Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, 7. September. Vor
dem heute hier eingetroffenen General⸗Lieutenant von Manteuffel
fand eine Parade der hier garnisonirenden Oesterreicher statt. Der General besuchte darauf das preußische Lazareth.
Die »Apenrader Nachr.“ melden: An der in diesen Tagen vorgenommenen Dampfschifftour der Nordschleswiger nach Kopen⸗ hagen haben sich von hier aus ca. 300 Personen betheiligt, worun⸗ ter sich auch viele Frauen und Kinder befanden. Falls diese Sache eine politische Demonstration sein sollte, so verlief dieselbe ziemlich unbeachtet. Von den angesehenen Bewohnern der Stadt sowohl, wie der Umgegend, betheiligte sich fast Keiner, und viele Landleute benutzten, nach ihrer eigenen Aussage, diese günstige Gelegenheit nur, um Kopenhagen einmal zu sehen oder dortige Verwandte oder Bekannte zu besuchen. — Unter dem handeltreibenden Publikum, schreibt man der »„Flensb. Nord. Ztg.⸗ aus Kiel, scheint die richtige Ansicht immer mehr durch⸗ zudringen, daß die schleswig⸗holsteinische Interimsflagge für Schiffe, welche auf die lange Fahrt ausgehen, nicht ausreicht,
sondern vielmehr sehr unvortheilhaft ist. Wie wir vernehmen, hat auch der Kaufmann H. D. Lange, der in früheren Rhederversamm⸗ lungen für die Interimsflagge sich aussprach, nunmehr als Korrespon⸗ denzrheder für das Actienschiff »Adelaide⸗ die preußische Flagge nach⸗
gesucht.
Von den Herren Baron Scheel⸗Plessen, Baron Blome⸗ Heiligenstedten, Justiz⸗Rath Rötger und mehreren anderen Abgeordneten ist den Konvokanten der Versammlung ständischer Abgeordneten nach Kiel, der »Flensb. Nordd. Ztg.⸗ zufolge, nach⸗ stehende Zuschrift zugegangen:
holsteinschen Ständemitglieder beehren wir uns Folgendes zu erwidern: Gewiß verkennen wir nicht die Bedeutung der gegenwärtigen Lage des Landes, können aber eine Aeußerung der Ständemitglieder über dieselbe schon deshalb nicht für unbedenklich halten, weil dieselben dadurch einer in offizieller Weise von ihnen verlangten Aeußerung vorgreifen könnten. Sollte aber auch dieses Bedenken sich beseitigen lassen, ss kommt in Be⸗ tracht, daß bekanntlich die Ansichten darüber weit auseinander gehen, welche Ursachen hier im Lande zur Herbeiführung der augenblicklichen Sachlage mitgewirkt haben und über die zur Aenderung derselben geeigneten Mittel, und daß es daher großen, vielleicht unüberwindlichen Schwierigkeiten unter⸗ liegt, sich über Vorschläge zu einigen, durch deren Befolgung das Wohl des Landes, welches wir gewiß Alle vor Augen haben, würde gefördert werden.
Unter allen Umständen ist nach unserer Meinung in dieser Beziehung kein
anderer Weg möglich, als der Weg der Vorstellung an die beiden deutschen
Großmächte, von denen die preußische uns als diejenige erscheint, auf welche die Herzogthümer für die Zukunft zunächst angewiesen sind. Da aber selbst diese Präliminarfrage nach demjenigen, was uns über die Verhandlungen bekannt geworden, die der jetzigen Einladung vorhergegangen, nicht mit Ein⸗ stimmigkeit wird zur Erledigung gebracht werden können, so versprechen wir uuns von der beabsichtigten Versammlung keinen geeigneten Erfolg und ver⸗ zichten auf eine Betheiligung an derselb en. «
Lübeck, 6. September. Unser aus einem Bataillon Infanterie bestehendes Bundeskontingent, schreibt man den „Hamb. Nachr.⸗, hat seit der Theilnahme an dem vor mehreren Jahren bei Nordstemmen abgehaltenen Uebungslager des 10. Armee⸗ Torps an keinem größeren Manöver Theil genommen und selbst die eigentlichen Felddienstübungen waren bei demselben in den Hinter⸗
rund getreten, da dasselbe mehrere Jahre hindurch in seiner vollen Stärke überall nicht einberufen wurde. Der seit Anfang die⸗ ses Jahres zum Commandeur unseres Kontingentes ernannte Major von Bültzingslöwen hat nun, in der richtigen Er⸗ kenntniß, daß nur durch größere gemeinsame Uebungen die volle Ausbildung der Leute erreicht werden kann, bei der Behörde erwirkt, daß das Bataillon in diesem Herbste in seiner vollen Stärke ein⸗ berufen wurde und daß zum Schluß der Uebungen auf 14 Tage
ein Zeltlager bei dem eine Stunde von Lübeck an der mecklenburger Grenze belegenen Dorfe Schlutup bezogen wird. Das Bataillon
hat das Lager heute Morgen bezogen und wird bis zum 21. d. M. in demselben verweilen; alsdann treten die üblichen Beurlaubungen ein, nach welchen das Kontingent nur in einer für Garnisondienst gerade ausreichenden Stärke präsent bleibt.
