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Velbert, 20. Februar. Gegen den bisherigen Bürgermeister,
der von seinem Amte suspendirt worden, ist, der »Rhein. Ztg.“ zu⸗
folge, aus nichtpolitischen Gründen die Disziplinar⸗Untersuchung
eeingeleitet und mit der kommissarischen Verwaltung der Bürger⸗
meisterei der Premier⸗Lieutenant a. D. von Hamm zu Düsseldorf betraut worden.
1 Schleswig⸗ Holstein. Die Regierung der Herzogthümer hat das in Kopenhagen erscheinende Wochenblatt ⸗Danmark⸗ für den ganzen Umfang der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein und Lauenburg verboten.
Die schleswig⸗holsteinsche Landesregierung hat kanntmachung erlassen:
»Nachdem es mittelst Reskripts der Kaiserl. Koͤnigl. österreichischen und
Königl. preußischen obersten Civilbehörde der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein und Lauenburg vom 6. d. M. genehmigt worden, daß die Sessions⸗Depu⸗ tationen im Herzogthum Holstein autorisirt werden, bis weiter auch außer⸗ halb der See⸗Sessionen diejenigen mit See⸗Interimspatenten versehenen Landmilitairpflichtigen, welche sich über ihre Befahrenheit zur See ausweisen können, aus der Land⸗ in die Seerolle zu übertragen und mit See⸗Enrolli⸗ rungs⸗Patenten zu versehen, wird Solches hierdurch für alle Beikommenden resp. zur Nachricht und Wahrnehmung des Erforderlichen zur öffentlichen Kunde gebracht.«
— Nachdem der preußischen Regierung bereits zwei Projekte für den Bau eines Nord⸗Ostsee⸗Kanals vorgelegt worden, ist jetzt noch ein drittes aufgenommen, und wie die »Flensb. N. Ztg.⸗ ver⸗ nimmt, zu Gunsten desselben eine umfangreiche Denkschrift, die be⸗ reits unter der Presse sein soll, ausgearbeitet. Dies Projekt will die Kanalverbindung in der geraden Linie vom Flensburger Meerbusen bis zur Lister Tiefe hergestellt wissen. Die Denkschrift sucht nachzu⸗ weisen, daß dasselbe alle anderen durch die ihm zu Gebote stehenden Vortheile in Schatten stelle, indem namentlich hervorgehoben wird, daß die Entfernung beider Meere hier nur 6 Mei⸗ len beträgt, außerdem die niedrige Belegenheit des Ter⸗ rains die Kosten der Herstellung bedeutend niedriger stellen würde, als zum Beispiel auf der Strecke Husum⸗Eckernförde, da man die neue Linie ohne Anwendung von Schleusen herstellen zu können glaubt.“ Ebenso spricht sich der Bericht in Bezug auf die Expropria⸗ tions⸗Kosten dahin aus, daß dieselben weit geringer, als bei den anderen projektirten Unternehmungen sich stellen werden. Der Königshafen bei List könnte, wie die Denkschrift meint, mit gerin⸗ gem Kostenaufwande für den vorliegenden Zweck hergerichtet und befestigt werden, da ihn die Natur selbst zu einem Kriegshafen ge⸗ schaffen habe, der für alle Eventualitäten, ob nun das Geschwader sich in der Offensive oder in der Defensive befinde, die größtmög⸗ lichste Sicherheit und Brauchbarkeit darbiete.
— Wie die ⸗Kiel. Ztg.⸗ erfährt, hat die Actien⸗Gesellschaft, die an der Gaardener Seite des Kieler Hafens Grundstücke für Marine⸗ Etablissements erworben hat, jetzt Verhandlungen mit der Stadt⸗ behörde eingeleitet, um die Genehmigung derselben — der ganze Hafen ist bekanntlich Eigenthum der Stadt — zu den Bauten am Ufer, sowie zu einem Damm zu erhalten, der die sogenannte Gaar⸗ dener Hörn, wo das Wasser nur 3 bis 7 Fuß tief ist, abschneiden würde. Ein solcher, beim Kirchhof mündender Damm würde natür⸗ lich die dahinterliegende Ecke des Hafens trocken legen und ein werth⸗ polles Stück Land der Stadt verschaffen, zugleich aber auch die Ver⸗ bindung zwischen der Stadt und den Etablissements sehr erleichtern und einen vorzüglichen Quai bieten.
