1865 / 79 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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form der Armenpflege abzielende, von Villiers eingebrachte Bill, welche die einzelnen Armenpflege⸗Distrikte ausgedehnt wissen will, indem sie ihnen einen größeren Bereich als das Kirchspiel ver⸗ leiht, zum zweiten Male verlesen, nachdem sich 203 Stimmen dafür und 131 dagegen ausgesprochen haben.

29. März. mittag in Buckingham Palace eine Cour ab. Ihre Majestät er⸗ schien in Begleitung des Königs der Belgier, des Prinzen von Wales, der Prinzessinnen Helene und Louise und des Prinzen Alfred.

In der gestrigen Unterbaus⸗Sitzung beantrtagte Dillwyn fol⸗ gende Resolution: »Die gegenwärtige Stellung der irischen Staatskirche ist unbefriedigend und erheischt die baldige Aufmerksamkeit der Regierung Ihrer Majestät.« Der Antrag, bemerkt er, sei durchaus nicht, wie maͤn angedeutet babe, ein verdeckter Angriff auf die Vorwerke der englischen Staatskirche, die auf andern Grundlagen ruhe, als die irische Staatskirche, und durch den Sieg des 6“ eher eine Stärkung erhalten, als eine Schwächung erleiden werde. wenig nachgekommen, wie ihrem Berufe als Missionsanstalt. Sie sei im Gegentheil geeignet, unter der katholischen Bevölkerung böses Blut zu machen und Groll hervorzurufen, und diese Stimmung werde durch die Art, in welcher man das Patronat über die Pfründen ausübe, so wie durch die von einigen Geistlichen bezogenen kolossalen Einkünfte noch gesteigert. O'Do⸗ noghue unterstützt den Antrag. Derselbe, sagt er, trage durchaus keinen konfessionellen Charakter; es handle sich vielmehr nur darum, ob es recht und vernünftig sei, daß die kirchlichen Einkünfte Irlands das Monopol einer kleinen Minderheit des irischen Volkes) der anglikanischen Protestanten Ir⸗

lands) seien. Der Staatssecretair des Innern, Sir G. Grey, spricht gegen

den Antrag. Wenn derselbe durchginge, so würde die Regierung verpflichtet

sein, dem Hause einen im Sinne der Resolution gefaßten Gesetzentwurf vor⸗ zulegen. Ein solcher aber würde den in Irland ohnehin schon herrschenden religiösen Hader nur noch stärker anfachen und den moralischen und sozialen Fortschritt des irischen Volkes verzoͤgern. Die gegen die irische Staatskirche erhobenen Beschwerden seien vorwiegend Gefühlssache; ein thatsächliches Uebel seien sie nicht. Dem im Gefühle wurzelnden Uebel aber könne nicht abge⸗ holfen werden, ohne daß man großes Unheil anrichte. Auch G. H ardy spricht gegen Dillwyn und läugnet, daß die Stellung der irischen Katholiken irgendwie eine herabwürdigende sei. In kirchlicher und religiöser Beziehung walteten allerdings in Irland große Verschiedenheiten ob; doch herrsche im Lande vollkommene Religionsfreiheit und vollkommene Gleichheit in religiösen Dingen. Die Resolution taste das Eigenthum an. Die Frage sei ein über das andere Mal im Parlament erörtert worden und diese Erörterungen bätten zu nichts geführt. Hoffentlich werde der Antrag entschieden durchfall en Der Schatzka nzler glaubt, daß nichts vorliege, was ein Einschreiten des Parlaments rechtfertigen könnte. Er lehne seinen Antheil an der Verant⸗ wortlichkeit, welche die Regierung durch Bekämpfung der Resolution auf sich nehme, nicht ab. Zwar räume er die Wahrheit des ersten Satzes der Re⸗

solution ein, welcher besage, daß die gegenwärtige Stellung der irischen

Staatskirche unbefriedigend sei; was aber den zweiten Satz anbelange, so würde seines Erachtens die Regierung ihrer Pflicht untreu werden, wenn sie sich mit demselben einverstanden erklärte und sich an die große Aufgabe heranwagte, dem Parlamente einen Plan zur Abhülfe der gegenwärtigen unbefriedigenden Stellung der irischen Kirche vorzulegen. Die Erfahrung lehre, daß die Regierung diese Frage nicht anrühren dürfe. Es könnte ja doch zu nichts Gutem führen, wenn sie Hoffnungen erweckte, die sich schließ⸗ lich doch als eitel erweisen würden. Göschen beantragt die Vertagung der Dehbatte und dieser Antrag wird mit 221 gegen 106 Stimmen angenommen.

