1864 / 209 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Breußen. Potsdam, 3. September. Se. König liche Hoheit der Kronprinz ertheilte heute im Neuen Palais um 1 Uhr dem Comité der Belgard⸗Dirschauer Eisenbahn⸗Gesellschaft

Audienz.

Wesel, 2. September. Nach beendigten Uebungen der 28sten Infanterie⸗Brigade ist der größte Theil unserer Garnison am heuti⸗ gen Morgen in die Gegend von Cleve und Goch marschirt, um an dem daselbst stattfindenden Manöver der 14. Division, bestehend aus den Westfälischen Infanterie⸗Regimentern Nr. 16, 17, 56 und 57, dem Westfälischen Husaren⸗Regiment Nr. 11, dem 5. Ulanen⸗Regi⸗ ment, dem Westfälischen Jäger⸗Bataillon Nr. 7, zwei Batterieen Artillerie, Train und Pionieren Theil zu nehmen. Die Truppen werden 16 Tage ausbleiben, demnächst in ihre Standquartiere wieder Hüfacen und die ältesten Mannschaften alsdann zur Reserve ent⸗ assen. .

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Sotstein. Altona, 3. September. Zur Armee nach Nor⸗ den gingen am heutigen Tage die gestern hier eingetroffenen preu⸗ ßischen Ersatzmannschaften; dagegen brachten am Nachmittage zwei Extrazüge Reserven vom Regiment »Königin Elisabeth⸗ und von der Artillerie, welche nach festlichem Empfange auf dem Bahn⸗ hofe bis auf morgen früh hin hier Quartier erhielten.

Nach erfolgter Rückkehr des Wirklichen Geheimen Raths von Koenneritz hat sich heute Geheimer Regierungs⸗Rath Nieper zum Gebrauche einer Brunnenkur nach Marienbad begeben.

(Alt. M.)

Schleswig. Flensburg, 3. September. Heute Nachmit⸗

ag um 5 Uhr sind die preußischen Fregatten „»Arcona⸗ und »Vineta«, der Avisodampfer »Grille⸗ und vier Kanonenböte unter großem Jubel der Bevölkerung in den hiesigen Hafen eingelaufen.

Bremen. Bremerhaven, 2. September. Die für die Korvette »Victoria« bestimmte Besatzung, bestehend aus 230 Mann, traf vorgestern, nebst den Ausrüstungsgegenständen und Kanonen für das Schiff, per Extrazug von Danzg hier ein. Außer dem neu⸗ ernannten Kommandanten der »Victoria«, Batsch, sind der Koevetten⸗ Capitain und Decernent im Marineministerium, Henk, der Major Galster und mehrere andere Seeoffiziere hier eingetroffen. Die »Victoria« ist am Sonntag von Bordeaux abgegangen und vor⸗ gestern in Nieuwediep eingelaufen.

3. September. Die Dampfkorvette ⸗Victoria⸗ ist heute Mittag auf der biesigen Rhede eingetroffen. Auch die österreichische Dampffregatte »Schwarzenberg⸗ ist von Cuxhaven wieder hierher zurückgekehrt. (Wes. Ztg.)

Sachsen. Dresden, 3. September. Das „»Dresdener Journal« bestätigt die Verlobung der Prinzessin Sophie mit dem I(heodor von Baier.

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Hessen. Darmstadt, 2. September. Heute Morgen er⸗ folgte in geheimer Sitzung die Berathung der Ersten Kammer über den Antrag des Finanzausschusses Erster Kammer, die Budget⸗ angelegenheit betreffend. Das Resultat dieser geheimen Verhandlung wurde in der darauf folgenden öffentlichen Sitzung nicht bekannt gemacht, sondern nur perkündigt, daß bezüglich des erwähnten Gegen⸗ standes der Tagesordnung nach einer desfalls zu erwartenden weiteren Mittheilung, der Zweiten Kammer, noch eine Sitzung in der nächsten Woche gehalten werden müsse. Von den in der öffentlichen Sitzung verhandelten Gegenständen veranlaßte der seiner Zeit mitgetheilte Antrag mehrerer Abgeordneten der Zwei⸗ ten Kammer, auf die schleswig⸗ holsteinischen Verhältnisse sich beziehend, eine kleinere Debatte. Die Kammer sprach sich in der Abstimmung dahin aus, diesem Antrag nicht beizustimmen, da keine hinreichende Veranlassung zu dem Antrag, der namentlich durch die bekannten Rendsburger Verhältnisse hervorgerufen war, vorliege. Minister v. Dalwigk sprach sich dabei noch dahin aus, daß solche Anträge bei dem raschen Wechsel der Ereignisse von keiner dauern⸗ den Bedeutung sein könnten, und die Regierung sich das Zeugniß geben könne, in der ganzen schleswig⸗holsteinischen Angelegenheit stets das Beste gewollt und dabei lediglich das Interesse des gesammten Vaterlandes vor Augen gehabt zu haben. (Fr. P. Z.) b 8

