1866 / 140 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Aus diesen Gründen hat die Königliche Regierung davon Ab- herrn E. v. Manteuffel, General⸗Lieutenant und General⸗Adjutanten Sr.

stand genommen, irgendwie auf die materielle Motivirung des An⸗ trages einzugehen, für welchen Fall es ihr eine leichte Aufgabe gewesen sein würde, den gegen Preußen gerichteten Vorwurf des Friedens⸗ bruches zurückzuweisen und denselben gegen Oesterreich zu richten; dem Königlichen Kabinet erschien vielmehr als das allein rechtlich gebotene und zulässige Verfahren, daß der Antrag wegen seines widerrechtlichen Charakters von vornherein seitens der Bundes⸗ versammlung abgewiesen werden müßte.

Daß diesem ihrem bestimmten Verlangen von ihren Bundes⸗

genossen nicht entsprochen worden ist, kann die Königliche Regierung im Hinblick auf das bisherige Bundesverhältniß nur auf's Tiefste beklagen. 1 Nachdem das Vertrauen Preußens auf den Schutz, welchen der Bund jedem seiner Mitglieder verbürgt hat, durch den Um⸗ stand tief erschüttert worden war, daß das mächtigste Glied des Bundes seit drei Monaten im Widerspruch mit den Bundesgrund⸗ gesetzen zu dem Behufe der Selbsthülfe gegen Preußen gerüstet hat, die Berufungen der Königlichen Regierung aber an die Wirksam⸗ keit des Bundes und seiner Mitglieder zum Schutze Preußens

gegen willkürlichen Angriff Oesterreichs nur Rüstungen anderer

Bundesglieder ohne Aufklärung über den Zweck derselben zur

Folge gehabt haben, mußte die Königliche Regierung die äußere

und innere Sicherheit, welche nach Artikel 2 der Bundesakte der

Hauptzweck des Bundes ist, bereits als in hohem Grade gefährdet V

erkennen. Diese ihre Auffassung hat der vertragswidrige Antrag Oesterreichs und die eingehende, ohne Zweifel auf Verabredung beruhende Aufnahme desselben durch einen Iheil ihrer bisherigen Bundesgenossen nur noch bestätigen und erhöhen können.

Durch die nach dem Bundesrechte unmögliche Kriegserklärung gegen ein Bundesglied, welche durch den Antrag Oesterreichs und das Votum derjenigen Regierungen, welche ihm beigetreten sind,

bedingt ist, sieht das Königliche Kabinet den Bundesbruch als vollzogen an.

Im Namen und auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs, seines Allergnädigsten Herrn, erklärt der Gesandte daher hiermit, daß Preußen den bisherigen Bundesvertrag für gebrochen

und desbalb nicht mehr verbindlich ansieht, denselben vielmehr als

erloschen betrachten und behandeln wird.

Indeß will Se. Majestät der König mit dem Erlöschen des V Bundes nicht zugleich die nationalen Grundlagen, auf

bisherigen denen der Bund auferbaut gewesen, als zerstört betrachten. Preußen hält vielmehr an diesen Grundlagen und an der

über die vorübergehenden Formen erhabenen Einheit der deutschen Nation fest und sieht es als eine unabweisliche Pflicht der deut⸗ V schen Staaten an, für die letzteren den angemessenen Ausdruck

zu finden. Die Königliche Regierung legt ihrerseits die Grund⸗ üge einer neuen, den Zeitverhältnissen entsprechen⸗

den Einigung hiermit noch vor und erklärt sich bereit, auf den V alten, durch eine solche Reform modifizirten Grundlagen einen

euen Bund mit denjenigen deutschen Regierungen zu schließen, welche ihr dazu die Hand reichen wollen.

Der Gesandte vollzieht die Befehle seiner Allerhöchsten Regie⸗

rung, indem er seine bisherige Thätigkeit hiermit nunmehr für be⸗ endet erklärt.

Schließlich hat der Gesandte seiner Allerhöchsten Regierung, in deren Ramen und Auftrag, alle derselben aus dem bisherigen Bundes⸗ verhältniß zustehenden und sonst noch daraus entspringenden Rechte und Ansprüche jeder Art auf das Eigenthum und alle Zuständig⸗ keiten des Bundes vorzubehalten und zu wahren, insbesondere ist er noch angewiesen, gegen jede Verwendung bewilligter Bundes⸗

gelder resp. gegen jede Disposition darüber, welche ohne ihre be⸗ V

sondere Zustimmung folgen sollte, ausdrücklich Protest ein⸗

zulegen.

