1865 / 172 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1“ .

Düsseldorf, 22. Juli. Gestern Nachmittag wurde, wie die

Düss. Ztg.“ mittheilt, auf der Pempelforterstraße der Grundstein zu dem evangelischen Waisenhause gelegt. Zu dieser Feier waren Se. Königliche Hoheit der Fürst Karl Anton zu Hohenzollern⸗Sigmarin⸗ gen, der Kammerherr Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich in Eller, Graf Wreschowetz, der Regierungs⸗Präsident Freiherr von Massenbach, Ober⸗Bürgermeister Hammers, die Gemeinderäthe unse⸗ rer Stadt, so wie die Vorstandsmitglieder des katholischen Kranken⸗ und Waisenhauses, das evangelische Presbyterium und die Reprä⸗

sentanten erschienen.

b Schleswig⸗Holstein. Altona, 22. Juli. Das schles⸗ wig⸗holsteinsche »Verordnungsblatt⸗ zeigt an, daß in der Zeit vom 1. August bis 2. September auf der Lockstedter Haide die preußischen Truppen in Stärke von 9000 Mann unter dem Befehl des Ge⸗ neral⸗Lieutenants von Canstein ein Lager beziehen und manövriren werden. Zugleich werden Bestimmungen über die Verpflegung der Truppen, so wie über die Vergütungen für die den Ackerfeldern zu⸗ gefügten Beschädigungen veröffentlicht.

b Dasselbe Blatt enthält ferner einen Erlaß der obersten Civil⸗ behörde, durch welchen im Interesse der Aufrechterhaltung der Ruhe

““ 8 v11““ v116“;

in Nordschleswig das Tragen von dänischen Farben an Kokarden

oder anderen besonderen Abzeichen, ausgenommen bei dänischen Beamten, verboten wird, desgleichen der Gebrauch von dänischen Fahnen, ausgenommen bei dänischen Schiffen, endlich das Absingen dänischer Lieder, sofern dieselben beleidigend und aufreizend in natio⸗ naler Beziehung sind.

Kiel, 22. Juli. (Kiel. Z.) Die Königlich preußische Segel⸗ brigg »Musquito« lief gestern Abend von Flensburg, die Segel⸗ fregatte »Niobe heute Nachmittag 3 Uhr wieder im hiesigen Hafen

ein. Dem Vernehmen nach werden in Friedrichsort Vorbereitun⸗

gen getroffen, um demnächst die Festung mit schweren Geschützen zu V

versehen. Schleswig, 21. Juli. (H. Nachr.) So eben gegen 3 Uhr Nachmittags landeten die deutschen Kunstgenossen, nachdem sie zuvor

das Monument auf dem Königsbügel besichtigt hatten, und darauf von den Damen der Stadt Schleswig in dem Haddebyer Gehölz

mit einem Frühstück bewirthet wurden, an der Schifsbrücke und be⸗ traten hier zum ersten Male das Gebiet der sestlich geschmückten Stadt. Darauf ordnete sich der Festzug und begab sich St. Jürgen, um Altmeister der deutschen Kunst Asmus Jacob Carstens errichteten Monuments vorzunehmen. Domkirche, wo den Gäͤsten das berübmte Brüggemannsche Altar⸗ blatt gezeigt und erklärt und ihnen außerdem Gelegenheit gegeben wird, die herrliche Orgel der Domkirche zu hören.

Aus der Friesischen Marsch, 19. Juli, berichtet die »Nd. Fl. Ztg.“: Gestern wurde auf Föhr durch eine kurze Rede auf dem St. Nicolai⸗Kirchhofe am Grabe der daselbst beerdigten Krieger, durch ein Festessen im Victoria⸗Hotel, so wie durch Illumination des Fleckens der Tag der Befreiung von der Hammerschen Occupation gefeiert. Der Kronprinz von Preußen machte am gestrigen Tage eine Seetour mit der ⸗Grille⸗ nach Dieksand, einer Sand⸗ bank, auf welcher sich gern Seehunde aufhalten. Fünf Stück wur⸗ den erlegt, und schoß Se. Königliche Hoheit von dieser Anzahl drei.

