1866 / 78 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Circular gesandt hat, welches die Motive der Abreise des Barons von Meyendorff, russischen Geschäftsträgers beim heiligen Stuble, erklärt. Eine zweite Brigade der französischen Occupations⸗Armee b sofort nach Ankunft der in Antibes organisirten Legion ab⸗ rücken.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 27. März. In Veranlassung der durch die Repräsentations⸗Reform veränderten Stellung des Adels ist ein Vorschlag zu einer neuen Ritter⸗ haus⸗Ordnung vorgelegt worden. Nach demselben sollen Ritter⸗ schaft und Adel jedes dritte Jahr zur Berathung gemeinschaftlicher Angelegenheiten zusammentreten. Unter den wichtigsten Verände⸗ rungen der jetzigen Ordnung sind zu bemerken: zu §. 1 soll eine Bestimmung hinzugefügt werden, was unter Schwedens Ritterschaft und Adel zu verstehen sei (⸗die gräflichen, freiherrlichen und adeligen Geschlechter, welche auf dem Ritterhause introduzirt sind; doch was die nach dem 6. Juni 1809 zugekommenen Geschlechter betrifft, mit der Beschränkung wie §. 37 der R. V. bestimmt.⸗) Die Introductions⸗Abgaben sollen von 525 Rdlr. auf 1000 Rdlr. erhöht werden (wovon 500 Rdlr. der Ritterhauskasse, 250 dem adeligen Kadetten⸗Schulfonds und 250 Rdlr. der Jungfrauen⸗Stiftkasse zu⸗ fallen sollen.) Die Verhandlungen in den Versammlungen sollen von einem dazu erwählten Wortfuͤhrer geleitet werden, welcher auch an den Berathungen und Beschlußnahmen Theil nehmen kann. Endlich enthält §. 26 die Bestimmung, daß in Fragen über die Privilegien des Adels, über Veränderung dieser Ordnung oder die Entäußerung des festen Grundbesitzes des Adels zwei Drittel der ab⸗ gegebenen Stimmen zur Entscheidung erforderlich sind.

Im gestrigen Plenum haben auch Bürger⸗ und Bauernstand den schon vorher von den andern beiden Ständen genehmigten An⸗ schlag, in Betreff der Wegebauten in Jemtland b an⸗

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genommen. 8

Amerika. ew⸗York, 21. März. regung hat sich etwas gelegt. Der Tag des irischen Schutzheiligen wurde überall ruhig gefeiert und weder im Gebiete der Union, noch in Camda haben Demonstrationen stattgefunden. Nach Telegrammen aus Washington herrschte in offiziellen Kreisen nur eine höchst geringe Befürchtung, daß die Fenier überhaupt einen Einfall in Canada versuchen würden. Bis jetzt ist auch noch nicht das Geringste von kriegerischer Thätlichkeit zur Kenntniß der Regierung gelangt, was eine Einmischung rechtfertigen könnte. Aus Montreal und Toronto wird von Loyalitätsbezeugungen der irischen Einwohner berichtet, in Halifax war die Aufregung wegen des befürchteten Einfalls noch groß, die Miliz ist aufgerufen und die Forts sind mit Artilleristen besetzt worden. Die Stärke der gesammten Canadischen Streitkräfte besteht nach der »Montreal Gazette« aus 10,000 Mann regulärer Truppen, 11,000 Freiwilligen im Dienste an der Grenze, 15,000 zum Dienste bereiten Freiwilligen und 80,000 eingelooseten Milizen, die erforderlichen Falles gleich einberufen werden koͤnnen. Die Nach⸗ richt, daß das westindische Geschwader auf Befehl von Sir Frederick Bruce nach Halifax abgegangen, erhält Bestätigung.