Oesterreich. Wien, 21. Februar. Die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses, obschon bereits die 29ste, war fast nur for⸗ meller Natur. Vor Beginn der Tagesordnung wurde eine Inter⸗ pellation an den Leiter des Handelsministeriums verlesen, des In⸗ halts, in welchem Stadium sich das Wien⸗Budweiser⸗Mitteldeutsche Bahnprojekt befinde, nachdem die vom Herrn von Kalchberg in der letzten Sitzung über denselben Gegenstand ertheilte Auskunft eine gar zu unbestimmte war. Die Interpellanten, allen Parteien des Hauses angehörend, verlangten speziell zu wissen, ob unter den von Herrn von Kalchberg erwähnten »anderen⸗ Konzessionären etwa die Nordbahngesellschaft zu verstehen sei, auf welche die Regierung bei Verleihung der Konzession reflektiren will, und im bejahenden Falle, ob die Regierung Vorsorge treffen werde, damit der Bau der pro⸗ jektirten Bahn nicht länger verzögert werde. Auf der Tagesordnung waren fünf Gegenstände, welche der ersten Lesung resp. der Zuweisung an die Aus⸗ schüsse harrten, als: Budget pro 1866, Gesetzentwurf über die Er⸗ werbs⸗ und Einkommensteuer von Eisenbahn⸗Unternehmungen, über die Veräußerung von einigen kleinern Objekten und Parzellen des Staatseigenthums, über die Reduction des letzten Silberanlehens und der Bericht der Staatsschulden⸗Kontrolls⸗Kommission bezüglich des Standes der Partial⸗Hypothekar⸗Anweisungen. Der letztere Gegenstand wurde dem bisherigen Ausschusse über die Berichte der Kontrolls⸗Kommission, die Gesetzentwürfe über die Veräußerung des Staatseigenthums und über die Reduction des Silberanlehens dem
6 Finanz⸗Ausschusse zur Berichterstattung überwiesen, während für die
Berichterstattung über die Bemessung, Vorschreibung und Einhebung
der Erwerbs⸗ und Einkommensteuer von Eisenbahn⸗Unternehmun⸗
gen ein Ausschuß von neun Mitgliedern aus den Abtheilungen gewählt wurde. In Betreff des Budgets pro 1866 brachte Baron
nachstehende Be⸗
Tinti, welcher sich bekanntlich Seitens des Ministeri trums eines großen Vertrauens erfreut, den daehe vut herige Finanzausschuß möge dem Hause darüber Bericht der ü wann und in welcher Weise die Verhandlung über i . anschlag für das Jahr 1866 vorzunehmen sei, und was, vom Hause fast einstimmig angenommen. Ein vom Grafen V e ders dem Centrum gestellter Antrag betrifft ebenfalls das Budget proletsn lautet: »Der Finanzausschuß wird aufgefordert, an das 8es über Bericht zu erstatten, ob und in wie weit — mit Rübtnu de die vom Finanzminister bei Vorlage des Voranschlages süte des Gesammtministeriums abgegebene Erklärung — 1” Cfann umfassender Ersparungen die Feststellung der Ziffercnsät rfülu nanzgesetze für die Jahre 1865 und 1866 ausnahmsweise G von der bisherigen abweichenden Form im Wege der Verei mit der Regierung vorzunehmen wäre.⸗ Der Antra babten die nächste Tagesordnung (Donnerstag) gesetzt. 