mittag, außer den Vorträgen des Militair⸗ und Civil⸗Kabinets, die Meldungen der Generale von Alvensleben, von Blumenthal, von Loen und mehrerer anderer Offiziere. — Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin ertheilten gestern dem Kaiserlich mexikanischen Gesandten Gregorio Barandiaran Audienz, in welcher derselbe im Auftrage seines Souverains Ihre Königliche Hoheit der Frau Kron⸗ prinzessin den Orden von San Carlos uͤberreichte. Um 5 Uhr dinirten die Höchsten Herrschaften bei Ihrer Majestät der Königin und Abends ½10 Uhr begab sich Se. Königliche Hoheit der Kronprinz noch zu Sr. Majestät dem Könige, Aller⸗ höchstwelcher von der Jagd Abends zurückgekehrt war.
Posen, 19. Dezember. In der gestrigen letzten Sitzung des Provinzial⸗Landtags wurde zunächst die in den vorhergegan⸗ genen Sitzungen beschlossene ständische Kommission für die Geschäfte der Provinzial⸗Feuersocietät im Einverständnisse mit dem Herrn Oberpräsidenten gewählt.
Vom 1. Ausschuß wird hiernächst der unterm 5. d. Mts. ein⸗
gebrachte Antrag des Abgeordneten der Stadt Gnesen, Brunner, betreffend den Bau der Eisenbahn Posen⸗Gnesen nach Thorn mit einer Abzweigung nach Bromberg, vorgetragen, und nachdem der Antragsteller sich das Wort erbeten und in einem längeren Vortrage der Versammlung die Befürwortung seines Antrages dringend ans Herz gelegt, wurde einstimmig beschlossen, den Königlichen Landtags⸗ Kommissarius zu ersuchen, den gestellten Antrag an Höchster Stelle baldigst zu unterstützen.
Nachdem noch ein Unterstützungsantrag abgewiesen, wurde der Königl. Landtags⸗Kommissarius, Ober⸗Präsident Horn, durch eine Deputation eingeholt und schloß in Folge Allerhöchster Ermächti⸗ gung den 14. Provinzial⸗Landtag mit einer Anrede, in der er die besten Wünsche für das Gedeihen der Provinz aussprach.
Der Landtagsmarschall antwortete darauf in einer Rede, an deren Schluß er ein »Hoch⸗ auf Se Maäjestät den König aus⸗ brachte, in welches die Versammlung dreimal begeistert einstimmte, und entließ die Mitglieder des Landtags, die sich demnächst in corpore dem Herrn Ober⸗Präsidenten unter Vortritt ihres Mar⸗ schalls empfahlen.
.
Schleswig⸗Holstein. Flensburg, 18. Dezember. Der Magistrat der Stadt Flensburg hat heute folgendes Schreiben an Sege geeh den General⸗Lieutenant, Freiherrn von Cannstein, gerichtet:
„Der unterzeichnete Magistrat hält sich verpflichtet, Namens der Stadt Flensburg Ew. Excellenz seinen ganz besonderen Dank für die rasche und energische Hülfe auszusprechen, welche das hierselbst garnisonirende preußische Militair bei den in letzterer Zeit stattge⸗ habten Brandfällen geleistet hat. Es wäre uns erwünscht, wenn vor⸗ stehender Dank zur Kunde der dem Befehl Ew. Excellenz unterstehenden Königlichen Truppen gebracht würde.
