8 8
herbeigelockt wurden.
häufigsten gekauft und am besten bezahlt.
Nothwendigste zum Leben, und für den Kultus muß außer dem, was die Kommunen geben, die Regierung jährlich noch 2,200,000 Lire zuschießen.
Insterburg, 15. Oktober. (Tils. Z.) Der heute hier abgehaltene Vieh⸗ und Pferdemarkt, der dritte und letzte dieses Jahres, war von sehr vielen Verkäufern und Käufern besucht. Die große Menge von Verkäufern hat einerseits der große Futtermangel, andererseits die Geldnoth herbeige⸗ führt, während dagegen die Käufer nur durch die Aussicht auf billige Preise Trotzdem war das Kaufgeschäft sehr flau, weil die Käufer, auf die Noth der Verkäufer spekulirend, so geringe Preise boten, daß selten ein Handel zu Stande kam. Unter den Hunderten von Pferden waren nur sehr wenig schöne, die mittlere Sorte wurde von Händlern für annehmbare Preise gekauft. Von Rindern wurde das Schlachtvieh am Heute wurde die von der Kauf⸗ mannschaft schon lange berbeigewünschte Bankkommandite in dem Proviant⸗ Amtsgebäude hierorts eröffnet.
Memel, 17. Oktober. Am gestrigen Tage, berichtet die »Pr. Litt. Stg.«, wurde die Eröffnung der unter dem Kreis⸗Baumeister Hrn. Degna vollendeten Strecke des Minge⸗Drawöhne⸗Kanals unter der Theil⸗
nahme vieler dem Kaufmannsstande angehörender Bürger unserer Stadt
vollzogen. Wird der Kanal, wie es mit Bestimmtheit versichert wird, bis zum Flüßchen Schmeltell in die unmittelbare Nähe unserer Stadt im Laufe der nächsten Jahre fortgeführt, so ist damit nicht allein unser Holz⸗ handel allen Kalamitäten, unter welchen er bisher gelitten, enthoben, son⸗ dern auch die Hoffnung gesichert, daß russische Wittinnen Getreide und an⸗
dere Waaren ungefährdet unserem Hafen zuführen können.
»Daheim« gestern hier angekommen.
Leba, 20. Oktober. (Osts. Ztg.) Für die erste durch Private gegründete Rettungsstation an der südlichen Küste der Ostsee ist das Rettungsboot — In Betreff der Handhabung beim Ablassen des Boots von dem Transportwagen in die See und Wiederhin⸗ aufbringen auf diesen Wagen wurden Proben gemacht, welche die Leichtig⸗ keit des Ab⸗ und Aufbringens genügend bekundeten. Das Boot, gut gear⸗ beitet, bewegt sich leicht und schnell, doch konnte bei ruhiger See ein Urtheil
über die Brauchbarkeit bei hohem Seegange und Sturme noch nicht gefällt
den Uebungen des »Daheim«, so wie zur Beschaffung von Rettungswerk⸗
werden. Es bleibt dies öfter zu wiederholenden Uebungen vorbehalten, welche durchaus nothwendig sind, wenn der beabsichtigte Zweck erreicht werden soll. Ein hier gebildeter, von dem Danziger Bezirksverein ressortirender Lokalverein erstrebt die Mittel zu beschaffen, die zu dem Ernstgebrauch und
zeugen erforderlich sind.
Magdeburg, 21. Oktober. In neuester Zeit, schreibt die »Magdeb.
