1864 / 167 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1952

geben beabsichtigt, und am künftigen Mittwoch den Herzog von Aumale in Orleans House besuchen. Der Herzog von Newceastle schreitet seiner Genesung entgegen,

in den letzten Tagen haben die Arzte ihm schon kleinere Spazier⸗ änge erlaubt. 1u“ Aus Paris ist der peruanische außerordentliche Gesandte und be⸗ ollmächtigte Minister Hr. P. Galne hier angekommen. Der Chirurg Henry Thompson, welcher den König der Belgier

von dem hartnäckigen Uebel befreit hat, an dessen Entfernung sich mehrere hochstehende medizinische Kapazitäten des Auslandes verge⸗ bens versucht hatten, ist von seinem dankbaren Patienten mit dem Leopolds⸗Orden geschmückt und zum außerordentlichen Chirurgen Sr. Majestät ernannt worden. Diesen Auszeichnungen war das übsche Honorar von 4000 Pfd. St. schon vorausgegangen. Wenn die englische Armee in ihrer gezogenen Enfieldbüchse

üch eine vorzügliche Feuerwaffe besitzt, so hat doch der Krieg in Dänemark die englischen Militairbehörden überzeugt, daß von oben geladene Gewehre mit einer Waffe wie dem preußischen Zünd⸗ nadelgewehre nicht konkurriren können. Eine Kommission von Sachverständigen, welche diesen Punkt zu erwägen beauftragt wor⸗ den war, hat, wie mit ziemlicher Gewißheit verlautet, ihr Gutachten

dahin abgegeben, daß von hinten zu ladende Gewehre in der ganzen

Infanterie einzuführen seien; was einer vollständigen Revolution in der Bewaffnung des größten Theiles der Armee gleichkommt. Höchst wahrscheinlich wird das Parlament im nächsten Jahre daher um seine Zustimmung zu einem außerge⸗ wöhnlich hohen Armeebudget ersucht werden. Während sich das preußische Zündnadelgewehr über Erwarten vortrefflich bewährt zu haben scheint, indem selbst die wegen des einen Punktes, der deli⸗ katen Construction der Nadel, gehegten Besorgnisse vor den That⸗ sachen zu schweigen hatten, glauben hier doch noch manche, daß das Zündnadelsystem eine größere und eingehendere Sorgfalt des Sol⸗ daten erfordere, als sie in der Hitze des Kampfes beobachtet werden könne; und es ist daher unter andern eine amerikanische Erfindung empfohlen worden, welche die Nadel durch einen Hammer ersetzt. Die Patrone ist an ihrer unteren Basis mit einer Zündmasse ver⸗ fehen, welche der Hammer, indem er durch die Oeffnung des Laufes auf dieselbe aufschlägt, explodiren läßt. Die Erfinder behaupten, die Zündplatte könne nur durch die eigenthümliche Action des Hammers

Parlamentsverhandlungen. Das Oberhaus hielt nur eine kurze Sitzung von keiner Bedeutung.

Im Unterhause antwortet Lord Palmerston auf eine bezügliche Interpellation Mr. Osborne's, die Regierung beabsichtige bis auf Wei⸗ teres nicht einen Konsul in Rio anzustellen. Der bisherige Konsul von Bahia sei interimistisch mit dessen Geschäften betraut. Es sei auch nicht die Absicht der Regierung, die Akte von 1845 (die letzthin erwähnte, den Skla⸗ venhandel betreffende Aberdeen⸗Akte) zurückzunehmen. Lord Aberdeen selber habe sie nicht abgeschafft, als er von 1852 bis 1855 im Amte war. Mr. Osborne kündigt hierauf an, daß er auf diesen Gegenstand und auf die Beziehungen Englands zu Brasilien im Allgemeinen zurück⸗ kommen werde. Auf eine Interpellation Mr. Lairds er⸗ wiedert Mr. Layard, es seien mit der letzten Post einige De⸗ peschen über den Streit zwischen Spanien und Peru Betreffs der Chinca⸗Inseln angelangt, und erst heute sei eine Depu⸗ tation bei Lord Palmerston gewesen, um ihn zu bitten, daß er die freund⸗ liche Vermittelung anbiete; doch habe der edle Lord geantwortet, er sehe vorerst nicht recht ein, wie er friedlich zu vermitteln im Stande sei. Mr. Cochrane lenkt die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Widersprüche in den Angaben der englischen und griechischen Regierung über die Annexations⸗ bedingungen der Jonischen Inseln, so wie über die Convention betreffs Ver⸗ gütungen und Pensionen für britische Unterthanen. Mr. Layard be⸗ merkt, die griechische Regierung werde hoffentlich allen billigen Ansprüchen Englands gerecht werden, die britische Regierung andererseits sei nicht ver⸗ pflichtet, sich in etwaige Streitigkeiten Griechenlands mit dessen Privatgläu⸗ bigern einzumischen. Den Rest der Sitzung füllen Voten der verschie⸗ Sen aus. Das Haus vertagt sich um 10 Minuten nach 2 Uhr Morgens.

