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Der Wirkliche Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath und der Schweiz. ]
8 reußen. Gnesen, 8. Juli. Aus Anlaß der Anwesen⸗ heit 2 Aagen Hoheit des Kronprinzen am 29. und 30. v. M. am hiesigen Orte hat der Bürgermeister Machatius unterm 1. d. Mts. folgende Bekanntmachung im Gnesener Kreisblatt as Königliche Hoheit der Kronprinz haben über den Bw1 h der Einwohnerschaft Gnesens bei Ihrer Anwesenheit hierselbst am 29. 2 30. v. M. Ihnen bereiteten feierlichen und herzlichen Empfang 5 Unterzeichneten, ein Mal am Abend seiner Ankunft, zum zweiten Male bei seiner Abreise, höchst anerkennend und huldreich dankend Sich s vs sprochen, zugleich auch demselben befohlen, diesen Ihren Dank zur 8 lge⸗ meinen Kenntniß der Bürger Gnesens zu bringen. Indem ich hohen Befehle hierdurch freudig Folge leiste nehme ich zugleich gern Ge⸗ legenheit, der Bürgerschaft und vorzüglich allen denen „welche in so . freulicher Weise zu einem würdigen Empfange Sr. Königlichen Hohei beigetragen haben, d 9nes auch den Herren Sängern, meinen herz⸗ auszudrücken. 4 1c5 Fentg. Juli. (N. H. Z.) Der Präsident des Evangelischen Oberkirchenraths, Wirkl. Geh. Rath Mathis, welcher gegenwärtig auf einer Rundreise in unserer Provinz begriffen ist⸗ verweilte vor⸗ gestern in unserer Stadt und hat u. a. auch den Franckeschen Stif⸗
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n einen Besuch abgestattet. . Pg c. g, ulhletn. Heute Mittag, schreibt man der „Flensb. N. Z.“ aus Eckernförde, 7. Juli, lief ein preußisches Kanonenboot in unseren Hafen ein. Dem Vernehmen nach ucht dasselbe einen Schießstand für die Schießübungen der Marine⸗ mannschaft in einer Ausdehnung von ca. 3000 Schritt, da ein solcher Seeschießstand bei Kiel wahrscheinlich nicht zu erhalten ist. Kiel, 8. Juli. (Kieler Z.) Sr. Majestät Kanonenboot »Cy⸗
celop⸗, welches gestern Behufs Aufsuchen eines Platzes für die Schieß⸗ dchen 88 Rajestät Fregatte »Gefion⸗ bis Eckernförde ging, kam gestern Abend 10 Uhr wieder zurück. Sr. Majestät Brigg Rover⸗
soll Montag den Hafen verlassen, um die Uebungsfahrten in der Ostsee fortzusetzen. Mehrere Seewehr⸗Offiziere, welche aus ihren früheren Stellungen als Steuerleute der Handelsmarine durch die Kriegsverhältnisse in die Marine eintreten mußten, und jetzt ihr
Examen beim Seekadetten⸗Institut in Berlin bestanden haben, wer⸗ den nächstens hier eintreffen, um an Bord der hiesigen Kriegsschiffe zu gehen und demnächst definitiv einrangirt zu werden. Sr. Majestät Kanonenboot »Cyclop⸗ geht morgen Vormittag 8 Uhr nach Frie⸗ drichsort, um die dort befindlichen beurlaubten Offiziere und See⸗ soldaten nach Kiel zu bringen und führt dieselben 9 Uhr Abends wieder dorthin zurück. 1 Heeislenburg. Neustrelitz, 5. Juli. (Neustr. Z.) Nach⸗ dem die Großherzogin⸗Mutter und die Herzogin Caroline sich be⸗ reits am Montag dieser Woche nach Rumpenheim begeben haben, sind auch der Großherzog und die Großherzogin ihnen heute dahin ge⸗ folgt, ersterer, um sich von dort zum Gebrauch einer Kur nach Kissingen zu begeben. Ueber die Zeit der Rückkehr der allerhöchsten Herrschaften verlautet noch nichts Bestimmtes, denn während es früher hieß, dieselbe werde zum 12. August zur Enthüllung des Denkmals, welches das Land dem hochseligen Großherzog Georg hier in Neustrelitz zu er⸗ richten beabsichtigt, stattfinden, ergiebt sich jetzt diese Annahme als ungegründet, da die Nachricht aus Berlin eintrifft, daß, wenn auch der Bildhauer, Professor Albert Wolff, das Denkmal selbst bis dahin vollenden würde, doch der Steinmetz — durch den verflossenen langen Winter an der Herbeischaffung der nöthigen Steine behin⸗ dert — mit dem Postament schwerlich vor Frühjahr nächsten Jahres, in keinem Fall aber vor dem diesjährigen Spätherbst fertig werden würde.