Ztg.«, sind der Königlichen Regierung wiederholt Mittheilungen von der 45 Kaufmannschaft über Hindernisse zugegangen, welche sich im Fahr⸗
wasser der Elbe zeigen, und die — wie beispielsweise Steine — bei
dem gegenwärtigen niedrigen Wasserstande leichter als zu anderer Zeit be⸗
seitigt werden können. Hinsichtlich eines an der Grenze zwischen Salbke und Westerhüsen durch Auffahren auf einen Stein im Fahrwasser vorgekom⸗ menen Unfalles hat die Regierung der Kaufmannschaft erwidert, daß das dortige Fahrwasser sorgfältig untersucht, ausgesteckt und von Hindernissen, namentlich Steinen, befreit werde, womit ein Aufseher und resp. der Fischer⸗ meister Schmidt von hier mit den nöthigen Mannschaften unausgesetzt be⸗
1b schäftigt seien; im nächsten Jahre beabsichtige die Regierung, das dortige
seien.
linke Ufer weiter ausbauen zu lassen, wozu die Vorarbeiten bereits angeordnet Entsprechend einem von der Regierung angedeuteten Wunsche, von
deu im Strome befindlichen Hindernissen, die gerade von den Schiffsführern
zuerst und am besten erkannt werden, Mittheilung zu erhalten, sind neuer⸗
8 dings Berichte über ein gefährliches Holz erstattet worden, welches in der
8
8
lich Steinen und Baumstämmen zu benutzen;
über ein ähnliches H
6 dem sind nach einer Bekanntmachung der Königlichen Regierung vom 17. d.
Elbe am Kobel'schen Berge, zwischen der zweiten und dritten Buhne liegt, olz an dem Eingange der Baggerelbe und über ein am
Auenwerder bei Rogätz auf der Nordseite liegendes gefährliches Holz Außer⸗
in dem heutigen Amtsblatte die Wasserbauinspectionen hierselbst und zu Genthin und Stendal besonders angewiesen worden, das gegenwärtige über⸗
aus kleine Wasser zur Beseitigung von Schifffahrtshindernissen, nament⸗ gleichzeitig wird durch
die Bekanntmachung das Schifffahrt treibende Publikum auf⸗
gesordert,
E
solche ihm schon bekannte oder noch bekannt werdende Hindernisse einer der drei genannten Inspectionen, oder einem der Buhnen⸗ meister zu Wahrenberg, Werben, Tangermünde, Bittkow, Magdeburg und
Grünewalde, oder dem hiesigen Hafenmeister, oder endlich dem Aufseher auf
der nächsten Baustelle an der Elbe möglichst genau zu bezeichnen; den be⸗ tressenden Beamten ist es streng zur Pflicht gemacht, sofort das Nöthige zu
1 veranlassen. — Von der Königlichen Regierung zu Merseburg ist der Kauf⸗
mannschaft ebenfalls eine Mittheilung zugegangen, wonach auch im dorti⸗
8 gen Regierungsbezirke dafür gesorgt wird, daß die noch bestehenden Mängel
im Fahrwasser der Elbe, sobald es nach Maßgabe der disponiblen Geld⸗
mittel nur irgend zu ermöglichen ist, ebenfalls beseitigt werden. In diesem
Herbst und im nächsten Jahre werden dort mehrere ziemlich bedeutende und ausgedehnte Stromregulirungen zur Ausführung kommen. Carolinensiel, 20. Oktober. (Wes. Ztg.) Dieser Tage wurde die
Austiefung und Begradigung unseres Außentiefs von der Friedr. Schleuse
nach der Rhede beendigt. Durch Vollendung dieser Arbeiten tritt unsere Schifffahrt in ein viel günstigeres Verhältniß, indem jetzt den Schiffen das Ein⸗ und Auslaufen bedeutend erleichtert wird.
