1865 / 114 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

handlung. Die Vorlage, betreffend den Bau der Siebenbürger Bahn, wurde von Seite der Abgeordneten in Angriff genommen, während das Herrenhaus über den Gesetzentwurf bezüglich der Erhebung der Einkommensteuer von Eisenbahnunternehmungen zur Tagesordnung überging. Man weiß, daß dieser Gesetzentwurf von dem Bestreben diktirt war, die Kommunal⸗ und Landeszuschläge zur Einkommen⸗ steuer von Eisenbahnunternehmungen nach einem billigen Maßstab unter die Kommunen und Länder zu vertheilen, in denen der Be⸗ trieb der besteuerten Eisenbahn stattfindet. Nach dem letzten Beschluß des Herrenhauses wird es hiervon sein Abkommen und bei der bisherigen Einrichtung, welche alle diese Zuschläge der Kommune Wien und dem Lande Nieder⸗Oesterreich zugewandt hat, sein Verbleiben haben. Die siebenbürgische Eisenbahnfrage wurde im Abgeordnetenhause durch Annahme der zwei ersten Artikel eines Gesetzentwurfes, welcher dem Kronland Siebenbürgen endlich den Bau einer Eisenbahn zu⸗ sichert, ihrer Entscheidung entgegengeführt. Bei dieser Gelegenheit entspann sich eine längere Debatte im Abgeordnetenhause über die Frage, ob neue’' Eisenbahnbauten wie bisher an Actiengesellschaften zu vergeben oder auf Staatskosten auszuführen seien. Insbesondere plaidirte Herr Skene für den Bau aus Staatsmitteln und, wie der »Wanderer⸗ sagt, »gegen die in Wahrheit heillose Wirthschaft der Konzessionswerber und Actienverschleißer.⸗

In Wiener Blättern melden telegraphische Depeschen aus Kolomea (Stadt am Pruth in Galizien) vom 12. Mai. Seit 10 Uhr Vormittags steht Kolomea in Flammen. Der ganze Ring⸗ platz, mit Ausnahme des östlichen Theiles, ist bereits abgebrannt. Der heftige Sturmwind erschwert die Rettungsmaßregeln. 2 Uhr

50 Minuten. Das Feuer wüthet noch immer. Die Kirche konnte gerettet werden. Das Kreisamtsgebäude ist jetzt außer Gefahr. Bisher wurden über 300 Häuser ein Raub der Flammen. Der Sturm weht so heftig, daß mehrere eine Viertelmeile hinter der Stadt gelegene Fruchtscheuern abbrannten.

13. Mai. In der gestrigen Sitzung des Finanz⸗Aus⸗ schusses für 1866 wurde der »General⸗Corresp.« zufolge, die Be⸗ rathung über den Etat »Staatsministerium«, politische Verwaltung, fortgesetzt. Es wurden die Titel 8 bis inklusive 13 erledigt. Die Verhandlung über den Titel »Allgemeiner Dispositionsfonds« gab Anlaß zu einer lebhaften Debatte. Der Referent Dr. Taschek bean⸗ tragte gänzliche Streichung, ihn unterstützten Berger, Brinz, Schind⸗ ler, Herbst, Skene. Abgeordneter Hagenauer beantragt 200,000 Fl. wie im Vorjahre (1865), Abgeordneter Winterstein 150,000 Fl. Diesen Antrag unterstützten Doblhoff, Kuranda und Van der Straß. Bei der Abstimmung blieben die beiden ersten Anträge in der Minorität, der Antrag Winterstein wird angenommen.

Belgien. Brüssel, 12. Mai. Die Kammer hat heute

einstimmig die Aenderungen des Civil⸗Gesetzbuches genehmigt, wonach

es künftighin einem jeden Belgier gestattet sein soll, sonder Ein⸗ holung der Königlichen Erlaubniß in fremde Kriegsdienste zu treten, ohne daß er dadurch seiner Indigenatsrechte verlustig gehe. Dem Unwesen der Recrutirung auf belgischem Boden wird ein besonderes Gesetz vorbeugen. Die Aufrufe und Einladungen zu der bereits erwähnten Waterloo⸗Feier sollen nächster Tage, und zwar in vlaemi⸗ scher, deutscher und englischer Sprache erlassen werden.