Mecklenburg. Schwerin, 19. Dezember. (Mecklb. Z.) Se. Hoheit der Herzog und Ihre Königliche Hoheit die Frau Herzogin Wilhelm empfingen vorgestern Mittag die Deputirten des Magistrats, Bürgermeister Hofrath Juhr und Senator Voß, nahmen die Glückwünsche des Magistrats und der Stadt huldvoll entgegen, und beauftragten die Deputirten, Ihren Dank der Stadt auszusprechen. Nach beendigter Audienz empfing auch Ihre König⸗ liche Hoheit die Frau Großherzogin⸗Mutter die Magistrats⸗ Deputation, welche die Glückwünsche der Stadt zu überbringen hatte und wurde dieselbe auch hier beauftragt, den Allerhöchsten Dank der Stadt auszusprechen. Sternberg, 18. Dezember. (Mecklenb. Ztg.) In der heuti⸗ gen ritterschaftlichen Versammlung wurde zunächst das hohe schwe⸗ rinsche Reskript in Betreff der Bestrafung der Dienstver⸗ gehen verlesen. Die Regierung hat den ständischen Antrag zurück⸗ gewiesen, weil es danach noch schlimmer werden würde, und weist nach, daß das Beantragte keine Declaration, wie behauptet, sei, son⸗ dern eine neue Gesetzgebung, wie überhaupt erst auf Antrag der Ritterschaft die Prügelstrafe in das Gesetz aufgenommen sei. Hessen. Darmstadt, 18. Dezember. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erfolgte die Diskussion über die Adresse. Geh. Justiz⸗Rath Hoffmann hält den Erlaß einer Adresse für unpraktisch, weil das besonders jetzt so nöthige Einvernehmen zwischen Regierung und Kammer dadurch unmöglich gemacht werdej er erklärt ferner, an der Spezialdebatte keinen Antheil nehmen zu wollen. v. Wedekind erklärt sich gegen eine Adresse, weil er den Moment für ungeeignet hält, den Landesherrn zu einem Minister⸗ wechsel oder einer Kammerauflösung zu drängen. Im Uebrigen hält er nur wenige Positionen für zutreffend, die übrigen hält er theils für gänzlich, theils für unzureichend motivirt. Nach längerer Dis⸗ kussion wird die Frage, ob überhaupt eine Adresse erlassen werden sollte, mit 24 gegen 19 Stimmen und darauf der Entwurf in der vorgelegten Fassung mit zwei formellen Abänderungen mit 27 gegen 16 Stimmen angenommen. 8
Ba . Karl ruhe, 17. Dezember. (Karlsr. Ztg.) Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin und Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm sind heute Nachmittag nach Baden gereist um Ihrer Hoheit der Herzogin von Hamilton und Ihrer König⸗ lichen Hoheit der Prinzessin Friedrich von Hessen Besuche abzustatten Die Herrschaften kehrten mit dem Abendzuge wieder hierher zurück. Desterreich. Wien, 19. Dezember. Se. Majestät dem Kaiser, meldet die »Ostd. Post⸗ wird seinen Aufenthalt in Pesth, um einen Tag verlängern und statt am 20, am 21. d. M. Nachts in Wien eintreffen. Einerseits will Se. Majestät dadurch seine Zufrie⸗ denheit über den festlichen Empfang in den Schwesterstädten und das vertrauensvolle Entgegenkommen der Bevölkerung ausdrücken andererseits aber auch Gelegenheit finden, auch jene Mitglieder des Landtages zur K. Tafel zu ziehen, welche bisher zu derselben nicht geladen werden konnten.
Von den Landtagen der Kronländer liegen nachst telegraph. Berichte vor: 8 Ghehe
Prag, 18. Dezember. Se. Majestät der Kaiser ertheilte den Lan⸗ des⸗Umlagen die hoͤchste Sanction. — Eine Kommission von 9 Mitglie dern hat uͤber den Mandats⸗Verlust des nicht am Landtage erschienenen in Mexiko weilenden Abgeordneten Grafen Oswald Thun zu referitem — Mehrere Mitglieder von der Linken interpelliren den Statthaltereileiter wegen des von der Staatsbahn wieder eingestellten Güterverkehrs in Böhmen. Graf Lazansky bemerkt: Die erstattete Anzeige von der Verkehrseinstellung auf einige Tage sei zur Kenntniß genommen worden Auf die ihm heute gemachte Mittheilung, die Verkehrsstockung könne mehrere Wochen dauern, habe er vorläufig die Verkehrssistirung aufgehoben und erwarte weitere Verhaltungsmaßregeln von Wien. Hierauf wurde in der Spezial⸗Debatte über das Grundentlastungs⸗Gesetz fortgeschritten und das Gesetz in zweiter Lesung beendigt. Unter den Einläufen befinden scch zahlreiche Remonstrationen gegen den Entwurf der neuen Bezirksein⸗ theilung.
