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cch Thüringen, der Sohn des Kaisers, Alexis, nach Schwalbach abgereist. Die beiden jungen Großfürsten Nikolaus und Alexis werden zu Ende der nächsten Woche in Travemünde woselbst das russische Uebungs⸗Geschwader inzwischen verbleibt.
Hessen. Darmstadt, 29. Juli. Die Zweite Kammerfuhr heute in der wiederholten Berathung des Budgets fort und erledigte die Hauptabtheilung XI. im Ressort des Ministeriums der Finanzen. Die Kammer beharrte theils, den Ausschußanträgen entsprechend und meist ohne Diskussion, auf ihren früheren Beschlüssen, theils schloß sie sich in einzelnen Fällen den Beschlüssen der ersten Kammer an. So beharrte die Kammer auf ihren Beschlüssen wegen Ver⸗ minderung der Zahl der Forstmeister⸗ und Oberförsterstellen. Das⸗ selbe gilt bezüglich des Ersuchens an die Regierung, „mit den be⸗ nachbarten Regierungen ins Benehmen zu treten, um eine gemein⸗ schaftliche Münzanstalt zu schaffen, und hierdurch die desfallsigen Kosten zu vermindern.“ Eine Aenderung des Gewerbsteuer⸗Tarifs wurde dahin genehmigt, daß Maschinen, welche die Stelle von Ge⸗ werbsgehülfen vertreten, nach Maßgabe ihrer Leistungsfähigkeit ebenso besteuert werden sollen, als ob statt der mechanischen menschliche Arbeitskräfte thätig wären.
. Frankfurt a. M., 30. Juli. Die »Kass. Ztg.“ bestätigt, Kurfürstlichen Ministeriums des Innern
daß durch einen Beschluß „die in Frankfurt erscheinende, von dem Frachtfuhrmann Fr. Ducat „Religiöse Reform⸗ auf Grund
daselbst herausgegebene Zeitschrift: des §. 16 der Verordnung vom 19. Dezember 1854 für den Um⸗
fang des Kurstaates verboten worden ist.« 8 Bundestagssitzung vom 28. Juli. Offizielle Mittheilung. Nachdem mehrere Berichte der Bundeskommissäre und des Höchstkommandirenden der Bundestruppen in Holstein, ins⸗ sondere über die jüngsten Vorgänge in Rendsburg verlesen und an die vereinigten Ausschüsse verwiesen worden waren, machte der Königlich preußische Gesandte über jene Vorgänge Mit⸗ theilungen, aus denen er die Hofsnung ableitete, daß darin befrie⸗ digende Aufklärungen gefunden werden möchten. Der Königlich sächsische Gesandte gab ebenfalls eine Erklärung seiner Regierung ab, welche das Interesse des Bundes an jenen Vorgängen berührte, und folgte sodann der Königlich hannoversche Ge⸗ sandte mit einer die thatsächliche Darstellung der Rendsburger Exzesse betreffenden Mittheilung. Sämmtliche Erklärungen wurden den vereinigten Ausschüssen zugewiesen. Außerdem beschäftigte sich die Bundesversammlung mit der Einladung des schweizerischen Bun⸗ desrathes zu einem in Genf ab zuhaltenden Kongreß behufs Vereinbarung von Grundsätzen in Betreff der Pflege von im Kriege Verwundeten, und beschloß den Zweck der Einladung in der Art zu fördern, daß sie den deutschen Bundesregierungen die Betheiligung an dem projektirten Kongreß anheimgiebt, so wie diejenigen Regie⸗ rungen, welche sich dabei durch besondere Abgeordnete vertreten zu lassen beabsichtigen, ersucht, ihr seiner Zeit von den Resultaten der fraglichen Verhandlungen Mittheilung zu machen, und das Schrei⸗ ben des schweizerischen Bundesrathes im Sinne dieses Beschlusses zu beantworten. ser Nassau. Wiesbaden, 30. Juli. Die zweite Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung mit 16 gegen 7 Stimmen beschlossen, die Wahl des Abgeordneten Bürgermeisters Fuchs von Caub für den Bezirk Rüdesheim⸗St. Goarshausen zu beanstanden, den genannten Abgeordneten vorläufig von der Theilnahme an den Geschäften aus⸗ zuschließen und den Gegenstand zur ferneren Untersuchung an einen besonderen Ausschuß zu verweisen. (Fkf. J.)
