, daß er durch die Ueberschwemmung der Regierung, der Stadt Bukarest und vielen andern Städten und Dörfern zugefügte Schaden ein äußerst bedeutender sei, daß mehrere Vorstädte der Hauptstadt und viele Dörfer noch immer ganz unter Wasser stehen, auch viele Menschen ihr Leben oder doch den größten Theil ihrer Habe erloren haben. Zur Wiederherstellung der Straßen und zerstörten Brücken allein bedürfe die Regierung mehrere Jahre Zeit und meh⸗ ere Millionen Geld. Zum Schluß fordert das Ministerial⸗Schreiben die Präfekten zur Bildung von Unterstützungs⸗Comité's in allen Städten und Dörfern ihres Distriktes auf und empfiehlt ihnen, ihren Namen zuerst auf die Subscriptionslisten zu setzen, um durch Wort und That ein gutes Beispiel zu geben. — In Bukarest haben sich bereits mehrere Unterstützungsvereine für die Ueberschwemmten ge⸗ bildet, und besonders sind es die deutschen Einwohner, welche sich sowohl durch reiche Gaben an Geld, Lebensmitteln und Kleidungs⸗ stücken, als auch durch werkthätige, aufopfernde Hülfe während der Ueberschwemmung ausgezeichnet haben. Gegenwärtig ist zwar die Dimbovitza in ihr altes Bett zurückgekehrt, doch stehen noch viele dar ha Plätze und Gärten unter Wasser, da dasselbe keinen Ab⸗ uß hat.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 2. Juli. Am 28sten v. M. fand in der Ochtaschen Pulvermühle bei St. Petersburg eine Explosion so gewaltiger Art statt, daß nicht nur eine Menge in der Fabrik beschäftigter Personen dadurch um's Leben gekommen, sondern auch sehr arge Verwüstungen an den Gebäuden und Magazinen angerichtet worden sind. Nur der auf⸗ opfernden Thätigkeit der von allen Seiten herbeieilenden Löschmann⸗ schaften ist es gelungen, noch größerem Unheile vorzubeugen, da die Masse des in Fabrication begrifsenen Pulvers, wäre es von den
Flammen oder Funken des entfesselten Elementes erreicht worden, Im Ganzen
ein unberechenbares Unglück hätte anrichten können. sind 23 Gebäude durch die Explosion zerstört worden, das Feuer hat dann noch 6 Gebäude vernichtet und 74 Baulichkeiten mehr oder weniger beschädigt. Zwei Kapellen und zwei Brücken wurden ds Sece 1 Th genhen,11000 WSa⸗ und Materiatien be⸗ äu auf 65 ud Pulver, 1600 Pud Salpeter, 6 Schwefel und 750 Pud Kohlen. 8 Beetnel Pa ein ähnlicher Unglücksfall die Pulvermühle bei Ochta, oder doch einen Theil derselben, in die Luft gesprengt. Jetzt scheint die Zer⸗ störung noch größer gewesen zu sein, denn die Flammen haben sich fast über das ganze Terrain der von Mauern und Gräben umfrie⸗ digten Pulverfabrik nebst Zubehör verbreitet gehabt.
— Eine Depesche aus Kutais vom 14. v. M. meldet die daselbst „erfolgte Ankunft des Großfürsten⸗Statthalters. An den Meeresküsten war nur noch eine kleine Zahl Bergvölker befindlich, welche zur Auswanderung entschlossen, und somit der Hoffnung Raum zu geben, daß im Laufe dieses Monats der Auswanderungs⸗ Akt vollständig beendet sein werde. Der Zustand der neuen Regi⸗ menter wird als ein vortrefflicher geschildert, und läßt überhaupt die Gesundheit der längs den Ufern der zur Beaufsichtigung aller sich einschiffenden Bergvölker lagernden Truppen nichts zu wünschen übrig.