Baden. Karlsruhe, 7. Juli. (Karlsr. Ztg.) Der Prinz Wasa ist gestern Nachmittag 2 Uhr, der Prinz Karl gestern Abend um 7 Uhr in der Residenz angekommen. Auch die Herzogin von Sachsen⸗Koburg⸗Gotha, geborne Prinzessin Alexandrine von Baden, ist heute Morgen 1 Uhr dahier eingetroffen, wurde von Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Großherzog auf dem Bahnhof empfangen, und von Höchstdemselben in das großherzogliche Schloß geleitet, wo die hohe Frau Absteigequartier genommen hat. 1
Württemberg. Stuttgart, 8. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung aller seitherigen Beschrän⸗ kungen der Eheschließung, mit 55 gegen 27 Stimmen angenommen. Der Minister Freiherr von Varnbüler sprach und stimmte für Annahme des Gesetzes. . b Oesterreich. Wien, 8. Juli. Die gestrige Sitzung des Herrenhauses beschäftigte sich mit den in Verbindung mit dem
inanzgesetze zu bringenden Wünschen des Herrenhauses, in Betreff ge Fügs. Collerodo bereits ein Antrag vorlag, der da⸗ in ging:
9 Nas, hohe Haus wolle beschließen, rin 1 suchen, eine gründliche Vereinfachung des Systems der politischen Admi⸗ nistration baldmöglichst zu berathen und anzubahnen«. 1 Dieser Antrag fand zwar hinreichende Unterstützung, wurde aber von seinem Urheber später in Folge des Antrags des Grafen Leo Thun zurückgezogen, der, wie bereits telegraphisch gemeldet worden ist, eine Resolution folgenden Wortlauts vorschlug: »Das Herrenhaus, anerkennend, daß es mit Rücksicht, einerseits auf
die den Staatsgläubigern gegenüber eingegangenen Verpflichtungen und andererseits auf den für alle Zweige der Staatsverwaltung durch die be⸗ stehenden Einrichtungen bedingten Aufwand unvermeidlich ist, in dem Staatsvoranschlage für das bereits zur Hälfte abgelaufene Jahr, die Staats⸗ ausgaben abermals mit einem Betrage einzustellen, welcher in den Einnah⸗ men seine volle Bedeckung nicht findet, sieht sich bemüßigt, gleichzeitig seine Ueberzeugungen bezüglich der hierdurch begründeten Finanzlage in Nach⸗ stehendem auszusprechen: 1) Eine Steigerung
die Regierung sei dringend zu er⸗
der Staats⸗Einnahmen 8g. 16“ eranschlagten Betrag derselben kann im Wege der Steuergesetz⸗ Färs “ werden, die Herstellung des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben ist demnach vor Allem dadurch bedingt, daß die jährlich wiederkehrenden Ausgaben mindestens bis zu dem erwähnten Betrage der Einnahmen herabgemindert werden. 1
2) Dieses Ziel kann nicht durch bloße Abstriche an den Kosten der be⸗ stehenden Einrichtungen der Verwaltung und des Heerwesens erreicht werden, sondern die Erreichung desselben ist von der Möglichkeit und Durchführung wesentlicher Aenderungen dieser Einrichtungen abhängig.
