1865 / 194 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Wittlich. Mehrere Gemeinden des Kreises Wittlich, im Regierungsbezirke Trier, sind von einem heftigen Hagelschlage heim⸗ gesucht worden, und ist der denselben verursachte Schaden zu 87,000

Thalern veranschlagt. Der Ober⸗Präsident der Rheinprovinz hat dieserhalb zur Unterstützung der Beschädigten eine Hauskollette in der Provinz bewilligt, welche von den Ortsbehörden in der gewöhn⸗ lichen Weise abgehalten werden soll. Sachsen. Coburg, 15. August. (Cob. Ztg.) Nachdem heute Morgen die Statue des Prinzen Albert auf geschmücktem Wagen vom Bahnhofe aus auf den hiesigen Marktplatz geschafft worden war, ist die Aufstellung des Standbildes nach angestrengter Arbeit heute Abend 6 Uhr glücklich beendet worden.

Bayern. München, 16. August. (N. C.) Der Gesandte

Bayerns am preußischen Hof, Graf v. Montgelas, und der sächsische Gesandte in Berlin, Graf v. Hohenthal, sind gestern hier angekommen. Der Letztere ist zu seinem Monarchen nach Pos⸗ senhofen berufen.

HOesterreich. Wien, 17. August. Die ⸗General⸗Corresp. aus Oesterreich⸗ schreibt:

»Es liegt in den unabweislichen Forderungen des internationalen Ver⸗ kehrs, daß die in den letzten Tagen zu Stande gekommene austropreußische Uebereinkunft der Oeffentlichkeit vorenthalten bleiben muß, bis sie formal die Allerhöchsten Sanctionen erhalten hat. Da diese vor⸗ aussichtlich kürzestens erfolgen werden, so gereicht es uns zu - Befriedigung, heute schon versichern zu können, daß durch diesen neuesten Akt alle bisherigen Konflikte in der gemein⸗ schaftlichen Führung des Kondominiums beseitigt sind und daß künftigen

Zerwürfnissen auf das Umsichtigste vorgebaut ist. Wird damit das freund⸗ schaftliche Verhältniß zwischen den deutschen Großmächten ungetrübt wieder⸗ hergestellt, so ist zugleich selbstverständlich, daß Beide ihren berechtigten An⸗ sprüchen nicht entsagen und daß auch den Rechten des deutschen Bundes durch diesen Vertrag keinerlei Abbruch geschieht. Der Eintracht zwischen den deutschen Mächten und der Befestigung des europäischen Friedens wird durch die Uebereinkunft von Gastein neue Bürgschaft gegeben.

Die »General Korrespondenz⸗ erklärt ferner die von der »Agence Havas⸗ gebrachte Notiz, daß Graf Belcredi auf eine Anfrage wegen einer allgemeinen Amnestie für Galizien dahin geantwortet habe, daß einer solchen Amnestie diplomatische Rücksichten entgegen⸗ ständen, als leere Erfindung.

Die »Neue freie Presse« meldet, Graf Blome sei heute aus

Ischl hier eingetroffen, um dem Grafen Mensdorff⸗Pouilly das Vertrags⸗Instrument vorzulegen, welches am Sonntag in Salzburg unterzeichnet und von beiden Monarchen ratifizirt werden soll. Der König von Preußen treffe am Sonnabend Abend in Salz⸗ burg ein und werde den Kaiser wahrscheinlich nach Ischl begleiten, um der Kaiserin und der Königin⸗Wittwe von Preußen Besuch abzustatten.

Belgien. Brüssel, 17. August. (W. T. B.) Trotz des ungünstigen Wetters sind der König und die Herzogin von Brabant von Schloß Laeken nach Ostende abgereist, wo der nnn. von Brabant sich mit seinen Kindern bereits seit Dienstag befindet.

Frankreich. Paris, 16. August. Dem herzlichen Ein⸗ vernehmen der englischen und französischen Regierung unter einander galt nach dem Toaste auf die Königin Victoria und Ihrer Majestät Flotte das Lebehoch des französischen Marine⸗Ministers Chasseloup⸗Laubat, nachdem bei dem Festessen in Cherbourg gestern der Herzog von Somerset als erster Lord der Admiralität mit einem Trinkspruche auf den Kaiser Napoleon und die französische Ma⸗ rine vorausgegangen war. Die Entente cordiale wird heute auch m »Abend⸗Moniteur« gefeiert: England hat dieser offiziellen Kund⸗ gebung zufolge den Wunsch geäußert, daß seine Flotte den 15. August in Cherbourg zubringe; Frankreich kann sich zu der Freundschaft und dem Entgegenkommen der englischen Regierung nur Glück wünschen.