In Astrachan ist eine Telegraphenstation auch für die innere Korrespondenz eröffnet worden.s “
Warschau, 4. Juli. Der »Dziennik⸗ brachte einen Artikel über den Seitens der Regierung beabsichtigten Verkauf der
Fabriken und Bergwerke im Königreich Polen, der im
Wesentlichen also lautet:
Von den verschiedenen Finanz⸗Operationen, welche bestimmt sind, die Mittel zum Auskauf der Bauernländereien im Königreich Polen herbeizu⸗ schaffen, ist der Verkauf der Staatsdomainen eine der vornehmlichsten. Be⸗ kannterweise bestehen diese Domainen aus Gütern mit landwirthschaftlichem Betriebe, Wäldern, Steinkohlengruben, diversen Fabriken und Bergwerken. Hiervon ist die Regierung gesonnen zum Verkauf zunächst hauptsächlich die Fabriken und Bergwerke zu bestimmen. Da die Durchfuͤhrung dieser Ope⸗ ration eine besondere Aufmerksamkeit erheischt, so ist von dem Organisations⸗ Comité, eine eigene Kommission unter dem Vorsitze des Mitgliedes des Or⸗ ganisations⸗Comités und Direktors der Regierungs⸗Kommission des Innern ernannt. Die Kommission hat bereits zwei Sitzungen gehalten. Bisher beschränkte sie sich jedoch lediglich auf das Einziehen vorläufiger Erkundigungen und statistischer Daten in Bezug auf die Staatsdomainen und im Beson⸗ deren der Bergwerke und Fabriken. Aus den Akten des Departements für Bergwerks⸗ und Hüttenwesen im Königreich Polen geht hervor, daß die Regierung noch vor der Erlassung der Ukasen vom 19. Februar sich mit der Frage beschäftigte, die dem Staate gehörenden Bergwerke und Fabriken der Privatindustrie zu übergeben. Beim Durchsehen dieser Pro⸗ jekte in der gegenwärtig niedergesetzten Kommission entstand u. A. die Frage, ob den Bergwerken bei deren Verkaufe ein Theil der Steinkohlen⸗ gruben beizufügen sei, oder ob es zweckmäßiger wäre, den letzteren Industrie⸗ zweig selbstständig entmeder zu veräußern oder anderweitig zu verwerthen. Es wäre überaus wichtig, über diesen Gegenstand die Meinung derjenigen Privatunternehmer zu erfahren, welche gesonnen sein könnten, sich an dem Ankaufe der besagten Bergwerke zu betheiligen, denn selbstverständlich ist es der Wunsch der Regierung, die ganze Operation so viel als möglich den Interessen der Käufer anzumessen. Ihrer geographischen Lage nach lassen sich die dem Staate gehörenden Bergwerke des Königreichs in zwei Haupt⸗ gebiete eintheilen: das östliche im Gouvernement Radom und das west⸗ liche, welches Theile des Gouvernements Warschau und Radom in sich schließt. Das östliche Gebiet ist überaus reich an Eisenerz und bis zum Jahre 1830 wurden daselbst noch Blei und Kupfer gewonnen. Das west⸗ liche Gebiet hingegen bietet Zink⸗ und Eisenerze und Steinkohlengruben; außerdem war hier in früheren Zeiten die Verarbeitung silberhaltiger Blei⸗ erze im Betriebe. — als Brennmaterial Holz gebraucht, wogegen das westliche Gebiet, die Pan⸗ kow’'sche Abtheilung und die Sierozkische Hütte ausgenommen, mit Steinkohlen arbeitet. Für den Fall, daß sich keine Liebhaber fänden für den Ankauf oder die Inpachtnahme jedes dieser Gebiete in seinem ganzen Umfange, war das Departement für Bergwerks⸗ und Hüttenwesen gesonnen, dieselben in Abtheilungen einzutheilen, von denen jede ein selbstständiges Ganzes bilden sollte. Demgemäß wurde beabsichtigt, das östliche Gebier aus nachstehenden vier Abtheilungen zu bilden: 1) Bzin⸗Suchodniow, im Kreise Opoczno, mit zwei Gußeisenhütten, welche jährlich gegen 120,000 Pud Gußeisen lie⸗ gen, sechs Zainhammerwerken, die über 25,000 Pud Eisen verarbeiten und fünf Fabriken zur Anfertigung verschiedener Eisenwaaren, deren Erzeugnisse jährlich den Werth von 40,000 Rb. S. übersteigen. 