In Newcastle und überhaupt in dem Norden bherrschte

große Befriedigung über den Erfolg der Konferenz in Darlington und besonders über die freundschaftliche Art und Weise, wie das

Einvernehmen zwischen Fabrikanten und Arbeitern bergestellt worden ist. Den Bemühungen des Earl von Lichfield ist es nun ge⸗ lungen, auch in Nord⸗Staffordshire eine Zusammenkunft zwischen den Eisenbüttenbesitzern und ihren Arbeitern anzubahnen, doch dürfte es bier, an dem Herde der ganzen Bewegung, größere Schwierigkeiten

kosten, um zu einem allseits befriedigenden Resultate zu gelangen.

,2 2 . 2 Frrrankreich. Paris, 28. März. In der ersten Debatte weer die Adresse im gesetzgebenden Körper sprach nach Ollivier noch Latour Dumoulin und Plichon, letzterer, um den Liberalis⸗ mus des heiligen Stuhles zu preisen und den September⸗Vertrag

wie die Expedition nach Mexico zu verdammen.

Wie der ⸗Moniteur de l'Algérie⸗ mittheilt, hat Marschall Mac

Mahon die sämmtlichen liegenden Güter der Braktas, einer Fraction

5 S 6 des Stammes der Uled⸗bu⸗Aun, mit Sequester belegen lassen.

3 2 86 tivirt wird in dem Decrete diese Maßregel durch die vielen Moko. thaten, welche die Braktas seit 1857 aus systematischer Feindselig⸗ feit ausschließlich an Europäern verüben, und durch die heimliche, aber consequente Unterstützung, welche sie stets den einzelnen Meuchel⸗ mördern zu Tbeil werden lassen. b 29. März. Der Senator Baron de Lacrosse ist gestern im

69. Lebensjahre in Paris gestorben. Er war seit 1852 Secretair des Senates und als solcher sehr geschätzt. Das Regierungsblatt in Saigun meldet, daß die dortige Be⸗

238 entzückt ist, von den Tyrannen in Hue für immer befreit und unter Frankreichs Schutz gestellt zu sein. Ganze Dorfschaften zogen berbei, um ihre Freude über die Nichtbestätigung des Aubaret⸗ schen Vertrages kund zu geben.

Aus Madrid, 28. März, wird telegraphirt:

—+₰

„232 de. Dautttenkammer hat Her Benavides eine Rede ge

Ihre Majestät die Königin hielt gestern Nach-⸗

s 5 6 A 2 Die irische Staatskirche sei ihrem Berufe als Nationalkirche eben so

halten, in welcher er zu beweisen suchte, daß der Verzicht au Domingo im Interesse Spaniens liege/ e S Shn daran thun würde, sich gewisse kommerzielle Vortheile vorzubehalten Die Rede ward mit lebhaftem Beifall aufgenommen.⸗ 30. März. Der »Epoca⸗

de Cordova seine Entlassung eingereicht und Lersundi die ihm angebotene Stelle als Nachfolger auf seinem Posten abgelehnt. über.

Man glaubt, daß Marschall Narvaez das Kriegsn

nehmen wird. 1

8 Portugal. Aus Lissabon, 27. März, wird telegraphirt »Das südstaatliche amerikanische Schiff »Stonewall« ist von Ferrol 8 angekommen, wo es die Unionsschiffe »Sacramento« und See elasent hat⸗ die einen Kampf zu vermeiden scheinen. Sh en. aden dem „Stonewall⸗ Befehl ertheilt, den Hafen en gcg bon zu verlassen. Der »Sacramento⸗ wird nächstens er⸗

Eine Depesche eben daher vom 29. d. M. meldet: Unionsschiffe »Niagara« und „Sacramento« (welche also mittler— weile gleichfalls im Tajo angekommen sein müssen) haben versucht, vor dem von den portugiesischen Behörden sestgesetzten Zeitpunkte auszulausen. Vom Fort von Belem aus ward auf sie gefeuert, ein

Schuß traf das Hintertheil der »Niagara« und ein Matrose ward

getödtet. Die beiden Fregatten gingen hierauf vor Anker.⸗

hg Neet eto Emanuel empfing am 26. März rikanischen Botschafter, der ihm den mexikanischen; order

7„ 2 I“ 7 en 2 d de

überreichte. 1 1

Türkei Butarest 21.