Nach einer dem Repräsentantenhause vom Finanzminister gemachten Mittheilung befanden sich am 10. März im Staatsschatze 57,000,000 Doll. in baar und 65,000,000 in Papiergeld. Vom Kriegsminister ist dem Hause über die Effektivstärke des Heeres berichtet worden, dieselbe betrug im Januar 152,000 Mann. Das Haus hat sich bis zum letzten Donnerstag im Mai vertagt.

Nach einer Mittheilung aus Vera⸗Cruz war Herr Saillard vor dem 6. d. nach Frankreich zurückgekehrt. Telegramme aus Brownsville besagen, daß ein amerikanisches Schiff mit Waffen für die Republikaner von einem französischen Kriegsschiffe an der Küste von Tamaulipas aufgebracht worden ist. General Getty hat die Freibeuter von Bagdad in Freiheit gesetzt. Nach den Blättern von Matamoras hatte man Crawford entkommen lassen, weil er Beweise von indirekter Betheiligung hochgestellter Unionsoffiziere an dem Bagdader Handel in Händen habe.

Nach Berichten aus Coquimbo, welche bis zum 7. d. gehen, chließt Bolivia mit Chile und Peru ein Schutz⸗ und Trutz⸗ bündniß. In Peru betrieb man mit Eifer Anstalten, um an dem Kriege gegen Spanien vollen Antheil zu nehmen. Die beiden spanischen Fregatten, welche Jagd auf die vereinigte chilenisch⸗perua⸗ nische Flotte gemacht, sind unverrichteter Sache und zwar die eine in sehr beschädigtem Zustande zum Geschwader von Valparaiso zu⸗ rückgekehrt. Sie hatten die Verbündeten in einem Flusse durch Be⸗

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festigungen an der Mündung desselben gedeckt vor Anker gefunden

und ein Feuer auf die Letzteren eröffnet, das von diesen aus mit sol⸗ chem Glücke erwiedert wurde, daß es ihnen großen Schaden zufügte und zur Rückkehr zwang. 8 Mit dem Rio⸗Dampfer ist die Nachricht in Lissabon, den 1. April, eingetroffen, daß der brasilianische Admiral Tamandaré zu Corrientes angekommen war, um von da mit der Flotte den Parana hinaufzusegeln.

Asien. Calcutta, 26. März. schen Finanzministers Defizit von 72,000 Pfd. St.

Das Budget des indi⸗ für das laufende Finanzjahr zeigt ein Die Salpetersteuer ist auf 3 pCt. ad

Haäamburg, Dienstag, 3. April, Morgens.

Die fenische Auf⸗

valorem herabgesetzt und Madras⸗Salz auf 32 gesteigert.

Aunas per Maund Neue Steuern sind keine aufgeleegt.

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Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’ schen Telegraphen⸗Büreau.

Die »Hamburger Nachrichten- melden aus Kiel, der Gouverneur von Schleswig, General⸗Lieutenant von Manteuffel, werde daselbst nächsten Donnerstag zum Besuche bei dem Statthalter, Feldmarschall⸗Lieute⸗ nant von Gablenz, erwartet. Dasselbe Blatt hört, die Verhand⸗ lungen des Statthalters mit der preußischen Regierung wegen der freien Küstenschifffahrt preußischer Schiffe an der holsteinischen Küste und umgekehrt, hätten zum günstigsten Resultat geführt.

München, Dienstag, 3. April. Die bayerschen Kavallerie⸗ und Artillerie⸗Regimenter haben den Befehl erhalten, eine größere Anzahl von Reit⸗ und Zugpferden anzukaufen.