2) Samsonow⸗ Rodoczyce, im Kr. Opoczno, zwei Gußeisenhütten für gegen 90,000 Pud Gußeisen, fünf Zainhammerwerke — 12,000 Pud Eisen —, ein Pud⸗ delwerk — 100,000 Pud — und eine Fabrik von Eisenwaaren im Werthe von 130,000 Rubel. 3) Wachock⸗Nietusisko, im Kreise Opatow, drei Gußeisenhütten für 170,000 Pud Gußeisen — zwei Zainhämmer — 10,000 Pud Eisen — und drei Puddel⸗ und Walzwerke zu Eisenblech, deren Production sich auf 123,000 Rub. beläuft. 4) Die Fabrikland⸗ wirthschaftlicher Maschinen in Bialogon, im Kreise Kielzy, besitzt eine mechanische Werkstatt, einen Streichofen für Gußeisen und ein Blech⸗ walzwerk; der Werth ihrer Erzeugnisse beträgt jährlich 100,000 Rubel. Zum westlichen Gebiete gehören folgende Abtheilungen: 1) Dombrowa, im Kreise Olkusz, mit sechs Hochöfen, von denen nur zwei im Betriebe sind; sie erzeugen bis 200,000 Pud Gußeisen; außerdem ein Puddelwerk für 200,000 Pud; ein Eisenblech⸗Walzwerk für 18,000 Pud, eine Zinkblech⸗
fabrik — 25,000 Pud und zwei Zinkhütten, von denen die Eine
jaͤhrlich bis
Vor einigen Jahren hat schon
Beim gesammten Betriebe des östlichen Gebietes wird
verarbeitet. Hier besinden
ebenfalls bedeutende Steinkohlenlager. Die fünf eröffneten Gruben liefern jährlich 8,000,000 Pud Steinkohlen. 2) Pankow, Kreis Wielun — eine Gußeisenhütte — 70,000 Pud, und vier Zainhämmer — 20,000 Pud Eisen. 3) Die Solecer Eisengießerei und Maschinenfabrik in der Stadt Warschau erzeugt jährlich für 150,000 Rubel. Die Fabrik von Sierock im Lublin⸗ schen Kreise des gleichnamigen Gouvernements ist in die obige Eintbeilung nicht aufgenommen. Nach Aufgabe der Stahlfabrication ist dieselbe ver⸗ pachtet und werden daselbst gegenwärtig landwirthschaftliche Maschinen an⸗ gefertigt. Für den Absatz der in den benannten Anstalten erzeugten Metalle
70,000 Pud Zink
und Fabrikate befindet sich in Warschau ein Hauptmagazin; mit demselben
ist auch eine Steinkohlen⸗Niederlage verbunden. Wegen ihrer Entfernung von den übrigen Betriebsanstalten des westlichen Gebietes können die Pan⸗ kowsche Abtheilung und die Fabriken von Solec und Sierock abgeson⸗ dert verkauft werden. Es wäre vielleicht am zweckmäßigsten, die Operation des Ausverkaufs namentlich mit ihnen zu beginnen. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß bisher, bei der Administration von Staats wegen, die Production aller benannten Anstalten die ihnen zukommende Entwickelung bei Weitem nicht erlangt habe. Ste kann und muß in bedeutendem Grade erhöht werden, und hierzu sind alle Bedingungen von der Natur in reichem Maße gegeben. — Selbstverständlich würde es den Wün⸗ schen der Regierung entsprechen, wenn einheimische Kapitalisten des Königreichs sich bei dieser Angelegenheit betheiligten. Allein mit Rücksicht darauf, daß der Erwerb von Gütern und Fabritkks⸗ anstalten durch Ausländer dem