1 Bayern. München, 30. Juli. »Wolff'’s Tel. Büreau« meldet:
Wie bestimmt versichert wird, sind die Entlassungsgesuche des Justiz⸗ ministers Mulzer und des Kultusministers Zwehl vom Könige
angenommen und der Ober⸗Staatsanwalt und Landtags⸗Abgeord⸗ nete Bomhard zum Justizminister, der Regierungs⸗Präsident von
Ober⸗Franken, Koch, zum Kultusminister ernannt worden.
Die »Bayrische Ztg.“ schreibt: »Nach einem Zeitungsartikel, welcher, wenn wir nicht irren, jüngst in der »Weser⸗Ztg.⸗ gestan⸗ den, soll Se. Majestät unser König beabsichtigen, »Sich auf längere Zeit von allen Regierungshandlungen zurückzuziehen, um während einiger Jahre im strengsten Inkognitio Europa zu bereisen. Inzwischen würde eine Reichsregentschaft unter dem Vorsitze des Prinzen Luitpold Königliche Hoheit die Regierung führen.« Wir übergehen die An⸗ hängsel, welche man an besagte Zeitungsnachricht knüpft, und wollen zur Hauptsache, auf die beste Information gestützt, nur einfach be⸗ merken, daß fragliches Gerede aller und jeder Begründung entbehrt.«
Oesterreich. Wien, 29. Juli. In Preßsach ügli Hesterreich. 1— hen bezüglich des Militairs ist eine Verordnung vom 11. Juli erschienen, wee. besthsn⸗ wird: 8
as für einige Klassen der zur Militairgerichtsbarkeit gehörigen Per⸗ sonen bestehende besondere Verbot, politische Artikel in perissischen 15 schriften einzuschalten, oder militairische Angelegenheiten mittelst der Presse überhaupt in einer Weise zu besprechen, welche gegen die Dis⸗ ziplin, den militairischen Geist, oder die Militairstandespflichten ver⸗ stößt, bleibt fortan in Wirksamkeit. Artikel III. verordnet: 1) Die Herausgabe oder Betheiligung an der Redaction einer cautionspflich⸗
Sohne Nicolaus .
—
116 mit Pässen nach Italien versehen worden.
v“ tigen periodischen Druckschrift ist allen Offizieren do als pensionirten und mit Beibehalt * buabe. ’ so wie auch allen anderen in Militairdiensten stehenden, oder bei ie Armeeverwaltung angestellten Personen gänzlich untersagt. 2) Renath Handelnde sind mit Arrest von einem bis zu drei Monaten zu bestr 8 Bei erschwerenden Umständen oder im Wiederholungsfalle ist der Aäreffa verschärfen. Ofsiziere und Beamte, so wie unobligate Militairpersonen 8 nebstdem mit der Entlassung, Unteroffiziere aber mit der Degradirun 8 bestrafen. 3) Andere zu den vorangefuͤhrten Kategorieen nicht Sabre . jedoch der Militairgerichtsbarkeit unterstehende Personen haben, eine periodische cautionspflichtige Druckschrift herauszugeben beabsichti 6 die in dem §. 10 des Preßgesetzes vorgeschriebene Anzeige unter Beah achtung der im Preßgesetze angeführten Bestimmungen an die Staatsan. waltschaft und die landesfürstliche Sicherheitsbehörde des Bezirkes, in 1eeh. der Ort der Herausgabe gelegen ist, zu erstatten, gleichzeitig aber des das Kriegsministerium in die Kenntniß zu setzen. 4) Zur Herausgabe 8 Redaction einer nicht cautionspflichtigen periodischen Druckschrift haben M. litairpersonen des streitbaren Standes, so lange sie in aktiver Dienstleistun stehen, die Bewilligung durch ihre vorgesetzte Militairbehörde bei dem Krieg. ministerium anzusuchen, und erst, wenn sie diese erwirkt haben, die best. sichtigte Herausgabe bei den Behörden zur Anzeige zu bringen. 