1865 / 106 p. 7 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Finanz⸗Ministerium.

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4ten Klasse 131ster Königlichen Klassen⸗Lotterie fielen 6 Gewinne zu 2000 Thlr. auf Nr. 39. 4530. 61,416. 75,218. 78,114 und 81,323.

46 Gewinne zu 1000 Thlr. auf Nr. 1838. 2191. 6114. 6168. 6527. 13,517. 14,716. 16,001. 16,325. 18,352. 22,417. 27,707. 28,620. 30,338. 30,957. 34,618. 37,448. 40,776. 41,699. 42,080. 44,729. 50,465. 50,558. 52,091. 53,346. 53,614. 55,104. 56,563. 61,010. 61,762. 74,156. 74,926. 78,742. 79,009. 79,157. 79,727.

1,845. 82,715. 84,862. 85,731. 85,922. 87,690. 89,477. 91,122. 91,954 und 93,803.

58 Gewinne zu 500 Thlr. auf Nr. 1196. 4323. 4543. 5638. 5662. 7632. 7787. 8783. 9058. 9300. 10,120. 10,123. 10,413. 14,743. 15,688. 18,111. 21,812. 23,439. 26,097. 29,273. 29,738. 32,020. 32,253. 35,196. 37,993. 38,445. 40,762. 43,873. 47,726.

51,437. 51,934. 53,681. 54,259. 54,884. 55,509. 57,004. 58,130.

59,004. 60,331. 61,743. 62,473. 62,679. 68,183. 71,531. 71,915. 75,159. 77,022. 80,065. 82,270. 82,357. 85,181. 85,973. 86,579. 86,602. 86,957. 87,757. 90,993 und 93,912.

62 Gewinne zu 200 Thlr. auf Nr. 1615. 1910. 2965. 5018. 15,569. 15,598. 15,603. 15,731. 17,982. 19,252. 22,607. 23,586. 23,693. 24,350. 25,005. 26,187. 28,818. 29,181. 29,323. 30,155. 42,118. 42,987. 46,376. 50,762. 52,682. 53,113. 54,460. 56,201. 56,519. 58,589. 59,470. 62,500. 65,219. 69,767. 71,709. 74,255. und 93,713.

Beerlin, den 4. Mai 1865. Königliche General⸗Lotterie⸗Direction.

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Berlin, 4. Mai. Se. Majestät der König haben Aller⸗ gnädigst geruht: Dem Landrath von Gaertner zu Saarbrücken die Erlaubniß zur Anlegung des von des Kaisers der Franzosen

Majestät ihm verliehenen Ritterkreuzes des Ordens der Ehrenlegion .“ . 8

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zu ertheilen. “““*“*“

Nichtamtliches.

8 5 4 88 8 Preußen. Berlin, 4. Mai. Se. Majestät der König nahmen im Laufe des heutigen Vormittags die Meldungen einiger

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beförderter, versetzter und beurlaubter Militairs, sowie den Vortrag des Militair⸗Kabinets entgegen, und ertheilten Sr. Durchlaucht dem Fürsten Ludwig zu Sayn⸗Wittgenstein eine Audienz. Um 5 Uhr dinirten Se. Majestät bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Carl.

Ihre Majestät die Königin ist mit den Kaiserlich Russischen Majestäten auf Ihrer Durchreise nach Darmstadt zusammengetroffen, um Ihnen Allerhöchst Ihre Theilnahme an dem schweren Familienverluste auszudrücken.

In der beutigen (45sten) Sitzung des Abgeordneten⸗ hauses wurde nach einer persönlichen Erklärung des Abg. Grafen Wartensleben in Betreff der Berliner Korrespondenz der Rheinischen Zeitung die General⸗Diskussion über das Militairgesetz fort⸗ gesetzt. (Ratibor) und Freiherr von Richthofen für und die Abgeordneten von Forckenbeck, Schulze (Berlin), Faucher und Waldeck gegen die Regierungsvorlage. Schließlich sprach der Kriegsminister von Roon. Dann wurde der wiederholt beantragte Schluß der General⸗Dis⸗ kussion angenommen. Bei Schluß unseres Blattes dauert die Sitzung noch fort. Derselben wohnten außer dem Kriegsminister der Minister des Innern und der Regierungs⸗Kommissar Major von Hart⸗ mann bei.