16. Juli. Die Königin Marie Amélie und mit ihr der fast wieder vollständig genesene Herzog von Montpensier nebst Ge⸗ mahlin haben sich gestern zu einem längeren Aufenthalte nach Tun⸗ bridge⸗Wells begeben, woselbst in Kurzem auch der Graf von Paris und die Herzöge von Chartres, von Aumale und von Nemours er⸗ wartet werden. Die ehrwürdige Königin schien trotz ihrer 82 Jahre sich der besten Gesundheit zu erfreuen. 8

Lord Palmerston empfing gestern eine Deputation des »Ver⸗ eins zur Herbeiführung einer Beendigung der Feindseligkeiten in Amerika“, welche eine dem Zwecke der Gesellschaft entsprechende An⸗ sprache und Aufforderung an den Premier richtete. Mitglieder der Deputation waren u. A. der Marquis von Clanricarde, der Bischof von Chichester, Lord Alfred Churchill, Herr Spence von Liverpool, Admiral Anson. Lord Palmerston bemerkte in seiner Antwort: zwei Thatsachen seien unverkennbar, die grauenhafte Verderblichkeit des Krieges für die Amerikaner selbst und die anderen Nationen daraus entstehenden ungeheuren Nachtheile. Es sei aber die Frage, ob die Re⸗ gierung einen vernünftigen Grund zu der Annahme habe, daß die Regierung der Nordstaaten im gegenwärtigen Augenblicke Vermittlungsvorschlä⸗

gleicher Zuversicht auf einen schließlichen mal blicke mit Argwohn auf jede Einmischung.

lichen Rathes herausstelle, so werde sich Ihrer Majestät Regierung

wie der Beendigung dieses unglückseligen Krieges ihre Kräfte auf⸗ zubieten.

Am Donnerstag hatte auch Herr Mason, der hiesige Agent der Südstaaten, eingeführt von Herrn Lindsay, eine nichtoffizielle Audienz bei Lord Palmerston.

Frankreich. Paris, 15. Juli. Durch Kaiserliches Dekret vom 12. d. M. sind die Wähler des 2. Bezirks im Aude⸗Departe⸗ ment auf den 7. und 8. August einberufen, um an des verstorbenen Dabeaux Stelle einen neuen Deputirten zu wählen.

66. Lebensjahre gestorben.

Die »Patrie« hat es nicht erlangt, daß die wöchentlichen Bankausweise nicht dem »Abend⸗Moniteur« allein, sondern gleichzeitig sämmtlichen anderen Blättern zugefertigt werden. Der Finanz⸗Minister hat entschieden, daß es so bleiben müsse, wie bisher.

Es bestätigt sich, daß England Frankreich wegen der Nieder⸗ werfung des Aufstandes in Algerien hat beglückwünschen lassen. Dieses wird für sehr wichtig gehalten, da bis dahin Eng⸗ land sich Allem entzog, was direkt oder indirekt auf eine Anerkennung dieser französischen Eroberung sich deuten ließ.

16. Juli. Dem »Moniteur« zufolge sind die letzten Nach⸗ richten aus Algerien befriedigend. General Deligny, der in Relizane geblieben war, um die wieder unterworfenen Flittas vollends zur Ruhe zu bringen, meldet, daß in diesem Theile von Oran Alles wieder in Ordnung ist und überall die Erntearbeiten begonnen haben. Als bestes Mittel, diesen mit den Waffen errungenen Erfolg zu be⸗ haupten, empfiehlt Deligny die Vermeidung jeder Maßregel, welche die Tribus als Drohung oder Provocation auffassen könnten.

