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Oesterreich. Wien, 4. Oktober. Die »General⸗Correspon⸗ denz⸗ theilt mit, daß die Ernennung des Freiherrn v. Hübner zum Botschafter in Rom eine vollzogene Thatsache sei und daß der Freiherr v. Bach ehestens nach Rom gehen werde, um sein Abbe⸗ rufungsschreiben zu überreichen.
Pesth, 3. Oktober. Heute um 9 ¾ Uhr Vormittags wurde unter dem Vorsitze des Oberbürgermeisters die erste General⸗Ver⸗ sammlung der im Jahre 1861 gewählten städtischen Repräsentanten eröffnet. Der Oberbürgermeister schloß eine kurze Ansprache über den Zweck der Generalversammlung mit einem Eljen auf Se. Ma⸗ jestät den Kaiser, in welches die versammelten Repräsentanten enthu⸗ siastisch einstimmten. Hierauf wurde die Wahl des Notärs aus der Versammlung vorgenommen. Nach Verlesung des Einberufungs⸗ schreibens wurde zur Feststellung der Wahlbezirke und Wahl der Ausschüsse geschritten und hiernach die Sitzung geschlossen. Der Oberbürgermeister forderte die Versammelten auf, morgen zur Feier des Kaiserlichen Namensfestes bei dem Festgottesdienste zu erscheinen. Die Einladung wurde mit einem enthusiastischen Eljen aufgenommen.
Großbritannien und Irland. London, 3. Oktober. Aus Dublin wird telegraphisch berichtet, daß der Fenierprozeß gestern sein erstes Stadium damit vollendet hat, daß fünf der An⸗ geklagten, Luby, O'Leary, O'Connor, O'Donovan und O'Keeffe wegen Hochverraths vor das zuständige Gericht verwiesen worden sind. Der Schneider (oder richtiger Marchand⸗Tailleur) Hopper, den man als den finanziellen Agenten der Brüderschaft ansieht, ist auf den künftigen Montag zur Erneuerung der Voruntersuchung geladen. In Cork sind noch zwei weitere Verhaftungen vorgenom⸗ men worden.
Frankreich. Paris, 3. Oktober. Von allen Seiten trifft die Bestätigung von der bevorstehenden Konzentrirung der französi⸗ schen Occupations⸗Armee im Kirchenstaate auf drei Punkte ein; die geräumten Grenzpunkte werden von päpstlichen Soldaten besetzt. Ob die Franzosen auch Civita Vecchia auf Tag und Stunde räumen werden, hängt augenscheinlich zum großen Theile von der Besonnen⸗ heit der italienischen Staatsmänner ab.
Dem »Pays⸗ wird aus Algier gemeldet, daß das Transport⸗ schiff »Amazone⸗ am 28. September nach Mexiko abgegangen ist.
