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Als gegen 2 Uhr Nachmittags die feindliche, äußerst starke Po⸗ sition binter der Bistritz erstürmt und die österreichisch⸗sächsische Armee zum Rückzuge genöthigt war, setzte Se. Maäjestät der Koͤnig Aller⸗ höchstselbst Sich an die Spitze der verfolgenden Kavallerie; in Folge dessen gestaltete der Rückzug des Feindes sich zu einer eiligen Fluücht.
Unter den verwundeten österreichischen Befehlshabern nennt man die Erzherzöge Wilhelm und Joseph, sowie die Corps⸗Komman⸗ danten Grafen Thun und Grafen Festetics.
General Fürst Windischgrätz ist verwundet und gefangen. Die Generalstabs⸗Chefs, Obersten Bin der und Cattv, sind todt. Nach einer Depesche aus Horzitz vom 4. Juli, 8 ¾ Uhr Abends, meldet man drei Erzherzöge als verwundet und auch den Fürsten Lichtenstein als gefangen. Horzitz, 4. Juli, Abends. 2 Uhr 11 Min. Nachts. Feldmarschall⸗Lieutenant von Gablenz ist im
Hauptquartier Sr. Majestät eingetroffen, um im Auf⸗
trage des österreichischen Ober⸗Befehlshabers General⸗
Feldzeugmeisters Benedek einen Waffenstillstand nach⸗
zusuchen.
Eisenach, 5. Juli, 3 Uhr 40 Min. früh. Die Division
v. Beyer bat heute dei Hünfeldt ohne eignen Verlust bayrische
Kapallerie und Artillerie durch einen gut treffenden Vierpfünderschuß
verjagt. 1
Die Division v. Göben hat bei einem kurzen Vorstoß glückliche Gefechte gegen bayrische Truppen gehabt.
In Berlin eingetroffen 5. Juli
ches.
Breußen. Berlin, 5. Juli. Ihre Königin, Allerhöchstwelche mit inniger Theilnahme die be⸗ geisterte Stimmung der Hauptstadt wahrnahm, brachte bei dem gestern im Königlichen Palais stattfindenden Diner das Wohl Sr. Majestät des Königs und der siegreichen Armee aus. — Ihre Majestät wiederholte Ihre Besuche im Central⸗Büreau für die Ver⸗ wundeten und besah dort mit freudiger Theilnahme die Gaben, die aus allen Schichten der Bevölkerung dem Heere zugesendet werden.
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Die Lorbeerzweige, welche wir im Geiste auf die Helme unserer lebenden und gefallenen Sieger legen, haben eine tiefe Be⸗ deutung. Europa staunte, als es unsere Armee plötzlich eintreten sah für den Staat und seine nationalen Zwecke, auf allen Punkten eines weit ausgedehnten Kriegsschauplatzes zugleich, umringt von offenen und versteckten Feinden. Es staunte, als es dieses Heer voll junger Krieger vertrauensvoll und muthig den Koloß der alt⸗ bewährten Armee Oesterreichs angreifen sah, welcher es auf dem selbstgewählten Kampfplatz erwartete. Europa wird jetzt gewiß diesem Heere die verdiente Anerkennung nicht versagen.
Aber bedeutsamer als diese Anerkennung, welche vorzugsweise dem Heldenmuthe des Kriegers gilt und der Intelligenz, die ihn leitete, bedeutsamer als diese Anerkennung ist die Thatsache, daß der preußische Staat, der Schöpfer dieser Heereseinrichtung, durch seine energische Action auf allen Punkten Deutschlands, die Festigkeit seines Baues und die lebensvolle Energie seiner Organe unwiderleglich dar⸗ gethan hat. Der Staat, der ein halbes Jahrhundert hindurch an der Spitze der intellektuellen und materiellen Entwickelung Deutsch⸗ lands gestanden und ihm die Segnungen des Friedens so lange ge⸗ sichert hat, er bewies jetzt, daß in seinem Organismus die festen Säulen der deutschen Zukunst ruhen.
