792 8
sichtigung der von dem Börsenvereine deutscher Buchhändler in einem speziellen Berichte hervorgehobenen Punkte hingewiesen. — Von der Herzoglich nassauischen Regierung ward eine Denkschrift überreicht, welche die eventuellen Erbansprüche Ihrer Hoheit der Frau Herzogin von Nassau, gebornen Prinzessin von Anhalt, resp. deren Descendenz, in Bezug auf das Herzogthum Lauenburg zu wah⸗ ren bestimmt ist. — Nachdem sodann durch die Großherzoglich hes⸗ sische Regierung mitgetheilt worden war, daß die Verwaltung der Ludwigsbahn die Grundsätze des Verpflegsreglements für die Staats⸗ Eisenbahn als maßgebend für sich angenommen habe, fanden ver⸗ schiedene Abstimmungen und Beschlußnahmen statt, welche wesentlich die Interessen der verschiedenen Bundesfestungen berührten. (Fr. Bl.)
Bayern. München, 10. März Ihre Majestäten der König und die Königin⸗Mutter mit den sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen haben Vormittag dem Seelenamte für den höchst⸗ seligen König Max beigewohnt. — Die nach letztwilliger Verfü⸗ gung Königs Max an der Theatinerkirche zu erbauende Königs⸗ gruft wird nun in nächster Zeit begonnen werden können, da die Einleitungen hierzu nunmehr vollständig erledigt sein sollen.
Oesterreich. Wien, 10. März. Nachdem der Finanz⸗ ausschuß gestern die zwei Nachtragskredite zur Renovirung der Karls⸗ irche mit 50,000 Fl. und zur Unterstützung serbischer Flüchtlinge in Dalmatien ebenfalls mit 50,000 Fl., ferner bezüglich des Haus⸗ zinssteueraversums der Stadt Triest den Antrag des Abgeordneten Skene (⸗die Regierung wird aufgefordert, dem Reichsrath ein Gesetz vorzulegen, wodurch die Stadt Triest vom 1. Januar 1866 in das allgemeine System der direkten Besteuerung einbezogen wird⸗) an⸗ genommen bat, erledigte er heute das Kapitel Kassenverwaltung und nahm hierauf die Wahl des General⸗Berichterstatters vor. Diese fiel auf den Abgeordneten Hofrath Taschek.
— Gestern hat, wie die „General⸗Corresp.“« meldet, der Steuerreformausschuß eine Plenarsitzung abgehalten und über einen Antrag der ersten Sektion, im Abgeordnetenhause die Wahl eines ständigen Ausschusses zur Berathung über die Steuerreform⸗ vorlagen zu beantragen und zur Formulirung dieses Antrages, so wie zur Verfassung eines dazu nothwendigen Gesetzentwurfes über die Abänderung der Geschäftsordnung im Sinne des oben erwähnten Antrages ein Subcomité von 5 Mitgliedern aus dem Aus⸗ schusse niederzusetzen, berathen. Der Herr Finanzminister, wel⸗ cher der Sitzung beiwohnte, erklärte: »daß die Regierung ein möglichst baldiges Zustandekommen der Steuerreformvorlagen für unbedingt nothwendig erachte; daß sie als bestes und einziges Mittel zu diesem Bebufe eine Permanenzerklärung des Steuerreform⸗ Ausschusses auch nach Schluß der Reichsrathssession ansehe und daß sie ferner einen diesbezüglich gestellten Antrag unterstützen werde: daß aber schließlich die Session des Reichsrathes jedenfalls noch so lange dauern werde, um den neuen Zolltarif einbringen und erledi⸗ gen zu können.“ Der Antrag wurde hierauf fast einstimmig an⸗ genommen und die Wahl des Comité's sogleich vorgenommen. Sier fiel auf Baron Tinti, Dr. von Mühlfeld, Dr. Kaiser, Schlegel, Gull.
