gebrachte Nachricht, wonach in den Herzogthümern eine Aushebung von 40,000 Mann bevorstände, für völlig unbegründet.
Hannover, 22. Juni. (Köln. Ztg.) Die Reise der Ge⸗ sandten Rußlands und Englands nach Göttingen soll, so höre ich bestimmt versichern, einen nochmaligen Vermittelungsversuch noch in letzter Stunde zum Zweck haben. Inzwischen sind die Generale v. Manteuffel und v. Falckenstein heute bei Tagesanbruch nach dem Süden abgegangen; auf das Geräusch und Gerassel der letzten Tage ist Stille gefolgt, nur das einzige 17. Landwehr⸗Regiment ist hier geblieben; ein Aufruf zur Hülssleistung ist von angesehenen Frauen erlassen, und in allen Töchterschulen hat man heute früh Leinwand vertheilt und sie haben sie in den Häusern in Charpie zu zerlegen.
Nach dem »Wolff'schen Tel. B.⸗ war das Gerücht verbreitet, der König Georg habe mit dem Kronprinzen die Armee verlassen und befinde sich zu Neuhaus bei Höxter. Die Aufregung gegen die österreichische Partei am Hose, sagt dasselbe Blatt, ist im Wachsen, weil sie die Truppen in eine so unglückliche Situation versetzt hat. Die Kavallerie ist gut und trefflich beritten, der Infanterie und Ar⸗ tillerie fehlen aber alle Proviant⸗, Bagage⸗, Munitionskolonnen, selbst die Regimentswagen. Man bezeichnet es als einen Verrath gegen das Land, daß die Truppen unter solchen Umständen fast hülf⸗ los hinausgeschleudert sind. Die preußischen Truppen stehen bereits im Göttingenschen.
Anhalt. Dessau, 22. Juni. Wie dem »Magdeb. Corresp.⸗ aus zuverlässigster Quelle mitgetheilt wird, hat Se. H. der Herzog von Anhalt genehmigt, daß das unmittelbar an der Elbe reizend gelegene Herzogliche Schloß in Coswig für die Koͤniglich preußischen Trup⸗ pen zu einem Lazareth mit 300 Betten eingerichtet werde. Durch den Herzog sollen auch für den Nothfall noch anderweite, sehr an⸗ nehmbare Anerbieten gemacht worden sein.
Sachsen. Dresden, 22. Juni. (W. T. B.) Die preu⸗ ßische Regierung bat angeordnet, daß die zurückgelassene Familie des Ministers v. Beust mit der größten Rücksicht behandelt werde.
Hier sind heute folgende Bekanntmachungen resp. Verordnungen
erschienen:
1) Der Königlichen Landes⸗Kommission:
Seine Majestät der König haben durch Verordnung vom 16. d. M. zur Verwaltung des Landes während Allerhöchstihrer Abwesenheit eine Landes⸗ kommission niedergesetzt. Zugleich ist aber in §. 3 der gedachten Verordnung ausdrücklich bestimmt, daß der Geschäftskreis der Ministerialdepartements und des Gesammtministeriums unverändert bleibt. Die Landeskommission ist unmittelbar nach der Abreise Seiner Majestät des Königs ins Leben ge⸗ treten und hat die ihr in §. 2 der gedachten Verordnung zugewiesenen Ge⸗ schäfte übernommen. Es sind aber bereits eine Mehrzahl von Anträgen und Gesuchen an dieselbe gelangt, welche lediglich dem Geschäftskreis der einzelnen Ministerialdepartements angehören, daher an diese abzugeben waren. Die Landeskommission sieht sich daher, um den dadurch entstehenden Weiterungen vorzubeugen, veranlaßt, auf die in §. 3 der Allerhoͤchsten Ver⸗ ordnung vom 16. d. M. enthaltene Bestimmung nochmals hinzuweisen.