— Bürgermeister und Rath zu Wismar haben in der Beilage zur »W. ZB.« vom 19. d. M. eine Verordnung in Betreff der Arbeitszeit und des Tagelohns der Maurergesellen, Zimmergesellen und Maurer⸗Hand⸗ langer veröffentlicht. Darnach sind diese verpflichtet, zu arbeiten: 1) vom 1. Januar bis zum letzten Februar von Licht zu Licht, 2) vom 1. März
bis zum 31. März von 6 — 6 Uhr, 3) vom 1. April bis zum 31. August von 5—7 Uhr, 4) vom 1. September bis zum 16. Oktober von 6—6 Uhr, 5) vom 17. Oktober bis zum 31. Dezember von Licht zu Licht. Die Mau⸗ rergesellen und die Zimmergesellen erhalten einen täglichen Lohn in dem Zeitabschnitte sub 1 von 26 Schill., sub 2 von 32 Schill., sub 3 von 38 Schill., sub 4 von 32 Schill., sub 5 von 26 Schill. Die Gesellen sind schuldig, von diesem Tagelohne 3 Schill. Meistergeld an ihren Meister ab⸗ zugeben. Die hinsichtlich der Arbeitszeit für die Gesellen erlassenen Bestim⸗ mungen normiren auch für die Maurerhandlanger. Eine Lohntagxe besteht aber für dieselben nicht.
— In der nördlichsten jütländischen Stadt Skagen ist am 16. Ok⸗ tober eine Telegraphen⸗Station eröffnet worden, was für auswärtige Schiffs⸗ rheder von Interesse sein dürfte. 8
— (Ueber die sibitrisch⸗amerikanische Telegraphenlinie) welche wahrscheinlich berufen sein wird, die Verbindung zwischen der alten und der neuen Welt zu übernehmen, bringt die »Petersburger Börs.⸗Ztg.« folgende thatsächliche Angaben: Der Bau eines vollständigen Welttelegra⸗ phen geht schnell vorwärts. Bisher ist hierin Folgendes geschehen: 1) Von der Insel New⸗Foundland geht eine Telegraphenlinie durch den amerikanischen Continent bis nach San Francisko in Kalifornien; von da ist sie von der neugebildeten Compagnie des russisch⸗amerikanischen Telegraphen (Collins Overland⸗Telegraph) bis New⸗Westminster, der Hauptstadt des britischen Columbia, geführt worden. 2) Von der Mündung des Amur ist eine Linie bis nach Chabarowka geführt worden. 3) Von Werchneudinsk und Kjachta geht reine ununterbrochene Telegraphenlinie über Ikutsk und St. Petersburg bis zur Westküste von Irland. Auf diese Weise sind zur Vervollständigung der ganzen Linie noch folgende Strecken zu erbauen: a) Von New⸗Westminster durch die Behringsstraße zur Mündung des Amur. b) Von Chabarowka nach Werchneudinsk. c) Vom westlichen Ufer Irlands durch ein unter⸗ seeisches Kabel bis zur Insel Rew⸗Foundland. Der Bau der beiden ersten Linien ist bereits in Angriff genommen und zwar der der ersteren von der amerikanischen Compagnie, der der anderen von der russischen Regierung. Die amerikanische Compagnie hat bereits eine Expedition zur Erforschung des ganzen Küstenstriches, durch welchen die Telegraphenlinie gehen soll, und zur Herbeischaffung der an Ort und Stelle zu beziehenden Materialien ent⸗ sendet. Den Draht und andere Ausrüstungsgegenstände hat sie in England be⸗ stellt, und es ist zu hoffen, daß zum nächsten Jahre Alles zur Stelle sein wird. Die russische Regierung hat die schwierige Linie von Chabarowka nach Werchneudinsk in einer Länge von 2810 Werst zu erbauen. Da zwei Leitungsdrähte nothwendig sind, macht dies eine Drahtlänge von 5620 Werst. Da aber außerdem noch ein zweiter 493 Werst langer Draht von Irkutsk nach Werchneudinsk und ein anderer 880 Werst langer zweiter Draht von Chaborowka nach Nikolajewsk zu führen ist, wird die ganze Drahtlänge 6943 Werst betragen. General⸗Lieutenant von Gerhard, der Direktor der russischen Telegraphen, ist nach dem Auslande beordert worden, um da⸗ selbst die nöthigen Bestellungen zu machen, und nach den letzten Nachrichten hat derselbe bereits 4 Schiffe befrachtet, um gegen 100,000 Pud Materialien nach der Mündung des Amur zu beschaffen. Außerdem hat er zwei kleine Dampfer »Nikolajewsk« und »Ussuri« für den Dienst beim Telegraphenbau
erworben
öA1“ 1 — Vom Riederrhein, 21. Oktober, schreibt man den »Köln. Bl.«: Bei der anhaltend günstigen feucht-warmen Witterung geht die Aussaat in erwünschtester Weise auf. Die Gersten⸗ und Roggenfelder sind bereits allent⸗ halben in Grün gekleidet; die Weizenfelder sind theilweise bestellt. Die Gärten, Felder und Wiesen haben noch Manches nachgeholt und findet sich noch Futter genug, das seit der Trockenheit verschwunden zu sein schien. Das günstige Wetter hat vielfach die Preise der Cerealien gedrückt. Wie bedeutend übrigens das Wachsthum in diesem Jahre war, zeigt sich an den großen Zufuhren von Gartengewächsen auf unsern Wochenmärkten in den letzten Tagen.
