1866 / 165 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Die Heae Familie ist Sonnabend von Schloß Windsor nach Osborne d am selben Tage nach Brüssel zurückgekehrt.

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oder längstens künftige Woche geschlossen werden, da sehr wenig von

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Entsendung der abyssinischen Gefangenen von Koͤnig Theodor hinaus⸗

Großbritannien und Irland. London, 9. Juli.

bergesiedelt. Der König und die Königin der Belgier sind

Nach einem Telegramm aus Alexandria vom 7. Juli ist die

geschoben worden. Ibre Freilassung ist abhängig gemacht von dem Ergebniß der Mission des Hrn. Flad an die britische Regierung, der den Beistand Englands für den Fall eines Krieges zwischen Abyssinien und Egypten nachzusuchen beauftragt ist.

Nicht blos der neue, auch der abgetretene Kriegsminister hat sich für das Hinterladungsgewehr erklärt. Die letzte Amtshandlung Lord

Hartington's war eine Ordre, 30,000 Enfieldsbüchsen in Hinterlader

umzuändern; 20,000 der letzteren waren schon früher bestellt worden. Die Parlamentssession wird voraussichtlich nächsten Sonnabend

Bedeutung mehr zu erledigen ist. Die Erledigung der Geschäfte war diesmal überhaupt eine rasche, die Budgetverhandlungen waren am Tage des Sturzes der Reformbill 18. Juni so weit ge⸗ diehen, wie sie es in der Regel erst Mitte Juli zu sein pflegen.

10. Juli. Die französische Vermittelung zwischen Preußen und Oesterreich hat in den Regierungskreisen keinen günstigen Ein⸗

druck hervorgerufen.

Lord Derby entwickelte heute Nacht im Oberhause in längerer Rede die Umstände, unter denen er das neue Ministerium gebildet, und die Politik, welche er bei der Führung der Geschäfte zu befol⸗ gen gedenke. Sein Kabinet, sagte er, werde kein kriegerisches sein, sondern mit dem Auslande sriedliche Beziehungen pflegen, ohne mit irgend welcher Macht eine monopolisirende Allianz einzugehen. Es werde sich der Einmischung in die inneren Angelegenheiten fremder Länder enthalten, jedoch erbetene Freundschaftsdienste bereitwilligst leisten. Es werde niemals drohen, wos es nicht den Willen habe, die Drohung auch wirklich auszuführen. Im gegenwärtigen Kriege werde es strengste Neutralität beobachten und jeder der kriegführen⸗ den Parteien Freundschaftsdienste leisten. ““ Das Unterhaus hat sich bis Montag vertagt.

Frankreich. Paris, 9. Juli. Man schreibt dem »Con⸗ stitutionnel⸗ aus dem Lager von Chalons: »Die Gewehrfrage ist immer noch die Haupttagesfrage und füllt alle Unterhaltungen im Lager aus. Seit einigen Tagen schon und ehe wir noch die Siege der Preußen und die Wirkung ihrer Zündnadelgewehre kannten, er⸗ fuhren wir, daß wir nächstens, um damit Versuche anzustellen, ein Tausend Gewehre nach einem neuen und viel gerühmten Muster er⸗ halten würden. Die Gewehre sind nun angekommen und besinden sich bereits in unseren Händen. Es heißt, daß zunächst die Fußjäger der Garde damit bewaffnet werden sollen.⸗

Dänemark. Kopenhagen, 9. Juli. (Tel. Dep. d.⸗Hamb. Nachr.-) Heute wurde der Reichstag eröͤffnet, nachdem durch den Conseilpräsidenten die Vorlesung des Königsbriefes stattgefunden hatte. In demselben war die Wichtigkeit und die Dringlichkeit der Ver⸗ fassungs⸗Erledigung hervorgehoben. Der Reichstag wird vorau sichtlich nur von kurzer Dauer sein. 8 11111

Amerika. New⸗York, 30. Juni. In einem Bezirke von Südcarolina haben Ruhestörungen durch Freigelassene statt⸗ gefunden, so daß regulaire Truppen hinbeordert werden mußten, um die Ordnung wieder herzustellen. In fünf Grafschaften Florida's ist das Kriegsgesetz in Kraft gesetzt worden, weil die bürgerlichen Be⸗ hörden ihrer Pflicht, loyale Einwohner zu beschützen, nicht nach⸗ gekommen waren. Die Radikalen werden, wie berichtet wird, General Grant als Kandidaten für die Präsidentschaft aufstellen. Die konservativen Kongreßmitglieder bereiten eine Adresse vor, worin die Berufung einer »Nationalen Unions⸗Convention⸗ nach Philadelphia gebilligt wird. Die Legislatur von Connecticut hat das Reconstructions⸗Amen⸗ dement angenommen. Beiläufig sei bemerkt, daß durch dieses Amen⸗ dement, welches bekanntlich die Vertretung im Kongreß auf die Zif⸗ ser des stimmberechtigten Theils der Staatenbevölkerung basirt, in den vierzehn gewesenen Sklavenstaaten die Zahl der zum Repräsen⸗ tantenhause zu entsendenden Mitglieder von 75 auf 50 herabgebracht wird, nämlich für so lange, als den Farbigen das Stimmrecht ver⸗ sagt bleibt. So verliert Südcarolina von 6 Vertretern nicht weni⸗ ger als 4, Nordcarolina, Mississippi, Georgia, Alabama je 3, Loui⸗ siania, Virginia, Tennessee je 2, Missouri, Maryland und Texas je einen.