2) General-Verordnnung sämmtlicher Ministerien an sänumtliche Lan⸗ desbehörden:
Von den im Königreich Sachsen eingerückten Königlich Preußischen Truppen sind an mehreren Orten des Landes öffentliche Kassen mit Beschlag belegt und die Bestände derselben weggeführt worden. In dessen Folge ist zwischen dem Königlichen Finanzministerium und dem im Königreich Sachsen fungirenden Königlich Preußischen Civilkommissar, Herrn Landrath v. Wurmb, ein Vertrag abgeschlossen und von der von Seiner Maäjestät dem König von Sachsen niedergesetzten Landeskommission genehmigt worden, nach welchem ähnliche Vorkommnisse nicht weiter zu befürchten sind, vielmehr den Königlich Sächsischen Behörden die völlig freie Gebahrung mit den Landeskassen wieder überlassen worden ist. Sämmtliche Kassenbeamte der verschiedenen Ministerial⸗ Departements werden daher angewiesen, 1) die ihnen über die weggenom⸗ menen Gelder von den Königlich preußischen Truppen⸗Kommandanten aus⸗ gestellten Quittungen ungesäumt an das Königliche Finanzministerium un⸗ mittelbar einzusenden, 2) sich ihren Kassenverwaltungs⸗ und sonstigen Ge⸗ schäften in gewohnter Weise zu unterziehen, 3) die nach und nach sich bei ihnen wieder ansammelnden Bestände mit möglichster Beschleunigung an die Königliche Finanzhauptkasse oder die sonst ordnungsmäßig dazu be⸗ stimmte Kassenstelle einzusenden.
3) Eine Bekanntmachung der Königlichen Ober⸗Postdirection:
Mit Genehmigung des Koͤniglichen Finanz⸗Ministeriums wird hierdurch zur Kenntnißnahme des korrespondirenden Publikums gebracht, daß sowohl die durch Bekanntmachung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums vom 18. dieses Monats ausgesprochene, als auch die durch Bekanntmachungen der Postanstalten auf Grund der §. 36 des Postgesetzes vom 7. Juni 1859 erklärte Ablehnung der Gewährleistung für Postsendungen sich nur auf solche Verluste oder Beschädigungen erstrecken soll, welche mittelbar oder unmittelbar durch kriegerische oder unabwendbare Naturereignisse herbeigeführt werden.
Leipzig, 23. Juni. (Leipz. Ztg.) Zum Kommandanten hie⸗ siger Stadt ist der Königlich preußische General⸗Lieutenant v. Glis⸗ czinsky ernannt worden. Derselbe ist gestern Abend hier einge⸗ troffen und hat heute Vormittag den Bürgermeister, den Polizei⸗ direktor und den Kommandanten der Kommunalgarde empfangen. — Bis heute Morgen sind zwei neuere »Postnachrichten«⸗, herausge⸗ geben vom Königl. Oberpostamt hierselbst, veröffentlicht worden. Diese Kundmachungen theilen mit, daß die Postverbindungen von Leipzig ab folgende sind: a) nach und durch Preußen für Briefe und Fahr⸗ postsendungen durch die Berliner, Magdeburger und Thüringer Eisen⸗ bahn, sowie die Eilenburger Personen⸗ und Packereipost; b) nach Sach⸗
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sen nur Korrespondenz nach Dresden und Umgegend (mit Ausschlug der Richtung nach der Lausitz), soweit sie auf dem Landwege zuh 1 fördern ist; nach den Orten des Dresdener Eisenbahncourses Vriss und Fahrpostsendungen. Die neueste Bekanntmachung besagt, 8 bis Dresden und Umgegend Gelder, sowie Packereien bis zu nvei Pfund befoöͤrdert werden. Die Leipzig⸗Dresdener Eisenbahn beförder von heute an wieder kleinere Eilfrachten von und nach allen Statz⸗ nen, freilich ohne Gewähr für Lieferzeit, Verluste und Schäden, üben Leipzig und Dresden hinaus kann die Beförderung von Eilgütern nicht n. folgen. — Die vorgestern auf der Westlichen Staatsbabn hierher zurückge kehrte preußische Truppenabtheilung ist gestern früh mittelst Ertra⸗ zugs der Leipzig⸗Dresdener Bahn wieder von hier abgegangen. — Vom hiesigen Königlich preußischen Stadtkommando ist die Auf. forderung an den Rath der Stadt Leipzig ergangen, ein Hospital von 1000 Betten hier einzurichten. Dieser Aufforderung ist von Seiten des Raths wie des Herrn Stadtbezirksarztes aufs berett⸗ willigste nachgkommen, und sind die nöthigen Vorarbeiten sofort in Angriff genommen worden. Der Stadtrathb bat eine eigene Deputation für diese Angelegenheit gebildet und die Stadtver⸗ ordneten aufgefordert, zur Unterstützung dieser Deputation fünf Mitglieder und fünf Stellvertreter aus ihrer Mitte abzuordnen, Auf Vorschlag des Vorsitzenden erboten sich in der gestrigen Situng der Stadtverordneten freiwillig 10 Mitglieder zur Uebernahme dieser Pflicht der Humanität; auch sah das Kollegium, in Anbetracht der durch die Errichtung des Hospitals wachsenden bedeutenden Hosten, von einem früheren Beschlusse in Bezug auf Verwilligung von nur 3 ⅛ oder 3 Steuer⸗Simplen ab und bewilligte, was der Rath von Hause aus gewünscht hatte, 4 Simpla. Das Hospital wird, dem Vernehmen nach, einen internationalen Charakter tragen und der Leitung des Johanniter⸗Ordens übergeben werden, zu welchem Zweck der demnächstigen Ankunft eines Johanniter⸗Rüters von Dres⸗ den entgegengesehen wird.