13. Mai. Der zur Unterhandlung über die zwischen Belgien

und Preußen beabsichtigte Tarifherabsetzung, nach deren Abschluß der franco⸗preußische Vertrag auch für Belgien in Wirksamkeit tre⸗ ten wird, gegenwärtig in Berlin weilende hiesige Beamte ist Herr Van der Straten, Director im Departement der Finanzen. 14. Mai. König Leopold hat den Gouverneur von Lüttich, de Luesemans, und den General⸗Lieutenant Fleury⸗ Duray, Commandeur der dritten Division, beauftragt, Se. Majestät den König von Preußen bei seinem Aufenthalte in Aachen im Namen ihres Souverains zu begrüßen.

Großbritannien und Irland. London, 12. Mai. Der Unter⸗Staatssecretair des Auswärtigen, Herr Layard, hat an den Präsidenten der Handelskammer von Liverpool folgendes, die Handelsbeziehungen Englands zu Preußen und Oesterreich betreffen⸗

des Schreiben gerichteet:

Auswärtiges Amt, 9. Mai 1865.

Sir! Ich bin von Lord Russell beauftragt, Ihnen zur Kenntnißnahme der Handelskammer, deren Präsident Sie sind, mitzutheilen, daß Ihrer Ma⸗ jestät Botschafter in Berlin als Antwort auf gewisse, an die preußische Re⸗ gierung gerichtete Fragen über den neuen Zollvereins⸗Tarif folgende amt⸗ liche Auskunft erhalten hat: 1) Großbritannien wird vom 1. Juli d. J. an alle Vortheile des neuen Tarifs der Zollvereins⸗Staaten genießen, gleich⸗ viel, ob der Vertrag zwischen Großbritannien und dem Zollverein dann ab⸗ geschlossen ist oder nicht. 2) Der am 1. Juli d. J. in Kraft tretende neue Tarif der Zollvereins⸗Staaten wird alle in dem französisch⸗deutschen Vertrage von 1862 enthaltenen Ermäßigungen mit Einschluß derer für 1866 umfassen. Als der preußische Minister des Auswärtigen diese Auskunft ertheilte, bat er, daß die Aufmerksamkeit der Regierung Ihrer Majestät auf folgende zwei Punkte gelenkt werden möge, obgleich er hinzufügte, daß die Ereignisse, auf welche sie Bezug hätten, wahrscheinlich nicht eintreten würden: 1) Sollte der neulich zwischen Oester ich und dem Zollverein abgeschlossene Vertrag nicht

in Kraft treten, so werden die beiderseitigen Beziehungen auch in durch den Vertrag von 1853 bestimmt, welcher Oesterreich bis zum 1. 2 nuar 1866 gewisse Vergünstigungen gewährt, und in dem Falle N-; England in Gemeinschaft mit anderen Mächten dieser Begünstigun vor dem letzterwähnten Datum theilhaftig werden. Für den Fall 889 nicht Vertrag in Berlin und Wien angenommen wird, genießt Cnglam- de 1. Juli 1865 an alle Zoll⸗Befreiungen und Zoll⸗Abzüge, welche de e Oesterreich gewährt. 2) Falls die kommerziellen und politischen Beziehunälh⸗ des Zollvereins nicht mit allen fremden Staaten vor dem 1. Juli 1n vollständig geregelt sein sollten, könnte für England und die andern zu 52. Vortheilen des neuen Tarifs frei zugelassenen Staaten vielleicht 85 Ver pflichtung eintreten, Ursprungs⸗Zeugnisse für die in den Zollverein Feas⸗ führten Güter beizubringen. Ich bin ꝛc. A. H. Lapaton

Die Königin wird morgen Nachmittag von Osborne nach Schloß Windsor übersiedeln.

In der gestrigen Unterhaus⸗Sitzung richtete White in Abwese heit des Premiers an den Staatssecretair des Innern die von ihm nen- kündigte Frage, ob die Regierung entschlossen sei, ihre Anerkennung der Reche der sogenannten konföderirten Staaten Amerikals als Kriegführende zurüt. zunehmen. Sir G. Grey bittet den Interpellanten, seine Frage bis 5 einer andern Sitzung zu vertagen, und White erklärt sich damit einverstan⸗ den. Cochrane fragt den Kolonial⸗Minister, ob die Unterhandlungen zwi⸗ schen der englischen Regierung und den Kommissaren aus Canada Sg Aenderung in den Ansichten über die Höhe der für die Befestigungen in den englisch⸗nordamerikanischen Kolonieen zu verwendenden Summen hervorge. bracht hätten. Cardwell entgegnet, sobald die Verhandlungen zu einem Resultat geführt hätten, werde die Regierung dem Hause unverzüglich Mit. theilung davon machen. Augenblicklich aber würde es nicht wünschenswerth sein, wenn sie sich über den Gegenstand ausspräche.