3) Eine fernere Benützung des Kredits zur Bedeckung jährlich wieder⸗ kehrender Auslagen läßt sich nur rechtfertigen, wenn sie sich als das Mittel darstellt, um es möglich zu machen, daß auf dem angedeuteten Wege das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben in naher Zukunft noch bergestellt werde, und das Herrenhaus spricht daher die Erwartung aus, daß die Regierung dem Reichsrathe die Zumuthung, einem den angedeuteten Vor⸗ aussetzungen nicht entsprechenden Staatsvoranschlage seine Zustimmung zu ertheilen, nicht mehr machen werde, ohne nachzuweisen, ob und wie der er⸗ wähnten Anforderung entsprochen werden könne.« 8
Graf Leo Thun motivirte seinen Antrag in folgender Weise:
Bei Berathung des Staatsvoranschlages für 1865 sei in Be⸗ ziehung auf die Einstellung der wahrscheinlichen Einnahmen und Ausgaben das Möglichste geleistet, dennoch ergebe das Finanzgesetz pro 1865 einen Abgang von 8,400,000 Fl. c er aber bedeutend höher sein. Denn stelle er den Etat nach den zu hoffenden Einnahmen und den ihm in diesem Jahre jedenfalls zur Last fallenden Ausgaben zusammen, so ergebe sich an regel⸗ mäßig wiederkehrenden Einnahmen an direkten und indirekten Steuern, aus Staalsgütern, Forsten und Bergwerken, so wie aus dem Post⸗ und Telegraphenbetrieb eine Summe von 426 Mill. Fl., an regelmäßig wiederkehrenden Ausgaben ein Betrag von 300,2 Mill. und unter Hinzurechnung von 117 Mill. Fl. für Zinsen und 20/2 Mill. fuͤr Tilgung der Staatsschuld ein solcher von 438 Mill. Fl., d. h. ein Defizit von 12 Mill. Fl. Dieses Defizit werde sich aber noch dadurch steigern, daß von den durch das Abgeordnetenhaus
aus den Ausgaben abgestrichenen 25,400,000 Fl. mindestens 10 Mill.
nothwendigerweise würden gemacht werden müssen, daß bis zu dem Zeitpunkte der Herstellung des Gleichgewichts durch Kreditoperationen noch mindestens weitere 30 Mill. Fl. Gebahrungsauslagen zu be⸗ decken seien, endlich zur Bezahlung der Bank nach dem Vertrage des Finanzministers 75,500,000 Fl. beschafft werden müßten. Dar⸗ aus ergebe sich ein durch Kreditoperationen zu bedeckender Betrag von 128,300,000 Fl., durch welchen die Zinsenlast der Staatsschuld um weitere 10 Millionen vermehrt würde und das Defizit demnach auf 32 Milhionen sich herausstelle. Darnach würde, wenn überhaupt durch Herabminderung der Ausgaben das Gleich⸗ gewicht erzielt werden solle, die bisherige Ausgabsziffer noch um einen Betrag zwischen 30 — 40 Mill. herabgemindert werden müssen. Die Frage der Herstellung des Gleichgewichts sei also davon abhän⸗ gig, ob die österreichische Gesammtregierung um 30 — 40 Millionen wohlfeiler hergestellt werden könne. Ob dies möglich sein werde, bezweifle er. Es sei leider eine sehr leichte Sache, eine wohlfeile Regierung umzuwandeln in eine kostspielige, wie dies seit 1848 unter dem Beifalle der herrschenden Richtung durch Vermehrung des Beamtenheeres, durch eine überstürzte Umwandlung der Natural⸗ wirthschaft in eine Geldwirthschaft geschehen sei, aber die kostspielige
Regierung in eine wohlfeile umzuwandeln, sei ein sehr schwieriges Unternehmen, ein kaum lösbares Problem. Das zu unternehmen könne er dem Herrenhause nicht rathen. Das Herrenhaus könne sich nicht darauf einlassen, die Wege aufzusuchen, auf welchen die Regierung gehen solle, sondern es müsse sich darauf beschränken, sich dagegen zu verwahren, daß ihm wieder die Bewilligung eines Budgets zugemuthet werde, aus dem hervorgehe, daß weitere Kreditoperationen nöthig seien, ohne daß die Beruhigung vorliege, was endlich das Ergebniß sein werde. In diesem Sinne empfehle er seine Resolution zur Annahme, damit das Herrenhaus klar ausspreche, was es von der Regierung erwarte. Auf den Vorschlag des Kardinals von Rauscher wurde der An⸗ trag des Grafen von Thun einer Kommission zur Vorberathung überwiesen, zu deren Wahl man sofort schritt und welche das Er⸗
In Wahrheit werde