Durch Kaiserliches Dekret werden alle vom Ministerium des Innern ressortirenden Wohlthätigkeitsanstalten Frankreichs unter das Protektorat der Kaiserin gestellt.

Am 16. d., Morgens 11 Uhr, lief das Mittelmeer⸗Panzer⸗ Geschwader in den Brester Hafen ein.

Das Programm der Festlichkeiten in Brest lautet: Am 18ten August: Großes Diner an Bord des französischen Admiralschiffes. Am 19ten: Großer Ball der Marine an Bord des Linienschiffes »Ville de Lyon«: Am 20sten: Schifferstechen auf der Rhede, Abends Festvorstellung im Theater, Gastspiel der ersten Schauspieler aus Paris. Am 2lsten: Zweites Schifferstechen und Diner und Soirée uf der See⸗Präfektur, gegeben vom Marineminister.

Das Sanitäts⸗Kollegium in Tunis hat am 15. August be⸗ chlossen, die von Marseille ankommenden Waaren abzuweisen und die, welche aus italienischen Häfen kommen, zuzulassen, wiewohl die talienischen Häfen mit Marseille in unmittelbarer Berührung stehen.

Der französische Konsul hat gegen diese auf den französischen Handel drückende Maßregel protestirt.

17. August, (W. T. B.) Die »Patrie⸗ meldet: Einem Schreiben aus Chalons zufolge, sind der Kaiser und die Kaise⸗

in nach Mülhausen im Elsaß gereist und werden am 21. d. nach

Fontainebleau zurückkehren, um daselbst bis zum 3. September zu bleiben. Der Kaiserliche Prinz ist direkt nach Fontainebleau gegangen.

Türkei. Aus Konstantinopel, 9. August, wird über Marseille gemeldet: Der französische Botschafter de Moustier ist ab⸗ gereist. Der Sultan hat, da erwiesener Maßen die Cholera sich von Mekka ausgebreitet hat, eine Kommission ernannt, die für die unge. heuren Menschenanhäufungen an jenem Wallfahrtsorte geeignete Vor⸗ kehrungen treffen soll.

Bukarest, 11. August. Die Einführung des Tabal. monopols, welches schon übermorgen in Kraft treten soll, schreibt man der „»Ostd. Post⸗, beschäftigt hier alle Gemüther auf das Leh⸗ hafteste und erregt so große Unzufriedenheit und Aufregung bei der Bevölkerung, daß man den Ausbruch einer Emeute lsiehe unten) be⸗ fürchtet. Die Konsulate werden von den Kaufleuten mit den ver⸗ schiedensten Bitten um Schutz und Hülfe bestürmt; doch ist unter den verschiedenen Vertretern der Mächte eine einstimmige Maßregel zum Schutz des Eigenthums ihrer Unterthanen nicht zu er⸗ zielen. Nicht einmal die Bons, welche die Kaufleute an Zah⸗ lungsstatt für ihre Waare bekommen sollten, werden denselben sofort übergeben, sondern sie erhalten vorläufig nur eine Bescheini⸗ gung, für welche sie, nach einer Bekanntmachung des Finanzministers, in einigen Wochen die 5, 10 oder 15 Perzent baares Geld und die Bons, welche bis jetzt noch nicht lithographirt sind, erhalten sollen. Wie gering das Vertrauen ist, welches man in die Zahlungsfähig. keit der Regierung setzt, geht unter Anderm daraus hervor, daß die Tabakhändler von Galacz und Jassy verlangt haben, die Bons, welche ihnen der Staat giebt, möchten von einem der größeren Bankiers von Bukarest garantirt werden. Nach dem Tarif, welchen die Regierung bekannt gegeben hat, wird sie den weggenommenen Tabak mit einem Nutzen wieder an das Publikum verkaufen, der bei Cigarren 100 Prozent, bei Tabak beinahe 300 Prozent beträgt. Da der Tabak in den Fürstenthümern fast ebenso sehr Lebensbedürf niß für die Bewohner ist, wie das tägliche Brod, so wird eine solche Vertheuerung große Erbitterung hervorrufen. Trotzdem, daß der »Monitorul« die in Bezug auf das Mo⸗ nopol vorgesehenen Strafbestimmungen noch einmal in Erinnerung bringt, hat sich fast Jedermann mit einer größeren Provision von Tabak versehen, für welche die Kaufleute gern einen langen Kredit geben. Die hohe Pforte hat der hiesigen Regierung durch Aali Pascha den Abschluß einer Post⸗Convention vorgeschlagen. In dem neuen Journal »Epoca« wird der mit Oesterreich abgeschlossene Auslieferungs⸗Kartel sehr heftig angegriffen. Der Verfasser des be⸗ treffenden Artikels soll der ehemalige Minister Cogalnitscheano sein.