Spanien. Aus Madrid, 3. Oktober, wird telegraphirt: »Die Regierung hat beschlossen, den auf die heiligen Stätten bezüg⸗
lichen Posten, welchen in Rom bisher Fernando Souza bekleidete,
abzuschaffen..⸗ 1
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Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. Oktober. Aus Iljinskoje vom 1. Oktober wird gemeldet, daß Ihre Kaiserlichen Majestäten von Iljinskoje nach Moskau abreisten. In Moskau angekommen, besuchten Ihre Majestäten die Kapelle der Mutter Gottes von Iberien und begaben sich von da nach dem Kreml⸗
Palais. Von der polnischen Grenze, 3. Oktober. (Osts. Stg.) nach Erweiterung
Auch in Sibirien ist ein reges Streben
und Verbesserung des Schulwesens erwacht. Im Gouvernement Tobolsk hat sich auf Anregung der Regierung ein aus Schulmännern bestehendes Comité zu dem Zwecke gebildet, den Zustand der bestehenden Elementarschulen zu prüfen und Vor⸗ schläge zur Verbesserung derselben und zur Gründung neuer Elementarschulen zu machen. Auf Veranlassung dieses Co⸗ mites fand am 6. August in Tobolsk eine Pädagogen⸗ Versammlung statt, der sämmtliche Schul⸗Inspektoren des Gouvernements und 28 Lehrer beiwohnten und in der die Mittel zur Hebung des Schulwesens berathen wurden. Zugleich war eine Ausstellung von Schulbüchern veranstaltet, an der sich das Gymnasium und die Militairschule zu Tobolsk und das Kadetten⸗ corps zu Omsk betheiligten. — Der frühere General⸗Gouverneur Graf Murawieff hat sich auf sein Gut in der Nähe der Stadt Pskow zurückgezogen und benutzt die ländliche Einsamkeit zur Ab⸗ fassung einer Geschichte des letzten Aufstandes in Litthauen. — Die Zahl der in Litthauen wegen Verdachts der Brandstiftung verhafteten polnischen Edelleute beträgt nahe an 100, Die Unter⸗ suchung gegen dieselben ist noch nicht beendigt. Die Brände haben seit den Verhaftungen immer mehr aufgehört. — Die Direction der noch im Laufe d. J. zu eröffnenden Deutschen Hauptschule in War⸗ schau ist einem evangelischen Geistlichen, Dr. Baekmann, übertragen worden. — Der Andrang zur Warschauer Universität ist beim be⸗ ginnenden Wintersemester außerordentlich stark. Bereits haben sich 1400 junge Leute zur Immatriculation gemeldet.
Dänemark. Kopenhagen, 2. Oktober. (H. N.) Die jüngste Doppelnummer der⸗Departements⸗Tidende⸗ theilt den Wort⸗ laut der zwischen Dänemark einerseits, und Schweden und Norwe⸗ gen andererseits resp. unterm 30. und 23. Juni d. J. abgeschlosse⸗ nen Postoonventionen mit. Die Ratifikationen dieser Verträge sind am 8. September in Stockholm ausgewechselt worden, und die Verträge selbst bereits am 1. d. M. in Kraft getreten.
— Vor einiger Zeit fanden hier in Kopenhagen umfangreiche
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Untersuchungen wegen Verkaufs gefälschten Kaffee's statt und viele Gewürzkrämer wurden in Folge dessen mit Geldstrafen belegt. In diesen Tagen hat die Polizei sich veranlaßt gesehen, den von den Krämern verkauften Salep untersuchen zu lassen. Bei 80 Krämern war der Salep in dem Grade verfälscht, daß der Polizei⸗Direktor die Verkäufer bei dem öffentlichen Polizeigericht zur Verantwortung gezogen hat.
Die direkte Telegraphenverbindung zwischen Seeland und Jüt⸗ land ist jetzt hergestellt. Das unterseeische Kabel zwischen Refnäs und Samsö, so wie zwischen dieser Insel und Helgenäs in Jütland ist in diesen Tagen untersucht und in vollkommen gutem Stande befunden. Hoffentlich wird diese Telegraphenanlage recht bald der öffentlichen Benutzung übergeben werden.
— 4. Oktober. Heute erfolgte durch den Ingenieur Kröhnke die Einzahlung der mit dem Londoner Hause Chapmann u. Co. für den Bau der Eisenbahn Kopenhagen⸗Hamburg bedungenen Cautionssumme von 20,000 Pfd. St. an die Staatskasse.