Mecklenburg Schwerin, 22. Juli. (Meckl. Ztg.) Königliche Hoheit die Frau Großherzogin⸗Mutter ist gestern Abend mit dem Nachtzuge von Berlin abgereist und heute um 5 Ubr Morgens hier eingetroffen und im Großberzoglichen Schlosse abgestiegen. Nachdem die hohe Frau daselbst einige Stunden ver⸗ weilt, ist Allerhöchstdieselbe nach Steinfeld gefahren, woselbst Sie bis zur am 1. August erfolgenden Abreise nach Doberan ver⸗ weilen wird.

Frankfurt a. M., 22. Juli. Die offizielle Mittheilung über die Bundestagssitzung vom 20. Juli lautet, wie folgt: Als Mitglieder der Kommission für die schlüssige Berathung des Gesetzentwurfes zur Einführung gleichen Maßes und Gewichtes wur⸗ den von Preußen die Geheimen Regierungsräthe Windborn und Magnus, und von Württemberg der Direktor v. Steinbeis ange⸗ meldet. Bayern legte den Abdruck des Gesetzes vom 28. Juni d. J. zum Schutze der Urheberrechte an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst vor, durch welches der von der Frankfurter Kom⸗

mission ausgearbeitete Entwurf mit denjenigen Modificationen, welche I

durch die mit Frankreich abgeschlossene Literarconvention nothwendig geworden sind, zur Geltung kommt. einen ausführlichen Bericht vor über den dermaligen Stand des Bundesheeres, und ward beschlossen, die hiernach sich ergebenden un⸗ wesentlichen Desiderien den betreffenden Regierungen zur Kenntniß zu bringen. Nachdem über zwei weitere Anträge des Militair⸗ ausschusses in Betreff des Crispinusfelsens in Luxemburg und des

Verkaufes einer alten Kaserne in Mainz entsprechende Beschlüsse

gefaßt worden, fand die vorschriftmäßige Erneuerung des Executions⸗

ausschusses durch Wahl statt. Schließlich beschäftigte sich die

Bundesversammlung mit einigen Privateingaben.

ländischen Schiffen

nach dem

etwa * Stunde nordwärts von Schleswig belegenen kleinen Dorfe vom Mississippi aufhebt; von dem Geschäftsträger in St. Peters⸗

dort die Enthüllung und Einweihung des dem

Dann geht der Zug zurück nach der

Ihre

Der Militairausschuß legte

HOesterreich. Wien 22. Juli. Wiener »Abendpost⸗ bemerkt in ihrem Tagesberichte gegenüber dem Versuche eines Theiles der deutschen Presse, die Gegensätze zwischen Oesterreich und Preußen als möglichst schroffe und den Bruch der deutschen Großmächte als unvermeidlich hinzustellen, sie wisse nicht, was zu einer solchen An⸗ nahme berechtige.

Das Herrenhaus hat das Finanzgesetz für das Jahr 1865 heute erledigt. Nach einer hierauf folgenden Debatte über des Grafen Leo Thun bekannten Resolutions⸗Antrag zum Finanzgesetze, ging das Haus dem Kommissionsberichte gemäß über denselben zur Tages⸗ ordnung über. ö8838ö11ö1ö16—

Belgien. Brüssel, 21. Zuli. (Köln. Z.) Der einund⸗ dreißigste Jahrestag der Thronbesteigung des Königs Leopold ist heute in üblicher Weise durch ein Tedeum in der Kathedrale began⸗ gen worden. Die Königliche Familie, das diplomatische Corps, die Minister, die Kammern, so wie alle übrigen Civil⸗ und Militair behörden wohnten der Feier bei. Das Abgeordnetenhaus hat heute ein Amendement der Herren Giroul und Consorten abgelehnt, wonach die Wähler eines und desselben Wahlkreises künftighin nach alphabetischer Namensordnung hätten abstimmen sollen.

