Portugal. Lissabon, 1. März. Das Ministerium Loulé hat seine Entlassung eingereicht und Sa da Bandeira ist mit Bildung eines neuen Kabinets beauftragt.
Italien. Am 21. Februar wurde auf der Section Bari⸗ Monopoli der erste Versuchszug befördert, am 23. die Strecke von Turin nach Bari dem Betrieb übergeben.
Victor Emanuel wurde am 11. März in Mailand von den Behörden, der Bürgergarde, den Arbeitervereinen und einer jubeln⸗ den Volksmenge begrüßt. Am Sonnabend wird der König in Mailand den Grundstein zur Galerie Victor Emanuel legen. Bis Sonntag wird derselbe in Mailand bleiben und dann am Montag den 6. März wieder nach Turin zurückkehren.
Die letzten Carnevalstage in Rom sind sehr glänzend ausge⸗ fallen. Auf dem Corso kamen trotz der Menschenmasse keine Un⸗ ruhen vor. Der Papst veröffentlichte am 27. Februar zwei Breve’'s, von denen das eine die Wunder zur Beatification des Johann Berch⸗ mann bestätigt, das andere feierlich die Beatification der Maria de Angelis proklamirt.
Rom, 1. März. daß das vom Papste angeordnete Jubiläum in Rom vom b5. bis 9. April stattfinden wird.
Ein Erlaß des Kardinal⸗Vikars zeigt an, Kärz
NRußland und Polen. St. Petersburg, 27. Februar. Der Kaiser hat unterm 8. d. M. folgenden Befehl an den dirigiren⸗
den Senat erlassen: »Durch den unterm 1. Januar 1863 an den dirigirenden Senat er⸗
lassenen Befehl hatten Wir eine Steuer von den Immobilien in Städten und Flecken angeordnet und für das Verfahren bei Erhebung dieser Steuer in den Jahren 1863 und 1864 wurden die am 1. Januar und am 28. No⸗ vember bestätigten temporären Vorschriften aufgestellt. Nachdem Wir auf eine im Reichsrathe durchgesehene Vorstellung des Finanzministers die Noth⸗ wendigkeit erkannt, diese Steuer für 1865 auf Grundlage der beigelegten Vorschriften bestehen zu lassen, befehlen Wir, diese in Wirksamkeit zu setzen.«
Die in diesem Befehl erwähnten Vorschriften setzen den Ge⸗ sammtbetrag der Immobiliensteuer im Jahre 1865 für die 45 groß⸗, klein⸗, west⸗ und neurussischen und für die drei baltischen Gouver⸗ nements auf 2,065,530 R. fest. Für die einzelnen Gouvernements variirt dieselbe zwischen 4540 R. (Gouvernement Olonez) und 354,960 R. (Gouvernement St. Petersburg). Die Bestimmungen über die Immobilien, welche der Steuer unterliegen oder von dieser befreit sind, sind dieselben geblieben.
— Das »Journ. de St. Petersb.⸗ schreibt:
Wir haben folgendes Privat⸗Telegramm aus Wien erhalten: »Bombay, den 28. Januar. Vier russische Gesandte sind in Buchara angekommen. Die Russen haben in Taschkend eine Contribution Jahre ausgeschrieben. Tausende von Arbeitern sind zum Bau einer Straße nach Buchara angeworben.“ Seit der Sendung des Generals Ignatjew im Jahre 1858 ist kein russischer Gesandter in Buchara gewesen. Es ist möglich, daß in diesem Augenblicke nicht 4, sondern 400 russische Unter⸗ thanen in Buchara sind, wie sich denn auch viele Bucharen in Orenburg befinden. Die Karavanen bewegen sich ganz frei zwischen Vuchara und Orenburg. Da Taschkend sich nicht in unseren Händen befindet, würde es uns wohl schwer sein, daselbst eine Contribution zu erheben.
meldet, eben so falsch ist. Die Ausführung eines solchen Unternehmens würde leider auf ziemlich bedeutende Schwierigkeiten stoßen. Man müßte bei der Legung eines Weges nach dem Aralsee hin entweder wasserlose Wüsten durchschneiden, oder das hohe und schwer zugängliche Plateau von Ust⸗Jurt übersteigen, oder endlich diesen Bau in dem feindlichen Lande des Chans von Chokand unternehmen.