13. Mai. In der Oberhaus⸗Sitzung stellte gestern Earl von Shaftesbury den Antrag, die Koͤnigin in einer Adresse zu bitten, sie möge versügen, daß die am 18. Februar 1862 ernannte Kommission, deren Aufgabe es sei, sich über die Verwendung von Kindern und jungen Perso⸗ nen in den Gewerben und Fabriken, für welche in dieser Beziehung noch keine gesetzlichen Bestimmungen beständen, das unter dem Namen »agricul- tural gangs« (landwirthschaftliche Trupps) bekannte System mit in den Kreis ihrer Untersuchungen hineinziehe. Dieses System besteht darin, daß Leute, die undertakers UInternehmer) oder gang drivers (Trupp⸗Treiber) heißen, eine An⸗ zahl Knaben und Mädchen ihren Eltern abmiethen und sie dann den Landwirthen zur Verwendung für ländliche Arbeiten wieder vermiethen. Die Stärke dieser gangs oder Heerden variirtzwischen 10— 50 oder 60 Personen und das Alter derer, aus welchen sie bestehen, zwischen 5—6 Jahren. Der Earl von Shaftes⸗ bury hebt hervor, daß die Unternehmer häufig Menschen von ausschweifen⸗ dem, lasterhaftem Charakter seien und die ihrer Obhut Anvertrauten hart und grausam behandelten, daß die den gangs angehörigen Knaben und Maädchen faktisch in einem Zustande der Sklaverei lebten, daß ihr Umgang

Zukunft

System ein höchst verderbliches sei. der Bischof von Lincoln denselben unterstützt und sich auch der Earl von Granville Seitens der Regierung einverstanden er⸗ klärt hat, angenommen. Als Antwort auf eine Frage des Mar⸗

Der Antrag wird, nachdem

quis von Westmeath, ob ein Geistlicher vor Gericht sein Zeug⸗ niß verweigern könne, weil das, was er von dem betreffenden Falle wisse, ihm unter dem Siegel der Beichte anvertraut worden sei, antwortet der Lord⸗Kanzler, es unterliege keinem Zweifel, daß in einem Kriminal⸗ Prozesse ein Geistlicher der Kirche von England nicht das Privilegium be⸗ sitze, eine Antwort auf eine ihm zu Zwecken der Justiz gestellte Frage zu verweigern. Rechtlich sei der Geistliche verpflichtet, derartige Fragen zu be⸗ antworten, und zwar gelte dies nicht nur von Geistlichen der Kirche von England, sondern auch von katholischen Geistlichen. (Den Anlaß zu der Frage des Marquis von Westmeath gab der Umstand, daß ein Geistlicher aus Brighton, A. D. Wagner, sich am 4. Mai vor dem Gerichtshofe zu Trowbridge aus dem erwähnten Grunde geweigert hat, Zeugniß in Sachen

der Constance Kent abzulegen, die sich des vor einigen Jahren zu Road ver⸗

übten Mordes als schuldig bekannt hat).

Frankreich. Paris, 12. Mai. Das algerische Eisenbahn⸗ Netz besteht vorläufig aus zwei Linien, von denen der eine Flügel durch das Schelif⸗Thal nach Oran, der andere über Philippeville nach Constantine gerichtet ist. Die Lyon⸗Mittelmeer⸗Gesellschaft will nun in diesem Jahre 6 Millionen in Algerien verbauen, wovon 3 Millionen Staats⸗Subvention; diese 6 Millionen werden auf die Strecke von Algier nach Oran verwandt, wo 49 Kilom. 285 Metres bereits in Arbeit sind. Auf der Strecke von Philippeville nach Con⸗ stantine sind die Erdarbeiten zwischen Philippeville und dem Kolo⸗ nistendorfe St. Charles am Sassaf in Angriff genommen.

