Fürstenberg von Baden zur Trauerfeier eingetroffen.
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Beaden. Karlsruhe, 12. Juli. (Karlsr. Ztg.) Heute Vor⸗ mittag fand die feierliche Beisetzung der Großherzogin Sophie Wilhelmine von Baden an der Seite ihres vorausgegangenen Ge⸗ mahls in der Gruft des Großherzoglichen Hauses in der Stadtkirche dahier statt. In dem Palais der verstorbenen Großherzogin hatten sich zur festgesetzten Stunde der Großherzog, die Prinzen Wilhelm und Karl, Markgraf Max, die Herzogin von Coburg⸗Gotha mit dem Erbgroßherzog versammelt. Der Großherzog von Hessen mit den
Fürst von Fürstenberg mit dem Erbprinzen und Prinz Emil von Zur Kondo⸗ enz und Anwohnung bei der Beisetzung waren eingetroffen: Zur Vertretung des Königs von Preußen der General⸗Lieutenant von Alvensleben; für die Königin von Preußen der Kammerherr Graf Blücher von Wahlstatt; fuͤr den König von Sachsen der in außerordentlicher Sendung mit einem Schreiben seines Souverains eingetroffene Gesandte von Bose; für den König von Württemberg der Ober⸗Stallmeister Graf von Taubenheimf für den Großherzog von Oldenburg der Hof⸗Stallmeister Graf von Wedell; für den Herzog von Koburg⸗Gotha der Hofmarschall von Griesheim; für den Fürsten von Hohenzollern⸗ Sigmaringen der Kammerherr von Mayenfisch. ““
8 Bayern. München, 12. Juli. (Bayersche Ztg.) Künf⸗ tigen Sonnabend, den 15. d., wird Se. Majestät König Ludwig I. von Berchtesgaden nach der Villa Leopoldskron bei Salzburg über⸗ siedeln und dort den Rest des Sommers verweilen. In den ersten Tagen des September wird Se⸗. Majestät wieder hierher zurückkehren. —ꝓHOesterreich. Wien, 12. Juli. (Ostd. Post.) Die ge⸗ mischte Budget⸗Kommission hielt heute ihre erste Sitzung. In Ver⸗ tretung des Gesammt⸗ Ministeriums erschien der interimistische Mi⸗ nisterraths⸗Präsident, Graf Mensdorff, und gab die Erklärung ab, die einzelnen Minister würden auf spezielle Einladung in der Kom⸗ mission erscheinen. Es wurde jedoch eine solche Einladung nicht be⸗ schlossen. Die Kommission ging hierauf in die ziffermäßige Prü⸗ fung der Differenzen ein; doch sind wir nicht in der Lage, Details mittheilen zu können, da die Kommission auf Verlangen der Herren⸗ hausmitglieder Schweigen zusagte.
Noch im Laufe des vorgestrigen Tages stellte sich heraus, daß die von dem Herrn Feldmarschall Freiherrn v. Heß erlittenen Ver⸗ letzungen glücklicherweise keinen beunruhigenden Charakter hatten. Auch gestern war das Befinden desselben den Umständen entsprechend vollkommen befriedigend. Contusionen an den Schenkeln und am Ellenbogengelenk geben in keiner Weise zu einer Besorgniß Anlaß und von Fiebererscheinungen ist keine Spur vorhanden. Vorsichtshalber muß der Herr Feldmar⸗ schall jedoch das Bett hüten; der Heilapparat reduzirt sich auf die Anwendung kalter Kompressen. — Der französische Botschafter Herzog von Grammont empfing gestern Nachmittags 2 Uhr den bereits seit mehreren Wochen in Wien weilenden Prinzen Karl Napoleon Buonaparte zum ersten Male.
— 13. Juli. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses V
wurde nach dem Antrage des betreffenden Ausschusses beschlossen: Der Ausschuß zur Berathung des neuen Zolltarifs wird ermächtigt, seine Arbeiten einzustellen;
Zollsätze nothwendig sind.
