1865 / 292 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

LTLelegraphische Depeschen aus dem Wolff’'schen Telegraphen⸗Büreanu.

Kiel, Sonntag, 10. Dezember, Nachmittags. Die Beilage der heutigen „Kieler Zeitung⸗ wurde im Expeditionslokale so eben poli⸗ zeilich konfiszirt. Als Veranlassung vermuthet man die darin mit⸗ getheilte Adresse der schleswig⸗holsteinschen Vereine in Wilster und Umgegend an den Erbprinzen Friedrich von Augustenburg anläßlich der Ereignisse in Eckernförde.

Brüssel, Sonntag, 10. Dezember, Nachmittags. Amtlich wird der Tod des Königs als um 11 Uhr 55 Minuten Vormittags erfolgt angegeben. Das Begräbniß wird in acht Tagen stattfinden⸗

Der Bürgermeister von Brüssel hat nachstehende Proclamation erlassen: »Seine Majestät ist entschlafen. Alle Belgier werden den Verlust dieses Fürsten beklagen. Die hohe Weisbeit und die hervor⸗ ragende Persönlichkeit dessen, der unser ewiges Bedauern mit sich nimmt, begünstigten die Entwickelung einer glücklichen, gedeihenden und freien Nationalität, deren Existenz ein Unterpfand für die Sicher⸗ heit und den Frieden Europa's geworden ist. Die Geschichte wird berichten, daß der Begründer unserer Dynastie der Nachwelt ein Beispiel der aufrichtigsten Hingabe an unsere freien Institutionen vererbt und die Unlösbarkeit des Bundes zwischen Thron und Freiheit gesichert hat. Das Land überträgt sein Vertrauen auf den würdigen Sohn dieses Musters seines Königs, auf den Prinzen, der auf bel⸗ gischem Boden geboren unsere Gefühle, unsere Wünsche theilt, wie wir seinen tiefen Schmerz theilen.⸗

Brüssel, Montag, 11. Dezember, Vormittags. Am Dienstag, Abends 11 Uhr, wird der Leichnam des Königs bei Fackelbeleuch⸗ tung von Schloß Laeken nach Brüssel gebracht werden. Das Leichen“ begängniß wird, wie jetzt feststeht, am nächsten Sonnabend statt⸗

finden. Am Sonntag wird der Herzog von Brabant als König Leo⸗

pold II. den feierlichen Eid inmitten der vereinigten Kammern

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Kopenhagen, Sonntag, 10. Dezember bladet« veröffentlicht folgendes Telegramm aus Stockholm über den Eindruck, den die reichsständische Erledigung der Verfassungs⸗ reform auf das Volk hervorgebracht hat: Ungeheure Volkshaufen durchzogen die Straßen, erschienen Abends vor den Wohnungen des Justizministers Degeer, des Finanzministers v. Gripenstedt, des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten Grafen Mander⸗ stroem, und begrüßten die Minister durch Lieder und stürmische Hurrahrufe. Die Häuser waren zum Theil illuminirt. Namentlich im Königlichen Theater war die Begeisterung unbeschreiblich. Die Zuschauer verlangten die Nationalhymne und stimmten mit ein. Hierum ertönten wiederum Vivatrufe, an welchen sich auch die Damen lebhaft betheiligten.

Paris, Montag, 11. Dezember, Morgens. Der heutige Mo⸗ niteur⸗ schreibt: Der Tod des Königs von Belgien hat einen sehr schmerzlichen Eindruck gemacht. Sobald die Nachricht bekannt ge⸗ worden, haben der Prinz und die Prinzessin von Hohenzollern⸗ Sigmaringen Compiègne verlassen. Der Heimgang eines Souve⸗ rains, der sich durch seine Weisheit seine hohe Position in dem Rathe Europas geschaffen hatte, hat das einstimmige Beileid erregt⸗ Der Kaiserliche Hof theilt dasselbe; die Festlichkeiten in Compiègne sind daher unterbrochen, die für diesen Abend angesetzte Vorstellung ist aufgehoben.