Lande neue ökonomische Kräfte zuziehen würde, wird die Regierung dem Erwerbe der zum Verkaufe bestimmten Staats⸗ güter durch Ausländer nicht nur keine Hindernisse entgegenstellen, sie wird diesen Ausländern vielmehr den gesetzmäßigen Eintritt ins Land so viel als möglich erleichtern. Bezüglich der beim Verkaufe selbst einzuhaltenden Ord⸗ nung entsteht die wichtige Fage: sollen die Fabriken ꝛc. alle zusammen als ein Ganzes verkauft werden, oder in Gemäßheit der obigen Disposition in Abtheilungen, oder endlich in noch weiter gehender Vertheilung? Es ist leicht möglich, daß in finanzieller Beziehung der Detailverkauf die größten Vortheile zu gewähren verspricht; allein bei einer solchen Durchführung der Operation würde man auf Schwierigkeiten stoßen. Jedenfalls wird der Ankauf großer Gebiete bedeutende Kapitalien erfordern; daher wäre zu wünschen, daß polnische, russische, deutsche und überhaupt ausländische Kapi⸗ talisten rechtzeitig Vorkehrungen treffen sollten zur Bildung von Compagnieen, welche im Stande wären, die Berg⸗ und Hüttenwerke zu kaufen und einen Betrieb im Großen zu begründen. Ueberhaupt wäre es nützlich, daß solche Compagnieen oder auich einzelne Reflektirende der Regierung ihre Ansichten mittheilten über den zweckmäßigsten und für sie selber vortheilhaftesten Ver⸗ kaufsmodus. Deshalb könnten die Compagnieen, welche sich wahrscheinlich binnen Kurzem bilden werden, einstweilen Bevollmächtigte nach Warschau absenden, welche nach Besichtigung der verschiedenen Anstalten ihre Meinung zu äͤußern im Stande wären über die Parzellen, in welche die Gesammt⸗ heit der Berg⸗ und Hüttenwerke nebst Wäldern und Steinkohlenlagern behufs des leichteren Erwerbes einzutheilen wäre.
Von der polnischen Grenze, 5. Juli. Die Russifizi⸗ rung Litthauens, die sich das Murawieff sche Verwaltungs⸗ System zur Aufgabe gestellt hat, wird der »Osts.⸗Ztg.⸗ geschrieben, ist dadurch außerordentiich erleichtert, daß jeder Litthauer, der auch nur einigermaßen auf Bildung Anspruch macht, der russischen Sprache vollkommen mächtig ist, und auch die unteren Klassen größtentheils russisch verstehen. In den höheren Bildungsanstalten ist die russische Sprache schon seit undenklichen Zeiten die Unterrichtssprache und auch in den neugegründeten Volksschulen ist sie jetzt als solche eingeführt worden. Es wird kaum ein Decennium vergehen, und die russische Sprache wird auch in den unteren Volks⸗ schichten Litthauens sich vollständig eingebürgert haben. Die Gründung russischer Volksschulen wird mit großem Eifer be⸗ trieben. In den Gouvernements Wilna und Grodno sind be⸗ reits 235 eröffnet, von denen auf ersteres Gouvernement 84, auf letzteres 151 kommen. Die Zahl der in diesen Schulen unter⸗ richteten Kinder beträgt 8607, darunter 515 Mädchen. Als Lehrer fungiren an denselben 164 griechisch⸗orthodoxe Geistliche, 6 Diakonen, 24 Kirchendiener, 31 Seminaristen und 7 Civillehrer. An letzteren, die aus Rußland herbeigezogen werden, ist ungeachtet der ihnen ge⸗ währten guten Besoldung großer Mangel. — Der General⸗Gouver⸗ neur Murawieff hat aus den Contributionsfonds 36,000 SRo. zur Errichtung von drei neuen griechisch⸗orthodoxen Kirchen im Gouvernement Minsk und 25,000 SRo. zur Anschaffung