— (Boh.) An die Stelle des in den Ruhestand getretenen Feldmarschall⸗Lieutenants Barons Teuchert wurde der beim Kriegs⸗ ministerium zugetheilte General⸗Major Baron Weigelsberg zum Stellvertreter des Kriegsministers (für die ökonomisch⸗administrativen Geschäfte) ernannt. — Die Preßleitung untersteht fortan der Mi⸗ nisterpräsidentschaft. — Im Gemeinderath hat eine Debatte über die Betheiligung an der Jubelfeier der Universität stattgefunden. Der Antrag, ein Festessen zu veranstalten, wurde verworfen und be⸗
schlossen, zwei Stipendien zu 400 Fl. zu gründen.
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Großbritannien und Irland. London, 12. Juli Lord Palmerston, der bei seiner Ankunft in Tiverton mit einer Musikbande eingeholt worden war, hielt sofort vom Fenster des Wirthshauses, in dem er sein Absteigequartier genommen hatte, eine kurze Ansprache an die Wähler. »Die alten Römer,“ so sagte er ihnen, »erzählen eine Fabel von einem ihrer Heroen, einem großen Ringer, der, wenn er niedergeworfen wurde, von seiner Mutter, der Erde, immer neue Kraft erhielt, so daß er beim Aufstehen sich stärker als zuvor fühlte. So hoffe auch ich, von der guten Muttererde Tiverton's mit verjüngter Kraft beschenkt zu werden. Ich fürchte mich beinahe, auf die Zeit zuruckzublicken, in der ich die erste Be⸗ kanntschaft mit dem lieben Tiverton gemacht habe. Andere Gesichter schauen mich an, doch weiß ich auch, daß die Bevölkerung von Tiverton ihre Ansichten nicht leicht wechselt und nicht zu denen ge⸗ hört, die einem alten Freunde den Rücken kehren. So bin ich denn überzeugt, daß mir die Stadt das großherzige Wohlwollen bewahren wird, mit dem sie mich während 7 aufeinander folgender Parlamente beehrt hat. Gentlemen und Ladys, di Sonne lächelt uns, die Ernte⸗
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Eine wunde Stelle am Hinterkopf, sowie
die Regierung wird ersucht, bis zum Beginn der nächsten Reichsraths⸗Session alle die Erhebungen vorzu- nehmen, welche zu einer eingehenden Berathung der beantragten neuen
aussichten sind prächtig und indem ich dies als ein gutes Omen für meine Wiederwahl betrachte, wünsche ich Ihnen allesammt eine gute Nacht.. Das war nun freilich nicht die eigentliche Kandidatenrede des Premiers; aber auch ohne solche ist seine Wiederwahl gesichert. Dagegen wird sein Kollege (Demnan) gegen einen Torykandidaten (Walrand) einen harten Strauß zu Fch“
Frankreich. Paris,
findet heute statt. Der Bischof von Algier hat unterm 29. Juni bekannt ge⸗
macht, daß der Kaiser die Errichtung von Bisthümern in Oran und
Constantine, so wie die eines Erzbisthums in Algier bewilligt und auch am 17. Juni auf seinen Bericht von Pius IX. bereits sein
V Beglückwünschungsschreiben erhalten habe.
Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 12. Juli. (Osts. Ztg.) Der »Dziennik Warszawski⸗ veröffentlicht ein Kaiserliches Manifest vom 13. Juni d. J., durch welches die
Bestimmungen des Gesetzes über die Militair⸗Aushebung im König⸗ reich Polen im Uebrigen aber aufs Neue bestätigt werden.
vom 15. März 1859 theils abgeändert, theils ergänzt, Zugleich wird be⸗ stimmt, daß im laufenden Jahr, und zwar in der Zeit vom 6. November bis 7. Dezember, eine ordentliche Militair⸗Aushebung im Königreich Polen stattfinden soll, bei der 5 Mann auf 1000 Seelen und außer⸗ dem zur theilweisen Deckung des Ausfalls bei der letzten im Jahre 1863 stattgehabten Militair⸗Aushebung noch 1 ½ Mann auf 1000 Seelen ausgehoben werden sollen. Die diesjährige, so wie die künftigen Militair⸗Ausbhebungen sollen streng nach den Bestimmungen des durch gegenwärtiges Manifest abgeänderten Gesetzes ausgeführt werden, so daß die frühere gewaltsame Re⸗ krutenerpressung auf immer aufgehoben ist. Nach diesen Be⸗ stimmungen haben sämmtliche in den Stammrollen aufgeführte mi⸗ litairpflichtige Personen an einem bestimmten Termin sich zur per⸗ sönlichen Revision vor der betreffenden Kreis⸗Aushebungs⸗Kommission zu gestellen. Aus der Zahl der für brauchbar zum aktiven Militair⸗ dienst Befundenen wird dann das bestimmte Rekruten⸗Kontingent aus⸗ geloost. Die Ausgeloosten werden bald darauf eingekleidet und in die Regi⸗ menter, denen sie zugewiesen sind, eingestellt. Dem Manifest sind drei Beilagen beigefügt. Die erste Beilage enthält Bestimmungen über die bei den künftigen Rekruten⸗Aushebungen allmälig zu bewirkende Deckung des von der Militair⸗Aushebung von 1863 rückständigen Rekruten⸗Kontingents, so wie über den Loskauf vom Millitairdienst. Letzterer ist einer Zahl von Rekruten ge⸗ stattet, wie sie zur Deckung des rückständigen Rekruten⸗Kontin⸗ gents bestimmt ist. Die Loskauf⸗Summe beträgt 400 Silber⸗ Rubel. Die zweite Beilage enthält die Exemtionen vom Militair⸗ dienst. Gänzlich befreit vom Militairdienst sind: 1) der russische wie der legitimirte polnische Erb⸗ wie der persönliche Adelj 2) die Geistlichen aller Bekenntnisse, so wie die Kirchendiener der griechisch⸗
orthodoxen Kirche; 3) die Familienmitglieder der wegen ihrer An⸗ hänglichkeit an die russische Regierung von Insurgenten ermordeten Personen; ℳ) die Ausländer und deren Söhne, so wie die im Koͤnig⸗ reich Polen naturalisirten Ausländer und deren vor der Naturalisa⸗ tion geborenen Söhne; 5) die Mennoniten und mährischen Brüder; 6) die Juden, welche vor veröffentlichter Anordnung der Rekruten⸗ Aushebung zum Christenthum übergetreten sind. Zeitweise sind befreit,
und zwar: 1) für die Zeit ihrer Amtsverwaltung die etatsmäßigen Ver⸗ waltungs⸗, Gerichts⸗ und Eisenbahn⸗Beamten, Lehrer aller Katego⸗ rieen, Aerzte, Apotheker, Künstler, von der Regierung bestätigte Rab⸗ biner, Organisten; 2) für die Zeit ihrer Ausbildung: die Studenten und Schüler der höheren und mittleren Unterrichts⸗Anstalten. End⸗ lich gestattet das Gesetz Befreiungen vom Militärdienst, die durch Familienverhältnisse geboten sind. Die dritte Beilage enthält eine Instruction für die Gemeinde Vorstände, betreffend die Ausfertigung von Attesten für Personen, welche wegen körperlicher Gebrechen zum v11A1XA1A2X“
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Dänemark. Kopenhagen, 11. Juli. Die an vielen Orten im Auslande stattgehahten Arbeitsniederlegungen haben jetzt auch hier Nachahmung gesunden. Der größte Theil der hiesigen Maurergesellen hat am Sonnabend ihren Meistern erklärt, mit der Arbeit aufhören zu wollen, wenn kein höherer Lohn bewilligt werde. Sie verlangen nach dem 1855 vereinbarten Preiscourant, in welchem für die sechs Sommermonate 37 Schill. Crt., für März und Ok⸗ tober 32 ½ Schill. Crt. und für die vier Wintermonate 25 Schill. Crt. Tagelohn festgesetzt war, bezahlt zu werden. Im Jahre 1860 wurde dieser Preiscourant verändert und für 8 Monate des Jahres der Tagelohn um 2 ¾ Schill. Crt. und gleichfalls die Taxe für Accordarbeit herabgesetzt. Die Gesellen verlangen jetzt die Herstel⸗ lung des 1855 vereinbarten Preiscourants.