Die

Großbritannien und Irland. London, 21. Juli. Der preußische Botschafter Graf Bernstorff hat eine Reise nach dem Kontinent angetreten und wird einige Wochen ausbleiben. Der französische Botschafter, Fürst de Latour d'Auvergne wird sich am Montag oder Dienstag auf kurze Urlaubszeit nach Paris

begeben. 8 Die Königin der Niederlande kehrt morgen nach ü Haag zurück; der Prinz von Oranien dagegen beabsichtigt noch einige

Wochen in England zu verweilen. 9

. 22. Juli. Dem Handelsministerium sind mehrere Depeschen zugegangen: von dem Gouverneur von Malta die An⸗ zeige, daß die Quarantaine für Schiffe, die von Alexandria nach der Insel kommen, von sieben auf zwölf Tage erhöht worden ist; aus Peru durch Vermittelung des Gesandten das Dekret des Präsiden⸗ ten, welches den Hafen Islay und die Bucht von Quilca allen aus⸗ schließt; von dem britischen Vertreter in Washington die Proclamation des Präsidenten der Vereinigten Staaten, welche alle Beschränkungen des Handelsverkehrs westlich

burg das Kaiserlich russische Dekret, welches den Zoll auf den z See nach Rußland eingeführten Thee Rehe v Ein gestern von Valentia abgegangenes Telegramm berichtet: »Das Kabel für die Verbindung zu Lande ist heute ausgeschifft wor⸗ den; zwei Meilen sind in die See hinausgelegt worden. Das Haupt⸗

Uferende des Kabels wird, wenn die günstige Witterung anhält, morgen an Land gebracht werden.⸗ 1

Nach dieser Depesche zu schließen zerfiele das atlantische Kabel in drei EIöö 8 8 Hauptkabel, das Uferende und noch ein besonderes Land⸗ und Ufer⸗ ende, von welch letzterem jedoch nie eine Rede gewesen ist. Klar ist in der Nachricht nur ein Punkt, freilich ein sehr wichtiger und er⸗ freulicher: daß die Witterung das Unternehmen zu begünstigen scheint. (S. tel. Dep.)

Frrankreich. Paris, 22. Juli. Der ⸗»Moniteur de l'Armee⸗ meldet, daß, gemäß den Bestimmungen eines Gesetzes vom Jahre 1855, denjenigen Soldaten, welche sich als Einstandsmänner neu anwerben lassen, ein Urlaub von 3, 6 oder 9 Monaten bewilligt werden sollte. Nicht allein, daß man den Soldaten vor dem Antritte einer neuen sieben⸗ jährigen Dienstzeit eine Erholungszeit gͤnnen wollte, sondern man bezweckt auch, dieselben im Interesse der Disziplin während der Zeit gerade von ihrem Corps zu entfernen, in der ihnen eine relativ starke Geldsumme in die Hände gegeben ward. Endlich wollte man sie durch ihren Aufenthalt in der Heimath veranlassen, das Geld ent⸗ weder zu ihrem eigenen oder ihrer Familie Besten zu verwenden. Nun ist aber im Jahre 1864 von dieser Vergünstigung kaum Ge⸗ brauch gemacht worden, und der Kriegs⸗Minister hat deshalb neuer⸗ dings Weisungen erlassen, damit die betreffenden Einstandsmänner in die Lage versetzt würden, von ihrem Urlaub Gebrauch zu machen.

Der „»Phare de la Manche⸗ meldet, das Panzergeschwader, welches jetzt in Cherbourg unter der Bezeichnung »Schiffs⸗ Division zu Uebungen im Ocean« unter dem Kommando des Contre⸗Ad⸗ mirals de la Ronciere gebildet werde, habe nicht blos den Zweck, bei dem Flottenfeste mitzuwirken, sondern es werde eine bleibende Organisation erhalten und seinen Standhafen in Cherbourg nehmen, so daß hier stets ein Panzergeschwader bereit sei. Wie die »Patrie⸗ meldet, hat die Regierung die Ermächtigung zu den Vorarbeiten einer Eisenbahn von Cherbourg nach Brest über das Litorale ge⸗ geben. Diese wesentlich maritime und strategische Linie wurde be⸗

reits seit langer Zeit von der Bevölkerung der vier Departements

La Manche, Ille⸗et⸗Vilaine, Cotes⸗du⸗Nord und Finistère verlangt.