Am letzten Sonntag ist in der Kathedrale von Nizza eine päpst⸗ liche Bulle verlesen worden, welche die Diözese Nizza von der italienischen Kirchenprovinz Genua ablöst und der Provinz Aix zulegt. Der Bischof von Frejus, der die Bulle verlas, sagte in einer kurzen Vorbemerkung, der Kaiser Napoleon III. habe der Re⸗ ligion außerordentliche Dienste geleistet, und die Diözese Nizza habe ja schon früher, als Theil der Provinz Embrun, vierzehn Jahrhun⸗ derte lang zur gallischen Kirche gehört.

Aus Konstantinopel meldet die »France«, der dortige Bot⸗ schafter Frankreichs habe mit der Pforte wesentliche Aenderungen, sämmtlich zu Gunsten der Katholiken im Orient, an der Convention über die Organisation des Libanon vereinbart.

Dem »Abend⸗Moniteur« geht aus Honolulu die Nachricht zu, daß die Königin der Sandwichs⸗Inseln die Absicht hat, eine Reise nach England zu machen.

17. Juli. Die Prinzessin Clotilde, Gemahlin des Prinzen Napoleon, ist von einem Sohne entbunden.

Ein von Paulin Limayrac unterzeichneter Artikel des »Consti⸗ tutionnel« weist nach, daß der Eintritt Dänemarks in den deutschen Bund solchen Schwierigkeiten und so vielem Widerstande begegnen würde, daß davon im Ernste unmöglich die Rede gewesen sein könne.

Nach einer Depesche aus Algier vom 12. hat der Marabut Abd⸗el⸗Aziz, Haupt der Flittas, sich nach dem Tode Azereys auf Gnade und Ungnade ergeben.

Spanien. Madrid. Das neue Preßgesetz tritt mit dem 15. d. M. in Kraft; zum »Preßrichter⸗ ist Herr Borrajo ernannt worden. E’I’e peruanische Konsul Morreyra dementirt das Ge⸗ rücht, daß Peru sich einiger Theile des Staates Ecuador habe be⸗ mächtigen wollen.

Italien. In der Sitzung des turiner Abgeordneten⸗ hauses vom 15. Juli ward das Ergebniß der auf die süditalieni⸗ schen Eisenbahnen bezüglichen Untersuchung verlesen. Die Unter⸗ suchung hat jeden dem Verwaltungsrathe einer Eisenbahngesellschaft angehörigen Abgeordneten als der Bestechlichkeit verdächtig vom Par⸗ lamente ausgeschlossen und schlägt vor, durch ein Gesetz die Unver⸗ träglichkeit zwischen der Stellung eines Abgeordneten und der eines Mitgliedes bei der Verwaltung von Gesellschaften, welche die Ga⸗ rantie des Staates erhalten haben, zu erklären.

Die Marine⸗ Kommission des Abgeordnetenhauses hat ihr Mandat niedergelegt, weil das Gesetz über die von dem Parlamente zu veranstaltenden Enqueten im Senate nicht durchgegangen ist. Nach der „Opinione« wird man eine neue Kommission ernennen. Man schreibt der »Italie aus Rom: Die Unterzeichner des neuen Anlehens sollen sich nicht mehr mit der Garantie des Peterspfennigs begnügen wollen, sondern beim Papste um eine solidere Garantie, eine Verpfändung der Kirchengüter, nachgesucht haben. Pius IX. hätte, nach der »Italie⸗«, diesem Wunsche willfahrt und durch ein Handschreiben die Kirchengüter bis zum Betrage einer gewissen Summe verpfändet. v

. 4 ¹ 1 Türkei. Bukarest, 15. Juli. Ein Telegramm des „Wan⸗

gen Gehör schenken werde. Jede der beiden Parteien vertraue mit ö1““ 1“ 11121AA“*“]

Statut

derer« meldet: Der »Moniteur von Bukarest« peröffentlicht das und neue Wahlgesetz mit einig