„Dagbladet⸗ führt Beschwerde darüber, daß ein »gewisser Herr Heins in der Eigenschaft eines Direktors des Kopenhagener Museums für Fischereigeräthe⸗ im Einvernehmen mit den schleswig holsteinischen Autoritäten in Eckernförde und an anderen Orten der Herzogthümer auf den Fischfang bezügliche öffentliche Ausstellungen vorbereitet.
12. Juli. Am Sonnabend geht der 1
Prinzen Karl, Alexander und Ludwig von Hessen war von Darmstadt, der Kaiser nach Plombiéres; der große Ministerrath in den Tuilerieen
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Das eiderdänische Blatt meint, daß die Königliche Regierung ver⸗
flichtet sei, über das dänische Staatsamt lenes Herrn Heins, sowie darüber Aufschluß zu geben, ob das Ministerium für den Fall des Mißbrauches der amtlichen Stellung des Herrn Heins entschlossen sei, den Betreffenden baldmöglichst zu desavouiren.
Mehrere auf der Insel Alsen belegene ehemalige Herzoglich augustenburgische Güter sind hier in der jüngeren Zeit öffentlich zum. Verkauf angetragen worden. Es haben in Folge dessen mehrere schleswig⸗ holsteinische Gutsbesitzer und Hamburgische Kaufleute über die Verkaufs⸗Bedingungen Erkundigungen eingezogen.
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3 1 Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’'schen Telegraphen⸗Büreau.
Hamburg, Freitag 14. Juli, Vormittags. Ein Telegramm der »Börsenhalle⸗ meldet aus Valparaiso vom 1. Juni, daß der Konflikt zwischen Spanien und Chile durch die Anerkennung der spanischen Forderungen erledigt worden ist.
Lissabon, Donnerstag, 13. Juli, Abends. Das Ergebniß der Wahlen im ganzen Lande ist jetzt bekannt geworden. Nur an
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wenigen Orten hat die Opposition den Sieg errungen, die große
Mehrzahl der neugewählten Deputirten ist der Regierung günstig.
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Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.