Italien. Im Ministerium des Aeußern wird eine außer⸗ ordentliche Mission nach Japan vorbereitet, da namentlich im In⸗ teresse der Seiden⸗Industrie eine Handelsverbindung mit Ostasien

9

mnh

ür Italien sehr wichtig erscheint. Außerdem scheint dieser Schritt geboten durch die Maßregel des Taikun, welcher allen Angehörigen der mit Japan nicht in Vertragsverhältnissen stehenden Nationen den Aufenthalt und Handel verbot, so daß die Italiener in Japan nur durch die Protection der englischen Behörden einigen Schutz

den. f Vom 20. Juli bis 20. August werden die piemontesischen Acht⸗, Vier⸗ und Zwei⸗ Sousstücke, so wie die toskanischen Lire, 2 und 1 ½ Paoli gegen entsprechende neue italienische Münzen nach dem Dezimalsystem eingewechselt; vom 21. August an verlieren jene alten Münzen den Cours im Königreiche.

Ein römischer Brief, den die »Union de l'Ouest⸗ und nach ihr die France⸗ bringt, meldet die plötzlich in Rom erfolgte Ankunft des Herrn Cesare de Cantu mit dem Zusatze, der berühmte Historiker sei vom Könige von Italien beauftragt, die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Italien und Rom vorzubereiten.

Der ital. »Staats⸗Anzeiger⸗ bringt ein Dekret, durch welches auch das dritte große Militair „Departement nebst mehreren Sub⸗ divisionen aufgehoben wird.

Die »Correspondencia⸗ meldet: »Pius IX. hat befohlen, daß die Konsistorien in Castel⸗Gandolfo zusammentreten sollen. Seit Jahrhunderten erinnert man sich keines Konsistoriums, das außerhalb zes Vatikans abgehalten worden wäre.⸗

Griechenland. Aus Athen, 20. Juli, wird gemeldet, daß der König von Korfu zurückgekehrt und daß zum Kammer⸗Prä⸗ sidenten mit 96 gegen 67 Stimmen Herr Behaya (Ministerieller) gewählt worden ist. 1—

Türkei. Bukarest, 21. Juli. Heute ward im Ministerium des Auswärtigen der Auslieferungs⸗Vertrag zwischen Oesterreich und den Donau⸗Fürstenthümern ratificirt. sma 810 Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Juli. (St. P. D. Z.) Am 17ten d. hatte Graf Launay, außerordent⸗ licher Gesandter und bevollmächtigter Minister Sr. Majestät des Königs von Italien die Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser em⸗ pfangen zu werden und ihm ein Schreiben seines Souverains zu überreichen, durch welches Se. Majestät der König von Italien Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Thronfolger Cesarewitsch die Kette vom höchsten Orden der Verkündigung verleiht.

An demselben Tage hatte der italienische Gesandte und die Gräfin Launay, seine Gemahlin, die Ehre, Ihrer Majestät der Kaiserin vorgestellt zu werden.

Unmittelbar darauf hatte Graf Launay die Ehre, Sr. Kaiser⸗ lichen Hoheit dem Großfürsten Thronfolger vorgestellt zu werden und ihm die Insignien des höchsten Ordens der Verkündigung zu überreichen.

Von der polnischen Grenze, 21. Juli, wird der »Ostsee⸗ Ztg.⸗ mitgetheilt: Die „Moskowskija Wiedomosti⸗ sind sehr be⸗ unruhigt durch das in Litthauen verbreitete Gerücht, daß die russische