Tausende von stummen Zeugen haben es auf dem Schlachtfelde besiegelt, daß wir Preußen im Herzen Europa’'s Nerv und Muskel des staatlichen Lebens sind. Sie haben es zugleich besiegelt, daß die Idee des Königthums wahr und treu in der alten ehernen Organi⸗ sation unseres Staates lebt und sicher geborgen war.
Für den wahrhaftigen König, den ersten Soldaten und den ersten Bürger, siegten und starben unsere Brüder und Söhne. Es ist das alte Preußen, dessen Fahnen den Koͤniglichen Kriegsherrn in Feindes Lande umwehen. Mit diesem alten Preußen steht und fällt oder siegt wie 1813 das wahre Deutschland, der wahre deutsche Staat der Zukunft. Der Himmel geleite segnend unsere Fahnen und unseren Ruf: Mit Gott für König und Vaterland. 6
Majestät die
Skizze der Ereignisse auf dem böhmischen Kriegs theater während der Zeit vom 26. Juni bis z
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1134“ 1 Am 26. Juni trafen die Spitzen der ersten Armee unter dem
Oberbefehl Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl an der Iser ein, vertrieben nach kurzem Gefecht bei Sichrow die feindliche Arridregarde und überschritten bei Turnau die Iser.
Abends 8 Uhr entspann sich ein hartnäckiges Gefecht um den Besitz des Dorfes Podol an der Iser. Nach vierstündigem Gefecht wurden die Oesterreicher (Brigade Poschacher) geworfen, ließen über 500 Gefangene in unsern Händen und verloren eine mindestens gleiche Zabl Todte und Verwundete.
Am 27sten bestand General Herwarth von Bittenfeld mit seiner Avantgarde ein glückliches Gefecht bei Hühnerwasser.
Am 28sten gingen die Erste Armee und General Herwarth gegen Münchengrätz vor. Gegenüber stand das I. öͤsterreichische Corps (Clam Gallas), die Brigade Kalik und die sächsische Armee. Der Feind wurde geworfen und ließ 1400 Gefangene in unseren Händen. 1
Am 29. rückte die Armee gegen Gitschin (Jicin) vor. In den Nachmittagsstunden gegen 5 und 6 Uhr stießen die auf verschiedenen Straßen marschirenden Divisionen Tümpling und Werder auf den Feind, welcher in starken Stellungen gegenüberstand. Er wurde sofort angegriffen, war mit anbrechender Nacht geschlagen und zog sich unter dem Schutze der Nacht in Unordnung durch Gitschin zurück, welches um 11 Uhr Abends unsere Truppen besetzten.
An diesem Tage hatte den preußischen Truppen das ganze erste Corps, außerdem die Brigade Kalik und die sächsische Armee gegen⸗ über gestanden. Die österreichischen Verluste an Gefangenen waren sehr bedeutend, eben so an Todten und Blessirten. Auf preußischer Seite befindet sich unter den Blessirten General v. Tümpling.
Der Kampf war beißz wiederholt schlugen Theile des Leib⸗ Regiments Kavallerie⸗Attaquen ab, und zwar in Linie deployirt ohne Carré zu formiren. b
Die Zahl der Gefangenen über 5000.
Das Hauptquartier der I. Armee wurde darauf über Gitschin hinaus verlegt. Die Verbindung mit der II. Armee war seit dem 1. Juli vollständig hergestellt. b
Die 2. Armee unter dem Oberbesehl Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen hat während derselben Tage ebenfalls siegreiche Gefechte geliefert. 1
8 Am 27. v. M. schlug das fünfte preußische Armee⸗Corps bei Nachod das österreichische Corps Ramming, nahm 2 Standarten, 1 Fahne, 8 Kanonen und 5000 Gefangene; am 28. Juni griff General Steinmetz mit seinem Corps wiederum an und schlug bei Skalitz das Corps Erzherzog Leopold nebst drei Brigaden des Corps Festetits völlig, wobei er 2 Fahnen, 8 Geschütze und 3000 Gefangene erbeutete.