8 mn In der heutigen Sitzung des Finanzausschusses ist endlich mit dem Etat der Kriegsmarine zu Ende dn 80 Heute wie gestern wurden gegen das Gebahren der Kric 1,- verwaltung die entschiedensten Angriffe geführt. Zur Absinme üͤber die einzelnen Positionen übergehend, bemerkte der Refeten. er seinen ursprünglich beantragten Abstrich zu verringern - 1 nehme, und statt wie früher 6,500,000 Fl. die Summe 8- 7,150,807 Fl. für den Etat der Kriegsmarine, somit von dem a- tens der Regierung mit 9,389,440 Fl. im Ordinarium h 150,807 Fl. im Extraordinarium präliminirten Betrage einen 1 strich von 2,389,440 Fl. beantrage. Dieser Abstrich wurde mit 400 0, Fl. auf die Beurlaubung der Mannschaft, 750,000 Fl. auf den eun stellenden Bau zweier Panzerschiffe, 575,000 Fl. auf die Unterlastn anderer Bauten, 167,940 Fl. auf den Bedarf an Steinkohlen 370,000 Fl. auf das Artilleriewesen, 166,500 Fl. auf die Au⸗ rüstung von Schiffen, 10,000 Fl. auf Spitäler und Stockhäuser in mit 50,000 Fl. auf die allgemeinen Auslagen repartirt. Abgean⸗ neter Szabel beantragte, das Erforderniß für die Kriegsmarine mi 7,700,000 Fl., Abgeordneter Stummer wieder dasselbe mit 72150jh Fl. zu bewilligen; man schritt hierauf zur Abstimmung und gen zuerst über den Antrag des Referenten, das Erforderniß mie 7,150,807 Fl. zu bewilligen. Für diesen Antrag ergaben sich vor den 32 Mitgliedern, die außer dem Vorsitzenden anwesend watn blos 16 Stimmen, während 16 dagegen waren. Bei dieser Stimma gleichheit gab der Vorsitzende Freiherr von Pratobevera dar Ausschlag, indem er sich ebenfalls für den Antrag des Ree⸗ renten erklärte. Weiteres wurden eine Reihe allgemeiner Beschlüst gefaßt; denen zufolge die Zahl der ausgerüsteten Seeschiffe auf das Maß von ¾¼ des Tonnengehaltes und der Pferdekräfte in keinem Falle uͤberschreitenden Nothwendigkeit mit möglichster Ausschließung von Panzer⸗ und Schiffen der größten Tragfähigkeit zu beschräntn ist. Ferner wurde beschlossen, daß die Kriegsschiffe im Frieda außerhalb der Meerenge von Gibraltar keine Bestimmung zu erhal⸗ ten haben, außer es geschehe dies mit der Bewilligung der Reichk vertretung. Endlich wurde beschlossen, daß jedes abgerüstete Schif zur Hintanhaltung der kostspieligen Auslagen der Aus.- und Ab— rüstung nicht früher als nach einer dreijährigen Campagne zur Ab— rüstung berufen werden solle. 1.“ 22. Februar. Die »Wiener sei in der Lage, versichern zu Analyse der angekündigten
e in ein
erklärt, si vorläufigt welchte
Abendpost⸗ können, daß eine preußischen Depesche, in
Herzogthümer formulirt werden sollen, hier nicht eingetroffen ist um daß somit auch alle hieran geknüpften weiteren Combinationen 8 v“X“ Ee“
Schweiz. Bern, 0. Februar. welche beim Bundesrathe von allen Seiten in Betreff des neucm Handelsvertrages mit dem Zollverein eingehen, haben ihn genöthige der Koͤniglich württembergischen Regierung das Gesuch zu stellen die Eröffnung der Unterhandlungen über denselben von dem 1. auf den 6. März zu verlegen.