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inisterialblatt« Nr. 45, henthält unter .Allgem. Verfügung vom 6. Dezember c. betreffend die Rück⸗ zahlung der von den Justiz⸗Beamten in baarem Gelde erlegten Amts ⸗Cautionen und die Bestellung anderweiter Cautio⸗ nen und

Erkenntniß des Koͤniglichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz⸗Konflikte vom 14. Oktober 1865, das sich dahin

ausspricht: Den Stadt⸗ und Landgemeinden steht die Befug⸗ niß zu, die zum Unterhalte der Schulen bestimm⸗ ten Kommunal⸗Ahgaben anders, ass bisher, zu vertheilen. Gegen einen solchen von der Regie⸗ rung bestätigten Kommunal⸗Beschluß ist der

““

Rechtsweg unzulässig. Dagegen ist der Rechts weg gestattet, wenn es sich lediglich um die Ve .

bindlichkeit zur Entrichtung von Schulabgabeg uund insbesondere um die Frage handelt, ob die FSpovrensen als solche zu persönlichen, lediglich 48g

1“ L repartirten Schulabgaben bei zutragen verpflichtet sind.

Vormittags. »Dag⸗

ausgegeben den 8. Dezem⸗

Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.

Das für die Kreuzkirche in Breslau bestimmte neue Altarbild stellt, der »Prov. Ztg. für Schl.« zufolge, die Kaiserin Helena in dem Moment der Kreuzauffindung dar. Die Heilige steht in mehr als Lebensgröße da und umschlingt mit ihrem Arm das gefundene Kreuz des Heilandes. Das Gemälde selbst ist, wie Kunstkenner versichern, trefflich von einem Münchener Künstler ausgeführt und wird dasselbe dem neu zu er⸗ richtenden gothischen Altar zu besonderer Zierde gereichen.

Das chemische Laboratorium zu Poppelsdorf bei Bonn ist im Rohbau vollendet. Das palastartige Gebäude, schreibt man der »Augsb Allg. Ztg.« wetteifert an Pracht mit dem in der Nähe befindlichen, be. kanntlich, für die naturhistorischen Sammlungen bestimmten Kurfürstlichen Schlosse.

Von dem Altarschrein aus der Kirche zu Niebra, dessen Restau⸗ ration durch den Maler Carl Andreä in Dresden, wie neulich mitgetheilt wurde, erfolgt ist, giebt das »Dresd. Journ.« folgende Beschreibung von C. Clauß: »In dem Schreine erblickt man unter flachen Baldachinen auf blauem und goldnem Grunde acht geschnitzte, reich vergoldete und be⸗ malte Figuren. Die zwei größern Figuren in der Mitte stellen in einer Gruppe die Krönung der Jungfrau Maria dar; die übrigen Figuren, rechts und links dieser Mittelgruppe, zeigen in ruhiger statuarischer Haltung, an ihren Attributen kenntliche, heilige Männer und Frauen. Dieser Schrein wird von zwei Flügeln geschlossen, die auf der äußern Seite vier Gemälde tragen und zwar die Verlobung der Maria, die Verkündigung, die Geburt Christi und die Anbetung. Die Krönung des Altars bilden drei geschnitzte Baldachine, unter deren mittelstem, höchstem die Madonna steht, ihr zur Seite unter den beiden andern Baldachinen knien zwei dienende Engelgestal⸗ ten. Während ein reiches Blattwerk die übrigen Darstellungen umrahmt, ist die Ornamentik der kleinen Predella unterhalb des Schreins nur aufgemalt. Die beiden Bilder der Predella zeigen: den Kindermord und Anna und Maria mit dem Christuskinde. Letztere Darstellung ist ein reizendes Bildchen. Besonders auch erfreut in den Gemälden der Madonnentypus, welcher in der Geburt Christi wie in der Verkündigung zu überraschender Anmuth und Holdseligkeit durchgebildet ist. Neben den oft recht glücklichen Motiven sind in den Gemälden wie in den geschnitzten Figuren die Bewegungen kräftig angeschlagen, meist frisch und lebendig. Was die letzteren Figuren betrifft, so zeigen sie drei verschiedene Künstlerhände; am wenigsten gelungen will die größere Mittelgruppe, mit Ausnahme des Cherubimhintergrundes, erscheinen, von großer Schönheit aber sind die drei Figürchen in der Krönung: die Madonna mit den zwei Diakonen. Ein besonders in die Augen fallender Vorzug des Werkes ist ferner der klare, trefflich entwickelte Aufbau des Gan⸗ zen, das feine Gefühl für Anordnung und schöne Benutzung des Raumes, wie das in eine wohlthuend harmonische Einheit gebrachte lineare Leben der meisterlichen Composition.«