Koburg, 21. Juni. (Leipz. Z.) Die Schienen der Werra⸗ bahn zwischen hier und Lichtenfels sind an mehreren Stellen aufgenommen und fortgeschafft und der Postverkehr nach Süden hat für jetzt ganz aufgehört; der nach Norden wird nur noch über Sonneberg und Saalfeld erhalten. — Die Feuerwehr mit den Tur⸗ nern hat nach dem Abzug aller Soldaten die polizeiliche Sicherung der Stadt übernommen.
Meiningen, 21. Juni. Gestern ist auf der ganzen Werra⸗ bahn der Güter⸗ und Personentransport eingestellt worden. Zwei⸗ Strecken der Werrabahn, die eine zwischen Eisenach und Marksuhl, die andere zwischen Eisfeld und Koburg, sind durch Aufreißen der Schienen unfahrbar gemacht. 1
Altenburg, 22. Juni. Die altenburgischen Truppen haben das Land nicht verlassen, sondern sich im Herzogthum konzentrirt.
Eisenach, 23. Juni. (W. T. B.) Nach Berichten aus Frankfurt a. M. hat die Regierung von Mecklenburg⸗Strelitz ihren Gesandten aus der Versammlung der dort tagenden Regierungen abberufen, weil sie den früheren Bundestag als aufgelöst betrachtet.
— Ein Telegramm der ⸗Frankfurter Postzeitung⸗ vom 21. d. meldet, daß die Vertagung des ungarischen Landtages für die Dauer des Krieges bevorstehe, daß jedoch die Hauptkommissionen zu Berathungen versammelt bleiben würden.
Nach Berichten aus Frankfurt a. M. war das Hauptquartier des Prinzen Alexander von Hessen heute noch in Frankfurt.
— Der oldenburgische Gesandte Herr von Eisendecher hat in der Versammlung der in Frankfurt tagenden Regierungen die Erklärung abgegeben, daß der Bund auch faktisch nicht mehr existitt,
Hessen. Kassel, 20. Juni. Nachdem gestern Nachmittag gegen 1 Uhr die aus etwa 250 Mann bestebende Avantgarde des von Wetzlar heranrückenden preußischen Corps des Generals von Beyer, welcher sein Absteigequartier im Gasthofe »Zum König von Preußen⸗ nahm, mit einem Extrazuge auf dem Bahnhofe ange⸗ kommen war, woselbst sie bivouakirte, zog Abends gegen 6 Uhr durch das Frankfurter Thor eine Brigade von etwa 5000 Mann in die Stadt ein, bestehend aus Infanterie, einer Batterie und Hu⸗ saren. Diese Brigade hatte die Nacht vom !8ten auf den 9ten und am Tage des 19ten theils in den Dorfschaften Altenbauna Kirchbauna, Nordhausen, Hof, Knallhütte ꝛc. kantonnirt, theils im Freien bivouakirt. Sämmtliche Truppen stellten sich auf dem Fried⸗ richsplatze auf. Ueber tausend Mann Infanterie marschirte sofort
durch das Leipziger Thor auf die nächsten Ortschaften, in welchen
sie theils einquartiert wurden, theils nächst denselben bivouakirten. Eine Compagnie von 250 Mann stellte sich vor das Kastell auff dessen Kommandant Hauptmann v. Griesheim, welcher auf dem Walle über dem Eingange des Thorweges erschien, ward von einem Stabsoffizier, welcher in Begleitung seines Adjutanten vorher das Kastell von Außen in Augenschein genommen, aufgefordert, sofort die Thore zu öffnen, und da es nicht geschah, gab derselbe der Com⸗ pagnie den Befehl, scharf zu laden; es geschah, während zugleich versucht ward, mit Aexten das äußerste Thor aufzuschlagen. Der Hauptmann, der den Befehl erhalten, nur der Gewalt nachzugeben, gab nun den Befehl zum Oeffnen der äußeren und inneren Thore, worauf die Compagnie über die Zugbrücke auf den Hof des Kastells
marschirte und währerrd der vergangenen Nacht daselbst bivouakirte. Eine Compagnie von 250 Mann stand während des beschriebenen Auftritts auf dem Holzmarkte in der Unterneustadt als Reserve. Diese ward in der Unntterneustadt einquartiert, während die Ober⸗ und Mittelstadt noch frei von Einquartierung blieb, indessen sind diese Stadttheile in der Nacht und heute Nachmittag reichlich mit Einquartierung bedacht worden. 1