Frankfurt a. M., 3. September. Die offizielle Mitthei⸗ lung über die Bundestagssitzung vom 1. September lautet: Die Bundesversammlung erhielt ein Schreiben von Ihrer Majestät der Königin von Spanien, mit der Notification von der am 30. Mai d. J. stattgehabten Vermählung der Infantin Donna Maria Isabella, Tochter des Herzogs von Montpensier, mit Sr. Königlichen Hoheit dem Grafen von Paris. Von dem Erbprinzen von Holstein⸗Sonderburg⸗Augustenburg ward mittelst Schreibens vom 23. August die ausführliche Darlegung seiner Rechtsansprüche auf die Succession in den Herzogthümern Schleswig⸗Holstein unter Anfügung von fünf Dokumenten überreicht. Sie ward an den zu⸗

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ständigen Ausschuß abgegeben. Für Preußen und Mecklenbur Strelitz ward angezeigt, daß die Nürnberger Zusatzbestimmungen 8. der allgemeinen Wechselordnung als Gesetz publizirt worden 8 Von dem am 30. Januar 1862 niedergesetzen Ausschusse, die He beiführung eines allgemeinen deutschen Gesetzes gegen den Nachdruc betreffend, ward der von der desfallsigen Kommission bearbeitete Entwurf vorgelegt, um sämmtlichen Regierungen mitgetheilt zu wer. den. Nachdem alsdann noch über einige Privatpetitionen nach Maß⸗ gabe der desfallsigen Ausschußvorträge Beschluß gefaßt, auch der Verkauf einigen Terrains in der Festung Luxemburg zum Zweck der Anlegung einer Gasfabrik genehmigt worden war, wuͤrden die Rechnungen der Bundeskassen für das Jahr 1863 nach voraus⸗ gegangener Revision als richtig anerkannt.

Prinz Georg von Mecklenburg nebst Gemahlin, so wie die Großfürstin Katharine von Rußland und Familie sind gestern im »Hotel Westendhalle⸗ dahier angekommen und werden zwei bis drii Tage hier verweilen. (Fr. Bl.)

Oesterreich. Wien, 3. September. Die heutige »General⸗ Correspondenz« erklärt in Betreff mehrerer im dänischen Reichsrathe gestellter Anträge und einzelner Aeußerungen der dänischen Minister daß die Haltung der dänischen Regierung im Reichsrathe im We. sentlichen ein Gebot der parlamentarischen Taktik gewesen sei. Die Verhandlungen in Wien könnten durch Kopenhagener Vorgänge nicht im Mindesten beeinflußt werden; für diese Verhandlungen seien lediglich vollzogene und unabwendbare Thatsachen, die in den Frie⸗ denspräliminarien stipulirten Friedensbedingungen maßgebend. „Die »Wiener Abendpost⸗ dementirt die Nachricht, daß die Et⸗ richtung zwanzig neuer Infanterie⸗Regimenter projektirt sei.

Triest, 3. September. Der fällige Lloyddampfer ist mit der Ueberlandpost aus Alexandrien eingetroffen.