Die Wälder, schreibt der »Wilnaer Bote⸗ nehmen im Gou⸗ vernement Wilna des ganzen Flächeninhalts, d. h. 1,439,290 Dessj. ein. Dies wäre sehr hinreichend; aber leider sind die Wälder nur da in einem befriedigenden Zustande, wohin man wegen man⸗ gelnder Communication nicht hat gelangen können. Keine Privat⸗ person hat noch an eine geregelte Forstwirthschaft gedacht und des⸗ halb verschwinden die Wälder mit jedem Tage mehr. Land ist dagegen so viel vorhanden, daß eine dreimal so starke Bevölkerung nicht Alles bebauen könnte. Warum also die Wälder, den Haupt⸗ reichthum des Landes, nicht schonen? Das Klima verändert sich schnell, ebenso vermindert sich die Fruchtbarkeit des Bodens in Folge des Verschwindens der Wälder, dieser natürlichen Reserpoire der Fruchtbarkeit und Wärme.
Aus Rußland, 24. Februar. Die Aushebung der Er⸗ satzmannschaften, wird der »Pos. Ztg.“ geschrieben, geht besser von Statten, als man allgemein geglaubt hat; denn obgleich die diesmalige Rekrutirung die erste ist seit Aufhebung der Leibeigen⸗ schaft, so hat man doch nirgends Hindernisse für den Geschäftsgang wahrgenommen. Früher und während des Bestehens der Leibeigen⸗ schaft hatten die Gutsherrn ein ihrer Zahl von Seelen angemessenes Kontingent zu stellen und da nach dem Gesetz jeder Leibeigene mit dem Anziehen des Soldatenrocks den Leibeigenen auszog und frei war, also dem Vermögen des Gutsherrn verloren ging, so hütete ich dieser, brauchbare Leute hinzustellen. Man suchte sich durch Geld⸗ abfindungen zu helfen, oder Soldaten, die bereits ausgedient hatten, durch eine kleine Entschädigungssumme zum Weiterdienen zu veranlassen. Reichten diese Hülfsmittel nicht aus und mußte eine Anzahl Leute gestellt
für die nächsten zwei
Es ist zu be⸗- dauern, daß die letzte Nachricht, welche den Bau einer Straße nach Buchara⸗
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werden, so hatte man für diesen Fall in der Regel schon Individuen in petto, die sich durch Diebereien, Faulheit, Widerspenstigkeit und andere moralische Gebrechen in der Gemeinde unnütz oder gar lästig gemacht hatten, und die man dann gleichsam zur Strafe zur Ein⸗ stellung ins Heer lieferte. Dadurch hatte das Heer fast die Bedeu⸗ tung einer Straf⸗ oder Besserungsanstalt in den Augen des Volkes erlangt und dies trug neben der Ungewißheit der Dienstdauer und den Unregelmäßigkeiten in der Behandlung und Verpflegung des Soldaten wesentlich zur Vermehrung der Furcht vor dem Soldatenstande bei. Dadurch nun, daß die betreffenden Behörden bei Ausschreibung der erforderlichen Mannschaften sich bestechen ließen und über die Lücken in der zu stellenden Zahl die Augen zudrückten, gab es in der Armee selten einen vollzähligen Effektivstand und die Zahlen figurirten meist nur auf dem Papiere; die Com⸗ mandeure waren gar nicht ungehalten, wenn die Einstellungen nicht in der erforderlichen Zahl geschahen, da die Regiments⸗ Chefs ein Pauschquantum für ihr Regiment erhielten, und um so weniger zu verausgaben hatten, je mehr Leute im Regiment fehlten. Die alten zu entlassenden Soldaten wurden entweder ohne jede Entschädigung weiter im Dienst behalten oder ihnen nur ein Theil von dem für sie gezahlten Ersatzgelde gewährt, das meiste floß in die Taschen des Chefs, und daher kam es, daß mitunter Leute 50 Jahre dienen mußten und überhaupt die Dienstzeit ganz ohne feste Norm zu sein schien. Jetzt ist dies anders und da Jeder jetzt Soldat werden muß
und die Dienstzeit fest normirt ist, auch der Soldat durch gute
Führung sich eine Erlassung der Zeit bis auf ein Minimum von 4 Jahren erwirken kann, so stellen sich die Leute überall willig und zum Theil schon freiwillig zur Aushebung.