Der auf Antrag des Dr. Giskra über die bekannte Aeußerung des Hrn. Finanzministers gelegentlich der Debatte über die Anträge der Staatsschulden⸗Kontrols⸗Kommission gewählte Ausschuß hatte heute auch eine Sitzung, in welcher der Herr Finanzminister erklärte, daß die angesochtene Aeußerung ganz allgemeiner Natur und ohne jede Beziehung auf einen bestimmten Fall gewesen sei. So weit es in dem Gesetze vom 13. Dezember 1861 über die Kontrole der Staatsschuld begründet sei, haben die Beschlüsse des Reichsraths für die Finanzverwaltung maßgebenden Einfluß. Wenn sie aber über jenes Gesetz hinausgehen, so erhalten sie einen ganz anderen Charak⸗ ter und müssen, wenn sie Gesetzeskraft erlangen und bindend sein sollen, von allen Faktoren der Legislative gutgeheißen sein. Der Ausschuß erklärte sich von dieser Erklärung befriedigt und beschloß dem Hause zu beantragen, dieselbe zur Kenntniß zu nehmen.
— Nach der »Ostd. Post« ist zwischen den Grafen Zichy und Palffy in Anlaß einer vor einigen Monaten ergangenen Hofkanzlei⸗ verordnung eine Controverse entstanden, die dahin gefuührt hat, daß beide ihre Demission aus der ungarischen Hofkanzlei eingegeben haben.
Triest, 11. März. Der fällige Lloyddampfer mit der Ueber⸗ land⸗Post ist heute Nachmittag aus Alexandrien hier eingetroffen.
Ueber die Nothzustände in Galizien schreibt die »Gen.⸗ Corr.“: Laut den Nachrichten, die heute aus Galizien eingelangt sind, scheinen die dortigen Nothzustände zu derartigen Besorg⸗ nissen nicht Anlaß zu geben, als in den letzten Tagen hier ange⸗ nommen worden war. In Folge des Mißwachses in einigen Ge⸗ birgsgegenden konnte man allerdings befürchten, daß es der dortigen größtentheils sehr armen Bevölkerung gegen das Frühjahr sowohl an den zur Bestellung ihrer Felder nöthigen Saaten, als auch an den Mitteln der eigenen Ernährung fehlen werde. Es wurden daher von Seiten der galizischen Behörden schon zu Anfang des Winters umfassende Vorkehrungen getroffen, um den zunächst davon betrof⸗⸗ fenen Gegenden ergiebige Hülfe zu schaffen und den Ausbruch eines größere Dimensionen annehmenden Nothstandes hintanzuhal⸗ ten. Die diesfälligen Bemühungen waren natürlich nicht im Stande, Armuth und Noth aus jenen Gegenden zu bannen, aber
sie scheinen doch wenigstens in sofern von Erfolg gewesen zu sein als bisher von dem Ausbruch einer wirklichen Hungersnoth vbn von Fällen des Hungertyphus nichts bekannt geworden ist und also keine, besondere Besorgniß erregende Anzeigen aus den betreffen⸗ den Gegenden bisher eingelangt sind. Den energischen Verfügun⸗ gen, welche in dieser Beziehung auch neuestens getroffen worden sind, dürfte es wohl gelingen, diese höchst bedauerliche Nothlage auf ein möglichst geringes Maß zu beschränken und derselben um so mehr zu steuern, als, wenn die Landesmittel nicht ausreichen soll— ten, auch die Hülfe des Reiches in Anspruch genommen werden
kann.