Schweiz. Bern, 1. September. Gestern sind in Genf die angekündigten wichtigen Verhaftungen erfolgt. Von den Indepen⸗ denten wurde Major Krauß, der gleich Vettiner eine Hauptrolle bei der Gefangennahme des Staatsraths gespielt hat, verhaftet; von den Radikalen Altstaatsrath Fontanel, welcher als Urheber der Scene in der Rue Chanteppulet bezeichnet wird. Ein von den eidgenössischen Kommissarien gestelltes Verlangen, Artillerie nach Genf zu senden, glaubte der Bundesrath vor der Hand noch abschläglich bescheiden zu müssen; dagegen hat er neben dem Berner auch noch ein Aargauer Bataillon Infanterie, und für den Depeschendienst im Innern des Cantons Genf eine Compagnie Guiden aufgeboten. Fuͤr die Be⸗ streitung der Occupation Genfs durch eidgenössische Truppen, welche jedenfalls längere Zeit dauern wird, wurden vom Bundesrathe vor⸗ läufig 200,000 Fr. bewilligt. Heute kehrt der Berner Regierungs⸗ rath Migy, der in der Genfer Sache das Amt des eidgenössischen Staatsanwalts bekleidet, nach Bern zurück. (K. Z.)

2. September. Der bundesräthliche Entscheid in der Genfer Affaire für Gültigkeits⸗Erklärung der Wahl Chenevières autet:

In Betracht, daß nach der Verfassung des Kantons Genf die höchste Gewalt bei dem Volke stehe und diese Verfassung den Schutz des Bundes genießt; daß, wie sich aus dem Verbal⸗Prozeß über die Wahlverhandlungen vom 21. und 22. August ergiebt, bei der Staatsrathswahl sich die Mehrheit für Herrn A. Cheneviére erklärt hat; daß das Wahlbüreau keine selbststän⸗ dige Behörde, sondern nur das Organ ist, welches, aus der Mitte des Conseil général berufen, um die Wahl⸗Verhandlungen zu leiten, dafür zu sorgen hat, daß der Wille der Mehrheit zur Geltung komme; daß aber statt dessen die Mehrheit des Wahlbüreaus ohne Erwägung irgend welchen Grundes und auf bloße nichtige Muthmaßung hin das Wahl⸗Resultat als ungültig erklärt und dadurch Veranlassung zu den bedauerlichen Ereignissen gegeben, welche zur Wiederherstellung der gestörten Ordnung eidgenössische Interven⸗ tion nothwendig machten; daß der Bundesrath, unter solchen Umständen zum Entscheide berufen, um so mehr im Falle ist, das Recht und den Ent⸗ scheid des Conseil général zu schützen, als sich in Genf keine Behörde kom⸗ petent befindet, den ungerechtfertigten Beschluß des Wahl⸗Büreaus zu an⸗ nulliren, daher die obersten Behörden Genfs es theils als rechtliche Noth⸗ wendigkeit, theils als einen Fall politischer Dringlichkeit erachten, daß die Bundesbehörde durch Regelung dieser Wahl⸗Angelegenheit die Hand biete“ den tief erschütterten Frieden wieder herzustellen, hat der Bundesrath be⸗ schlossen: 1) es sei der Entscheid des Büreaus des Conseil genéral vom

22. August aufgehoben und die Wahl des Herrn A. Cheneviére als Mit⸗-

gliedes des Staatsraths des Kantons Genf als gültig erklärt, 2) sei dieser Beschluß dem Großen Rathe und dem Staatsrathe mitzutheilen.

Auf heute Vormittag hat der eidgenössische Untersuchungsrichter J. Fazy zum Verhör aufgefordert. Belgien. Brüssel, 2. September. Eine Interpellation des Herrn Coomans über das in Belgien unter offenbarer Begünsti⸗ gung der Regierung gebildete mexikanische Truppen⸗Corps hat in der heutigen Kammersitzung zu einer lebhaften Debatte Veran⸗ lassung gegeben. Den in jenes Corps eintretenden Soldaten und Offizieren wird Urlaub bewilligt und garantirt man ihnen außer⸗ dem die nach der Verfassung einem jeden (ohne amtliche Genehmi⸗ gung) in ausländischen Kriegsdienst tretenden Belgier verloren gehen⸗ den Nationalitätsrechte. Auch hat man jenen Truppen eine Kaserne (in Audenaard) zur Verfügung gestellt und die Organisation ist einem belgischen General a. D. anvertraut. Weder zur Rech⸗ ten noch zur Linken fand die Handlungsweise der Regierung