Wien, Dienstag, 3. April, Morgens. Die heutige »Wiener Zeitung⸗ bringt in ihrem amtlichen Theile die Note, welche Graf Karolyi am 31. März dem preußischen Ministerpräsidenten über⸗ reicht hat. Dieselbe lautet: »Es ist zur Kenntniß des österreichischen Kabinets gekommen, daß die Regierung Sr. Majestät des Königs von Preußen, um die Verantwortlichkeit für die entstandenen Besorg⸗ nisse einer Gefährdung des Friedens von sich abzulehnen, dem Kaiser⸗ lichen Hofe feindselige Absichten beigemessen, ja sogar auf die Even⸗ tualität einer Bedrohung der preußischen Monarchie durch eine Offensive Oesterreichs hingewiesen habe. Wiewohl die Grundlosig⸗ keit einer solchen Unterstellung in Europa notorisch ist, so muß die Regierung des Kaisers demungeachtet Werth darauf legen, gegen⸗ über dem Königlichen Kabinette sich ausdrücklich gegen eine mit der Evidenz der Thatsachen so vollkommen unvereinbare Be⸗ schuldigung zu verwahren. Der Unterzeichnete hat demgemäß den Auftrag erhalten, dem Grafen Bismarck in aller Form zu erklären, daß den Absichten des Kaisers nichts ferner liege, als ein offensives Auftreten gegen Preußen.

Nicht nur schließen die so vielfach durch Wort und That erwie⸗ senen freundschaftlichen Gesinnungen des Kaisers für die Person des Königs sowohl, wie für den preußischen Staat jede solche Absicht ent⸗ schieden aus, sondern der Kaiser erinnert sich auch der Pflichten, welche

Oesterreich sowohl als Preußen feierlich durch den deutschen Bundes⸗

vertrag übernommen haben. Der Kaiser ist fest entschlossen, seinerseits sich nicht in Widerspruch mit den Bestimmungen des Ar⸗ tikels 11 der Bundesakte zu setzen, welche es den Mitgliedern des Bundes verbieten, ihre Streitigkeiten mit Gewalt zu verfolgen.

Indem der Unterzeichnete den Herrn Ministerpräsidenten Grafe

Bismarck ersucht, dem Könige, seinem erhabenen Herrn, die gegen wärtige Note zu unterbreiten, hat er den Ausdruck der Hoffnung hinzuzu⸗ fügen, daß das Königliche Kabinet sich bewogen finden werde, ebenso bestimmt und unzweideutig, wie er Solches Namens seiner Alle höchsten Regierung gethan, den Verdacht eines beabsichtigten Frie⸗ densbruches zurückzuweisen und dadurch jenes allgemeine Vertrauen auf die Erhaltung des inneren Friedens Deutschlands, welches nie⸗ mals sollte gestört werden können, wiederherzustellen.

Der Unterzeichnete beehrt sich auch bei diesem Anlasse ꝛc. ꝛc.

1 gez. Karolyi.⸗

Die heutigen Morgenblätter erklären die Nachricht, daß de Heazog von Koburg⸗Gotha als Vermittler zwischen den deutsche Großmächten auftret zu diesem Zwecke hier eintreffen werde für unbegründet.

Die Nr. 13 (vom 30. März c.) des »Justiz⸗Mini erial Blattes« veröffentlicht ein Erkenntniß 1 derce n vom 21. Februar 1866: »Ist die Folge einer gegen einen Forstbeamten ꝛc in Ausübung ihres Amtes verübten thätlichen Widersetzlichkeit der Tod des Beamten gewesen, so sind für die Strafverhängung nur die Vorschriften de Strafgesetzbuchs maßgebend«; ferner ein Erkenntniß des Königlichen Gerichts⸗ hofes zur Entscheidung der Kompetenz⸗Konflikte vom 9. Dezember 1865, wonach die Anstellung einer Possessorienklage gegen Anordnungen der Landes⸗Polizeibehörde uͤber die Benutzung einer Simultankirche von Seiten verschiedener Konfessionen unzuläͤssig ist; und ein Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz⸗Konflikte vom 9. Dezember

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1865, wonach der Anspruch einer Stadtgemeinde auf Servisvergütigung

für die dem Militair gewährte Einquartierung eben so wie die Frage, ob die Vergütung nach dem Satze für Städte erster oder zweiter Klasse zu ge⸗ währen sei, im Rechtswege zu entscheiden ist.