17. August. (W. T. B.) Der Aufruhr ist vollständig unterdrückt und die Ruhe wieder hergestellt. Unter anderen zahl⸗ reich Verhafteten befinden sich Kosetti und Biatcano. Fürst Cusa wird in einigen Tagen erwartet.

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Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Augusft Nach dem Patent Nr. 96 der livländischen Gouvernements⸗Regie⸗ rung vom 4. August hat der im September stattfindende außer⸗ ordentliche livländische Landtag die Berathung der jüngst ent⸗ worfenen Justiz⸗Reformprojekte zum Zweck.

.— Gleichzeitig berichtet der »Wiln. Bote⸗, daß am 29. Juli eine besondere Berathung hinsichtlich der vorbereitenden Arbeiten zur Einführung der Justizreform im Gouvernement Wilna stattgefunden hat. An der Konferenz betheiligten sich, in Folge eines Auftrages des Justizministers vom Präsidenten des Civilgerichtshofes eingeladen, der Gouvernements⸗Adelsmarschall, die Präsidenten der Gerichtshöfe, der Gouvernements⸗Prokurator und die Mitglieder des statistischen Comité’'s. In dieser Sitzung wurde gemäß den in den neuen Justiz⸗Reglements enthaltenen Vorschriften und nach einer vom Ju⸗ stizminister ertheilten besondern Instruction die wichtige Frage uͤber die Eintheilung des Gouvernements in friedensrichterliche Distritte und Gerichtsbezirke besprochen, wobei die Bevölkerung und Ausdeh⸗ nung des Gouvernements, sowie die mittlere Zahl der Gerichtsver⸗ handlungen während der letzten 4 Jahre als Eintheilungsprinzip und zur Bestimmung der Punkte, in denen die Gerichtsbezirke und Frie⸗ densgerichte zu liegen kommen sollen, und die Beschaffenheit der Ver⸗ bindungswege in Erwägung gezogen wurden. Die Erwägungen der Versammlungen werden in Form eines besonderen Entwurfes dem Justizminister vorgestellt.

Der Herzog Georg von Mecklenburg⸗Strelitz ist, dem »J. de St. Pet.“« zufolge, am 10. August in Moskau ange⸗ kommen und im großen Palais des Kremls abgestiegen.

Von der polnischen Grenze, 16. August. (Osts.⸗Ztg.) Die wegen Verbreitung falscher russischer Banknoten in Zürich verhafteten polnischen Emigranten sind nach vier⸗ wöchentlicher Untersuchungshaft theils aus Mangel an hinrei⸗ chenden Beweisgründen, theils aus Rücksicht auf ihr jugendliches Alter und weil dem betreffenden Banquier der durch die Einwechse⸗ lung der falschen Banknoten entstandene Verlust wieder ersetzt ist vom Gericht freigesprochen worden. In der Stadt Kremien⸗ czuk sind, nach einer Korrespondenz der »Moskowskijo Wie⸗ domosti⸗, vom 23. bis 27. vor. Mts. täglich Feuers⸗