8 B 21. März. Um dem grenzenlosen welches die letzte Ueberschwemmung herbeige⸗ führt hat, um so größer, als die Witterung abermals sehr streng

geworden und der Schnee fußhoch in den nicht überschwemmten

Straßen liegt, hat sich, wie die »General⸗Corresp.⸗ meldet, ein Comité gebildet, welches aus deutschen Männern besteht das sich zur Aufgabe gemacht hat, der Noth durch Geld, Kleidung, warmes Essen und Wohnungen abzuhelfen. An der Spitze des Comiteé's stehen die durch die Aufopferung, mit welcher sie bei jeder Ge⸗ legenheit für das allgemeine Beste Sorge tragen, bekannten Namen des Besitzers der Passage Friedrich Bossel, der Banquier Baum⸗ gartner und Pastor Neumeister. Bei den Einwohnern macht

es einen eigenthümlichen Eindruck, daß gerade die Fremden, gegen

welche man geflissentlich einen Haß nährt, ihnen Hülfe bringen,

2722 3 45 F 2 6 3 2 rens die Regterung, die das Wohl der Rumänen fortwährend im Munde führt, nichte thüut, odor doch mit der Sülfoe so lange zau

dert, bis sie für Viele zu spät kommen dürfte. Aus den Distrik⸗ ten laufen auch trostlose Nachrichten über die durch die Ueberschwem⸗ mung verursachten Verheerungen ein. 8 1““ Amerika. New⸗York, 14. März. Der Kaiser Maxi⸗ milian von Mexiko hat ein vom 26. Februar datirtes Dekret erlassen, worin er verkündet, daß er die katholische Religion als Staats⸗Religion beschützen, aber alle der Sittlichkeit und Gesittung nicht widerstreitenden Religionen dulden werde. Neue Religionen bedürfen der Erlaubniß der Regierung. Mißbräuche der Lokal⸗ Behörden gegen den Kultus anderer Religionen werden dem Staatsrathe angezeigt werden. Ein anderes Dekret über Kirchengüter verspricht eine Revision der von Juarez gegebenen Gesetze und volle Gerechtigkeit in Fällen amtlichen Be⸗ truges. Es führt auch ein Amt ein zur Handhabung der Gerechtig⸗ keit unter einem kaiserlichen Inspektor. Der Kriegs⸗ und der Finanz⸗ Minister haben resignirt. Echeagarey Garcia soll sich dem Kaiser unterworfen haben. Die Fregatte »Rhin⸗ und andere französische Schiffe sind vor Mazatlan zu Grunde gegangen. Es wird ge⸗ läugnet, daß der amerikanische Konsul aus Matamoros verwiesen sei Er hat resignirt, und ein kommerzieller Agent fungirt als sein Nach⸗ folger. Der nach Rom gehende kaiserliche Bevollmächtigte sollte 22 3. März verlassen.

16“ as S hrauben⸗Dampfschiff »Parana« (von der Liver La⸗ Plata⸗Linie) ist am 27sten Abends in ee 8 getroffen. Es ging ab von Buenos Ayres am 10. Februar, Monte⸗ ideo, 11. Februar, konnte aber mit letzterem Platz nicht kommuniziren da derselbe noch blokirt war. (Hiernach wärealso die zufolge Berichts vom 7. Februar von Seiten der Stadt angebotene Capitulation noch nicht angenommen. Neuere Berichte, als die obigen, fehlen, da über die franzoͤsische Brasilpost Rio vom 24. Februar und über den neuesten englischen Brasildampfer Rio vom 7. März noch nichts bekannt ist.)