Der Prinz Napoleon ist diesen Morgen mit der Lyoner

Bahn nach Marseille abgereist, um sich morgen früh nach Ajaccio einzuschiffen, wo am 15ten die Festlichkeiten beginnen. Auf der Rückfahrt von Algerien wird auch der Kaiser Ajaccio besuchen. 13. Mai. Der »Abend⸗Moniteur⸗ giebt folgendes Tele⸗ gramm: »Medeah, 12. Mai, 7 Uhr 50 Min. Der Kaiser ist gestern um 5 Uhr Abends in Medeah angekommen und hat bei der europäischen, so wie bei der eingebornen Bepölkerung einen be⸗ geisterten Empfang gefunden. General Duerot, der Kommandant der Subdivision, war ihm bis zwei Lieues vor die Stadt entgegen⸗ gegangen, an der Spitze alle Goums der Provinz. Der Kaiser reist diesen Morgen nach Algier ab.

Durch ein im »Abend⸗Moniteur⸗ publizirtes Dekret der Kaiserin⸗Regentin wird die Session des vom 15. Mai bis 14. Juni verlängert

absegeln⸗

geistlichen Pfründen, ungeachtet der Zurückziehung des Gesetz⸗ entwurfes,

werden Miristerien und Behörden geordnet sind, so daß sich daraus auch

mit einander einen sehr entsittlichenden Einfluß ausübe, kurz, daß das ganze

gesetzgebenden Körpers

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Spanien. Einer Depesche aus Madrid vom 12. Mai zu⸗ hatte die Regierung keine amtliche Nachricht über eine Erhebung

1 48 8 Schwarzen auf Cuba erhalten.

Portugal. Aus Lissabon, 11. Mai, wird telegraphirt: „Die Deputirtenkammer bat mit 98 gegen 15 Stimmen ein Miß⸗ trauensvotum gegen das Ministerium ausgesprochen. In Folge da⸗ von hat das Ministerium dem Könige die Auflösung der Kam⸗ mer vorgeschlagen, und der König hat seine Zustimmung zu diesem Schritte gegeben. Die russise e Flottille wird am Freitag von hier W1X““ Italien. Turin, 13. Mai. Der Justizminister hat durch Cirkularverfügung angeordnet, daß das Exequatur der

betrefsend die Aufhebung der geistlichen Korporationen, zpendirt bleiben soll. Der Minister sagt, der Aufschub in der d sem dieser Korporationen werde nur einige Monate dauern.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. Mai. Die zum Reichsbudget für 1865, meldet die »St. Petersb. Ztg.“«, ist erschienen und mit der Senatszeitung Nr. 34 ausgegeben worden. Dieses wichtige Dokument spezifizirt auf 43 Folioseiten die Einnahmen und auf 156 Folioseiten die Ausgaben der einzelnen Ministerien und Verwaltungen des Reiches mit einer solchen Voll⸗ ständigkeit und einem so ausführlichen Eingehen auf die unbedeu⸗ tendsten Details, daß durch dasselbe der ganze Staatshaushalt der gründlichsten Kontrole des Publikums unterworfen wird. Es ist diese Arbeit für das Publikum um so wichtiger, als im Reichs⸗ budget selbst die Einnahmen nur nach den Bezugsquellen angegeben während dieselben in dieser Beilage nach den einzelnen

die Finanzwirthschaft aller einzelnen Zweige der Verwaltung ergiebt. Nach diesem Aktenstück betragen die Einnahmen pro 1865:

1) Oberste Regierungs⸗Institutionen: Reichsrath 1714 Rbl. 29 Kop., Reichskanzlei 3957 Rbl. 14 Kop, 2. Abtheilung der eigenen Kanzlei Fr. Majestaͤt des Kaisers 177,693 Rbl., Bittschriften „Kommission 8278 Rbl. 2) Ressort des heiligen Synodes 127,810 Rbl. Kop. 3) Menisterüöhg des Auswärtigen 11,852 Rbl. 79 Kop. 4) Kriegsministerium 6,988, Rbl. 86⁄ Kop. 5) Marineministerium 409,410 Rbl. 54 ½ Kop. 6) Finanz⸗ ministerium 258,160,940 Rbl. 64 Kop. 7) Ministerium der Reichsdomainen 46,037,713 Rbl. 40 Kop. 8) Comité für die Militair⸗Ansiedelungen in Süd⸗Rußland 2,094,164 Rbl. 73 Kop. 9) Kinisterium des Innern 6495,745 Rbl. 34 Kop. 10) Unterrichtsministerium 1,356,313. Rbl. 45 Sp. 11) Hauptverwaltung der Wege und öffentl. Bauten 14,604,339 18 88 Kop. 12) Hauptverwaltung der Posten 16,196,108 Rbl. 9 i 868 g Justizministerium 1,135,044 Rbl. 58 Kop. 14) Reichskontrole 118 Pes. 0 Kop. 15) Hauptverwaltung der Reichsgestüte 120,132 Rbl. 5 1n 16) Civilverwaltung von Transkaukasien 3,453,642 Rbl. 18 ¼ Kop. Reich innahmen im Ganzen: 357,695,408 Rbl. 12 ½ Kop. A.