5) Al anderen, unter Militairgerichtsbarkeit stehenden Personen haben si bezüglich der Herausgabe oder Redaction nicht cautionspflichtiger periodischer Druckschriften nach den vorhergehenden Bestimmungen dieser vr ordnung zu benehmen. Artikel X. bestimmt, daß auch Personen, welche * Militairgerichtsbarkeit unterstehen, Berichtigungen von Thatsachen einrückm zu lassen berechtigt sind, insofern der Inhalt der Berichtigung nicht gegen die Vorschrift des Artikels J. dieser Verordnung verstößt. Doch haben Truppenkörper und jene Militairpersonen, welche den Offizierscharakte bekleiden, alle anderen aber, so lange sie in aktiver Militairdienstleistun stehen, unter Beilegung des Artikels, den sie berichtigen wollen, 2 des Wortlauts der beabsichtigten Berichtigung hierzu, die Bewilligung bei dem betreffenden kommandirenden General anzusuchen. Bezüglich 8 Strafverfahrens verfügt Artikel IJ. Die Strafgewalt und das Strafverfahre in Preßsachen steht vom Tage der Kundmachung dieser Verordnung in Ansehung der unter Militairgerichtsbarkeit befindlichen Personen in alln Fällen, daher auch dann, wenn es sich nur um Uebertretungen handel welche durch Außerachtlassung der Vorschriften zur Aufrechthaltung de “ ““ 1“ wurden, nur den Gerichten, und zwanm irgerichten zu, w in Strafse iche Geri w zu, welche in Strafsachen die ordentliche Gerichtbarket Schweiz. Bern, 25., Juli. 8. April bis zum 20. Juli d. J. kommen.
IaAabe 58. sind vom 431 po nische Flüchtlinge ange⸗ Von diesen sind 238 in andere Kantone vertheilt 1 Aufenthalt in Züri selbst haben nur 64 genommen, von denen sich 22 8 5 8 verwundet in Verpflegung befinden. Was den Plan der Gründung eines polnischen Invalidenhauses in Zürich betrifft, so widd derselbe wirklich zur Ausführung gelangen. Dem Aufrufe der pol⸗ nischen Nationalagentur in Zürich an die polnischen Künstler, zu diesem Zweck ein Nationalalbum herauszugeben, ist nun auch ein
schweizerischer Aufruf gefolgt, dessen erster Unterzeichner Professan
Munzinger in Bern ist.
“ “ 8 . . “ 1r Großbritannien und Irland. London, 29. Heute Nachmittag um 23 Uhr nahmen im Oberhause die Kom⸗ missare welche damit beauftragt waren, das Parlament zu proro⸗ giren, ihre Plätze ein und der Lord⸗Kanzler verlas eine Königliche Botschaft, welche ihrem wesentlichen Inhalte nach bereits telegraphisc angezeigt ist 1 Vollständig lautete sie: e»xMylords und meine Herren! Auf Befehl Ihrer Maje ät entheben wir Sie Ihrer weiteren Anwesenheit im Parlamente feteltss Eetst Fönse 8. g1hd Zah Iörer Veaegtate. ne eta des Eifers und - Sie während der jetzt zu Ende gehenden S lamentes Ihre Pflichten erfüllt hcben Kenee W 6 Auf Befehl Ihrer Majestät setzen wir Sie davon in Kenntniß) aß sie sehr bedauert, daß die von ihr in Gemeinschaft mit dem Kaiset der Franzosen, dem Kaiser von Rußland und dem Könige von Schweden gemachten Anstrengungen, eine Versöhnung zwischen den deutschen Fechtn ins. dem Fehge 78 Faeg herbeizuführen, nicht mit gekrönt worden ind, und daß die wä — rhand⸗ lungen eingestellten Feindseligkeiten 8 C14“
ten angeknüpften Unterhandlungen den bieneas Sveegh 1u“
achdem hre Majestät sich an die Mächte gewan velche kontrahirende Parteien des Vertrages “ 8b 88 8e 1 sch Republik unter das Protektorat Großbritanniens gestellt wurde, und nachdem sie deren Einwilligung in die Einverleibung jener Republik in das Königreich Griechenland erlangt hatte, und nachdem von den Stän⸗ den der ionischen Republik darein gewilligt worden war, ist die Republit der sieben Inseln förmlich mit dem Koͤnigreiche Griechenland vereinigt Beebi hes a e veba; ift 8. Zuversich daß diese Vereinigung zur
m Gedeihen alle ertha Majestät des Köni n en⸗ N.ee e 9 r Unterthanen Sr. Majestät des Königs Ihrer Majestät Beziehungen zum Kaiser von Chi wie vor freundlicher Natur 5 s Haadi ihrer eee aa 8 inesischen Reiche ist im Steigen begriffen.