brünste vorgekommen, die jedoch bei der Wachsamkeit der Einwohner jedesmal bald gelöscht wurden. Am 26sten brannte es in ein und demselben Hause zweimal. Bis zum 27sten waren im Ganzen 30 Häuser abgebrannt. Am 23sten wurden auf dem Marktplatz zwei junge Polen in weiblicher Verkleidung ergriffen und als der Brand⸗ stiftung verdächtig der Polizei übergeben. 82b Durch Beschluß des Regulirungs⸗Comités im Königreich Polen ist den Bauern für den auf den wüsten Stellen fehlenden Gebäuden, falls der Guts⸗ bestzer sie in seinem Vortheil verwendet hat, eine Entschä⸗ digung zuerkannt worden, welche von dem Gutsbesitzer ent⸗ weder in Baumaterial, oder in Geld, oder in beiden zugleich u leisten ist. Für die vollständigen Gebäude auf einer bäuerlichen Ftelle, bestehend aus Wohnhaus, Scheune, Stallung und Speicher, sann die Höhe der Entschädigung auf 50 150 SRo. und für das Wohnhaus oder sämmtliche Wirthschaftsgebäude mit Ausschluß des Wohnhauses auf 25 75 SRo. festgestellt werden. Die Feststellung der Entschädigung innerhalb dieser Grenzen hängt von der Reguli⸗ rungskommission ab. Am 4. d. M. wurde in Kalisch in Gegen⸗ wart des Gouverneurs und der städtischen Behörden der Grundstein zu einer über den Prosna⸗Kanal führenden eisernen Brücke gelegt. Im Köhnigreich Polen ist in Folge des anhaltenden Regens viel Getreide, namentlich Weizen, Gerste und Erbsen, auf den Feldern ausgewachsen.

Amerika. Quebec, 5. August. Das Leichenbegängniß Sir E. P. Tacheé's, des verstorbenen Premiers von Kanada, hat gestern stattgefunden. Mit großem Interesse sicht man der Ernennung seines Nachsolgers entgegen, bei welcher die Auffassung der Conföderations⸗ frage wahrscheinlich den Ausschlag geben wird. Man spricht von den Herren Cartier und Macdonald, auch von Herrn Canchon als den Kandidaten, welche die meisten Aussichten haben, und es wird keine Mühe gespart werden, um das Ministerium zu einer ein⸗ stimmigen Entscheidung zu bringen. Voraussichtlich steht eine Neu⸗ gestaltung des Kabinets bevor.

Mexiko. Die Bewohner von Matamoras sind in ein schlimmes Dilemma gebracht worden. Am 14. Juli hat der repu⸗ blikanische General Juan A. Cortinas aus seinem Lager bei Challo⸗ tela eine Proclamation an die ⸗heldenmüthige Stadt Matamoras⸗ erlassen, worin er die Bürger auffordert, binnen zwölf Tagen mit Familie und Habe die Stadt zu verlassen; wer bis zum 25. d. M. unter der Flagge des sogenannten Kaiserreiches bleibe und somit die Gelegenheit, sich als loyalen Mexikaner zu beweisen, vorübergehen lasse, werde als Verräther angesehen und vor’'s Militairgericht ge⸗ stellt, auch sein Hab und Gut zum Besten des Staatsschatzes kon⸗ fisjirt werden. Nun hat sich General Mejia, der Be⸗ fehlsbaber der französischen Truppen in Matamoras, zu einer Gegenmaßregel veranlaßt gesehen und den Einwohnern bei ahnlichen Strafen verboten, die Stadt zu verlassen. Einige haben sich durch die Ueberfahrt nach Brownsville, auf Bundesgebiet, aus der Ver⸗ legenheit ziehen wollen; doch setzte Mejia diesem Auswege große Schwierigkeiten entgegen. Bestätigt sich jedoch die Nachricht, daß Cortinas geschlagen worden und über den Rio Grande entflohen sei, so können die Matamoraner wieder aufathmen, vorausgesetzt, daß der Geschlagene keine neuen Kräfte sammeln werde. Am 15. Juli hatte Cortinas noch eine andere Ordre erlassen, welche darthut, daß die republikanische Regierung die Gemeinschaft mit den das Land unter dem Vorwande der Kriegfübrung heimsuchenden Räuberbanden von sich weist. Alle bewaffneten Schaaren, welche in dem nördli⸗ chen Distrikte des Staates gefunden werden und sich als Republi⸗ kaner geriren, ohne die erforderliche und gesetzmäßige Autorisirung seitens der allgemeinen Regierung oder des Unterzeichneten (des Ge⸗ nerals Cortinas) zu besitzen, sollen als Banditen betrachtet und dem⸗ gemäß bestraft werden.