Die an der Grenze gefan⸗

Posen, 14. Juni. (Pos. Ztg.) genen Oesterreicher, 45 3 Unteroffiziere, sind gestern Abend bier eingebracht und unter Mili⸗ tairbegleitung nach dem Kernwerk transportirt worden.

Stettin, 14. Juni. (Osts. Z) Die Cholera, welche, außer in Stolzenhagen und Kratzwyk, auch noch in anderen Orten unseres Kreises aufgetreten war, scheint dort bereits wieder im Erlöschen zu sein, indem schon seit einigen Tagen keine neuen Erkrankungsfälle angemeldet worden. Innerhalb der Stadt sind von vorgestern bis beute Mittag 56 Erkrankungen zur Anzeige gekommen.

Schleswig⸗Kolstein. Unter dem Datum des 12. Juni is das mit Nr. 1 bezeichnete Stück des ⸗»Verordnungsblatt für das Herzogthum Holstein⸗, das erste unter der neuen Verwaltung dieses

—2 erschientn. Dasselbe bringt zunächst die Rendsburger üon des Gouverneurs und dann folgende, aus Kiel vom 12ten Juni katirte und ⸗»C. Scheel⸗Plessen, Ober⸗Präsident für See 2 ve Ae Feeen gac2g 2c.

at es Gouverneurb Frei⸗

an der Zahl, darunter 2 Offiziere und

Majestät des Königs von Preußen, mache ich hiedurch bekannt, daß ich die mir auf Allerhöchsten Befehl übertragene Leitung sämmtlicher Ge⸗ schäfte der Civil⸗Verwaltung im Herzeogthum Holstein unter der Autorität der höͤchsten Militairgewalt übernommen und meinen Wohnsitz auf dem Schloß in Kiel aufgeschlagen habe. Sämmtliche Beamte und Angestellte im Herzogthum Holstein werden hiernach angewiesen, in allen die Civil⸗ Verwaltung betreffenden Angelegenheiten, in welchen sie sich bisher an die K. K. Statthalterschaft oder an die Herzeglich Holsteinische Landes⸗ regierung zu wenden hatten, nunmehr bis weiter ihre Eingaben an den Unterzeichneten unter der Adresse: »An das Ober⸗Präsidium für Schles⸗ wig⸗Holstein« zu richten«

Kiel, 13. Juni. (H. N.) Bürgermeister Hoë aus Eckernförde fungirt als Kabinetschef des Ober⸗Präsidenten. Letzterer empfing heute früh schon die Unterbeamten der Regierung, wie dies im Laufe des Tages mit den übrigen Beamten in der Stadt, soweit dieselben nicht schon gestern empfangen sind, geschehen wird.

Das »Kieler Wochenblatt⸗, welches, wie die meisten ähnlichen Blätter des Landes, derzeit nur für Anzeigen konzessionirt ist, das jedoch gleich den übrigen auch politische Uebersichten ꝛc. brachte seine Hauptaufgabe ist die eines Kommunalblattes wird dem Vernehmen nach unter höherer Zustimmung ganz in bisheriger Weise forterscheinen.

Die Nachricht der »Eckf. Ztg.⸗, daß sämmtliche Altonger Zei tungen bis weiter in den preußischerseits besetzten Landesthellen Schleswig⸗Holsteins verboten seien, ist falsch. Wir glauben über⸗h haupt, daß die inländische Tagespresse, wenigstens in der Mehrzah. ihrer Organe, sehr bald wieder ihren ungestörten Gang gehen wird Aehnliche übertreibende Gerüchte, wie das erwähnte, über andere Gegenstände, haben sich ebenfalls nicht bestätigt.

Die Redaction der ⸗Kiel. Ztg.⸗ zeigt an, daß ihre gestrige Nummer polizeilich mit Beschlag belegt worden ist und zwar auf Grund des Erlasses des Gouverneurs, dem zufolge politische Blätter, die seither ohne ausdrückliche Konzession herausgegeben worden sind, so lange zu erscheinen aufhören sollen, bis zu ihrer Herausgabe die gesetzlich vorgeschriebene Konzession eingeholt und ertheilt sein würde. Die Redaction fügt hinzu, daß der Eigenthümer der Zeitung diese Konzession zu erlangen suchen werde.