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nur Einen Fürsprecher, während die belgisch⸗mexikanische pedition an sich von allen Seiten nur herben Tadel erfuhr. Schließ⸗ lch verwarf das Haus mit 53 gegen 39 Stimmen einen von errn Coomans eingebrachten Antrag auf Tagesordnung, welcher zas Bedauern der Kammer über die von der Regierung beobachtete haltung aussprach und dessen Annahme den Sturz des Kabinettes ur Folge gehabt hätte. Eine von Herrn Bara vorgeschlagene Tagesordnung ward alsdann mit 56 gegen 36 Stimmen genehmigt. Dieselbe war folgender Maßen motivirt: »Das Haus, in Anbetracht, daß die Regierung den für mexikanische Dienste erfolgten Truppen⸗ Anwerbungen vollständig fremd geblieben ist und bleiben wird, geht gzur Tagesordnung über.⸗ (Köln. Ztg.)

3. September. Die Kammer hat gestern Abend und heute Rachmittag der Diskussion des Antwerpener Credites zwei lange Sitzungen gewidmet und mit dessen Bewilligung ihre Arbeiten für die außerordentliche Session beschlossen. Die Entwickelung und Be⸗ rathung des Orts schen Gesetzes ist der nächsten ordentlichen Sitzungs⸗ Periode, die Mitte November ihren Anfang nimmt, vorbehalten. Der Senat tritt am kommenden Dienstag zusammen.

In der heutigen Sitzung der Repräsentantenkammer wurde dem Kriegs⸗Ministerium ein Kredit von 5,575,000 Francs zur Be⸗ endigung der Befestigungen von Antwerpen mit 54 gegen 48 Stimmen bewilligt. Vier Liberale stimmten dagegen, vier andere

jelten sich der Abstimmung. it und Irland. London, 2. Septem⸗ ber. Mit vielem Glanze fand gestern in Sheffield das jährliche Bankett der Messerschmiede⸗Innung statt. Es war eine Anzahl von Parlamentsmitgliedern, Vertretern der Stadt und der umliegenden Vahlbezirke, zugegen, welche dem Feste die politische Würze verliehen. Lord Den man ward in einem heftigen Angriffe gegen die deutsch⸗ dänische Politik der Regierung wiederholt durch ironische Cheers unterbrochen, und schloß unter unverkennbaren Zeichen der Ungeduld seiner Zuhörer mit der Bemerkung, wenn das Parlament nicht bald zusammentrete und den aggressiven Ausschreitungen Preußens den Weg verlege, so wisse er nicht, wo die Sache enden würde. Den Toast auf die parlamentarischen Vertreter der Stadt erwiderte Herr Roebuck, der sich vornehmlich auf Persönliches beschränkte. Er warf einen Rückblick auf seine politische Laufbahn, zählte die unumgänglichen Er⸗ fordernisse auf, die ein Mitglied der Landesvertretung in sich vereinigen müsse: angemessene Kenntnisse, Rechtschaffenheit und Muthi hielt eine Lobrede auf das englische Unterhaus und dessen Einfluß im Inlande wie in der Fremde, und sprach in Erwägung der hoch⸗ derantwortlichen Stellung, welche ein Mitglied dieses Hauses bei seinem Eintritt übernehme, seine Verwunderung und sein Erstaunen über die Kühnheit, ja Verwegenheit aus, daß er selbst einst gewagt habe, sich um eine solche schwer lastende Ehre zu bewerben. Der folgende Redner, Sir Frank Croßley, begab sich auf das amerikanischen Politik und drückte seine Befriedigung aus, daß Eng⸗ land seine neutrale Stellung nicht aufgegeben habe. Da Croßley zu den wenigen englischen Staatsmännern gehört, welche auch den ameri⸗ kanischen Nordstaaten ihr Recht widerfahren lassen, so war es kein Wun⸗ der, daß seine Aeußerungen auf mannigfachen Widerspruch in einer Shef⸗ sielder Wersammlung stießen. »Ich behauptes, so schloß der Redner, ‚daß Sklaverei der Fluch jenes Landes ist (nein! nein!); aber es wird sich noch zum Guten lenken. Ja, ich sage, in der Sklaverei liegt der Ursprung des Krieges, um die Sklaverei ist der Angel⸗ punkt desselben. (Nein! Nein!) Ich will nicht sagen, daß der Norden den Süden unterwerfen wird. Ich hoffe, sie werden zu der Einsicht kommen, es gesetzlich festzustellen, daß in Amerika kein Sklave mehr geboren werden soll, daß die Sklaverei aussterben müsse und daß jeder Amerikaner für seine Arbeit bezahlt werde.⸗