Ueber einen für die Geschichtsforscher, namentlich in Franken und Pommern, interessanten literarischen Fund, berichtet W. v. Giesebrecht in München in der »Augsb. Allg. Ztg.« Folgendes:

Bekanntlich galten die werthvollsten Lebensbeschreibungen des Bischoss Otto von Bamberg, des Apostels der Pommern, die Werke seiner Zeit⸗ genossen Herbord und Ebbo, in ihrer ursprünglichen Gestalt für verloren. Seit Andreas Lang, Abt des Klosters Michelsberg, gegen Ende des 15ten Jahrhunderts aus jenen Werken seine umfänglichen Compilationen an⸗ fertigte, waren Handschriften des Herbord und Ebbo nirgends mehr zum Vorschein gekommen. Die ausgedehntesten Untersuchungen, um solche zu ermitteln, blieben ohne Erfolg, und bei der Herausgabe der Quellenschristen für das Leben des heiligen Otto in den Monumenta Germaniae erübrigte endlich kein anderer Weg als auf Grund der gelehrten Untersuchungen Klempin's nach den Compilationen des Andreas und andern Hüülfsmitteln mühsam den Text des Herbord und Ebbo herzustellen. Dieser Arbeit hat sich R. Köpke mit dem glücklichsten Erfolg unterzogen. Je mehr jede Hof⸗ nung geschwunden schien, jene Biographien in ihrer ursprünglichen Gestalt wieder an das Licht zu ziehen, desto erfreulicher war es mir, jüngst das vollständige Werk des Herbord in einer sehr schönen Pergamenthandschrift, die früher dem Kloster Neunkirchen am Brand gehörte, und kürzlich durch die umsichtige Thätigkeit der Direction für die hiesige Hof⸗ und Staats⸗ bibliothek gewonnen ward, zu entdecken. Die Handschrift, im 14. Jahr⸗ hundert entstanden, enthält eine Sammlung von Heiligenleben, und unter ihnen auf Fol. 7 bis Fol. 84 das Werk des Herbord in drei Büchernj jedem Buch ist ein Kapitelverzeichniß vorangeschickt und den beiden ersten Büchern überdies Vorreden des Verfassers, welche wichtige Aufschlüsse über die eigenthümliche Anlage seines Werks gewähren. An Herbord schließt sich in der Handschrift F. 84 bis F. 94 das Werk eines seiner Schüler über

die Wuͤnder des heiligen Otto, welches bisher ebenfalls einer handschriftlichen⸗

Grundlage entbehrte und nur aus den Compilationen des Andreas bekannt war. Man hätte dieses Mirakelbuch und einige andere auf Otto bezügliche Stücke, die sich noch in der Handschrift vorfinden, vielleicht gern entbehrt/ wenn sie uns auch Ebbo’s Werk in seiner ursprünglichen Gestalt zuruͤck⸗ gegeben hätte. Denn dies war gleichfalls dem Schreiber zur Hand, wie er selbst auf F. 5 angiebt und dann einige Excerpte aus den ersten Kapiteln mittheilt. Genug, vorläufig, daß uns das echte Werk des Herbord zurück⸗ gegeben ist. Allerdings war der Inhalt desselben durch die aus ihm ab⸗ geleiteten Biographien des Pommernapostels längst im wesentlichen bekannt. Aber vieles, das bisher auf unsicherem Boden fußte, gewinnt jetzt festen Stand; manches Wissenswerthe tritt neu an den Tag. So erfahren wir Näheres über die Person des Versassers und können die Abfassung seines Werks naͤher bestimmen; es ist nach seinen eigenen Angaben fruͤhestens im