(H. C.) Heute haben sämmtliche unter dem Range des Bureau⸗Chefs stehenden, mit einer landesherrlichen Bestallung ver⸗ sehenen Beamten der früheren Herzoglichen Landesregierung das von ihnen geforderte Gehorsamsgelöbniß in die Hände des Ober⸗ Präsi⸗ denten v. Scheel⸗Plessen niedergelegt. Die Bureau's der Landes⸗ Regierung, welche seit vorgestern Abend von preußischen Posten be⸗ setzt und für alle Beamte ohne Ausnahme geschlossen waren, sind in Folge dessen wieder geöffnet und wird mit heute die Thätigkeit der Regierung wieder beginnen. Herr v. Scheel⸗Plessen wird bis auf Weiteres den Vortrag der Bureau⸗Chefs persönlich entgegen⸗ nehmen (s. d. nachf. Bekanntmachung). Mit dem heutigen Morgenzuge kehrte Herr Wilhelm Lesser aus Rendsburg zu seiner hiesigen Familie zurüͤck.

Das »Verordnungsblatt für das Herzogthum Holstein⸗ vom 13ten bringt folgende Bekanntmachung:

»Ich habe zur Erleichterung des Geschäftsganges die Anordnung ge⸗ troffen, daß die geschäftsleitenden und nach feststehenden Normen zu erledi⸗ genden Ausfertigungen in holsteinischen Sachen aus dem Büreau des Ober⸗ Präsidiums von nachstehenden unter demselben angestellten Beamten zu unterzeichnen sind, nämlich: im Kommunalbüreau von dem Büreauchef Petersen, im Kultusbüreau von dem Büreauchef v. Appen, im Justiz⸗ und Polizeibüreau von dem Büreauchef Lucht, im Wegebüreau von dem Buüreauchef Fischer, im Militairbüreau von dem Büreauchef Hanssen im Domainen⸗ und Forstbüreau von dem Büreauchef Justizrath Mack prang, im Steuer⸗ und Landwesensbüreau resp. von dem Büreauchef Germar und dem Ober⸗Revisor Bornhöft, im Steuer⸗ Revisions⸗ Büreau von dem Ober⸗ Revisor Bornemann, im Finanzbüreau von dem Büreauchef Goldbeck⸗Löwe, in der Staats⸗Buchhalterei von dem Oberfinanzbuchhalter Flögel. In Zoll⸗, Post⸗ und Telegraphensachen unterzeichnen bis zu demnächstiger weiterer Verfügung die resp. Abthei⸗ lungsvorstände in dem bisherigen Umfange. Vorstehendes wird zur Nach⸗ richt und Nachachtung für Alle, die es angeht, hiedurch bekannt gemacht. C. Scheel⸗Plessen, Ober⸗Präsident für Schleswig⸗Holstein.«

Mecklenburg. Schwerin, 14. Juni. (Mecklenb. Ztg.) Ihre Königlichen Hoheiten die Frau Großherzogin⸗Mutter un die Frau Herzogin Wilhelm sind gestern Nachmittag von Berlin hier eingetroffen.

Sachsen. Dresden, 14. Juni. Beust schloß heute Mittag den Landtag im Auftrage des Königs.

Weimar, 14. Juni. Gestern Abend haben das 1. und 3. Bataillon des Großherzoglich sächsischen Kontingents Weimar mit einem Extrazuge verlassen, der in Eisenach, woselbst das 2. Bataillon dazu stößt, in zwei Züge getheilt wird.

Hessen. Kassel, 14. Juni. Die „Hessische Morgenzeitung⸗ meldet: Die Minister Abe, Harbordt und Rohde baben ihre Entlassung gefordert, der letztere nahm das Entlassungsgesuch jedoch später zurück. 8

Gelegentlich des offiziellen Empfanges der durchpassirenden reichischen Truppen hat der preußische Gesandte sich veranlaßt ge sehen, in energischer Weise die Kurfürstliche Regierung zu interpelli

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Der Staatsminister von

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ren und soll nur die alsbald erfolgte befriedigende Rückäußerung Seitens der Regierung das fernere Verbleiben des preußischen Ge⸗ sandten ermöglicht haben.