Der vom Reichraths⸗Landsthing in dritter Lesung an.⸗ genommene ursprüngliche Grundgesetzentwurf wird Sonnabend den 7. d. vom Folkething in einer einzigen Sitzung behandelt wer⸗ den. Man erwartet Ablehnung und Verweisung an den gemeinsamen Ausschuß beider Thinge. 5 “
Amerika. New⸗York, 23. September. as Staats— Departement fordert alle Bürger, welche seit Februar 1853 unkon⸗ traktliche Ansprüche gegen ausländische Regierungen haben, auf, ihm dieselben sammt den betreffenden Beweisstücken einzuschicken. Die Convention des Staates New⸗York billigt die Politik der Regierung. Die Demokraten Wisconsins, obgleich im Allgemeinen der gleichen Ansicht, haben sich doch gegen die Verleihung der politischen Rechte an die Neger ausgesprochen. Die Staats⸗Convention von Alabama hat die Hauptpunkte der gegenwärtigen Constitution ratifizirt. Die Regierung sistirte die Confiscation in Virginien. Präsident John⸗
son wird sich dem Vernehmen nach vor dem Zusammentritt des Kongresses nach Wilmington, Charleston und Savannah begeben. Das Heer auf Cuba wird reduzirt. In einem Briefe vom 7. August kündigt der Präsident Juarez seinen Entschluß an, den Kampf fortzusetzen, und behauptet, beträcht⸗ liche Streitkräfte zu besitzen. 8
— Im Herbst 1863 setzte die Ostpreußische landwirthschaftliche Central⸗ stelle einen Preis aus für die beste Schrift, enthaltend eine allgemeine faß⸗ liche Beleuchtung und Begründung der Erfordernisse, welche an den Bau von ländlichen Arbeiterwohnungen zu stellen sind. Zur Bedingung wurde gemacht, daß dieselbe vorzugsweise die Verhältnisse der Provinz Preußen berücksichtigen solle; und lag dem Preisausschreiben hauptsächlich die Ueber⸗
zeugung zu Grunde, daß ein großer Theil der ländlichen Arbeiterwohnungen
nicht den Ansprüchen genüge, welche an dieselben gestellt werden müßten;
daß es daher für die Gutsherren höchst wünschenswerth sei, eine Anregung und Anleitung zur Ausführung solcher Wohnungen zu erhalten. Unter den ein. gelaufenen Konkurrenz⸗Arbeiten wurde von der Kommission der Preisrichter
eine Schrift gekrönt, welche von dem Dr. Frhrn. v. d. Goltz, Kgl. Domai⸗ nen-Administrator und Lehrer der Landwirthschaft an der Akademie Waldau, und W. Kinzel, Baumeister und Lehrer der Baukunde und Mathematik ebendaselbst, verfaßt ist. Dieselbe ist nun vor Kurzem (Königsberg und Tilsit. Th. Theile’'s Buchhandlung. Ferdinand Beyer. Preis 1 Thlr. 5 Sgr.) unter dem Titel: »Ländliche Arbeiterwohnungen oder Darstellung der Nothwen⸗ digkeit einer Verbesserung der ländlichen Arbeiterwohnungen nebst Vorschlägen und Zeichnungen zu ihrer zweckmäßigen Ausführung« auch im Druck erschienen. Dieselbe bespricht die Nothwendigkeit guter Arbeiterwohnungen aus Gründen für die Gesundheit und für die Sittlichkeit der Arbeiter, so wie um bei den⸗ selben den Sinn für Reinlichkeit, Ordnung und Wirthschaftlichkeit zu begründen und zu fördern. Dann stellt sie die Anforderungen an gute Arbeiterwoh nungen im Allgemeinen zusammen. Es folgt eine genaue Anleitung zur Ausführung der Wohnungen unter vollständiger Angabe des zu verwenden⸗ den Materials. Der Schrift sind 21 Blätter Zeichnungen und Pläne bei⸗ gegeben für den Umbau und Neubau aller Arten von zweckmäßigen Woh⸗
nnngen, und werden sämmtliche Baupläne in einem besonderen Abschnitte 69 1 8 Die Verfasser haben sich bemüht, die Darstellung und Pläne so einzurichten, daß es dem ein⸗
des Werks nebst Kostenangaben speziell beschrieben. sichtigen Gutsherrn leicht wird, nach denselben mit bloßer Zuhülfenahme
tüchtiger Handwerker die Wohnungen auszuführen, und die Koͤnigliche Re.
gierung zu Königsberg hat Gelegenheit genommen, in dem Amtsblatt die Gutsbesitzer und Landwirthe auf diese verdienstvolle Schrift unter Abdruck eines Theils aus dem zweiten Abschnitte derselben aufmerksam zu machen.
Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.
— Von den Liedern des Mirza Schaffy Fr. Bodenstedt’s ist im Verlage der Koͤnigl. Geh. Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) die fünfzehnte auf's Neue vermehrte Auflage mit einem Prologe und zwei Titelbildern in Photographie so eben erschienen. sonders handlich und geschmackvoll ausgestattet ist, wird nicht verfehlen, die beliebten Lieder neuen Kreisen zugängig zu machen.
Heidelberg, 30. September. (A. Z.) In der heutigen vierten all⸗
gemeinen Sitzung deutscher Philologen und Schulmänner hielt Hof⸗
rath Urlichs einen Vortrag »über das römische Forum«, indem er dessen
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Ueber die in der Ostsee probeweise begonnene Seefischerei macht
Fischfang auf hoher See umfaßt nämlich: a) die sog. Grundfischerei, welche diejenigen Fische bringt, die unmittelbar am Grunde des Meeres sich aufhalten und dort ihre Nahrung suchen, als: Schollen, Flundern, Butten, Aal und Dorsch; b) den Fang derjenigen Fische, welche vom Grunde entfernt,
Lachs, Hering, Makrele u. s. w. richtig auszuüben, hat das Stralsunder Comité vor Anstellung seiner Ver⸗ suche eine Deputation von Sachverständigen nach den Hauptstationsorten
und Erfahrungen zu sammeln. zunächst nur die Grundfischerei ausgeübt, nach ganz derselben Methode und mit ganz denselben Netzen, wie sie Holsteinern, Holländern und Engländern angewendet werden. Es sind im
Diese Ausgabe, die be mischen, theils ganz windstillen Witterung zusammengenommen 24 Stunden
Dorsch, welcher auf See gleich gesalzen wird. Die Qualität war bedeutend
Geschichte und Wandlungen von den Anfängen der Republik bis in die Zeiten der Cäsaren verfolgte und durch einen von ihm entworfenen Situa⸗ tionsplan zu veranschaulichen wußte. Nach ihm entwarf Direktor Eckstein aus Leipzig ein Bild eines lateinischen Schulmeisters und Gelehrten aus früherer Zeit in der Person des Johannes Sturm aus Straßburg, der
neben Philipp Melanchthon der Schöpfer des deutschen Gymnasialwesens Nachdem noch die Vorsitzenden der einzelnen Sectio-⸗
genannt werden darf. nen über deren Thätigkeit kurzen Bericht erstattet, erklärte Präsident Köchly die 24. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner für geschlossen. Für die nächstjährige Versammlung ist Halle bestimmt; diese Stadt wird zugleich das Jubiläum des 25jährigen Bestandes des deutschen Philologen⸗
Statistische Nachrichten.
Aachen, 1. Oktober. Trotz der hier herrschenden Baulust und der hier entgegenkommenden günstigen Verhältnisse, indem die Stadt innerhalb ihrer Ringmauern noch sehr beträchtliche Garten⸗ und Wiesenterrains hat, ist dennoch die Bevölkerung während der letzten 40 Jahre in viel höherem Maße gewachsen, als die Zahl der Privatwohnhäuser. Nach der offiziellen Volks⸗ zählung im Dezember 1825 hatte Aachen 35,428 Einwohner und 2718 Wohn⸗ häuser, also 1 Wohnhaus auf 13 Einwohner. Nach der letzten offiziellen Zählung betrug die Bevölkerung Aachens, einschließlich des Militairs, 63,800 Köpfe und die Zahl der Wohnhäuser ist auf 3971 ermittelt wor⸗ den, so daß auf 16 Einwohner durchschnittlich 1½ Wohnhaus kommt. Die Bevölkerung der Stadt ist somit in 40 Jahren um 80 pCt. und die Zahl der Wohnhaͤuser in derselben Zeit um 40 pCt. gestiegen.
