116“ 8 —
Hannover. Der Zusammentritt der hannoverschen versammlung wird sich bis Ende März oder Anfang April verzögern, da die Erledigung der handelspolitischen Unterhandlungen abgewartet werden soll, welche augenblicklich zwischen Preußen und Oesterreich gepflogen werden. — Die Anlage einer Eisenbahn von Elze an der Hannover⸗Kasseler Bahn wird, der »H. B. H.⸗ zufolge, von einem englischen Bankhause betrieben, welches jetzt das frühere Nivellement revidiren läßt. Ueber die Fortführung der Bahn von Hameln etwa nach Pyrmont und somit zum Anschluß an die Westfälische Bahn verlautet nichts Näheres. Die Eisenbahn von Salzbergen nach Almelo wird, beinahe vollendet, mit ihrem Bahnhofe bei Bentheim, im Juli eröffnet werden. 3
Schleswig⸗Holstein. Wie man hoͤrt, soll die von Preußen (wohl aus militairischen Gründen zunächst) von Kiel über Eckernförde nach Flensburg anzulegende Eisenbahn Angeln in direkter Linie von Missunde über Satrup nach Flensburg durchschneiden.
Von den Bundes Executionstruppen ist während der Zeit vom 1. September bis zu ihrem Rückmarsche in die Heimath, also bis zum 19. Dezember v. J., für Lieferungen und Leistungen an holsteinische Kommunen bezahlt worden 385,163 Thlr. 11 Ngr. 3 Pf. Bis ult. August 1864 waren bezahlt 692,422 Thlr. 19 Ngr. 4 Pf., also beträgt nunmehr die Vergütigungssumme 1,077,586 Thlr. 781
Sachsen. Altenburg, 25. Januar. Soeben, Mittags um 12 ½ Uhr, verkünden Kanonenschüsse, daß Ihre Hoheit die Prinzessin Auguste, Gemahlin Sr. Hoheit des Prinzen Moritz, in Mei⸗ ningen von einer Prinzessin entbunden worden ist. (L. S.)
Anhalt. Dessau, 25. Januar. Der Landtag hat jetzt meistens nur Kommissionssitzungen. Neben der Prüfung des Haus⸗ halts⸗Etats und der anderweitigen Regierungsvorlagen sind nament⸗ lich zwei Anträge von Bedeutung, der eine, ⸗die Sicherung der dem Landtage verfassungsmäßig zustehenden Mitwirkung beim Erlasse von Gesetzen⸗, der andere, das Ersuchen um eine Gesetzesvorlage »wegen Aufhebung des Jagdrechts auf fremdem Grund und Boden noch in dieser Diät⸗ betreffend. — Der langjährige Chef des Mili⸗ tair⸗Kommandos, General Stockmarr, ist auf sein Ansuchen vom Kommando des Militairs entbunden unter Beibehaltung der ihm bisher übertragenen Ministerialgeschäfte und unter Beförderung zum General⸗Lieutenant. Das Militair⸗Kommando hat Se. Hoheit der Erbprinz übernommen; zum Regiments⸗Commandeur ist der Oberst⸗ Lieutenant Freiherr von Heimrod ernannt. (L. Z.)
Schwarzburg. Rudolstadt, 24. Januar. Das Fürst⸗ liche Ministerium hat den Justizbehörden die genaue Beobachtung der Vorschriften in Art. 352 und 355 der Strafprozeßordnung ein⸗ geschärft, nach welchen regelmäßig binnen 24 Stunden nach erlangter Rechtskraft zur Vollstreckung des Straferkenntnisses zu schreiten ist.
