von besonderer Bedeutung und eingreifendem Einflusse auf den Verlauf der eigentlichen Verhandlung sein.
Belgien. Brüssel, 24. Juli. Die Wahlbewegung in Belgien ist in vollem Zuge: überall bilden sich Ausschüsse, werden Vorversammlungen gehalten, wird den Wahlkandidaten ihr Glau⸗ bensbekenntniß abgenommen. Der Plan, die 58 Abgeordneten der Linken in Pausch und Bogen wieder zu wählen, ist, wie »Köln. Ztg.⸗ meldet, aufgegeben worden.
Großbritannien und Irland. London, 23. Juli. Die Stimmung der hiesigen Wochenpresse gegen Deutschland vund namentlich gegen Preußen in Bezug auf die schleswig⸗holsteinische Frage ist im Allgemeinen noch immer eine sehr gereizte und feind⸗ selige. Am giftigsten ist der „Examiner«, welcher einen fulminanten Artikel gegen Herrn von Bismarck und einen anderen gegen das Benehmen der Preußen in Jütland losläßt. Wie es übrigens mit den geschichtlichen Kenntnissen des erwähnten Blattes bestellt ist, mag man daraus ersehen, daß es unseren jetzigen König den Ur⸗ enkel Friedrich's des Großen nennt.
1 Frankreich. Paris, 25. Juli. Die Untersuchung gegen die wegen Betheiligung an unerlaubten Gesellschaften verfolgten Advokaten und Deputirten ist nun geschlossen. Von 34 in Untersuchung Genommenen wurden 21 außer Verfolgung gesetzt und 13, worunter Carnot, Garnier⸗Pagéès, Drés, Herold, Corbon zc. auf Freitag den 5. August vor die 6. Kammer des Zuchtpolizei⸗ Gerichts vorgeladen.
Durch einen Erlaß des Finanz⸗Ministeriums wird das Publi⸗ kum benachrichtigt, daß die bis jetzt im Umlauf befindlichen Silber⸗ Münzen von 20 und von 50 Cent., welche von vielen Personen jetzt schon zurückgewiesen wurden, bis zu einem gewissen noch festzu⸗ stellenden Zeitpunkte vor der Emission der neuen 20 und 50 Centi⸗ messtücke ihre volle gesetzliche Gültigkeit behalten und überall ange⸗ nommen werden müssen. Das Finanz⸗Ministerium wird in ange⸗
b Weise diesen Zeitpunkt vorher zur allgemeinen Kenntniß bringen.
— 26. Juli. »Wolffs Büreau⸗ meldet: Der heutige »Moni⸗ teur« zeigt an, daß Besehl zur Ausrüstung der Schiffe, die für den Transport der Truppen, welche Mexiko verlassen sollen, nöthig sind, ertheilt ist. Die Schiffe sollen in den ersten Tagen des Mo⸗ nats August nach Mexiko gehen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 22 Ili.
Am 19. Juli verschied nach zehntägiger Krankheit der General⸗Adju⸗ tant, General der Kavallerie und Mitglied des Seichsraths Michael Grigorjewitsch Chomutow.