Am 29. Juni schlug dasselbe V. Armee Corps auf dem Marsche ö““ ihm gegenübergestelltes österreichisches Corps, welches die Vereinigun zes V. und d . . gung des V. und des Garde⸗Corps ver
Von den übrigen Kolonnen der II. Armee schlug am 28sten auch das Garde⸗Corps gleichzeitig mit dem erwähnten Gefecht des Generals v. Steinmetz das Corps des Generals Gablenz bei Trautenau nach hartem Kampfe in die Flucht, wobei 2 Fahnen und 8 Ge⸗ schütze erbeutet und 5000 Gefangene gemacht wurden. Dadurch wurde dem I. Armee⸗Corps (Bonin), welches am Tage vorhber auf seinem Vormarsch gegen Trautenau nicht ohne erhebliche Verluste durch das Gablenzsche Corps aufgehalten worden war, der weitere Vormarsch ermöglicht.
Am 29sten wurde die feindliche Arriéèregarde aus Königs⸗ hof vertrieben und das Hauptquartier Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen am 1. Juli nach Prausnitz verlegt. In den Kämpfen dieser Tage fanden wiederholt glückliche Kavallerie⸗Gefechte statt, wobei sich besonders das VIII. Dragoner⸗ und 1. Alanen⸗ Regiment auszeichneten und den Beweis der Ueberlegenheit der preußischen Kavallerie über die österreichische lieferten.
Durch die Bewegungen beider Armeen war am 29. Juni die Vereinigung der gesammten preußischen Streitkräfte in Böhmen be⸗ wirkt, und war nun bei der Nähe der österreichischen Armee, die nach den für sie unglücklichen Gefechten der letzten Tage unter Heran⸗ ziehung der gegen Prag hin gestandenen Theile des 1. Corps und der Sachsen sich bei Königsgrätz concentrirte, ein entscheidender Zu⸗ sammenstoß der Hauptkräfte jeden Tag zu vermuthen.
Nachdem am 30. Abends noch von einer Brigade des Garde⸗ Corps (1. Garde⸗Regiment und Garde⸗Füsiliere) eine österreichische Brigade überfallen und derselben 1 Fahne und 250 Gefangene ab⸗ genommen worden, erfolgte am 3. Juli der Zusammenstoß der beiden Armeen bei Königsgrätz.
. Die österreichische Armee hatte eine Stellung hinter der Bistritz eingenommen, aus der sie von den Preußen nach einem Kampfe von 6 Uhr früh bis gegen 2 Uhr hinausgeworfen wurde. Die
betrug in diesen letzten Tagen
Früchte des blutigen Sieges.
Koͤnigl. Hoheit, in der 1. Armee weiter vorwärts,
die Stadt Meile
Pyramiden österreichischer Gewehre,
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“ v11““ Verfolgung dauerte bis in die Nacht und das Resultat des Tages war ein vollkommener Sieg, dessen Resultate bis beute e. Vollständigkeit zu übersehen sind. Für den Augenblick sind 120 Ge⸗ schuͤtze, 18,000 unverwundete Gefangene und viele Trophäen die
iv EHrE 1 — Telegramme, welche in Bukarest aus Wien am 3. d. M. eingingen, meldeten große Niederlagen Preußens in Schlesien und das Vordringen des österreichischen Generals von Benedeck über Breslau gegen Berlin. Tage aus Wien auch in andern Haupts
8 b
Gleiche lügnerische Berichte trafen an jenem
—
tädten Europa's ein.