Von der polnischen Grenze, 1. März, meldet die »Osts. Ztg.-: Am 25. v. Mts. wurden in Warschau in der Kapuziner⸗ kirche während der Vesperandacht wieder zahlreiche Exemplare der bekannten revolutionairen Proclamation verbreitet. Dieselben wur⸗ den den Kirchbesuchern im Gedränge zugeworfen oder in die Taschen gesteckt, ohne daß sie merkten, woher sie kamen. Auch sollen sie schon vor Beginn der Andacht in der Kirche auf den Bänken und in den Gängen ausgestreut gewesen sein. Die Polizei, die bald von dem Vorfall Kenntniß erhielt, nahm nach beendigter Andacht und noch später am Abend zahlreiche Verhaftungen vor.
Schweden und Norwegen. Christiania, 24. Februar. Die jüngst stattgehabte Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in der norwegischen Hauptstadt stand theils mit der Unionsfrage, theils mit der in beiden Königreichen vorbereiteten Armee⸗Reorga⸗ nisation in Zusammenhang. Se. Majestät der König konferirte in Folge dessen sowohl mit dem norwegischen Unions⸗Ausschusse, als auch mit der norwegischen Militair⸗Kommission. Was darauf die Festlichkeiten anbelangt, welche hier mit Beziehung auf die Anwesen⸗ heit des Königs veranstaltet wurden, so fand namentlich auf dem Eise außerhalb der Festung ein von der Gesellschaft für die Ver⸗ edelung der nordischen Pferde⸗Race veranlaßtes großes Pferde⸗Wett⸗ rennen statt, welches indeß ein ungünstiges Resultat herbeiführte. Von den vorgeführten 63 Pferden gewann nämlich keines eine Prämie, da kein Pferd die Grundbedingung für die Prämiirung einlöste, wie solche in der Vorschrift enthalten war, daß die 1000 Ellen lange Eisbahn im Laufe von 70 Sekunden zurückgelegt wer⸗ den sollte.
Im nördlichen Norwegen hat am 9. d. ein orkanartiger Sturm gewüthet, der trotz der kurzen Dauer von zwei Stunden viele Schiffe zerstörte.
In Bergen schwebte die dortige deutsche Kirche nebst Gemeinde Wochen lang in der Gefahr der Auflösung. Die Gemeinde war nämlich auf 34 Familienväter und 18 mündige Männer zusammen geschmolzen, welchen Umstand zahlreiche standinavistisch gesinnte Be⸗ wohner Bergens dazu benutzten, unter der Zustimmung des Bischofs bei dem Königlich norwegischen Kirchen⸗ und Unterrichts⸗Departement in Christiania die Auflösung der deutschen Gemeinde in Bergen zu beantragen. Das genannte Departement hat inzwischen einen ab⸗ schlägigen Bescheid ertheilt, und so wird denn nun in der mehr⸗ genannten angesehenen norwegischen Handels⸗ und Seestadt fort⸗ gesetzt deutscher Gottesdienst abgehalten werden.
