nicht gethan wäre und daß der Antrag
allgemeinen Stimmrecht führen würde. ertlärt, daß die Regierung jetzt endlich wohl daran tbäte, allen britischen Häfen den Befehl zu geben, kein kon⸗ föderirtes Kriegsschiff mehr — wenn sich ein solches in einem bri⸗ tischen Hafen befindet — wieder auslaufen zu lassen. Die Zeit der Alabamas und Shenandoas sei hoffentlich vorüber. Da die Re⸗ gierung von Jefferson Davis keinen einzigen Hafen mehr besitze, so dürfe kein Neutraler ihm ein Kriegführungsrecht zur See zuerkennen. Eine Alabamg,⸗ die jetzt darauf ausginge, amerikanische Kauffahrer anzufallen, vermöchte damit keinen Einfluß auf die Lage und Stel⸗ lung der konföderirten Staaten zu üben, sondern würde einen bloßen Akt der Rache begehen und müßte einfach als Piratenschiff behandelt werden.
Fraukreich. Paris, 4. Mai. Der ⸗Moniteur⸗ bringt folgende Depesche aus Algier, 3. Mai, 1 ½ Uhr: „Der Kaiser ist ge⸗ landet. Der Empfang ist begeistert. Die Behörden bringen ihre Huldigungen dem Kaiser dar, dessen Befinden ausgezeichnet ist.⸗ Nach einer Depesche aus Carthagena, das als Telegraphenkopf durch Expreßdampfer mit Algier korrespondirt, war die Ueberfahrt des Kaisers »etwas unruhig⸗, der Empfang aber wirklich enthu⸗ siastisch. Die spanischen Behörden in Valencia hatten Weis sung, den Kaiser mit allen Ehren zu empfangen, falls er in den Grao einlaufen würdej die scharfe Nordwestbrise war der Fahrt nach Algier jedoch mehr günstig, als hinderlich, nur ging die See etwas hoch. Der neue unterseeische Telegraph soll, weil das Meer bei den Balearen 2300 und 2400 Metres tief, zwischen Afrika und Sardinien die Strömungen zu heftig und der Grund zu un⸗ ruhig ist, von La Calle auf der Ostgrenze Algeriens, wo das alge⸗ rische Telegraphen⸗Netz schließt, an der Küste bis Bizerta entlang gelegt und dann auf den 60 bis
6 Pfd. Sterling geradezu, zu dem „Daily News⸗
70 Metres tiefen Sand⸗ und Schlick⸗Plateaux nach Marsala, an der Südspitze von Sizilien, hinüber geleitet werden, wo die algerischen Depeschen die große italienische Linie erreichen würden. Das Itinerar des Kaisers in Algerien ist laut den algerischen Blättern vom 2. Mai noch keines⸗ wegs festgestellt, zunächst findet in Algier selbst große Bautenmuste⸗ rung statt; da sämmtliche Maires und Provinzialräthe zur Hauptstadt berufen wurden, so waren alle Dampfer in den letzten Apriltagen überfüllt und in den Hotels zu Algier war am 2. Mai kein Unter⸗ kommen mehr zu finden.
Die ⸗France⸗ meldet folgende in der Diplomatie vorgenommene Veränderungen. Der französische Gesandte in Stuttgart, Graf von Damremont, ist auf Urlaub nach Paris gekommenj Marquis v. Montholon muß jetzt bereits in Washington eingetroffen sein; Herr Dano, der neue französische Gesandte in Mexiko, wird näch⸗ stens in Mexiko eintreffen; Herr Poujach, der auf seinen Wunsch von Florenz nach Turin als General⸗Konsul versetzt worden ist, hat sich bereits auf seinen Posten begeben.
Der Contre⸗Admiral de la Grandiére, Gouverneur und Militair⸗Kommandant in Cochinchina, ist heute auf Urlaub in Paris angekommen. 1“
Nußland und Polen. St. Petersburg, 30. April. Nach einem hier eingegangenen Bericht aus Samara, schreibt man der »Pos. Ztg.«, beruhen die in ausländischen Blättern ausgestreu⸗ ten Nachrichten, daß in jenem Gouvernement Hungersnoth herrsche und die sibirische Pest ausgebrochen sei, auf einem bloßen Gerücht. In Folge der vorjährigen Dürre war der Graswuchs sehr zurückge⸗ dlieben und der Heuertrag ein geringer, weshalb allerdings Futter⸗ mangel eingetreten war, allein an Lebensmitteln ist keine Noth und von sibirischer Pest keine Spur. Die Saaten stehen kräftig und voll, und in den südlichen Theilen des Gouvernements weidet das Vieh bereits seit Mitte des Monats. Vor einigen Tagen sollen dort Mennoniten eingetroffen sein aus der Gegend von Königsberg in Preußen, welche sich im Gouvernement anzusiedeln gedenken.