Belgien. Brüssel, 25. Januar. Seit Beginn voriger Woche hat die General⸗Diskussion des Kriegs⸗Budgets daäs Ab⸗ geordnetenhaus ausschließlich beschäftigt. Auch die entschiedensten Gegner der übertriebenen Militair⸗Ausgaben haben für dieses Jahr der Absicht entsagt, durchgreifende Reformen oder Ermäßigungen zu beantragen. Das Budget wird denn auch gegen etwa fünfzehn, höchstens zwanzig Stimmen genehmigt werden. Der Kriegsminister hat in einem beinahe zwei Sitzungen ausfüllenden Vortrage die Theorieen seiner Gegner gleichfalls auf theoretischem Boden, und zwar durch eine begeisterte Lobrede auf die permanenten Armeen, widerlegt, welche letztere, Herrn Chazal zufolge, ein wichtiges Element des Fortschrittes und der Civilisation bilden. Von Zugeständnissen in Bezug auf Verminderung der Militair⸗Ausgaben war in der ganzen Auslassung des Herrn Chazal kein Wort zu hören. Großbritannien und Irland. London, 25. Januar. Der Handelsminister Milner Gibson hat in der Stadthalle von Ashton⸗under⸗Lyne eine Rede an seine Wähler gehalten. Er begann mit dem ihm zunächst liegenden Thema der Handelspolitik. Obwohl England den größten Theil seiner Schutzzölle beseitigt und wichtige fiskalische Reformen eingeführt habe, könne es doch nur dann die vollen Segnungen des Freihandels genießen, wenn das Ausland eine ent⸗ sprechende, auf Gegenseitigkeit beruhende Bahn einschlage. Von den Ver⸗ einigten Staaten einstweilen absehend, könne man sich nicht verhehlen, daß die Rohprodukte Brasiliens, Cubas und anderer Länder in England einem viel drückenderen Zolltarife unterworfen seien, als in jenen Ländern die von England eingeführten Fabrikate, und in solchen Fällen sei es also England, das sich der Gegenseitigkeit zu befleißigen habe. In Europa dagegen — mit Ausnahme Hollands, der Türkei und der Schweiz — sei die Liberalität ganz auf englischer Seite, und England habe ein Recht, zu erwarten, daß die verschiedenen Staaten Europas nicht zu lange mehr zögerten, sich von der irrthümlichen Anschauung, die sie bisher geleitet habe, loszusagen und die Prin⸗ zipien des Freihandels je tiefer und tiefer in sich aufzunehmen und zu verwirklichen. Auf die große Debatte der vorigen Session einen Rückblick werfend, bezweifelte der Handelsminister nicht, daß jeder der Anwesenden wie das ganze Land, Liberale und Konservative, es mit Freude begrüßt habe, daß England nicht in den Krieg verwickelt worden sei. Dennoch glaube die Opposition das Verhalten und die Korrespondenz der Regierung verurtheilen zu müssen; Dänemark sei irregeleitet worden, behaupte sie. Wenn aber Dänemark irregeleitet worden sei, so müsse man dies der Art und Weise zuschreiben, wie die schleswig⸗holsteinsche Frage in der Presse
“ 8
un öffentlichen Versammlungen behandelt worden sei. „ Regierung habe den Dänen niemals Hoffnung auf mateun Unterstützung oder gar auf bewaffneten Beistand gemacht. Und in der dih da Frankreich und Rußland, die den Londoner Vertrag ebensowohl 88 zeichnet hätten, wie England, für Dänemark nicht zu den Waffen gii ¹ wäre es nicht eine ungeheurliche Thorheit gewesen, wenn England sich alch ohne Bundesgenossen, in einen Kampf gegen zwei der größten Mäta mächte Europas eingelassen hätte, und das Alles nur, um eine Anzahl nn vergnügter Deutscher unter die Herrschaft des Königs von Dänemark b zwingen! (Heiterkeit und Beifall.) Ohne Zweifel habe England 98 Dänemark Vertragsverpflichtungen gehabt; nicht aber hätte die englische gierung sich gebunden erachten können, allein zu den Waffen zu greifen
In Bezug auf den amerikanischen Krieg sei es ihm nie ein, fallen, sagte der Minister, eine Prophezeihung über den Ausgang zu wa - und er könne sein Erstaunen über die Zuversichtlichkeit nicht verhehlen, 2 der Viele versicherten, die Union sei unwiderruflich zerrissen, die Regierm der Vereinigten Staaten vermöge der großen Rebellion nicht zu widersteher Die südstaatliche Conföderation, die sich vermesse, mit Waffengewalt in amerikanische Republik zu spalten und die Regierung der Vereinigten Staam zur Anerkennung einer neuen Republik zu zwingen, deren Grundstez die Sklaverei sein solle — diese Conföderation mit ihrer Sath habe seine Sympathie nicht. Er selbst habe eine von N.