Hessen. Darmstadt, 6. September. (Darmst. Ztg.) Heute fand im Jagdschlosse Kranichstein Familientafel bei Sr. Hoheit dem Prinzen Ludwig statt. — Abends 8 ¾ Uhr setzten Ihre Majestät die Königin Victoria vom hiesigen Bahnhofe aus, wohin Sie Se. Königliche Hoheit der Großherzog und der Prinz und die Prin⸗ zessin Ludwig geleiteten, mit einem Extrazuge der Main⸗Rheinbahn die Reise nach England fort. Ihre Majestät waren wieder von Ihren vier jüngsten Kindern, den Prinzessinnen Helena, Louise und Beatrix, und dem Prinzen Leopold begleitet.
. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Wales werden am 8. d. dahier eintreffen und im Großherzoglichen Palais absteigen.
Oesterreich. Wien, 7. September. Bekanntlich wurde in Folge der Kaiserlichen Entschließung vom 3. Juli 1865 die straf⸗ gerichtliche Untersuchung wider alle jene, welche sich nur in entfernterer Weise der Unterstützung des Insurrectionskampfes in Russisch⸗Polen schuldig gemacht haben, eingestellt und wurden außerdem durch Kaiserlichen Gnadenakt vom 31. Juli 1865 auch in Galizien eine
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größere Zahl von Personen, welche wegen einer durch die Prese begangenen strafbaren Handlung verurtheilt waren, von jeder 8 ren Strafe befreit, so wie auch derlei strafgerichtliche Untersuchungen sogleich eingestellt worden sind. Die »Wiener Ztg.⸗ theilt heute mit, daß noch weitere Kaiserliche Gnaden⸗Akte auch für eine Anzahf von Personen eingetreten sind, die an der gedachten Bewegung im höheren Grade betheiligt und mehr gravirt schienen. 8
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Belgien. Brüssel, 6. September. (Köln. Ztg.) Die Zu⸗ sammenkunft zwischen dem Könige Leopold und der Königin Victorig soll in Ostende, und zwar morgen stattfinden. Die Königliche Familie hat deshalb ihren Aufenthalt in dem Seebade verlängert. —
Großbritannien und Irland. London, 6. Septem. ber. Ein kurzes (bereits veröffentlichtes) Telegramm, welches dem Ministerium des Auswärtigen von dem britischen Generalkonsul in Egypten zugegangen ist, bringt die Nachricht, daß der Kaiser von Abyssinien den englischen Konsul Capitain Cameron in Frei⸗ heit gesetzt hat. Wahrscheinlich ist es den Bemühungen des Arme⸗ niers Rassam, der im Dienste der englischen Regierung steht, ge⸗ lungen, die Freilassung Cameron's zu erwirken, denn Rassam über⸗ brachte die Mittheilung selbst nach Suez. Ob auch die von Kaiser Theodorus gefangen gehaltenen Missionaire aus der Haft erlöst wor⸗ den sind, meldet das Telegramm nicht, woraus ein ungünstiger Schluß zu ziehen ist.