Im Einvernehmen mit dem Kaiser von Oesterreich, dem Kaiser der Franzosen, dem Könige von Preußen und dem Kaiser von Rußland hat Ihre Majestät sich bemüht, eine gütliche Ausgleichung der Mißhelligkeiten zuwege zu bringen, die zwischen dem Hospodaren von Moldau⸗ Walachien und seinem Oberherrn, dem Sultan, ausgebrochen sind.
im Norden Europas
gen wieder aufgenommen wurden. Ihre Majestät vertraut jedoch darauf, daß die zwischen den kriegführenden mFg
8 † ½
2 Bürgerkrieg in
üund würde sich freuen, E Theilen zu Stande käme. uns, Ihnen ihre warme Erkenntlichkeit auszudrücken für die reichlichen
g Behufs der dauernden Befestigung der Bauwerften und Arsenale
bemerkt,
an Ihrer ihrer
4
8 12
genden Worten:
man daraus den Schluß ziehen,
in zu sichtlicher
Ihnen anzeigen zu können, daß diese Ihre Majestät beklagt es tief, daß der Amerika nicht zu Ende ist. Ihre Majestät wird eine Neutralität zwischen den Kriegführenden zu beobachten fortfahren wenn eine freundliche Aussohnung zwischen den
Gemeinen! Ihre Majestät befiehlt
Ihre Majestät hat die Befriedigung, emühung erfolgreich gewesen ist.
strenge
Hause der
»Meine Herren vom
für den Dienst des gegenwärtigen Jahres und
Ihrer Mylords und meine Herren! Ihre Majestät hat mit Befriedigung daß der
b durch den nordamerikanischen Bürgerkrieg in einigen der Fabrikbezirke verursachte
Nothstand sich bedeutend gemindert hat, und Ihre Majestät giebt sich der Zuversicht hin, daß größere Quan⸗ jitäten des Rohstoffes für die Industrie sich aus Ländern werden herbei⸗ schaffen lassen, welche ihn bisher nur in dürftigem Maße geliefert haben. Die Empörung gewisser Stämme in Neuseeland ist noch nicht unter⸗ drückt, aber es gereicht Ihrer Majestät zur Befriedigung, zu wissen, daß ein großer Theil der eingebornen Bevölkerung jener Eilande sich dieser Empörung nicht betheiligt hat. Sehr erfreulich ist
Majestät, zu beobachten, wie rasch sich die Hülfsquellen ostindischen Besitzungen entwickeln,
und welche allgemeine Zu⸗ unter der Bevoͤlkerung jener ausgedehnten und weiten
Lande herrscht. Ihre Majestät hat vielen gemeinnützigen Maßregeln, welche die Frucht Ihrer Arbeiten in der jetzt schließenden Session sind, ihre kordiale Zustimmung ertheilt. Die Akte, welche die in Fabriken überhaupt geltenden Regelungen auch auf die in verschiedenen Gewerken beschäftigten Weiber und Kinder ausdehnt, wird wesentlich dazu beitragen, die Gesundheit derjenigen, zu deren Gunsten das Gesetz entworfen wurde, zu erhalten und ihre Erziehung zu verbessern. Die Akte, welche die Re⸗ gierungs⸗Renten einführt, wird die arbeitenden Klassen aufmuntern, sich an Sparsamkeit und Voraussicht zu gewöhnen, und ihnen ein Mittel an die Hand geben, die Früchte ihres Fleißes sicher anzulegen. — Die Akte, welche weitere Vorschüsse auf öffentliche Bauten in einigen Fabrikbezirken erlaubt, wird zur Linderung des Nothstandes in diesen Bezirken beitragen und die Vollendung