⸗ tur starke Sympathie mit Nationen, die um ihre Freiheit umn Unabhängigkeit kämpften; aber hier liege die Sache ganz anders. Fin habe man vor sich eine Anzahl von Theilhabern einer gemeinsamen Firma⸗ die von den Uebrigen auf gewaltsame Weise sich getrennt hätten, ohne 9 rechtfertigte Ursache, und mit dem Zwecke, Prinzipien aufzustellen, die g wiß nie und nimmermehr in dieser Welt Bestand haben könnten. Da Kampf zwischen dem Süden und dem Norden sei in Wirklichkeit ein Kamgf zwischen Sklaverei und Freiheit. Einstweilen aber scheine der Südg noch nicht in der Lage zu sein, das Reich, dessen Umrisse e vorgezeichnet, aufzurichten; vielmehr seien es nur noch drei Staatm⸗ die mit einiger Kraft den Krieg noch fortführten: Südcarolina, Non⸗ carolina und ein Theil Virginiens. — Ihrer Majestät Regierung werde var wie nach eine strenge und unparteiische Neutralität zwischen den beiden stre⸗ tenden Parteien beobachten. Die englische Regierung sei darauf bedac mit den Vereinigten Staaten in freundlichem Einvernehmen zu bleiben, und dasselbe gerechte Gefühl beseele unzweifelhaft die Regierung der Vereinigta Staaten. Die sich erhebenden Fragen würden beiderseits — das sei sein Ueberzeugung — ohne Leidenschaftlichkeit und nur auf ruhig vernünstäg Weise geordnet werden. Es sei nicht zu verwundern, daß in den Vereinigtan Staaten eine aufgeregte Stimmung obwalte wegen der Räubereien, welce von bewaffneten Schiffen, die in englischen Häfen ausgerüstet worden, an dem amerikanischen Handel begangen seien. Man möge sich nur vorstellen, Eng, land selbst sei im Kriege begriffen mit einer ausländischen Nation umnd schließe deren Häfen durch eine wirksame Blokade, unde plötzlich schoͤssen au einem neutralen Hafen Kaperschiffe hervor, um englische Handelsschiffe — plündern und zu verbrennen! Würde dann die Stimmung des englischen Volkes vielleicht eine andere sein als die jetzige Stimmung der Amerikanut Auf englischer Seite aber sei zu bemerken, daß die Regierung alle ihr zu Gebote stehenden Mittel angewandt habe und anwende, derartigen Gesete⸗ verletzungen vorzubeugen. Und wenn dieser Krieg zu Ende sein werde dann werde sich gewiß zwischen den Vereinigten Staaten und England ein festes Freundschaftsband knüpfen; denn England und Amerika seien natür⸗ liche Verbündete und von den gleichen Prinzipien geleitet.
An dem Schlusse seiner Rede ward Herr Gibson von einem seinet Wähler interpellirt, ob er, wenn die Conföderation die Sklaverei abschafe für die Anerkennung derselben zu wirken bereit sein werde. Worauf der Minister zur Erwiderung die Maxime des großen Sir R. Peel anführend. »Niemals beantworte eine hypothetische Frage«, erklärte, er werde den Fal⸗ erst ins Auge fassen, wenn er je eintreten sollte. Auf eine weitere Frage versicherte Herr Gibson, daß er noch immer für die Wahl durcht Ballot sei. — .“ Reading hat der konservative Theil der Wählerschaft ihrem parlamentarischen Vertreter Herrn Benyon ein Festessen ge⸗ geben, an welchem noch ein halbes Dutzend Parlaments⸗Mitglieder gleicher Parteifarbe Theil nahm. Von den mehrfachen Reden war die Ansprache des zum Vorsitzenden erwählten J. Mowbragy die bemerkenswertheste. Konservative Prinzipien, sagt er, seien volks⸗ thümlich, weil sie auf breiterer Grundlage ruhten, als die Prinzipien des bloßen Whigthums, und böten dem Volke größere Freiheit dar als sie mit der Tyrannei einer Demokratie verträglich wäre.
Der Herzog Philipp von Württemberg und seine Ge⸗ mahlin werden binnen Kurzem in England erwartet. Sie beabsich⸗ tigen die Königin Marie Amélie (die Großmutter des Herzogs) zu besuchen. 8
Eine kleine Feuersbrunst, der eine Meierei bei Swathling in der Nähe von Southampton zum Raube geworden ist, hat dem Publikum die Existenz des weiland Diktators von Buenos Ayrts Rosas wieder ins Gedächtniß zurückgerufen. Ihm nämlich gehörte das niedergebrannte Gütchen. Rosas gehört zu den respektableren unter den in England lebenden politischen Flüchtlingen; er verzehrt über 7000 Psfd. jährlich und lebt ganz der Landwirthschaft.
Frankreich. Paris, 25. Januar. Wieder drei neue Bischoft⸗ briefe an den Siegelbewahrer: vom Bischof von Autun, vom Bischof von Valence und vom Bischof von Meaug, die sich jedoch sämmtlich ziemlich milder Form befleißigen.
