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Unter den eine besondere Abstimmung erheischen⸗ den „begleitenden« Umständen sind solche thatsächliche Momente zu verstehen, welche eine in der einfachen Gestalt strafbare Handlung in der Weise qualifiziren, daß dadurch die an sich begründete Strafbarkeit er⸗ höht, vermindert oder gänzlich beseitigt wird.
Daher bedarf es einer besonderen Abstimmung nicht, wenn eine Frage nur die Begriffsmerkmale einer einfachen Strafthat, z. B. des Versuchs eines Todtschlags, enthält. — und statistische Mittheilungen über die Geschäftsverwaltung der ustiz
8 Behörden im Jahre 1864. “
Nachrichten.
— Von Fr. Bodenstedt's gesammelten Schriften, die bekanntlich in einer Gesammtausgabe von 12 Bänden von der Königl Geh. Ober⸗ hofbuchdruckerei (R. v. Decker) verlegt werden, ist soeben der dritte Band erschienen, enthaltend den Schluß der allgemein bekannten und anerkannten Darstellung von »Tausend und Ein Tag im Orient.«
— Auf den Bornstädter Höhen bei Potsdam schreitet, wie die »Dios⸗ kuren« melden, die Ausschmückung des neuen Orangeriegebäudes mit dem Raphaelsaale durch Marmorstatuen mehr und mehr vor. In den Rischen der dortigen Gewächshäuser sollen Marmorfiguren, die Monate und Jahreszeiten darstellend, aufgestellt werden. Der kunstsinnige Begrün⸗ der dieses prächtigen Gebäudes, der hochselige König Friedrich Wilhelm IV., hatte bereits diese Figuren bestimmt und ihre Ausführung namhaften Künstlern übertragen. Von den Statuen sind im vorigen Jahre die Reprä⸗ sentanten des » Januar«, »April«, »Mai« und »Juni« aufgestellt und ihnen gegenwärtig die Figuren des »Juli« und »August« hinzugefügt worden. Die Statue des »Juli«, eine schöne weibliche Figur von edler, harmonischer Körperform, ist von Wolf in Rom. Als Attribut trägt sie im Haar den Aehrenkranz, in der rechten Hand einen Büschel von Aehren. Die Gewan⸗ dung isd die griechische. Die Figur des »August« hat Franz in Berlin modellirt, ausgeführt ist sie von Stutzel in Potsdam. Sie bezeichnet die Jagd. Ein kühner, kräftiger Jäͤger trägt seine Jagdbeute heim, ein erlegtes Reh, welches von seiner Schulter herabhängt, die rechte Hand faßt und stützt den Kopf des Thieres. Beide Statuen sind mit Sorgfalt und Sauberkeit gearbeitet. Im nächsten Jahre werden die noch fehlenden Figuren aufgestellt werden, sie werden die äußere Ausstattung des Prachtgebäudes vollenden und das Imposante desselben erhöhen. Zugleich werden sie aber auch die Erwartung für die Kunstschätze anregen, welche der Raphael⸗Saal in seinem Innern birgt. — Eine andere Schöpfung, die König Friedrich Wilhelm IV. ebenfalls ins Leben gerufen hat, ist ihrer Vollendung zugeführt. Die prächtige Architektur, womit der Pfingstberg gekrönt ist, umgiebt ein Bassin auf dem Scheitel des Berges, zu welchem das Wasser aus dem Jungfernsee durch eine Dampfmaschine hinaufgeleitet wird. Aus diesem Bassin soll den Fontainen das Wasser zugeführt werden, dessen Strahlen im Neuen Garten Frische und Kühlung spenden sollen. Jene Absicht ist jetzt in die Wirklichkeit ge⸗ treten. Vor der Hauptfronte des Marmorpalais, vor welcher die schöne Statue des »Prometheus« von Wolf steht, zu beiden Seiten der mit dem Bildnisse Königs Friedrich Wilhelm II. en reliek geschmückten Ruhebank von Marmor, sind zwei Bassins in gefälligen Formen erbaut: andere, kleinere Fontainen sind in den nächsten Umgebungen des Schlosses angelegt, für noch andere ist die Stelle bereits gewählt und wird damit dem Neuen Garten eine neue Verschönerung hinzugefügt, die ihm Leben und Annehm⸗ lichkeit giebt und zu seinem Besuch einladet.