gebniß hatte, daß als Mitglieder dieser Kommission Graf Leo Thun, Kardinal von Rauscher, Ritter von Pipitz, Fürst Colloredo, Graf Larisch, Freiherr von Lichtenfels und Graf Rechberg proklamirt wurden. 4. Fht Die heutige »Abendpost⸗ bringt folgende Erklärungt:; Nachdem in Bezug auf die Zusammensetzung eines neuen Ministe⸗
iums und die einzelnen Mitglieder desselben eine Anzahl von Gerüchten durch die Tagespresse verbreitet worden war, tritt seit einigen Tagen in den Blättern regelmäßig die Angabe auf, daß schon am nächsten Tage die amtliche Kundmachung der betreffenden Ernennungen erfolgen werde. Gegenüber der letzteren Mittheilung muß auf die Thatsache hingewiesen werden, daß das bisherige Ministerium noch in Amtswirksamkeit steht ind die Demissionsgesuche der Herren Minister mit Ausnahme des Mi⸗
isters und Leiters der K. siebenbürgischen Hofkanzlei Grafen Nädasdy,
dann des K. ungarischen Hofkanzlers Grafen Hermann Zichy eine for⸗ melle Erledigung bisher nicht erhalten haben. Wir glauben auch mit Sicherheit annehmen zu dürfen, daß das Ministerium in seinem gegen⸗ värtigen Bestande jedenfalls bis zum Schluß der Verhandlung über das nanzgesetz für das Jahr 1865 die Amtsgeschäfte fortführen wird. leberhaupt duͤrfte den erwähnten Gerüchten eine über bloße Muthmaßun⸗ gen hinausreichende Bedeutung kaum zuzugestehen sein. Karlowitz, 3. Juli. (Pr.) Ganz im Stillen hat sich ein bedeutendes Faktum vollzogen: das serbische Patriarchat ist aufgehoben. Nach längern Verhandlungen, die in Wien mit dem
Patriarchen Maschierevich gepflogen wurden, hat dieser darin gewil⸗ ligt und wird das Patriarchat von Karlowitz fortan nicht mehr ein serbisches, sondern das Patriarchat der griechisch⸗orientalischen Kirche Sämmtliche Behörden des Landes sind durch eine amtliche Notification hiervon in Kenntniß gesetzt worden, mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß Patriarch Maschierevich auch schon für seine Person freiwillig auf seinen bisherigen Titel eines serbischen Patriarchen Verzicht geleistet, und deshalb von nun an
Oesterreichs überhaupt sein.
als Patriarch der griechisch⸗orientalischen Kirche Oesterreichs zu titu⸗ liren sei.
Belgien. Brüssel, 8. Juli. (Köln. Z.) Das Abgeord⸗ netenhaus hat in heutiger Sitzung die General⸗Diskussion des Ge⸗ setz⸗Entwurfes über die Wahl⸗Mißbräuche beendet. Man hofft, die Session gegen Ende künftiger Woche schließen zu können, und ist in dieser Voraussicht das Bankett der Majorität, welches hier zu Lande die Session krönt, wie das ministerielle Fischessen in England, auf künftigen Donnerstag angesetzt worden. Man hat bei Gelegen⸗ heit der heute beendigten allgemeinen Verhandlung das ganze Wahl⸗ system nach allen Seiten hin durchgesprochen und eine Unzahl von Reformvorschlägen in Gestalt von Amendements zu dem Regie⸗ rungsprojekte eingebracht. Indessen ist das Kabinet gesonnen, unter diesen Anträgen mittels der Vorfrage gehörig aufzuräumen und nur die an den speziellen Zweck des Gesetzes sich eng anschließenden zu unterstützen. — Der Senat wird voraussichtlich auf den 15. d. einberufen werden und im Falle der Verurtheilung des auf künfti⸗ gen Mittwoch vor die Schranken des Cassationshofes geladenen Kriegsministers ein Gnadengesuch zu dessen Gunsten an den König richten.
Großbritannien und Irland. London, 7. Juli. Die amtliche »London Gazette« veröffentlicht die Königliche Procla⸗ mation, durch welche das im Jahre 1859 gewählte Parlament aufgelöst wird und die Wahlen für das neue Parlament ausge⸗ schrieben werden. Die Neuwahlen müssen am 15. August beendigt sein. Eine andere Proclamation befiehlt sämmtlichen Peers von Schottland, sich am 28. Juli im Palaste von Holyrood zu Edin⸗ burgh zu versammeln, um zur Wahl der sechszehn schottischen Peers zu schreiten, die für die Dauer des nächsten Parlaments Sitz und Stimme im Oberhause haben.
Lord Palmerston hat Tiverton fol⸗ gende Adresse gerichtet:
“ 94, Pieccadilly, 6. Juli 1865.