In Harwich ist eine russische Dampffregatte, welchhe
sechs Kanonen trägt, eingelaufen, um Kohlen einzunehmen. Nur
» Auf die an uns ergangene Einladung zu einer Versammlung der wenige Meilen noch war sie vom Hafen entfernt, als ihr das Brenn⸗
material ganz und gar ausging, und um die Küste zu erreichen, war sie genöthigt, fast das ganze Mobiliar an Bord den Flammen zu opfern, um nur Dampf genug für die kurze Strecke zu entwickeln.
Frankreich. Paris, 6. September. Die Zusammenkunft des Kaisers mit der Königin Isabella findet am 9ten in San Sebastian statt. Letztere wird in diesen Tagen den Marquis von Tagliacarne, den italienischen Gesandten, feierlich empfangen, damit ihr derselbe den Prinzen Amadeus offiziell vorstellen kann. Die Königin Christine traf gestern von ihrer spanischen Reise wieder auf ihrem Schlößchen Mondesir bei Havre ein.
Berryer ist eben auf seinem Landgute Angerville mit der Her⸗
ausgabe des reichen und interessanten Materials seiner Reden be⸗ schäftigt. Mehrere seiner Freunde, besonders Andral, unterstützen ihn in dieser Arbeit.⸗ EE1 gehen der Akademie der Wissenschaften und der Medizin neue Heilmittel gegen die Cholera zu. Die interessanteste Mittheilung war aber das letzte Mal die Versicherung des berühmten Arztes Velpeau, daß bis zur Stunde noch kein epidemischer Cholerafall in Paris konstatirt worden sei.
Cherbourg, 7. September. (W. T. B.) Die hier stationir⸗ ten Geschwader, die morgen abgehen sollten, werden bis auf wei—
Italien. Florenz, 7. September. (W. T. B.) Durch Königliches Dekret wird das Parlament aufgelöst; die Wahlen sind auf den 22. Oktober festgesetzt, der Zusammentritt des Parla⸗ ments wird am 15. November erfolgen.
Am 10. September kehrt der Papst nach dem Vatikan zurück. In dem Konsistorium am 25. Oktober wird, wie versichert wird, Pius IX. offiziell von den Verhandlungen zwischen ihm und dem italienischen Bevollmächtigten reden.
Der »Apennino« zeigt an, daß das Dekret, welches die Errich⸗
tung von weltlichen Gymnasien in den auf Befehl der Regierung G Seminarien gestattet, die königliche Sanction erhal⸗ ten hat.
Man erfährt durch die »Nazione⸗, daß der Ingenieur B. Vi⸗ giani der Munizipalität von Florenz sein Projekt für die Leitung des Wassers der Arno⸗Quellen vorgelegt hat. Seiner Ansicht nach können sie täglich 7000 Kubikmetres oder 46 Litres Wasser für jeden öee liefern, wenn man die Bevölkerung auf 150,000 Seelen rechnet.
Mailand, Ende August. Die Steuer auf das bewegliche Gut rief dieser Tage in der Mailänder Provinz neue Unruhen her⸗ vor. Zu Legnano nahmen sie einen solch drohenden Charakter an, daß die dortige Behörde sich gezwungen sah, zur Unterdrückung der⸗ selben in aller Eile eine Compagnie Scharfschützen aus dem Lager bei Somma kommen zu lassen, und nur mit Mühe und nicht ohne Blutvergießen konnte die Ruhe hergestellt werden. Zu Verano, bei Carate am rechten Ufer des Lambro, beschädigten und entwurzelten die Bauern den größten Theil der Pflanzungen des dortigen Kom⸗ munal⸗Steuereinnehmers. Auch in Arluno fanden solche bedauerns⸗ würdige Scenen gegen Grundbesitzer statt, und auch dorthin mußte eine Compagnie Schützen von hier abgesandt werden.
Griechenland. Der König von Griechenland ist am 25. August in Begleitung des französischen und des preußischen Ge⸗ sandten in Korfu angekommen. ö 1
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Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. September.