Potsdam, 3. Mai. Se. Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz nahm gestern, als am Tage der Schlacht bei Groß⸗Görschen, Theil an der Offizierstafel des 1. Garde⸗Regiments zu Fuß und verweilte längere Zeit im Kreise des Offizier⸗Corps.

Heute Morgen begab Sich Höchstderselbe mit dem Zehn⸗Uhrzuge nach Berlin, nahm die Meldungen des Majors von Gontard vom 5. Westfälischen Infanterie⸗Regiment Nr. 53 und des Hauptmanns Mansard vom 6. Pommerschen Infanterie⸗Regiment Nr. 49 ent⸗ gegen und begab sich zum Minister⸗Conseil bei Sr. Majestät dem Könige.

Um 4 Uhr stattete Höchstderselbe der Freifrau von Canitz, Ge⸗ mahlin des früheren preußischen Gesandten in Rom, einen Besuch ab und kehrte mit dem 5 Uhr⸗Zuge hierher zurück.

Bromberg, 3. Mai. Auch im Culmer und Marienburger Kreise, meldet die »Patr. Ztg.⸗, sind in neuester Zeit bei mehreren Polen Haussuchungen gehalten worden, die wahrscheinlich mit den hiesigen Entdeckungen in Verbindung stehen.

„Breslau, 3. Mai. Der Herr Minister des Innern hat, wie die »Prov. Ztg. f. Schles.⸗ mittheilt, die von den städtischen Be⸗ börden beschlossene Communalsteuer⸗Reform nunmehr, und zwar

ie Entscheidung der ersten beiden Instanzen genehmigt, so

Es sprachen die Abgeordneten Graf Wartensleben, Hahn

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daß die Steuerveränderungen schon zum 1. Juli d. J. in Kr

treten können. Die Aufhebung des Einzugsgeldes (welches tcze neben dem Bürgerrechtsgelde, der Brennmaterialsteuer zc. künfti⸗ wegfällt) wird jedenfalls nicht ohne Interesse und für weile legislatorische Aufgaben nicht ohne Werth in der Beziehung sein auf dem sich hier darbietenden Wege Erfahrungen darüber zu sam,

meln, wie sich die Folgen dieser Aufhebung in den großen Städten

gestalten.

Halle, 2. Mai. Für das nächste Universitätsjahr vom l2ten Juli 1865 bis dahin 1866 ist der Professor der Rechte, Dr. Dern. burg, zum Rektor der Universität gewählt worden.

Münster, 2. Mai. Das hier vor Kurzem unter dem Vor. sitze des Herrn Grafen F. von Galen zusammengetretene Comiteé für die päpstliche Anleihe fordert in einem vom Bischofe Jo⸗ hann Georg unterstützten Aufrufe im »Westf. Merk.« die Katholiken der Diöcese Münster zu lebhafterer Betheiligung an der päpstlichen Anleihe von 1864 auf, von welcher statt der erforderlichen 50 Mil⸗ lionen Franken erst 14 Millionen untergebracht seien. Obligationen für 100, 500 und 1000 Franken könnten entweder direkt von dem hiesigen Hause Lindenkampf und Olfers oder durch Vermittelung des Comités von demselben entnommen werden.

Trier, 2. Mai. Die ⸗Trier. V. Ztg.“ meldet: Der hohe Akt der Consecrirung unseres hochwürdigsten Herrn Bischofs wird am 28. Mai in der Domkirche zu Breslau vollzogen werden. Die Weihe wird von dem Fürstbischofe unter Assistenz der beiden Weih. bischöfe von Trier und Breslau vorgenommen werden, und die In- thronisation in Trier am 11. Juni, dem Dreifaltigkeitsfeste, vor sich gehen.

