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Alle im siebenten oder einem späteren Semester studirende militairpflichtige Mediziner, sowie alle promovirten Doktoren der Medizin, werden hierdurch, wenn die Betreffenden solches wünschen sollten, bis zur Beendigung ihrer Staatsprüfungen von der Ableistung ihrer einjährigen Militairpflicht mit der Waffe für die Dauer der gegenwärtigen Mobilmachung, jedoch nur unter der Verpflichtung entbunden, ihrer Dienst⸗ pflicht im Bedarfsfalle jederzeit auf Anordnung des General⸗ Stabs⸗Arztes der Armee im militairärztlichen Dienste zu genügen. z 18
Die vorbezeichneten Mediziner sind Seitens der Ersatzbehörden dem Medizinalstabe der Armee, unter Beifügung ihrer Mi⸗ litairpapiere und ihrer Studienzeugnisse, Behufs der Notirung und event. Einziehung zum militair⸗ärztlichen Dienste namhaft zu machen. 1
Die bereits zum Waffendienste herangezogenen Mediziner der zu 1 bezeichneten Kategorie sind, wofern sie es wünschen soll⸗ ten, von den Truppentheilen zu entlassen und dem Medizinal⸗ stabe der Armee gleichfalls zur Disposition zu gestellen. Berlin, den 1. Juni 1866.
Der Kriegs⸗ und Marine⸗Minister. von Roon.
Der Minister des Innern. Graf zu Eulenburg.
ie sämmtlichen oberen Provinzial⸗Behörden.
Berlin, 5. Juni. Seine Majestät der König haben Aller⸗ nädigst geruht: dem Geheimen Regierungsrath und vortragenden Rath im Ministerium für Handel, Gewerbe und öͤffentliche Arbeiten, Sck, die Erlaubniß zur Anlegung des von des Königs von Däne⸗ mark Majestät ihm verliehenen Commandeur⸗Kreuzes erster Klasse des Danebrog⸗Ordens zu ertheilen.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 5. Juni. Se. Majestät der König begaben Sich heute früh gegen 5 Uhr nach dem Cottbusser Thor, um dem Abmarsche des Garde⸗Schützen⸗Bataillons, des Kaiser Alexander Garde ⸗Grenadier ⸗Regiments Nr. 1, des Garde⸗ Pionier⸗Bataillons und einer Train⸗Kolonne beizuwoh⸗ nen, und gegen 6 Uhr nach dem Frankfurter Thore, wo sich 2 Batterieen des Garde⸗Feld ⸗Artillerie⸗Regi⸗ ments und das Füsilier⸗Bataillon Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗ Regiments Nr. 2 in Marsch setzten. Um 18 Uhr fuhren Se. Ma⸗ jestät mit dem Courierzuge nach Potsdam, stiegen dort auf dem Bahnhofe zu Pferde und besichtigten auf dem Lustgarten, im Beisein der noch anwesenden Koͤniglichen Prinzen, des Feld⸗ marschalls ꝛc. das im Abmarsch begriffene Regiment der Gardes du Corps. Hierauf begaben sich Se. Majestät nach Schloß Babelsberg und fuhren mit dem Zehn⸗Uhrzuge von der Station Neuendorf aus nach Berlin zurück. Im Palais ange⸗ kommen, ertheilten Se. Majestät dem Großherzoglich Sachsen⸗
Weimarischen Flügel⸗Adjutanten, Hauptmann von Kiesewetter, eine
Audienz und empfingen sodann den Vortrag des Kriegsministers, des Chefs des Generalstabs der Armee und des Militair⸗Kabinets, und endlich um 4 Uhr den des Ministerpräsidenten. 8
— Zwischen Preußen und Oesterreich ist unter dem 16. Januar 1864 eine Convention zu Berlin unterzeichnet worden, um den ge⸗ meinsamen Gang in der Angelegenheit der Herzogthümer zu regeln.
Artikel fünf derselben lautet:
„Für den Fall, daß es zu Feindseligkeiten in Schleswig käme und also die zwischen den deutschen Mächten und Dänemark be⸗ stehenden Vertrags⸗Verhältnisse hinfällig würden, behalten die Höfe von Preußen und Oesterreich sich vor, die künftigen Verhält⸗ nisse der Herzogthümer nur im gegenseitigen Einverständ⸗
niß festzustellen. Zur Erzielung dieses Einverständnisses wür⸗
den sie eintretenden Falles die sachgemäßen weiteren Abreden treffen. Sie werden jedenfalls die Frage über die Erbfolge in den Herzogthümern nicht anders, als im gemeinsamen Einverständnisse entscheiden.⸗
Es bedarf keines Beweises, daß durch die Erklärung Oesterreichs in der Bundestagssitzung am 1. d. M. sowohl die angeführten Be⸗ timmungen der Vereinbarung vom 16. Januar 1864, als auch die⸗ enigen der Gasteiner Convention verletzt worden sind.