Der ⸗Kr. B.“ vom 2. September schreibt: Der Großfürst General⸗ Admiral Konstan tin Nikolajewitsch langte gestern gegen 4 Uhr auf der Fregatte »General⸗Admiral« in Kronstadt an. Die Fregatte hat die Fahrt von Kopenhagen nach Kronstadt wohlbehalten und in ungewöhnlich kurzer Zeit zurückgelegt. Sie verließ die Hauptstadt Daͤnemarks am 29. August um 6 Uhr Nachmittags und hat somit 720 Meilen in 70 Stunden gemacht. Die übrigen Fahrzeuge des Geschwaders werden von Stunde zu Stunde erwartet. Der gesunkene Monitor „Ssmertsch⸗ ist, wie dasselbe Blatt in Folge einer durch den Telegraphen aus dem Barö⸗Sund erhal⸗ tenen Nachricht meldet, am 1. September gehoben und schwimmt frei auf dem Wasser.
Nach der »R. St. P. Z.“ Preßgesetz promulgirt worden.
ist neuerdings das finnländische
Jeder volljährige unbescholtene Finnkänder hat das Recht, an seinem Wohnorte periodische Druckschriften nach eingeholter Erlaubniß herauszugeben. In Hel⸗ singfors und Abo ist bei Herausgabe eines Tagesblattes der Betrag von 4000 Mark (1000 R.) zu hinterlegen, bei Herausgabe einer zwei bis fünf Mal wöchentlich erscheinenden Zeitschrift die Hälfte, bei Herausgabe einer ein Mal wöchentlich erscheinenden Zeitschrift ein Viertheil dieses Betrages; diese Summen sind für die übrigen Städte Finnlands auf die Hälfte ermäßigt. Für Verletzung der Preß⸗ gesetze werden Geldstrafen erhoben, bis zu deren Berichtigung das Erschei⸗ nen des betreffenden Journals sistirt wird: der Herausgeber haftet für die Erlegung dieser Pönen mit seinem gesammten Vermögen. Die Uebertragung des Rechtes zur Herausgabe einer Zeitschrift kann nur unter Mitwirkung der Obrigkeit geschehen. Werden in einem ournal Artikel aus anderen Zeitschriften oder aus Büchern abge⸗ druckt, so muß bei 20 Mark Strase die Quelle angegeben werden. Bei 100 Mark Strafe müssen eingesandte sachliche Berichtigungen, die doppelt so lang als die Artikel, welche sie veranlaßten, sein dür⸗ fen, abgedruckt werden; obrigkeitliche Erlasse müssen bei gleicher
Strafe binnen zwei Tagen abgedruckt sein. In Weigerungsfällen tritt Geldstrafe, resp. Suspension des Journals ein. Das neue Ge⸗ setz tritt mit dem 1. Januar 1866 in Kraft.
Warschau, 6. September. Als Ergebniß der in Betreff der andern Feuersbrünste angeordneten amtlichen Untersuchungen wird der »Bromb. Patr. Ztg.“ gemeldet. »Daß die Feuersbrünste in letzter Seit dreifacher Natur seien: Fahrlässigkeit, begünstigt durch die große Hitze und Trockenheit, sowie Gewitterschäden, dann Brand⸗ stiftungen politischer Verbrecher und endlich drittens solche, bei wel⸗ chen eine verbrecherische Gesellschaft auf hohe Versicherungen von Gebäuden und Mobilien bei der Landes⸗Feuer⸗Versicherungs⸗Direction und Erpressung von Provisionen spekulirte und dieses durch Brand⸗ stitung zu realisiren trachtete. Die bei dem großen Brande von Siedletz (ehemaligen Gouvernementsstadt von Podlachien) auf der That ergriffenen Brandstifter, ließen keinen Zweifel darüber, daß im Lande, sowie in den westlichen Gouvernements des Kaiserreichs eine politische Bande ihr Wesen treibt, welche vom Ausland, d. h. von der polnischen Emigration fanatisirt, aus Rache Verderben bringen will über das ohnehin unglücklich von ihnen gemachte Land. Was die zweite Abtheilung der Brandstifter aus Speculation einer jüdischen Verbrecher⸗Compagnie betrifft, so wollen wir voraus⸗ schicen, daß die Gesammt⸗Versicherungs⸗Summen der Immobilien von 15,220 Personen auf 127,817,411 RS. angegeben und davon 89,045,834 RS. von der Versicherungs⸗Direction acceptirt sind. Dabei ist Warschau durch 1192 Versicherungen mit 112,965,628 resp.