— Bei der Restauration der evangelischen Kirche in Simmern sind der »Coblenz. Ztg.« zufolge in einer Seitenkapelle in dem Grabgewölbe der herzoglichen Familie von Pfalz⸗Simmern sechs eingemauerte und in Schutt begrabene Särge von Blei und Holz gefunden worden. In dem mittleren, nach seiner Lage dem zuletzt eingefügten, fand sich ein schön ge⸗ arbeitetes Scepter von schöner Silberarbeit mit goldenen Streifen, ein Schwert mit silbernem Gefäß und silbernen Zwingen, ein Griff einer ande⸗ ren Waffe, wabrscheinlich eines Hirschfängers, ebenfalls von Silber, ferner ein goldenes Armband und eine schöne goldene Kette von venetianischer Ar⸗ beit. Auf den Särgen sind verschiedene, noch nicht hinreichend entzifferte Inschriften, und fand sich außerdem noch ein Täfelchen mit der Jahreszahl MDLlIII, dessen Inschrift angiebt, daß eine bayerische Prinzessin dort begra⸗ ben sei. Das Scepter und die Waffen sind augenscheinlich die des Herzogs Reichard von Pfalz⸗Simmern, mit dem die betreffende Linie erlosch.
— Anfangs September ist in Twer in dem Gebäude des dortigen Gymnasiums ein Museum eröffnet worden, welches alle diejenigen be⸗
merkenswerthen Gegenstände aufnehmen soll, die das Gouvernement in natur-
geschichtlicher und ethnographischer Hinsicht aufzuweisen hat.
Statistische Nachrichten. 8
— Im Jahre 1864 betrug bei der Spar⸗ und Leihkasse für die
Hohenzollernschen Lande die Totalverkehrssumme, ohne Ein⸗ rechnung der Kassenbestände, 10,495,031 Fl. 52 Kr., während der Baar⸗ verkehr bei der Hauptkasse zu Sigmaringen und bei der Filialkasse zu Hechingen, ohne Zuziehung der Kassenbestände vom Jahre 1863, in Ein⸗ nahme und Ausgabe 3,161,366 Fl. 24 Kr. betrug.
r Regierungsbezirk Cöln gehört, was den katholischen Kultus betrifft, zur Erzdiözese Cöln, in Betreff des evangelischen Kultus zur rheini⸗ chen Provinzial⸗Synode und steht unter dem Konsistorium zu Coblenz. Am
Ende des Jahres 1864 waren nach amtlichen Angaben A. in den Städten:
andere kirchliche Gebäude und der römisch⸗katholischen und 6 andere auch der vereinigten che Versammlungsorte der Judeu; 255 Pfarrkirchen, 28 Filialkirchen, 151 andere und 164 Kapläne und Vikarien der römisch⸗ arrkirchen, 4 Filialkirchen, 10 andere kirchliche rediger der evangelischen Konfession u
Pfarrkirchen, 1 Filialkirche Räume, 39 Pfarrer und 86 K
apläne und Vikarien 10 Pfarrkirchen,
Filialkirchen Prediger der beiden evangelischen,
Konfession; Räume und 21 ordinirte Konfessionen, außerdem 10 B. in den Landgemeinden: kirchliche Räume, 254 Pfarrer katholischen Konfession; 3 Räume, 37 ordinirte P dienstliche Versammlungsorte der — Nach der Zählung des Stettin: 149 promov. Aerzte, 36 1105 öffentliche Elementarschulen Lehrern und 25 Lehrerinnen. waren 107,697 in die öffentlichen Elemant den noch 87 konzessionirte Privatschulen mit 149
gottesdienstli
nd 34 gottes⸗
Jahres 1864 waren im Regierungsbezirk Wundärzte, 53 Thierärzte und 52 Apotheker. mit 1660 Klassen und 1630 angestellten Von den 129,115 schulpflichtigen Kindern arschulen aufgenommen. Klassen, welche Regierungsbezirk
dem bestan von 3261 Schülern Stettin vorhandenen Königlichen Förstereien 479,410 Morgen.