Die Ausgaben bieten in ihren Hauptzahlen keine eg 8

vichung von den im allgemeinen Reichsbudget publizirten dar, a 8 daß die Betriebsausgaben in der Beilage bei den betreffenden Ministe. ien berechnet worden, während sie im Budget eine besondere Rubrik bildeten. 8

Die l aller Ausgaben 880,093,514 R. 47 K. 8

Von der polnischen Grenze, 42. Mai, wird der „Osts.⸗

Zig.“« mitgetheilt: Die Nachricht von der Verhaftung des letzten Parteigängers des polnischen Aufstandes, Geistlichen Brzosko, be⸗ jätigt sich. Er wurde zugleich mit seinem letzten Genossen, Franz Wilczynski, in der Nacht zum 1. Mai in dem Dorfe Typitka, im Kreise Siedlee, wo beide bei Ss Schulzen in einer Kammer versteckt waren, von einem aut 10 Kosaken bestehenden Militair⸗Kommando ergriffen, und beide wurden sofort unter starker Escorte nach Warschau auf die Citadelle abge⸗ ührt, wo sie jetzt der kriegsgerichtlichen Entscheidung ihres Schicksals ntgegensehen. Man fand bei ihm einen von ihm unterzeichneten apport an die »National⸗Regierung⸗, in welchem er sich »Ober⸗ geldprediger und General der polnischen National⸗Armee⸗ nennt. örzosko ist Edelmann, aus dem Kreise Viala gebürtig, 33 Jahre lt, und wurde im Jahr 1857 zum Priester geweiht. Nachdem er Sokolowo und zuletzt in Lukow als Vikar fungirt hatte, schloß rsich bald nach Ausbruch des Aufstandes der Lewandowskischen d nach deren Zersprengung der Krysinskischen Insurgenten⸗Abthei⸗ ng als Feldprediger an. Er führte diese Abtheilungen in der kegel in den Kampf, indem er, in der einen Hand das Crucifix, in ter anderen den Dolch emporhielt. Nachdem auch die Krysins tische lötheilung zersprengt war, sammelte er die Ueberreste der⸗ ben und führte sie selbststäundig in den Kampf gegen

e Russen. Seine Abtheilung, die Anfangs 200 Mann

ihlte, war bis zum Februar dieses Jahres auf neun

Nann zusammengeschmolzen. Bei seiner Verhaftung hatte er nur

och einen Gefährten, den oben genannten Wilczynski. Die Re⸗

erungs⸗Kommission der Staats⸗Einnahmen und des Schatzes in

Varschau hat die gesetzlichen Bestimmungen über den meistbietenden

erkauf der Staatsgüter und anderer Realitäten in einer besonderen

druckschrfft mit polnischem, russischem, französischem und deutschem

ergiebt sich hier wie dort,

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1“ 1“ * 8 8 98

Text zusammenstellen lassen, und empfiehlt im »Dziennik Warsz.⸗ denjenigen, welche sich an den binnen Kurzem beginnenden Licita⸗ tionen betheiligen wollen, sich zu ihrer Information einen der ge⸗ nannten Texte anzuschaffen. Die Druckschrift ist von dem Haupt⸗ depot der Druckschriften und Formulare der genannten Regierungs

Kommission für den Preis von 5 Kop. zu beziehen.

Dänemark. Kopenhagen, 11. Mai. Der König hat dem hiesigen nordamerikanischen Gesandten Herrn Buchanan, durch den Minister ohne Portefeuille Kammerherrn v. Quaade (der Mi nister⸗Präsident und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Ge heime Rath Bluhme, ist wieder leidend), sein lebhaftes Bedauern über die Ermordung des Präsidenten Lincoln aussprechen lassen. Außerdem ist dem diesseitigen Geschäftsträger in Washington, Obersten Raaslöff, ein eigenhändiges Beileidsschreiben Sr. Majestät des Königs ur Ueberlieferung an den jetzigen Präsidenten der Vereinigten Staaten übersandt worden.