Nürnberg, 20. Oktober. (N. C.) Hopfenbericht. Es hat sich als vollkommen richtig bewährt, daß das diesjährige Erntequantum meh als genügend war. Württemberg, Frankreich, die Altmark und Braun⸗ schweig, besonders aber Bayern und Boͤhmen, erzielten einen reichlichen hal⸗ ben Bau, während Preuß.⸗Polen nur ⅛¼ und Baden ½ ergaben. England erhielt diesmal seine zweitgrößte Ernte in diesem Jahrhundert, 600,000 Ctr., welche sich, wenn auch großentheils dunkel, doch gesund erweist. Die Qu lität des belgischen Hopfens ist jetzt sehr gut, und die Quantität besteht au einem fast vollkommenen Bau. Amerika's Ernte wird dem eigenen Ver⸗ brauch genügen. Einer soliden Regulirung der Preise stand bis jetzt die abnorme trockene Witterung entgegen, welche, da sie bei unserer unpraktischen Lufttrocknungs⸗Methode (in England und Amerika wird auf Darren mit heißer Luft getrocknet und dann sogleich gepackt) die Packung erschwerte, die Waare nicht in gehöriger Quantität zu Markt kommen ließ, abgesehen davon, daß sie durch starke Verblätterung meist unansehnlich wurde. Die Preise ftiegen über den berechtigten mäßigen Standpunkt und stehen neuerdings bis Fl. 120 — 125 erste Kosten. Feine Hallertau wurden bis Fl. 140 bezahlt, Spalter Nebengut bis Fl. 175 erste Kosten. Saaz steht nominell Fl. 180 — 200. Der größere Theil des Han⸗ dels beschränkte sich auf den Kauf für den augenblicklichen Konsum, welches Verhalten um so mehr das richtige gewesen sein dürfte, als das eingetre⸗ tene Regenwetter uns Ueberfluß an verkäuflicher Waare bringen wird.
— Der »Odessaer Bote⸗ klagt über Mangel an Getreidezufuhr. Obgleich die Rhede noch keinesweges leer ist, schreibt das genannte Blatt, ist der Frachtlohn doch sehr gesunken, weil keine Frachten vorhanden sind. Obgleich die Getreidepreise sich halten, ja, eher eine Neigung zum Steigen haben, ist die Zufuhr des Getreides, die früher nach Zehntausenden von Tschetwerten berechnet wurde, jetzt kaum nach Tausenden zu zählen, und es
kann sehr leicht kommen, daß wir das Jahr 1866 mit leeren Magazinen beginnen, während sonst um dieselbe Zeit eine Million vorräthiger Ischet⸗ werte darin lag. Es ist dies das beste Maß für den Ausfall der diesjäh⸗ rigen Ernte. Ein solcher Mangel ist um so mehr zu beklagen, als die Preise in Europa voraussichtlich noch steigen müssen und der Odessaer Handel gar keinen Nutzen davon haben wird.
