1865 / 178 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

während das Schiff um 10 Ahr eine Strecke von 450 Seemeilen durchlaufen hatte. Demnach ist das Werk schon mehr als zum vier⸗ ten Theile vollendet, denn die Entfernung von Valentia bis zum Hoffnungshafen auf Neufundland beträgt 1670 Seemeilen, die Lei⸗ ung ist in der wünschenswerthesten Verfassung, denn die elektrischen Signale zeigen sich in beiden Bureaux, auf dem Schifse und an der Küste, in größter Deutlichkeit. Dazu beibt die Witterung guün⸗ stig, wenn die See auch nicht mehr so spiegelglatt ist, wie bei der Abfahrt. 1 29. Juli. Nachdem der »Hawk⸗ von seiner Ausfahrt zum „Great Eastern« nach Valentia zurückgekehrt ist, haben wir üͤber die Störung, welche die erfolgreiche Legung des atlantischen K abels bedrohte, und über die bemerkenswerthe Entdeckung des Fehlers den befriedigendsten Aufschluß erhalten. Als das Schiff eine Strecke von 80 Meilen zurückgelegt hatte, machte sich in den Signalen plötzlich ein Anzeichen mangelhafter Isolirung des elektrischen Drahtes sicht⸗ bar. Große Unruhe bemächtigte sich der Beamten, es wurde sofort nach Valentia telegraphirt denn die Leitung war nicht ganz und

ar unterbrochen und nach mehrfacher Prüfung kam man zu dem Resultat, daß der Schaden ungefähr * Meilen von dem Schiffe entfernt sein müsse. Hierbei ist zu beden⸗ ken, daß die Signale durch die ganze Länge des Kabels, 2300 Seemeilen, geschickt werden mußten. Man begann nun die Strecke von 11 Meilen . zuwinden, wäbrend der „Great⸗Eastern⸗ seinen Weg langsam wieder zurücknahm; und nicht um eine Viertelmeile von dem bezeichneten Orte entfernt, stieß man auf die Ursache der Störung: ein elendes stecknadelgroßes Stückchen Draht hätte dem gewaltigen Unternehmen fast den Todesstoß versetzt. Das Stückchen Draht, welches wahrschein⸗ lich durch Zufall als Abschnitzel auf das Kabel gefallen war und an der betheerten Umhüllung klebte, war durch den Druck, welcher bei dem Herabrollen zwischen den Walzen auf das Kabel geübt worden, in die Hülle hinein und bis in die den leitenden Drahtstrang einschließen⸗ den Guttaperchalager getrieben worden, solchermaßen die Isolirung des elektrischen Stromes störend. Sofort schnitt man das schad⸗ hafte Stück heraus, nahm eine neue Spleißung und Ver⸗ flechtung vor, examinirte die geheilte Stelle, versenkte sie, und der elektrische Strom zeigte sich in seiner früheren Voll⸗ kommenheit. Aufsuchung des Fehlers, Rückfahrt des Schiffes, Aus⸗ besserung, Proben und Wiederversenkung des Taues hatten die Reise jedoch um fast vierundzwanzig Stunden verzögert. Daß jetzt alles wieder im rechten Geleise ist und guten Fortgang nimmt, ein von Bord des »Great Eastern⸗ nach Valentia überschicktes Tele⸗ gramm, wonach um sieben Uhr heute Morgen 650 Meilen des Kabels auf die Meerestiefe versenkt waren und um neun Uhr das Schiff eine Strecke von 600 Meilen zurückgelegt hatte. Von Ame⸗ rika ber erfahren wir unterdessen, daß auf Neufundland alle Vor⸗ bereitungen zum Empfange des »Great Eastern⸗ und zur Legung des dortigen Uferkabels bereits getroffen sind. Wie zuversichtlich die Gesellschaft, welche die telegraphische Verbindung zwischen den beiden Kontinenten herzustellen unternommen hat, dem Gelingen entgegensieht, möge man daraus schließen, daß schon eine Versamm⸗ lung Drahtes Beschluß zu fassen. (S. telegr. Dep.)