Meine Herren! Da das Parlament aufgelöst worden ist, so werden unverzüglich Neuwahlen stattfinden, und ich erlaube mir, Sie um eine Er⸗ neuerung jenes Vertrauens zu bitten, mit welchem Sie mich während der Dauer von sieben auf einander folgenden Parlamenten beehrt haben. Wenn ich jetzt zum ersten Male zu Ihnen spräche, so würde es für mich vielleicht nothwendig sein, mich in Bemerkungen über die Zukunft zu ergehen; aber ich glaube, meine Bitte um die Fortdauer Ihrer Gunst wohl füglich auf die Vergangenheit und auf die Ergebnisse des von der Regierung, deren Mit⸗ glied zu sein ich während der letzten sechs Jahre die Ehre hatte, beobachte⸗ ten Verfahrens stützen zu dürfen. Während dieser sechs Jahre hat sich trotz des schweren Druckes, den drei schlechte Jahre auf Irland ausübten, und trotz des schlimmen Nothstandes, der in Folge der mangelnden Baumwoll⸗ Zufuhr aus Amerika in einigen Fabrik⸗Bezirken obwaltete, das vereinigte Königreich im Ganzen eines bemerkenswerthen Grades fortschreitenden Wohl⸗ standes erfreut. Der Friede mit fremden Nationen ist erhalten und England sind in dieser Zeit die Anstrengungen und Opfer erspart worden, welche an⸗ dere Länder machen mußten. Die Verwendung des Kapitals und der Aus⸗ übung des produktiven Gewerbfleißes ist noch größere Freiheit verliehen und manche Hemmnisse des Handels mit fremden Ländern sind beseitigt worden, während neue und wichtige Handelswege in fernen Weltgegenden erschlossen worden sind. Die Folge davon war, daß der Reichthum des Vereinigten Koͤnigreiches rasch gestiegen ist, und obgleich große Steuernachlaͤsse stattge⸗
Ausgaben zu bestreiten und die Wehrkraft zu Wasser und zu Lande, welche für jedes Land zu den besten Friedensbürgschaften gehört, in gutem Stande zu erhalten. Unsere Zeit zeichnet sich durch die zunehmende Anwendung der
Ergebnisse der Wissenschaft auf die Kriegsoperationen sowohl zu Wasser als
zu Lande aus, und England ist in diesen Dingen nicht hinter den andern
Großmächten der Welt zurückgeblieben. Mit nicht geringerem Erfolge ist
unsere Kolonial⸗Verwaltung gekrönt gewesen. Die Bevölkerung unserer
nordamerikanischen Provinzen zeichnet sich durch loyale Ergebenheit und durch
Anhänglichkeit an die Verbindung mit dem Mutterlande aus, und Indien,
welches nicht mehr der Schauplatz des Aufstandes und der Rebellion ist,
macht rasche Fortschritte in der Civilisation und im allgemeinen
Wohlstande. Aber der in diesen Beziehungen so glückliche Zeit⸗
raum der letzten sechs Jahre war leider Zeuge eines Unglüͤcks,
welches die ganze Nation in Trauer versenkte, und während man des Verlustes des Prinz⸗Gemahls stets als eines der großen hei⸗ mischen Mißgeschicke des Landes gedenken wird, wird die durch diesen Ver⸗ lust verursachte allgemeine Trauer zum mindesten Zeugniß davon ablegen, daß die Nation die hohen und bewunderungswürdigen Eigenschaften des
Prinzen, dessen Tod sie beklagt, in gebührender Weise zu würdigen wußte.
Andererseits hat ein heller Hoffnungsschimmer für die Zukunft das Land durch die glückliche Vermählung des Prinzen von Wales und die Geburt zweier Königlichen Prinzen erfreut. Wie lange das Ministerium, dessen V Mitglied zu sein ich die Ehre habe, die Angelegenheiten des Landes noch leiten wird, hängt nothwendiger Weise von dem Willen des nun zu wäh⸗
lenden Parlaments ab; allein ich darf wohl in meinem und meiner Kol⸗
legen Namen sagen, daß eine gerechte Beurtheilung unserer bisherigen Ver⸗
mich war. Ich habe die Ehre ꝛc.
“ Palmerston. — 8. Juli.
Söhnchens des Prinzen von Wales, steatt.