— Der Evangelische Ober⸗Kirchenrathist durch die dem Vater⸗ lande drohende Kriegsgefahr veranlaßt worden, sich mittelst einer General⸗
Verfügung an die Provinzial⸗Kirchenbehörden über die Pflichten des geistlichen Amts in dieser schweren Zeit, welche vor Allem Einigkeit
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des ganzen Volks in freudiger Hingebung für König und Vater⸗ land gebietet, auszusprechen. Das Konsistorium hat diesen Erlaß durch folgende Bekanntmachung allen Geistlichen in der Provinz mitgetheilt:
„Der Ernst der Zeit und die dem Vaterlande drohenden Gefahren mahnen uns, durch die Stimme der Provinzial⸗ Kirchenbehörden ein Wort an die Geistlichen unserer theuren evangelischen Kirche zu richten. Mit Seiner Majestät dem Könige, unserem friedliebenden, väterlich gesinnten Landesherrn und dem ganzen preußischen Volke hoffen wir auch jetzt noch auf Erhaltung des Friedens. Wenn aber die heißen Gebete der Kirche die Erhörung nicht finden, wenn es in Gottes Rathschlüssen liegt, die unter allen Umständen schweren Geschicke eines Krieges über unser Volk zu verhängen, eine Zeit der Heimsuchung, welche zur Buße mahnt, im Hinblick auf das, was auch in unserem Volke in Verkennung der Segnungen des Frie⸗ dens vielfach gesündigt worden ist, dann thut Eins vor Allem Noth. Das nämlich, daß eine solche Zeit das ganze Volk in Kraft und Einigkeit um den Thron unseres Königs und um Seine Regierung geschaart sinde. Wenn es sich um die Existenz des Vaterlandes, um die Erhaltung seiner heiligsten Güter handelt, dann muß der Hader verstummen, in dem die Gegner Preußens ihren Verbündeten suchen. Die Glieder unserer Kirche wissen sich mit allen ihren Mitbürgern als Söhnen eines Landes, in dem eine gerecht erhaltene Parität der Konfessionen kein leeres Wort ist, in brüderlicher Liebe und Eintracht verbunden, fest mit einander zusammenstehend gegen Jeden, der es wagt, die ge⸗ meinsamen Güter eines einigen Volkes anzutasten. Nicht unter einander hadernde Partheien, sondern ein in Einigkeit starkes Volk soll ein Feind Preußens finden.
Diese Gesinnung zu beleben und zu stärken, ist eine heilige Pflicht des Amtes, welches den Frieden predigt, den Frieden nach Außen und Innen, und wenn der äußere uns von den Gegnern gebrochen wird, um so eindringlicher und ernster den inneren.
Hierauf wolle das Königliche Konsistorium schleunigst den Eifer der Geistlichen unserer Kirche lenken und der Gott alles Friedens, der barmherzige Herr, der die Geschick Seiner Hand hält, wolle ihre Arbeit segnen.
Berlin, den 4. Juni 1866.
Evangelischer Ober⸗Kirchenrath. Mathis.⸗
Vorstehenden Erlaß des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths be⸗ eilen wir uns zur Kenntniß der Geistlichen der Provinz zu brin⸗ gen. Wir sind überzeugt, daß die Geistlichen schon aus eigenem Antriebe sich gedrungen gefühlt haben, mit der Fürbitte vor dem Throne des allmächtigen Gottes auch in der Mitte ihrer Gemein⸗ den ein kräftiges Zengniß abzulegen für die Liebe zum Könige und zum Vaterlande, in welcher alle Glieder des Volkes sich zu⸗ sammenschließen müssen. Die Aufforderung der obersten Kirchen⸗ behörde in dem vorstehenden Erlasse ist aber ein ernster Mahnruf, welcher auf die immer drohender sich nahenden Gefahren des Krie⸗ ges hinweist, und wir hegen die Zuversicht, daß die Geistlichen unserer Kirche auf den Ruf unseres geliebten Königs und Landes⸗ herrn in freudiger Hingebung ihren Gemeinden voranleuchten, und durch Wort und That dazu beitragen werden, daß an allen Orten und in allen Herzen ein opferwilliger Gemeinsinn in einträchtigem Zusammenwirken und die Begeisterung der Liebe für König und Vaterland zu freudigem und kräftigem Leben erweckt werde. Unter schweren Gerichten Gottes ist die Treue im Glauben und in der Liebe die verheißene Kraft, welche alle Zwietracht, alle Gefahren und Drangsale überwindet und in jeglichem Kampfe den Frieden der Seele bewahrt. Dazu verleihe der Herr unser Gott allen, die ihn darum bitten, Seinen reichen Gnadensegen. Matth. 21, 22.