An Bord des ⸗Shannon“⸗ ist der frühere Kriegsminister der konföderirten Staaten General Breckinridge (unter Buchanan bekanntlich Vicepräsident der Vereinigten Staaten) in Southampton angekommen. Er hatte sich von Jefferson Davis zwei Tage vor des Letzteren Gefangennahme getrennt und war nach der Havannah ent⸗ kommen, während seine Familie sich nach Kanada begeben hat. Er

giebt zu schreibt man aus Southampton daß die Sache der

Conföderation unwiederbringlich verloren sei; eine Einsicht, die ihm wohl Jedermann zugetraut hätte. Auf seine gefängliche Beibringung steht noch der von dem Präsidenten Johnson ausgesetzte Preis von 25,000 Dollars, der sich nun freilich nicht mehr verdienen läßt. Die amerikanische Regierung wird auf seine Auslieferung Seitens der englischen Behörden wohl nicht dringen wollen, obwohl die gegen ihn gerichtete Anklage nicht politischer Natur ist, sondern auf Verschwörung gegen das Leben des Bürgers Abraham Lincoln gefaßt werden könnte. “““ 2dl EIö“

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Frankreich. Paris, 28. Juli. Der Kaiser hat den ita⸗ beizuwohnen.

Der Groß⸗Referendarius des Senates, General d'Hautpoul, ist gestern früh in Saint⸗Papoul auf seinem Gute im Aude⸗Depar⸗ tement gestorben.

Die Wahlen im zweiten Bezirk des Landes zum Ersatz des zum Senator erhobenen Deputirten Corta finden am 19. und 20. August statt.

29. Juli. Wie der »Phare de la Manche⸗ meldet, ist die Sec⸗Division unter Befehl des Linienschiffs⸗Capitains Lebris, be⸗ stehend aus dem Panzer⸗Linienschiff »Magenta⸗, welches den Kom⸗ mandantenwimpel trägt, der Panzer⸗Fregatte »Laflandre⸗, Kom⸗ mandant Baehme, und dem Dampf⸗Aviso ⸗Ariel⸗, Kommandant

richtungen zu treffen.

der sich auf der Dampfkorvette »Reine Hortense« einschiffen wird

V werden.

des versenkten Kabels wieder auf-

beweist

28. Se. V reußen haben in letzter Zeit eher zu⸗- als abgenommen. Im Gouver⸗

der Actionaire einberufen ist, um über die Legung eines zweiten

57, in der Stadt Tymkowicze 32 Häuser abgebrannt. 1 der zahlreich sind die in dem genannten Gouvernement in der ersten Hälfte des Juni vorgekommenen Waldbrände. verheerte Gesammt⸗Waldfläche wird auf ca. 2500 Morgen angege⸗

lienischen Prinzen Humbert eingeladen, dem Seefeste in Cherbourg punkt der Veröffentlichung der neuen Reformen betrafen.

Peérier d'Hauterive, welche Cherbourg am Abende des 13. verl

hatte, am Sonntag, den 23. Juli, 8 Ubhr Morgens, von den üfsa lichkeiten von Plymouth e zurückgekehrt. Fest

Die »Patrie⸗ giebt Nachricht über die großen Festlichkei

den nächsten Monat, die sich in Ebeibsuda⸗ und Ies der en sn Das englische Geschwader unter Befehl des Contre⸗ Admi rals Dacres, aus sechs Panzerschiffen, drei Fregatten und einer Dampf⸗Korvette bestehend, wird sich am 12 1G der Rhede von Plymouth versammeln, um alle seine ein- Es wird am 14. vor Cherbourg eintreffen wo es vom Marine⸗Minister Marquis von Chasseloup⸗Laubat, wie von der See⸗Division des Oceans unter Kommando des Cont Admirals Baron de la Ronciere Le Noury in Empfang verhe ke werden wird. Herr v. Chasseloup⸗Laubat wird den Lords 9 Admiralität einen Besuch machen, den diese sogleich erwiedern wer Am nächsten Tage, den 15. August, werden die beiden Geschwader zur Feier des Napoleonstages auf der Rhede große Manöver maͤchen Abends werden die Stadt, die Forts und sämmtliche Kriegsschiff illuminirt sein und auf dem Deiche wird ein Feuerwerk abgebrannt Am 16. werden die Lords der Admiralität, der Admiral und die Offiziere des englischen Geschwaders, das Arsenal und die Etablissements der Marine besichtigen, wo sie vom See⸗Präfekten Vice⸗Admiral Dupouy, in Empfang genommen werden. Am 77 wird das englische Geschwader Cherbourg verlassen und sich, begleitet von der Dampfkorvette »Reine Hortense⸗, nach Brest begeben, wo es von dem Evolutions⸗Geschwader unter Befehl des Vice⸗Admirals Grafen Bouet⸗Willaumez in Empfang genommen werden wird. Die Festlichkeiten in Brest werden drei Tage dauern.