— 21. Juni, Mrttags. Soeben wird folgende Verkündigung angeklebt und sonst verbreitet:
An das k urhessische Volk In Folge des zuvischen Preußen und dem Kurfürstenthum Hessen ausgebrochenen Krieges ist die Occupation des Kurfürstenthums durch die unter meinem Befehl stehenden Truppen vollzogen worden. Damit ist die Autorität des Kur fürsten suspendirt. Die Minister des Kurfürsten, welche das feindselige Verhalten gegen Preußen angerathen, habe ich ihrer Functionen enthob en und ihnen jede Amtshandlung untersagt. Einst⸗ weilen wird die Regier Ung des Landes von mir im Namen Seiner Ma⸗ jestät des Königs von Preußen geführt werden. Das Staatsvermögen, wie das der Privaten wird gewissenhaft geachtet werden. 1 Kurhessen! Bereits habe ich Euch für die herzliche Aufnahme, für die gute Verpflegung, welch e meine Truppen überall bei Euch gefunden, für die Bereitwilligkeit, mit der Ihr den unvermeidlichen Requisitionen entgegen ge⸗ kommen seid, meinen Dank zu sagen. Ich erfülle gern diese Pflicht. Eure Biederkeit und Lowpyalität sind in den schwersten Prüfungen be⸗ währt gefunden worden. Ihr werdet auch der unter meiner Autorität ein⸗ gesetzten einstweiligen Sandesverwaltung durch Euere loyale Haltung ihre schwierigen Aufgaben erleichtern. Ich ertheile die bestimmte Zusicherung, daß die Verfassung und die rechtmäßigen Landesgesetze des Kurstaates beobachtet und aufrecht erhalten werden sollen, soweit der Kriegszustand irgend zuläßt und die Kuch von der Landesvertretung Kurhessens beständig erstrebte bundesstaatlich e Einigung Deutschlands nicht Aenderungen er⸗ fordern sollte. Ich übernehme die in der Verfassungsurkunde den einzelnen Ministerien zugewiesenen Befugnisse, indem ich mir vor⸗ behalte, kurhessische Staatsbeamte mit der verfassungsmäßigen Fortführung der laufenden Geschäfte in der Verwaltung, der Justiz, des Innern und der Finanzen zu beau ftragen. Der Gang der Verwaltung wird unge⸗ stört erhalten werden, 1wenn die Beamten der Landeskollegien, deren Mit⸗ glieder und alle sonstigen Beamten und Diener meinen Verfügungen, wie den Anordnungen der von mir mit der Fortführung der Geschäfte beauftragten Beamten willig Folge leisten. Erfüllt sich diese Hoffnung, so wird es leicht sein, die Lasten des Kriegszustandes, welche zunächst Einzel⸗ nen auferlegt werden ꝛzr ußten, unter Heranziehung der Revenüen des Kur⸗ fürsten auszugleichen, so wird es möglich sein, trotz der obwaltenden Verhält⸗ nisse dem Lande wesem tliche Erleichterungen und wünschenswerthe Ver⸗ besserungen zu schaffe:. Ich werde die zu baldiger Beseitigung der noch bestehenden prowisorischen Gesetze und verfassungswidrigen Verord⸗ nungen, sowie alle zu voller Herstellung des verfassungsmäßigen Rechts⸗ zustandes erforderlichen Einleitungen treffen. Ich werde es mir angelegen sein lassen, für die Ausfüllung empfindlicher Lücken in der Gesetzgebung, welche den wirthschaftli chen Fortschritt des Landes nur zu lange zurück⸗ gehalten haben, Sorge zu tragen und die der Pflege der Volksbildung und der Wissenschaft bestimmten Anstalten nach Kräften zu fördern be⸗ müht sein. Bei gegenseitigem Vertrauen wird es unserem vereinten Streben, ich zweifle nücht daran, gelingen, bessere Zustände und hellere Tage für das kurbessische Land herbeizufüͤhren. Ich zähle auf Euch, wie Ihr mir vertrauen dürft! Kassel, den 21. Juni 1866. Der General⸗ major und Commandenur der preußischen Truppen in Kurhessen. v Beyer. DOesterreich. Prag, 20. Juni. (W. Ztg.) Einer offiziellen Kundmachung zufolge ist die Schifffahrt und Flößerei von Prag und Melnik abrwätts eingestellt.