„Man spricht, wie die »France⸗ meldet, von der demnächstigen Veröffentlichung des Berichtes der Sitzungen, zu welchen die Frage der SJ oder Beibehaltung des gesetzlichen Zinsfußes Anlaß gegeben ha
Zgwischen Frankreich und Belgien wird ein neuer Postvertrag verhandelt; der belgische General⸗Postdirektor Fassiaux befindet sich zu diesem Zwecke in Paris. 4
Die »France⸗ meldet heute, daß so eben der erste Band der Vie de César vom Kaiser Napoleon dem Direktor der Kaiserlichen Druckerei, Petetin, übergeben wurde. Dieser Band wird in 1500 Exemplaren abgezogen, wovon 1000 als Geschenke vertheilt werden. Die Ausgabe für den Buchhandel hat der Verleger Plon erhalten. Die kurze Vorrede dieses Buches ist vom Kaiser unterzeichnet.
Der Herzog von Bellune, welcher bekanntlich gestern im „Moniteur⸗ eine Rüge erhielt, veröffentlicht in den Journalen heute
ides Schreiben: folge Paris, 25. Januar 1865.
Herr Redacteur! Die Note im gestrigen »Moniteur«, die mich betrifft und welche Sie wiedergegeben haben, nöthigt mich, folgende drei Bemerkun⸗ en an Sie zu richten: 1) Diese Note beseitigt eine Frage über Personen, und ich wünsche mir Gluͤck dazu; 2) die Thatsachen, welche in meinem Memorandum und in meinem Briefe an den Kaiser kund gemacht werden, bestehen in ihrer Integrität fort, und ich nehme Akt davon; 3) ich habe mich nicht darüber beklagt, daß ich zur Verfügung gestellt wurde; ich habe auf eine unerklärliche und verlängerte Weigerung, auf eine von mir ver⸗ langte Untersuchung einzugehen, durch meine Demission geantwortet und ich halte darauf dies zu konstatiren. Genehmigen Sie ꝛc.
Herzog von Bellune.
Spanien. Der ⸗Patrie⸗ geht die Nachricht zu, daß die spanische Panzerfregatte, welche sich anschickte, am 26. Januar von Cadix nach Callao abzugehen, Gegenbefehl erhalten hat und Spanien nicht verlassen wird. Man schreibt diese Maßregel den letzthin in Madrid angelangten Nachrichten zu, welche eine friedliche Beilegung des spanisch⸗peruanischen Konfliktes hoffen lassen.
Die spanischen Bischöfe veröffentlichen sämmtlich die Encyklica. Die Regierung hat noch keine Maßregeln gegen sie ergriffen, und es ist wahrscheinlich, daß sie auch keine ergreifen wird, in der Ueber⸗ zeugung, daß sie wenigstens erfolglos sein würden.
Italien. Laut Berichten aus Rom vom 21. d., die über Marseille eingetroffen sind, hatte General v. Montebello einen Ball gegeben, zu welchem an 1000 Einladungen ergangen waren. Der Carneval versprach glänzend zu werden. Die italienische Partei hatte be⸗ schlossen, sich bei den Carnevals⸗Festlichkeiten zu betheiligen und da⸗ durch Zeugniß von ihrer Zufriedenheit mit dem September⸗Vertrage abzulegen. Die »Civiltà Cattolica« bringt einen Artikel, in welchem sie auseinander setzt, daß die Kirche weder die Constitutionen noch die Constitutionellen zurückweist.