Portugal. Der »Epoca“« gehen Nachrichten aus Lissabon vom 20. Juli zu. Sie melden bezüglich des Hofes, der sich augen⸗ blicklich in Maffre aufhält, daß der König mehrere Unterredungen mit den Herzogen von Loulé und von Saldanha gehabt hat; erste⸗ rer weigert sich, für den Augenblick die Regierung zu übernehmen, sagt aber Herrn von Saldanha seine Unterstützung zu, sofern dieser mit einigen seiner Freunde, wie Fontes y Abrienn, ins Ministerium eintrete. Man sagt, daß in diesem Falle der Herzog von Loulé, welcher mit der Königlichen Familie von Braganza verwandt ist, den Titel eines Infanten erhalten würde. Den Grafen d'Avila und de Thomar würden Missionen im Auslande anvertraut werden. Der Infant Don Sebastian hat soeben für eine Million Realen den Palast Monte Christo zwischen Lissabon und Belem gekauft.

Nußland und Polen. Von der polnischen Grenze, (Osts. Ztg.) Die Feuersbrünste in Litthauen und West⸗

nement Minsk sind in der ersten Hälfte des Juni 26 zum Theil sehr bedeutende Brände vorgekommen. Der dadurch blos an Ge⸗ bäuden und Sachen angerichtete Schaden wird auf ca. 600,000 SR. geschätzt. In der Stadt Minsk hat es ungeachtet der Einrich⸗ tung von Militair⸗ und Bürgerwachen und anderer Sicherheits⸗ maßregeln zu vier verschiedenen Malen gebrannt und ein großer Theil der Stadt ist dadurch eingeäschert worden. In der Stadt Lubeza sind 137 Häuser und 80 Kaufläden, in der Stadt Brahin Nicht min⸗

Die durch Feuer

ben. größeren

In Litthauen und Reußen zeigt die ländliche Bevölkerung Eifer und größere Opferwilligkeit zur Gründung von Volks⸗

schulen, als im Königreich Polen, wo die Geistlichkeit der Volks⸗

bildung aus allen Kräften entgegenwirkt. Im Gouvernement Vol⸗ hynien haben die Bauern auf den Staatsgütern im Jahre 1864 unter Mitwirkung der Behörden 190 Elementarschulen gegründet, die größtentheils mit Schülern gefüllt sind. Der Senator Milutin hat am 26. dieses Monats Warschau wieder ver⸗ lassen und sich nach Petersburg zurückbegeben. Er hat wie⸗ derholt Konferenzen mit dem Statthalter Grafen Berg gehabt, welche, dem Vernehmen nach, die den Polen gegenüber in Anwendung zu bringenden Verwaltungsgrundsätze und den Zeit⸗ Dieser Zeitpunkt ist auf Wunsch des Grafen⸗Statthalters noch .’ schoben worden. Die zweite russische Infanterie⸗Division, welche unter dem Befehl des Generals Maniakin steht und seit dem Früh⸗ jahr 1863 in Podlachien dislozirt war, hat unlängst das Königreich Polen verlassen und ist nach Rußland in ihre früheren Garnisonen

zurückmarschirt. Gleichzeitig mit der Verminderung der Militair⸗

besatzung im Königreich Polen ist auch die Reduction der Polizei⸗ mannschaften angeordnet worden. In Warschau sind am 13. d. M.

2 bisher zum Polizeidienst verwendete Oberoffiziere und 370 Sol⸗ daten zu ihren Regimentern zurückkommandirt 1”

orden.

Dänemark. Kopenhagen, den 27. Juli. Die Einsamm⸗ lungen zu Gunsten der vertriebenen loyalen Schleswiger werden

fortgesetzt.