Krakau, 10. März. Das Präsidium der K. K. Statthalterei⸗ Kommission hat unter dem heutigen Tage eine Bekanatmachung er⸗ lassen, worin es heißt:
Laut eines an das hohe K. K. Ministerium des Aeußern erstatteten Berichtes des K. K. Generalkonsulates in Warschau vom 19. Januar haben die K. russischen Behörden nunmehr die Auslieferung der am polnischen Aufstande betheiligt gewesenen, in den Strafcompagnieen eingetheilten und in verschiedenen russischen Festungen untergebrachten österreichischen Unter. thanen zugestanden, und es handelt sich nun darum, Namen und Aufent. haltsorte der betreffenden K. K. Staatsangehörigen genau zu ermitteln und die bezügliche, von dem Herrn K. K. Generalkonsul in Warschau Grafen Ludolf verfaßte, aus 42 Personen bestehende Namensliste zu vervoll⸗ ständigen. Zu diesem Zwecke sind am 4. Februar der Magistrat und die K. K. Polizei⸗Direction in Krakau, dann sämmtliche K. §. Kreisbehörden und Bezirksämter in West⸗Galizien von dem K. K. Statt⸗ halterei⸗Kommissions⸗Präsidium in Krakau unter Mittheilung dieser Namens⸗ liste aufgefordert worden, die geeigneten Erhebungen wegen Vervollständigung dieser Liste zu pflegen, um das Resultat bis zum 20. Februar vorzulegen. In Folge der diesbezüglichen Verlautbarungen sind zahlreiche Anmeldungen dei den Unterbehörden eingelangt. Um jedoch auch jenen Eltern, Vormün.⸗ dern u. s. w., welche aus Unkenntniß bisher unterlassen haben, ihre Söhne, Pflegebefohlenen oder Verwandte österreichischer Staatsangehörigkeit zu rekla⸗ miren, die Moͤglichkeit hierzu zu bieten, werden die bezeichneten K. K. Be⸗ hörden gleichzeitig aufgefordert, derartige Anmeldungen noch bis Ende März d. J. mündlich oder schriftlich entgegenzunehmen. Was hiermit zur Kennt⸗ niß der Betheiligten mit dem Beifuͤgen gebracht wird, daß in Folge aller⸗ höchster Entschließung vom 5. Januar d. J. gegen die aus russischer Ge⸗ fangenschaft heimkehrenden Insurgenten keine gerichtliche Untersuchung ein⸗ geleitet wird, dieselben auch in ihren Zuständigkeitsgemeinden angelangt sonst kein behördliches Einschreiten zu besorgen haben.
8 8 8 ““
Großbritannien und Irland. London, 10. März. In der gestrigen Oberhaus⸗Sitzung wurde auf Antrag des Lord⸗ Kanzlers eine die Schuldhaft aufhebende Bill zum ersten Male verlesen. Der Marquis von Clanricarde fragte den Staatssecretair des Aus⸗ wärtigen, ob er ihm Auskunft über den Stand der Dinge am La⸗Plata⸗ Strome geben könne. Carl Russell entgegnete, seines Wissens befinde sich eine recht bedeutende, aus 8 bis 9 Kriegsschiffen bestehende brasilianische Streitmacht an der Mündung des Flusses. Sie sei dazu bestimmt, die Forde⸗ rung Brasiliens bei der Regierung von Uruguay durchzusetzen. Der englische Gesandte in Montevideo habe mit starker Betonung die Hoffnung ausge⸗ sprochen, daß man keinen Versuch machen werde, die Stadt zu vombardiren. Die Befehlshaber der im Flusse liegenden englischen und französischen Kriegsschiffe seien der Ansicht, daß Montevideo außer Stande sei, sich mit Erfolg zu vertheidigen, und sie hätten die Hoffnung ausgesprochen, daß man keine Vertheidigungs⸗ versuche machen werde, da im entgegengesetzten Falle jedenfalls viel Zerstoö⸗ rung an Leben und Eigenthum angerichtet werden würde. Befehle zum Schutze der in Montevideo weilenden britischen Kaufleute und des Eigen⸗ thums derselben seien ertheilt worden. Papiere, welche weitere Details uͤber die dortigen Vorgänge enthielten, würden dem Hause nächstens vorgelegt werden. Ein aus dem Earl v. Granville, dem Herzoge von Somerset, dem
Earl von Derby, dem Herzog von Montrose, dem Earl von Clarendon, dem
Earl v. Malmesbury, Lord Donoughmore, Lord Dalhousie, Lord Stanley v. Alderley, Lord Taunton und Lord Chelmsford bestehender Sonder⸗Aus⸗ schuß wird ernannt, welcher die bei der Entlassung und Pensionirung eines gewissen, im Patent⸗Amte angestellten Edmunds obwaltenden Umstände untersuchen soll. Es handelt sich bei der Sache um die angebliche Verun⸗ treuung anvertrauter Gelder.