Hannover. Aus Geestemünde, 2. Mai, berichtet der »Hv. Cour.«: Nachdem die österreichische Korvette »Erzherzog Frie⸗ drich« vor acht Tagen uns verlassen, wird jetzt auch die Panzer⸗ Fregatte »Kaiser Max«⸗ segelfertig gemacht. Sämmtliche Maschinen⸗ meister und Kadetten besinden sich bereits wieder an Bord und werden morgen auch die Matrosen wieder eingeschifft. Der »Max⸗ wird in etwa acht Tagen aus dem Hafen auf die Rhede gelegt werden und in vierzehn Tagen seine Reise direkt nach Pola antre⸗ ten, da er nicht, wie der »Friedrich⸗, in den nordischen Gewässern bleiben soll.

Sachsen. Weimar, 1. Mai. Das neueste Regierungsblatt enthält das Gesetz, die Aufhebung bestehender Verbietungs⸗, Zwangs⸗ oder Bannrechte und die diesfalls zu gewährende Entschädigung be⸗ treffend.

Coburg, 2. Mai. Ihre Hoheit die Frau Herzogin ist auf einige Tage nach Karlsruhe gereist.

Altenburg, 2. Mai. Ihre Majestät die verwittwete Köni⸗ gin von Bayern ist heute Vormittag von hier wieder abgereist. DOesterreich. Wien, 2. Mai. Die Kronprinzessin von Brasilien und ihr Gemahl, der Graf von Eu, haben während des Aufenthaltes in Prag am 29. April den Besuch des Großherzogs Leopold von Toskana und dessen Gemahlin empfangen und am 30. erwiedert. Am 1. d. M. erfoölgte die Abreise in Be⸗ gleitung des Kaiserlichen Gesandten Herrn de Magalhaens von Prag nach Wien, wo die hohen Herrschaften, der »Wiener Ztg.⸗ zufolge, Nachmittags ankamen. Im Bahnhose wurden Höchstdie⸗ selben von dem Herzog Philipp und der Prinzessin Amalie, ferner im Auftrag des Kaisers vom General Fürsten Thurn und Taxis, der sich zu Befehl stellte, dem päpstlichen Nuntius (seinerzeit päpstlicher Nuntius in Rio), der Gemahlin des Gesandten, dem Königlich por⸗ tugiesischen Geschäftsträger und dem Kaiserlich brasilianischen Vice⸗ konsul Moritz Schnapper empfangen. Ihre Hoheiten wohnen im Palais Koburg und haben noch gestern an der Praterfahrt Theil genommen.

In der gestrigen Sitzung des Ausschusses für den Zoll⸗ tarif, welcher Sectionschef Freiherr von Hock und der Ministerial⸗ rath im Ministerium des Aeußern, Freiherr von Gagern, beiwohn⸗ ten, begann, der »Gen. Corr.« zufolge, die Generaldebatte über den Handelsvertrag mit dem Zollverein. Graf Eugen Kinsky und Dr. Brestel sprachen für die Annahme, dagegen Skene, Schlegel, Stummer u. a.

3. Mai. In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde die Debatte über das Budget des Kriegs⸗Ministeriums fortge⸗ setzt. Der Referent Dr. Giskra beendete seinen gestern begonnenen Vortrag. Taschek beantragte für die Landarmee nur 80 Millionen Gulden zu bewilligen. Der Kriegsminister hat bisher das Wort nicht ergriffen. Morgen Fortsetzung der Debatte.

Belgien. Brüssel, 2. Mai. Die Regierung hat Oepeschen, wonach der Herzog von Brabant gestern in Messina eingetroffen war. Se. Königliche Hoheit wird am 7ten hier erwartet. Die parlamentarische Duell⸗Kommission hat bereits zwei Sitzungen ge⸗ halten. Am vergangenen Sonntag hat in Gent die Einweihung eines Denkmals stattgefunden, welches dem vor zwei Jahren ver⸗ storbenen, um die belgische Volksschule hochverdienten Gemeinderathe Aug. Callier errichtet worden. be.