1 — 23. Juli. Der »Russische Invalide⸗ bringt nähere Einzel⸗
heiten über die in Kasan entdeckte Polenverschwörung. Diese Verschwörung war schon im Winter v. ꝛJ. angestiftet und ihre Fäden bis zum Mai über einen großen Theil der inneren russischen
Gouvernements ausgebreitet. Sie stand in unmittelbarer Verbin⸗ dung mit dem polnischen Aufstande und bezweckte, als Diversion für denselben im Innern Rußlands und namentlich längs der Wolga und Oka, einen allgemeinen Bauernaufstand hervorzurufen. Die Anstifter und Leiter der Verschwörung waren in Kasan: der Stabs⸗Capitain Iwanicki, der Lieutenant Mroczek unb der Unter⸗ Lieutenant Stankiewicz, alle drei im russischen aktiven Militairdienst stehende Polen. Dieselben unterhielten einen fortwährenden Ver⸗ kehr mit dem damaligen Warschauer Central⸗Comité, der durch Agenten des letzteren, namentlich durch einen gewissen Czer⸗ niak, der im Winter 1863 wiederholt Reisen im Innern Rußlands bis Kasan machte, vermittelt wurde. Verbreitung ge⸗ wann die Verschwörung unter den in Kasan und anderen russischen Städten ansässigen oder internirten Polen und zum Theil auch unter der russischen Universitätsjugend. Im April erließen die ge⸗ nannten drei Leiter ein mit der Unterschrift und dem Siegel des Kaisers versehenes Manifest, in welchem jedem Russen ohne Unter⸗ schied des Standes völlige Freiheit, den Bauern Grundeigenthum, den Soldaten Entlassung in die Heimath und Landdotirung aus den Staatsdomainen, ferner Aufhebung des Obrok (Abgabe der Leibeigenen an ihre Herren) und der Rekrutirung, Wahl der Gouvernements⸗ und Kreis⸗Chefs durch das Volk, ver⸗ sprochen und die Bevölkerung aufgefordert wurde, gegen alle Behörden, welche der Ausführung dieses Kaiserlichen Manifestes sich widersetzen würden, mit bewaffneter Hand sich zu er⸗ heben. Dies scheinbar vom Kaiser erlassene Manifest wurde im April und Mai v. J. von zahlreichen polnischen Agenten, nament⸗ lich von Rowicki, Göosciewicz, Majewski, Olechnowicz, Czerniac, welche Mitglieder der Verschwörung waren, im Kasanschen und den benach⸗ barten Gouvernements bis Moskau hin überall unter der städtischen und ländlichen Bevpölkerung verbreitet, hatte aber keine Wirkung. Die genannten Agenten im Mat schon wurden v. J. verhafte. Nach dem im Mai festgestellten Plan der Verschworenen sollte der Aufstand in Kasan bei Ankunft eines Transportes polni⸗ nischer Gefangenen zum Ausbruch gelangen; es sollte mit Hülfe derselben und der übrigen in Kasan internirten Polen, so wie eines
aus Moskau erwarteten Zuzuges von 100 Mann, das Zeugha
weggenommen, sodann ein Angriff auf die Kaserne gemacht 68 nach Wegnahme der Stadt nach Perm, Wjätka und Isbewbk b waffnete Parteigängerschaaren entsendet werden. Durch rechtzeitig Entdeckung und Verhaftung der Verschworenen wurde die Ausfüi⸗ mhes b vereitelt. Die Antersuchung hat sich bis Mite origen Monats hingezogen, wo die Strafurtheile 1
fort vollstreckt 89 885 cFecn hatec
Aus Finnland wird der »N. P.⸗ geschrieben, daß im Sep.
tember in Helsingfors eine »Normalschule« eröffnet werden soll, um Lehrer für die Lehranstalten des Landes zu bilden. Zu ihrer Unter- haltung sind 25,000 Mark jährlich angesetzt, und soll dieselbe vor⸗ läufig aus einem vorbereitenden und einem praktischen Kursus be⸗ stehen. Als Leiter derselben werden Lektor Bergroth, Rektor Melan⸗ der und Mag. Lindequist genannt. Alle drei waren auf Kosten des Staates ins Ausland geschickt worden, um sich über ähnliche Bil. dungs⸗Anstalten daselbst genau zu belehren.
Aus dem Königreiche Polen, 19. Juli. Der »Pos. Z..