Forsten, umfassen nd 442,217 Morgen zur H 37,193 Morgen nicht zur Holzzucht benutzte Fl nach Kubikfußen stellt sich: 1) an Bau⸗ und an Brennholz und zwar a) Derbho 73 Kbkfuß.
eingetheilt Flächen⸗Inhalt olzzucht benutzte und Der Natural⸗Ertrag lz auf 4,913,434 Kbkfuß; b) An Geldeinnahmen aus der Thlr. 29 Sgr. 9 Pf.
268,774 Thlr. 14 Sgr. 5 126,510 Thlr., an Klassensteuer rr. 8 Pf. und an Gewerbesteuer 142,321 Thlr. 6 Sgr.
Davon si
bikfuß, 2) Reisigholz und Stock auf 1,576,4 Forst sind erzielt worden in Summa: 712,941 Ist⸗Einnahme pro 1864 betrug an G Pf., an klassifizirter 370,403 Thtr. 11 S
rundsteuer Einkommensteuer
— Im Regi im Jahre 1864 Reglements, betreffend die Einricht zember 1838, organisirte Sparkassen. Be bereits durch drei neu errichtete Sparkassen die Gemeinden Vierquartieren, Camp un und zu Goch im Kreise Cleve) wieder im Laufe des Jahres zu dem bedeutenden Betrage von folgten neuen Einlagen, die während des en um die Summe von 582,632 Thlr. Bestande an Kapital⸗Einlagen welcher den Einlagen gewährt gte wiealljährlich Sparkassen⸗Interessenten bestimmte Antheil an dem chen Provinzial⸗Huͤlfskasse nach Maßgabe der hier⸗ uͤber bestehenden Bestimmungen unter die berechtigte theilung. An Sparkassen⸗ resp. Quittungsbücher ware Umlauf. Von diesen lauteten: 5880 Stü⸗ 20 Thlr. incl. = 14,532 Stück auf eine E incl., 13,907 Stück auf eine Einlage über 10,760 Stück auf eine Einlage von 100 bis zu Stück auf eine Einlage von über 200 Thlr. lichen Werths eines Sparkassen⸗Buchs ergiebt das sehr günstig liche Resultat, daß solcher = 97 Thlr. 18,69 Sgr. betrug. den Sparkassen am Jahresschluß verbliebenen Beständen an Kapital⸗Einla⸗ der Bevölkerung (nach der allgemeinen Auf⸗ repartirt, ein Guthaben von = 4 Thlr. der Sparkassenbücher zur auf 22 Einwoh⸗ vorhandenen Sparkassen Resultat: angelegte
erungsbezirk Düss im Ganzen 60 unter Beobachtung der ung des Sparkassenwesens vom 12. De⸗ i diesen, die im laufenden Jahre zu Camp im Kreise Mörs für d Hörstgen, zu Oberhausen im vermehrt worden, über⸗
eldorf gab es nach amtlichen Angaben Vorschriften des
Kreise Essen
g 2,043,414 Thlr. 6 Sgr. 6 Pf. er Jahres zurückgenomn 15 Sgr. 7 Pf. von 5,232,6 wurde, bewegte sich zwis der zur Prämiütrung vor Zinsgewinn der Rheinif
nenen Einlag Das Jahr schloß ab mit einem 96 Thir. 28 Sgr. 4 Pf. Der Zinsfuß, chen 2 und 5 pCt. Außer den Zinsen gelan
n Interessenten zur Ver⸗ n = 53,601 Stück in ck auf eine Einlage von 5 bis zu inlage über 20 bis zu 50 Thlr. 50 bis zu 100 Thlr. incl, 200 Thlr. incl. und 4522 Die Prüfung des durchschnitt⸗ e und erfreu⸗ Von den bei
gen ergab sich auf den Kopf nahme von Dezember 1864) 13 Sgr. 11,04 Pf. Zahl der Bewohner anlangend: Die Vergleichung der Zahl Sparkasse Vermögen der Sparkassen
Das Verhältniß der Zahl
der Anzahl Bevölkerung
folgendes Gesammt⸗ r belief sich auf die Summe von 5,474,536 Thlr. Die zur Deckung etwaiger Verluste und pünktlichen Erf die Einleger bei den Sparkassen gebildeten R Fonds repräsentirten einen Bestand von 418,641 Thlr. Sämmtliche Sparkassen, mit Ausnahme der zu Grevenbroich, stehen unter der Garantie der betreffenden Gemeinden. Letztere können unter Genehmi⸗ gung des Herrn Ober⸗Präsidenten zu neuen verzinsende
der Verpflichtungen gegen 7 Sgr. 9 Pf.