In der heutigen Sitzung der Ständeversammlung hob Präsident Nebelthau hervor, daß die Regierung beim Zusammentritt der Stände abermals mit leeren Händen erscheine.

Darmstadt, 14. Juni. Die erste Kammer bewilligte in heutiger Sitzung einstimmig die Regierungsforderung behufs Kriegs⸗ rüstung der großherzoglichen Truppen. Der Präsident der Kammer,

ürst Solms⸗Lych, Mitglied des preußischen Herrenhauses, enthielt sich der Abstimmung.

Frankfurt a. M., 14. Juni. Für den 17. d. ist hier in Frankfurt eine Minister⸗Konferenz der Bundesgenossen Oesterreichs angesagt. Es soll ein Antrag berathen werden, welcher bezweckt, die Rückgabe Holsteins unter die Verwaltung des Bundes durchzu⸗ setzen, event. im Wege der Offensive gegen Preußen.

Die Konzentrirung der österreichischen Truppen bei Aschaffen⸗ burg bestätigt sich. Die Mainzer und Frankfurter Bataillone sind blos bis dorthin geschoben und haben Halt gemacht.

FML. v. Gablenz ist soeben nach Wien abgereist. Die bayersche Besatzung hat Marschbereitschaftsordre erhalten, angeblich nach dem Lager bei Würzburg.

Sämmtliche preußische Beamte, welche am Bunde mit amt⸗ lichen Funktionen betraut waren, haben diese eingestellt.

Baden. Karlsruhe, 13. Juni. (Karlsr. Ztg.) Se. Kö⸗ nigliche Hoheit der Großherzog ist heute Morgen, von Rippoldsau kommend, in der Residenz wieder eingetroffen und hat ein Bataillon der österreichischen Besatzung von Rastatt, welches nach seinem Ab⸗ gang von Rastatt um 7 Uhr hier durchkam, am Bahnhof begrüßt, und sodann im Lauf des Vormittags die Abmeldung des öster⸗ reichischen Kontingents⸗Kommandanten, General⸗Major Schulz, ent⸗ gegengenommen.

14. Juni. Die zweite Kammer genehmigte in heutiger Sitzung einstimmig die Regierungssorderung von 3,813,200 Fl. be⸗ hufs Mobilmachung des badensischen Armee⸗Corps.

Württemberg. Stuttgart, 14. Juni. Herr v. Varn⸗ büler hat in einem Cirkular an die Gesandten sein Bedauern über die leidenschaftlichen Angriffe des ⸗Staatsanzeigers von Württem⸗ berg⸗ auf Preußen ausgesprochen und bemerkt, daß diese Haltung des offiziellen Blattes von der Regierung gemißbilligt werde. Es seien Anordnungen erlassen, um die Wiederkehr ähnlicher Verletzun⸗ gen einer Bundesregierung zu verhindern.

Bayern. München, 14. Juni. Die »„Bayrische Zeitung⸗ meldet: Der preußische Bundesreformvorschlag ist von Seiten Bayerns abgelehnt worden, schon wegen der im Artikel 1. enthaltenen Forderung des Ausschlusses Oesterreichs aus dem Bunde.

Oesterreich. Wien, 14. Juni. (W. T. B.) Der Wiener Gemeinderath überreichte heute dem Kaiser eine Loyalitätsadresse. Der Kaiser erwiederte auf die Ansprache des Bürgermeisters:

»Mit großer Befriedigung vernehme ich diese Kundgebung der Stadt Wien. Ich habe Alles gethan, um den Frieden und die Freiheit Deutsch⸗

lands zu erhalten, aber es ist mir von allen Seiten unmöglich gemacht

worden. Es ist dies der schwerste Augenblick seit meinem Regierungsantritt.