22. Februar. Der Bundesrath hat dem sch weizerische Gesandten in Wien die Weisung zukommen lassen, den polnische Flüchtlingen das Paßvisum zu ertheilen, und die bayerische Regie rung davon in Kenntniß gesetzt, daß die Polen, welche einen vol der Gesandtschaft in Wien visirten Paß nicht besäßen, an der Grenx- zurückgewiesen werden würden. Der Erdiktator Langiewicz aus der Haft entlassen und wird nächstens hier erwartet. Rußland weigert sich, der internationalen Genfer Convention über die Pfleg im Kriege Verwundeter beizutreten, weil seine eigene Militairver⸗ waltung genügende Vorsorge hierfür getroffen hätte. 8 “ Belgien. Brüssel, 21. Februar. Der König ist imme noch durch Erkältung gezwungen, 5 Zimmer 2 büten. 8 4 Kammer hat heute das Gesetz über parlamentarische Untersuchungen zu Ende berathen; die Untersuchungs⸗Kommissionen werden dadur⸗ in Betreff der Anhörung und Abstrafung von Zeugen u. s. w. mi
Die Wünsche und Anträg,
den gewoͤhnlichen Gerichten auf gleichen Fuß gestellt. (Koͤln. 5)
die preußischen Forderungen bezüglich der künftigen Leistungen da
eempfiehlt.
Großbritannien und Ir and. London, 21. Februar. an der gestrigen Sitzung des Oberhauses brachte Lord Lyreden den von der Regierung vorgelegten Bericht des Obersten Jervois über die Ver⸗ theidigungsanstalten Canadas zur Sprache. Diese Vorlage sei eine Art amtlicher Indiscretion, denn der Bericht enthülle einen Stand der Dinge, dessen Vorhandensein man so lange geheim hätte halten sollen, bis etwas ur Abhilfe geschehen wäre. Er zeige, daß die Grenze Canadas vollständig vertheidigungslos und jedem amerikanischen Angriff preisgegeben sei. Das vor einigen Tagen verbreitete Gerücht, daß der Norden und Süden einen Frieden zusammengeflickt hätten, war von dem Kommentar begleitet, daß der Frieden auf der Basis der Monroe⸗Doktrin ruhen und zur Geltend⸗ machung dieser alle europäischen Mächte vom Kontinent Amerikas ausschließen⸗ den Doctrine führen werde. Wenn die Korrespondenz der Washingtoner Regierung mit der englischen auch freundlich klinge/ so wisse man doch, daß jenseits des Meeres die Regierung nicht immer im Stande sei, das Volk im Zaume zu halten. Das amerikanische Volk aber mache kein Hehl aus seiner feindseligen Stimmung gegen England — eine Feindschaft, die großen⸗ theils als die Frucht der britischen Neutralität betrachtet werden müsse. Friede und Wiederherstellung der Union werde Krieg mit England be⸗ deuten. Gegenwärtig ständen in Canada 21,700 Mann britische Soldaten und die kanadische Miliz werde auf 88,200 Mann geschätzt. Er wünsche zu wissen, wann die Regierung im Stande sein werde, die Losung für die Miliz vorzunehmen; ob über die Vertheilung der Vertheidigungskosten zwischen Kolonien und Mutterland etwas ver⸗ einbart sei, und welche Anstalt getroffen worden, um die Seen, namentlich den See Ontario, mit Kanonenbooten zu besetzen. Der Earl Grey and Ripon weist den Vorwurf »einer amtlichen Indiscretion« zurück, da der Bericht des Obersten Jervois nur schon früher bekannte That⸗ sachen zusammenstelle und vorgelegt werden müßte, um die Vorschläge der Regierung zu begründen. Aber eine „parlamentarische Indiscretion⸗ müsse er es nennen, wenn ein Mitglied, auf Grund eitler amerikanischer Zeitungs⸗ Gerüchte und Speculationen, die friedliche Gesinnung der amerikanischen Regierung in Zweifel ziehe. Bezüglich der Vertheidigungskosten werde die Regierung dem Parlament, so wie der canadischen Assembly die nöthigen Vorschläge machen. Zur Befestigung von Quebec sei in den Armee⸗Vor⸗ anschlägen vor der Hand die Summe von 50,000 Pfd. angesetzt, und Ca⸗ nada selbst werde, nach dem Plane der Regierung, die Befestigung von Montreal und des wichtigen im Westen davon gelegenen Gebietes zu