— Das Juliheft der vom Prof. Dr. Foß redigirten »Zeitschrift für reußische Geschichte und Länderkunder enthält unter der Rubrik Abhandlungen, zur 50 jährigen Jubelfeier der Einverleibung
der Rheinprovinz an Preußen, eine kurze Geschichte der Bildung
des rheinpreußischen Territoriums, Skizze seiner Zustände vor 50 Jahren und seiner jetzigen. Von Dr. Milz, Gymnasiallehrer in Aachen. — Diese Abhandlung, welche pag. 393 bis 433 des vorliegenden Heftes einnimmt, also nur eine summarische Uebersicht des reichen Stoffes geben kann, führt doch ein so lehrreiches und anschauliches Spiegelbild der bezeichneten Zeitperiode vor Augen, daß im Interesse für richtige, historische Würdigung der gegebenen Verhältnisse der vormaligen Zeit und der Gegenwart zu wünschen wäre, dieser Abhandlung würde, zumal durch die Tagespresse der Rheinprovinz, eine weitere Besprechung und Verbreitung zu Theil. Die einzelnen Abschnitte dieser Abhandlung sind be⸗ zeichnet als: Einleitung, Bildung des rheinpreußischen Territoriums auf dem rechten und auf dem linken Rheinufer, Zustände des Rheinlandes unter franzoöͤsischer Herrschaft, Zustände der Rheinprovinz unter preußischer Herrschaft, Schluß. — Unter den Recensionen und Anzeigen neu erschienener Bücher giebt das vorliegende Heft eine 2. Abtheilung der auf die preußischen Erbansprüche auf Schleswig⸗Holstein und deren Geltendmachung bezüglichen Schriften. — Außerdem werden angezeigt und besprochen: »Geschichte der Gerichtsverfassung und des Pro⸗ zesses in der Mark Brandenburg vom 10. bis zum Ablauf des 15. Jahr⸗ hunderts von Dr. Fr. Zul. Kühns. 1 Bd. 1865. (302 S.) Scenen aus dem Kriegsleben 186¼, nach Zeichnungen von U. v. Salpius. Berlin 1864. 12 Bl. Qu. Fol. Von Alsen bis zum Frieden. Eine Skizze vom Kriegstheater. Von Einem Offizier. Zum Besten der Hinterbliebenen der Gefallenen der K. K. österreich. und K. preuß. verbündeten Armee, resp. der Kronprinz⸗, Marie⸗Anna⸗ und Gablenz⸗Stiftung. 223 S. Hamburg, Perthes⸗Besser und Mauke. 1865. — Bibliographie und Sitzungs⸗Berichte der verschiedenen historischen ꝛc. Vereine bilden den Schluß.«
Halle, 13. Juli. Gestern fand, wie die »N. Hall. Ztg.« meldet, in der Aula der Rekioratswechsel für das Universitätsjabr vom 12. Juli 1865 bis dahin 1866 statt, und ist diese höͤchste akademische Würde von dem Pro⸗ fessor der Mathematik Dr. Heine auf den Professor der Rechte Dr. Dern⸗ burg übergegangen. 1b 1
— Am 8. Juli ist nach mehrmonatlicher Krankheit der Vice⸗Präsident des Ober⸗Appellationsgerichts in Jena Dr. K. W. E. Heimbach im 62sten Lebensjahre verschieden. Er war zuerst Docent der Rechte in Leipzig, erhielt 1828 den Ruf in eine ordentliche Professur der Jenaer Universität und trat chon 1832 in das Ober⸗ Appellationsgericht ein, dessen Vice⸗ Präsident er
bald darauf wurde. 8 — In Güstrow hat am 12. d. Mts. die feierliche Enthüllung des
schon fruͤher beschriebenen Krieger⸗Denkmals in Anwesenheit des Großherzogs und einer großen Anzahl Veteranen, die dazu eingeladen waren, stattgefunden. — Der Bischof in Lunds Stift, Dr. tbeol. Johan Henrik Thomander, ist nach längerer Krankheit am 9. Mittags mit Tode abgegangen. London, 12. Juli. In der letzten Sitzung der »Ethnologischen Gesellschaft« las Professer Bell einen Aufsatz vor, den er »sichtbares Sprechen« (Visible Speech) betitelt. Er hat, sagt man, zur Laut⸗Dar⸗ stellung ein System von Zeichen erfunden, das sich von jeder Verbindung von Buchstaben unterscheidet, denn die Zeichen des Alphabets deuten nicht an, wie das geschriebene Wort auszusprechen ist. Die Menschenstimme kann durch die mannigfachen Stellungen von Zunge und Lippen und durch Aus⸗ oder Einathmen 96 verschiedene Laute hervorbringen. Die vom Pro⸗ fessor Bell erfundenen Symbole stellen die Art dar wie bei Hervor⸗ bringung jedes der 96 Laute die Sprechwerkzeuge sich in Bewegung setzen; wie man das Symbol sieht, kann man mit Zunge,
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Lippen, Lunge und Kehle nach Bedürfniß operiren, um den angezeigten Laut hervorzubringen. Er ließ die Zeichen nicht sehen, da er sie geheim hält, in der Hoffnung, daß die Regierung sich bewegen lassen werde, die Ersindung anzukaufen, die, seiner Ueberzeugung nach, das Erlernen ostindischer Sprachen sehr erleichtern würde; doch stellte er einige Versuche an, um die Brauch- barkeit des Systems zu erweisen. Er ersuchte die Anwesenden, irgend einen Laut auszustoßen, der sich nicht durch Buchstaben angeben läßt, und zeichnete ihn dann in seinen Symbolen an. Hierauf wurden seine zwei Söhne, die vorher das Zimmer verlassen hatten, wieder hereingerufen und aufgefordert, bei einem Blick auf das Zeichen, die Laute nachzuahmen, was sie mehrmals mit großem Erfolge thaten.