Regierung beabsichtige, den westlichen Theil des Gouvernements

Kowno zu Kurland zu schlagen. Das Blatt befürchtet nämlich, daß die Vereinigung dieses Litthauischen Landestheiles mit Kurland

die Germanisirung desselben zur Folge haben würde, was seiner

Meinung nach ein größeres Unglück wäre, als die völlige Polonisi⸗ rung desselben, und zwar deshalb, weil durch die fortschreitende Germanisirung der russischen Westprovinzen der Einfluß Preußens in denselben verstärkt werden würde! Zur Aufbringung der der russi⸗ schen Regierung durch den letzten polnischen Aufstand erwachsenen Kosten ist den polnischen Gutsbesitzern in Wolhynien unter dem Namen Steuerzuschlag abermals eine außerordentliche Contribution auferlegt worden, welche 20 pCt. der Gesammtsumme der von ihnen zu entrichtenden gewöhnlichen Steuern beträgt. In voriger Woche sind wieder mehrere aus der Internirung im Innern Rußlands ent⸗ lassene Polen in Warschau eingetroffen, um von dort in ihre Hei⸗ math entlassen zu werden. Unter den Begnadigten befinden sich auch der Staatsrath v. Luszezewski und dessen Tochter, die be⸗ kannte Dichterin Deotima. Der Ober⸗Polizeimeister von War⸗ schau, Baron Frederyks, hat unterm 14. d. M. folgende Bekannt⸗ machung erlaffen:

»Auf Grund der Vorschriften des Kriegszustandes erfolgte die Einfüh⸗ rung von Schwefel, Salpeter, Blei, Zinn, Sensen und Maschinenmessern aus dem Auslande mit jedesmaliger schriftlicher Genehmigung. Gegen⸗ wärtig hat der Statthalter des Koͤnigreichs befohlen, die bisherige Ordnung zu aͤndern und die Einführung dieser Materialien aus dem Auslande in der Art freizugeben, daß nur die Zollvorschriften zu beobachten, besondere Ge⸗ nehmigungen der Polizei⸗Militairbehörde aber nicht erforderlich sind. In· dem ich diese Entscheidung des Statthalters des Königreichs zur allgemeinen Kenntniß bringe, bemerke ich, daß die hiesige Polizeibehörde gleichzeitig den Befehl erhalten hat, Transporte der gedachten Materialien ohne Erfordern polizeilicher Atteste frei passiren zu lassen.

Amerika. New⸗York, 12. Juli. Von dem Kriegs⸗ ministerium ist der Befehl zur Auflösung der Tennes se⸗Armee sowie des von der Potomac⸗Armee noch in Gestalt eines provisorischen

Korps unter Meade’'s Kommando gebliebenen Restes ergangen.

Gegen vorschnelle und unbeschränkte Rückgabe der Autonomie an die südlichen Staaten protestirt eine Adresse, welche ein Comité her⸗ vorragender Abolitionisten in Boston an das Volk der Vereinigten Staaten erlassen hat. Die militairische Oecupation der früheren Sclavenstaaten bleibe so lange eine Nothwendigkeit, bis das Verhältniß der Neger zu den Weißen auf feester Grundlage geordnet sei. Die Bewohner des Südens ließen es sich jetzt angelegen sein, in kürzester Frist die Ausübung der lokalen Ge⸗ walt wieder in ihre Hände zu spielen; ein Zweck, zu dessen Erlan⸗ gung sie sich allem unterziehen würden, nach dessen Erlangung sie aber eine gesetzgebende Thätigkeit entwickeln würden, deren Resultat die Ablehnung jeder Haftbarkeit in der zu ihrer Unterwerfung kon⸗ trahirten Kriegsschuld und die thatsächliche Ausschließung der befrei⸗ ten Neger von jeder Theilnahme an öffentlichen Maßregeln, also die schutzlose Blosstellung der Freiheit und der Interessen der Emanzi⸗ pirten sein würde. Um einem solchen Ausgange, welcher den größ⸗ ten Gewinn des Krieges vereiteln würde, wirksam vorzubeugen, müsse den Negern eben so unbedingtes Stimmrecht verliehen werden wie den Weißen, ehe man an die vollständige Freigebung der abgefallenen Staaten und an ihre Wiederaufnahme in die Union denken dürfe.