88 1““

Erfolg, und der Norden zu⸗ Wenn sich jedoch in Zukunft eine vernünftige Hoffnung auf die Annahme freundschaft⸗

glücklich schätzen, zur Erreichung eines so wünschenswerthen Zieles,

Der Bischof von Chalons ist am letzten Montage im

““

der Konstantinopler Gesandten⸗Konferenz vorgenommenen Aenderun⸗ gen. In der auf die Veröffentlichung Bezug nehmenden Procla⸗ mation dankt der Fürst der Pforte und den garantirenden Mächten, indem er gleichzeitig konstatirt, daß nun keine fremde Einmengung in die inneren Angelegenheiten Romaniens mehr stattfinden werde. Vom heutigen Tage an erst erfreut sich der Romane wahrer Au⸗ mie. Sern . Rußland und Polen. St. Petersburg, 13. Juli. Der Wirkliche Geheime Rath Baron Reynaud von Osten⸗Sacken, Mitglied des Rathes im Ministerium der auswärtigen Angelegen⸗ beiten, dem er seit 54 Jahren angehörte, ist nach kurzer Krankheit gestorben. Odessa. t schlossen, den Hafen zu vertiefen, 1 rekt von den Molen aus und nicht auf offener den können. C1““ Eine Hauptfolge der Uebersiedelung der Berg⸗ bewohner, schreibt die »Mosk. Ztg.⸗ nach dem »Lev. H.“, besteht darin, daß der Handel mit Sklaven bedeutend belebt und er⸗ weitert worden ist. In Trapezunt und Samsun wird mit Knaben und Mädchen reger Handel getrieben und der Preis dieser lebendigen Waare ist so sehr gefallen, daß sie jetzt jedem käuflich ist. Mädchen von 10 bis 14 Jahren konnte man noch vor fünf Jahren nicht unter 10,000 Piaster erhalten, jetzt kauft man sie für 500 Piaster (ein türkischer Piaster ist ungefähr 5 Kop. S.) und bei minder aus⸗

Das »J. d'Odessa“ berichtet, die Regierung habe be⸗ damit die Schiffe künftig di⸗ Rhede befrachtet

erlesener Waare wird ein Rabatt von 40 bis 50 pCt. bewilligt. In

Topchane, dem Centralpunkt dieses Handels, wo das Rohmaterial erst für den Gebrauch vorbereitet wird, stehen die Preise etwas höher, man kann aber auch in diesem Hauptdepot einen ganzen Harem für denselben Preis erstehen, den man noch vor wenigen Jahren für eine in zahlte. ““ Der Ober⸗Dirigirende der Wege und öffentlichen Bau⸗ ten hat den Chef des hiesigen Gouvernements von dem Allerhöchsten Befehl in Kenntniß gesetzt, nach welchem unverzüglich die nöthigen Anordnungen zum Beginn des Eisenbahnbaues von Moskau nach Orel auf Rechnung der Krone getroffen werden sollen. Dieselbe wird die Städte Podolsk, Sserpuchow, Tula, in geringer Entfer⸗ nung Tschern, dann Mzensk und Orel berühren. (D. P. Ztg.) Dänemark. Kopenhagen, 14. Juli. Gestern und heute, schreibt man der »Weserzeitung⸗ hat in der Landthings⸗Abthei⸗ lung des Reichsraths die Adreßdebatte begonnen. Unter den Gegnern der Adresse sind vorzugsweise der einstmalige Minister⸗ räsident, Oberst⸗Lieutenant Andrä; der Generalfiskal, Konferenz⸗ rath Allgreen⸗Ussing und der jetzige Minister⸗Präsident, Ge⸗ heimerath Bluhme, zu nennen. Der letzte Redner betonte nament⸗ lich die Gefahren und Widerwärtigkeiten, welche sich daraus ent⸗ wickeln könnten, wenn in demselben Augenblicke von Seiten des versammelten Reichsraths eine kriegerische Ansprache an den Thron gerichtet werden würde, in dem die Königliche Regierung sich bemühe, mit den beiden deutschen Groß⸗ mächten hinsichtlich eines Friedens oder doch wenigstens binsicht⸗ lich eines längeren Waffenstillstandes Unterhandlungen einzuleiten. Diese motivirte Mahnung konnte inzwischen die zahlreichen eiügr⸗ dänischen Fürsprecher des Adreß⸗Entwurfs, unter denen in erster Linie der Exminister Orla Lehmann, der Präsident des früheren Reichs⸗ raths, Konferenzrath Madvig und der vertriebene schleswigsche Appellationsgerichtsrath Etatsrath Knudsen standen, nicht davon zurückhalten, unter dem Beifall der Tribünen, die politische Nothwendigkeit der Unzertheilbarkeit des »dänischen und zur größeren Hälfte dänisch sein wollenden Herzogthums Schles⸗ wig⸗« auszusprechen und von diesem Standpunkte aus die Warnungsrufe der gemäßigten Redner des Hauses zu bekämpfen. Schließlich wurde ein Antrag Andrä's, mit der ersten Berathung abzubrechen und die Adresse dem aus sämmtlichen Mitgliedern des Things bestehenden, für die Staatsanleihesache niedergesetzten Aus⸗ schusse zu überweisen, mit 33 gegen 20 Stimmen abgelehnt, dagegen Uebergang zur zweiten Behandlung mit 42 gegen 14 Stimmen beliebt. Auf Antrag Rasenöre⸗Teilmann wurde mit 37 gegen 3 Stimmen be⸗ schlossen, einem Ausschusse von 9 Mitgliedern die Adresse zu übergeben. Die Adresse wird die erste ernstliche Reibung zwischen dem Ministe⸗ rium und dem Reichsrathe veranlassen, da das Ministerium schon jetzt entschlossen sein soll, die Entgegennahme der Adresse an oder ür den König zu verweigern. en Reschsratb⸗Volksthing, wo ein gleichlautender Adreß⸗ entwurf schon in den nächsten Tagen zur Verhandlung seveedag wird, erwartet man die Parteinahme der beiden Exministerpräsiden⸗ ten Hall und Bischof Monrad für denselben. u“ Haben die Eiderdänen, dem Vorstehenden gemäß, in beiden Reichsraths⸗Abtheilungen auf die Annahme des Adreßentpurks die gegründetste Aussicht, so müssen ihnen andererseits die Bestrebungen der hiesigen konservativen Partei zu Gunsten des neuen Ministeriums sehr unwillkommen sein. So liegt augenblicklich in den größten hiesigen Buchhandlungen und in der Lesegesellschaft „Athenäum⸗ eine sehr bemerkenswerthe anti⸗ eiderdänische Adresse an den König auf, die folgenden Wortlaut hat