Rio de Janeiro, 24. Juli. der Provinz Rio Grande do Sul ge gekommen.

ist in der in

Der Kaiser ist legenen Stadt Rio Grande an—

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Asien. Hongkong, 29. Juni. Die unter dem Namen der Nien⸗fei in den letzten Monaten gefürchtet und berühmt gewor⸗ denen Insurgenten in den Provinzen Schautung und Pe⸗tschili ge⸗ winnen immer weiteren Boden und haben zuletzt die Stadt Tschu⸗ fou⸗tsien, den Geburtsort des Confucius, erobert und geplündert. In ihrer starken Posstion bei Pao⸗ting⸗fu, welches etwa dreißig Wegestunden südwestlich von der Hauptstadt liegt, bedrohen sie jetzt Peking selbst, und der Kaiserliche Hof seines tüchtigen Heerfübrers San⸗koelin⸗sin beraubt, schwebt in großer Bedrängniß. Als Nach⸗ folger des gefallenen Generals rückt jedoch Tseng⸗kwo⸗fan schon nach Norden herauf, während der bekannte Li Hung⸗-tschang, der frühere Futei von Kiang⸗su und jetzige General⸗Gouverneur der beiden Kiang in Tseng⸗kwo⸗fan's Abwesenheit nach Nanking gehen wird.

Die Meutereien in der Kaiserlichen Armee wiederholen sich besonders

in der Umgegend von Hankau unter den Truppen des Pao Tschao.

Afrika. Laut Berichten aus der Capstadt war zwischen der

transvaalschen Republik und dem Stamme der Basutos ein Krieg ausgebrochen. Die Basutos verwüsteten die Ansiedelungen und

Versammlung bereits früher einmal gewesen ist.

metzelten die Bewohner nieder. Auch in die englische Kolonie Natal waren sie eingefallen, und englische Truppen waren nach der Grenze geschickt worden.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’'schen Telegraphen⸗Büreau. London, Freitag, 18. August, Morgens. Der Dampfer „»Scotia⸗ hat bis zum 8. d. Abends reichende Berichte aus New⸗ York in Cork abgegeben.

Wechselcours auf London 156, Goldagio 44 ½, Bonds 105 ½. Baumwolle 45, matt.

London, Freitag, 18. August, Morgens. Die mit dem Dampfer »Scotia⸗ überbrachten politischen Nachrichten aus New⸗ York vom 8. d. Mts., Abends, melden Folgendes: Präsident Johnson ist vollkommen wiederhergestellt. Die Regierung hat an die Truppen in Texas den Befehl erlassen, in dem mexikanischen Konflikt die strengste Neutralität zu beobachten. Die farbigen Re⸗ gimenter sind in die Hauptpunkte im Innern von Südkarolina in Garnison gelegt. In Charleston ist zwischen den bürgerlichen und militairischen Behörden ein Konflikt ausgebrochen.

Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.

Die Einweihung des Melanchthon⸗Denkmals in Witten⸗ berg ist, dem »Magdb. Corresp.« zufolge, nunmehr auf ungefähr den 25. September in Aussicht genommen; doch dürfte die feste Entscheidung darüber von der Bestimmung Sr. Majestät des Königs, der ebenso wie Se. Königliche Hoheit der Kronprinz sein Erscheinen zugesagt hat, abhängen. Koch jetzt laufen Beiträge für das genannte Denkmal ein, die nunmehr zur Begründung einer Melanchthon⸗Stiftung verwandt werden.

Das Denkmal für die im Seegefecht bei Helgoland gefalle⸗ nen Oesterreicher ist nach der Zeichnung des Architekten Haller vom Steinhauer Remé angefertigt und wird am Freitage, dem Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers, feierlichst eingeweiht Der auf einem größeren Unterbau von Sandsteinen angebrachte Gedenkstein von 5 Fuß Höbe trägt in Metallguß zwischen zweien Kanonen und anderen kriegerischen Emblemen die Inschrift: »Helgoland, 9. Mai 1864.“ Darunter kommen, in den Sandstein eingehauen, die Worte: »Dem Andenken der gefallenen Tapferen der Oesterreichischen Marine. Das Hamburger Comité für die Opfer des Seekrieges.« Eine militairische Feier ist mit der Enthüllung verbunden, woran auch die beiden gestern von Elmshorn eingerückten Compagnieen des Regiments Khevenhüller theilnehmen werden.