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Jahr 1158 entstanden. die zunächst hier in Frage kommenden Thatsachen, hat die Entdeckung eine Ulgemeinere Bedeutung. An einer ganz evidenten Probe läßt sich in diesem Fall darthun, wie weit die Sicherheit der Combinationen unserer Quellen⸗ kritik reicht. Man wird finden, daß die Quellenkritik diese Probe glänzend bestanden hat. Das zweite Buch, wie es Köpke hergestellt hat, entspricht fast bis auf das Wort dem echten Text. In dem ersten und dritten Buch finden sich freilich einige erhebliche Abweichungen, namentlich in der Anord⸗ nung des Stoffs. Wer hätte aber auch glauben sollen, daß Herbord den Tod seines Helden im ersten, die Jugendgeschichte desselben erst am Schluß des dritten Buchs erzählen würde? Ausführlichere Mittheilungen über die interessante Handschrift behalte ich einem anderen Orte vor. Die Editio rinceps des echten Herbord wird gewiß nicht lange auf sich warten lassen, nachdem die Werke, die vom Raub an ihm lebten, schon oft genug den Weg in die Presse gefunden haben.

Die Frequenz der Leipziger Universität, welche im vorigen Halbjahre gerade die Summe von 1000 (nämlich 668 Inländer und 332 Ausländer) Zuhörer erreichte, ist nach dem so eben veröffentlichten Personalverzeichniß für das Wintersemester auf 1059 gestiegen, von welchen 675 Inländer und 384 Ausländer sind. Von diesen studiren Theologie [und bez. zugleich Phi⸗ lologie) 246, Jurisprudenz (bez. zugleich Cameralia) 360, Medicin 177 2c. Da außerdem noch 73 nicht inseribirte Personen die Erlaubniß zum Besuche der akademischen Vorlesungen erhalten haben, so erreicht die Gesammtsumme der Zuhörer die Zahl 1132.

Nach dem Personal⸗Verzeichniß der Universität Kiel für das Wintersemester zeigte die Studentenzahl gegen den Sommer eine Zunahme von 4 und beträgt 229. Seit 1840 war sie nicht so hoch. Nach den Fa⸗ kultäten vertheilt, gehören 54 zur theologischen (von diesen studiren 4 zu⸗ gleich Philologie, einer zugleich Philosophie), 81 zur juristischen (von denen 9 zugleich Kameralia studiren; für die Kameralisten besteht bis jetzt kein besonderes Examen; dieselben sind daher genöthigt, das juristische Amtsexa⸗ men zu machen, um im Staatsdienst befoͤrdert zu werden); ferner 65 zur medizinischen, (unter ihnen 5 Zabnärzte) und 29 zur philosophischen Fakul⸗ tät (3 studiren Philosophie, 14 Philologie, 5 Naturwissenschaften und Ma⸗ thematik, 1 Naturwissenschaften, 3 Mathematik, 3 Pharmacie). Der Hei⸗ math nach kommen 73 auf Schleswig, 130 auf Holstein, 23 auf andere deutsche Bundesstaaten, 3 auf Dänemark. Bei dieser Berechnung sind 3 in Kopenhagen geborene Söhne deutscher Beamten den Herzogthümern zuge⸗ zaͤhlt. Um Michaelis d. J. sind neu immatrikulirt 43 Studirende. Rek⸗ tor der Universität ist bis zum 5. März 1866 Prof. Dr. med. Behn; dann folgt ibm Prof. Dr. phil. Harms. Durch die erfolgten Berufungen sind die theologische auf die übliche Zahl von 4, die juristische Fakultät auf 5 Ordinarien gebracht worden. In der medizinischen sind gleichfalls 5, in der philosophischen 11, doch fehlt hier noch immer das Ordinariat für Ge⸗ schichte. Die theologische Fakultät hat weder Extraordinarien noch Privat⸗ Docenten, in der juristischen sind 2 außerordentliche Professoren und 1 Do⸗ cent, in der medizinischen 2 außerordentliche Professoren und 7 Docenten, in der philosophischen 3 außerordentliche Professoren und 4 Docenten. Außer⸗ dem hat die Universität 1 Lektor der französischen und 1 Lektor der engli⸗ schen Sprache, also im Ganzen 46 Lehrer.