8

d.

»Allergnädigster König! Durchdrungen von der Ueberzeugung der Noth⸗ wendigkeit, den Weg zu verlassen, welcher bis jetzt nur zu schmerzlichen Ver⸗ lusten und zu tiefen Demüthigungen geführt hat, haben wir mit Freuden den Beschluß Ew. Majestät begrüßt, den Thron mit neuen Rathgebern zu umgeben. In der Wahl, welche Ew. Maäjestät später getroffen haben, er.- blicken wir eine Bürgschaft dafür, daß die Bestrebungen Behufs der Wieder⸗ gewinnung der Segnungen des Friedens auf die richtige Bahn werden ge⸗ leitet werden, während wir davon überzeugt sind, daß die Männer, welche jetzt im Rathe des Königs sitzen, allgemeines Vertrauen genießen. Bereit zur Darbringung der Opfer, welche die Rettung des Vaterlandes noch jetzt fordern dürfte, ersuchen wir Ew. Majestät, in Königlicher Gnade diesen Aus⸗ spruch zu empfangen, welcher allein aus Liebe zum Vaterlande und aus dem Bewußtsein des Ernstes und der entscheidenden Bedeutung des Augen⸗ blickes hervorgegangen ist.« 3

Die vorstehende Adresse findet großen Anklang. Von den Un⸗

terzeichnern derselben sind zu nennen: u. A. die vertriebenen schleswigschen Beamten: Oberpräsident von Rosen, Appellations⸗ Rath Wöldike und Stempelpapierverwalter Christiansen (sämmtlich aus Flensburg). 8 Außerdem hat der in Itzehoe geborene Departements⸗Chef Kranold Die Erbitterung im eiderdänischen Lager »Faedrelandet« der

die Adresse unterzeichnet. ist so groß dadurch, daß »Dagbladet« und Adresse mit keiner Sylbe erwähnen. 6 16“

Das letztere bringt heute einen Artikel, der sich über die Furcht verbreitet, welche die Kopenhagener vor einer Invasion Seelands

überfallen hat und welche sie den Frieden herbeiwünschen ließ. Das Blatt äußert unter Anderem: 1