Eisenbahn⸗Angelegenheiten.
— Ueber die Eisenbahnen und Eisenbahnprojekte im Regie⸗ rungsbezirk Königsberg resp. in der Provinz Preußen bringt das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg einen interessanten Uebersichtsartikel, dem wir Nachfolgendes entlehnen. Der mit der Anlage der Königlichen Ostbahn verbundene Aufschwung der Landschaften in der Nachbarschaft dieser Königlichen Bahn, wennschon die Richtung derselben, vorzugsweise durch allgemeine politische und strategische Interessen bedingt, nicht das Herz des Königsberger Regierungsbezirks berührt, läßt große Vor⸗ theile von solchen Eisenbahnlinien erwarten, welche das weite, durch Pro⸗ dukte des Landbaues reich gesegnete Hinterland der Provinz eröffnen und dasselbe durch die schnelle, sichere und billige Communication eines Schienenweges mit den Haupt⸗ und Handelsstädten des Landes, der See und dem Eisenbahnnetze Deutschlands und Rußlands in Verbindung setzen. Die richtige Würdigung dieser Erwägun⸗ gen hatte die Bildung der Privatgesellschaften zum Erbau der Tilsit. Insterburger Eisenbahn und der Ostpreußischen Südbahn, letztere einerseits von Königsberg nach dem Seehafen Pillau, und andererseits von Königs⸗ berg über Pr. Eylau, Bartenstein, Rastenburg nach Lyck zur Folge. Die bereits seit mehreren Monaten im Betriebe befindliche Eisenbahn von Inster⸗ burg nach Tilsit wird auch für den Königsberger Regierungsbezirk von be⸗ sonderer Bedeutung sein, wenn der Eisenbahnbau von Thorn nach Inster⸗ burg zu Stande kommt, und der Schienenweg über Tilsit nach dem See⸗ hafen Memel verlängert wird Uebernimmt der Staat den Brückenbau bei Tilsit selbstständig, so würde es vielleicht nicht schwer fallen, eine Privat⸗ gesellschaft zum Bau der 12 Meilen langen Bahn Tilsit⸗Memel bereit zu finden. Was zunächst die Ueberbrückung des Memelstroms anbetrifft, so besitzt derselbe von den größeren Strömen Preußens allein noch keine stehende Brücke. Die Kalamitäten, welche daraus jährlich im Frühjahr, im Herbst
und in flauen Wintern für den Verkehr entstehen, sind nicht unerheblich. Oft schon im November bedeckt sich der Strom mit einer Eisrinde, welche die Schifffahrt hemmt, ohne in der ersten Zeit Lastfuhren zu tragen; die
Schiffbruͤcke bei Tilsit wird abgetragen und die Communication zwischen beiden Ufern durch Böte unterhalten, bis durch anhaltenden Frost und künst⸗ liche Mittel die Eisbahn nebenbei genügend gestärkt ist, um Lasten tragen
zu können; bis dahin, d. h. oft bis Weihnachten, müssen alle Güter, selbst
Poststücke, abgeladen und mühsam herübergeschafft werden; der dadurch ent⸗ stehende Zeitverlust und die Kosten sind nicht unbedeutend; beim Aufgange des Eises im Frühjahr ist es oft Tage hindurch nicht möglich, Briefe, ge⸗ schweige denn Güter oder Personen über den hochangeschwollenen, breiten und mit Eisschollen bedeckten Strom zu befördern, die Regelmäßigkeit des Postenlaufes wird gestört, und eine Menge von Gütern sammelt sich an demnl Alfer. Nach