Eine Ansiedelung von 80 Mennoniten „Familien hat sich dort vor
4 Jahren gegründet, welche sich sehr wohl fühlt, da sie völlig freie Gemeindeverfassung hat und alle persönlichen und ritualen Rücksichten ihr garantirt sind. Am 18. hatte ein Antiquar in der großen Mors⸗ kaja von einem feinem Herrn ein Packet Broschüren mit der Weisung er⸗ halten, sie zu verkaufen, und das gelöste Geld zur Hälfte für sich zu be⸗ halten, den Rest aber an die Isaaäkskirche zu schenken, da es heilige Geschichten seien. Der Antiquar, wie solche hier auf allen Straßen mit ihrem offenen Büchertrödel anzutreffen und meist Bauern sind, nimmt, wie die meisten seiner Genossen des Lesens unkundig, die Schriften an, bittet aber einen Budieznik — Straßenpolizisten — doch zu sehen, von welchem Heiligen die Bücher handeln, damit er sie den Käufern anpreisen könne. Der gelehrte Polizist liest, und so heilig auch die Einleitungsfloskeln ihm vorkommen, so studirt er doch bald genug heraus, daß es sich hier um revolutionaire Ten⸗ denzen handele und die Broschüren aufreizende Plakate seien. Als er dies dem Antiquar mittheilt, nimmt dieser das Packet und trägt es zum nächsten Cirkel⸗Commissair. Eine am selben Tage vor⸗ genommene Revision der Straßenbuchhändler soll nicht ohne Erfolg gewesen und bei mehreren aufreizende Schriftchen konfiszirt worden sein, die Emissaire irgend einer revolutionairen Propaganda auf solche
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besitzer oder Hauptrheder und
11“ Weise ins Volk zu bringen suchten. Wie es heißt, foll diese Art Buchhandel aufhören und nur solche Leute Konsense zum Handeln mit alten Büchern und Bildern in geschlossenen Räumen erhalten welche lesen und schreiben können. laraece 1 Schweden und Norwegen. Die „Berlingske Tidende⸗ theilt gerüchtweise mit, daß die Köͤnigin von Schweden und Prin⸗ zessin Louise einen Theil des Sommers auf Schloß Muskau in der Lausitz ihren Aufenthalt nehmen werden, und daß der König von Schweden nach seiner Reise in ein rheinisches Bad mit ihnen dort zusammentreffen wird.
Dänemark. Kopenhagen, 3. Mai. Der Departements⸗ Direktor im Ministerium des Innern, Etatsrath Linnemann, ist in Nachfolgerschaft des Justizministers, Geh. Raths Braestrup, als Ober⸗ Präsident der Hauptstadt konstituirt worden. 8
Seit vorgestern sind vor der Festung Nyborg in der Richtung nach dem großen Belt Wachposten ausgestellt, um das von Nizz mit der Leiche des russischen Großfürsten⸗Thronfolgers nach St. Pe⸗ tersburg bestimmte russische Kriegsdampfschiff zu observiren. So⸗ . das Orlogschiff in Sicht kommt, sollen 21 Minutenschüsse gelöst werden.
Die Schraubenfregatte »Niels Juel« wird in den nächsten Ta⸗ gen eine 6⸗ bis 7monatliche Uebungsfahrt nach dem Mittelländischen Meere antreten. Heute wurde am Bord des Fahrzeuges die Kom⸗ mandoflagge aufgehißt.