»So lange das Heer bei der Dannewirke stand, war man (die Kopen hagener) muthig und tapfer und kam in die heftigste Bewegung über den Zurückzug des Heeres. Als der Feind sich in Schleswig und Nordjütland ausbreitete, blieb man ungeschwächten Muthes, kaum aber war Alsen ge fallen, kaum hatte es sich gezeigt, daß der Feind im Stande war, einen schmalen Sund zu überschreiten, so sank mit einem Male der Glaube a die Sicherheit der Inseln und damit der Muth und die Freudigkeit In den Bierhäusern wurde das Todesurtheil über die niedrigen Seele gesprochen, welche den Krieg veranlaßt haben sollten, die mädchen und die Handwerkergesellen stürzten sich in die Laus der Sparkassen, um ihre Devpositen zuruͤckzunehmen, die kleinen Kapitalisten verkauften ihre Papiere nicht für Silber, sondern für Gold, da sie bei sich tragen konnten, und auch die Blätter, welche bisher Muth und Ausdauer gepredigt hatten, schlugen, der Stimmung folgend, einen anderen Ton an und riefen: sauve qui peut. Und alles das kam so schnell und

überwältigend, daß es unmöglich war, sich gegen den Strom zu stemme

und Vernunft mit einigem Nutzen zu predigen. Wer Kopenhagen wirkli kennt, hat sich natürlich hierüber nicht wundern können, denn er hat lang gewußt, daß die Hauptstadt zwar die Blume der Einsicht und Tüchtigkeit des Volkes in sich schließt, aber zugleich auch einen guten Theil seiner Hefe enthält. Das oberflächliche und genußreiche Leben in der Hauptstadt muß erschlaffend auch auf den besseren Theil der Bevölkerung wirken, so daß es ihm schwer fallen wird, eine ernste Probe zu bestehen. Und do sind wir geneigt zu glauben, daß, wenn eine wirkliche Gefahr sich präsentirt, Kopenhagen sich viel besser aufführen werde, denn dann werde die besten Kräfte in Bewegung gesetzt werden, es wird an die edelsten Ge fühle appellirt werden und die Gefahr wird stärkend und erhebend auf di Bevölkerung wirken, welche sich jetzt hat überwältigen lassen von leere Furcht und unbegründeten Einbildungen. Aber in jedem Falle hat da Erschrecken Kopenhagens die faktische Folge gehabt, ein neues Ministeriun zu schaffen. Man kann das jetzige Ministerium sehr passend das U.ae hagener« nennen, denn Kopenhagen ist es/ welches es eingesetzt hat. Da die Hauptstadt so laut und so einstimmig nach Frieden rief, so glaubte S Kajestät einen Volkswunsch zu erfüllen, wenn er die Minister entlasse, welche dem Kriege nicht hatten vorbeugen können.« 3 8 Schließlich mahnt das Blatt die Kopenhagener Bürger daran, den Frieden nicht durch Ausgebuns ihnen zugesicherten politischen und persönlichen Freiheiten zu erkaufen. New⸗York, 7. Juli. General Wilson hat den General Grant erreicht, nachdem er 1000 Mann, seinen ganzen Train und seine Artillerie eingebüßt hatte. Der Südgeneral Shelby ward in Arkansas von Carr mit einem Verluste von 500 Mann schlagen. hegg 28 Nach den letzten Berichten waren 87 Todte aus den Trümmern des in Ost⸗Kanada verunglückten Bahnzuges her⸗ vorgezogen worden und die Zahl der Verwundeten betrug 80. Es ist unmöglich, die Todten zu sdentifiziren oder eine korrekte Liste ihrer Namen zu erhalten. Die ganze Zahl der Auswanderer betrug 538;

it dem ⸗Neckar⸗ am 18. Mai von Hamburg abgefahren, waren sie 8n 27. Juni in Quebec gelandet, um sich von dort nach West⸗Ca⸗ nada zu begeben, einige wenige auch nach den westlichen F Es waren Deutsche, Skandinavier, Polen und mehrere Italiener, me st bemittelte Leute, mit Ausnahme von etwa 30 ärmeren Passagieren, reisten die übrigen am 28. per Extrazug von Quebee ab. Das Un⸗ glück geschah auf eine schreckliche Weise. Die über den Richelieu⸗ Fluß führende Zugbrücke war, weil eben ein Schleppschiff passirte, geöffnet, der Lokomotivenführer beachtete das Signal nicht, und der Zug stürzte in die Tiefe hinab, aus einer Höhe von 50 Fuß. Loko⸗ motive und Tender zerschellten, von den sechs Personenwagen theilte der erste dieses Schicksal, zwei fielen auf eine Barke und wurden da⸗ durch vor gänzlichem Untergange in den Fluthen bewahrt, die drei letzten wurden auf das Ufer geschleudert.