In der Nacht vom 15. zum 16. August ist in Hamburg der Se⸗ nator Martin Hieronymus Hudtwalker, J. u. Dr., nach längerer Krankheit im 78. Lebensjahre gestorben. Derselbe ist nicht nur ein um das Gemeinwesen Hamburgs verdienter Beamter gewesen, sondern hat sich auch durch schriftstellerische Leistungen auf dem Gebiete des Strafrechts einen ge⸗ achteten Namen erworben.

Am 14. starb in Dresden Friedrich Brockhaus, früher Mit⸗ arbeiter der Firma F. A. Brockhaus und viele Jahre hindurch Redakteur der »D. Allg. Ztg.« 65 Jahre alt. Derselbe war von Geburt ein Dort⸗ munder.

In der am 10. d. M. in Weimar stattgefundenen General⸗Ver⸗ sammlung der homöopathischen Aerzte, zu welcher 41 homöopathische Aerzte aus den verschiedenen deutschen Ländern erschienen waren, ist als Versammlungsort für das nächste Jahr Leipzig gewählt worden, wo die

Statistische Nachrichten. Der Staats⸗Kalender für die Herzogthümer Schles wig⸗Holstein und Lauenburg auf das Jahr 1865, bearbeitet von O. B. Bagge, Kanzlist unter der schleswig⸗holsteinischen Landesregierung. Altona, Verlag von H. W. Köbner u. Co. (Preis geb. 3 Mk.) IV. und 323 S., giebt neben einer Nachweisung von dem Beamtenstande der Herzog⸗ thümer eine statistische Uebersicht der Grenzen (wobei die neueren Grenz⸗ bestimmungen im Norden Schleswigs berücksichtigt wurden), der Lage, des Flächen⸗Inhaltes, der natürlichen Beschaffenheit und der Bevölke⸗ rung der Länder. Leider basirt die letztere noch nicht auf der Zaͤhlung vom 3. Dezember des vorigen Jahres, sondern liegt ihr noch die des statistischen Büreau's in Kopenhagen vom 1. Februar 1860 zum Grunde. Ein betrübendes Resultat dieser Berechnung ist die auffallend geringe Zunahme der Vevölkerung in den reich gesegneten Ländern wäh⸗ rend der Jahre 1855 bis 1860, welche für Schleswig durchschnittlich nur 0,70 pCt., für Holstein 0,79 pCt. pr. Jahr betragen. hat. Die gegenwär⸗ tige Bevölkerung beider Herzogthümer wird auf 982,700 Einwohner an⸗ geschlagen, auf circa 320 Q.⸗Meilen, also etwa nur 3071 Einwohner auf die Q.⸗Meile, offenbar zu wenig bei vorherrschend ländlicher Bevölkerung. Lauenburg zählt auf eine Quadratmeile gar nur 2194 Einwohner. Neben den ungewissen politischen Verhältnissen der letzten Jahre ist der Grund dieser Erscheinung offenbar in der volkswirthschaftlich un⸗ günstigen Vertheilung des Grundeigenthums und den ungenügenden Vor⸗ kehrsverrichtungen zu suchen, zu deren Besserung jetzt erst die ersten Anfänge gemacht werden. Der Staatskalender zaͤhlt die ganze Beamten⸗Hierarchie der Herzogthümer, die Mitglieder der geistlichen und Schulbehörden, die wisse schaftlichen und milden Anstalten, die Gerichtspersonen, Hebungs⸗, Zoll-, Post⸗ und Telegraphen⸗Beamten auf, und giebt ein klares Bild von der so höchst buntscheckigen Organisation der Lande. Beigefügt ist ein sorg⸗ fältig gearbeitetes Sach⸗ und Personen⸗Register, sowie eine Reihe von No⸗ tizen uͤber die Lübeck⸗Hamburger Eisenbahn und die schleswigeholsteinischen Bahnen. (H. B. H.) v1118““