18. März. Das Gerücht, welches She Goldsborough angekommen sein ließ, 388 sich Fece dapzats 8 glaubt man, daß der General auf dem Wege von Fayetteville nach Goldsborough ist. Auf ernstlichen Widerstand, heißt es, werde er erst in der Nähe von Raleigh, der Hauptstadt Nord⸗Caro⸗ lina's, treffen, wohin Johnstone seine Streitmacht zusammen⸗ ziehe. Sherman führt 3000 Kriegsgefangene und 4000 Weiße die bei ihm Zuflucht gesuch habon mit sich. Seine neuerlichen

1200 Mann, angeschlagen.

. ei irginischen Centralbahn un zufolge hat der Kriegsminister Meilen der virginischen h

nach White House befinden. mond gegenüberstehenden Heeren entw

1 gezogen. „»Die

Constitution verworfen.

die der Konföderirten auf Sheridan ist, nachdem er den Jamesfluß⸗ zerstört, und eine Strecke von fünfzehn brauchbar gemacht und einen eindlichen Angriff bei der Brücke über den South Anna erfolgreich E über Beaversdam am 15ten bis zur Richmond⸗Frede⸗

evEssenbahn vorgerückt, und soll sich jetzt auf dem Marsche ricksburger Ell b In den bei Petersburg und Rich⸗

ickelt sich große Rührigkeit und Zusammenstoß. Es heißt, den Konföderirten sei es gelungen, einen großen Theil der nordstaatlichen Verschanzun⸗ gen zu unterminiren, und Lee beabsichtigte gegen das Centrum der Grant'schen Position am Appotomax einen Handstreich zu füh— ren. Laut Depeschen aus Baton Rouge vom 9ten hat For⸗ rest nach Macon in Georgien 15,000 Mann Kavallerie an sich

Verluste werden auf 1000 Mann, Kanal bis nach Goochland

man erwartet einen

190909

Plötzlich eingetretenes Thauwetter hatte große Ueber⸗ schwemmungen in Pennsylvanien verursacht. Der Susquehannah ist aus seinen Ufern getreten und hat Häuser, Magazine, Brücken fortgeschwemmt. Die Städte Harrisburg und Oil⸗City stehen unter Wasser; die Petroleum⸗ Distrikte haben überhaupt am meisten ge⸗ litten. Der Senat von New⸗Jersey hat die Amendirung der Nachdem James Gordon Bennett ab⸗ gelehnt, ist Mr. John Bigelow, der einstweilige Geschäftsträger, zum Gesandten in Paris ernannt worden. Der Schatz⸗Secretair, M'Culloch, hat beschlossen, die erste Hälfte des neuen 7 30 An⸗ lehens, 300 Mill. Doll., am 15. Juni auszugeben zu beginnen. In einer am 17ten in Wasbington gehaltenen Ansprache sprach Lincoln es als seine Ansicht aus, daß des Krieges Ende nahe, der Süden zum äußersten Mittel getrieben sei; wenn die Sklaven für ihre Herren kämpfen würden, so wäre das freilich das beste Argument zur Vertheidigung der Sklaverei; welches er je gehört habe.

Am 15. d. hat Präsident Davis an seinen Kongreß eine Botschaft gerichtet, in welcher er sagt: Der Gang der Ereignisse

hat auf die Verhältnisse und die Lage des Landes einen so wesent⸗

daß es sich als gebieterische Nothwendigkeit er⸗ Maßregeln zu schrei⸗ Das Land ist von fassen müssen; und

lichen Einfluß geübt;, 1 ’ebiete weist, zu weiteren und energischeren legislativen ten, als es im vorigen November geschehen ist. Gefahren umlagert, welche wir ruhig ins Auge aüssens; so allein können wir die zu Abwehr des drohendes Unheils nöthigen Maßregeln weise berathen und wirksam in Kraft setzen. Richmond ist jetzt schlimmer bedroht und in größerer Gefahr, als es je während des Krieges gewesen ist. Obwohl das Land in Gefahr ist, wird doch durch Tapferkeit, Muth, Standhaftigkeit und Ausharren das Unheil ab⸗ gewendet, der Triumph gesichert werden.⸗ 6

dann auf eine Abänderung des Milizgesetzes und empfiehlt die Sus⸗ pendirung der Habeascorpus⸗Acte als eine für die erfolgreiche Füh⸗ rung des Krieges fast unumgängliche Maßregel. Mit der unverzüg⸗ lichen Gutheißung der empfohlenen Schritte und der Mitwirkung des

Kongresses und des Volkes in der Ausführung der Gesetze und der

Vertheidigung des Landes könne der Süden mit froher Zuversicht in die bevorstehende Campagne eintreten. Lincoln wolle auf nichts ge⸗ ringeres als auf unbedingte Unterwerfung des Südens hin Friedens⸗ unterhandlungen anknüpfen. Davis spricht dann von der Kon ferenz bei Monroe und erwähnt, daß die