Die Richtigkeit der Angabe norddeutscher Blätter, daß der Mi⸗ nister der auswärtigen Angelegenheiten, Geheimerath Bluhme, einer vor längerer Zeit in Kopenhagen erschienenen Deputation schleswig⸗ scher Schiffsrheder auf ihre Anfrage, ob die Fortführung des Stem⸗ pels »Dansk Eiendom« und der dänischen Flagge auf ihren Fahr⸗ zeugen gestattet sei, geantwortet haben sollte, daß Schleswig für Dänemark verloren sei, und daß nicht einmal Nordschleswig zurück⸗ gewonnen werden könne, so daß man sich also in Schles⸗ wig den Züständen zu fügen habe, wird von mehreren dã · nischen Blättern bestritten: die Sache verhalte sich ganz anders. Vor reichlich drei Wochen sei ein Mitglied einer schleswigschen Schiffsrhederei in Kopenhagen gewesen, um anzufragen, ob es nicht
thunlich sei, daß die Schiffsfuͤhrer durch Aufführung als Schiffs. durch die Gewinnung des Bürger⸗ rechts in einer dänischen Stadt die Berechtigung zur Fortführung der dänischen Schiffsflagge und des dänischen Schiffszeichens erlan- Darauf habe alsdann der Minister der auswärtigen daß die gewünschte Bevorzugung nur
gen könnten. Angelegenheiten erwiedert, durch die Uebersiedelung nach dem Königreiche Dänemark erreichbar sei. Von der Zukunft Schleswigs oder gar von der Rückerlangung Nordschleswigs für Dänemark sei dagegen in der fraglichen Audienz nicht die Rede gewesen.
Amerika. New⸗York, 22. April. Von Richmond wird berichtet, Jefferson Davis sei mit seinem Kabinet in Augusta angekommen, habe »dort eine Regierung errichtet« und treffe Vor⸗ bereitungen zur Flucht in das Departement jenseits des Mississippi. Die Nachrichten aus Nord⸗Carolina leiden an Widersprüchen. Es hat geheißen, daß die Capitulation der Johnstonschen Armee bereits eine Thatsache sei; dies wird nun geleugnet, doch meldet man als bestimmt, daß Verhandlungen zwischen Sherman und Johnston im Gange seien. In Folge dessen ist schon ein Theil der Grant⸗ schen Armee von der Bewachung der Petersburg⸗Danviller Bahn ent⸗ bunden und nach Washington zurückgezogen worden. Wie man aus Goldsborough schreibt, sind die konföderirten Truppen, seitdem die Nachricht von Lee's Uebergabe eingetroffen, einem Zustande der Auf⸗ lösung entgegengegangen, so daß Johnston nicht wagte, sie zur Schlacht zu führen. — Die »Evening Post« spricht von Privat⸗ briefen aus Washington, welche Besorgnisse wegen Hrn. Seward's Befinden verrathen.
Der neue britische Gesandte in Washington, Sir Frederick Bruce, sollte am Sonnabend, den 15ten d., dem Präsidenten Lincoln im Weißen Hause vorgestellt werden. Die schreckliche Katastrophe des 14. April trat der Verabredung in den Weg, und Sir Frederick mußte daher dem neuen Präsidenten seine Beglaubigungsschreiben überreichen. Es geschah dies am Morgen des 20. April. Der Ge⸗ sandte begleitete die Förmlichkeit mit folgenden Worten:
»Herr Präsident. Zu meinem tiefen und aufrichtigen Schmerze habe ich meinen ersten offiziellen Akt mit Ausdrücken des Beileids zu begleiten. Am vorigen Sonnabend hatte die Handlung,⸗ welche heute vorgenommen wird, vor sich gehen sollen, aber die gütigen Absichten des hingeschiedenen und viel⸗ betrauerten Präsidenten wurden vereitelt durch Ereignisse, welche dieses Land in Niedergeschlagenheit und Schmerz gestürzt haben, und die in Groß⸗ britannien Gefühle des Entsetzens sowohl, als tiefe Sympathie für die Opfer hervorrufen werden. Es ist mir daher zur schmerzlichen Pflicht geworden das Schreiben meiner Souverainin, dessen Ueberbringer ich bin, Ihnen, als dem Präsidenten der Ver⸗ einigten Staaten einzuhändigen, und mit Vergnügen überbringe ich die Ver⸗ sicherungen der Achtung und des Wohlwollens, welche Ihre Majestät gegen Sie, Sir, als den Präsidenten der Vereinigten Staaten hegt. Ich habe weiterhin den Auftrag, Ihrer Majestät freundschaftlicher Gesinnung gegen die große Nation, deren höchster Beamter Sie sind, und Ihrer Majestät herzlichen Wünschen für den Frieden, die Wohlfahrt und das Gedeihen dieser