Amerika. New⸗York, 18. Februar. Die letzten Depeschen melden, daß Sherman's, Vorhut auf dem Südufer des Congaree steht, wenige Meilen östlich von Columbia; die Konföderirten hatten sich auf das Nordufer zurückgezogen. Eine große Schlacht hielt man für bevorstehend. Kilpatrick, welcher mit seiner Kavallerie gegen Augusta vorgerückt war, soll, wie die »Richmond Dispatch⸗« vom 15. angiebt, von Wheeler bei Aiken angegriffen und zum Rückzug nach Branchville hin gezwungen worden seien. Letztere Stadt ist am 8. d. in Shermans Hände gefallen, nach dreitägigem Kampfe. Aus Annapolis ward gestern die Ankunft eines Dampfers unter Parlamentairflagge gemacht; als derselbe Richmond verließ, zir⸗ kulirten dort Gerüchte, doch sehr zweifelhafte, daß Sherman zurückgeworfen, Beauregard aber im Kampfe gefallen sei. — In Newbern sind 20,000 Mann Bundestruppen unter Schole⸗ field gelandet und rücken in Nordcarolina hinein vor, wie es heißt,
David⸗ hat New⸗Yorker bis zum 18. v. M. Abends reichende
an demselben Morgen von den Konföderirten unter Beauregard geräumt worden war, nachdem die Unionisten bereits den Saluda⸗
veröffentlicht ein Kaiserliches Dekret,
m die Eisenbahn von Kingston nach der Seeküste wiederherzustellen ; 3 Richmonder Blätter dagegen glauben, um auf Raleigh, die tstadt, anzumarschiren, wozu Burbridge und Stonemann aus nnessee her kooporiren würden. Der »N. Y. World⸗ zufolge wäre
efield bei Masonboro gelandet, um bei der Belagerung Wil⸗ mingtons mitthätig zu sein. — General Grant fährt fort, seine position bei Hatchers Run zu befestigen; seine Vorposten hat er bis
Shiney Creek vorgeschoben. — General Thomas soll in New⸗ deleans angekommen sein. — Kirby Smith steht mit 38,000 Mann lei Shreev eport in Louisiana; doch sind seine Truppen so zer⸗ strut, daß sie schwer zu konzentriren sein werden. Magruder seht mit 13,000 Mann bei Camden in Arkansas. — Der Senat hat einstimmig Herrn Sumners Resolution adoptirt, daß die donföderation unter keinen Umständen je den Vereinigten gtaaten anerkannt werden würde.
Der Kaiser Maximilian wird in Kurzem, wie über New⸗ pork gemeldet wird, eine Reise nach Mucatan antreten. Mejia soll zum Hoͤchstkommandirenden ernannt worden sein; und über sew⸗Orleans wird berichtet, er sende alle Flüchtlinge aus Texas über die Grenze zurück, damit sie in die konsöderirten Armeen ein⸗ gestellt würden; General Canbey habe ihm mit Repressalien ge⸗ droht, indem er mexikanische Offiziere als Geißeln zurückhalten werde. —Ein neuer Staatsrath mit Jose Maria Sanchra als Präsiden⸗ ien war gebildet worden. — Tortinas ist zu einer Campagne gegen Caravajal und Mendez ausgerückt. — Dem »Courrier des etats Unis⸗ zufolge macht die Pacification Megiko's Fortschritte und ist der Kaiserlichen Armee das Glück der Waffen günstig, wäh⸗ rend sich jedoch die Barbareien der Partei des Juarez mehrten.
wie haup
von
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'’'schen Telegraphen⸗Büreau.
London, Donnerstag 2. März, Nachts. Der Dampfer⸗»Saint
Berichte in Queenstown abgegeben.
Am 17. v. M. hatte Sherman Columbia besetzt, welches
Fluß überschritten hatten. — Man glaubt, daß der Fall Columbias die Konföderirten auch zur Räumung Charlestons zwingen worde. General Sherman wird zunächst gegen Florenz oder Char⸗ Wechselcours auf London 221 ½, Goldagio 104, Baumwolle 85, Bonds 110 ½. Paris, Freitag, 3. März,
Morgens. Der heutige „Moni⸗
teur« veröffentlicht ein Schreiben des Kaisers, in welchem verschiedene
Maßregeln zum öffentlichen Nutzen der Stadt Lyon empfohlen werden. 8
Ein Bericht des Contre⸗Admirals Mazéres bestätigt, daß ein shwaches Detachement, bestehend aus Marine⸗Soldaten und algieri⸗ scen Tirailleurs, welches von 200 megikanischen Waffengefährten,
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die ihm als Geleit dienten, verlassen worden, zu⸗ San Pedro
fang
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en genommen wurde.