Das Amtsblatt der Königlich preußischen Telegraphen⸗Verwal⸗ tung (Nr. 9 vom 29. März c.) enthält nachstehende Verfügungen: Vom 24. Maͤrz 1866. Beförderung der Fürstlich schaumburg⸗lippe’schen Hof⸗ und Staatsdepeschen auf den preußischen Telegraphen⸗Linien. Vom 25. März. Kontrolle der Depeschen bezüglich ihrer Beförderung resp. Bestellung. Vom 27. März. Einfübrung des neuen Eisenbahn⸗Telegraphen⸗Reglements vom 1. Januar 1866. Vom 27. März. Beitritt der Herzoglich nassauischen Re⸗ gierung zum deutsch⸗österreichischen Telegraphen⸗Verein. 1“

Die Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn⸗Verwal⸗

tungen (Nr. 13 vom 31. März c.) enthält unter Anderem: Disposition

über die Eisenbahn⸗Wagenparks. Eine neue Lokomotive. Mittheilun⸗ 11 . CC Vereinsgebiet. Projekte und Bau. Oesterr. Eisenbahnprojekte, Donaubrücken. Betrieb: Verein deutscher Eisenbahn⸗ Verwaltungen, Beförderung von Petarden für Knall⸗ und Haltesignale. Wilhelmsbahn, die Betriebs⸗Ergebnisse des Jahres 1865. Rheinischer Eisen⸗ bahn⸗Verband, Zusammenstellung der Frequenz und Einnahmen im Be⸗ triebsjahre 1865. Oberschlesische Eisenbahn, Betriebsergebnisse des Jahres 1865. Cottbus⸗Schwielochseer Eisenbahn, Dividende vom Jahre 1865. Kaiserin Elisabethbahn, Aufhebung der 4. Wagenklasse. Süd⸗Norddeutsche Verbindungsbahn, Herabsetzung des Tarifzuschlages auf 2 pCt. Nürnberg⸗ Fürther Eisenbahn, statistische Notizen. Ausland: Frankreich, Betriebs⸗Ein⸗ nahmen. Alpenbahnen, italienische Note. Riga⸗Dünaburger Eisenbahn,

Geschäftsbericht pro 1865.

Kunst⸗ und wissenschaftliche Nachrichten.

London, 31. März. In der Geographischen Gesellschaft wurde eine Denkschrift von Sir H. C. Rawlinson verlesen, betitelt: Bemerkungen über ein von Herrn Veniukof veröffentlichtes Memoire über Pamir und die Quellen des Oxus. Dieses Memoire, welches 1861 im Journal der russischen Geo⸗ graphischen Gesellschaft erschien, giebt eine Beschreibung jenes Distriktes und zwar hauptsächlich nach dem Berichte eines 1859 in St. Petersburg aufge⸗ fundenen Manuskripts eines Reisejournals. Der Verfasser des mit der Jahreszahl 1806 versehenen Manuskripts giebt vor, ein Deutscher zu sein, der von der Ostindischen Compagnie mit dem Ankauf von Pferden in jenen von ihm beschriebenen Gegenden betraut gewesen. Dieses Schriftstück nun, dessen Angaben bis jetzt als durchaus zuverlässig betrachtet und von den besten Kartographen benutzt worden sind, ist nach der auf weitschichtigen und gründlichen Nachforschungen beruhenden Ueberzeu⸗ gung von Sir Rawlinson weiter nichts als eine 1 ausgearbeitete Erdichtung. Die Hauptargumente, die derselbe für seine Ansicht anführt, sind folgende: Im Manuskript wird von einem noch thätigen Vulkane im Norden von Srinagur erzählt, während in jener gegenwärtig kaum weniger als England durchforschten Gegend nie etwas von einem Vulkan bekannt geworden sei. Der Verfasser will ferner Strecken in Zeiträumen zurückge⸗ ljegt haben, in denen sie sich unmöglich zurücklegen ließen, wie z. B. die 120 Meilen zwischen Srinagur und dem Indus in einem gebirgigen, un⸗ wegsamen Lande in zwei und die Strecke zwischen dem Indus und Kashgar in 25 Tagen. Nachforschungen, die Sir Rawlinson in den Archiven des Indischen Amtes in England sowohl als in Indien anstellte, ergaben, daß Niemand in jener Zeit von der Ostindischen Compagnie mit Pferdeankäufen beauftragt gewesen war und daß kein Lieutenant Harvey, den der Verfasser als seinen Begleiter angiebt, sich damals auf der Indischen Armeeliste be⸗ fand. Außer diesen führte Sir Rawlinson noch eine ganze Reihe von theils nachweislich falschen, theils böchst Angaben jener Schrift an,