Verstorbene war im Jahre 1805 geboren, trat die Flotte, war in den Jahren 1828— 1836 mit wichtigen hydro⸗

Großbritannien und Irland. London, 2. Mai. Am vorigen Sonntag beging Vice⸗Admiral Robert Fitzroy, der bekannte Wetterprophet, in seiner Wohnung zu Lyndhurst⸗House bei Norwood Selbstmord, indem er sich den Hals durchschnitt. Der im Jahre 1819 in

graphischen Operationen in den südamerikanischen Gewässern und anderwärts beschäftigt, ward im Jahre 1841 zum Parlaments⸗Mit⸗ glied für Durham gewählt und war von 1843 an drei Jahre lang Gouverneur von Neuseeland. Zur Zeit war er Chef der meteoro⸗ ogischen Abtheilung im Handels⸗Ministerium und erfreute sich über⸗ haupt als Meteorologe eines sehr großen Rufes. Der Admiral war Mitglied der Royal Society, der Asiatic Society und vieler anderen gelehrten Vereine. In der City traf gestern die Nachricht von einem anderen Selbstmorde ein, dem des angesehenen Banquiers W. G. Prescott, ältesten Repräsentanten der Firma Prescott, Grote, Cave and Cave. Der Verstorbene war 65 Jahre alt und war schon seit einiger Zeit leidend gewesen. In der gestrigen Oberhaus⸗Sitzung stellte Earl Russell den Antrag, die Königin zu bitten, daß, wenn sie in irgend einer Mittheilung an die Regierung der Vereinigten Staaten ihren Abscheu und ihr Bedauern über das durch die Ermordung des Präsidenten verübte große Verbrechen ausdrücke, sie zugleich den Schmerz und die Entrüstung ausdrücken möge, welche das Haus über jene Frevelthat empfinde. Ihre Majestät habe ihn bereits angewiesen, die Regierung der Vereinigten Staaten von dem erschüͤt⸗ ternden Eindruck in Kenntniß zu setzen, welchen die Nachricht von dem Ver⸗ brechen auf sie gemacht habe. Die Königin habe ferner geruht, ein Beileidschreiben an die Wittwe Lincolns zu richten. In der neueren Zeit sei kaum ein Verbrechen begangen worden, gegen welches sich das Gefühl eines jeden gesitteten Men⸗ schen so tief empoͤren müsse, wie das, von welchem er hier spreche und welches durch gewisse Umstände noch einen besonders grauenvollen Charakter erhalte. Präsident Lincoln sei ein Mann, der, obgleich vor seiner Wahl nicht hervor⸗ ragend, seit derselben doch so viel Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Geradheit und dabei so viel Milde und Wohlwollen gezeigt habe, daß, wenn irgend Jemand geeignet gewesen sei, die durch den Bürgerkrieg erzeugten Leiden und Ge⸗ fühle des Hasses zu mildern, eben Lincoln der Mann dazu gewesen sei. Man habe von Lincoln bemerkt, daß er stets abgeneigt gewesen sei, harte Maßregeln anzuwenden, und wie er höre, hätten sich die Befehlshaber seiner Heere häufig darüber beschwert, daß, wenn sie ein Urtheil gefällt hätten, welches sie für nicht mehr als gerecht gehalten, der Präsident stets geneigt gewesen sei, dessen Strenge zu mildern. Einen solchen Mann