vieler für die Gesundheit der Bevölkerung hochwichtiger Bauten ermöglichen. — Die Akte, welche die Anlegung von Eisenbahnen erleichtert, wird die Kosten ver⸗ mindern, mit welchen die Ausdehnung dieser wichtigen Verkehrswege verbunden ist. — Es hat Ihrer Majestät zur herzlichsten Freude gereicht, zu sehen, welch ein allgemeines Wohlergehen und welche Zufriedenheit in allen ihren Landen herrscht, wie die Hülfsquellen der Nation sich immer mehr heben und entwickeln, und wie Sie, nach Beschaffung ge⸗ nügender Geldmittel für den Staatsbedarf, noch im Stande gewesen sind, die Steuerlast bedeutend zu erleichtern. 3 ndem Sie nach Ihren respektiven Grafschaften zurückkehren, haben Sie auch dort wichtige Pflichten zu erfüllen, um die verschiedenen Klas⸗ sen des Gemeinwesens fest aneinander zu knüpfen, und Ihre Majestät betet inbrünstig, daß der Allmächtige Ihre Anstrengungen segnen und so lenken möge, daß das Ziel der steten Sorgfalt Ihrer Majestät, die das Glück ihres Volkes, erreicht werde.« fel ol⸗
Wohlfahrt und 8 ——SDie ⸗Times⸗ charakterisiren die abgelaufene Session mit
Subsidien, welche Sie estät bewilligt haben.
friedenheit
heute ablaufende parlamentarische Session von sser einheitlicher Faden des Interesses hindurch⸗ Waffenstillstande haben die sich Stärke in einem Kampfe ge⸗ Bedeutung han⸗
»Es hat si Anfang bis zu En nheitl gezogen. Nach einem zwei⸗ bis dreijährigen um den Vorrang streitenden Parteien ihre messen, bei welchem es sich um eine Frage von nationaler delte. Zum ersten Male, seit die gegenwärtige Regierung an das Ruder gelangte,/ war Herr Disraeli im Stande, das auswärtige Amt an einer Stelle anzugreifen, wo dessen Politik mit Nothwendig⸗ keit unpopulair war, weil sie eingestandener Maßen keinen Er. folg gehabt hatte. Die ganze Session ward von Zeit zu Zeit durch Scharmützel oder Androhung von Feindseligkeiten belebt, und innerhalb eines Monats vor der Prorogation gipfelte die politische Aufregung in einer feurigen und eingehenden Debatte. Die Majorität, welche einer sofortigen Aufloͤsung des Parlaments vorbeugte, legte eher von einem Mangel an Ver⸗ trauen zu den Führern der Opposition Zeugniß ab, als von einer nicht wan⸗ kenden Hingebung an den Stern Lord Palmerstons. Eine Regierung, welche von der Schwäche ihrer Gegner abhängt, steht niemals fest, und das Heran⸗ nahen allgemeiner Neuwahlen, deren Resultat die Stellung der Parteien schärfer zeichnen wird, darf vielleicht mit Befriedigung betrachtet werden. Es liegt auf der Hand, daß bedeutende Veränderungen und Modisicationen nicht lange auf sich warten lassen können. Lord Palmerston’s persönlicher Einfluß über⸗ wiegt noch immer im Hause der Gemeinen allein die immer zunehmende Unruhe Gladstone’s verräth die Ungeduld, mit welcher er ‚der erwarteten Erbschaft entgegen sieht, und es ist für ein Ministerium gefährlich, wenn es Weise auf die Popularität seines Hauptes baut. Lord Russell ist momentan durch das Fehlschlagen der in der deutsch⸗dänischen Frage gepflogenen Unterhandlungen diskreditirt, und den Gegnern Sir