Die »N. Pr. Ztg.« enthält nachfolgende Mittheilung: „Berichte, die über die Expedition des Barons Karl v. d. Decken in Ost⸗Afrika in verschiedenen Blättern erschienen sind, wodurch viele Verwandte der ihn be⸗ gleitenden Europäer in große Aufregung versetzt worden, können, da so eben Nachrichten vom 15. August eingelaufen sind, hieraus ergänzt werden. Das kleine Dampfboot »Passepartout« ist an der Barre des Juba untergegangen, und leider hat der auf demselben befindliche, aus Hannover gebürtige Ma⸗ schinst Hinzmann seinen Tod gefunden. Der größere Dampfer »Welf« ist, nachdem er ebenfalls sehr stark beschädigt war, wieder reparirt, und die Expedition befindet sich seit dem 15. August schon wieder auf dem Wege nach dem Innern. Die letzten Nachrichten sind 1000 Schritt aufwärts der Stadt Gumaa am Juba. Alle Mitglieder hatten die Anstrengungen gut überstanden und befinden sich wieder ganz wohl. Die verehrlichen Redac⸗ tionen, die die ersteren Nachrichten gebracht haben, werden höflichst ersucht, dieselben hierdurch zu ergänzen. J. v. d. Decken.⸗«

Statistische Nachrichten.

Der Stettiner Verein zur Rettung Schiffbrüchiger hat, der »N. St. Ztg.« zusolge, neben den schon früher genannten Punkten die Ab⸗ sicht, auch bei Hof diesseits Treptower Deep eine Rettungsstation an⸗ zulegen, so daß das neue Leuchtfeuer bei Horst zwischen den beiden Rettungs⸗ Stationen Hof und Treptower Deep liegen würde. Bei Treptower Deep sind seit 1857 acht Strandungen vorgekommen. Bei Hof soll nun eine Raketenstation, dagegen bei Treptower Deep eine Bootsstation errichtet werden. Von Deep, nordwestlich von Rügenwalde gelegen, bis Jershöft strandeten seit 1857 nicht weniger als 31 Schiffe; es erscheint deshalb dort neben der Verbesserung des Rügenwalder Hafens die Errichtung zweier Rettungsstationen besonders begründet. 3

Anhalt. In dem Haupt⸗Finanzetat für das Herzogthum An⸗ halt auf das Jahr 1866, wie solcher jetzt dem Landtage zur Genehmigung vorliegt, enthält die Einnahme nachstehende Hauptpositionen (mit Weg⸗ lassung der Sgr. und Pf.): Dominialverwaltung 1,056,070 Thlr. (Betrag für 1865: 1,032,948 Thlr., mithin gegen den vorigen Etat mehr 23,122

hlr.); Steuerverwaltung 2,128,748 Thlr. (1865: 1,953,904 Thlr.); von Bergwerken und Hütten 537,850 Thlr. (1865: 677,596 Thlr.); Sporteln 95,386 Thlr. (1865: 80,673 Thlr.); Stolgebühren 6500 Thlr. (1865: 6450 Thlr.); Schulgelder 29/750 Thlr. (1865: 29,300 Thlr.); Insgemein 3694 Thlr. (1865: 5931 Thlr.). Die Summe der Einnahmen beläuft sich pro 1866 also auf 3,858,000 Thlr., während diese 1865 betrug 3,786,805 Thlr., also 1866 mehr 71,195 Thlr. Hierzu Verwen⸗ dung aus den Kassenbeständen 38,000 Thlr. (im vorigen Jahre 28,442 Thlr.), die Gesammtsumme pro 1866 beträgt dem. nach: 3,896,000 Thlr. (1865 betrug sie 3,815,/247 Thlr.), mithin für 1866 mehr: 80,753 Thlr. Die Ausgabe enthält folgende Hauptpositionen:

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Aber abgesehen von den einzelnen Ergebnissen für herzogliches