h als Fälschung erscheinen lassen müßten.

8 B der eminente Civil⸗Ingenieur, ist gestern ge⸗ storben. Er war der Sohn des berühmten Erbauers der hiesigen Waterloo⸗ und Southwark⸗Brücken und half seinem Vater bei dem Baue der London⸗Docks und der East India⸗Docks, des Schutzdammes von Plymouth und anderer Werke. Der Verstorbene bekleidete die Stelle eines

Vicepräsidenten der Royal Society für Wissenschaft und Kunst, deren Mit⸗

lied er seit 1822 war und zu deren Schriften er Beiträge lieferte.

. Morgen starb in Bournemouth, 77 Jahre alt, der Rev. J. Keble, ein vertrauter Freund des Dr. Pusey und des Dr. Newman. Er war 33 Jahre lang Pfarrer von Hursley in Hampshire und Verfasser eines Buches, das 88 Auflagen erlebt hat, aber außerhalb Englands schwerlich bekannt ist. Es heißt: »The Christian Mar.« Mit dem Ertrag dieses Buches soll er die Kirche von Hursley wieder aufgebaut haben.

Statistische Nachrichten.

Das eben erschienene Märzheft (d. J.) der Zeitschrift des Königl. Hannoverschen Statistischen Büreaus enthält einen Artikel: „zur Statistik der Militair⸗Aushebung im Königreiche Hannover; ferner: die ebeeöggen und Verkoppelungen im Königreich Hannover im Jahre 1864. . 1 1 E Ein 552 5 Lankester in der Gesellschaft für die sociale Wissen⸗ schaft verlesener Jahresbericht über die von ihm im Centraldistrikt von

Middlesex während des Jahres vom 1. August 1864 bis letzten Juli

5 vorgenommenen Leichenbeschauungen enthält die folgenden Data: Die Anzahl der Selbstentleibungen war in den letzten drei Jahren stetig gewach⸗ sen, indem sie im Jahre 1862 63 70, im Jahre 1863 64 72, im Jahre 1864 65 77 Fälle umfaßte. Von Leichenbeschauungen hs Kinder

o das Verdikt auf Kindermord lautete, sind im Jahre 1863 84, im Jahre 864 100, im Jahre 1865 114 Fälle vorgekommen. Mit Recht bemerkte der Berichterstatter, daß diesem anwachsenden Verbrechen weniger durch ge⸗ setzliche als moralische Mittel entgegengearbeitet werden könne.

Petersburg, 27. März. Aus einem Bericht über die Opera⸗ tionen von 35 Sparkassen verschiedener Städte des Reiches im Januar dieses Jahres ergiebt sich, daß 168,745 R. 50 K. eingetragen und 99,725 R. 85 K. ausgezahlt, 1010 Bücher vernichtet und 3047 neu ausgegeben wor⸗ den sind. In St. Petersburg sind der Sparkasse 89,530 R. 58 K. einge⸗ zahlt und 60,965 R. 86 K. von derselben ausgezahlt worden.