78,944,324 RS. betheiligt. Der Durchschnitt der Versicherungssumme
bei 14,028 Versicherten in den Gouvernements beträgt daher durchschnitt⸗ lich ca. 8000 RS. An der Spitze dieser Bande standen in Warschau Itzig Wolberg und Bendet Wolff. Ihre Agenten und Theilnehmer, deren eine ganze Menge verhaftet ist, waren im ganzen Lande, namentlich im Radomer Kreise Opatow, verbreitet. Sie wußten von jedem Brande sogleich, erwarteten die Beschädigten hier bei der Empfangnahme der Versicherungssumme und erpreßten unter der Drohung, sie als Brandstifter zu denunziren, bedeutende Provi⸗ sionen. Die Verhaftung des hiesigen hierin verwickelten Feuer⸗Ver⸗ sicherungs⸗Directions⸗Agenten Abraham Kaminski, wirft auf die Verwaltung des allgemein als rechtlichen und thätigen Beamten geachteten Landes⸗Feuer⸗Versicherungs⸗Direktors von Wierniewicz durchaus kein nachtheiliges Licht. Die Untersuchungen baben ihren Fortgang. 8 8 8 8 11“ 1A“
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1“ LEI Dänemark. Kopenhagen, 5. September. In der gestrigen Sitzung des Volksthings ward der Verfassungsentwurf nach vier⸗ stündiger Debatte mit 61 gegen 32 Stimmen durch Namenaufruf
ohne Verweisung an einen Ausschuß zur zweiten Behandlung gestellt.
Amerika. Wie der New⸗Yorker⸗Times⸗ aus Washington geschrieben wird, herrscht in wohlunterrichteten Kreisen die Ansicht, daß die Regierung die Führer der Rebellion, die noch auf freiem Fuße seien, verhaften und vor Gericht stellen lassen, dagegen alle anderen durch eine Proclamation begnadigen werde⸗ Einer der zur Vertheidigung des Expräsidenten der Conföderation bestellten Advo
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katen macht bekannt, daß Jefferson Davis durchaus nichts mehr von seinem bevorstehenden Verhöre wisse, als das Publikum, und citirt ein Schreiben des Verhafteten vom 15. August, worin es heißt: »Ueber die Anklagen gegen mich, deren Quelle und den Ge⸗ richtshof, vor welchen ich gestellt werden soll, bin ich vollständig im Unklaren. Ihr Brief gab mir die erste Andeutung von der in Washington gegen mich vorgebrachten Anschuldigung. — In Washington ist ein polnischer Agent angekommen, um Unter⸗ stützung für eine große Anzahl von Polen zu erwirken, welche ein⸗ wandern und sich in Virginien niederlassen wolle
8 FTelegraphische Depes aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.
Madrid, Donnerstag, 7. September, Abends. Die Königin hat den italienischen Gesandten Marquis von Tagliacarne in einer Antritts⸗Audienz empfangen. Prinz Amédée von Italien war bei der Königin zur Tafel geladen. Madrid, Freitag, 8. September, Vormittags. In politischen Kreisen ist von dem Projekte einer Vermählung der Infantin Isabella, ältesten Tochter der Königin von Spanien, und des Prinzen Amadeus von Italien ernstlich die Rede.
Florenz, Donnerstag, 7. September, Nachmittags. Der König reist heute Abend nach Turin ab. Der spanische Gesandte Graf Ulloa ist hier eingetroffen.
Florenz, Freitag, 8. September, Vormittags. Der König ist nach dem Lager von Somma abgereist
Knunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.