In mehreren Gegenden Seelands sind Demonstrationen gegen deutsche Ziegeleiarbeiter verübt worden. Die dänischen Tagelöhner wollen nicht mit ihnen zusammen dienen, und sie ver⸗ langen deshalb die Verabschiedung der Deutschen. Die seeländischen Arbeitgeber haben bis jetzt keine Nachgiebigkeit gezeigt, wobei mit Anerkennung bemerkt zu werden verdient, daß regierungsseitig Truppen⸗Abtheilungen nach den einzelnen Ortschaften beordert worden sind, um erneuerten Gewaltthätigkeiten entgegenzutreten. 1

Der »dänische Volksverein⸗ hat ein Rundschreiben erlassen, in dem die Provinz⸗Bewohner mit Beziehung auf die bevorstehenden Wahlen zu der aufgelösten zweiten Reichsrathskammer (Volksthing) zur Bildung von Filial⸗Abtheilungen aufgefordert werden. Der Ausschuß des »Volksvereins⸗ räth der Bevölkerung, bei der Wahl keine andere Bedingung aufzustellen, als die eine, daß der Wahl⸗ kandidat bei der endgültigen Abstimmung über den in nächster Reichsraths⸗Session regierungsseitig zu erneuernden Verfassungs⸗ Entwurf für die Annahme desselben stimme.

13. Mai. Der Kammerherr Quaade ist Allerhöchst be⸗ ordert worden, binnen Kurzem den Gesandtschaftsposten in Berlin wieder anzutreten. Während der Abwesenheit des Grafen Wulf von Scheel⸗Plessen von Stockholm wird Sick

denselben als außerordentlicher Gesandter vertreten.

Amerika. New⸗York, 3. Mai. Die Stärke der Armee Johnston's welche kapitulirt hat, beträgt einschließlich der Corps von Beauregard, Hardee und Breckinridge 27,000 Mann. Stone⸗ man's Kavallerie hat dem flüchtigen Jefferson Davis nachzu⸗ setzen. Der Ex⸗Präsident soll nur 300,000 Dollars mit sich führen. In Mobile haben sich 30,000 Ballen Baumwolle vorgefunden, welche, wie behauptet wird, englisches Eigenthum sind. Seit Mo⸗ bile's Fall ergaben sich 10,000 Versprengte. Payne soll das Attentat auf Seward eingestanden haben.

Das letzte Bülletin, welches die Aerzte des Herrn Seward ausgegeben haben, vom 28. April, lautet sehr günstig: »In Gegen⸗ wart mehrerer Chirurgen ist heute Nachmittag mit bestem Erfolge eine Operation an der Kinnlade des Herrn Ministers Seward vor⸗ genommen worden. Der Minister erholt sich rasch von seinen Wun⸗ den und fährt jeden Tag in Gesellschaft seines Hausarztes aus. In Hrn. Friedrich Seward's Befinden ist in den letzten Tagen eine

roße Besserung eingetreten.⸗

Telegraphische Depeschen aus dem Wolffe'schen Telegraphen⸗ Bürean. Aachen, Montag, 15. Mai, Mittags. Ihren Majestäten, welche auf allen Stationen ihrer Reise von Düsseldorf nach Aachen Seitens der Behörden und der zahlreich berbeigeströͤmten Bevölkerung auf das Lebhafteste begrüßt waren, wurde bei ihrer Ankunft auf dem hiesigen Bahnhose ein begeisterter Em⸗ pfang bereitet. Die Vertreter des Königs der Nieder⸗ lande, General Knoop, mit seinem Adjutanten und der Greffier des Etats, Lebens, wie die Abgesandten des Königs der Belgier, de Luesemans, Gouverneur der Provinz Lüttich, General⸗ Lieutenant Fleury⸗Duray und Capitain Bosquet hatten sich zur Begrüßung auf dem Bahnhofe eingefunden. ““ Gestern Abend besichtigten der König und die Königin unter stetem Zuruf der Volksmenge die glänzende Illumination. Während der Umfahrt waren fast alle Straßen elektrisch und bengalisch be⸗

leuchtet. 8 8 Zur Abgangszeit der Depesche war aus Frankreich noch kein

Vertreter des Kaisers in Aachen eingetrofsen