uͤbernehmen haben. Außerdem beabsichtige die Regierung, 88,000 Mann canadischer Miliz durch das Loos auszuheben und die Gründung von Offiziersschulen mit allen Mitteln zu begünstigen. Der Earl Derby ecklärt, er halte die Beziehungen zwischen England und Amerika für bedenklich, und er würde daher gern darüber ein tiefes Stillschweigen beobachtet und der Regierung die ganze Verantwortlichkeit für die Behand⸗ lung der Sache überlassen haben, aber durch die Vorlage eines Berichtes, der das In⸗ und Ausland auf die militairische Blöße Canada'’s aufmerksam macht, habe sie selbst zur Diskussion herausgefordert. Er könne nicht anders, als sagen, daß die Regierung sehr säumig gewesen sei und mit ihren Vor⸗ bereitungen bis zum allerletzten Augenblick gewartet habe, bis zum Augenblick, wo der Ernst der Gefahr nicht mehr wegerklärt werden könne, und Krieg oder Friede nicht mehr von der ruhigen Erwägung befreundeter Regierungen, ee von den aufgeregten Leidenschaften eines von feindlicher Gesin nung gegen England erfüllten Volkes abhänge. Sollte der jetzige Zustand drohender Gefahr drei oder vier Jahre fortdauern, bis die pro⸗ jektiten Festungswerke alle ausgebaut sind. Die Regierung habe auch nichts gethan, um die Amerikaner abzuhalten, eine uͤberwiegende Schiffsmacht auf den Seen zu haben. Lächerlich finde er den Gedanken, mit 50,000 £ die Kosten der Befestigungen zu decken und wahrscheinlicher würden dazu 200,000 L erforderlich sein. Earl Gra⸗ nville entgegnet, daß Lord Derby die Gefahr außerordentlich übertreibe. Die Frage wegen der Schiffsmacht auf den canadischen Seen sei erst im vergangenen November entstanden. Die Canadier seien von warmer Anhänglichkeit an das Mutterland be⸗ seelt, und so lange sie in billigem Verhältniß Geld und Mannschaft zur Vertheidigung beitragen wollten, werde England sie nicht im Stiche lassen. Der Earl von Malmesbury findet, so wie Lord Derby, daß 50,000 82 zur Befestigung von Quebec unmoöͤglich ausreichen werden. Der Earl von Ellenborough erklärt es für eine heilige Ehrenpflicht Großbritanniens, Canada mit aller Macht gegen jeden Feind zu vertheidigen. Zugleich musse man den Kolonisten zu verstehen geben, daß der englische Beistand ihnen verhaältnißmäßig wenig nützen würde, wenn sie nicht selbst bereit wären, ihre Heimath mit derselben Energie und Begeisterung zu vertheidigen, wie die Confederirten, deren Heldenmuth und Vaterlandsliebe er ihnen als Muster pfieb Earl Russel bedauert, daß sich das Haus auf eine solche Discussion eingelassen hat, und erwiedert auf Lord Derby's Vor⸗ wurf der Saumseligkeit, daß es der Regierung unmöglich gewesen sei, die jeßt projectirten Maßregeln früher in Vorschlag zu bringen, weil die Canadier sich ausdauernd weigerten, selbst irgend etwas zum militairischen Schutze der Kolonie zu thun. Kein Ministerium würde unter solchen Um⸗ ständen gewagt haben, das Parlament um eine große Subsidie anzugehen. Erst im vorigen Jahre habe sich in der Kolonie eine andere Anschauung kund gegeben und sogleich sei Ihrer Majestät Regierung bereit gewesen, den Tanadiern mit allen Mitteln zur Hand zu sein. Der Earl von Derby wiederholt seine Frage wegen der Schiffsmacht auf d. canadischen Seen, worauf der Herzog von Somerset (der erste Lord der Admiralität) erwidert, daß der Gegenstand noch in Berathung sei. Der Earl Grey and Ripon (der Kriegsminister) giebt schließlich den Lords Derby und Malmesbury zu be⸗ denken, daß es ja unmöglich sein würde, die ganze Summe von 200,000 Pfd. Sterl. in einer einzigen, dem Bauen günstigen Saison in Quebec zu ver⸗ ausgaben, selbst wenn das Parlament auf elnem Brett sie bewilligte. Dies 8 der Grund, warum nur die Abschlagssumme von 50,000 Pfd. St. in ie Armeevoranschläge gesetzt wurde.