Ich greife nun zum Schwerte, im Vertrauen auf Gott, mein gutes Recht, V

meine tapsere Armee und auf die Mitwirkung meiner treuen Völker. Insbesondere muß ich aber meine vollste Befriedigung über die Einmü⸗ thigkeit in der Haltung Wiens aussprechen. Ungeachtet durch Verkehrs⸗ stockung und Arbeitslosigkeit der Bevölkerung schon bedeutende Opfer auferlegt werden, herrscht hier im Vergleiche mit dem Auslande die musterhafteste Ruhe und Ordnung, und ich kann dies nicht genug an⸗

erkennen.« 1 Die Befestigungs⸗Arbeiten am linken Donau⸗Ufer

nehmen nach der ⸗Pressee den raschesten Fortgang. Die Arbeiten an den Erdwällen von Bisamberg bis Stadlau sind nahezu vollendet. Die Verschanzung des Brückenkopfes bei Florids dorf, sowie jene des Brückenkopfes für die aufzuschlagende Pontonbrücke über die Donau bei Stadlau wird noch im Laufe dieser Woche beendet. Ebenso sollen auch im Laufe dieser Woche die Arbeiten bei sämmtlichen 34 Werken gleichzeitig in Angriff genommen werden. Die gesammte Erdbewegung dürfte 6 10,000 Kubikklafter betragen. beschäftigt und soll deren Zahl im Laufe dieser Woche vermehrt wer⸗ den. Die Control⸗Kommission im Kriegsministerium ge⸗ langte nach Einsichtnahme in die Ausweise der Waffendepots⸗Kommanden

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Bürgermeisters, betreffend die Anwerbung eines P

ligencorps, ist an den Straßenecken affigirt.

1 und Irland. London

Die Vermählung der Prinzessin Mary von Cambridge und des Prinzen von Deck hat gestern in der Dorfkirche von Kew stattge⸗ funden in Gegenwart der Königin (die in tiefster Trauer erschiene war), des Kronprinzlichen Paares und einer ausgewählten Versamm⸗ lung aus den höchsten Kreisen der Aristokratie. Der Bräutigan wurde durch den öͤsterreichischen Botschafter, die Braut durch den Herzog von Cambridge, ihren Bruder, geführt, die Trauung durch den Erzbischof von Canterbury, dem der Bischof von Winchester und die beiden Pfarrgeistlichen assistirten, vollzogen. 8 Im Oberhause brachte der Lord Kanzler eine Bill ein, welche die Revision des Statutenrechts (d. h. der vom Parlament gegebenen Gesetze seit der Zeit der Revolution von 1688 an bezweckt. 8 1“ Unterhause zeigte Lord Dunkellin an, daß er im Comité über die Reformbill den Verbesserungsantrag stellen werde, den Burgflecken Census von 7 Pfd. St. auf die Abschätzung des Steuereinnehmers zu grün- den (d. h. den Census auf etwa 9 Pfd. St. zu erhöhen). Auf eine Frage von Sandford erwiederte Layard, daß die Regierung die auf das Konferenzprojekt bezüglichen Schriftstücke baldmöglichst vorlegen werde Virian beantragt eine Adresse an die Krone um Einsetzung einer Königl Kommission, welche über den Gehalt der britischen Steinkohlenlager, über das Verhältniß, in welchem die Kohlenconsumtion zur Bevölkerung stehe und steige und andere hiereinschlagende Probleme die erforderlichen Untersuchungen an⸗ stellen soll. Er selbst behauptet, daß die britischen Kohlenlager nahezu unerschöpf⸗ lich seien. Man brauche nur 1 Fuß tiefer als 4000 zu bohren was weder physische noch technische Schwierigkeiten habe um Kohlen auf 300 Jahre zu finden. Außerdem enthalte Amerika 196,000 und Rußland 11,000 Quadratmeilen Kohlenlager. Ausgedehnte Lager gebe es auch in Schlesien, Spanien, Oesterreich, Indien, China, Japan, Neuseeland und fast allen anderen Ländern der Welt. Auf den britischen Inseln selbst aber gebe es keine meilenlange Bodenstrecke, die nicht tief unter sich Kohlen habe und ganz London liege über einem Bergwerk schwarzer Diamanten. Liddell unterstützt den Antrag und empfiehlt in dem Verbrauch der Kohle die jetzt allgemeine und beinahe systematische Vergeudung zu vermeiden. M'Cul⸗ lagh Torrens stellt dazu den Verbesserungsantrag, die Untersuchung einer permanenten wissenschaftlichen Behörde zu übertragen. Nach einer längeren Debatte zieht Torrens sein Amendement zurück und der ursprüngliche An⸗ trag wird angenommen.