Pesth, 18. Dezember. (Oberhaussitzung.) Der Bekeser Ober⸗ gespan beantragt, eine Deputation an Ihre Majestät die Kaiserin zu entsenden, um Ihre Majestät anläßlich des Allerhöchsten Geburtsfestes zu beglückwünschen und die Bitte um den allerhöchsten Besuch der Lan⸗ deshauptstadt zu wiederholen. Sprecher der Deputation soll der Primas und Führer derselben Baron Sennyey sein. Der bezügliche Antrag soll, wenn er zum Beschlusse erhoben wird, dem Unterhause mitgetheilt werden. Der Antrag wird mit begeisterter Acclamation angenommen. Präsident Baron Sennyey erklärt, daß er die Bitte des Hauses dem Kardinal⸗Primas mittheilen, er selbst die Führerstelle übernehmen und den Antrag dem Unterhause mittheilen werde, und schlägt die Mitglieder für dis Deputation vor, welche angenommen werden.
Klausenburg, 18. Dezember. In der heutigen Landtagssitzung wurde eine Deputation mit der Adresse des Landtages an den Statthalter Grafen Crenneville entsendet.
Linz, 18. Dezember. Der Antrag des Abg. Wurmb und Genossen: »Der Verfassungs⸗Ausschuß werde beauftragt, die Frage zu erörtern, ob in Oberö terreich Bezirksgemeinden und Vertretungen einzuführen seien, und im bejahenden Falle eine bezügliche Vorlage am Landtage einzubringen,« wird dem Verfassungs⸗Ausschusse zugewiesen. — Der Land⸗ tag beschließt, die Regierung zu ersuchen, noch in dieser Session eine Vor⸗ lage über eine Bauordnung für das flache Land einzubringen; so wie die wiederholte Publizirung der Strafgesetz⸗Bestimmungen bezuͤglich feuer⸗ gefährlicher Handlungen zu veranlassen.
Graz, 18. Dezember. Der Obmann des Ausschusses für die Be⸗ zirksvertretung und Bezirkseintheilung theilt dem Landtage mit, daß der Ausschuß beschlossen habe, bevor er in die Berathung be⸗ züglich dieser Gesetze eingeht, acht prinzipielle Fragen, welche sich anf die politische und Justizorganisation beziehen, an die Regierung zu richten. Der Statthalter macht die Beantwortung dieser Fragen von den von der Regierung zu erhaltenden Weisungen abhängig, wahrt jedoch der Regierung das Recht, den Organismus ihrer Verwaltung zu ordnen. Innsbruck, 18. Dezember. Eine Interpellation, ob jetzt eine Hoffnung vorhanden sei, daß der im vorigen Jahre gestellten Bitte des Landtages um Ausdehnung des Tabakbaues in Süd⸗Tirol vom Ministerium Folge gegeben werde, wurde vom Statthalterei⸗Vicepraäf⸗ denten Grafen v. Coronini dahin beantwortet, daß er bereits von freien Stücken diesen Antrag an das Finanzministerium gestellt habe. Die Ab⸗ geordneten aus Welzch⸗Tyrot erneuern den Antrag auf eine eigene Landtags⸗ und Landesausschußabtheilung.
Agram, 19. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtags wurde eine Erklärung der Vertreser Fiumes verlesen, nach welcher dieselben die Beschlüsse des Landtags in Betreff der staatsrecht⸗ lichen Beziehungen nur dann als rechtsgültig betrachten werden, wenn dieselben im Emvernehmen mit dem ungarischen Landtage zu Stande kommen.
Anderweitige telegraphische Mittheilungen melden:
Pesth, 18. Dezember. Der »Pesther Lloyd« erfährt, daß Se. Ma⸗ jestät der Kaiser anläßlich einer Franz Deak gewährten Privataudieng diesem gegenüber dieselben Hoffnungen aussprach, welchen Allerhoͤchstdie selben beim gestrigen Empfange der Magnaten und Deputirten Ausdruch gegeben, und daß Se. Majestät Herrn v. Deak wiederholt versicherten, wie sehr Ihm die Interessen des Landes am Herzen liegen. Abends er⸗ schien Se. Majestät der Kaiser in der Redoute, woselbst die Elite der Ve⸗ völkerung Pesth's versammelt war, und zeigten Sich zuerst in der Hofloge! begrüßt mit enthusiastischen minutenlangen Eljen, worauf die Volkshymne gespielt wurde. Se. Majestät durchschritten dann den Saal, traten hier auf wieder in die Loge und entfernten Sich um 9 ½ Uhr.
— Baron Eötvös sagt in der heutigen Nummer des »Hetilap«: Die Hindernisse des Ausgleiches seien beseitigt. Ungarn, das sein⸗ Rechte fordert, kenne seine Pflichten und sei um so bereitwilliger, dieselben
G
geren Emigration mit einem guten
Anhänger, hebe ich aus dem im »Glos wolny⸗
eicht wurden.