wird geschrieben: »Die Idee, daß die im Königreich Polen befind. lichen zahlreichen Klöster aufgehoben E1I 9 bereits vor drei Jahren aufgetaucht, und im März 1861 die Sache schon in einer Reichsrathssitzung zur Sprache gekommen, vom Kaiser aber verworfen worden. Jetzt, nachdem fast sämmtliche Klöster mehr oder weniger an dem Aufstande sich nicht nur betheiligt, sondern viele derselben als Schlupfwinkel für die von der Regierung Verfolgten und sogar als Heerde der Machinationen gedient haben, soll die Auf⸗ hebung der Klöster aufs Neue angeregt und zum Beschlusse gelangt sein. Damit aber auch in dieser durchaus nothwendigen Maßregel dir Absichten des Kaisers für Polens Bevölkerung ersichtlich werden, sollen die Klöster und deren Vermögen nur im Interesse der Volksbildung
verwendet werden. Man will daher vorerst, nachdem die mit den
Klöstern verbundenen Kirchen in ihrer Existenz gesichert sein wer⸗ den, die Klostergebäude zu öII181 88 8 Volk schulgebäuden, so weit sie ausreichen, benutzen. Das beyweegliche und unbewegliche Vermögen soll zur Bildung eines General⸗ Fonds dienen, aus dessen Revenüen die Einrichtung und Unter⸗ haltung der Schulen, Besoldung der Lehrer und andere auf die Schulen bezügliche Ausgaben bestritten werden sollen, damit die Gemeinden mit Beiträgen womöglich ganz verschont bleiben und nur dann herangezogen werden, wenn diese Fonds nicht ausreichen sollten. Die Mönche sollen soweit nicht etwa moralische Anstöße entgegenstehen, einstweilen als Lehrer für die zu etablirenden Volksschul⸗Anstalten ver⸗ wendetwerden; dadurch wird nicht nur dem gänzlichen Mangel an Lehr⸗ kräften augenblicklich abgeholfen, sondern es werden auch bedeutende Er⸗ sparnisse für den Schulfonds insofern erwachsen, als die gegenwärtigen Mönche bis zu ihrem Lebensende doch irgendwie unterhalten werden müßten. Die Regierung wird auf diese Weise in den Stand gesetzt, mit Organisirung des Volksbildungswesens sofort vorgehen zu können, ohne von den betreffenden Gemeinden und Schulverbänden großte Opfer fordern zu müssen. Da von der Säcularisation alle die Klöster ausgenommen sein sollen, welche irgend einem allgemeinen wohlthätigen Zwecke, der Krankenpflege, der Bildung der Jugend u. s. w. dienen, so ist der vernünftige Theil der Bevölkerung mit der in Aussicht stehenden Maßregel vollkommen einverstanden. Die aus der Einziehung des Vermögens der Klöster erwachsende Masse vasse gie “ - viele derselben reich sind und auch e die sogenannten Bettelklöster zum Theil re — dhetahteglheüct. ster z 9 cht ansehnliches Be
Demselben Blatte wird ferner geschrieben: »So wie fast immer Verarmung, Seuchen und Elend aller Art das traurige Gefolge des Krieges sind, so fehlt auch fast nie einer niedergeworfenen Revo⸗ lution der Nachtrab von kleinen oder größeren Räuberbanden. So ziehen auch jetzt zahlreiche Strolche von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf in Polen herum und machen die Straßen unsicher. Wie man hört, wird eine Menge Raubanfälle und Diebereien in Polen ausgeführt und die polnischen Einwohner, die noch vor Kur⸗ zem mit Widerwillen das Vorhandensein des russischen Militairs be⸗ trachteten, fangen jetzt an in seinem längeren Verbleiben eine Wohl⸗ that zu sehen. Das Militair macht sich in dieser Beziehung jett vielfach um die Einwohner verdient, und dies ist das beste Mittel, das eine gegenseitige Versöhnung herbeiführen wird“..
neter Bedeutung.
Gestern, schreibt man der »Weser⸗Ztg.« sind die wenigen deut⸗ schen Kriegsgefangenen, welche im Laufe des letzten Monatzs theils aus Jütland, theils von der Insel Alsen herüberkamen, in die Gegend des kleinen Belts transportirt worden, um ausgetauscht zu werden. Die 7 Sylter Patrioten dagegen, welche der Capitain⸗ Lieutenant Hammer seiner Zeit aufgreifen und hierher schleppen ließ befinden sich noch immer auf der naheliegenden Citadelle Fredricks⸗ 868 1 jeder von ihnen ein sogenanntes kleines Offizierzimmer
Zahlreiche Kriegsschiffe sind jetzt aus verschiedener Richtung auf die hiesige Rhede zurückgekehrt, darunter die Panzer⸗Korvette (früher Linienschiff) »Dannebrog⸗.