generellen Ueberschlägen belaufen sich die Kosten der Ueberbrückung auf 2,010,000 Thlr., so daß der Staat zu 4 Prozent jährlich eine Zinsenlast von 80,400 Thlrn. zu übernehmen hätte. Davon kämen in Abzug die direkten Vortheile, welche der Staat nach Erbauung einer Eisenbahn durch unentgeltliche Besörderung der Post⸗ wagen und deren Inhalt (deren jetzige Kosten auf 39,420 Thlr veranschlagt sind), durch Aufhebung des größten Theils der Posthaltereien, durch billigste Beförderung der Truppen und Militair⸗Effekten, und durch die künftig zu erhebende Eisenbahnsteuer gewinnt, und endlich die indirekten Vortheile durch Erhaltung und Vermehrung der Steuerkräfte der rechtsmemeler Kreise. Die Gesammtkosten für die Eisenbahn Tilsit⸗Memel sind, abgesehen von den Kosten der Memelbrücke und von 180,500 Thlr. für Terrainentschädigungen, welche wohl die Kreise und die Stadt Memel übernehmen würden, auf 4,059,500 Thlr. angenommen. Die nach dem gegenwärtigen Geschäfts⸗ umfange und den bei andern Bahnen gemachten Erfahrungen aufgestellte Rentabilitätsberechnung ergiebt, eine Netto⸗Einnahme von 295,115 Thlr. oder 7 ¼ Prozent des Anlage⸗Kapitals. Bei einer für das Bau⸗Kapital fest⸗ zustellenden Rente von etwa 5 Prozent würde also auch auf die Brücken⸗ Anlage ein Zinsengenuß sich ergeben. Diese Rente würde sich aber unfehl⸗ bar steigern, sobald die Bahn von Memel weiter über Polangen — Libau — Mitau bis Riga geführt sein wüͤrde.
Der Betrieb auf der Eisenbahn⸗Linie von Königsberg nach dem Seehafen Pillau ist seit einem Monate eröffnet. Die Vollendung dieser Bahn ist der erste Lohn für die unermüdliche Thätigkeit des Herrn Präsidenten von Saltzwedell und der andern Herren vom Verwaltungsrath für das Zustandekommen der Ostpreußischen Südbahn, und für die Energie der eng⸗ lischen Bau⸗Unternehmer. Die Bahn nach Pillau — sagte der Bericht der Handelskammer zu Tilsit — wird die bisherige schwere Konkurrenz Ame⸗ rika's in England abschwächen, da sie uns die direkte Verbindung mit der See erhält, und eine Ersparniß von gleichsam 6 Monaten Zinsen⸗ und Absatzzeit für Bodenerzeugnisse und Fabrikate herbeiführt; die Konjunk⸗ turen im Auslande werden stets benutzt werden können, und, bevor noch die Zufuhren Amerika's und besonders Rußlands eintreffen können, werden diejenigen der Ostsee bereits am Markte sein, und die ersten Gewinne aus der Nachfrage ziehen, wodurch die höheren Frachten reichlich ausgeglichen werden. Möge das Wohlwollen, welches allseitig diese Bahnlinie begrüßt, eine günstige Vorbedeutung sein für die unbehinderte Vollendung der Bahn⸗ linie von Königsberg nach Rastenburg und Lyck, und für den weiteren Er⸗ bau von Privateisenbahnen in unserm Departement. — In letzterer Be⸗ ziehung beschäftigt jetzt das Projekt einer Eisenbahn von Thorn nach Insterburg auf das Lebhafteste die Erwägungen aller betheiligten Kreise und Personen. Für die speziellere Tracirung der Linie fehlt türlich nicht an verschiedenen vorgeschlagenen Richtungen.