Berlin, den 5. Juni 1866.
Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg.
Hannover, 4. Juni. Die Adelskammer genehmigte in heutiger Sitzung den Antrag von Rössing's, betreffend die politische
Lage. Die Minister stimmten dafür, nachdem ausgeführt worden, daß in dem Antrage keine Provocation Preußens enthalten sei Sachsen. Gotha, 4. Juni. (Goth. Ztg.) Das Regiment Coburg⸗Gotha wird, seiner bundesmäßigen Bestimmung entsprechend, vorläufig — d. h. bis überwältigende Zeitereignisse etwas Anderes herbeiführen — eben so wie die Kontingente der übrigen sächsischen
V Herzogthümer, zur Besetzung der Bundesfestung Mainz mobil ge⸗
macht werden.
So weit sich die Verhältnisse bis jetzt übersehen lassen, werden durch die Mobilmachung dem Herzogthume Sachsen⸗Coburg⸗Gotha weniger Lasten erwachsen, als anderen betheiligten Staaten, welche keine Militair⸗Convention abgeschlossen haben.
Hessen. Kassel, 4. Juni. Die »Kasseler Zeitung⸗ meldet: Am 8. Juni werden österreichische Truppen durch Bayern, über Hanau kommend, in vier Extrazügen über die Main⸗Weser⸗ und Hannöversche Bahn nach Holstein transportirt werden.
der Voͤlker in
Darmstadt, 3. Juni. (Fr. J.) In gestriger Sitzung des Finanz⸗Ausschusses zweiter Kammer erstattete Metz Bericht betreffs der für die Mobilmachung angeforderten 4 Millionen und wird Ablehnung der Verwilligung beantragt. Sämmtliche Mitglieder des Ausschusses, mit Ausnahme des Abg. Wernher, sollen den Be⸗ richt unbedingt gutgeheißen haben.
Bayern. München, 3. Juni. (N. C.) Während der Ab⸗ wesenheit des Freiherrn von der Pfordten bei dem Kongresse wird Staatsrath Dr. von Daxenberger mit der interimistischen Lei⸗ tung der Geschäfte des Ministeriums des Aeußern betraut werden.
Oesterreich. Wien, 4. Juni. (W. T. B.) Die Paß⸗ revision ist an der böhmischen Reichsgrenze bis auf Weiteres wieder eingeführt worden.
Von der Schlesischen Grenze, 2. Juni, wird der ⸗Osts. Ztg.“ geschrieben: Die österreichische Nordarmee, die ihre Front gegen Preußen richtet, ist jetzt ziemlich vollständig aufgestellt. Nur Train⸗ und Munitions⸗Kolonnen, Krankenwärter⸗Compagnieen, Lager⸗ und Lazarethbedürfnisse u. s. w. werden ihr noch fortwährend in riesigen Zügen nachgeschickt. Sie hat ihre Aufstellung zwischen der Elbe und Weichsel, auf der Linie, die sich von Theresienstadt über Prag, Königgrätz, Josephstadt, Olmütz, Teschen, Oswiecim bis Krakau hinzieht. Ihre Avantgarde und Vorposten sind längs der sächsischen und preußischen Grenze vorgeschoben von Töplitz und Bodenbach in Böhmen bis Jaworzno im Bezirk Krakau. Die erstere Linie von Theresienstadt bis Krakau wird im Falle des Krieges die Operationsbasis der auf ihr konzentrirten Nordarmee bilden. Daher werden in mehreren befestig⸗ ten Orten derselben, namentlich in Theresienstadt, Josephstadt, Königgrätz, Olmütz und Krakau Munitions⸗ und Proviant⸗ vorräthe aufgehäuft, die nicht blos für diese Festungen, sondern für die ganze Armee bestimmt sind. Ebenso werden in den genannten Festungen, so wie hinter der Operationslinie in nicht befestigten, aber geschützten Orten Lazarethe angelegt. In Galizien reichen die Laza⸗ rethe bis Wadowice, wo die große Militair⸗Kaserne zu einem Laza⸗ reth mit 1200 Betten eingerichtet ist.