Gestern hatte der Kassirer des entsprechenden Unter⸗ stützungs⸗Vereins, Prof. Simesen, im Ganzen 18,696 Thlr. 33 Sh.

R. M. empfangen.

Gestern wurde in Aalborg nachträglich ein Mitglied der Ersten Kammer (Landsthing) des Reichsraths gewählt. Als Wahl⸗

kfandidaten waren resp. von der sog. nationalen und von der kon⸗ servativen Partei der jüngst auf der allgemeinen Reichsrathswahl in

Stege auf der Insel Möen durch den Grundtvigianer Kandidaten Thurah besiegte Bürgermeister Hother Hage und der ebemalige schleswigsche Minister, Konferenzrath Raaslöff, aufgestellt worden. Herr Hage wurde darauf laut eingetroffenen Telegramms mit 260 Stimmen gewählt, während Herr Raaslöff 163 Stimmen erhielt.

Amerika. New⸗York, 20. Juli. Die zu Freibeitsstrafen verurtheilten Theilnehmer an der Mordverschwörung sind nach den Tortugas⸗Inseln transportirt worden, um dort ihre Strafen abzu⸗ büßen. In Charleston haben Rubestörungen und feindliche Zusammenstöße zwischen den Soldaten, den weißen und den schwarzen Einwobnern sich so vermehrt, daß der dort kommandirende General Burnett sich veranlaßt gesehen hat, den Bürgern die Ab⸗ lieferung aller Waffen anzubefehlen und Straßenversammlungen zu untersagen. Nach 8 Uhr Abends soll sich Niemand mehr außerhalb seiner Behausung treffen lassen. Die Lage der Neger im Süden wird mit düsteren Farben geschildet. In der Wahl der provisorischen Gou⸗ verneure scheint der Präsident nicht sonderlich glücklich gewesen zu sein. So äußerte der Gouverneur von Süd⸗Carolina in einer Rede, worin er der südstaatlichen Vaterlandsliebe, Tapferkeit und Staats⸗ kunst hohes Lob spendete und das Fehlschlagen der Revolution einzig dem Mangel an Zähigkeit zuschrieb, daß wohl Niemand bitterer als er die Entwürdigung und Erniedrigung empfände, wieder in die Union eintreten zu müssen. An die nun vertagte Convention zu Detroit hat der General⸗Consul der Vereinigten Staaten in Ka⸗ nada eine Ansprache gegen den Reciprocitäts⸗Vertrag gerichtet; denn behauptete er wenn den Kanadiern der Handel abgeschnitten würde, so könnte es nicht zwei Jahre währen, bis Kanada den Ver⸗ einigten Staaten zufalle. Auch soll er geäußert haben, daß seine Ansicht von hochgestellten Personen in der Bundesregierung getheilt werde. Es ist eine in freundschaftlichem Tone gehaltene Cor⸗ respondenz zwischen Hrn. Seward und der spanischen Regierung ver⸗ öffentlicht worden, deren Ergebniß die Auslieferung des früheren con⸗ föderirten Kriegsschiffes »„Stonewall⸗ an die Union ist.