FChatsache aufgefaßt, daß die Königin von England ein aufrichtiges und ehrliches Wohlwollen gegen die Vereinigten Staaten hegt. din so offen und unumwunden mit meiner Ansicht hervorgetreten, daß die Frrendschaft der Vereinigten Staaten gegen Großbritannien ein Gebot der Rücksichten auf die beiderseitigen Interessen und Gefühle ist. S Sie denn als ein Gesandter empfangen werden, der freundschaftlich gesinnt uund der Aufrechthaltung des Friedens und der Ehre beider Länder zuge⸗
Nation Ausdruck zu geben. Ihrer Majestät liegt nichts näher am Herzen als die Pflege jener Beziebungen der Freundschaft und des guten Ein⸗ vernehmens, welche so lange zwischen den beiden verwandten Nationen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens obgewaltet haben, und in diesem Geiste bin ich angewiesen die Pflichten des wichtigen und ehren⸗ vollen Amtes, welches mir anvertraut worden ist, auszuüben. Gestatten Sie mir, Hr. Präsident, zu bemerken, daß es das Ziel meines ernsten Strebens sein wird, meine Instructionen getreu in dieser Weise auszufüh⸗ ren; und ich drücke die Hoffnung aus, Hr. Präsident, daß Sie meine Ver⸗ suche, Ihren Beifall zu erlangen und die freundschaftlichen Gesinnungen Ihrer Majestät und Ihrer Maͤjestät Regierung mit der That zu beweisen, mit günstigem Auge betrachten wollen. Ich habe die Ehre, Ihnen das von Ihrer Majestät mir anvertraute Beglaubigungsschreiben zu über⸗ reichen. «
Auf diese Anrede antwortete Präsident Johnson folgendermaßen:
„ ‚Sir Frederick A. W. Bruce! — Die herzlichen und freundschaftlichen
Gefühle, welche Sie im Namen Ihrer großbritannischen Majestat ausge⸗ drückt haben, gereichen mir zu großer Freude. Großbritannien und die Ver⸗ einigten Staaten sind vermöge der ausgedehnten und mannigfaltigen Han⸗ delsbeziehungen zwischen ihnen, der Grenzgemeinschaft von Theilen ihrer Gebiete und der Aehnlichkeit ihrer Sprache und Gesetze zu gleicher Zeit in einen Gegensatz und einen innigen Verkehr mit einander gebracht. Aus denselben Ursachen sind sie häufigen Anlässen zu Mißverständnissen ausgesetzt, die sich nur durch beiderseitige Nachgiebigkeit abwenden lassen. Mit solchem Eifer gehen die beiden Völker fast üͤber die ganze Welt hin ähnlichen kommer⸗ gziellen Unternehmungen nach, welche von natürlicher Eifersucht und Neben⸗
öpäuhlerschaft begleitet sind, daß es beim ersten Blicke fast scheinen sollte, als müßten die beiden Regierungen Feinde, oder zum mindesten kalte und be⸗
rechnende Freunde sein. Andererseits hangen beide Völker in ihrem ganzen
Gebiete und selbst in ihren entferntesten Gebieten und Kolonien mit solcher FSingebung an den Prinzipien der bürgerlichen Rechte und konstitutioneller Frreiheit, daß der oberflächliche Beobachter irrthümlich auf eine ununter⸗ Frochene Uebereinstimmung in Handlungen und könnte, die bis zu einem Bündnisse zwischen den JZedes der heit eines
in Sympathien rechnen beiden Völkern stiege. beiden hat die Aufgabe, den Fortschritt und die Frei⸗ bedeutenden Theiles der amerikanischen Race zur Entwick⸗ ung zu bringen. Jedes hat in seinem Wirkungskreise verschiedenen koon dem andern nicht getheilten Schwierigkeiten und Prüfungen zu begeg⸗ Die Interessen der Civilisation der Humanität verlangen, daß beide
Freunde seien. Ich habe es stets gewußt und als eine beide Länder ehrende
Ich bin eben So werden
neigt ist. Sie werden mich und meine Amtsgenossen im Einklange mit
derselben aufgeklärten Politik und unwandelbaren Gesinnung. handeln sehen, und somit bin ich gewiß, daß weder Ihnen, noch dieser Regierung eine Ur⸗ sache werden wird, je zu bedauern, daß in einer solchen Krisis eine so wich⸗ tige Beziehung bestanden habe:«