Nußland und Polen. Von der polnischen
renze schreibt man der »Ostsee⸗Ztg.“« unter dem 25. Januar: In der Nacht vom 6. zum 7. Juli drangen auf dem Gute Satkowice, im Kreise Rawa, im Königreich Polen, dessen Besitzer, Marian v. Zawisza, sich damals in Warschau befand, mehrere bewaffnete Perfonen in das herrschaftliche Wohnhaus, die sich unter einander Chefs, Ca⸗
pitains u. s. w. titulirten und anscheinend Insurgenten waren. Auf den Hülferuf der aus dem Schlafe geweckten Dienerschaft drohten die Angreifer mit dem Galgen und verlangten die sofortige Ausiijeferung der Kasse des Herrn v. Zawisza. Nachdem ihnen die dieselbe enthaltende Chatoulle übergeben war, rissen sie die Schlösser ab und raubten sämmtliche darin befindliche baare Gelder und Werth⸗ papiere, im Gesammtbetrage von 78,000 poln. Fl. (13,000 Tbhlr.), worauf sie sich entfernten und spurlos verschwanden. Erst vor einigen Wochen kam die Warschauer Polizei den Räubern dadurch auf die Spur, daß mehrere arme Juden dabei ergriffen wurden, wie sie Cou⸗ pons von den in Satkowice geraubten Werthpapieren einwechselten. Die weiteren Nachforschungen führten endlich in voriger Woche zu dem Resultat, daß jener sogenannte Chef in Blendowo, der Capitain in Mogielnica und mehrere Genossen jener Räuberbande in dem Städtchen Nadaszyn ermittelt und festgenommen wurden. Auch von den geraubten Geldern sind circa 30,000 polnische Fl. aufgefun⸗ den worden, und die Polizei hofft, daß es ihr gelingen werde, we⸗ nigstens sämmtliche Werthpapiere wieder herbeizuschaffen. — Gestern wurde in Warschau das neugegründete russische Gymnasium feierlich eröffnet. Es befindet sich in dem Gebäude der ehemaligen medizini⸗ schen Akademie. — Die Gründung einer deutschen Zeitung in War⸗ schau hat ein aus mehreren angesehenen deutschen Buüͤrgern bestehendes Comité in die Hand genommen. Das dazu nöthige Anlagekapital ist be⸗ reits zusammengebracht und es schweben jetzt mit mehreren namhaften Pu⸗ blizisten in Deutschland Unterhandlungen wegen Uebernahme der ver⸗
antwortlichen Redaction. — Wie die »Gazeta naradowa« erfährt,
befinden sich in der Citadelle in Warschau gegen 30 zum Tode ver⸗ urtheilte politische Gefangene, die der Bestätigung des Todesurtheils und ihrer demnächstigen Hinrichtung entgegensehen. — In MWlocla⸗ wek ist ein Comité zu dem Zwecke zusammengetreten, dem im Früh⸗ jahr vorigen Jahres zugleich mit seiner Gemahlin und zwei hoch⸗ gestellten russischen Beamten in der Weichsel ertrunkenen Major Baron von Schwarz, der sich um die Unterdrückung des Aufstandes große Verdienste erworben hatte, ein Denkmal zu errichten.
Dänemark. Wie bestimmt versichert wird, hegt die König⸗ liche Regierung die Absicht, alsbald mit dem St. Petersburger Ka⸗ binet über die Anlage eines die dänische Ostseeinsel Bornholm be⸗ rührenden dänisch⸗russischen unterseeischen Telegraphen in Unterhandlung zu treten.
Die Kopenhagener Seebefestigungswerke werden als⸗ bald vollendet dastehen. Die neue Seebatterie »Prövestenen⸗ (»der Probirstein⸗) wurde vor einigen Wochen mit 250pfündigen schwedi⸗ schen Granatkanonen vollständig armirt.
.“ 5
Telegraphische Depeschen
88 aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau. “
Hamburg, Freitag, 27. Januar, Vormittags. Nach dem »Neuen Hamburg⸗ beabsichtigt die von dem Vereine der Manufak⸗ turen⸗Händler zur Berathung über die Stellung Hamburgs zum Zollvereine niedergesetzte Kommission, dem Senate eine Bittschrift zu überweisen. In derselben soll der Senat ersucht werden, dahin zu streben, mit dem Zollvereine, wie dies Bremen gethan, ein derartiges Abkommen zu treffen, daß die Zollabfertigung hier am Platze stattfinde. Gleichzeitig möge der Senat dahin wirken, daß die Nothwendigkeit zur Lösung eines Gewerbescheines Seitens hiesiger Geschäftsreisenden wegfalle.
Nach demselben Blatte hätte der Senat bei der Bürgerschaft den Antrag auf allwöchentliche Veröffentlichung sämmtlicher in der Bank befindlichen Gelder gestellt.
Wien, Freitag, 27. Januar, Mittags. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde der Antrag Giskra's auf Einsetzung eines Ausschusses, der über die bekannte Erklärung des Finanzministers v. Plener in der Sitzung vom 19. d. Bericht er⸗ statten, eventuell einen Antrag stellen sollte, angenommen.
Kunst und Wissenschaft.