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Frankreich. Paris, 13. Juni. Der ⸗Moniteur⸗ enthält heute einen Bericht und eine ausführliche Verordnung über die ver⸗ schiedenen Belohnungen, welche gelegentlich der großen Welt⸗Aus⸗ stellung von 1867 sür die hervorragendsten Leistungen auf dem Gebiete der Kunst, der Industrie und des Ackerbaues vertheilt wer⸗ den sollen. Im Ganzen wird auf diesen Zweck eine Summe von 800,000 Frs. verwandt, und die Belohnungen von einer, je im Verhältniß der einzelnen Ausstellungs⸗Oberflächen zusammenzu⸗ setzenden internationalen Jury zuerkannt werden. Diese Jury wird ihre Arbeit vom 1. April bis zum 14. Mai 1867 vollendet haben müssen. Nur für die Klassen 52, 67 bis 88 und 95 ist ein längerer Zeitraum bewilligt. Die Gesammtzahl der Mitglieder der Jury beträgt 600, worunter 30 Ersatzmänner. Davon kommen auf Frankreich 260, auf England 85, auf Preußen, Oesterreich und das übrige Deutschland je 30, also zusammen 90, Belgien 25, Ita⸗ lien 2, Rußland 13, die Schweiz 12 ꝛc. Zu der Jury für die schönen Künste gehören 64 Mitglieder, worunter 34 Ausländer, welche 17 große Preise à 2000, 32 erste Preise à 800, 44 zweite Preise à 500 und 46 dritte Preise à 400 Frs. zu vertheilen haben. Die Be⸗ lohnungen für Industrie und Ackerbau bestehen in großen Preisen und Geldsummen, im Gesammtbetrage von 280,000 Frs., dazu

kommen: 100 goldene Medaillen von je 1000 Frs., 1000 silberne,

Es sind jetzt an 6000 Arbeiter

zur Ueberzeugung, daß die vorräthigen Waffen wohl für die erste

Ausrüstung hinreichen, keineswegs aber zur Deckung etwaiger Ver⸗ luste vor dem Feinde ausreichen würden. In Folge dessen erstattete das Kriegsministerium einen direkten Vortrag an den Kaiser, welcher sofort die Ermächtigung zur unbeschränkten Anschaffung von Waffen

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und die Bewilligung eines außerordentlichen Kredits im Betrage

von 1,776,000 Fl. ertheilte.

Nach genauer Zusammenstellung der

verschiedenen Berichte und Inventare wurde die Anschaffung von

50,000 Infanterie⸗Gewehren, 4000 Stutzen, 4000 Lanzen, 2000 schweren und 5000 leichten Kavalleriesäbeln, 25,000 Pioniersäbeln und 112,000 Bajonettscheiben beschlossen. Die Gesammtkosten be⸗ laufen sich auf 1,543,707 Fl.

13. Juni. (Wiener Ztg.)

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Eine Kundmachung des

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3000 eiserne Medaillen und 5000 ehrenhafte Erwähnungen. Sämmt⸗ liche Medaillen haben dasselbe Format und Gepräge. Die großen Preise dienen zur Belohnung für Entdeckungen und für diejenigen, welche in der Qualität der Produkte oder der Fabrikationsweise wesentliche Verbesserungen eingeführt haben. Zu diesen beiden Kate⸗ gorieen von Belohnungen, wie sie auch schon bei früheren Ausstellungen bestanden, tritt dieses Mal eine neue Kategorie hinzu. »Es sollen nämlich noch besondere Belohnungen an Personen, Anstalten und Oertlichkeiten vertheilt werden, die durch ihre Organisation oder durch eigenthümliche Einrichtungen das gute Einvernehmen zwischen allen denen, welche an denselben Arbeiten Theil nehmen, herbeigeführt und den Arbeitern materielles, moralisches und intellektuelles Wohlbefinden zugesichert haben.. Es wird zu diesem Zwecke eine Spezial⸗Jury von 24 Mitgliedern unter dem Vorsitz eines der Vice⸗Präsidente

der Ausstellungs⸗Kommission ernannt werden. Dieselbe hat zehn Preise im Gesammtwerthe von 100,000 Frs. und 20 ehrenvoll Erwähnungen zu vergeben. Endlich kann noch ein untheilbare großer Preis von 100,000 Frs. der Person, Anstalt oder Oertlich⸗ keit zuerkannt werden, welche sich in der genannten Beziehung vor allen anderen ganz besonders hervorgethan hat. Dieser Preis kann aber nur mit der Zustimmung von ½⅔ der Jury vergeben werden.