Bedürfnissen der Kommune zu Darlehen aus den Sparkassen⸗Fonds entnehmen. Sparkassen erzielt werdenden Zinsüberschüsse n Bildung des Reserve⸗Fonds erforderlich sind, zunächst im Sparenden selbst durch Erhöhung des Zinsfuße Einlagen der arbeitenden Klassen, oder durch B konsequente Sparer, demnächst aber auch migung des Herrn Ober⸗Präsidenten zu öffentlichen Zwecken verwendet. den Distrikten mit vorwie eine stärkere Benutzung der Sparkassen stattfind vorherrschend ackerbautreibender Bevölkerung.
verden, soweit sie nicht zur Interesse der s8 besonders für die geringeren Zewilligung von Prämien an desmaliger spezieller Geneh⸗ der Gemeinden Zum Schlusse noch die Bemerkung, daß im Allgemeinen in gender Fabrikarbeiter⸗ und Handwerkerbevölkerung et, als in den Gegenden mit
Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten.
Berlin, 27. Oktober. Die Einnahme an Ein⸗ und Ausgangs⸗Ab⸗ dem »Pr. Handelsarchiv« zufolge, in dem In dem gleichen Abschnitte [be 11,476,372 Thlr., so daß sich für das lauf
n des Zollvereins belief sich, ersten Halbjahr 1865 auf 10,836,147 Thlr. des Vorjahres betrug diese Jahr eine Minder⸗Einnahme von 640,225 Thlr. einem Prozentsatze ausgedrückt, einem Weniger von ungefähr
Von den Minderverzollungen erscheint be⸗ bei Wein, in Fässern sowohl, wie in Flaschen, von Erheblichkeit; den seidenen und halbseidenen Waaren, baumwollenen Waaren, so wollenen Waaren, einschließlich des Wollengarns aller Art, ist der
herausstellt, welche, in sechs Pro⸗
zenten gleichkommt. sonders die
bedeutend; weniger erheblich dagegen bei gescht em Eisen, ganz groben Eisenwaaren, Getreide, Bau⸗ und Nutzholz, Branntwein aller Art, rohem und gebleichtem Leinengarn, Leinwand, Fleisch, trockenen Südfrüchten und einigen andern Artikeln. Was die Mehrverzollungen betrifft, so sind die⸗ selben nur bei Roheisen, groben Eisenwaaren, rohem Kaffee, geschältem Reis, unbearbeiteten Tabaksblättern, Steinkohlen und mageren Schweinen von einiger Bedeutung gewesen.
Düsseldorf, 26. Oktober. (Düss. Ztg.) Der Rhein, dessen niederer Wasserstand seit geraumer Zeit der Schifffahrt hinderlich war, und zwar seit acht Tagen in dem Maße, daß der Schleppdienst vollständig eingestellt werden mußte und nur gestern noch ein einziger sehr flach gehender Remor⸗ queur mit einigen Schiffen hier vorbeifuhr, in der Meinung, bis Andernach gelangen zu können, hat nun endlich angefangen, seinen Stand zu bessern. Er stand nämlich heute früh am hiesigen Pegel um 1 ½ Zoll höher wie gestern Abend. Mit dem Eintritte günstigeren Fahrwassers dürfte der Strom⸗ verkehr eine außergewöhnliche Lebhaftigkeit gewinnen. Bloß in und vor der Ruhr liegen an 3200 Kohlenschiffe, die nur der ersehnten Abfahrtsstunde harren, um theils nach Holland, theils stromaufwärts zu steuern. HarteTrier, 25. Oktober. (Tr. Ztg.) In Folge des gestern und diese
Nacht gefallenen Regens ist das Fahrwasser der Mosel um über 6 Zoll ge⸗
stiegen, so daß dasselbe jert eine Höhe von 2 Fuß hat. Unter diesen Um⸗
ständen und in der Voraussicht, daß der Regen ein anhaltender sein wird,
läßt sich erwarten, daß die Mosel⸗Dampfschifffahrt bald wieder eröffnet wird. — Das trübe Wetter ist dem Lerchenfang sehr günstig. Wir sahen qeute, also außer Markttage, eine Masse dieser Vögel auf dem Markte zum Verkaufe ausgeboten. Der Preis pro Dutzend war bereits auf 5 Sgr. ge⸗
sunken. Auch der Krametsvogelfang hat sich bedeutend gehoben, und ist die Zufuhr aus der Eifel jetzt sehr frequent. Nichtsdestoweniger wird das Stück
gegenwärtig noch zu 10 bis 12 Pf. verkauft. — Auf den Inseln Sylt und Föhr bildet der Fang wilder Enten
inen nicht unwichtigen Betrieb. Föhr besitzt gegenwärtig vier sogenannte
Vogelkojen, wovon eine schon im Jahre 1730, die zweite 1744, die dritte 1790 und die vierte erst vor etwa zwei Jahren angelegt ist. Die Her⸗
stellung einer fünften endlich ist vor ganz kurzer Zeit in Angriff genommen.