Sowohl der Präsident als der Gesandte waren von der Zu⸗ sammenkunft augenscheinlich sehr befriedigt und gaben diesen Ge⸗ fühlen Ausdruck. Eine kurze Weile darauf erschienen die übrigen Mitglieder des diplomatischen Corps in Washington vor dem Prä⸗ sidenten. Der als Staatssecretair fungirende Herr Hunter geleitete sie, mit dem preußischen Gesandten Herrn von Gerolt Arm in Arm voranschreitend. Man bemerkte Herrn Eduard von Stöckl, den Gesandten Rußlands, Sennor Don Tassara (Spanien), Sennor Luis Molina (Costa Rica), Obersten W. R. Raaslöff (Dänemark), Obersten Bertinatti (Italien), Sennor Matias Romero (Mexiko), General Eustorgio Sulgar (Columbia), Herrn von Wetterstedt (Schweden), Herrn von Wydenbruck (Oesterreich), Herrn Asta Bur⸗ naga (Chile), Herrn Alfred Berghmans (Belgien), Herrn Sarcio (Peru); die Geschäftsträger Herren de Geofsroy (Frankreich), Senhor Barboyada (Brasilien), Herrn Rosing (Hansestädte). Der portugie⸗ sische Gesandte und Herr von Limburg, der Vertreter der Nieder⸗ lande, fehlten, wahrscheinlich hatten sie von dem beabsichtigten Be⸗ suche nicht zeitige Kenntniß erhalten. Der preußische Gesandte ver⸗ las im Namen des diplomatischen Corps eine Beileidsadresse anläß⸗
lich des Verlustes, den die Nation in Herrn Lincoln erlitten, und
drückte die Hoffnung auf die baldige Herstellung des Friedens und auf das Fortbestehen der freundschaftlichen Beziehungen der Vereinig⸗ ten Staaten zu den ausländischen Mächten aus. —
Hrn. Lincoln's Wittwe ist noch sehr schwach. Seit dem Mor⸗ gen des 15. April hat sie das Bett nicht verlassen können, indem der Schlag, den sie durch die Ermordung ihres Gatten erlitten, sie
völlig niedergeschmettert hat. Präsident Johnson hat sie gebeten, bis
zu ihrer Herstellung und Entscheidung uͤber ihren künftigen Aufent⸗
haltsort das Weiße Haus als ihre Wohnung zu betrachten.
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aus dem Wolff schen Telegraphen⸗Büreau.
Brüssel, Freitag, 5. Mai, Nachmittags. Der König hat eine weniger gute Nacht gehabt. Die Ausgabe von Bülletins wird nach der Rückkunft des Herzogs von Brabant, welcher Sonntag oder Montag erwartet wird, wieder begonnen werden
London, Freitag, 5. Mai, Abends. 8
auf Interpellation des Deputirten Forster, daß die im Zollverein eingetretene Tarifermäßigung England ebenso begünstige wie die übrigen Staaten, und daß diese Tarifermäßigung mit dem 1. Juli beginnen werde, gleichviel, ob der in der Unterhandlung begriffene Zollvertrag zwischen England und dem Zollverein bis dabin definitiv abgeschlossen sein werde oder nicht. 8
Paris, Freitag, 5. Mai, Abends. Der »Abend⸗Moniteur⸗ veröffentlicht eine Depesche aus Algier vom Aten d. M., Vormit⸗ tags 10 ½ Uhr. Am Tage vorher hatte eine großartige Illumination stattgefunden.
Am Aten waren die Aghas und Unteraghas beim Kaiser zum Dejeuner. Der Kaiser befand sich im besten Wohlsein. B
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182 84 1,
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Kunst und Wissenschaf M
Halle, 4. Mai. Laut einer dem Ober⸗Bürgermeister von Voß so eben zugegangenen vorläufigen Benachrichtigung ist, meldet der »Magdeb. Corr.«, die Abhaltung eines Wollmarktes in diesem Jahre dahier ge⸗ nehmigt worden. 8
— Die »Bonn. Ztg.“« widerruft heute die gestern von ihr gebrachte Nachricht von der Ernennung des Prof. Heimsoeth zum Ordinarius.
— In Wien starb am 2. Mai ein Veteran der Journalistik, der K. K. Hofrath Edler v. Pilat. In Augsburg 1782 geboren, trat er 1803 als Privatsecretair in die Dienste des Fürsten Metternich, damaligen Botschafters in Berlin, und gründete unter dessen Auspicien in Wien noch vor dem Befreiungskriege den »Oesterreichischen Beobachter«. Pllat leitete denselben, bis das Blatt im Jahre 1848 einging. Nach der »Boh.« er⸗ warb ihm seine journalistische Thätigkeit nicht weniger als 28 österreichische und fremde Orden.
— Prof. Lübke am Polytechnikum in Zürich hat, dem »Schwãäb. Merk.⸗« zufolge, einen ehrenvollen Ruf von Württemberg an das Polytech⸗ nikum in Stuttgart abgelehnt.