Hagenow, 29. September. (Mecklenb. Ztg.) 700 Auswanderer passirten gestern unsern Bahnhof, meistens aus dem Osten Mecklenburgs, darunter viele alte Leute.
London, 2. Oktober. Als der Schatzkanzler sein diesjähriges Budget einführte, schätzte er die Einbuße, welche die Staatseinkünfte durch seine Reductionsmaßregeln erleiden würden, auf 3,778,000 Pfd. St., was für das jetzt abgelaufene Halbjahr eine Verminderung von 1,889,000 Pfd. St. ausmachen würde. Statt dessen aber ist, wie untenstehender Ausweis der Staatseinnahmen darthut, ein Minus von nur 1,054,777 Pfd. St. zu ver⸗ zeichnen gewesen und für das abgelaufene Quartal ist statt der berechneten 944,500 Pfd. St. kaum mehr als ein Drittel eingebüßt worden. Der durch die Zollherabsetzung verringerte Preis des Thees hat offenbar die Con⸗ sumtion dieses Artikels bedeutend gesteigert, mit Zucker verhält es sich ähn⸗ lich. Die Accise⸗Einnahmen haben sich dagegen um 20,000 Pfd. St. per Quartal vermindert. Die Revenüen des Postamtes steigen unaufhaltsam,
eisen jetzt wieder ein Plus von 100,000 Pfd. St. auf.
Jahr vom
7 4â gegen 1. Oktob.
1,27. 1864 1864 bis 30sten 89 Septbr. 1865.
temb. 1865 604,000
3. Quartal 1865
5,289,000
gegen 3. Quartal 1864
Abnahme 335,000
21,969,000 Abn. 19,539,000 Zun. 443,000 9,486,000 Abn. 52,000 3,341,000 Zun. 89,000 819,000
7,732,000 Abn. 4,210,000 Zun. 250,000 5,500
2,669,659 Abn. 427,785
4,332,000 „ 20,000 2,272,000 Zunahme 5,000 242,000 „ 74,000
815,00 1,145,00
70,000 297,392
Stempel... Segen...... Einkommen⸗
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Postamt ...
Kronlände⸗
Verschiedenes Abnahme 188,097
Gesammt⸗ summen
§ 14,462,392 Abnahme 330,097] 69,258,659 Zun. 1,115,285
Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten.
der Regierungs⸗Feldmesser O. Amtsberg, technisches Mitglied des betreffenden Stralsunder Comité's, nachfolgende nähere Mittheilungen: Das Comité hat sich die Aufgabe gestellt, zu ermitteln, ob die Ostseefischerei ersprießlich und an welchen Stellen sie auszuführen ist. Die letztere Aufgabe ist schwieriger als man glauben sollte, da die vorhandenen Karten durchaus ungenügenden⸗ Aufschluß geben über die Beschaffenheit des Meeresgrundes, die Anwesen⸗ heit von Steinen und anderen Impedimenten der Grundfischerei. Der
vom Raub oder den Bestandtheilen des Wassers leben, als: Hecht, Barsch, Um nun die Fischerei auf offener See
der Nordseefischerei geschickt, um an Ort und Stelle genaue Erkundigungen Erst dann hat dasselbe durch zwei durchaus
kundige Blankeneser Fischer die Probefischerei beginnen lassen, und zwar ist
in der Nordsee von den
Ganzen erst drei Reisen gemacht und wegen der ungünstigen, theils zu stür⸗ gefischt. Der Fang bestand in dieser ganzen Zeit, außer den zum Selbst⸗
gebrauch von den Fischern entnommenen etwa 600 Stück Fischen aus: 10,400 Stück Schollen und Flundern, 200 Stück Butten, 500 Pfund