9. W
g erfüllen, da die Erfüllung mit seinen wichtigsten Interessen im Zusam⸗ die Führer der letzten Bewegung leider untreu geworden. Der demokratische
menhange stehe, Ungarn werde mit Opferwilligkeit und Selbst⸗ verleugnung an die Lösung der Aufgabe gehen.
Belgien. Brüssel, 18. Dezember. Die Adressen, welche Senat und Abgeordnetenhaus gestern dem Könige im Schlosse vor⸗ nrugen, sind in hohem Style gehalten. Diese Adressen zeichnen sich auch dadurch aus, daß die zweite Hälfte an die Königin gerichtet ist. In der Adresse des Abgeordnetenhauses wird der Kinigin ge⸗ sagt: „Die Liebe der Belgier ward durch Ew. Majestät durch den ersten Tritt auf unsern Boden erobert.. Der König antwortete:
Meine Herren Repräsentanten! Noch unter dem Eindrucke des so ent⸗ egenkommenden Empfanges, den ich vor kaum wenigen Stunden im National⸗ Palaste erfahren, kann ich Ihnen nur aus tiefstem Herzen für so wohlmei⸗ nende Worte danken. Von der Bedeutung der mir auferlegten Pflichten durchdrungen, werde ich Alles aufbieten, um unsere schönen freien Einrich⸗ tungen zu bewahren und zu befruchten.
— Der König bat sodann die Abgeordneten um ihre Mitwir⸗ kung und sprach die Ueberzeugung aus, „daß wir stets zum Heile des Landes einig bleiben werden⸗ Als diese Antwort abgelesen war, trat der König auf den Fürsten von Ligne und Herrn Van⸗ denpeereboom, als Senats⸗ und Kammer⸗Präsidenten, zu und äußerte, jetzt möchte er noch Jedem besonders für die Theilnahme an seines Vaters Tode und für die Sympathie, die ihm selber heute verschwen⸗ derisch zu Theil geworden, danken; indem er dem Präsidenten die Hand reiche, drücke er einem jeden der Vertreter die Hand.
Großbritannien und Irland. London, 18. Dezbr. Der »Observer⸗ meldet, daß Sir Francis T. Baring als Lord Nortbrook und Sir John Romilly als Lord Romilly in die Peerage eintreten werden.
Earl Granville, Präsident des geheimen Rathes, wird, laut »Observer⸗, Palmerston's Nachfolger in dem Amte eines Lord Warden der fünf Häfen.
Frankreich. Paris, 18. Dezember. Die Vermählung der Prinzessin Anna Murat mit dem Herzog von Mouchy fand eute Mittag in der Kapelle des Tuilerienpalastes stat
Italien. Man schreibt dem »Monde⸗ aus Rom, daß durch die Energie der päpstlichen Regierung die drohende Finanzkrisis glücklich abgewandt worden und aus Frankreich die Freiwilligen für das päpstliche Zuaven⸗Bataillon in Gruppen von 20 bis 25 ein⸗ treffen. Kürzlich befanden sich deren 60, die über Meer gekommen waren, im Lazareth von Civita⸗ Vecchia, um ihre Quarantaine zu bestehen. Bereits operiren 3 Compagnieen Zuaven unter Oberst Azzanesi an der Grenze Die »Union⸗ spricht auch von den päpst⸗ lichen Zuaven, die bereits über 100 neue Freiwillige erhalten hätten. Doch seien in diesem Muster⸗Bataillon noch sehr viele Plätze unbe⸗ setzt. — Sella's Finanzbericht brachte die Entlassung der 100,000 Mann nicht, die erwartet wurde. — Die Actionspartei behauptet, daß die Regierung, wenn sie 100,000 Mann entlasse, dagegen die Errichtung mobiler Kolonnen beschließe und organisirend, doch nicht mobilmachend verführe, sie zu jeder Zeit 100,000 Landwehrmänner in kurzer Frist ins Feld stellen könne.