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— Aus dem Hauptquartier Gitschin, 2. Juli, erhalten wir folgende Mittheilung: Nachdem Se. Majestät der König heute früh 7 Uhr das Schloß Sicherboff bei Turnau verlassen und sich, gefolgt von dem militairischen Personal des großen Hauptquartiers, mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Karl von Preußen über die Stadt Turnau nach der Stadt Gitschin begeben hatte, fand hier die Ankunft gegen 712 Uhr Mittags statt. Vor dem ersten Gasthause auf dem Marktplatze, wo Se. Majestät das Absteigequartier genom⸗ men, stand eine Compagnie des Grenadier⸗Regiments Königs Friedrich Wilhelm 1V. (1. Pommerschen) Nr. 2, mit der Fahne des 1. Ba⸗
taillons und der Regimentsmusit aufmarschirt, um als Ehrenwache die Honneurs für Se. Majestät bei Allerhöchstdessen Ankunft im Bereich der kämpfenden Armee zu machen. Prinz Friedrich Carl der Uniform des Brandenburgischen Husaren⸗ Regiments, Zieten’'sche Husaren Nr. 3, war aus dem Hauptquartier
seinen Durchlauchtigsten Obeim zu empfangen, und fuhr auch durch noch weiter dem Königlichen Zuge entgegen. Eine nördlich von Gitschin hatte am 29. das glänzende
aber blutige Gefecht begonnen, in dessen Folge die österreichischen
Regimenter so bedeutend zurückgedrängt wurden, und Pferde⸗Ka⸗
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daver, zerschossene Helme, Patrontaschen und Tornister, ja ganze welche die Stelle bezeichneten, wo eine Abtheilung des Feindes das Gewehr gestreckt, ließen die Ausdehnung des Schlachtfeldes und die verheerenden Wirkungen des österreichischen Artilleriefeuers erkennen. In Libuhn waren eben so wie in den meisten umliegenden Dörfern und Gehöften Lazarethe für die große Zahl preußischer und österreichischer Verwundeten etablirt, die kaum dem ganzen Bedürfniß genügten. Als Se. Majestät der König.
beim Durchfahren durch Libuhn hörte, daß dort viele Offiziere, preußische,
österreichische und sächsische lagen, befahl Allerhöchstderselbe anzuhal⸗ ten und besuchte das Lazareth, in welchem auch der, Sr. Majestät persönlich bekanne Kgl. Sächsische Oberst von Bocksberg, schwer verwundet, sich theilnehmender Worte des Königs erfreute. Mit tiefem Bedauern sah Se. Majestät die Leiden seiner brapen Solda⸗ ten, die auf's Neue bewiesen haben, daß sie Tod und Wunden nicht scheuen, wenn es gilt, die Zufriedenbeit ihres Königlichen Kriegs⸗ herrn zu erwerben. In Gitschin angekommen, ging Se. Majestät, gefolgt von den anwesenden Generälen, die Front der Com ·˖ pagnie des Grenadier⸗Regiments Seines hochseligen Bruders entlang, welches sich in dem Gefechte am 29sten so sehr ausgezeichnet, leider aber auch sehr ansehnliche Verluste zu erleiden gehabt hat. Bei der Begrüßung des Königs brach die
h Hurrahruf aus, der unter präsentirtem Ge⸗
Mannschaft in einen de wehr lange fortdauerte. Schon am Eingange der Stadt hatte
sich der Magistrat und die Geistlichkeit der Stadt aufgestellt, um den König zu begrüßen, und war dem Wagenzuge bis auf den Markt gefolgt, um eine Audienz bei Sr. Majestät zu erbitten, die auch ge⸗ währt wurde, nachdem die Generalität entlassen worden war. Git⸗ schin sowohl wie andere Städte dieses Theiles von Böhmen hat⸗ ten sich in bohem Grade unfreundlich gegen die preußischen und selbst gegen die eigenen Kaiserlichen Truppen gezeigt, ja es war hier in Gitschin beim Einrücken der Preußen auf ein Kommando aus den Fenstern geschossen worden, was die Bürger indessen auf die sächsischen Soldaten schoben, welche zu spät zur Hülfe für die sich zurückziehenden Oesterreicher gekommen waren, massirt auf dem Marktplatze gestanden hatten, um den heftigen Nachstoß der Preußen wenigstens etwas von den Oesterreichern abzuhalten. Von diesen sollen sich einzelne Soldaten in die Häuser gezogen haben, und als sie plötzlich Preußen in hellen Haufen erscheinen sahen, aus den Fenstern auf diese geschossen haben. Bei der Audienz wollte Se. Majestät diesen einen Fall nicht weiter untersuchen, da eben bei em Abzuge der Sachsen eine Beweisführung gar nicht möglich ist, ußerte sich aber:
„Ich führe keinen Krieg gegen Ihre Nation, sondern nur gegen die Armeen, die mir gegenüherstehen. Wollen die Einwohner sich aber ohne alle Veranlassung feindlich gegen meine Truppen betragen, so werde Ich mich zu Revpressalien genöthigt sehen. Meine Truppen sind keine wilden Horden und verlangen nur das zum Leben unbe⸗
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nach Gitschin hbereingekommen, um
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dingt Nothwendige. Ihre Sorge ist es, ihnen keine Veranlassung zu gerechter Klage zu geben. Sagen Sie es den Einwohnern, daß Ich nicht gekommen bin, um Krieg gegen friedliche Bürzer zu führen, sondern die Ehre Preußens gegen Verunglimpfung zu vertheidigen.⸗ Bald darauf wurde die Proclamation bekannt, welche Seine Majestät der König aus Berlin vom 29. Juni datirt, also an dem⸗ selben Tage, wo hier bei Gitschin so heftig gefochten wurde, an die Armee erlassen hat, die aber erst in Reichenberg gedruckt worden ist. Sie lautet: E““ 8 Soldaten Meiner Armeell Mich heute zu Euch, Meinen im Felde stehen⸗ und biete Euch In wenigen Tagen sind durch Eure Tapferkeit und Hingebung 1 Resultate erfochten worden, welche sich würdig anreihen an die Großthaten unserer Väter. Mit Stolz blicke Ich auf sämmtliche Ab⸗- theilungen Meines treuen Heeres, und sehe den nächsten Kriegsereignissen mit freudiger Zuversicht entgegen. Soldaten! gegen uns im Kampf. Laßt uns indeß auf Gott den Herrn, den⸗ Lenker aller Schlachten, und auf unsere gerechte Sache bauen, Er wird durch Eure Tapferkeit und Ausdauer die sieggewohnten preußischen Fahnen zu
neuen Siegen führen. “ 8 Wilhelm.
Berlin, den 29. Juni 1866. 1 Diese Proclamation wird morgen, wo Se. Majestät sich von bier aus zu den in erneuerter Gefechtsbereitschaft stehenden Truppen begiebt, bei allen Bataillonen,
bekannt sein. Obgleich die Oesterreicher sich
Zch begebe den braven Truppen,
n
1
erkennbar aus allen
Meinen Königlichen Gruß. 8
Zahlreiche Feinde stehen
Regimentern und Batterieen bereits 1
bisher vorgeschobenen und nach und nach verlorenen Positionen, —
zwischen Jungbunz lau und
Woche zu einer Schlacht kommen wird. Somit ist Hoffnung, daß das Königliche Hauptquartier vielleicht einige Tage in Gitschin bleibt,
Der kriegsgefangene Oberst und Commandeur des Regiments Liechtenstein⸗Husaren, Graf Piacewitz, welcher schwer verwundet ist, hat auf Anfrage des Prinzen Friedrich Karl, Königliche
Hoheit, bei Sr. Majestät und unter Befürwortung seines Wunsches über Dresden nach Wien zu begeben,
die Erlaubniß erbalten, sich um sich dort von seinen schweren Wunden heilen zu lassen. Die immer noch wachsende Zabl von Kriegsgefangenen, von denen abermals ein Transport von 4000 Mann erwartet wird, erschwert die Verpflegung der Armee ungemein, da die Einwohner selbst nicht einmal für ihre eigenen verwundeten und gefangenen Landsleute die Verpflegung übernehmen wollen. Bei noch so reichlicher Versorgung der Truppen⸗ körper muß Mangel entstehen, wenn plötzlich einige Tausend Portionen mehr, als vorher berechnet, nöthig werden, und der gesunde, wenn auch todtmüde preußische Soldat gönnt seinen verwundeten Gefan⸗ genen eher ein Stück Brod als sich selbst.