Schulwesen im Koöͤnigreich Polen. Aus der Zusammen⸗ stellung, welche über das Schulwesen in Polen durch die höchste Unterrichts⸗ Behörde stattgefunden hat, wird der »Westpreuß. Ztg. « Folgendes mitge⸗ theilt: Bekanntlich ist das Koͤnigreich Polen jetzt in die zehn Unterrichts⸗ Directionen: Warschau, Lodz, Plock, Lublin, Chelm, Siedlce, Radom, Kielce, Lomza und Suwalki eingetheilt. Bis zum Anfang des Schuljahres 1865/6 bestanden in sämmtlichen bisherigen fünf Gouvernements Warschau, Radom, Lublin, Plock und Augustowo incl. der, nach dem Erscheinen der Ukase, die Bauern⸗Emancipation betreffend, vorgenommenen, und der damit in engerem Zusammenhange stehenden Errichtung der Dorf⸗Elementar⸗ (primair-) Schulen, neuen Herstellung einer bedeutenden Anzahl solcher, 1250 Elementarschulen mit 1323 Lehrern und 78,579 Schülern, und zwar 49,488 Knaben und 29,091 Mädchen. Davon gehören zur polnischen Nationalität und römisch-katho⸗ lischen Kirche 58,497, zur russischen Nationalität und griechisch⸗orthodoxen 238, und zur griechisch⸗uniirten Kirche 2423 Kinder (in den Unterrichts⸗ Directions⸗Bezirken: Chelm, Siedlce und Lomza); der deutschen Nationalität, evangelischen Glaubens 14,040 Kinder; endlich sind 3268 jüdischen und 14 moham⸗ medanischen Bekenntnisses. Diese Elementar⸗Schulen sind meist nach ihrer Natio⸗ nalität und ihrer Religion gesondert. Außer diesen 1250 Elementar⸗ Schulen waren in dem Schuljahr 1865—66 aufs Neue 440 Elementar⸗ Schulen in der Errichtung begriffen, und dieselben werden bei dem regen Eifer, den die russische Regierung in diesem hoͤchst wichtigen Verwaltungs⸗ zweige entwickelt, in diesem Jahre wohl noch bedeutend an Zahl zunehmen, was höchst nöthig ist, wenn man bedenkt, wie wenig für den Anfangs⸗ Unterricht auf dem Lande bisher geschah, da unter dem polnischen Regime die Gutsbesitzer sich stets der Zahlung des vom Gesetz von 1809 und 1817 bestimmten ½ Beitrages zur Unterhaltung der Dorfschulen zu entziehen wußten, und lieber die errichteten Schulen eingehen ließen, als 50 60 S.⸗Rubel Beitrag zahlten. Es wird diese Vermehrun der Elementar⸗Schulen natürlich mit von dem Fortschritt abhängen, welch die jegt neu zu errichtenden Pädagogischen Lehrer⸗Course in der Ausbildun von Elementar⸗Lehrern machen werden, von denen die deutschen, bei der Warschauer Hauptschule mit dem 17/29. April c. eröffnet werden. Die für die Polen, Russen und Litthauer treten ebenfalls d. J. ins Leben, während das deutsche Tklassige Gymnasium und das 6klassige deutsche Mädchen⸗Progymnasium mit dem neuen Schuljahr im August d. J. eröffnet wird. Gymnasien und Progymnasien (Kreisschulen) bestanden am Schlusse des vorigen Schuljahre im Königreich 38 (in Warschau 13 und 2 Mäadchen⸗Progymnasien, ohn die neu zu errichtenden deutschen und polnischen) mit zusammen 492 Leh rern und 10,888 Schülern, von denen der polnischen Nationalität römisch katholischen Glaubens 9007, der griechisch⸗ orthodoxen Kirche 399 der uniirten griechischen Kirche 191 (mit einem Gymnasium 642 Evangelische (für welche das neue deutsche Gymnasium er richtet