habe gerade die Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges erfordert. Nach dem Siege der nörd⸗ lichen Waffen würde es die Aufgabe Lincoln's gewesen sein, den Siegesstolz zu mäßigen, die von den Gegnern erduldeten Leiden zu lindern, und vor Allem, wie er dazu befähigt gewesen sei, seine Achtung vor der Tapferkeit des Gegners, die sich so glaͤnzend bethätigt habe, zu zeigen. Es sei zu hoffen gewesen, daß nach Beendigung des Kampfes mit den Waffen das Werk der Versöhnung begonnen haben würde, und Präsident Lincoln würde, wie kein Anderer, die Macht besessen haben, die Erbitterung, welche stets in Bürger⸗ kriegen erzeugt werde, zu beschwichtigen. In Bezug auf eine andere Frage hätten die Vereinigten Staaten und die Konföderirten eine sehr schwierige Aufgabe zu lösen, nämlich in Bezug auf die Sklavenfrage, von welcher Einige stets behauptet hätten, daß sie die Ursache des Bürgerkrieges gewesen sei. Man werde sich erinnern, daß Präsident Lincoln Anfangs erklärt habe, es stehe ihm verfassungsmäßig nicht das Recht zu, sich in die Sklavenfrage zu mischen. Später habe er an die Ober⸗Befehlshaber der Truppen der Ver⸗ einigten Staaten eine Mittheilung gelangen lassen, daß die Sklaven in ge⸗ wissen Staaten gänzlich frei sein sollten, und noch später habe er den Vor⸗ schlag gemacht, zu welchem er laut der Verfassung befugt gewesen sei, mit der Verfassung in der Weise eine Aenderung vorzunehmen, daß in Zukunft die Zwangsarbeit verboten sei. Er erinnere sich, daß Lord Macaulay ein⸗ al erklärt habe, es würde weise gewesen sein, wenn die Strafgesetze gegen die Katholiken schon zu der Zeit Sir R. Walpole's aufgehoben worden baren, obgleich Sir R. Walpole wahnsinnig gewesen wäre, wenn er mit iner Gesetzvorlage zu diesem Zwecke aufgetreten wäre. Das Gleiche lasse ch von der Sklaverei sagen, obgleich er glaube, daß die Vereinigten Staaten echt daran gethan hätten, die Zeit zur Ausführung dieser großen Neuerung verzögern. Er hoffe, daß der gegenwärtige Präsident sich zu der doppel⸗ en Aufgabe befähigt zeigen möge, Milde gegen die Besiegten zu üben und egeeigneten Maßregeln für die durch Abschaffung der Sklaverei noͤthig derdende neue Organisation zu treffen. Er habe bei Beginn des Kampfes außert, er glaube nicht, daß die große amerikanische Republik an diesem ampfe zu Grunde gehen werde, und Lord Palmerston habe vor Kurzem Namen der Regierung jedes Gefühl des Neides wegen der Größe und zohlfahrt der Vereinigten Staaten in Abrede gestellt. Es sei nicht leicht wesen, die friedlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern aufrecht zu halten; doch seien eingetretene Zwistigkeiten stets von beiden Seiten mit üuͤhe und Mäßigung behandelt worden. Er hoffe, daß diese Gesinnung fort⸗ ere und daß England sich bei den Bemühungen der Amerikaner, Frieden