Haus 270,950 Thlr., allgemeine Staatsverwaltung 42,248 Thlr. (1865:38,998 Thlr.), Staatsschuldenverwaltung 199,800 Thlr. (1865: 187,045 Thlr.); Justizverwaltung 123,776 Thlr. (1865: 187,045 Thlr.); Verwaltung des Innern 139,589 Thlr. (1865: 136,652 Thlr.); Finanz⸗ verwaltung 2,237,897 Thlr. (1865: 2,237,147 Thlr.); Generalkommission 10,575 Thlr. (1865: 9775 Thlr.), Kultus und Unterricht 169,943 Thlr. (1865: 165,805 Thlr.); Militair 171,410 Thlr. (1865: 170,050 Thlr.); Renten 12,973 Thlr. (1865: 12,181 Thlr.), Pensionen 149,298 Thlr. (1865: 142,376 Thlr.); Bauwesen 366,639 Thlr. (1865: 322,178 Thlr.), Insgemein 398 Thlr. (1865: 2537 Thlr.). Die Hauptsumme der Ausgaben pro 1866 beträgt sonach gleichlautend mit der Einnahme 3,896,000 Thlr., waͤhrend die für 1865 3,815,247 Thlr. betrug. Mithin beträgt die Aus⸗ gabe diesmal mehr 80,753 Thlr. 1

Der Seine⸗Präfekt hat unter dem Datum des 27. November eine Denkschrift an den Generalrath des Seine⸗Departements über die verschie⸗ denen Zweige der städtischen Verwaltung ergehen lassen, und darin über manche Punkte Aufschluß gegeben, über welche das Publikum anderweit keine Erkundigung einziehen kann. In Bezug auf eine der wichtigsten Fragen des pariser Gemeinwesens, die fortwährenden Um⸗ und Neu⸗ bauten in der Stadt theilt die Denkschrift des Präfekten mit, daß vom 1. Oktober 1864 bis zum 30. September 1865 in Paris allein 3351 Häuser gebaut und 1942 Häuser niedergerissen worden sind. Von letzteren wurden 465 von Amtswegen expropiirt und 1477 durch freiwilligen Entschluß ihrer Eigenthümer demolirt und neu auf⸗ gebaut. Es ergiebt sich also für dies eine Jahr eine Zunahm von 1409 Häusern in Paris. Was die Zahl der Wohnungen betrifft, so wurden 19,924 umgebaut und 11,976 demolirt; dieselben haben sich mithin um 7948 vermehrt. Nur in 4 Arrondissements, in dem 1., 3., 4. und 5., in denen gegenwärtig ausgedehnte Veränderungen im Werke sind, übersteigt die Zahl der Demolitionen die der Neubauten. Ueberall sonst hat die Zah der Wohnungen zugenommen. So hat das 11. Arrondissement, in welchem der neue Boulevard du Prince Eugene angelegt wurde, 2318 neue Woh⸗ nungen erhalten. Namentlich sucht der Seinepräfekt, den vielen Beschwerden üͤber diesen Punkt gegenüber, nachzuweisen, daß die Zahl der neugebauten klein ren Wohnungen weit bedeutender sei, als die der größeren. Es ergebe sich dies aus den letzten Katasteraufnahmen für die Jahre 1860 bis 63 inkl. Diesen Aufnahmen zufolge waren in der genannten Periode 12,443 Häuser mit 71,566 Woh⸗ nungen neugebaut worden. Darunter bezahlten

einen jährlichen Miethzins von über 1000 Fr.... » von 1000 bis 500 » unter 300 » 19,968 Zu übersehen ist in Bezug auf diese Tabelle nicht, daß, da mit der