In der letzteren Zeit sind mehrere Adressen an den König
eingegangen. Am Schlusse des vorigen Monats ist eine im Ja⸗
nuar d. J. in Skanderborg angenommene Adresse mit 3306 Unter⸗
schriften aus 80 Kirchspielen abgesandt, worin namentlich dagegen protestirt wird, daß die Bevölkerung der Hauptstadt und einige Städte Kommunal ⸗Verwaltungen auftreten, als wären sie eine politische Repräsentation des ganzen Landes. — Die Anfangs vorigen Monats in Kopenhagen im Umlauf gesetzte Adresse von 35 Kopenhagener Bürgern in eiderdänischem Sinne hat 3806 Unterschriften erhalten. Ein Abdruck dieser Adresse ist bereits am 2. Juli dem Kabinets⸗Secretair des Königs mit dem Gesuch um eine Audienz überreicht. Ein offtzielle Antwort hierauf ist nicht erfolgt und ist daher die Adresse selbst mit deren Unter⸗ schriften jetzt dem Kabinets⸗Secretair zur weiteren Beförderung über⸗
sandt worden. — Einem Briefe der »Köln. Ztg.⸗ entnehmen wir folgende Schilderung der Zeitungspresse:
„Welches von den hiesigen Blättern die Spitze der künftigen Partei führen wird, ist bis zur Stunde ungewiß und ein Frage, welche die Kaffee⸗ haus⸗Politiker lebhaft beschäftigt. »Berlingske Tidende« und »Flyveposten«, das sind die Kandidaten für diesen Rennkampf. Ersteres war bekanntlich immer Organ der Regierungspartei, letzteres trägt eine sogar reactionair ge⸗ scholtene Farbe. Der Mohr »Faedrelandet« kann gehen, er hat seine Schul⸗ digkeit gethan. Auch hinter »Dagbladet“ steht ein großes Zukunfts⸗Frage⸗ zeichen. Und alle die kleinen Trabanten der politischen Sterne, Telegraphen, Kronen reactionaires Winkelblatt, »Folkebladet« und «Folks Avis, — »Alles für und lediglich durch das Volk« ist ihr Programm — die sich vom Wiederkauen der Brosamen von der hohen Herren Tischen nähren, was wird ihr Brod sein? Diese Winkelpresse ist hier übrigens in der That abscheulich. Sie arbeitet mit schmutzigen Händen und würde einen politischen Pöbel bilden, wenn er nicht da wäre. „»Folkets Nisse« ist ein Witzblatt, das seine Gegner nicht mit Nesseln oder mit dem Wespenstachel sticht, sondern sie mit faulen Eiern bewirft. Das in der Flugblätter⸗Literatur so fruchtbare Berlin, wo man besonders 1848 sich vor den überall aufschießenden Schwämmen dieser Gattung kaum sichern konnte, ist arm gegen diese in Prosa und Verse gefaßte Schandmäuligkeit. Wir haben gestern der Kuriosität wegen uns in den Besitz einer kleinen Sammlung von 100 Exemplaren gebracht, können uns aber bei Weitem nicht schmeicheln, sie komplet zu nennen. Wer konsumirt all diese Unver⸗
daulichkeit? Nun, was Kopenhagen nicht herunterbringt, muß wohl das andere Land verschlucken. Eine Provinzialpresse kann so gut wie gar nicht aufkommen. Sie würde von den hiesigen Alleinseligmachern in der Geburt ekrasirt werden. Die illustrirten Blaͤtter sind nicht viel, weder dem Text noch der Ausstattung nach werth.«
Schweden und Norwegen. Nach einer Mittheilung in der »Malmö Snällpost« gedenkt der König von Schweden einen kurzen Besuch auf Beckaskog zu machen. Derselbe wird am 28. Juli Stockholm verlassen, über Jönköping und Heßleholm nach Beckaskog gehen. Der dortige Aufenthalt wird bis zum 3. August dauern.
Amerika. Brasilien. Einem Briefe aus Theresopolis ent⸗ nimmt die ⸗Mekl. Z.“ folgende Mittheilung: „Das in den Zeitungen so verlockend offerirte billige Ackerland ist noch wüster Urboden, nichts als riesenhafte Waldungen. Das Holz kann nicht verwerthet, son⸗ dern muß zur möglichst schnellen Urbarmachung verbrannt werden. Mit dem Kultiviren des Landes vergehen jedoch je nach der Größe des dem Ausgewanderten angewiesenen Grundstücks ungefähr 2 bis 3 Jahre, nach welcher Zeit das Resultat noch keineswegs so befrie⸗ digend ist, daß es die aufgegangenen Kosten deckt. Wenn nun der Verdienst für den Landmann immerhin ein ziemlich hoher ist, so sind doch wieder die nothwendigen Unterhaltungskosten so enorm theuer, daß es dem seiner Mittel beraubten Ausgewanderten trotz aller Arbeit und Mühe nicht möglich gemacht werden kann, die Summe zur Rückreise zu ersparen. Ebenso traurig sieht es in anderer Beziehung aus; die Kranken sind z. B. ohne Hülfe, indem nur ein Arzt die Kolonie alle 8 Wochen besucht und alsdann in der Regel zu spät kommt.⸗