— In einem Schreiben über die Nilquelle sucht Sir Roderick Murchison das Verhältniß der beiden großen in der Aequator⸗ gegend befindlichen Seen — des Victoria⸗Sees von Speke und des Albert⸗ Sees von Baker — zu einander und zum Nil folgendermaßen zu erklären: Der Forschende braucht nur die in Speke’s Buch enthaltene Karte zu Rathe zu ziehen, und er wird auf den ersten Blick sehen, wie sehr die Bakersche Entdeckung den Ansichten seines ausgezeichneten Vorgän⸗ gers zur wesentlichen Bestätigung dient. Speke zeichnet auf seiner Karte den Luta Rzigé (jetzt der Albert genannt) als eine große Wasserfläche, die er vom Hörensagen kennt, und in welche der Nil durch Stromschnellen sich hberabläßt, um dann ein wenig gegen Norden wieder aus ihr hervorzutauchen, und nach Godokoro zu fließen. So lebhaft glaubte er, auf Grund der ihm von den Eingeborenen gemachten Schilde- rung, daß dies sich so herausstellen werde, daß er seinen Freund Baker zu dem Bestreben anfeuerte, die Thatsachen zu erkunden. Nun haben die For⸗ schungen Baker's die Richtigkeit von Speke's Ansichten über den Luta Nzigé in jedem wesentlichen Punkte bestätigt; denn der Nil verläßt sein erstes
und hohes Becken, den Victoria, in einer Höhe von 3740 Fuß über
er Meeresfläche, und steigt 1670 Fuß becken des Luta Nzigé, oder Albert Nyanza, welcher nach Ba⸗ ker's Angabe 2070 Fuß über der Meeresfläche liegt. Von dort fließt der Strom abwärts und gegen Norden nach Gondokoro, von welchem Orte bis Khartum, wo sich der blaue oder abessynische Nil mit ihm ver⸗ einigt, er, wie jetzt wohlbekannt ist, ein vollkommen schiffbarer Fluß wird. Die Darstellung der alten Geographen, wie man sie auf ihren Karten sieht, wonach zwei Ströme aus zwei besonderen, mit einander nicht zusammen⸗ hängenden Seen entspringen und sich weiter nördlich vereinigen, um den Nil zu bilden, erweist sich als ein Irrthum, da wir jetzt wissen, daß der weiße Nil, gleichviel ob in Gestalt eines Sees oder Flusses, ein zusammen⸗ hängend fortlaufendes System bildet, dessen Wasser erst aus einem höheren in einen niedriger liegenden See, und dann in den Hauptstrom fließen, der auf seinem Laufe nach Gondokoro und Khartum von vielen anderen Neben⸗ flüssen gespeist wird. Kurz, das Wassersystem, wodurch diese Nil⸗Seen zuerst mit einander zusammenhängen und dann den Hauptstrom speisen, hat eine Analogie mit der zwischen den nordamerikanischen Seen bestehenden Verbin⸗ dung und der Mündung ihrer Gewässer in den St. Lawrence.