Ruhe in ihrem Lande wieder herzustellen, eben so wenig einmischen

rde, wie es sich in den Krieg eingemischt habe. Hoffentlich werde die

„Hamerikanische Republik stets blühen und sich der Freiheit erfreuen, die

bisher genossen habe. Ueber den Nachfolger Lincoln’'s habe er nichts zu nerken. Die Zeit müsse zeigen, in wie weit er im Stande sei, die ihm efallene schwierige Aufgabe mit der erfoͤrderlichen Weisheit zu lösen. Er ie weiter nichts sagen, als daß Angesichts des verübten großen Ver⸗ hhens und des großen Unglücks, welches die amerikanische Nation befallen die Krone, das Parlament und das Volk Englands das tiesste eresse für die Regierung und das Volk der Vereinigten Staaten fuͤhlten, n Anbetracht der zwischen den beiden Nationen obwaltenden Beziehungen Misßgeschick der Vereinigten Staaten England stärke berühre, als ißgeschick irgend eines andern Landes auf dem Erdkreise. Der Carl erby hat aller in der Form des Antrages auszusetzen, die seiner

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Ansicht nach nicht die für den Anlaß geeignete ist. Eine Resolution wäre ihm lieber gewesen. Doch, fügt er hinzu, sei ihm so unendlich viel daran ge- legen, daß es nicht den Anschein haben möge, als walte in diesem Augen⸗ blicke der geringste Meinungzunterschied ob, daß er keinen Anstand nehmen köͤnne, auch in die von der Regierung vorgeschlagene Form zu willigen und sich mit der Adresse einverstanden zu erklären. Wenn es in den Vereinigten Staaten Leute geben sollte, die sich dadurch, daß das englische Oberhaus es unterlassen habe, seine Ansichten über den amerikanischen Krieg und die bei⸗ den großen streitenden Parteien auszudrücken, zu der irrigen Meinung ver⸗ führen ließen, es herrsche im Allgemeinen in England ein unfreundliches Ge⸗ fühl gegen die Bürger der Vereinigten Staaten, so könne es wohl kaum eine schlagendere Widerlegung dieser Ansicht geben, als die Kundgebungen, welche die Nachricht von der Ermordung des Präsidenten in England aller⸗ wärts hervorgerufen habe. Für das Verbrechen selbst gebe es nicht die ge⸗ ringste Beschönigung. Es möge Meinungs⸗Verschiedenheiten geben in Betreff des Charakters der beiden Parteien in den Vereinigten Staaten, deren eine für die Herrschaft, die andere für die Unabbängigkeit streite, wie Earl Russell sich ausgedrückt habe; darüber aber könne kein Meinungs⸗ Unterschied obwalten, daß die reinste und heiligste aller Sachen dadurch ent⸗ weiht und geschändet werde, wenn man den Versuch mache, sie durch solche ruchlose Mittel zu fördern. Wenn es möglich wäre, zu glauben, daß die Be⸗ hörden der Konföderirten dem Verbrechen Vorschub geleistet hätten, oder mit demselben sympathisirten, oder auch nur, daß sie nicht ihren Abscheu über dasselbe ausdrückten, so würde er behaupten, daß sie etwas Schlimmeres be⸗ gangen hätten, als ein Verbrechen, nämlich einen groben Mißgriff, weil in den Augen der civilisirten Welt eine Sache, welche es erfordere oder es sich gefallen lasse, daß sie durch das Verbrechen des Meuchelmörders gefördert werde, alle Sympathieen derer einbüßen würde, die ihr sonst wohlgeneigt gewesen wären. Doch sei dieser abscheuliche Meuchelmord dem ganzen Geiste, e in welchem der Süden den Krieg geführt habe, so durchaus fremd und steh so sehr in Widerspruch mit der muthigen, männlichen und zugleich mensch⸗ lichen Haltung, die er während des Kampfes für alles, was ihm theuer sei beobachtet habe, daß er der Redner) fest davon überzeugt sei, daß der Süden ein solches Vergehen und einen solchen Mißgriff nicht sanctionirt habe. Es hätte gar kein Schritt gethan werden können, welcher der Sache der Kon föderirten größeren Schaden zugefügt hätte. Er wolle hier nicht untersuchen ob die neuerdings von den Konföderirten erlittenen Niederlagen voraussicht⸗ lich ein baldiges Ende des Krieges zur Folge haben würden. In welcher Art aber auch der Krieg zu Ende gehen möge, es müsse der Wunsch jedes Menschen freundes sein, daß er bald und ohne weiteres unnöthiges Blutvergießen be⸗ endigt werde. Eben so sehr, wie Earl Russell, beklagte er den Verlust eine Mannes, welcher die Angelegenheiten einer großen Nation unter sehr schwie rigen Verhältnissen mit seltener Mäßigung und Umsicht geleitet habe und wie er glaube, entschlossen war, nach Kräften ein System der Versöhnlichkei zu beobachten, soweit Versöhnlichkeit mit der Verfolgung des Krieges verträg⸗ lich gewesen sei. Er könne nur hoffen, daß der Nachfolger Lincoln's, trotz einiger ihm entfallenen Ausdrücke, die von keiner guten Vorbedeutung seien, den Willen und die Macht haben möge, das weise und versöhnliche Verfah⸗ ren, welches Lincoln aller Wahrscheinlichkeit nach, wenn er am Leben gebl ben wäre, beobachtet hätte, nachzuahmen. Er sei nicht blind gegen die Ge⸗- fahr, daß die durch die Mordthat erregte allgemeine Erbitterung vielleicht die Regierung zu einer weniger versöhnlichen und leidenschaftlicheren Politik nö⸗ thigen werde. Eine solche aber würde die Graäuel des Bürgerkrieges nur noch verlängern, indem für den Süden zu den übrigen Motiven des Kam- pfes noch das mächtigste von allen, nämlich die Verzweiflung hinzukommen würde. Nachdem noch Lord Stratford de Redeliffe für den Antrag gesprochen hat, wird derselbe einstimmig angenommen. Lord Hougbton beantragt die zweite Lesung des die Befähigung zur Bekleidung von Aem⸗ tern betreffenden Gesetzentwurfs (Qualification for Offieces Bill), welche die Dissenters von der Verpflichtung entbinden will, bei Antritt ihres Amtes eine gewisse, zum Schutze der Kirche von England eingeführte Erklärung abzugeben. Lord Derby bekämpft die Bill, und dieselbe wird mit 72 gegen 49 Stimmen verworfen.