Die Zeit des Anrfenthalts des Königs von Sachsen ist un⸗ bestimmt.
Agram, 18. Junni. (W. Z.) Nach einer Meldung des „Pozor⸗ übergaben die kroatischen Deputirten den ungarischen Mit⸗ gliedern der Regnico lar⸗Deputation ein Aktenstück, worin der Standpunkt des dreieinigen Königreiches im Sinne des Art. 42 bistorisch und juridisch dargestellt und die Anhaltspunke bezeichnet werden, auf welche Art und Weise die staatsrechtlichen Fragen gründ⸗ lich gelöst werden könnt en. Das Landtagspräsidium wird von diesem Operate mit dem Ersuchen um baldigste Einberufung des Landtages
verständigt.
Spanien. Ma drid, 23. Juni. (W. T. B.) Gestern, Freitag
um 5 Uhr Morgens, ha Hen?2 Artillerie⸗Bataillone mit 24 Kanonen eine
Schilderhebung in Madrid gemacht. Sie haben die Gewehre aus dem Zeughaus dem niedrigen Pöbel überliefert, welcher in mehreren Stadtvierteln Barrikad en errichtet hat. Die übrigen Abtheilungen der Besatzung haben die Aufständigen muthig angegriffen, denselben mit gefälltem Bayonett die Kanonen abgenommen und die Kaserne von St. Gil erstürmt, in welche sie sich geflüchtet hatten. Um 6 Uhr Abends waren sämmtliche Barrikaden bereits zerstört, die Ruhe wiederhergestellt, und man hatte 600 Gefangene gemacht, welche von den Gericht en verurtheilt werden sollen.
Die Ruhe ist sonst in keinem andern Punkte der Halbinsel ge⸗ stört worden.
Italien. Eine österreichische Depesche meldet, daß am 21. Vormittags die österrei chische Feldwache am Passe Bruffione in Judi⸗ carien (Kreis Roveredo) von Garibaldianern angegriffen und »deut⸗ sches Gebiet⸗ verletzt mwuurrde.
An der tyroler Grenze spukten
bereits gegen Ende voriger
Tagesblätter kundgemacht.
Woche Freiwilligen⸗Abtheilungen. In Edolo, an der Straße durch das Val Camonica nach dem Tonale, sollen, wie man dem amt⸗ lichen »Tyroler Boten⸗ aus Trient vom 16. d. schreibt, bei 200 Mann Freischaren unter dem Kommando eines Majors eingetroffen sein. Seit dem 14. d. ist die Kommunikation an der ganzen österreichisch⸗ sardinischen Grenze abgebrochen und der Verkehr zwischen dem Trento und Mailand nur mehr über die Schweiz thunlich. Eine Korrespondenz der »Tyroler Stimmen⸗ aus Prad, am Fuße des Stilfser⸗Joches, vom 15. d., bestätigt, daß Bormio von 1800 Roth⸗ hemden besetzt sei.
Die italienische Regierung hat dem Herzoge von Chartres aus Rücksicht für Paris den Eintritt in die Armee verweigert. 1859 diente der Herzog ebenfalls in Italien.
Von Peschiera aus wurde ein Telegraph nach Bardolino eingerichtet, welcher bis nach Tyrol geführt werden soll.