hinab in das tiefe Felsen⸗
ö Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten. 8
Berlin. Das »Preußische Handels⸗Archiv« Nr. 28 enthält das Gese über die Gerichtsbarkeit der preußischen Konsuln. — Eine österreichische Ver⸗ fügung über die Einfuhr von Scheidemünzen in Oesterreich — Verfügung des österreichischen Ministeriums vom 26. Juni d. J. über die Zollbehand⸗ lung der Waaren aus dem freien Verkehr des Zollvereins und der nach dem Zollverein fülsgeftgeern Waaren in Oesterreich — die Kaiserl. russische Verordnung vom 23. Mai d. J. über die Eingangs⸗Abgabe von Thee in Rußland. Einen statischen Nachweis über die im Jahre 1864 ertheilten Ge⸗ nehmigungen zu Emissionen auf den Inhaber lautender Schuldverschreibun⸗ gen — den Schluß des Jahresberichts der Handelskammer zu Mainz vom Jahre 1864 — die Jahresberichte pro 1864: des preußischen Konsulats zu Kiel — des preußischen Konsulats zu Rendsburg und des preußischen General⸗Konsulats zu Odessa.
Magdeburg, 13. Juli. Auf die Verwendung des Provinzial⸗ Steuer⸗Direktors ist es, der »Magd. Ztg.« zufolge, höheren Orts geneh⸗ migt worden, daß bei dem Export von Spiritus nach Bremen und Geestemünde das bei dem Export auf der Eisenbahn mittelst Ver⸗ schlußwagen über Wittenberge hestehende Verfahren in Anwendung kommen darf. Hiernach ist in den Fällen, in welchen Branntweinsendungen in ganzen Wagenladungen und unter ungeloͤstem Wagenverschluß über Braun⸗ schweig nach Bremen und Geestemünde befördert werden, die von dem Haupt⸗Steuer⸗Amte in Braunschweig bisher ausgeübte Abfertigung auf Grund der Ausfuhranmeldungen in der Weise auszuführen, daß neben der amtlich bescheinigten Ausfuhranmeldung wegen des zwischenliegenden han⸗ növerschen Gebiets Uebergangsscheine auf Bremen resp. Geestemünde er⸗ theilt werden.
Trier, 12. Juli. Mit Rücksicht darauf, daß der diesjährige Kongreß der katholischen Vereine Deutschlands in der ersten Hälfte des Monats September c. in Trier tagen wird, findet hierselbst vom 15. August bis 15. September eine Ausstellung von Gegenständen statt, welche zum kirch⸗ lichen Gebrauche, zur religiösen Uebung und zur Ausschmückung gottes⸗ dienstlicher Räume dienen oder einschlägige literarische Werke sind. Die Ausstellung verspricht ebenso vielseitig als mannigfaltig zu werden, weil einestheils die Kunst, die Kunsthandwerke und die Manufakturen jetzt unge⸗- mein viel Interessantes für die genannten Zwecke schaffen, anderntheils nicht nur aus allen Theilen Deutschlands, sondern auch aus Frankreich und Belgien Gegenstände eintreffen werden. Auch ältere Gegenstände der bezeichneten Art, welche ein kunsthistorisches Interesse darbieten, sind nicht ausgeschlossen. Nach Beendigung dieser Ausstellung beginnt hierselbst eine zweimonatliche Kunst⸗ und Industrie⸗Ausstellung, welche sich am 1. Dezember in eine per⸗ manente Exposition verwandelt. köͤnnen nach dem Wunsche der Einsender auch in den folgenden Ausstellun⸗ gen verbleiben. Das Unternehmen wird von dem Vorstande des Kunst⸗
verbe⸗Vereines geleitet. und Gewerbe⸗Vereines g h““
Die Gegenstände der ersten Ausstellung