Frankreich. Paris, 4. Juni. Die Antwort, welche von den Westmächten in Folge der österreichischen Depesche über die Vor⸗ aussetzungen, unter denen Oesterreich zur Beschickung der Pariser Kon⸗ ferenz bereit sei, nach Wien gerichtet ist, giebt zu verstehen, daß in der österreichischen Antwort wohl die Ablehnung der Konferenz und die Verhinderung dieses Friedensversuches erkannt werden müsse.
Italien. Einem Schreiben aus Lodi zufolge, welches das „Journal des Débats⸗ veröffentlicht, hat die italienische Armee gegenwärtig folgende Stellung: Cialdini mit dem 4. Armee⸗Corps ist, Bologna gegenüber, gegen den Theil von Venetien gewandt, welcher außerhalb und rechts vom Festungsviereck liegt; Della Rocca mit dem 3. Armee⸗Corps dehnt sich von halbwegs Bologna nach Piacenza aus, wo das General⸗Quartier ist. Das 1. Armee⸗Corps, das des Giovanni Durando, ist zwischen Lodi und Brescia auf⸗ gestellt. Das 2. hat seine Stellung nicht geändert. In Brescia befindet sich General Cevale mit seiner Division. Seine Division und andere Brigaden halten Salo, Lonato, Montechiaro und Ber⸗ gamo besetzt. Im Centrum bei Crema, bei Soregina, bei Orzinora, bei Sonano kampiren zwei Divisionen, nämlich die des Neapolita⸗ ners Pianelli und die des Garibaldianers Sirtori. Es steht außer⸗ dem noch eine Division in Pizzighettone, Casale, Pusterlengo und Codogne, und Truppen in San Angelo und Borghetto als Ver⸗ einigungsglied zwischen Lodi und Pizzighettone, so daß die Vorhut der Armee gegen das Festungsviereck zwischen Verona und Mantua gewandt ist. Die Nachhut stützt sich für den Augenblick auf die Adda und den Po. 8
Das Kriegs⸗Ministerium hat verordnet, daß die Uniform der italienischen Freischaaren dieselben Ehren und Vorrechte genieße, die der regulären Armee zuerkannt sind. 8
Das ⸗Giornale di Napoli⸗ vom 29. Mai meldet, daß Carlo Doria, die Prinzen von Agri, Graf von Savignano, Marquis Riva de Bro, der Herzog von Gaetano, Marquis Fabrizio de Schiava und die Prinzen von Spinosa in das Regiment der Guiden der regulären Armee eingetreten sind. .“ b
Msgr. de Merode ist wieder in Rom. Die Bildung des zwei⸗ ten Zuaven⸗Bataillons hat nach dem von ihm angegebenen Plane begonnen, und auf seine Verwendung schenkte ein reicher belgischer Fabrikherr 500 Carabiner für die gleiche Zahl der größtentheils in Holland geworbenen und bereits auf dem Wege nach Rom befind⸗ lichen Rekruten. Das Zuaven⸗Corps zählt gegenwärtig 1570 Mann, unter den Gemeinen manchen, der früher anderswo ““ Schweden und Norwegen. Stockholm, 31. Mai. Laut Mittheilungen der Vorsitzenden in den 1 nden ist d Schluß des jetzigen Reichstages auf den 21. Juni officiell festgesetzt.
Christiania, 30. Mai. Wie es heißt, soll dem ersten Re⸗ gierungsbeamten unter der Hand die Mittheilung zugegangen sein, daß das Storthing wahrscheinlich seine Verhandlungen so wird ein⸗
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port des Materials der Armee fortgesetzt.
vier Ständen ist der
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richten können, daß die feierliche Schließung desselben am Sonn⸗ abend, den 9. Juni, stattfinde. Die Mitglieder des Militair“ Ausschusses scheinen indessen Zweisel zu hegen, daß bis dahin die Berathung des Militair⸗Budgets zu Ende geführt sein wird und meinen daher, daß die Auflösung des Storthings erst in der Woche nach dem 9ten wird vorgenommen werden können.
Daänemark. Kopenhagen, 4. Juni. (W. T. B.). Bei der heutigen Deputirtenwahl zum Reichstagsvolksthing, welcher in außerordentlicher Sitzung zur Schlußbehandlung des Grundgesetz⸗ entwurfes zusammentreten wird, wurden fast sämmtliche Abgeordnete für Kopenhagen ohne Wahlkampf wiedergewählt. Der Regierungs⸗ entwurf wird wahrscheinlich dieselbe Majorität für sich haben. Die Wahlen zum Landsthinge werden erst den 23. Juni beendigt sein, und, soweit sich bis jetzt nach den aus den Provinzen einge⸗ laufenen Berichten schließen läßt, für die Regierung gleichfalls gün⸗ stig ausfallen. An mehreren Orten, besonders in Jütland, machen die Bauernfreunde große Anstrengungen und stehen heftige Wahl⸗ kämpfe bevor. Es heißt, der russische Thronfolger werde zum 13ten d. M. am hiesigen Hofe erwartet.