Im Unterhause erklärte Sir J. Grey (der Minister des Innern) auf Befragen, daß eine Königliche Kommission eingesetzt werden wird, um as im vereinigten Königreich bestehende Heirathsgesetz einer Untersuchung zu unterziehen. Mr. Villiers bringt eine Bill ein, welche die Anomalie
zwischen den Kirchspielen
in der Vertheilung der Armen ⸗Erhaltungs⸗Last der Konservative, und Mr.
aufheben oder doch mildern soll. Mr. Henley, 1 Locke, der Liberale, zeigen Beide die Absicht an, die Bill nicht ohne sorg⸗ same Prüfung durch die zweite Lesung zu lassen. 1
Die Flotten⸗Voranschläge für das Jahr 1865 — 66 be⸗ tragen im Ganzen 10,392,224 Pfd. gegen 10,708,651 Pfd. im Jahre 1864—65. 8
Die Armee⸗Voranschläge für das kommende Finanzjahr be⸗ laufen sich auf 14,948,000 Pfd. Die Truppenzahl ist auf 141,518 Mann festgesetzt, wobei die in Ostindien dienenden und aus der in⸗ dischen Einnahme besoldeten 71,050 Mann nicht mitgerechnet sind. Anno 1860 betrugen sie 17,000,000 Pfd., aber noch Anno 1858 waren sie nicht höher als 12,819,000 Pfd. In den Voranschlägen dieses Jahres figurirt eine Summe von 35,000 Pfd. als erste Rate einer Ausgabe von 260,000 Pfd. zur Befestigung der Bermudas⸗ Inseln; dann 50,000 Pfd. als erste Rate einer Ausgabe von 200,000 Pfd. auf die Befestigung von Quebec; und der Kostenüber⸗ schlag der Befestigung von Nova Scotia, auf welche schon 43,500 Pfd. ausgegeben sind, ist auf 190,000 Pfd. gestiegen.
Die Frage, wer als Nachfolger des Kardinals Wiseman den erzbischöflichen Stuhl von Westminster zu besteigen bestimmt ist, wird in den katholischen Kreisen angelegentlich besprochen. Unter denjenigen Prälaten, welche die meiste Aussicht haben, in die engere Wahl zu kommen, nennt man vorzugsweise den Dr. Clifford, den jetzigen Bischof von Clifton, ferner George Talbot, Kammerherrn des Papstes, und Dr. Henry E. Manning.
Die Streitfrage wegen der Dotirung des griechischen Lehr⸗ stuhls an der Universität Oxford hat endlich eine Lösung erhalten. Von der Summe von 40 Pfd. St., welche seit den Zeiten Heinrich des Achten für jene wichtige Professur unverändert fixirt geblieben war, ist das Jahresgehalt auf 500 Pfd. St. erhöht worden.