— Aus Gitschin, den 3. Juli, wird uns berichtet: Heute Morgen fünf Uhr ist Se. Majestät der König von hier aus nach dem Dorfe Miletin abgefahren, wo zum Behufe einer Besichtigung der weiter südlich vorstehenden Truppenstellungen die Pferde bestiegen werden sollen. Die Abreise war gestern auf heute um 9 Uhr fest⸗ gesetzt, und dafür Alles vorbereitet, wurde aber in Folge von Nach⸗ richten, welche der Chef des Generalstabes der Armee, General von Moltke, in der Nacht empfing, nach 12 Uhr noch verändert. Die sämmtlichen Militairpersonen des engeren Hauptquartiers wurden, ebenfalls noch während der Nacht, davon benachrichtigt.
Das Dorf Miletin liegt etwa 2 Meilen von hier und unge⸗ fähr auf halbem Wege nach Josephstadt und Jaromir an der Elbe, eine halbe Meile nördlich von Horitz. Nachdem Se. Majestät
estern die Deputation der städtischen Behörden von Gitschin (böh⸗· misch: Jicin) empfangen und ihr den schon mitgetheilten Bescheid gegeben, empfingen Allerhöchstdieselben die Berichte der Generalstabs⸗ Offiziere Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Karl, erschienen einige Zeit auf dem Markte bei den dort versammelten Gruppen von Offizieren des Hauptquartiers, und der hier sowohl, wie in⸗ der Umgegend kantonnirenden Truppen, ließen sich mehrere Offiziere des Grenadier⸗ Regiments, König Friedrich Wilhelms IV. (1. Pommersches) Nr. 2, vorstellen, welche in dem Gefechte am 29sten vor Gitschin mit Aus⸗ zeichnung gefochten und expedirten Nachmittags einen Courier (Feld⸗ jäger) nach Berlin. Von den beiden Armeen, die sich gegen die an⸗ geblich bei Jung⸗Bunzlau stehende österreichische Hauptarmee kon⸗ zentriren, gingen während des gestrigen Tages keine Nachrich⸗ ten von weiteren Operationen ein, da die Truppen nach. den außerordentlichen Anstrengungen der letzten acht Tage dringend einer kurzen Ruhe bedürfen. Prinz Albrecht von Preußen Königliche Hoheit, Commandeur des Kavallerie⸗Corps, welches ungefähr fünf Meilen östlich von hier steht, war zum Empfange Sr. Majestät des Königs ebenfalls nach Gitschin gekommen und fuhr am Nachmit⸗ tage wieder zu seinem Corps zurück. Der Höchstkommandirende der 1. Armee, Prinz Friedrich Carl, batte schon vorher Gitschin ver⸗
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lassen, um zu seinem Corps zurückzukehren. ist au⸗ Feld⸗Telegraphen⸗ und Armee⸗Postamte auch das Feld ⸗Post⸗ Amt des IV. Armee⸗Corps etablirt und somit seit die Verbindung mit dem ganzen Norden hergestellt. Seit gestern
gestern
Prag konzentriren und auch “ preußischen Armeen und Corps näher an einander rücken, so glaubt
man doch nicht, daß es schon morgen oder vor dem Ende dieser
Hier ist außer dem
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