Nachdem der Gouverneur von Nord⸗Carolina, Vane, in seine Heimath entlassen worden ist, befinden sich keine der früheren süd⸗ staatlichen Gouverneure mehr in Haft: die meisten haben ihre Staa⸗ ten wieder aufgesucht, um an dem mühsamen Werke der Reconstruc⸗ tion mitzuarbeiten. Die Amnestieproclamation wird in Kurzem eine Abänderung erfahren; wie es heißt, ist der Präsident welcher während seiner nun überstandenen Krankheit mit Petitionen über⸗ schwemmt worden ist mit der Abfassung einer andern Procla⸗ mation beschäftigt, durch welche die 20,000 Doll.-⸗Klausel für Vir⸗ ginien und wahrscheinlich auch für den ganzen Süden aufgehoben werden soll. Die Zahl derjenigen, welche mehr als 20,000 Doll. besitzen, ist so groß, daß es fast unmöglich sein würde, alle ihre Amnestiegesuche zu prüfen, viele weigern sich überdies, ein solches Gesuch einzureichen. Die besitzende Klasse des Südens ist in einer Lage, welche auf den allgemeinen Verkehr höchst lähmend einwirkt;j Niemand, über dessen Haupt jene Klausel schwebt, kann sein Eigen⸗ thum verkaufen oder Geld borgen. Es ist augenscheinlich der Wunsch des Präsidenten, den Süden durch Milde wieder an die Union zu fesseln und den Krieg so bald wie möglich vergessen zu machen.

Rio de Janeiro, 24. Juni. (H. B. H.) General Mitre

wollte am 17. d. M. Buenos Ayres verlassen, um den Oberbefehl

über die alliirte Armee zu übernehmen, welche bei Concordia, circa 80 Meilen nöͤrdlich von Paysandu, und an der andern Seite des Uruguay⸗Flusses concentrirt wird. Sobald er dort eintrifft, dürften die aktiven Operationen beginnen. General Flores wurde dort am 16. mit seinem Kontingent erwartet. Die Armee bei Concordia wird aus 30,000 Mann bestehen, nämlich 18,000 Mann Brasilia⸗ nern unter General Ozorio, 5000 Montevideanern unter General Flores und 7000 Argentinern.

Die Flüsse Parana und Paraguay werden von dem brasilia⸗ nischen Geschwader blokirt. Das »Siglo⸗ von Montevideo erzählt, daß die Paraguiten bei Corrientes auf eins der Böte des englischen Kanonenbootes »Dotte⸗ rel« schossen, welches einige Leute ans Land setzte, und einen Offizier nebst zwei Mann tödteten. Als der Befehlshaber eine Erklärung hierüber gefordert, sei ihm gesagt worden, er möge dieselbe von Lo⸗ pez in Assumption verlangen, wenn er über Humaita hinausgelangen könne. Der »Dotterel⸗ sei den Paraguay hinauf gedampft.

Man schreibt der France⸗- aus Rio de Janeiro unterm 24. Juni, daß die Kammern die Regierung ermächtigt hätten, eine Anleihe von 120 Mill. Fr. abzuschließen.

Wenn die Berichte von der Stärke der Streitmächte, welche den Krieg am Paranzà auszufechten bestimmt sind, als authen⸗ tisch angenommen werden können, so steht Paraguay gegen einen numerisch sehr überlegenen Gegner im Felde. Der alleinstehende Freistaat soll nördlich von Corrientes 25,000 Mann und in den Missionen 10,000 Mann ziemlich wohlausgerüsteter Truppen und etwa vierzig Geschütze zählen. Von den Allirten dagegen stellt Brasilien allein 20,000 Mann, wohlbewaffnet und mit 38 gezogenen Geschützen; die argentinische Republik führt hinzu 20,000 Mann, von denen jedoch nur 5000 als unbedingt kriegstüchtig angesehen werden, und 20 Feldstücke; der Usurpator von Uruguay liefert ein Kontingent von 2000 Mann mit 6 gezogenen Kanonen. Außerdem sind 12 15,000 Mann brasilianischer Milizen den Uruguay entlang in der Provinz Rio Grande do Sul stationirt, um Einfälle aus den

Missionen abzuwehren.