In der Unterhaus⸗Sitzung antwortete auf eine Frage Whites der Sscchatzkanzler, er vermöge noch nicht zu sagen, ob er seine Finanzvor⸗ lage vor Ostern oder gleich nach Ostern machen werde. Derselbe Inter⸗ pellant fragt hierauf den ersten Lord des Schatzes, ob die Regierung, um die freundschaftlichen Beziehungen zu Brasilien wiederherzustellen, die Absicht habe, in der gegenwärtigen Session eine die Aufhebung der sogenannten Aberdeen⸗Akte bezweckende Bill einzubringen. Lord Palmerston ant⸗ wortet verneinend. Der Grund, daß die Regierung nichts derartiges vor⸗ habe sei der, daß, wenn die Akte rückgängig gemacht würde, der afri⸗ kanisch⸗ brasilianische Sklavenhandel in erschreckender Weise wieder auf⸗ blühen würde. Die brasilianische Regierung würde ihn selbst bei den besten Absichten nicht verhindern können, wie man das an dem Beispiele Cubal sehe, wo, obgleich der General⸗Gouverneur auf's redlichste bestrebt sei dem Menschenhandel ein Ende zu machen, die Feilheit seiner Unter⸗ gebenen seine auten Absichten vereitele. Doch freue er sich, dem Hause mittheilen zu können, daß duͤrch Vermittelung der portugiesischen Regierung Unterhandlungen im Gange seien, welche die Wiederher⸗ stellung der freundschaftlichen Beziehungen Großbritanniens zu Brasilien be⸗ zweckten. Auf eine den Stand der Dinge am La⸗Plata⸗Strome betreffende Interpellation Maguire's antwortete Lord Palmerston: Den Nachrich ken zufolge glaubte man, daß das brasilianische Geschwader und die Trup⸗ pen des Generals Flores im Verein mit einigen brasilianischen Truppen einen Angriff auf die Stadt Montevideo machen würden. Der am La⸗Plata⸗ Strome befehligende britische See⸗Offizier hatte dem brasilianischen Befehls⸗ haber Vorstellungen wegen des angeblich beabsichtigten Bombardements von
Montevideo gemacht und es in eindringlicher Weise als wünschenswerth dar⸗ gestellt, daß Vorsichtsmaßregeln getroffen würden, Leben und Eigenthum der Fremden, unter denen sich viele britische Unterthanen befänden, so viel wie moͤglich zu schonen. Papiere, die sich auf die dortigen Vorgänge beziehen, werden dem Hause vorgelegt werden. Leider wird der Krieg in einer euro⸗ päischen Begriffen nicht recht entsprechenden Weise geführt; allein wir mischen uns nicht anders ein, außerdem, indem wir ernstliche Vorstellungen machen, daß durch die Kriegsführung Leben und Eigenthum der Fremden so viel wie möglich geschont werden. Lord R. Cecil fragt den Unter⸗Staatssecre⸗ tair des Auswärtigen, ob die Regierung der Vereinigten Staaten in den letzten sechs Monaten von der britischen Entschädigung verlangt habe wegen des durch die »Alabama« und andere Schiffe der Konföderirten angerichteten Schadens. Layard antwortet verneinend. Bright fragt, ob es wahr sei, daß die englische Regierung sehr zahlreiche Ansprüche an die Regierung der Vereinigten Staaten in Folge von Vorgängen zu erheben habe, die sich während des Krieges ereignet hätten, und daß diese Ansprüche in manchen Fällen wirklich der amerikanischen Regierung gegenüber geltend ge⸗ macht worden seien. Layard entgegnet, Letzteres sei allerdings geschehen. Im Subsidien⸗Comité wird hierauf das Flotten⸗Budget berathen. Außer den von der Regierung verlangten 69,750 Mann werden 2,945,006 Pfd. Sterl. für Besoldung und 1,325,694 Pfd. Sterl. für Lebensmittel und Ve⸗ kleidung votirt.