88
Ein in Thorn domizilirtes »Comité für die Eisenbahn Thorn⸗Königs⸗ 6ng bE1“ die Linie ausgebaut von Thorn über Deusch Eylau, Liebemühl, Guttstadt, Heilsber . stei di preußi . Südbahn von 28 1FS- 5 g nach Bartenstein an die ostpreußische
Das »Comité für den Bau einer Eisenbahn Thorn⸗Korschen ⸗Inster⸗ burg« zu Bischofsburg operirt B. für die Richtungslinie von Thorn über Deutsch Eylau, Osterode, Allenstein, Wartenburg bis in den Bahnhof Kor⸗ schen der ostpreußischen Südbahn, welcher von Bartenstein 3 Meilen entfernt ist, in einer Länge von 30,5 Meilen. 1
Aklndere Richtungen sind noch C. von Alt⸗Hütte über Osterode, Allen⸗ stein, Guttstadt, Heilsberg nach Bartenstein 14 Meilen und D. von Alt⸗ Hütte über Osterode, Allenstein und Seeburg nach Bartenstein 15 ½ Meilen. Das Thorner Comité, welches die Linie A. ausführen will, betont für dieselbe, daß sie die kürzeste Richtungslinie sei und die wenigsten Bau⸗ kosten verursachen würde. Das Thorner Comité hat die Auffassung: bei der Führung der Linie von Deutsch Eylau über Liebemühl, Guttstadt und Heilsberg verbleibe der Verkehr aus den südlichen Theilen des Kreises Moh rungen, der sich in Liebemühl resp. Locken der Bahn anschließen würde, eben so der des Kreises Heilsberg der Bahnlinie; die Kreise Osterode, Neidenburg und Allenstein würden in Liebemühl oder Guttstadt geeignete Anschlüsse an die Bahn finden; der Kreis Ortelsburg würde allerdings den weiteren Weg über Allen⸗- stein nach Guttstadt einschlagen müssen; immerhin seien jedoch die Entfer⸗ nungen nicht so groß, daß hierdurch die Konkurrenz der Produkte dieser Gegenden an dem allgemeinen Handelsverkehre wesentlich erschwert oder unmöglich gemacht werden würde. Die Herstellungs⸗ und Ausrüstungskosten der Bahn von Thorn über Deutsch Eylau, Liebemühl, Gutistadt, Heilsberg nach Bartenstein sind nach dem von der Königlichen Direction der Ostbahn gefertigten Kostenüberschlage auf 10,023,966 Thlr. 15 Sgr., einschließlich der Entschädigung für den erforderlichen Grund und Boden, und 697,190 Thlr. zur Verzinsung der, nach und nach, während der dreijährigen Bauzeit aus⸗ zugebenden Actien, veranschlagt. — Ein Bauunternehmer hat indessen für 9,500,000 Thlr. die Bahn auszuführen sich bereit erklärt; eine Hauptbedin⸗ gung dabei ist aber, daß die betreffenden Kreise nach Verhältniß der Zahl der sie durchschneidenden Kreise die Zinsen von 5,600,000 Thlr. garanfiren. Das Bischofsburger Comité ist bisher mit seinem Projekt der Erbauung der Linie B. von Thorn über Dt. Eylau, Osterode, Allenstein, Wartenburg nach Korschen für die Allgemeinheit nicht so ausführlich öffent⸗ lich hervorgetreten, wie dies das Thorner Comité mit seinem Projekt in einer besonderen Druckschrift (Wie ist die Eisenbahn Thorn⸗Königsberg (Bar- tenstein) am schnellsten und billigsten herzustellen? Denkschrift des Comité's 1 Schnellpressendruck der Raths⸗Buchdruckerei zu Thorn) ge⸗ han hat.