Grey's ist es gelungen, einen übertriebenen Eindruck von
igkeit und Schwächlichkeit seiner Verwaltung als Minister hervorzurufen. Die kränkenden Schlappen, welche die Regierung in Fragen von untergeordneter Bedeutung erlitt, haben zur Vermehrung der Schwäche, die sie enthüllten, beigetragen. Das ver⸗ fassungsmäßige Supremat des Parlaments ist mit einer vorsichtigen Rück⸗ sichtnahme auf die Autorität eines Ministers, dem man Vertrauen schenkt, verträglich. Wenn die Regierung mit genauer Noth einem Tadelsvotum wegen des Versehens eines untergeordneten Kolonialbeamten entgeht, so darf daß die Exekutive in Ruhestand versetzt ist.
ste Session Zeuge von dem Wiederaufleben kein neues Parlament versammelt ls unbestimmt und un⸗
des Innern
Möglicher Weise wird die näch der Partei⸗Disziplin sein; so lange aber ist, können alle politischen Konjektüͤren nicht anders
2 8 8 111.“ 8
8 1
Juli. Die Königin besuchte gestern das Thu Sovereign⸗, an welchem sie ganz besonders Antheil nimmt, weil sich ihr verstorbener Gemahl fü 8 Kriegsfahrzeugen interessirt hatte, und ließ sich durch
(Coles) und den Capitain desselben (Sherard Osborne)
tails einweihen. Später machte sie in Gesellschaft der Prinzessin Louise von Hessen einen kleinen Seeausflug. Mittlerweile war der Prinz von Wales mit seiner Gemahlin in Osborne zu Besuch an⸗ gelangt, woselbst er jedoch nur kurze Zeit verweilen wird.
In Betreff der Nachricht, daß i in Credit foncier für Spanien mit einem Kapita fd. Sterl. gegründet werden soll, bemerkt die »lithograph. Corresp.: »Diese Mittheilung verdient um so weniger Glauben, als die londoner Börse erst vor wenigen Tagen beschlossen hat, kein spanisches Unter⸗ nehmen zuzulassen, ja selbst die Actien alter, bestehender Compagnien
im offiziellen Courszettel nicht weiter notiren zu lassen, wenn diese spanischen Unternehmen
sich in irgend eine Verbindung mit einem einlassen sollte.⸗
— Auf der gestrigen Sitzung der Liverpooler Handelskammer ist eine Eingabe an die Regierung beschlossen worden, in welcher die Einführung der Goldwährung in Indien und die Ausprägung von 3 Mill. Pfd. Goldmünzen für daselbst dringend empfohlen wird.
— Vom Ingenieur⸗Corps sind eine Anzahl Unteroffiziere aus⸗ gewählt worden, um bei der Einrichtung des Land⸗Telegraphen, welcher Europa mit Indien und Persien und die Türkei verbinden soll, behülflich zu sein. Sie erhalten außer ihrer Löhnung noch 12 bis 16 Pfd. pr. Monat Zulage und werden vor ihrer Abreise von England um einen Grad befördert.
Frankreich. Paris, 29. Juli. Gestern hat sich in Kon⸗ stantinopel ein Adjutant des Schahs von Persien für Mar⸗ seille eingeschifft, um sich von da ins Lager von Chalons zu begeben.
Der Divisionsgeneral Desvaugz ist zum Untergouverneur von Algerien ernannt worden.