Buenos⸗Ayres, 14. Juni. Das schroffe Auftreten der spanischen Regierung gegen Peru versetzt auch hier das ganze Volk in die höchste Aufregung. Namentlich ist es der Ausdruck des Admirals Pinzon von „dem Waffenstillstand von 45 Jahren⸗, der Alles entrüstet, indem er die ganze Selbstständigkeit der ehemals spanischen Kolonieen in Frage stellt. Es haben hier die alten Führer aus den Befreiungskriegen die Agitation in die Hand genommen und ein Meeeting folgt dem andern. Alle Parteizwistigkeiten haben aufgehört. Das wichtigste Resultat dieser Aufregung ist jedoch die Reise unseres Ministers nach Montevideo. Die argentinische Repu⸗ blik hat in letzter Zeit ihre Verbindungen mit Uruguay abgebrochen. Angesichts der von Spanien drohenden Gefahr beeilt sich die hiesige RNegierung, diese Spannung zu beseitigen, indem sie gleichzeitig die Hand bietet, um zwischen der Regierung zu Montevideo und ihrem Bekämpfer Flores einen Frieden zu vermitteln. Der englische und der brasilianische Gesandte unterstützen sie in diesem Bestreben, und
es finden gegenwärtig (wie bereits in Nr. 171 gemeldet) bezügliche Konferenzen in Montevideo statt, die, wie man hofft, zu gutem Ende führen werden.
Afrika. Alegandrien, 10. Juli. Wie der »Frankf. Post⸗
Zeitung⸗ geschrieben wird, nimmt die Baumwollkultur in Aegypten
einen ungeheuern Aufschwung; der Vicekönig soll in diesem Jahre aus diesem Kulturzweige einen Gewinn von mehr als einer Million ziehen. Um die Baumwolle zu bezahlen, überschwemmen die Eng⸗ Die Stadt Suez nimmt in Folge des Vorschreitens des Kanals ungemein zu; dies wäre überhaupt mit Handel und Geschäften der Fall, wenn erst der Fellah sein Mißtrauen aufgeben und auf die Gewohnheit ver- zichten würde, das Geld, welches er als Erlös für seine Ernte er⸗
länder Aegypten mit ihren Eisenprodukten.
hält, sofort zu vergraben. Um sein Wohlhaben zu verbergen, leiht er lieber Geld zu 2 und 3 Prozent per⸗ Monat.. .. Das Befürf⸗ niß nach Baumwolle führt nach Aegypten sehr große Summen, aber der Fellah vergräbt sie fort und fort und so verschwinden sie aus dem Verkehr.
Tunis. Eine Depesche aus Bona vom 21. Juli meldet, daß das von dem Bey von Tunis gegen die Rebellen gesandte Truppen- Corps sich gezwungen gesehen hat, sich nach der Hauptstadt zurück⸗
zuzichen, nachdem es ziemlich weit ins Innere des Landes vorgerückt
war. Das Armee⸗Corps hat kein Gefecht geliefert, aber die Rebellen machten es ihm unmöglich, sich zu verproviantiren, und deshalb mußte es sich zurückziehen, weil es zu befürchten hatte, daß es ihm ganz an Lebensmitteln fehlen werde.
— Von dem berühmtesten aller Königsberger, dem „großen Weltweisen J. Kant in Europa«, wie Jemand bei seinen Lebzeiten an ihn adressirte, soll das einzig getroffene Portrait, das von Vernet (dem Vater) in Königs⸗ berg auf seiner Durchreise nach Petersburg gemalte sein, wovon eine Kopie in Königsberg, das Original jetzt im Besitz des Dr. Jachmann in Elbing sich befindet. Wie die »Königsb. Ztg.« berichtet, hat Dr. Jachmann das Original durch Photographie vervielfaͤltigen lassen, das käuflich zu haben ist und sehr gut ausgeführt sein soll.
— Von dem Professor Camphausen, welcher bekanntlich auf höhere Veranlassung den Kriegsschauplatz in Schleswig⸗Holstein besuchte, ist in der permanenten Kunstausstellung bei Schulte in Düsseldorf ein Bild zur Aus⸗ stellung gelangt, das nach der »„Elbf. Ztg.« viel Kolorit und eine überaus feine Charakteristik des Soldatischen haben soll. Es stellt das Innere einer eroberten Düppeler Schanze vor. Eine halb zertrümmerte Holzbaracke ist kaum als solche noch in dem Bilde der Zerstörung zu erkennen. Eisen⸗ munition, aufgewühlte Erde, demontirte Kanonen liegen umher. Einzelne Soldaten, ein Gardist, ein Artillerist und ein 35er, bilden eine lebenspo Gruppe inmitten dieser Zerstörung. Der 35er ist beschäftigt, auf der Trom⸗ mel zu schreiben.