Convention der beiden kommandirenden Generale vorgeschlagen hätten, dieweil Lincoln sich gegen eine Unterhandlung mit der südstaatlichen Regierung selbst sträube. Lincoln sei nicht darauf eingegangen. Späterhin habe General Ord eine Unterredung mit General Long⸗ street nachgesucht und letzteren von der Möglichkeit, mittels einer militairischen Convention zu einer befriedigenden Beilegung der Schwierigkeiten zu gelangen, in Kenntniß gesetzt; Lee würde, wenn er dazu ermächtigt wäre, eine Zusammenkunft mit Grant erhalten können. In Folge dessen habe Lee am 2. März an Grant geschrie⸗ ben und die Zusammenkunft, da er die nöthige Vollmacht erhalten habe, proponirt. Grant fährt der Präsident fort habe dar⸗ auf erwidert, auf die Konferenz einzugehen, habe er keine Ermäch⸗ tigung; da seine Autorität nur eine militairische sei, so könne er auch nur über milltatrische Angelegenheiten verhandeln, was General Ord auch gemeint habe. „Es bleibt somit

keine Wahl, als den Kampf bis zur letzten Entscheidung fortzuführen.

Das Volk der Conföderation kann nur wenig Zuneigung zu einem Menschen hegen, der es für möglich hält, daß wir uns jemals dazu herbeilassen würden, auf Kosten der Erniedrigung und der Sklaverei die Erlaubniß zu erkaufen, in einem von unseren eigenen Negern garnisonirten und von den Beamten des Siegers beherrschten Lande zu leben.« Davis kündigt an, daß mit nur zwei Millionen Dol⸗

lars in baarer Münze die Armeen von Virginien und Nord⸗Caro⸗

lina für dieses Jahr unterhalten werden könnten. Die Maßregeln zur Erhebung der Staats⸗Einnahmen seien nicht umfassend genug. Leute und Vorräthe seien zur Führung des Krieges erforderlich; und an beiden sei das Land überreich, und das Gesetz müsse dahin ver⸗ vollständigt werden, daß sie dem Staate von Nutzen werden könnten.

Asien. Die dieser Tage telegraphisch gemeldete Nachricht, daß die Engländer in Bhutan ein paar Schlappen erlitten, erhält durch

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Der Präsident dringt

konföderirten Kommissarien

4 11“ 8 1““ 1“ 8 8 ausführlichere Berichte aus Kalkutta vom 21. Februar und aus Bombay vom 28. Februar ihre Bestätigung. Der ⸗»Bengal Hur⸗ karu⸗ schreibt: »Die Expedition nach Bhutan hat endlich ihre rich⸗ tigen Dimensionen angenommen. Die von Tansu Penlo geführten Bergbewohner haben sich aus ihrer trägen Haltung aufgerafft und durch Angriffe auf jeden Posten auf der langen Linie von 200 Meilen, über welche sich die Operationen erstrecken, einen Krieg der Ueberfälle und kleinen Angriffe eröffnet. An zwei Punkten, nämlich am Bala⸗Passe und zu Dewangiri, haben sie einen lokalen Erfolg errungen, und zwar an ersterem Orte durch die Unfähigkeit oder Unerfahrenheit des die Kolonne be⸗ fehligenden Obersten Watson, an letzterem durch die Unerfahrenheit der Mannschaften. Dewangiri war von dem 43. Regiment unter dem Obersten Campbell besetzt, und obgleich die Leute einige Courage gezeigt hatten, als sie in der Front angegriffen wurden, so scheinen sie doch in der auffallendsten Weise ausgerissen zu sein, als sie von ungefähr 4000 heulenden Bergbewohnern umzingelt wurden. Die wahrhaft wichtigen Punkte befinden sich sämmtlich auf dem linken Flügel der Linie, und die Occupation Dewangiri's ist mehr eine Occupation als irgend etwas Anderes, da durch ein Vorrücken auf die Position weiter nichts bedroht wird, als die Hauptstadt Tangsus, während das Vorrücken auf dem linken Flügel alle wichtigen Plätze in Bhutan bedroht. Das 43. Regi⸗ ment war früher das 5. leichte Infanterie⸗Regiment von Assam, eine Art von Miliz⸗Regiment, welches bisher gewissermaßen Polizei⸗ dienste verrichtet hatte. Es kam zu Dewangiri zum ersten Male ins Feuer und benahm sich leidlich gut, doch war seine Disziplin einem gleichzeitigen Angriff in der Front und im Rücken nicht gewachsen. Da es den Bhutanesen ernst zu sein scheint und da sie eine Proclamation erlassen haben, in welcher sie uns alle möglichen gräulichen Dinge für die Regenzeit in Aussicht stellen, so hat die Regierung sich entschlossen die ihr zu Gebote stehende Zeit gehörig zu benutzen und die Expedi tions⸗Colonnen bedeutend zu verstärken. Ein und ein halbes europäisches Regiment, drei Regimenter einheimischer Infanterie und zwei Batterieen Artillerie haben die Anzeige erhalten, daß sie mobil gemacht werden sollen, und die Intendantur ist angewiesen worden, einen hinreichenden Vorrath von Proviant an Stellen auf zuhäufen, von wo aus er leicht zu dem außerhalb unserer Grenzen befindlichen Colonnen befördert werden kann.