von Kirchengeräthen für arme griechisch⸗orthodoxe Landkirchen an⸗ gewiesen. — Im Gouvernement Augustowo werden eben so wie in Litthauen, in den Landkirchen feierliche Dank⸗ gottesdienste für die »Befreiung der ländlichen Bevölkerung von der Tyrannei des polnischen Adels⸗ abgehalten. Der Zudrang der Bauern zu diesen Gottesdiensten, denen sich gemeinschaftliche Festmahle anschließen, soll außerordentlich groß und die Stimmung bei diesen Festmahlen eine sehr gehobene sein, die sich durch begeisterte Toaste auf den »Befreier⸗ Alexander II. kund giebt. Daß ein großer Theil der wohlhabenderen Gutsbesitzer im Königreich Polen sich immer offe⸗ ner an die rufsische Regierung anschließt, ist eine von sämmtlichen pol⸗ nischen Bkättern zugestandene Thatsache, die am besten den gänzlichen Fall des Aufstandes beweist. Der Haltung dieser durch Wohlhaben⸗ heit und moralischen Einfluß hervorragenden russischen Partei ist es auch vorzugsweise zuzuschreiben, daß alle von Paris und Dresden aus angestrengten Bemühungen, den erloschenen Funken des Auf⸗ standes auf's Neue anzufachen, erfolglos bleiben. — Im Gouverne⸗
ment Radom sind in der letzten Hälfte des vorigen Monats aber⸗
mals 5 Personen wegen Betheiligung am Aufstande kriegsrechtlich 877851 hingerichtet worden. — Der Krakauer »Wiek⸗ giebt die Stärke der am 21. v. M. bei Skala vernichteten Insurgentenbande nur auf
30 Mann an. “ n einem Tagesbefehl des Ober⸗Polizeimeisters in Warschau
vom 2. d. wird erwähnt, daß die Damen sich wieder in großer An 1ne
zahl Trauerkleider zu tragen erlauben, und dadurch die Polizei zu Repressivmaßregeln veranlassen. Um daher allen Zweifeln vorzu beugen, beschreibt der Ober⸗Polizeimeister, was als Trauerkleidung gilt. Er sagt dabei, daß selbst schwarze Hüte mit farbigen Blumen und Bändern garnirt, eben so schwarze Kleider mit farbigen Bän⸗ dern am unteren Rande besetzt, als Trauerkleider und mithin als eine Demonstration betrachtet und bestraft werden. der Ober⸗Polizeimeister, daß es den Damen freisteht, in zweifelhaften Fällen sich zu ihm selbst führen zu lassen, wo dann die Zweifel von ihm entschieden werden sollen! (Sch. Z.) 1.“ — Das „Dresd⸗Journ.“ empfing unter dem 6. Juli die Mit⸗ theilung, daß Miljutyn aus St. Petersburg nach Warschau zurück gekehrt sei. “ Schweden und Norwegen. Stockholm, 3. Juli.
Nach dem norwegischen »Aftonbladet“ sind die norwegischen Orlogs⸗ fahrzeuge beordert worden, am 5. Juli in Christianssand zu sein.
effan!
Dänemark. Kopenhagen, 5. Juli. bewilligte Frist zum Auslaufen aus den blokirten preußischen Häfen läuft am 16. d. ab. 8 Im Folkething theilte heute der Präsident mit, Kühnell wünsche, daß seine Anfrage: inwieweit der Konseils⸗Präsident willig sei, dem Folkething die Gründe mitzutheilen, auf welche die Regierung di Hoffnung eines glücklichen Ausganges des jetzigen Kampfes stütze einstweilen nicht beantwortet werde. 8 Die Reichsrathsverhandlungen, bemerkt ein Correspondent der »Weser⸗Zeitung“, haben für jetzt, insofern nur ein beschränktes In⸗ teresse, als die tüchtigsten Kräfte beider Kammern augenblicklich i den verschiedenen Ausschüssen zur Prüfung der zahlreichen Regierungs⸗ vorlagen thätig sind. Die größte Last ruht dabei auf dem Fünf.