Türkei. Briefe aus Alexandria melden, daß der Vicekönig mit dem Projekte umgeht, im Fajum eine neue Stadt zu gründen und an den Nilwehren eine Zuchtanstalt für Pferde und ausländische Thiere, so wie eine Thierarzneischule zu errichten. Dorthin soll er auch die Hauptstadt Aegyptens verlegen wollen, was aber weniger verbürgt ist. v1“
Rußland und Polen. Von der polnische Grenze, 18. Dezember wird der ⸗Osts. Ztg.⸗ geschrieben: Der engere Aus⸗ schuß des wiedererweckten demokratischen Vereins der polni⸗ schen Emigration hat unterm 12. v. M. ein Manifest erlassen, worin die Aufgabe und die Ziele des neuen Vereins näher bezeich⸗ net und alle demokratisch gesinnten älteren Emigranten, namentlich die Mitglieder des früheren demokratischen Vereins, aufgefordert werden, sich demselben anzuschließen und in dieser Hinsicht der jün⸗ Beispiele E 86 C isi en Bestrebungen Mieroslawski's und seiner Charakterisirung der neuesten Best g deagtiandelichten
Manifest einige Sätze hervor: “ 1.“ e. “ degr der demokratischen Propaganda — heißt es im Eingange — ist erfüllt: dem Volke ist sein Recht, den Bauern Eigen⸗ thum geworden. Leider hat der Egoismus und der Widerstand des Junker⸗ thums es verhindert, dies Gebot in der Weise zur Ausfuͤhrung zu bringen, daß die Versöhnung mit dem Volke und die Wiederherstellung Polens er⸗ Doch die Hauptquelle des sozialen Zwiespalts der polnischen Gesellschaft, die Unterthänigkeit, ist aufgehoben und nur die Erinnerung an
8 b das erlittene Unrecht ist im Gedächtniß und Herzen des Volkes zurückgeblieben.
Diese Erinnerung zu verwischen, ist die Aufgabe der polnischen Demokratie. die erste Pflicht ber wiedererweckten demokratischen Verbindung wird also darin bestehen, Apostel der Brüderlichkeit zu liefern. Bei seinen orga⸗ nischen Arbeiten wird der demokratische Verein von dem Glauben und
dem Grundsatz ausgehen, daß die Polnische Nation durch eigene Kräfte lhr
Unabhängigkeit wieder gewinnen kann und muß. Diesem Grundsatz
Verein, der die hartnäckige Selbsttäuschung mit der diplomatischen Interven⸗ tion tief beklagt, wird sich daher im Innern mit der Concentrirung und Or⸗ ganisirung aller nationalen Kräfte zum künftigen Kampfe beschäftigen und nach außen Bundesgenossen unter den mitunterdrückten Nationalitäten suchen. Daher steht in seinem Programm in erster Reihe die Pflicht, Fachmänner sür den Nationaldienst und namentlich Militärs zu bilden, die fähig sind, die bewaffnete Macht des polnischen Volks zu führen. In Bezug auf die Emigration wird das Streben des demokratischen Vereins dahin gerichtet sein, allen kleinlichen Koterien, welche die farblose Emigration zerwühlen, ein Ende zu machen, und alle auf eigene Hand unternommene demagogische Arbeiten, welche nicht von der Gesammtheit unterstützt sind, und daher leicht unzeitige Verschwörungen und Bewegungen im Lande hervorrufen könnten, zu hindern u. s. w.«
Schweden und Norwegen. Christiania, 13. Dezem⸗ ber. (H. N.) Der Constitutions⸗Ausschuß befürwortet die Annahme der Königlichen Proposition über jährlich abzuhaltende Storthinge. In seinem Gutachten sagt er, daß es schon 1814 der Wunsch war, eine häufigere National⸗Versammlung zu haben, und wenn jetzt auch aus finanziellen Gründen von manchen Seiten davon abge⸗ rathen würde, weil die dadurch verursachten jährlichen Kosten sich auf ca. 17,000 Sp. belaufen werden, so sind die Vortheile, die ein jährlicher Storthing bietet, doch so bedeutend, daß ein solches unbe⸗ deutendes Opfer gar nicht in Betracht zu ziehen sei.