wird), 639 Israeliten in den dreizehn polnischen Gym nasien nebst 10 Mohamedanern. Eine bedeutende Anzahl der neuen pol⸗ nischen Gymnasien und Progymnasien ist noch in der Errichtung begriffen welche, so wie die Deutschen mit dem neuen Schuljahre im August werden eröffnet werden. Das Alexandria⸗Marien⸗Mädchen⸗Erziehungs⸗Institut (unter Protection der Kaiserin) hat 54 Lehrer und 247 Pensionairinnen höherer Stände, auch Stipendien auf Regierungskosten. Das Warschauer Taubstummen⸗Institut hat 34 Lehrer mit 148 Schülern. Sonntagsschulen für Handwerkslehrlinge bestehen: in Warschau 29 mit 47 Lehrern und 2365 Schülern und 91 dergleichen in den Provinzialstädten mit 5198 Schü⸗ lern. Die Handelsschule in Warschau zählt 11 Lehrer mit 362 Schülern. Die Veterinairschule hatte zwar 8 Lehrer aber nur 12 Schüler. Da Institut für technische Wissenschaften, Landwirthschaft und Forstkunde war 1865 behufs der Reorganisation geschlossen. Die Eröffnung eines polytech⸗ nischen Instituts und eines deutschen Gymnasiums in Lodz (40,000 meistens deutsche Fabrikanten) steht bevor. Während vor der neuen Schulorganis tion im Warschauer Schulbezirke nur 3 Gymnasien von 7, und 4 Kreisschulen von 5 Klassen, nebst 1 Mädchen ⸗Gymnasium also zusammen acht Mittel⸗Lehr⸗Anstalten für die Polen be⸗ standen, werden wir mit dem neuen Schuljahr 4 polnische, 1 russisches, das im August zu eröffnende deutsche Gymnasium von 7 Klassen und 8 Kreis⸗ schulen für polnische Knaben; ferner für Mädchen 1 polnisches, 1 deutsches Gymnasium von 6 Klassen, und endlich 2 neue Progymnasien für Po⸗ linnen und 1 solches für Russinnen, zusammen 19 Lehranstalten haben. Ueberhaupt liegt es in der Absicht der Regierung, möglichst in jeder, nur einigermaßen bedeutenden Provinzialstadt ein Gymnasium oder Progymna sium zu errichten; ferner sollen da, wo sich das Bedürfniß zeigt, bei diesen mittleren Schulanstalten Paralellklassen bestehen, damit nicht, wie früber, Schüler zurückgewiesen werden müssen, sondern allen die Wohlthat des Unterrichts zu Theil werde.

Gewerbe⸗ und Handels⸗Nachrichten.

Auf Grund des Artikels 1 des »Allgemeinen Deutschen Handels⸗ gesetzbuchs«, wonach in Handelssachen, soweit das genannte Gesetzbuch keine Bestimmungen enthält, die Handelsgebräuche und in deren Ermangelung das Allgemeine bürgerliche Recht zur Anwendung kommen soll, sind, wie die »Westpr. Stg.« berichte’, die Aeltesten der Kaufmannschaft zu Elbin 8 damit beschäftigt, die Handelsgebräuche dieses Platzes, und zwar zunäch die bei dem Schifffahrts⸗Verkehre geltenden, aufzuzeichnen und feststellen zu lassen. Zu diesem Behufe haben unter Zuziehung von Kaufleuten und Schiffern bereits Konferenz⸗Verhandlungen stattgefunden, durch welche die auf den Schifffahrtsverkehr bezüglichen Ortsgebräuche festgestellt und von den Aeltesten der Kaufmannschaft als richtig anerkannt worden sind. Rach erfolgter höͤherer Sanction, welche ebenfalls schon nachgesucht ist, wird die Codification dieser Gebräuche erfolgen. Dieselben beziehen sich 1¹) auf die

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