Turin, Donnerstag, 2. März, Abends, Nach dem so eben veröffentlichten Berichte ist der Staatshaushaltsetat pro 1865 end⸗ gziltig wie folgt festgestellt worden: Ordentliche Einnahme 635,605,607 außerordentliche 33,832,955 Fr.; ordentliche Ausgaben 806,656,147 außerordentliche 69,983,161 Franken; Defie it 207,200,746 Franken.
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Neue Telegraphen⸗Apparate.
Berlin, 2. März. Der Pariser »Moniteur⸗ vom 14. F welches die Taxe für die Be⸗ förderung telegraphischer Privat⸗Depeschen vermittelst des sogenannten autographischen Apparats Ein in demselben Blatt enthaltener, von Jules Nougaret unterzeich⸗ neter Artikel giebt eine Beschreibung dieses, von Caselli erfundenen Apparats und hebt die Vortheile desselben vor den sonst gebräuch⸗ lichen Telegraphen⸗Apparaten hervor.
Zu den Originalen der autographisch zu befördernden Depeschen muß Papier mit einem metallischen Ueberzuge verwendet werden.
Dasselbe wird von der französischen Telegraphen⸗Verwaltung in
Blättern von mindestens 30 Quadrat⸗Centimetern Größe zum Preise von 10 Centimen für jedes Blatt verkauft. Die autographischen Zeichen, welche eben sowohl in Schrift als in Figuren u⸗ s. w. be⸗ stehen können, werden mit Dinte aufgetragen.
Die Apparate sind so konstruirt, daß ein Stift sich in geraden, parallel laufenden Linien, deren jede nur ½ Millimeter von der
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in Frankreich bestimmt.
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anderen entfernt ist, über das Papier bewegt, und am Bestimmungs“ orte gleichzeitig ein Stift dieselben Linien auf einem chemisch prä-⸗ parirten Papier beschreibt. Berührt der Stift auf dem Papier der Original⸗Depesche den metallischen Ueberzug, so bringt der Stift auf dem chemisch präparirten Papier am Bestimmungsorte kein Zeichen bervor. Berührt der erstere Stift dagegen eine Stelle, wo die Dinte den Ueberzug bedeckt, so bildet sich am Bestimmungsorte auf der betreffenden Stelle des Papiers ein farbiger Punkt oder Strich von derselben Dimension. Auf diese Weise wird, indem der Stift am Abgangsorte in den vorbezeichneten, nahe aneinander be⸗
findlichen Linien die ganze Fläche der Original⸗Depesche überschreitet, das mit Dinte aufgetragene Bild der Schriftzüge und sonstigen
Zeichen am Bestimmungsorte genau kopirt, so daß sich dort dasselbe Bild auf dem chemisch⸗präparirten Papier farbig darstellt. B
Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Art der Uebertragung bedeutende Vortheile zu liefern im Stande ist. Denn abgesehen von der Möglichkeit, Zeichen zu befördern, die sich durch andere Apparate nicht wiedergeben lassen, so kann es in vielen Fällen auch von er heblichster Wichtigkeit sein, daß der Empfänger in den eige⸗ nen Schriftzügen des Absenders ein Dokument über die Echtheit und die Genauigkeit der Depesche erhält. Jede Unsicherheit, welche bei de 1 gewöhnlichen Art der Telegraphirung dadurch entstehen kann, daß die vielleicht nicht deutliche Schrift des Absenders vom Telegraphisten unrichtig gelesen wird, daß der Telegraphist bei Abgabe der Depesche Versehen macht oder daß die Depesche am Bestimmungsorte ungenau aufgenommen wird, ist bei der obigen mechanischen Uebertragung des Charakters der Original⸗Depesche nicht möglich.
Man würde jedoch irren, wenn man annehmen wollte, daß das neue System das bisherige zu verdrängen und zu ersetzen geeignet wäre.