Amerika. Der Bericht, den der Schatz⸗Secretair der Ver- einigten Staaten, Hugh Mac Culloch, dem Repräsentantenhause in Washington vorgelegt hat, ist ein sehr umfangreiches, aber auch, wie die »Times⸗ sagt, ein sehr tüchtig gearbeitetes Aktenstück. „Das umlaufende Papiergeld der Vereinigten Staaten belief sich am 31. Oktober d. J. auf 146,340,000 Pfd. St., wovon etwa 91 Millionen aus AUnionsnoten bestanden, welche direkt vom Schatzamt ausgegeben waren, 37 Millionen aus Noten der National⸗ und 13 Millionen aus Noten der Staats⸗Banken, 6 Millionen aber aus Zinseszins⸗Noten, die vom Schatzamt ausgegeben und für gesetzliches Werthzeichen erklärt worden sind. Diese ungeheure Masse von Papier kann überdies noch um 23 Millionen anwachsen, die noch in Noten der National⸗Banken ausgegeben werden sollen. Das Papiergeld der Union wird also bald den Betrag von circa 170 Millionen erreichen, statt wie es im Jahre 1860 stand von etwas weniger als 42 Millionen. Herr M Culloch schreib selbst: »Es läuft eine ungeheure Masse von Papiergeld um, dessen Einfluß die bereits enorm hohen Preise fort und fort steigen und di Speculation überhand nehmen läßtj sie mußte aber kontrahirt werden wenn solche Mißstände wie die Krisen von 1837 und 1857 überwun den werden sollten.. Die Preise stehen, wie er weiter sagt, in der That jetzt bei einem Goldagio von 47 höher als damals, wo das Goldagio 185 war, und die Ueberfülle von Papier erzeugt nicht nur Verschwendung und Ausschweifung, sondern auch einen Geist der Spe culation, der die wirkliche Industrie des Landes untergräbt. Wenr nichts dagegen geschieht, so wird das Uebel an einem nicht mehr fer nen Tage zu einem weitausgedehnten Unheil werden, und nach de Meinung des Schatzsecretairs ist das einzige Mittel dagegen die Ein⸗ schränkung des Papierumlaufs. Er fordert daher für sich die Ermäch⸗ tigung, die Zinseszins⸗Noten und die Vereinigten⸗Staaten⸗Noten nach seinem Ermessen kapitalisiren und Bonds ausgeben zu dürfen, welche Zinsen, aber nicht über 6 Prozent, tragen. Die allgemeine Staatsschuld belief sich am 31. Oktober d. J. (einschließlich des umlaufenden Nationalpapiers) auf 561 /710,000 Pfd. Das Defizit ist für die 9 Monate bis 30. Juni k. J. auf 22,240,000 Pfd. veranschlagt, so daß man also in runder Zahl die Schuld der Union auf 600 Mill angeben kann. Wenn die Steuern so bleiben wie jetzt, so wird da Budget für das nächste Fmgngs ahr eine Einnahme von 79,200,000 Pfd. und eine Ausgabe von 56,863,000 Pfd., einschließlich 28,300,000 Pfd. Staatsschulden⸗Verzinsung, aufweisen. Da würde also ein Ueber⸗ schuß von mehr als 22 Millionen sein, der auf die Reduction des Hauptpostens der Schuld verwandt werden kann. Die Kapitalisirung des umlaufenden Papiers würde die Zinsenlast vermehren, aber Herr M'Culloch glaubt, die Kapitalisirung mit 5 oder 5 ½ pCt. zu Stande zu bringen, so daß unter Berücksichtigung eines Theils der Schuld, der in der Form ablöslicher Noten verbleibt, die ganze Last nicht mehr als 30 Millionen per Jahr betragen würde. Der Schatzsecre⸗ tair wünscht, vom Kongreß als Grundsatz angenommen z hen, daß ein Ueberschuß von 40 Millionen über die Regierungs⸗Ausgaben gesichert und auf die Verzinsung und Reduction der Nationalschul 1t verwandt werden müsse. Im ersten Jahre mögen die Zinsen, wie bereits bemerkt, 30 Millionen betragen und 10 Millionen würden daher vom Kapital getilgt werden; aber das Maß des liquidirten Kapitals würde stetig steigen und in ca. 30 Jahren könnte das Ganze abgelöst sein.⸗
Privat⸗Depeschen aus Lima vom 10. November melden, daß der ehemalige Präsident der Republik, General Castilla, welcher zuletzt Kongreß⸗Präsident und als solcher von der letzten Regierung verbannt worden war, auf dem Punkte stand, sich nach Lima zu be⸗ geben, um dem siegreichen General Canseco den Präsidentenstuhl
streitig zu machen. Letzterem fehlte es an Geld und er sah sich nach