— Die Restauration der Liebfrauenkirche lin Trier ist am 24. d. M. in der dortigen Stadtverordneten⸗Versammlung abermals Gegen⸗ stand der Verhandlung gewesen. In dieser Beziehung theilte der Vor⸗ sitzende der Versammlung mit, daß dem Bürgermeisterei⸗Amte durch König⸗ liche Regierung ein Reskript des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten nebst zwei Anlagen zugegangen sei, nämlich ein Schreiben des Herrn Pastors Classen wegen Beibehaltung der bisherigen Behandlung der Restauration des Innern der Liebfrauenkirche, so wie ein Gutachten der Abtheilung für Bauwesen über diese Restauration. In diesem, vom Vorsitzenden verlesenen Gutachten ist u. A. ge⸗ sagt, daß die Erfahrung bei den seit 40 Jahren vorgenommenen Restaurationen der Baudenkmäler unseres Vaterlandes über die Wir⸗ kung und Kosten der ausgeführten Restaurationen, durch das eindringende Studium mittelalterlicher Kunst und durch eine allmälig ausgebildete Technik den ursprünglichen Gesichtspunkt, von welchem man auszugehen pflegte, gänzlich verändert habe. Anfangs strebte man dahin, dem Gebäude das Anseben der Neuheit zu geben, und den ungestöoöͤrten Eindruck der Ursprüng⸗ lichkeit zu gewinnen. Um sich des Bauwerks ganz im Geiste des alten Meisters erfreuen zu können, suchte man alle Schäden und alle späteren Zuthaten zu beseitigen, wie dies leider bei der Herstellung der Dome zu Bamberg und Regensburg geschehen. Wenn man die äußere und innere Umarbeitung in der individuellen Auffassung der Zeit und des Baumeisters ausgeführt, so wird die Arbeit vertheuert und das histo⸗ rische Interesse der Bauwerke, die Geschichte derselben vernichtet, statt den unersetzlichen Reiz des Alterthums, den poetischen Eindruck zu erhalten. Darum sucht man jetzt bei geläutertem Geschmack den ehrwürdigen ge⸗ schichtlichen Eindruck so wenig als möglich zu stören, indem man die Restaurationsarbeit auf das technisch Nothwendige beschränkt. Von dieser Art der Restauration, durch welche der qu. Staatszuschuß für die Liebfrauenkirche bedingt war, ist man aber bei dieser Kirche ganz abgewichen. Der Verwerfung dieser Ansicht durch den Herrn Pastor Classen kann daher nur eine unrichtige Auffassung zum Grunde liegen. Der alterthümliche Ton des Innern der Kirche, der nur als eine Wirkung von Schmutz, Kerzenrauch und Feuchtigkeit bezeichnet wird, ist wesentlich durch die Jahrhunderte erzeugt, welche das Gestein mit einer Patine überziehen, die durch Oxydation der darin enthaltenen Metalle, so wie durch Ansetzen der Moose ꝛc. erzeugt wird. Diese Eigenschaft geht aber durch das Ueberarbeiten der Fläche verloren, während sie mit Sorg⸗ falt erhalten werden sollte. Dagegen wird der Schmutz durch Lauge, Seife, Bürste beseitigt, und die von Innen heraus erzeugte Färbung er⸗ halten. Wenn auch neu eingezogene Steine mit der Farbe der alten kontrastiren, so muß dieser Kontrast durch solche Färbemittel beseitigt wer⸗ den, welche auf das alte Mauerwerk Einfluß übten, nämlich durch Metall⸗ Oxpde, die als durchscheinende Beize aufgetragen werden und in keiner Weise das Aussehen deckender Farben haben duͤrfen. Dazu ist außer einem feinen künstlerischen Gefühl vor Allem besondere Aufmerksamkeit in der Wahl und Behandlung der Mittel erforderlich, die in jedem verschiedenen Falle in der Wahl und der Anwendung verschieden sind. Das Gutachten ist vom
17. November v. J. datirt und Namens der Abtheilung für Bauwesen von
Hübner und Stüler unterzeichnet. Das Stadtverordneten⸗Kollegium, in Erwä⸗ gung, daß den qu. Zweck, nämlich die Sistirung der Restaurationsarbeiten im Innern der Kirche, erreicht, und überdies die Kirchenverwaltung bereits direkt mit dem Königlichen Ministerium in Unterhandlung getreten sei, beschließt, die Anlagen nunmehr an Königliche Regierung mit dem Bemerken zurückzu⸗ reichen, daß nach Lage der erwähnten Sache zu weiterem Vorgehen der Stadtverwaltung keine Veranlassung vorliege.