Im Cooper⸗Institut hat eine Versammlung stattgefunden, um Sympathie mit Juarez kundzugeben; doch wird der Besuch derselben als ein geringer geschildert. Ueber New⸗Orleans trifft die Nach⸗ richt ein, daß General Mejia die Geschütze, welche von konföderirten Truppen über die mexikanische Grenze gebracht worden waren, den Unionsbebörden überliefert habe. Zugleich mit diesem Streitpunkte ist auch die Schwierigkeit, welche aus der Wegnahme eines Dampfers seitens Cortinas' entstanden war, zum Austrage gekommen. Aus den amerikanischen Südseehafen und Westindien bringt der Postdampfer »Shannon⸗ folgende Daten: Valparaiso, 17. Juni, Cobija, 21., Callao, 28. Juni, Panama, 6. Juli, Ha⸗ vannah, 7., Kingston, 10., St. Thomas, 14. Juli. Das wichtigste Ereigniß war in Chile die Eröffnung des Kongresses und die Rede des Präsidenten, in welcher die Wiederherstellung freundschaftlicher Be⸗ ziehungen zu Spanien angekündigt wurde, doch regte sich noch die Be⸗ fürchtung, daß durch eigenmächtiges Auftreten des spanischen Admirals Pareja Verwicklungen herbeigeführt werden könnten. Der Admiral war bekanntlich mit der friedlichen Entscheidung seiner Regierung äußerst unzufrieden. In Peru hat die Revolution keine Fort⸗ schritte gemacht; die Blokade der Häfen Arica, Islay und Quilou schneidet dem Obersten Prado die Zufuhr ab. Einstweilen ist er jedoch mit Vorräthen versehen und scheint, im Besitze mehrerer wich⸗ tigen Städte, einen Angriff der Regierungstruppen zu erwarten. Die nördlichen Provinzen der Republik befinden sich in einem Zustande äußerster Zerrüttung; an der Spitze eines „Patriotenheeres⸗, welches von der anderen Seite als eine Bande von Landstreichern und Räu⸗ bern titulirt wird, durchzieht Oberst Balta das Land und treibt „freiwillige Contributionen« ein. Handel und Wandel stocken gänz⸗ lich, doch glaubt die Regierung bald den Aufstand niederschlagen zu können. Die Revolution in Ecuador ist unterdrückt; die Re⸗ gierung hat die weggenommenen Kriegsschiffe wieder in ihrem Besitz und Urbina hat sich nach Peru geflüchtet.

Telegraphische Depeschen aäs dem Wolff’'schen Telegraphen ⸗Büreau. E“

London, Sonntag, 30. Juli, 9 Uhr 25 Minuten IW tags. Die Telegraphen⸗Direction in Valentig meldet hierher: Das transatlantische Kabel hat einen Unfall erlitten, die Ursache ist un⸗ bekannt, die Isolirung gänzlich aufgehoben. Vom „Great⸗Eastern⸗ ist kein Bericht eingelaufen und die Communication unterbrochen. Bis gestern Mittag waren 700 Meilen versentkt.

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London, Montag, 31. Juli, Vormittags. Der Unfall, welcher das transatlantische Kabel betroffen, ist beseitigt, die Isolirung und Kontinuität vollkommen wieder hergestellt. Der ⸗Great Eastern⸗ telegraphirt vom gestrigen Abend: Das Schiff hat 650 Meilen zurück⸗ gelegt und 750 Meilen Kabel versenkt.

St. Petersburg, Montag, 31. Juli, Vormittags. Der

„Kussische Invalide⸗ theilt mit, daß General Tschernajew am 28. Juni die Stadt Taschkend in Turan eingenommen hat. Der Verlust der russischen Truppen beträgt 25 Todte, 88 Verwundete. Der ⸗Invalide⸗ bezeichnet die Occupation Taschkends visorische. *

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Dcer Besitzer des Hotel de Rome, Herr Adolf Mühling in Berlin, ha aus Veranlassung der wunderbaren Errettung Sr. Majestät des Königs bei dem frevelhaften Attentat auf Allerhöͤchst Dero geheiligte Person am 14ten Juli 1861 im Anschlusse an den National⸗Dank für Veteranen eine Spezial⸗Stiftung zum Besten schulpflichtiger Kinder von bedürftigen Unter⸗ offizieren des Heeres, mit der Bestimmung gegründet, daß die Revenüen alljährlich am 14. Juli zur Vertheilung gelangen. Nachdem in den Jah⸗ ren 1862, 1863 und 1864 die Zins⸗Revenüen dieser Stiftung im Bezirke des 1sten, 2ten und 3ten Armeecorps vergeben worden, sind im Jahre 1865 und zwar zur Summe von 80 Thlr. fleißige schulpflichtige Kinder von Un⸗ teroffizieren aus dem 4ten Armeecorps⸗Bezirke am 14. Juli d. J. beschenkt wescdhei. 44A“X“

Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichte

Die preußische Expedition nach Ost⸗Asien. Ansichten aus Japan, China und Siam. (Im Auftrage der Königlichen Re⸗ gierung herausgegeben von A. Berg.) Zweites Heft. Berlin, Verlag der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). Dasselbe ent⸗ hält: Sechs Ansichten aus Yeddo und der Umgegend. Die erste ein Sinto⸗ Heiligthum, in schattigem Bosquet gelegen, wie die meisten dieser Heilig⸗ thümer. Der erklärende Text giebt in kurzen Worten Aufschluß über die altenationale Sinto⸗Religion der Japaner. Das zweite Blatt stellt einen Friedhof dar; hier treten uns ganz fremde Vegetations⸗Formen entgegen: Cryptomerien (ein Japan eigenthümliches Nadelholz), Bambus, Palmen, Kampherbäume u. s. w.; dazwischen stehen Budda⸗Statuen und vielgestaltige

Grabsteine, zum Theil mit uüppigem Grün bewachsen, das Ganze äußerst malerisch und durch die deutliche Charakteristik der Vegetations⸗Formen auch für den Naturforscher von Interesse. Das Bauernhaus auf dem dritten Blatte könnte mit seiner ganzen Umgebung auch bei uns stehen, wenn die schlanken fedrigen Bambus nicht wären, eine Tropenform, die nur auf den Inseln des Stillen Oceans so weit nach Norden geht und um die man die japanische Landschaft beneiden möchte. Das vierte Blatt, eine Kanal⸗An⸗ sicht, zeigt uns die Kehrseite der Hauptstadt, ein von Krämern und Hand⸗ werkern bewohntes Viertel. Da sieht man Holzhöse, malerische Hinterge⸗ bäude, Kanalboote eigenthümlicher Bauart, eine Pfahlbrücke und einen hohen hölzernen Feuerwachtthurm. Darauf folgen zwei farbige Blätter, ein Festungsthor und ein Inseltempel, über welche der Text bemerkenswerthe Aufschlüsse giebt. Das erste Blatt ist reich staffirt: die Säͤnfte eines Daimio mit seinen Trabanten, Staatsbeamte, ein Polizeidiener u. s. w.

Was die künstlerische und technische Ausführung betrifft, so mögen die Blätter selbst veden. Der Künstler ist in der Ausführung weiter als in der ersten Lieferung vielleicht bis an die Grenze des in der Photo⸗Lithographie Möglichen gegangen, doch scheint uns dieses, trotz allen Schwierigkeiten, er⸗ reicht zu sein.

Vonn, 29. Juli. Die Enthüllung des Arndt⸗Denkmals.] Die Stadt prangte heute im Festkleide und insbesondere waren diejenigen Straßen, durch welche der Festzug seinen Weg nehmen sollte, reich beflaggt.

Um 10 Uhr versammelten sich die Festtheilnehmer auf dem Münster⸗ platze; in den öͤstlichen Baunreihen waren durch angeheftete gedruckte Tafeln die Stellen bezeichnet, an welchen die einzelnen Corporationen, Genossen⸗ chaften und Deputationen sich zu sammeln hatten, und so setzte sich der Zug schnell geordnet unter den Klängen der Musik in Bewegung.

Voran schritt ein Musikcorps, welchem die ausführenden Künstler Afinger, Howald und Dieckhoff, begleitet von den Werkleuten, die bei der Aufstellung des Denkmals thätig gewesen, folgten. Hieran reihten sich das Arndt⸗Comité, die Mitglieder der verschiedenen Staats⸗ und Kom⸗ munal⸗Behörden und Corporationen, die städtischen Männergesangvereine und ein großer Theil der Studentenschaft.

Einem zweiten Musikcorps folgten der Veteranenverein, die Schützen⸗ gesellschaft, die Turner⸗Feuerwehr und der Turnverein, und eine große Menge aus den verschiedensten Ständen schloß den Festzug, welcher sich üͤber die Brückenstraße, den Marktplatz, die Stocken⸗ und Franziskanerstraße nach dem Festplatze dem alten Zolle bewegte, wo er sich um das noch mit einer Hülle umgebene Denkmal aufstellte. 8 1 1

Die Feier wurde eröffnet durch die beiden hiesigen Männergesangvereinen welche die von Carl Simrock gedichtete und von Musikdirektor Brambach komponirte Festhymne unter der Leitung des Letzteren vortrugen.

Hierauf richtete der Praͤsident des Arndt⸗Comité 8, der Kurator der Universität, Herr Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Beseler, an die Fest⸗

Versammlung folgende Ansprache: ööu“

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