zehnerausschuß zur Prüfung der außerordentlichen Bedürfnisse des
Kriegs⸗ wie auch des Marineministeriums, da der genannte Ausschuß noch manche anderweitige Eröffnungen der Königlichen Regierung zu begutachten haben würde. Dieser Umstand ist von um so größerer Be⸗ deutung, als nicht allein die Zusammensetzung des Fünfzehnerausschusses (der zweiten Kammer angehörig), keinesweges nach eiderdänischem Wun⸗ sche ausgefallen ist, sondern weil zugleich die »Bauernfreunde« den Aus-⸗ schuß so sehr beherrschen, daß die national⸗dänische Partei sich trotz der Gegenwart des Ex⸗Ministerpräsidenten Hall, des Bürgermeisters Hother Hage, des Redacteurs Bille u. s. w. die Erwählung de bauernfreundlichen Advokaten Balthasar Christensen zum Ausschuß vorsitzenden hat gefallen lassen müssen. Die merkliche Niederlage de nationalen Partei hat selbstverständlich zugleich die Regierung bgrel 9. troffens und kann durch das Wahlergebniß unter Umständen die Existenz des Ministeriums Monrad schwer bedroht werden. In Betreff der Gerüchte über Absendung eigenhändiger Zu⸗ schriften des Königs an mehrere auswärtige Monarchen, in denen die Vermittelung des betreffenden Monarchen zur Schlichtung des deutsch⸗dänischen Konflikts und zur Neubefestigung der Integrität der dänischen Gesammtmonarchie angerufen wird, kann derselbe Kor⸗ respondent dem Gerüchte von einem solchen Schreiben an den Kaiser Alexander widersprechen, dagegen die Gerüchte von der an den Kaiser Napoleon und den König Leopold gerichteten Bitte bestätigen.
BcC.
Almerika. Die Nachrichten aus Buenos Ayres lauten äußerst günstig, sowohl was den Handel des Landes, als die Aussicht auf den Genuß längerer innerer Ruhe betrifft. Sennor de la Riestra war zum Präsidenten des Provinzial⸗Senates erwählt worden, eine Wahl, die nicht verfehlen kann, das nationale und die provinzialen Gouvernements in größeren Einklang zu bringen. Der Angriff Spaniens auf Peru hatte in Buenos Ayres eine ähnliche Aufregung hervorgerufen, wie in Chili. Die Post bringt eine beträchtliche Ri⸗ messe des Provinzial⸗Gouvernements von Buenos Ayres zum An⸗ kaufe rückständiger Fonds, und es heißt, daß dieser Extrarimessen noch mehrere folgen werden, um die Tilgung der Schuld zu be⸗
schleunigen.
Asien. Will man der in Teheran erscheinenden Zeitung Rus⸗name! Glauben beimessen, so sind die persischen Finanzen im blühendsten Zustande. Der Schah, indem er diesen Verhältnissen seine besondere Aufmerksautkeit gewidmet, hat jetzt in der Person des Mustouf⸗ul⸗mumalik einen Finanzminister ernannt und ihm die Specialleitung seines Departements übertragen. Bisher gab es nämlich nur einen Reichsschatzmeister, Muair⸗ul⸗mumalik, dem ein Hüter der Kostbarkeiten, ein Kasseninspektor oder Generalcontroleur zur Seite stand. Die persische Regierung darf sich rühmen, die einzige
in der Welt zu sein, welche keine auswärtigen Schulden hat. Ihre inneren Schulden bestehen auch nur darin, daß die Lieferanten und
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Zuletzt bemerkt.
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5 Die »Berlingske— Tidende« vom 5. d. meldet: Die den Schiffen der neutralen Mächte