Von den ziemlich zahlreichen Enten⸗Arten, welche theils auf den friesischen
Inseln heimisch sind, theils dieselben nur auf ihren Zügen und Wanderungen
berühren, werden besonders die Stockente, die Spießente, die Pfeifente und
die Krickente in den Vogelkojen gefangen. Der Fang beginnt im Herbst
und dauert dann gewöhnlich bis zum Eintritt des Frostes. Die Ergiebig⸗
keit desselben ist natürlich sehr verschieden, doch kann es vorkommen, daß eine
einzige Koje an einem Tage gegen zweitausend Enten liefert. Im vorigen Jahte wurden auf der Insel Föhr im Ganzen reichlich 40,000 Enten ge⸗ fangen. Der Fang des gegenwärtigen Jahres war jedoch bis jetzt weniger
lohnend, da die Witterung im Allgemeinen zu ruhig und heiter war. Mannheim, 23. Oktober. Der Bau der festen Brücke zwischen
bier und Ludwigshafen schreitet rüstig voran. Bei dem anhaltend niedrigen Wasserstande hofft man vor Eintritt des Winters das Mauerwerk
der Pfeiler so weit fördern zu können, daß vom Eisgang und Hochwasser kein e zu befürchten ist. Die rasche Vollendung der Brücke ist sehr wünschenswerth, denn der Verkehr zwischen beiden Ufern steigert sich fast täglich. Die seit zwei Jahren bestehende sogenannte Trajektanstalt,
welche die Güter⸗ und Kohlenwagen von Bahn zu Bahn herüber
und hinüberschleppt, bat in diesem Jahre bereits 82,000 Waggons von einem Ufer zum andern befördert und das dritte Dampfboot anschaffen
müssen. Mannschaft und Schiffe sind Tag und Nacht beschäftigt. Die h Schifffahrt nach dem Oberrhein hat ganz aufgehört. Der neue Hafen
bei Maxau liegt trocken. Ruhrkohlen werden viel mit der Bahn bezogen
und stellen sich von den Zechen bis hier auf 19 Kr. Fracht per Ctr. Ein⸗ zelne Handlungen, welche wegen Kohlenlieferungen Verträge abgeschlossen
haben und in Folge des traurigen Wasserstandes genöthigt sind, sich der Bahnen zu bedienen, erleiden große Verluste.
— Die russische Gesetzsammlung Nr. 88 enthält einen Kaiserlichen Be⸗ fehl vom 4. September, kraft dessen folgende kaukasische Küstenorte, welche Quarantaine⸗ und Zoll⸗Institutionen haben, ausländischen Fahrzeugen zu⸗ gänglich sein sollen: Anapa, Fort Konstantinowskoje kfrüher Noworossiisk), Staniza Weljaminowskaja, Ssuchum⸗Kale, Otschemtschiry, Poti und Fort 1. . 20ο 2. 16. Oktober. Durch Bekanntmachung der hiesigen Ge⸗ sundheitsbehörde vom 14. 28 im heutigen »Diario« ist Swansea für des
Fiebers verdächtig erklärt. agena, 20 Oktober. Alle von Cardiff hier ankommenden Schiffe werden nach Mahon gesandt, um Quarantaine zu balten, da, wie berichtet wird, an ersterem Platze das gelbe Fieber sich gezeigt hat.