Herr Stansfeld, der bekannte Vertreter von Halifax, ist nach Aberdovey zu einem öffentlichen Meeting eingeladen worden, auf welchem ihm die Bürger der Stadt eine Adresse wegen seines »ymänn⸗ lihen, unabhängigen und weisen Auftretens als Staatsmann und Regierungsmitglied von dem Beginn seiner amtlichen Laufbahn bis zu ihrem denkwürdigen Schlusse⸗ überreichten. In seiner Dankes⸗ rede betonte Herr Stansfeld die Nothwendigkeit großer Auslagen für die Flotte und bemerkte, daß die Stärke der englischen Marine nicht so sehr von der defensiven Tüchtigkeit, als von der offensiven Macht der Geschütze abhänge. Seine Idee von der zukünftigen Be⸗ schaffenheit der Flotte sei, daß die Schiffe hauptsächlich als Wasser⸗ lafetten für die Kanonen zu betrachten sein würden, daß man ihnen die größtmögliche Geschwindigkeit geben und sie mit einer so kleinen Mannschaft versehen müsse wie nur möglich. Ein zweiter Nelson würde jetzt nicht mehr sagen: »An den Feind heran, geentert und den Säbel in der Faust an Bord gestiegen. Die ungeheure Ent⸗ wickelung der Wissenschaft habe diesen Standpunkt ganz verdrängt.

Die Stadt Cahireiveen in der irischen Grafschaft Kerry hat dem O'Donoghue, Parlamentsmitgliede für Tipperary und be⸗ kannten Führer der irischen Partei im Unterhause, ein Festmahl gegeben. Der O'Donoghue erging sich in sehr scharfen Ausdrücken Pgen die parlamentarische Politik in allen Angelegenheiten Irlands.

b Tory, ob Whig am Ruder sei, Irland werde von beiden gleich bedrückt; und nie werde Glück und Frieden auf der Insel herrschen,

bis nicht die Union aufgehoben und Irland seine unabhängige Ge⸗ setzgebung besitze. Das sei die Ansicht des großen O' Connell gewe⸗ sen und sei der feste Glaube des irischen Volkes. So lange diese 1 Bedingung nicht erfüllt sei, werde Irland bleiben, was es sei, die unglücklichste und unzufriedenste Nation der Welt. ve eg

3. September. Heute sollen Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Wales sich zur Fahrt nach Kopenhagen einschiffen, und die Fregatte »Aurora⸗ wird der Königlichen Nacht das Geleite geben. Indem die »Post⸗ die hohen Reisenden mit ihren Glückwünschen begleitet, kann sie nicht umhin, in der Wahl der Fregatte ein glückliches Omen für Dänemark zu sehen.

Die Experimente, welche unter Leitung einer vom Kriegs⸗ Ministerium eingesetzten Kommission von Ingenicur⸗Offizieren in Chatham mit belgischen und österreichischen Pontons vorgenommen worden sind, haben zum Resultat gehabt, daß den ersteren der Vor⸗ zug gegeben worden ist.

Frankreich. Paris, 2. September. Durch Mac Mahons Versetzung nach Algier wird dessen Stellung in Nancy frei; Mar⸗ schall Forey wird sein Ober⸗Kommando mit dem in Nancy ver⸗ tauschen und das in Lille bis zur Ernennung eines neuen Marschalls unbesetzt bleiben. Mac Mahon nimmt seinen ganzen Generalstab mit nach Algier hinüber und erhält eine immer mobile Division, die von Burbaki oder Trochu geführt werden wird.