Aus Venedig, 16. Juni, meldet das »Vaterland⸗: »Vor⸗ gestern wurden sowohl hier als in mehreren anderen Städten mehrere im höchsten Grade sicherheitsgefährliche Individuen verhaftet und über hundert derselben gestern zur Internirung in ungarische Festungen von hier abgesendet. Uebrigens dürfte die Verhängung des Belagerungszustandes über das lombardisch⸗venetianische König⸗
V reich nicht mehr lange auf sich warten lassen und vielleicht schon in
den nächsten Tagen um so sicherer erfolgen, als alle Vorbereitungen bereits dazu getroffen sind. Vorgestern wurde der hiesige Statthal⸗ ter, Ritter von Toggenburg, in das Hauptquartier Sr. Kaiserlich Königlichen Hoheit des Erzherzogs Albrecht berufen, von wo er den⸗ selben Tag zurückkehrte. Heute soll der Statthalter wieder nach Verona gehen, und man bringt eben diese Reisen mit der baldigst bevorstehenden Verfügung des Belagerungszustandes in Verbindung.⸗
Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. Juni. (W. T. B.) Der »Invalide« dementirt offiziell die von der »Times⸗ gebrachten Nachrichten über Bewegungen russischer Truppen und sagt, daß der Armeebestand und die Stellung des Heeres unverändert seien; auch habe eine Einberufung der Beurlaubten nicht stattgefunden. Die Politik der Regierung bleibe die Nichtintervention.
Daäuemark. Kopenhagen, 23. Juni. (W. T. B.) Ein Bruder des Barons v. Scheel⸗Plessen (wahrscheinlich der dänische Gesandte in St. Petersburg) ist von Kiel hierselbst eingetroffen. Derselbe begab sich sofort mit dem Minister der auswärtigen An⸗ gelegenheiten, welcher ihn am Bahnhofe empfing, zum Könige.
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’'schen Telegraphen⸗Büreau. Madrid, Sonnabend, 23. Juni. Die amtliche Zeitung be⸗ richtet über die gestrigen Vorfälle wie folgt: »Gestern früh um 5 Uhr haben sich hier das 5. Artillerie⸗Regiment zu Fuß und das berittene Regiment empört, ohne daß ihre Kkommandanten und übrigen Offiziere Theil an dem Aufstand genommen hätten. Unverzüglich von den treugebliebenen Truppen angegriffen, ergaben sie sich auf Gnade und Ungade nach einem kräftigen Widerstand in der Kaserne von St. Gil.
Zahlreiche Haufen von bewaffneten Civilisten wurden ebenfalls ge⸗
schlagen und aus den Barrikaden und Häusern, wo sie sich fest⸗ gesetzt hatten, vertrieben. Ueber 400 wurden gefangen genommen. Die Truppen und die Civilgardisten haben an Begeisterung und Tapferkeit mit einander gewetteifert.
Vereinsthätigkeit für die Armee.
— Se. Majestät der König hat dem in Berlin zum Besten der
mobilen Armee und deren Angehörigen zusammengetretenen »König Wilhelm Verein« die Veranstaltung einer Geld⸗Lotterie nach folgendem Plane gestattet: 18 „Die Lotterie, welche der »Köͤnig Wilhelm Verein« zur Unterstützung preußischer Krieger und deren zurückgebliebenen Familien veranstaltet, besteht aus 50,000 Loosen zu 2 Thaler Einsatz und mit 3344 Geldgewinnen im Gesammtbetrage von 47,400 Thalern unter folgender Vertheilung: 1 Gewinn zu 10,000 Thlr. 10 Gewinne zu 100 Thlr. „ »„ 3,000 » 11““ „ » 2,000 „ » 1,000 „ „ 500 b5 1“ 200 » 888 Ge Die Ziehung wird in nächstmöglicher Kürze erfolgen und durch die Gewinnlisten werden bei den Königlichen Lot⸗ Die Gewinne werden gegen Rück⸗
1““
terie⸗Einnehmern zur Einsicht ausliegen.
gabe der Gewinnloose an deren Inhaber abzugsfrei hier vom unterzeichneten
Comité gezahlt. Der Anspruch auf den Gewinn erlischt zu Gunsten der Vereinszwecke, wenn der Gewinn nicht bis zum 90. Tage nach dem Datum