Transbaikalien. Ueber die Lebensverhäͤltnisse der Bewohner Transbaikaliens wird der »N. P.« unter Anderm Folgendes geschrie⸗ ben: In der Gegend, welche sich von dem Nertschinsker Bergwerke bis zum Aschiginskischen Wachtposten längs der chinesischen Grenze hinzieht, sind Acker⸗ bau und Viehzucht die Haupterwerbsquellen. der Ansiedler. Leider sind die klimatischen Verhältnisse derartig, daß die Früchte jahrelanger Muͤhen oft mit einem Schlage vernichtet werden. So hat 8 Jahre hintereinander die beständige Dürre dem Ackerbau geschadet und „Mißernten verur⸗ sacht Eine große Rolle spielt hier ein schneeloser Winter und ein guter Frühling, weil die Ansiedler alsdann ihre Heerden während des ganzen Winters in der Steppe lassen können und nicht mit Heu füttern dürfen, was ein Gegenstand von großer Wichtigkeit ist, da einmal das Heu sehr theuer ist, und die Heerden in so hohem Grade an Weidefutter gewöhnt sind, daß sie, wenn sie nur Heu erhalten, ganz herunter kommen. Aus diesem Grunde hält man die Heerden auch nicht in Hürden, obgleich dies das beste Mittel wäre, sie gegen die Frühlings⸗Schneestürme zu schützen, welche oft furchtbare Verwüstungen unter ihnen anrichten. Nichtsdestoweniger be saßen die Kosaken im Jahre 1852 75,472 Stück Schafe, Pferde Hornvieh und Kameele. Im Jahre 1864 war diese Zahl auf 303,563 Stüch ange⸗ wachsen. Es ergiebt sich hieraus, daß die Viehzucht trotz der Schneestürme, welche das Vieh zu Hunderttausenden zu Grunde richten, und trotz der 1 gedeihlichen Fortgang nimmt. Der
starken Sendungen nach dem Amur
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Handel mit der beraker en e. größere Verhältnisse 85 Fast jede Woche gehen einige Karavanen nach der Mongolei ab. Der Haupthandels⸗ punkt ist der Flecken Kurulün an dem Flusse gleichen Namens, der von dem Stabe der 2. Brigade nicht mehr als zweihundert Werst entfernt ist. Den Haupthandelsartikel bilden Stuten. Die⸗ selbe Stute, welche die Mongolen in Kurulün mit 23 R. bezahlen, wird in Dolon⸗Nor schon mit 70 R. bezahlt. Schade, daß ein solcher Handel nicht auch mit Daurien erlaubt ist; derselbe würde im höchsten Grade vortheil⸗ haft sein. Der Umsatz in unserem Handel mit der Mongolei vom 1. Juni 1864 bis zum 1. Juni 1865 war folgender: Ausgeführt wurden 11,325 Stück Vieh verschiedener Art; mit den exportirten Manufaktur⸗ und Ackerbauerzeug⸗ nissen betrug der Werth der Ausfuhr im Ganzen 153,616 R.; der Werth der Einfuhr von dort belief sich auf 212,227 R. Für eine Bevölkerung von 17,368 Individuen ist dieser Umsatz als kein unbedeutender anzusehen
iz ii 8 EFisenbahn⸗Angelegenheiten.
Dülken, 23. Oktober. Unter lautem Jubelrufen eines zahlreich an⸗ wesenden Publikums traf, wie die »Rh. u. Ruhrztg.« meldet, heute Mittag die erste Lokomotive auf der Preußisch⸗Niederländischen Verbin⸗ dungsbahn hier ein, welche in mehreren Wagen den Verwaltungsrath der Bahn, die Lokalcomité's aus Viersen und Gladbach und andere Inter⸗ essenten mit sich führte. Wie wir als zuverlässig vernehmen, wird am 25. dieses Monats die Bahnlinie Mastricht⸗Roermond⸗Venlo dem Ver⸗ kehre übergeben und dann die Linie Venlo⸗Kaldenkirchen resp. Venlo⸗Kempen auf holländischem Gebiete ernstlich in Angriff genommen werden, so daß dieselbe bis zum 1. Mai künftigen Jahres fertig gestellt wird. Bis zu dieser Frist wird wohl auch die Eröffnung der Preußisch⸗Niederländischen Verbin⸗ dungsbahn hinausgeschoben werden, obschon dieselbe beim Schlusse dieses Jahres fertig gestellt und der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn⸗Gesellschaft uͤbergeben werden wird.