Im Unterhause stellte in Abwesenheit des durch Unwohlsein verhin⸗ derten Lords Palmerston der Staatssecretair des Innern, Sir G Grey, aus Anlaß der Ermordung Lincoln's einen ähnlichen Antrag, wie Earl Russell im Oberhause. Während des ganzen amerikanischen Bürgerkrieges, bemerkt er, habe die englische Regierung, wie er glaube, mit Zustimmung der Nation, eine unparteiische Neutralität beobachtet, und obgleich es in einem freien Lande unvermeidlich sei, daß in Bezug auf die Ursachen und Zwecke des Krieges Meinungsverschiedenheiten beständen, so verschwänden diese doch Angesichts des verübten Verbrechens vor der Sympathie mit der Nation, welche jetzt ihr durch Moͤrderhand gefallenes Oberhaupt betrauere. Die That sei gerade in dem Zeitpunkte begangen worden, wo man die Hoffnung habe hegen dürfen, daß der Kampf seinem Ende nabe sei und daß versöhnlichere Gesinnungen, wie solche sich in der Correspendenz zwischen den Generalen Grant und Lee kund geben, die Oberhand gewinnen mürden. Der britische Gesandte in Washington sei bereits von Ihrer Majestät beauftragt wonden, an die Wittwe Lincoln's den Ausdruck ihrer herzlichsten Sympathis gelangen zu lassen, die britischꝛnordamerikanischen Provinzen hätten sich berilt, das Gefühl auszusprechen, welches sie mit dem englischen Volke theilten, und er bege die Ueberzeugung, daß das Haus der Gemeinen die Amsichten und Gefüdle des ganzen vereinigten Köͤnigreichs nicht treuer ausdrücken könne, als mdem es in einer Adresse seinen Abscheu über das Verbrechen ausspreche. Disraeli unterstützt den Antrag. Auch unter gewöhnlichen Umständen, sagt er, würde das ganze Haus diese Katastrophe beklagt haben und von Schauder über das dabei angewandte Mittel befallen wonden sein. Allein der geZenwärtige Vor⸗ fall habe etwas an sich, was ihn dem Bareiche der Dyoplomatie entruücke. Er berühre die Sympathieen ganzer Nationen. Uebhen dee Polktek der anse⸗ rikanischen Regierung hätten Meinungsverschiedenheitem obgewaltet, nis aber habe man in England vergessen, daß die Amerikauer einerlet Abstammung mit den Engländern hätten und dieselbe Sprache tedeten. Der Gang der Geschichte sei niemals durch einen Meuchehnord Feandert worden, davon leg· ten Cäsar, Heinrich IV. von Frankreich und der Prinz ven Oronien Zeug⸗-

lich werde dos ische Volk aus diesen Prüsungen als

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