— Der Sitzung des Staatsrathes, welche die Kö⸗ nigin gestern in Windsor gehalten hat, wohnten die Earls Granville, von Clarendon und Russell bei. Lord Lyons und Sir Edward Vaughan Williams wurden als Mitglieder des geheimen Staatsraths vereidigt. Lord Granville und Lord Russell wurden nach der Sitzung von der Königin in Audienz empfangen.
— 11. März. Die allgemeine Schließung der Eisenwerke in Süd⸗Staffordshire hat dort schon, nach einer von der Polizei angestellten Berechnung, 42,000 Menschen außer Arbeit gesetzt, — eine Zahl, die noch in bedenklichem Maße anwachsen wird, da die Fabrikanten, welche gleichzeitig Besitzer von Erz⸗ und Kohlen⸗ minen sind, nun auch ihre Bergwerks⸗Arbeiter zu entlassen be⸗ ginnen. Die Hochöfen, welche einstweilen noch Roheisen produ⸗ ziren, werden gleichfalls im Laufe der nächsten Woche still gelegt werden. Niemand scheint eine Idee davon zu haben, wann die Puddler sich zur Annahme der herabgesetzten Löhne beque⸗ men werden. Es waren die Puddler von Nord; Staffordshire, welche die Opposition gegen die im Verhältnisse zu dem Falle der Eisenpreise von den Fabrikbesitzern für nöthig erachtete Reduction des Lohnes um einen Shilling, von 10 ½ auf 9 Sh. per Tonne, be⸗ gannen, worauf die Hüttenbesitzer beider Districte, deren Beispiel nach einem gestern in Neweastle gefaßten Beschlusse jetzt auch von den Hüttenbesitzern im übrigen Norden Englands befolgt werden wird, in corpore gegen die Arbeiter auftraten. In Süd⸗Stafford⸗ sbire, welches wegen der größeren Zahl seiner Eisenwerke von der Arbeitseinstellung viel härter zu leiden haben wird, scheint die Ma— jorität der Arbeiter die in— Nord⸗Staffordshire gemachte Opposition nicht zu billigen, deren Folgen die arbeitende Klasse auch der übrigen Eisen⸗Distrikte mit gleicher Härte treffen.
A. Mills lenkte gestern die Aufmerksamkeit des Unterhauses auf den Stand der Dinge in Neuseeland, die seines Erachtens wohl verdienten, vom Parlamente in ernstliche Erwägung gezogen zu werden. Er setze vor⸗ aus, daß das Parlament nicht gesonnen sei, die neuseeländische Verfassung aufzuheben. Er glaube, daß die Kolonistin im Stande seien, ihre Angele⸗ genheiten selbst zu verwalten, hege Vertrauen zu ihrer Weisheit und billige die neuerdings von der Regierung des Mutterlandes beobachtete Politik. Roebuck bemerkte, es laufe bei Behandlung dieser Frage viel heuchlerische Phrase mit unter. England sei ein großes Kolonieen gründendes Reich, und in demselben Maße, wie seine Colonisation, sei auch die Civilisation fort⸗ geschritten. Nun hätten aber gewisse Leute ein furchtbares Zetergeschrei erhoben und Anklagen gegen die Regierung geschleudert, indem sie behaupten, Kolo⸗ nisation sei gleichbedeutend mit Beraubung der Eingeborenen und ewigem Hader zwischen denselben und den neuen Ansiedlern. Neuseeland sei nicht von der Regierung, sondern der Regierung zum Trotze kolonisirt worden. Die ersten Ansiedler hätten im Interesse Englands und der Civilisation gehandelt, und er betrachte ihr Verfahren als weise, verständig und gerecht. Die von ihnen vorgenommene Expropriation sei ganz in der Ordnung gewesen, denn je mehr die Civilisation gefördert werde, desto besser sei es für die Mensch⸗ heit. Der gegenwärtige Krieg sei dem schmutzigen Benehmen derer zur Last zu legen, welche die Eingeborenen mit Waffen und sonstigem Kriegsmateriale versehen hätten. Die von der Regierung zu befolgende Politik sei