— Die Herzogl. Braunschw. Eisenbahndirection hat folgende Bekannt⸗ machung erlassen: »Für den Transport von Steinkohlen und Kokes aus West⸗ falen auf der Eisenbahnroute über Soest, Holzminden, Oschersleben, Magdeburg und Berlin haben die Verwaltungen dieser Route unter der Bezeichnung »Preußisch⸗Braunschweiger Eisenbahnverband« einen direkten Tarif einge⸗ führt, nach welchem sie den Transport der Kohlen und Kokes zwischen den im Tarife angegebenen Absende⸗ und Bestimmungsstationen übernehmen und welcher mit dem 1. k. Mts. in Ausführuug gebracht wird. Der Tarif kann von sämmtlichen Bahnämtern und Expeditionen zum Preise von 3 Gr. pro Exemplar bezogen werden. Als diesseitige Empfangsstationen sind in den Tarif aufgenommen: Oschersleben, Braunschweig, Wolfenbüttel, Börßum, Salzgitter, Ringelheim, Lutter a. Bbge., Seesen, Gandersheim, Kreiensen, Naensen, Vorwohle und Stadtoldendorf. Für die übrigen dies⸗ seitigen Stationen, welche Kohlen oder Kokes aus Westfalen auf der oben⸗- bezeichneten Verbandsroute beziehen, kommt wegen des Weitertransports von der letzten Verbandsstation ab der Tarif für den Lokalverkehr der Braunschweigischen Eisenbahnen in Anwendung.«
— Ueber die Eröffnung des Betriebs auf der voigtlän⸗ dischen Staats⸗Eisenbahn bringt das „Dresd. Journ.« vom 28. Ok⸗ tober eine Bekanntmachung, worin es heißt: Das Finanz⸗Ministerium hat beschlossen, die voigtländische Staats⸗Eisenbahn für Personen⸗ und Güterverkehr am 1. November d. J. eröffnen zu lassen. An dieser Linie sind die Staats⸗Eisenbahn⸗Inspection Eger, die Eisenbahn⸗Verwaltungen Oelsnitz und Voitersreuth, die Eisenbahn⸗Expeditionen Treuen, Lengenfeld, Auerbach, Falkenstein, Adorf, Elster (Mühlhausen) und Franzensbad, die Güͤterstation Brambach und die zu beschränktem Güterverkehr eingerichteten Haltestellen Bergen und Unter⸗ Marxgrün errichtet worden, wogegen vom Tage der Eröffnung an die dermalige Eisenbahn⸗ Expedition Herlasgrün an der sächsisch⸗bayerischen Staats⸗Eisenbahnlinie eingezogen und in eine Haltestelle verwandelt wird.
Muͤnchen, 25. Oktober. Die »Bayer. Ztg.⸗ bemerkt: In Bezug auf die von der »Allg. Ztg.« in einer Münchener Korrespondenz gestern berühr⸗ ten Eisenbahn⸗Verbindungen zwischen Bayern und Kurhessen vernehmen wir aus sicherer Quelle, daß dieselben durch beiderseitige Ko missäre im Laufe dieses Sommers geführt worden sind, und jüngst zur Feststellung des Entwurfes eines Staatsvertrages über verschiedene Eisen⸗ bahn⸗Verbindungen an den beiderseitigen Landesgrenzen geführt haben. Dieser Entwurf unterliegt dermalen der definitiven Genehmigung der König⸗ lichen Staatsregierung. Ueber Zeit und Ort der Unterzeichnung dieses Ver⸗ trages ist aber noch keine Bestimmung getroffen.
— Mit dem am 25. d. Mts. aus Prag in Bodenbach anlangen⸗ den Wiener Zuge wurde der neue Bahnhof daselbst dem oͤffentlichen Verkehr übergeben. Die Lokalitäten desselben sind, dem »Dresd. Journ. ⸗ zufolge, überaus geräumig und besonders die Wartesäͤle wahrhaft prachtvoll ausgestattet; zu bedauern sei nur, daß der mit Ruhebänken versehene schöne Perron dem reisenden Publikum sowie den Einheimischen nicht zur Be⸗ nutzung freigelassen sei, sondern nur bei dem jedesmaligen Abgange der Züge »zum Einsteigen« geöffnet werde.