Nach den Anführungen des Thorner Comité's geht das Projekt des Bischofsburger Comité’s für die Linie B. angeblich ungefähr dahin, daß für die Herstellung der auf 11 Millionen Thaler veranschlagten Bahn dem Unternehmer, dem englischen Bankhause Sir Morton Peto in London 13 Millionen Thaler bewilligt werden sollen. Auf Höhe dieses Kapitals sollen Aktien creirt werden, und zwar zur Hälfte Stammaktien, zur Hälfte Prioritäts⸗ aktien. Von den letzteren, welche aus dem Ertrage der Bahn vorweg 5 pCt. Zinsen erhalten sollen, übernehmen die betheiligten Kreise 3 ¼ Millio⸗ nen, beschafen den Nominalbetrag durch zu emittirende Kreisobligationen und zahlen denselben dem Bauunternehmer innerhalb der 4 Baujahre baar aus. Der Unternehmer übernimmt die andern 3 ¼ Millionen Prioritäts⸗ aktien, die von ihnen übernommenen Aktien dürfen die Kreise nicht eher an den Markt bringen, bis der Unternehmer die Seinigen abgesetzt habe. Die Stammaktien, welche der Unternehmer ferner übernähme, haͤtten Anrecht auf eine Dividende, falls nach Berichtigung der Zinsen für die 6 ½ Millio⸗ nen Prioritäten aus dem Reinertrage noch etwas übrig bliebe; wenn dieser den Satz von 6 ⅔ Procent überstiege, so theilen sich Prioritäten und Stamm⸗ aktien den Ueberschuß zur Hälfte. Den Kreisen wird der Grund und Boden zur Bahn in einer Pauschsumme bezahlt, die vereinbart werden soll.
Das Bischofswerder Comité behauptet, die von ihm mit den englischen Bauunternehmern vereinbarten Bedingungen, unter welchen sie den Bau der Bahn übernehmen wollten, forderten von den Kreisen nicht so schwere Opfer, wie ihnen von dem Thorner Comité durch Uebernahme der Zins⸗ garantie auferlegt werden solle, sondern nicht höhere Leistungen, als bei Kreis⸗ Chausseebauten beansprucht würden.
Das Thorner Comité stellt dagegen die technischen Schwierigkeiten, welche angeblich den Bau der Linie Thorn⸗Korschen wegen der Gewässer und des coupirten Terrains begleiten sollen, sowie die Vertheuerung des Bahn⸗ baues um 2 Millionen, indem derselbe auf 11 Millionen veranschlagt sei, nach dem Projekt des Bischofsburger Comité's aber 13 Millionen bezahlt werden sollten.
Nicht mit Unrecht hebt wohl das Bischofsburger Comité hervor, daß seine Linie über Osterode, Allenstein, Wartenburg (statt der über Liebemühl, Guttstadt, Heilsberg) genau die Mitte von Ostpreußen zwischen der Ostbahn und der polnischen Grenze durchschneiden, und sich mehr den in Beziehung auf die Verkebrsverhältnisse bisher so wenig begünstigten Grenzkreisen nähere, während die andere Linie sogar theilweise in das Verkehrsgebiet der Ostbahn greife. Es liegt auch bereits ein Protest aus dem Kreise Osterode gegen das Projekt des Thorner Comités vor, welcher einen Vortheil für den Kreis darin nicht erkennen kann, daß derselbe bei Führung der Linie über Liebemühl für drei den Kreis dort an seiner äußersten nördlichen Spitze durch⸗ schneidende Meilen eine Zinsgarantie von jährlich 24,000 Thlr. übernehmen resp. aufbringen soll.
Inmittelst, um den Streit und die Sonderbestrebungen zu enden, hat sich vor Kurzem das Bischofsburger Comité an den Herrn Handelsminister mit der Bitte gewendet, derselbe wolle sich für eine bestimmte Linie ent⸗
eiden. 6 Königsberg, den 21. Oktober. Wie wir uns dieser Tage persönlich überzeugt haben schreibt, die »Ostpr. Ztg.«, so ist das Eisenbahnplanum der Südbahn von hier bis Bartenstein fertig geschüttet und auch der Schienenweg bereits gelegt. Nur hinter Gr. Lauth ist eine Stelle mit moorigem Untergrund, welche, gleich den Stellen bei Neue Bleiche und Powayen auf der Pillauer Strecke, fortwährende Nachschüttungen bean⸗