— Der Oberlehrer W. Schmitz in Saarbrücken hat als größere Zu⸗ gabe zu der Einladung für die Schlußprüfung des Königlichen Gymnasiums daselbst einen interessanten Aufsatz über die politischen Zustände und Per⸗ sonen in Saarbrücken in den Jahren 1813, 1814 und 1815 bis zur Vereinigung des Saarbrücker Landes mit Preußen, nebst Aktenstücken, veröffentlicht. Es geht daraus unter Anderem hervor, berichtet die »Köln. Ztg.«, der diese Mittheilung entlehnt ist, daß der im Jahre 1862 zu Bonn verstorbene Ober⸗Bergrath H. Böcking besondere Verdienste um die Wie⸗ dervereinigung des Saarbruͤcker Gebietes mit dem deutschen Vaterlande sich erworben hat. Charakteristisch ist der abgedruckte Auszug eines Briefes des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm vom 11. Januar 1834 an den damaligen Bürgermeister von Saarbrücken, späteren Ober⸗Berg⸗ rath H. Boͤcking, welcher ebenfalls eine hierauf bezügliche und bestä⸗ tigende Anerkennung enthält. Die mitgetheilte Stelle des Briefes, welcher nach einer Rheinreise des Kronprinzen und einem herzlichen Empfange in Saarbrücken geschrieben ist, lautet: »Ich grüße mit Liebe und Entzücken die Erinnerung jener schoͤnen Tage, ganz Saarbrücken und St. Johann und alle biederen deutschen Männer und Frauen, denen ich dort und bis Ottweiler begegnet bin, insonderheit alle meine freundlichen Tänzerinnen aus dem Weißen Saal im Schloß sowohl, als aus den hellen prächtigen Räu⸗ men (des Casino's); ich grüße die heiligen Hallen von Arnual und die herr⸗ liche Brücke und freundlichen Ufer, aufwärts und abwärts, und den bren⸗ nenden Berg und alle seine schönen Genossen, die das Thal umlagern; ich grüße mit herzlichem Händedrucke den edlen Mann, der zuerst den Muth hatte, auszusprechen, jene Gauen möchten unter den Fittichen unseres Adlers wieder deutsch werden. Gott segne ihn und gebe uns bald ein frohes und freundliches Wiedersehen «
— Der Rathhausbau in Köln schreitet nach Mittheilung der »Köln. Ztg.« planmäßig voran. Die Zimmerleute sind nunmehr mit dem Auf⸗ stellen des Dachstuhls über dem bis dahin noch unbedacht gewesenen Theile des Hansa⸗Saales fertig geworden. Die in Werksteinen anssafag westliche Umfassungsmauer des sogenannten Rittersaalbaues ist bereit bis zur zweiten Etage gediehen. Diesen baulichen Entwickelungen ent⸗ sprechend, hat auch die Herstellung des prächtigen Rathhansthurmes ihren erfreulichen Fortgang. 8
London, 6. September. Die geschäftige Centralstadt Englands, Birmingham, ist voller Erwartung, denn morgen wird in ihr die bri⸗ tische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft ihre dies⸗ jährige Versammlung eröͤffnen. Es ist unter den 35 Jahreszusammenkünften, welche der Verein gehalten hat, das dritte Mal, daß die Wahl auf Bir⸗ mingham gefallen ist. Vor einem Jahre war Bath der Ort, welcher bei der Gesellschaft Gnade gefunden hatte. Das Boͤrsengebäͤude ist dem Vereine zur Verfügung gestellt worden. Der Nachfolger des vorigjährigen Präsiden- ten, Sir Charles Lyell's, wird in diesem Jahre Hr. John Philips, Pro. fessor der Geologie in Oxford, sein; als Vice⸗Präsidenten fungiren der Earl von Lichfeld, der Earl von Dudley, Lord Lyttelton, Hr. W. Scholefield, der Bischof von Worcester u. A. Die Versammlung wird sich in 7 Sectio⸗
nen theilen: in der mathematisch⸗physikalischen führt den Vorsitz Hr. W. Spottisworde, in der chemischen Professor W. Q. Miller, in der geologischen Sir Roderick J. Murchison, in der geographisch⸗ethnologischen Sir Henry Rawlinson, in der volkswirthschaftlich⸗statistischen Lord Stanley (Sohn des Earl von Derby), in der mechanischen Sir W. Armstrong; wer der zoolo⸗ gisch⸗botanischen Section präsidiren wird, verlautet noch nicht; der hierher gehörigen Subsection der Physiologie ist Professor Acland vorgesetzt worden.
Eine kleine Emeute wird die anthropologische Gesellschaft wahrscheinlich her⸗