V ward durch den Erzbischof von Canterbury vollzogen.
waltung uns zu demselben Maße des Wohlwollens berechtigt, welches uns von dem jetzt aufgelösten Parlamente gewährt worden ist. Mittlerweile bitte ich Sie achtungsvoll und ernstlich um die Fortdaner jenes Vertrauens, welches so viele Jahre hindurch eine stolze und ehrenvolle Auszeichnung für
Gestern fand in der Schloßkapelle zu Windsor die Taufe des Prinzen Georg Friedrich Ernst Albert, des jüngsten Die heilige Handlung Unter den V Anwesenden befanden sich außer der Königin die übrigen in Eng⸗
land weilenden Mitglieder des Königlichen Hauses; von den Ministern Lord Palmerston, der Earl von Granville und Sir G. Grey, und vom diplomatischen Corps der sächsische und dänische Gesandte und
der hannoversche Geschäftsträger.
jestät das große Staatssiegel.
Hauses, das er lange in ihrer Mitte bewohnt hatte.
V Dr. Pritchard, welcher angeklagt war, seine Frau und Schwieger⸗ mutter vergiftet zu haben, ist gestern durch das Geschwornengericht in Edinburgh schuldig befunden und vom Richter zum Tode verurtheilt Die Hinrichtung durch den Strang wird am 28e d. M.
worden. zu Glasgow stattfinden.
Frankreich. Paris, 8. Juli. Die Arbeitseinstellung der Seidenfärber von Lyon scheint zu Ende zu gehen. Sehr viele dieser Arbeiter sind wieder in die Fabriken zurückgekehrt, ohne daß ihnen ein weiteres Zugeständniß gemacht worden wäre, als daß sie künftig alle vierzehn Tage und nicht mehr monatlich ausbezahlt werden sollen. In einigen Fabriken ist außerdem die Einrichtung getroffen worden, daß die Arbeit nicht mehr nach dem Tage, sondern nach der Stunde und zwar zu 37, 38, 39 und 40 Centimes bezahlt wird.
60 C. berechnet.
Auch in Frankreich werden jetzt Beiträge zur Unterstützung des in der Wissenschaft hochberühmten Lieutenants Maury gesammelt, der in Folge des amerikanischen Bürgerkrieges seine sämmtliche Habe
Barral, der bekannte landwirthschaftliche Schriftsteller, veröffentlicht einen Aufruf an Alle, welche, ohne Rücksicht auf politische Motive, in Maury das Verdienst und die Wissenschaft ehren wollen. »Die Liebe zur Wissenschaft«, sagte er, »muß stärker sein, als der Kampf der Parteien, und das Genie, welches die der Menschheit nützlichen Gesetze entdeckt, soll heilig gehalten werden. Was liegt an der Ursache der Bedrängnisse, in denen sich ein Mann, wie Komman⸗ dant Maury, befindet? Hier kommt es darauf an, ihm entgegen⸗ zukommen und ihm zu sagen, daß überall da sein Vaterland ist, wo die Wissenschaften in Ehren stehen.⸗
Der »Patrie⸗ geht durch Privatdepesche über Panama die Nachricht zu, daß die Bewohner von Loreto am 12. Mai eine Deputation nach Guaymas abgesandt haben, welche Stadt die Fran⸗ zosen besetzt halten, um ihren Beitritt zum mexikanischen Kaiserreiche anzukündigen. Loreto ist die Hauptstadt von Nieder⸗Californien.
Man schreibt der »France« aus Yokuhama unterm 25. April, daß Ikeda, der Chef der letzten japanischen Gesandtschaft in Frank⸗ reich, und zwei seiner Kollegen, welche ins Gefängniß geworfen waren, weil man sie beschuldigt, ihre Vollmacht überschritten zu haben, indem sie den Vertrag von Paris (20. Juli 1864) unter⸗
funden haben und auch etwas von der Nationalschuld abgetragen worden ist, so haben doch die Staats⸗Revenuen stets ausgereicht, um die öffentlichen
zeichneten, auf Ansuchen des französischen Gesandten in Freiheit ge⸗
setzt worden sind.
Heute hatte der neue Lord⸗Kanzler, Lord Cranworth, eine Audienz bei der Königin und empfing aus den Händen Ihrer Ma⸗
Aus Neu⸗Seeland ist die Trauerkunde eingetroffen, daß der Missionar Dr. Volkner von den Maoris ermordet worden ist. Dies geschah von seiner früheren Gemeinde, Angesichts seines eigenen
Die Arbeit außerhalb der regelmäßigen zehnstündigen Zeit wird zu
eingebüßt hat und nun als Greis mittellos in England weilt.