die, den Kolonisten freie Hand zu lassen. Auch Buxton und Lord Stanley ver⸗ theidigen das Benehmen der Kolonisten. Der Kolonial⸗Minister Cardwell tritt gegen die von Roebuck gepredigte Lehre auf. Die Erde habe, wie ihm scheine, Raum genug für die Kolonisten, ohne daß dieselben zur Beraubung zu schreiten brauchten, und er hoffe und glaube, daß der Stamm der Maoris, mit europäischem Blute gemischt, noch lange auf Reuseeland fortleben werde. Auch sei er überzeugt, daß eine Unterdrückung der Eingeborenen weder im Interesse noch im Wunsche der Kolonisten liege. Man duͤrfe der Kolonie die Unterstützung des Mutterlandes allerdings nicht plötzlich und sofort ent⸗ ziehen; eine vorsichtige und allmälige Entfernung der auf der Insel stehen⸗ den britischen Truppen sei aber wünschenswerth. Keinem, der die Gelegen⸗ heit gehabt habe, Privatbriefe aus Neuseeland zu lesen, könne es entgehen, daß die Kolonisten von den wohlwollendsten Gesinnungen gegen die Ein⸗ geborenen beseelt seien.
Die Zweifel, welche man an der Leistungsfähigkeit des neuen indischen Telegraphen gehegt, sind durch das Eintreffen meh⸗ rerer Depeschen aus Bombay und Kalkutta, von denen eine die Beantwortung eines am 4. d. von hier abgegangenen Tele rammeẽ
2
war, gehoben worden. Die Daten reichen bis zum 6. d. Die Ver⸗ zögerung der wenigen letzten Tage sind, wie man annimmt, nicht aus einem Fehler am Golfkabel, sondern auf der Landroute von Bussorah nach Konstantinopel entstanden; und jetzt ist auf der Linie von hier nach Konstantinopel eine Störuug eingetreten, welches die Befoͤrderung von Depeschen zwischen den beiden Plätzen um mehr als einen halben Tag verzöͤgert. Von den Telegrammen aus Indien, etwa 20 an Zahl, soll keines wichtige kommerzielle Nachrichten ge⸗ bracht haben. V 8 “
. 1 8 1“
Frankreich. Paris, 10. März. Troplong theilte heute dem Senate den Tod des Herzogs von Morny mit und sprach den tiefen Schmerz aus, den dieser Verlust verursache. Nachdem der Senat hierauf noch eine Rede von Goulhot Saint Germain ange⸗ hört, ward die allgemeine Debatte der Adresse geschlossen und die Annahme der einzelnen Paragraphen noch bis zu dem über Algerien abgethan. Die »France“ nennt Morny »den muthigen und erge⸗ benen Freund des Kaisers in schwierigen Zeiten, den klugen Rath geber in glücklichen Tagen,« »eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des zweiten Kaiserthums«, »einen Mann auf der Höhe seines Glücks⸗, ein Haupt, eine Leuchte, einen Führer für den gesetzgebenden Kör⸗
per, den Mann der Mäßigung und Unparteilichkeit, dessen Courtoisie wo es die Prinzipien der Ver⸗
grenzenlos war wie seine Festigkeit, fassung galt.⸗
Der »Abend⸗Moniteur« sagt in Bezug auf den Tod des Her⸗ zogs Morny: »Frankreich und der Kaiser haben einen unermeßlichen Verlust erlitten. Morny ist diesen Morgen um 8 Uhr gestorben. Es giebt keinen Bürger, der nicht bei dieser Nachricht von tiefem Schmerz erfaßt werden sollte. Das Lob und die Trauer, die sich von allen Seiten kundgeben, sagen in beredterer Weise, als wir es in unserer großen Ergriffenheit auszudrücken vermögen, daß dieser Tod ein allgemeiner Trauerfall ist.⸗
Heute begann der Verkauf der gewöhnlichen Ausgabe von des Kaisers neuem Opus. Es wurden sofort 14,000 Exemplare, die meistens schon bestellt waren, abgesetzt. Auch in Wien, Leipzig, Berlin und London war, laut hier eingegangenen telegraphischen Depeschen, der Begehr ungewöhnlich stark.