Amerika. »Reuter's Office« meldet: New⸗York, 26sten Mai, Abends. Jefferson Davis ist es gestattet worden, sich innerhalb der Festung Monroe frei zu bewegen.
Die neueste brasilianische Post mit Nachrichten aus Rio Janeiro am 8. Mai bestätigt, wie die »Wes. Ztg.⸗ mittheilt, die Depesche, welche den Uebergang der Alliirten über den Parana mel⸗ dete. Am Morgen des 10. April schlugen die 900 Brasilianer, welche die Insel gegenüber dem Fort Itapiru besetzt hielten, den Angriff von 1200 Paraguiten mit großem Verluste auf Seiten des Feindes zurück. Während auf brasilianischer Seite nur 150 Mann getödtet oder verwundet wurden, sollen von den Paraguiten nur 200 wieder ans jenseitige Ufer entkommen sein. Am 16. April gingen 10,000 Brasilianer unter General Osorio über den Parana, trieben die paraguitischen Plänkler zurück, und schlu⸗ gen am folgenden Morgen den Angriff von 3000 Paraguiten ab. Dann nahmen sie, nachdem auch die argentinischen und orientali⸗ schen Streitkräfte zu ihnen gestoßen, das Fort Itapiru und das hinter demselben gelegene Terrain bis dicht an das verschanzte Lager des Feindes in Besitz. Bei diesen Operationen belief sich der Ver⸗ lust der Brasilianer auf 800, derjenige der Paraguiten auf ca. 500 Mann. Bei dem Flußübergange wurden die brasilianischen Truppen durch die Kanonenböte der Flotte wirksam unterstützt. Am 19ten April befand sich die ganze verbündete Armee auf paraguitischer Seite, dem verschanzten Lager des Feindes gegenüber.
Am 20. April und den nachfolgenden Tagen wurde der Trans⸗ Beide Armeen behaup⸗ teten ihre Positionen, ohne daß größere Gefechte stattfanden, doch gelang es einigen Schiffen des brasilianischen Geschwaders, eine Stelle zu finden, von wo aus sie mit besserem Erfolg ihre Bomben in das poraguitische Lager werfen konnten. In der Nacht vom 20. schossen zwei brasilianische Linienbataillons auf einander, indem sie sich gegenseitig für Feinde hielten. Es wurden dabei 9 Mann ge⸗ tödtet und 30 verwundet. Eine Recognoscirung des feindlichen Lagers ergab, daß dasselbe mit 60 Geschützen armirt war. Es wurde der Sturm gegen dasselbe beschlossen. Am Morgen des 22. sah man indeß Flammen aus ihm aufsteigen, und als General Netto's Kavallerie vorrückte, fand sie, daß das Lager vom Feinde völlig ge⸗ räumt sei. Lopez scheint sich auf Humaita oder ein dieser Festung näheres Lager zurückgezogen zu baben. Die Ueberführung des Armeecorps unter Baron Porto Alegre über den Fluß bat nun auch keine Schwierigkeiten mehr. Eine Abtheilung der brasilianischen Flotte ist zu dem Ende den Parana nach Candelaria hinaufgegan gen und gerüchtweise verlautet, daß das Corps bereits den Ueber⸗ gang bewerkstelligt hat und gegen Assuncion vorrückt. Der Rest der Flotte fährt den Paraguay herauf, um den Platz von der Wasserseite anzugreifen. Man sieht täglich einer entscheidenden Schlach entgegen, wenn, wie es heißt, Lopez in der Nähe der nur 30 Miles vom Parana entfernten Festung eine solche anbieten will.
Asien. Der Lloyddampfer »Erzherzog Maximilian⸗ brachte nach Triest, den 2. Juni, die ostindische Ueberlandspost mit Nach⸗ richten aus Bombay bis zum 12. Mai. Der Wechabitenhäuptling von El Khatif im persischen Golfe hat gegen den Angriff des eng⸗ lischen Kriegsschiffes Highflyer auf sein Fort Beschwerde erhoben. Die russische Armee und jene von Bokhara stehen in der Nähe von Bokhara einander gegenüber. Oberst Goldsmid und Major Mur⸗ doch Smith haben den Plan zu einer Telegraphenlinie von Guader nach Bender Abbas und von dort über Kermen und Yezd nach Ispahan zum Anschluß an die indisch⸗europäische Linie zwischen
Teheran und Buschir entworfen.