schoͤner wie die der Strandfische. Aale sind deshalb nicht gefangen, weil bisher Retze mit zu großen Maschen angewendet sind, vielleicht mag auch der Aal in der größeren Tiefe sich nicht aufhalten, worüber der nächste Versuch Aus⸗ kunft geben wird, da die Fischer jetzt engmaschige Netze mitgenommen haben. Die bisherigen Fänge sind ausgeführt zwischen Wittow und Moen, 4 deutsche Meilen von Rügen entfernt; ferner zwischen Jasmund, Mönchgut und Born⸗ holm 7¾ und 2 deutsche Meilen von Rügen entfernt, bei einer Wassertiefe von resp. 126, 138 und 108 Fuß. Ein Resultat, wie obiges, kann wohl als ein sehr günstiges bezeichnet werden, da bei einer reellen Verwerthung ein Ertrag von mindestens 300 Thalern erzielt werden konnte. Ende dieses Monats wird diese Art des Fischerei⸗Betriebes, d. h. die Grundfischerei, wahr⸗ scheinlich beendigt sein und wird es von dem demnächstigen Entschluß des Comités abhängen, ob die zweite Art des Betriebes, oder der Versuch auf den Fang des Hechtes, Barsches, Lachses, Herings ꝛc. noch in diesem Herbste fortgesetzt werden soll.
Brieg, 30. September. Das Ergebniß des am 28. d. M. hier ab⸗ gehaltenen Wollmarktes ist folgendes: Es sind an der hiesigen Stadt⸗ waage gewogen worden 9 Ctr. 33 Pfd. Wolle, und außer dieser noch etwa 16 Ctr. bereits verwogene Wolle verkauft worden. Der Preis stellte sich auf 63 ¼ bis 66 ¾ Thlr. pro Centner.
Landwirthschaftliche Nachrichten
Königsberg, im September. (Pr. Hand.⸗Arch.) Obgleich das Ge⸗ sammtresultat der diesjährigen Ernte in unserer Provinz noch nicht bekannt, so ist doch leider mit Gewißheit anzunehmen, daß sich die in den letzten Monaten oft gehörten Befürchtungen bewahrheiten werden. Litthauen soll mit Ausnahme weniger Striche über eine geringe Mittelernte nicht hin⸗ aus gekommen sein, und in Masuren deckt der Ertrag von Roggen und Weizen kaum den Bedarf zur Saat, denn es sind bereits größere Ordres zur Befriedi⸗ gung des Konsums hier eingetroffen. In den übrigen Theilen der Provinz scheint man jedoch mit dem Ertrage so leidlich zufrieden zu sein, da die wohl reich zu nennende Ernte von Sommergetreide den Landwirthen einige Entschä⸗ digung für den Ausfall an Roggen und Weizen, welcher letzterer fast überall ausgewachsen ist, gewährt. Das ziemlich günstige Wetter in den letzten Wochen hat das gute Einbringen der Ernte und die vollständige Bestellung der Felder, die bereits in grünem Flor prangen, ermöglicht. Das Fehlen von Aufträgen des Auslandes, die hier zu einer seltenen Höhe angewachse⸗ nen Läger und die aus andern Theilen des Kontinents eingetroffenen Be⸗ richte über den guten Ausfall der Ernte haben die Speculation entmuthigt und eine fast vollständige Stille im Getreidegeschäft hervorgerufen. Wei⸗ zen war im vergangenen Monat vielen Schwankungen unterworfen. An⸗ fangs herrschte flaue Stimmung ohne Kauflust; gegen Mitte des Monats fand aber in Folge der Nachricht, daß England wäaͤhrend der Ernte viel vom Regen zu leiden gehabt habe, eine kleine Steigerung, verbunden mit einigen nennenswerthen Umsätzen, statt. Gegen Schluß des Monats gab sich eine weichende Tendenz