Frankreich. Paris, 21. Februar. Der »Moniteur« bringt heute den Bericht des Handelsministers Behic über die zweifache allgemeine Ausstellung, welche am 1. Mai 1867 unter der Leitung des Prinzen Napoleon in Paris eröffnet wird. Diese Ausstellung umfaßt Erzeugnisse der Industrie und des Ackerbaues einerseits und solche der schönen Künste andererseits. Das Kaiserliche Dekret, wo⸗ durch diese Ausstellung befohlen ward, datirt bereits vom 22. Juni 1863. Die zwölf Millionen Subvention, die erforderlich, sollen zwischen dem Staate und der Stadt Paris getheilt wer⸗ den, und der Seine⸗ Präfekt bezweifelt die Zustimmung des Gemeinderathes hierzu keinen Augenblick. Die sechs bis acht Millionen, welche außerdem noch erforderlich werden, sind durch die Eintrittsbillets zu bestreiten; auch könnte eine Garantie⸗Gesell⸗ schaft gebildet werden, welche, im Falle die Einnahmen, abgesehen von den zwölf Millionen Subvention, den Ausfall nicht blos decken, sondern einen Gewinn ergeben sollten, sich mit Staat und Stadt zu gleichen Theilen in diesen letzteren theilen könnte. Die Kom⸗ mission besteht, außer dem Prinz⸗Präsidenten, aus 40 Notabilitäten des Landes und der Hauptstadt, die der Kaiser ernennt, und aus 19 anderen, von der Garantie⸗Gesellschaft gewählten, also aus 60 Personen; unter den Ernannten befinden sich die Engländer R. Cobden, Lord Cowley, Lord Granville; andere Nationen sind nicht bedacht. Die Ausstellung dauert vom 1. Mai bis 30. Septem⸗ ber 1867. 8
Heute fand im gesetzgebenden Körper die Ernennung der Adreß⸗ Kommission Statt. Dieselbe besteht aus den Deputirten André (Charente), Roulleaux⸗Dugage, Garnier de Cassagnac, Graf Lehon, Du Miral, Alfred Leroux, Schneider, Grossier und David Des⸗ champs. Die Opposition hat in ihrer letzten Partei⸗Versammlung, der Thiers, Berryer und Lanjuinais beiwohnten, beschlossen, daß man mit der auswärtigen Politik Zeit und Kraft nicht verschwen⸗ den, sondern mit allem Nachdrucke sich mit den inneren Verhält⸗ nissen beschäftigen und in Amendements dem Lande nützlich zu machen suchen wolle.
Aus der Kaiserlichen Stückgießerei von Ruelle ist dieser Tage ein nach Rochefort bestimmtes Geschütz aus Gußstahl im Gewichte von 1200 Kilogr. hervorgegangen, das sich in den mit ihm ange⸗ stellten Schießversuchen ausgezeichnet bewährt haben soll.
Wie der »Moniteur de l'Armee⸗ berichtet, wird ein Bataillon des 2. Regiments der algerischen Tirailleurs, der sogenannten Turcos, wieder nach Frankreich kommen, um, 630 Mann stark, Garnisons⸗ dienste in Paris zu versehen. Die früher in Paris stehenden Turcos waren vor etwa zehn Monaten nach Afrika zurückgeschickt worden Von dem in Aix errichteten Depot der Fremdenlegion, das sich in der Umgegend durch Excesse aller Art einen so üblen Ruf erworben hißh am 20. d. Mts. 500 Mann nach Mexiko eingeschifft worden.
Der Handel der Senegal⸗Kolonie hat während der letzten vier Jahre in mittlerer Zahl eine Summe von 32 Millionen Franken geliefert, von denen 18 Millionen allein auf die Stadt Saint Louis und etwa 14 Millionen auf Gorea und Casamance kommen.
Nach Berichten aus Vera⸗Cruz vom 8. Januar hat Kaiser Magimilian die Militairschule von Chapultepec wieder bergestellt, die völlig nach dem Vorbilde der Offizierschule von St. Cyr eingerichtet