Der Caselli'sche Apparat setzt eine unmittelbare telegraphische Vervindung vom Abgangs⸗ bis zum Bestimmungsorte und dabei eine so lebhafte Korrespondenz zwischen diesen beiden Orten voraus, daß die Depeschen hin⸗ wie herwärts mit einer gewissen Regel mäßigkeit zufließen.
Was den ersteren Punkt betrifft, so ergiebt sich bereits aus dem Gesagten, daß weder ein Umtelegraphiren von Depeschen an Zwischenorten, noch die telegraphische Weiterbeförderung solcher De⸗ peschen, die auf dem Casellischen Apparat ankommen, mit anderen Apparaten möglich ist / wenn die Ueberkunft der Autographie festge⸗ halten werden soll. Die große Zahl solcher Depeschen, welche auf dem Wege nach dem Bestimmungsorte verschiedene Linien und Stationen durchlaufen müssen, ist daher von der Beförderung mit dem Casellischen Apparate vorweg ausgeschlossen. Die weitere Be⸗ schränkung in der Verwendbarkeit des Apparats beruht in dessen höchst komplizirter Construction. Derselbe arbeitet nur dann richtig, wenn die über das Papier gleitenden Stifte am Abgangs⸗ und am Bestimmungsorte sich absolut gleichmäßig bewegen. Um diese Gleichmäßigkeit herbeizuführen, sind an beiden Orten durch Gewichte getriebene Pendel vorhanden, die in gleichen Schwingungen erhalten und zu diesem Zwecke fortgesetzt beobachtet und gegen einander regulirt werden müssen. Es wird genügen, auf die Schwierigkeiten einer solchen Regulirung hinzu⸗ weisen, um darzuthun, daß der Apparat nur unter gewissen, be⸗ sonders günstigen Verhältnissen angewendet werden kann.
Bei dieser Sachlage ist dem Casellischen Apparat nur eine be⸗ schränkte Bedeutung für den telegraphischen Verkehr im Großen und Ganzen beizumessen. Auch in Frankreich wird die Gelegenheit zur
Beförderung autographischer Depeschen nur zwischen wenigen Haupt⸗
orten gewährt. Die Gebühren betragen für jeden Quadrat⸗Centi⸗ meter der Original⸗Depesche 20 Centimen, mithin für eine Fläche von 30 Quadrat⸗Centimetern, d. i. von der Größe des zum Verkauf kommenden Papiers, 6 Franken, wogegen die Taxe für gewöhnliche Depeschen 1—2 Franken im einfachen Satze beträgt.
Unzweifelhaft wird die Preußische Telegraphen⸗Ver⸗ waltung, ihrem Prinzip folgend, wonach sie in der Anwendung zweckmäßiger Neuerungen anderen Verwaltungen nie nachsteht, mit der Einführung autograghischer Apparate später ebenfalls vorgehen. Zuvörderst müssen aber über die praktische Bewährung derselben um⸗ fassendere und sicherere Erfahrungen abgewartet werden, als solche zur Zeit vorliegen. Auch ist die preußische Telegraphen⸗Verwaltug gegenwärtig mit der Ausbeutung einer anderen Erfindung beschäftigt, von welcher dieselbe sich größere und allgemeinere Vortheile für die Telegraphie ver⸗ sprechen darf, als durch die Verwerthung der Casellischen Erfindung für jetzt zu erreichen sein würden.
Jene Erfindung ist der von den Telegraphen⸗Technikern Sie⸗ mens und Halske in Berln konstruirte Typen⸗Schreib⸗ Apparat. Vermöge dieses Apparats können Depeschen, nachdem sie vorher in Typen gesetzt worden sind, auf mechanischem Wege mit außerordentlicher Geschwindigkeit und eben so großer Sicherheit be⸗ fördert werden. Die Typen sind aus Messingblech gesertigt. Der obere Rand bildet bei den verschiedenen Buchstaben verschiedene Er⸗ höhungen und Vertiefungen. Zum Satze der Depeschen werden Schie⸗ nen in Form von Linealen benutzt. Indem die Schienen durch den Apparat gezogen werden, gleitet ein Hebel über die Ränder der