— Vor Kurzem ist in der Buchhandlung von Chapman und Hill in London eine Geschichte der Baumwoll⸗ und Tabak⸗Kultur er⸗
teit erregt hat. Haben doch Jahrhunderte dazu gehört, so wie die geistigen Anstrengungen vieler Menschen und Nationen, um die Baumwollen⸗Manu⸗ faktur von der wirbelnden Spindel und dem Spinnrade, von dem Hand⸗ webestuhl des Webers in seiner Hütte, auf den Standpunkt der jetzigen Volltommenheit, den Fabrikwebestuhl, heben. ausgebreitet zu haben, wie die Spinnerei und Weberei selbst.
bekannt wurden. Columbus, Cortez und Pizarro haben Amerika die Ureinwohner mit Gewändern aus Baumwolle gewebt ange⸗ troffen. folk Island. in den Gesetzbüchern Indiens sollen sich ebenfalls Beweise hinlänglich vor- finden, daß der Baum, „welcher Wolle statt Frucht trage«, in den wärme⸗
ren Gegenden Asiens seit zwei Jahrtausenden in solcher Ausdehnung kul⸗
tivirt wurde, daß er die Aufmerksamkeit der Gesetzgebung erweckte. Die
Griechen waren immer mit Mousselinen bekannt, und Arrian erwähnt der Baumwollenzeuge als eines Einfuhrartikels in Rom. Verhältnißmäßig sehr langsam kamen die Baumwollzeuge in Europa in Aufnahme. Die ärmeren Klassen bedienten sich deren gar nicht. Selbst von Horaz wissen wir, daß sein Vater keine Schnupftücher besaß, und von gewissen Königinnen
von Frankreich und Spanien, daß sie nur einmal ihre Wäsche wechseln konn
ten. Erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden im südlichen Nord⸗ Amerika Versuche gemacht, Baumwolle in großem Maßstab zu bauen. Im Jahre 1775 wurde es als etwas großes betrachtet, wenn ein amerikanischer Pflanzer 33 Hufen mit Baumwolle bepflanzte, und 1784 wurden acht Bal⸗ len nach Liverpool verschifft. Aber von da an stieg die Ausfuhr mit jedem Jahr. Im Jahre 1800 wurden 175,000 Ballen a 400 Pfund gebau 1830 761,615; 1850 2,444,793 und 1860 5,198,007 Ballen. Diese letztere Sendung war die Ernte von 1859. Nie zuvor war eine so hohe erzielt worden, mit ihr kam die Baumwollenkrisis und der Krieg in den Vereinig⸗ ten Staaten. G 1
Gewerbe⸗ und Handelsnachrichten.
Coͤln, 4. Mai. Am 23. März d. J.
entgleiste beim Rangiren auf Station Berge⸗Borbeck ein offener, mit 200 Centnern Kohlen beladener, der Cöln⸗Mindener Eisenbahn⸗Gesellschaft zugehöriger Güterwagen und brach i
Folge dessen unter demselben eine ungedärtete Gußstahlachse. Diese Achse wurde im November 1862 von dem Bochumer Verein für Gußstahl⸗Fa⸗- brikation angeliefert und hatte äberhaupt 3632 Meilen und seit der letzten Revision 1566 Meilen durchlaufen. Der Bruch war vollständig; die Bruch⸗- fläche hatte aber einen alten Einbruch und zeigte in dem frisch gehrochenen Querschnitt gutes, gleichmäßiges und feinkörniges Material. Die RNormal⸗- belastung des Wagens beträgt 200. Centner und das Eigengewicht desselben exclusive Achsen und Räder 70 Centner“ mit Achsen und Räder dagegen 105 Centner. 86
8 In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiederte der Unter⸗Staatssecretair Layard
schienen, die einen Südländer, Robert L. de Coin, zum Verfasser und, wie der »Augsb. Allg. Ztg. 4, geschrieben wird, in weiteren Kreisen Aufmerksam⸗
die Self-acting mule jenny, zu er⸗ Der Anbau der Baumwollenpflanze scheint sich eben so allmälig Es ist gar nicht zu ermitteln, wann die Menschen eigentlich zuerst mit der Baumwolle im tropischen
Cook ebenfalls diejenigen auf den Sandwich⸗Inseln und auf Nor⸗ Auch in Australiens Wildnissen hat Stuart sie entdeckt, und
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