— Der kostbare Reliquienschrein der heil. drei Könige in Cöͤln ist für die Zeit der Feier nahe der Stelle, wo sonst die Orgel stand, im Chore aufgestellt, und kurz davor wird der neue, von Bildhauer Stephan nach der Zeichnung des Dom⸗Baumeisters Voigtel aus Holz geschnitzte Pfarr⸗Altar seine Stelle finden; zu beiden Seiten desselben erstreckt sich jetzt der Chor⸗Abschluß bis an die beiden öͤstlichen Säulen der Kreuzvierung.
— Das in Güstrow zu errichtende Denkmal für die freiwil⸗ ligen Jäger in den Jahren 1813, 14 und 15 ist durch unermüdliches Bestreben des Kommissionsraths Grimmer daselbst ins Leben gerufen, nachdem Graf Schlieffen⸗Schlieffensberg die erste Veranlassung zur Er⸗ richtung eines solchen Monuments gegeben hatte. Der ganze Entwurf ist vom Herrn Hof⸗Baurath Willebrand in Schwerin, welcher die Ober⸗ leitung über das Denkmal übernommen hat. Es stellt eine 50 Fuß hohe Säule (mit Trophäen) dar, an deren Sockel 4 Figuren stehen, welche auf den Kampf Bezug haben. Die eine Figur stellt den Krieg, die andere den Sieg, die dritte den Frieden, die vierte die Trauer um die Gefallenen dar. Außerdem gehoͤren dazu 2 Reliefs, die den Auszug der freiwilligen Jäger und die siegreiche Rückkehr derselben darstellen; jedes Relief ist 5 Fuß lang und 3 Fuß hoch. Ueber dem Sockel an der Säule werden die beiden großen Medaillon⸗Portraits des Großherzogs Friedrich Franz I. und des jetzt regierenden Großherzogs angebracht. Alle Skulpturarbeiten werden von dem Bildhauer Herrn Wiese in Schwerin modellirt und die Reliefs, so wie die Medaillons von Herrn F. Burmeister hierselbst galvanoplastisch in star⸗ kem Kupferniederschlag angefertigt. Die Säule und die Figuren werden in der Kunstgießerei des Grafen Einsiedel zu Lauchhammer am Harze in Eisen gegossen, und soll das Denkmal im Mai oder Juni k. J. in Guͤüstrow aufgestellt werden. Die Figuren, künstlerisch ausgeführt, sind bereits voll⸗ endet und nach Lauchhammer geschickt. Das eine Relief, darstellend den Auszug der freiwilligen Jäger unter Anführung des Grafen von Osten⸗ Sacken, hat ebenfalls seine Vollendung erreicht. Man erblickt darauf das Güstrower Schloß und die Pfarrkirche im Hintergrunde, Graf Osten⸗Sacken in der Mitte, umgeben von den Gruppen der in den Kampf ziehenden, zum Theil noch von den Ihrigen Abschied nehmenden Krieger.
— Aus Elsfleth meldet man, daß das dort vor einigen Jahren dem Herzoge von Braunschweig⸗Oels und seiner schwarzen Schaar er⸗ richtete Denkmal in Gefahr schwebt, öffentlich verauctionirt zu werden. Errichtet durch freiwillige Beiträge, sind doch die Kosten des Denkmals nicht ganz dadurch gedeckt worden, und stehen die noch unbefriedigten Lieferanten des Baumaterials im Begriff, das Monument behufs Deckung ihrer Forde⸗ rungen unter den Auctionshammer zu bringen.
— Zu den in letzterer Zeit in der Gegend von Göttingen gemachten Funden von Gerippen und alten Münzen kommt ein neuer Fund von einigen Bracteaten, welche unweit der Luther zwischen dem Steingeröll der nach Döppelshausen führenden Schlucht entdeckt wurden. Es sind drei silberne Hohlmünzen von der Größe eines Zweigroschenstücks und sehr 9
abgegriffenen Gepräge, zugleich aber sind diese Münzen so frei on Stock⸗