3. September. Der Kaiser hat noch einen Ritt durchs Lager gemacht und besonders die Meiereien der Truppen in Augen⸗ schein genommen und sodann die Rückreise nach St. Cloud an⸗ getreten, wo er zum Diner erwartet wurde. b

Wie aus Tunis vom 30. August gemeldet wird, hatten die Aufständischen acht Kanonen, so wie Verstärkungen erhalten. Der fortwährend von ihnen bedrohte Kasnadar schickte sich dem Ver⸗ nehmen nach zur Abreise an. Unter den verschiedenen Tribus herrscht jedoch Zwietracht, und es fanden häufige Raufereien zwischen ihnen statt. Geheime Agenten suchten sie zu bewegen, sich unter die Ober⸗ hoheit des Sultans zu stellen.

Spanien. Aus Madrid, 1. September, wird gemeldet: »Marquis de Rivera, bevollmächtigter spanischer Gesandter am Hofe von Portual, wird nach Mexiko gehen, um dort der Ver⸗ treter Spaniens zu sein. Herr Mon kam gestern in Madrid an«.

Italien. Turin, 30. August. Die Anrede, welche der mexikanische Gesandte Herr Barandiaran an den König hielt, lautete folgendermaßen: 1]

»Sire! Ich habe die Ehre, Ew. Majestät die Schreiben zu überreichen, durch die Se. Majestät der Kaiser Maximilian Ew. Majestät seine Thron⸗ besteigung ankündigt, zu der er durch die freie und aus eigenem Antriebe erfolgte Abstimmung des mexikanischen Volkes berufen wurde. Ich habe auch die Ehre, Ew. Majestät die Schreiben zu überreichen, welche mich in der Eigenschaft eines außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers meines erhabenen Souverains bei Ew. Majestät beglaubigen. Ich wage, mir, Sire, Dank dem Wohlwollen Ew. Majestät, zu schmeicheln, daß es mir gelingen wird, die kommerziellen und politischen Beziehungen immer mehr zu befestigen, welche zwischen zwei Völkern bestehen sollen, die der gleichen Race angehören und deren Regierungen auf jener Grundlage beruhen, welche freien Staaten eigenthümlich ist, dem Nationalwillen. «

Der König erwiederte, es freue ihn, den bevollmächtigten Minister des Kaisers von Mexiko zu empfangen, als den Gesandten eines neuen Herrschers, den er seit langer Zeit achtete. Er sei dessen gewiß, daß Kaiser Maximilian, auf der Bahn sozialer Reformen vorwärtsschreitend, das Glück der Völker begründen werde, deren wichtige Geschicke die Vorsehung ihm anvertraut habe, und er zweifle nicht, daß die italienischen Unterthanen und ihre Interessen unter seiner Herrschaft die Sicherheit und den erleuchteten Schutz finden 8 werden, welche aus jenem liberalen Regierungssystem entspringen, welches am geeignetsten ist, die Wohlfahrt der Staaten zu befördern. Der König sprach schließlich seine Wünsche für das Wohlergehen eines Souverains aus, der, die ihm anvertraute hohe Sendung er⸗ füllend, noch den Ruf jener persönlichen Eigenschaften vermehren werde, welche die Stimmen seines Volkes auf ihn gelenkt haben.

Laut Berichten aus Rom vom 31. August ist der im Jahre 1792 auf Corsica geborene Kardinal Savelli, welcher eine Zeit lang Gouverneur von Rom und Minister war, gestorben. Der Fürst Borghese wird den Papst am Sonntag den 4. September in seiner Villa zu Frascati empfangen. 8

Der »Corriere di Sardegna« schreibt unterm 27. August: »Es heißt, daß in Sassari Unordnungen vorgefallen sind. Die De⸗- monstration war gegen den Gemeinderath gerichtet; es wird hinzu⸗ gefügt, daß mehrere Personen verhaftet sind.⸗

Ricasoli befindet sich seit dem 1. September in Turin.

Griechenland. Athen, 27. August. Das gegenwärtige Ministerium Kanaris zeigte seit den ersten Tagen seines Bestehens wenig Lebensfähigkeit, und in den politischen Kreisen der Hauptstadt sprach man jeden Abend von seinem Zurücktreten. Auch schien es, daß die Opposition in der Nationalversammlung sich mehr und mehr verstärke. Indessen hat die Regierungspartei in den letzten Tagen einen großen Sieg errungen und ist jetzt der Stimmen⸗ mehrheit in der Nationalversammlung sicher. Vorgestern war die