Es besteht in Frankreich eine aus fünf Unterkommissionen ge⸗ bildete Commission permanente des valeurs, welche alle Jahre einen Generalbericht über die Bewegung im Ackerbau, im Handel und in der Industrie Frankreichs aufstellt. Der Bericht für 1863 ist jetzt erschienen. Während des Jahres 1863 war der Durchschnitts-⸗ preis für den Centner Weizen 25 Fres. (gegen 30 Fres. 75 C. in 1862 und 35 Fres. in 1861) 1863 war eine Million Hektaren mehr, als 1847 mit Weizen angebaut. Von 1858 bis 1862 wurden durch⸗ schnittlich 5,/720,000 Hektolitres Getreide ein⸗ und 5,027,000 Hekto⸗ litres ausgeführt, während von 1837 bis 1846 die Ausfuhr durchschnittlich nur die Hälfte der Einfuhr betrug. 1847 führte Frankreich für 3,500,000 Frs., 1863 für 30,500,000 Frs. Butter aus. Eben so ist der Werth der Eierausfuhr während derselben Zeit von 4,200,000 auf 23,000,000 Frs. gestiegen. Dagegen ver⸗ braucht aber auch Frankreich 28 Mill. Kilogr. Guano heute gegen 1/400,000 Kilogr. im Jahre 1847. Ueberall findet die Kommission die Beweise der immensen Vortheile des französisch⸗ englischen Handelsvertrages. Die metallurgische Production hat ungemein zu⸗ genommen, und obgleich die Preise durch die Konkurrenz gefallen sind, sind sie doch noch lohnend genug. Die Fabrication von Wollenzeugen, Tuch, Merinos ꝛc., hat einen starken Aufschwung ge⸗ nommen. 30. Juli. Lord Clarendon, kam, ist bereits wieder abgereist und nach Wiesbaden
Das »Mémorial Diplomatique⸗ will wissen, daß
„The Royal
welcher vorgestern hier an⸗ gegangen.
es bis jetzt noch unentschieden sei, ob der Hof in diesem Jahre wie. üblich den
—
Schluß der schönen Jahreszeit in Biarritz verleben wird. Es wird für wahrscheinlich gehalten, daß die Majestäten diesmal eine Reise nach Lothringen und dem Elsaß unternehmen.
Man giebt die Zahl der aus Mexiko demnächst nach Frankreich zurückkommenden Truppen auf 10,000 an. Die Fahrzeuge, auf welchen sie geholt werden sollen, sind die Dampf⸗Transportschiffe „Ardeche«“, »Rhone«, „Vienne⸗ und »Ange⸗ und zwei Dampf⸗ Fregatten. Gegen den 5. August hin sollen sie Toulon und Brest verlassen, um nach Vera⸗Cruz zu gehen.
Der »Abend⸗Moniteur⸗ theilt mit, daß Herr Baudoin⸗ Bugnet, den der Unterrichts⸗Minister nach Deutschland, Belgien und der Schweiz geschickt hatte, um in diesen Ländern das Unter⸗ richtswesen zu prüfen, von dieser Mission wieder zurückgekehrt ist. Er hat, wie der „Moniteur« sagt, bei dieser Gelegenheit die in Preußen und Norddeutschland so berühmten „Bürgerschüle⸗ und „Realschüle⸗ in Augenschein genommen.
Italien. Rom, 26. Juli. Bei Gelegenheit des Peter⸗Paul⸗ Festes hat der heilige Vater in der vatikanischen Basilika einen Pro⸗ test ausgesprochen, dessen Schlußmahnung zwar das amtliche »Giornale di Roma“« mittheilte, dessen vollständiger Wortlaut aber bisher noch unbekannt blieb. Nachdem der Uditore der apostolischen Kammer wider die italienische Regierung wegen der an diesem Tage fälligen, doch nicht eingezahlten Zehnten und Servitute einen Protest verlesen hatte, sprach Seine Heiligkeit:
Wir lassen den Protest zu, Herrschaft des heiligen Stuhles und der apostolischen Feudalbesitze,
damit das Recht und die Kammer über die Orte,
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