Höhe des Miethzinses die dem Miether zufallende Thür⸗ und Fenstersteuer,

so wie mit dem Ertrag des Hauses überhaupt die dem Eigen⸗ thümer zufallende Grundsteuer wächst, beide Parteien ein leicht begreifliches Interesse davon haben, die Miethe einer Wohnung be der Behörde niedriger anzugeben, als sie in der That ist. Dergleichen De⸗ fraudationen kommen sehr häufig und manchmal mit bedeutender Differenz zwischen deklarirter und in der Wirklichkeit bezahlter Miethe vor. Die Zahl der Häuser in Paris beläuft sich jetzt auf mehr als 67,000, die Zahl der Wohnungen auf 637,369. Von letzteren werden 29,963 ausschließlich für Handel und Industrie benutzt, d. h. sie enthalten keine Wohnung für ihre Inhaber, 80,000 ungefähr dienen gleichzeitig zum Geschäftsbetrieb und zum Domizil der Bewohner. Leer stehen gegenwärtig 17,040 Wohnungen gegen 15,650 im vorigen Jahre. In den zum Seine⸗Departement gehöri⸗ gen Stäpten St. Denis und Sceaux macht die Baulust entsprechende Fortschriite. Im Bezirk von St. Denis wurden seit einem Jahre demolirt 146, neugebaut 1635 Häuser, in Sceaux demolirt 129, neugebaut 1360 Häuser. 8 Ueber Schweden in der neuesten Zeit ist eine statistisch⸗finanzielle Skizze mit einer Karte von Friedrich Hassel hier in Berlin herausgegeben⸗ welche, wie darin versichert w ird, die neuesten amtlichen Angaben über die Zu stände dieses Landes enthält. Wir entlehnen dieser Schrift folgende statistische Notizen: Das Königreich Schweden umfaßt ein Areal von 3865,5 schwedische —₰ Meilen. Die Bevölkerung ist Ende 1864 auf 4,072,000 gestiegen, davon 128,576 in der Residenz Stockholm wohnen. Der Staat ist in 25 Regie⸗ rungsbezirke eingetheilt, und jedem derselben ist ein Präsident (Landshöfding) vorgesetzt, mit Ausnahme der Hauptstadt, welche unter einem Ober⸗ und einem Unter⸗Statthalter steht. Die schwedische Staatsschuld beträgt eigent⸗ lich nur 2 ½ Mill. schwed. Thlr., außerdem aber giebt es die Eisenbahnschuld, die im Ganzen 58 ½ Mill. Thlr. (stark 21 ¾ Mill. preuß. Thlr.) beträgt. Es sind dafür 100,7 schwed. Meil. (151 geogr. M.) Staats⸗Eisenbahnen gebaut und der Bau von 64,9 schwedischen (97,3 geogr. M.) Privat⸗Eisenbahnen unterstützt worden. Die dafür benöthigten Gelder verwaltet das Riks⸗Gälds⸗ Kontor (Reichsschulden⸗Comtoir), welches aus Mitgliedern des Reichstags gebildet wird. Da in Schweden ein dreijähriges Budget besteht, so ist der Voranschlag für die Einnahme im Zeitraume von 1864 1866 auf 110,266,210 schwedische Thaler angesetzt gewesen, nach dem Jahresabschlusse von 1863 kamen jedoch 37,540,000 Thaler ein. Die Ausgaben waren auf nahe an 48 Mill. jährlich veranschlagt und durch die Ueberschüsse der früheren Jahre reichlich gedeckt. Die Einnahmen, welche 1843 nur 15,218,000 Thlr. betrugen, sind 1863 trotz vielfacher Steuer⸗ und Zollherabsetzungen auf 37,549,000 Thlr. schwed. gestiegen. Die schwedische Reichsbank, die auch von ständischen Mitgliedern verwaltet wird, hat ein Kapital von 28 ½ Mill., sie brachte im Jahre 1864 ungefähr 2 Mill. ein. Im Jahre 1858 betrug das Areal des angebauten Bodens mit dem natür⸗ sichen Wiesenland 45 Mill. ¶Ref (1 Ref gleich 0,38 preuß. Morgen). Im Jahre 1863 schlug man den Werth des festen Grundbesitzes auf 1,831,497,000 schwed. Thlr. an. Die auf diesen Bodenwerth aufgenommenen Hypotheken⸗ Schulden belaufen sich auf 350 Mill., darunter 128 Mill. ausländische Schuld. Die jährliche Durchschnitts⸗Ernte aller Getreidearten ist auf 98,400,000 Kubikfuß angeschlagen (1 Kubikfuß gleich 1½, Scheffel). Schwe⸗ den besitzt 1023,39 schwed. ◻¶cM. Waldung (1532 ½ geogr. l) oder