Der Herzog von Brabant reiste am 22. Februar, nachden er im nördlichen Indien bis Delhi gekommen, von Kalkutta nach China ab. In Kalkutta ist ihm ein glänzender Empfang bereite und eine Revue der Truppen zu seiner Ehre abgehalten worden Se. Königliche Hoheit wird auch Formosa und Borneo besuchen und, von dort zurückkehrend, sich über P int de Galle auf eine Regierungsdampfer nach Suez begeben. 11“

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Kunst und Wissenschaft.

Das Gesetz über die Presse vom 12. Mai 1851 aus der En stehungsgeschichte, der Rechtslehre und den Entscheidungen des König⸗ lichen Ober⸗Tribunals erläutert durch L. Hartmann, Ober⸗Staats⸗ anwalt beim Königlichen Ober⸗Tribunal. Berlin, 1865. Verlag der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). 8. Das vorliegende wichtige Werk über einen g 8 . essen des öffentlichen Lebens berührenden Gegenstand ruft einige Sätze aus Hegel's Rechtsphilosophie (dritte Auflage pag. 405) in die Er⸗ innerung zurück, wie, »daß nirgends der Formalismus so hartnäckig festhält und so wenig sich verständigen läßt, als in dieser Materie, denn der Gegen⸗ stand ist das Flüchtigste, Besonderste, Zufälligste des Meinens in unend⸗ licher Mannigfaltigkeit des Inhalts und der Meinungen.« „Die Unbestimmbarkeit des Stoffes und der Form läßt die Gesetze darüber diejenige Bestimmtheit nicht erreichen, welche vom Gesetz gefordert wird, und macht das Urtheil, indem Vergehen, Unrecht, Verletzung hier die besonderste subjektiveste Gestalt haben, gleichfalls zu einer ganz subjektiven Entscheidung.« »Ferner kann dagegen, wenn die Aeußerung als eine verletzende That behandelt wird, behauptet werden, daß es keine That, sondern sowohl nur ein Meinen und Den⸗ ken, als nur ein Sagen sei; so wird in einem Athem aus der bloßen Subjektivität des Inhalts und der Form, aus der Unbedeutendheit und Unwichtigkeit eines bloßen Meinens und Sagens die Straflosig⸗

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die mannigfachsten Inter⸗

keit desselben, und für eben dieses Meinen als für ein und zwar geistiges Eigenthum und für das Sagen als für die Aeußerung und Gebrauch dieses meines Eigenthums, der hohe Respekt und Achtung gefordert.⸗ Die Schwierigkeit, mit positiven gesetzlichen Bestimmungen dieses Gebiet zu umgeben, bedarf keines weiteren Beweises. In dem vorliegenden Werke finden wir die historische und praktische Entwickelung dieser Materie im preußischen Staate, vornämlich seit dem et vom 12. Mai 1851 über die Presse bis auf die Gegenwart. Das Gesetz besteht nun fast vierzehn Jahre, bemerkt der Herr Verfasser im Vorwort, und die wesentlich⸗ sten Grundsätze desselben sind durch eine reichhaltige Rechtsprechung nament⸗ lich des höchsten Gerichtshofes, zum Abschlusse gelangt. In dem vorliegen⸗ den Buche sind auch die Verhältnisse der bei der Presse Interessirenden Ge⸗ werbe eingehend besprochen, weshalb sich der Herr Verfasser der Hoffnung

hingiebt, daß die Arbeit nicht blos den das Preßgesetz handhabenden Justiz⸗