— 11. März. Im gesetzgebenden Körper wurde heute vo Vice⸗Präsidenten Schneider dem verstorbenen Präsidenten ein Nachruf gehalten und die Erklärung abgegeben, daß die Begräbniß⸗ feier auf Staatskosten gehalten werde. Der gesetzgebende Körper wird vollständig der Feier in der Madeleine am Montag beiwoh⸗ nen. Die meisten Pariser Blätter bringen heute einen Nachruf, eine Charakteristik oder einen Lebenslauf Morny's.
Spanien. Die amtliche Zeitung vom 8. März bringt die Encyklica und den Syllabus und schickt dieser Veröffentlichung eine Erklärung voraus, welche die Rechte der Krone in geistlichen An⸗ gelegenheiten wahrt und verspricht, die Freiheit der Presse bei Er⸗ örterung dieser Schriftstücke aufrecht zu erhalten.
Italien. Der König von Italien wurde am 8. März bei seiner Abreise von Mailand nach Florenz, die um 11 Uhr Abends erfolgte, mit ungeheurem Volksjubel geleitet. Der König bleibt bis Ende dieses Monats in Florenz und wird alsdann Turin wieder einen Besuch machen. Die amtliche Zeitung bringt ein Königliches Dekret, wodurch eine Denkmünze für die Unabhängigkeits⸗ und Be⸗ freiungskriege Italiens gestiftet wird.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 10. März Der »Karkas« schreibt:
»In der »Augsb. Ztg.« wird die Nachricht mitgetheilt, daß die russi⸗ sche Regierung alle Anstrengungen mache, um die Lücke in der Bevölkerung des westlichen Kaukasus, welche durch die Auswanderung der Tscherkessen entstanden, wieder auszufüllen. Zu diesem Zwecke bemühen sich die russischen Konsuln, kleinasiatische Armenier unter den vortheilhaftesten Bedingungen zur Uebersiedelung nach dem Kaukasus zu bewegen. Aus der Umgegend des Wansees und der armenischen Hochebene haben sich bereits 1500 Fa⸗ milien auf das russische Territorium uͤbersiedelt und viele Tausend sollen noch nachfolgen. Wir halten es für unsere Pflicht, zu erklären, daß diese Nachricht der »Augsb. Ztg.« unrichtig ist. Unsere Konsuln sind von der Regierung nicht bevollmächtigt worden, kleinasiatische Armenier zur Ueber⸗ siedelung nach Rußland zu veranlassen. Von 1830 bis jetzt hat sich nach offiziellen Nachweisen keine einzige armenische Familie aus der Türkei nach dem Kaukasus übersiedelt. Im Jahre 1862 sprachen zwar 95 Arme⸗ nier aus dem Paschalik Musch, welche die Deputirten von 535 Familien zu sein behaupteten, den Wunsch aus, sich nach dem Gouvernement Eriwan überzusiedeln; da daselbst aber kein freies Land vorhanden war, konnte ihr Wunsch nicht erfüllt werden. Es wurde ihnen jedoch freigestellt, sich geeig⸗ netes Land im Gouvernement Stawropol auszusuchen. Hierbei wurde ihnen zugleich erklärt, daß laut eines von einem besonderen Comité erlassenen und am 27. Febrüggr 1862 Allerhöchst bestätigten Gutachtens nur diejenigen ar⸗ menischen und griechischen Auswanderer in Rußland aufgenommen werden sollten, welche keine Unterstützung durch die Regierung beanspruchen würden. Hierauf entschlossen sich die Bevollmächtigten der 535 Familien, nicht nach dem Gouvernement Stawropol zu gehen. Wahrscheinlich haben sie den Wunsch, auszuwandern, ganz aufgegeben.«
Die Zolleinnahmen für 1864 haben für Finnland 7,313,815 Mark 38 Pf. betragen. Diese Einnahme, welche 1860 5,721,353 M.