bei leblosem Geschäft kund. Von frischer Waare kamen einige Partieen an den Markt; die Qualität fällt schön an Farbe und Korn, doch finden sich selbst in den besten Partieen ausgewachsene Körner. Bezahlt wurde für alte Waare und zwar für hochbunten 122 — 131pfd. 68 — 82 Sgr., bunten 124 — 128 pfd. 66— 75 Sgr., rothen 123 — 130 pfd. 60— 75 Sgr., für diesjährigen hochbunten 127 — 132 pfd. 75 — 83 Sgr., rothen 125 — 129 pfd. 68 — 74 Sgr. Bei ziemlich unveränderten Prei⸗ sen während des ganzen Monats fanden nur geringe Umsätze in Roggen statt. Der Export beschränkte sich auf einige kleine Abladungen nach Nor⸗ wegen, Holland und Stettin. Die Roggenernte soll in Rußland fast gänz⸗ lich mißrathen sein, und behaupten deshalb die jüdischen Inhaber der hier noch am Platze befindlichen ausländischen Läger eine feste Haltung und wollen sich augenblicklich zu keinen Verkäufen verstehen.
München, 1. Oktober. Unser heutiger Haupttag des Oktober⸗ festes war von der schönsten Witterung begünstigt, so daß denn wohl 100,000 Menschen auf dem Festplatz versammelt waren. Se. Majestät der König, welcher mit dem Prinzen Otto um 1 Uhr aus Hohenschwangau hier eingetroffen war, erschien Schlag 2 Uhr auf dem Festplatze und stieg am Königszelt ab, wo sich mit den königlichen Prinzen das diplomatische Corps, die Staatsminister, der Magistrat und das Generalcomité des land⸗ wirthschaftlichen Vereins befanden. Nachdem sich der König einige Zeit mit den im Zelt befindlichen Herren unterhalten hatte — es hatte inzwischen die große Musikaufführung durch sämmtliche hiesige Militairmusiken begonnen — begab er sich, geleitet von dem genannten Comité, auf den Festplatz, urn die dort aufgestellten preisgekrönten Thiere zu besichtigen. Nachdem Seine Majestät in das Zelt zurückgekehrt war, begann der Festzug, dann folgte die Vertheilung der Preise an die Oekonomen unter Vorführung ihrer Thiere, und diesem folgte schließlich das hier landesübliche Pferderennen. Nach Be⸗ endigung des Rennens, nach 2stündigem Verweilen, kehrte der König unter dem abermaligen Jubel des Volks nach der Stadt zurück.
Eisenbahn⸗Angelegenheiten.
Flensburg, 2. Oktober. (N. Fl. Z.) In der heutigen General Versammlung der Schleswigschen Eisenbahngesellschaft wurde nach Gutheißung des Erwerbungsvertrages die Wahl einer definitiven Direction angenommen. Es wurden gewählt mit 4498 Stimmen die Her ren Baron B. von Erlanger, F. von Warnstedt, von Kragh, Schmidt von Leda, J. S. Louth, Konsul Dreifues, L. von Erlanger, Stahmer, Graf von Saurma Jellsch. Der bisherige Secretair des General⸗Bevollmächtig⸗ ten Poulsen, Herr Schröder, wurde zum General⸗Bevollmächtigten erwählt. — Bezüglich der zu erbauenden Abkürzungslinie entschied sich die Ver⸗ sammlung vorbehaͤltlich anderweitiger Vereinbarung mit der Regierung für die Linie von Tarp⸗Eggebeck nach Klosterkrug. Der Vertrag mit der Altona⸗ Kieler Eisenbahngesellschaft ward genehmigt, ferner Anschluß an den deut⸗
schen Eisenbahnverband beschlossen.