Diee gesangenen Fenier in Canada werden vor die bürgerlichen Gerichte gestellt werden. Die große Jury von Canaudaigua (New⸗ von hat gegen 20 zu Malone und Buffalo verhaftete Fenier die Inklage auf Verletzung der Neutralitätsgesetze erhoben. Die Ge⸗ 8 sind gegen Bürgschaft, sich im nächsten Termin des Bezirks⸗ zu stellen, in Freiheit gesetzt worden. Viele Fenierkreise wenden sich von Roberts zu Stephene, der die canadische Invasion ven Anfang an mißbilligle.

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Filegraphische Depeschen aus dem Wolff'’schen Telegraphen⸗Büreau.

Pesth, Montag, 9. Juli. (Ueber Paris gekommen.) Die aiserin von Oesterreich ist hierselbst eingetroffen. London, Mittwoch, 11. Juli, Morgens. Der Passagier⸗ Dampfer »Osprey⸗ ist zwischen Liverpool und Antwerpen dur Zusammenstoß verunglückt. Neun Passagiere sind ertrunken. Toulon, Dienstag, 10. Juli, Abends. Aus Toulon wird vom 10. d. gemeldet: Das Panzergeschwader ist in den Hafen zu⸗ rückgekehrt. Ordre ist eingetroffen, noch zwei Kriegsschiffe und ein Transportschiff zu armiren. 1 Florenz, Dienstag, 10. Juli. Aus Brescia wird vom 10. gemeldet, daß Baron Ricasoli sich heute zu dem General Garibaldi begeben habe. . Florenz, Dienstag, 10. Juli. Die Ueberschreitung des Po und die darauf folgenden Bewegungen der Armee Cialdini’ haben die Oesterreicher bestimmt, in der letzten Nacht Rovigo auf zugeben. Die Brücken über die Etsch sind abgebrannt. Florenz, Dienstag, 10. Juli. (Amtlich.) Die Italiener

haben diesen Morgen die Oesterreicher aus Montagnana vertrieben

und den Ort besetzt. Ein starkes österreichisches Rekognoszirungs⸗

Corps mit Artillerie, welches über Ladrone vorgegangen war, wurde

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von den Freiwilligen mit dem Bajonett bis Darzo zurückgeworfen Die Freiwilligen halten Darzo inne.

8 3 h“ Bukarest, Montag, 9. Juli. (Ueber Paris

gekommen).

Pforte soll sich geneigt erklärt haben, den Fürsten Karl von Ru⸗ mänien unter folgenden Bedingungen anzuerkennen: Die Fürsten⸗ thümer zahlen an die Pforte einen Jahrestribut von 500,000 Piastern; die Kinder des Fürsten werden in der orthodoxen Religion erzogen;

der Fürst begiebt sich persönlich zur Einholung der Investitur noch in diesem Jahre nach Konstantinopel; Fürstenthümer wird der Billigung der Pforte unterbreitet. 8 v

Vereinsthätigkeit für die Armee.

Brandenburg a. H., 7. Juli.

meisters Gobbin hat sich Central⸗ Verein in Berlin mit einer Mitgliederzahl von 120 Personen ge bildet, welcher Geldbeiträge, Material zur Pflege und Heilung und Natu ralien sammelt.

haben expedirt werden können. Auf Antrag des Magistrats bewilligte die Staädtverordneten⸗Ver⸗

seammlung in heutiger außerordentlicher Sitzung eintausend Thaler zur Beschaffung von Material und Naturalien zur Pflege der verwundeten eg Da dem ersten Bürger⸗ meister als Vorsitzenden des Lokalvereins Gaben in annähernd gleichem Be⸗

Krieger in den Lazarethen des Kriegsschauplatzes.

trage zugegangen sind, begiebt sich derselbe in Gemeinschaft mit einem

Stadtverordneten und einem Bürger mit dem Sachentransport zur weiteren

Informations⸗Einziehung über die speziellen Bedürfnisse in die Lazarethe des Kriegsschauplatzes. 8 Fürstenwalde, 8. Juli. Es haben sich hier 3 Vereine gebildet:

Der 1. zur Verpflegung der im Felde verwundeten und erkrankten Soldaten unserer Armee und zur Herbeischaffung von Lazarethbedürfnissen,

unter dem Vorsitz des Herrn Ober⸗Predigers Lehmann, Rendantur Herr

v. Goerschen.

Der 2. zur Unterstützung der hülfsbedürftigen Frauen, Kinder und El⸗ tern der zur Fahne einberufenen Wehrmänner und Reservisten unserer

Stadt; den Vorsitz führt auch hier Herr Ober⸗Prediger Lehmann, die Ren⸗

dantur Herr W. Richter. hi Predig ann, die Ren Der 3. zur Erquickung hier durchpassirender Verwundeter und zur Ver⸗

sendung von Geld und Lebensmitteln an unsere Truppen.

Auch unsere Frauen und Jungsrauen wollen nicht nachstehen und haben unter dem Vorsitz von Fraͤulein Amulong ein Zweig⸗Comité gebil⸗ det, und legen stets hülfreich Hand an, wo es zu helfen gilt.

Posen, 9. Juli. Die Wirksamkeit unseres Provinzial⸗Vereins zur Unterstützung der im Felde verwundeten und erkrankten Krieger beginnt bereiis eine umfassende und segensreiche zu werden. Wie⸗ wotl er vor kaum mehr als 14 Tagen erst in die Lage gekommen ist, sei⸗ nen Aufruf zu erlassen, so sind ihm doch schon aus den verschiedensten Ge⸗ genden unserer Provinz Beitritts⸗ und Betheiligungserklärungen von Lokal⸗ Vereinen, nicht unbeträchtliche Gaben an Geld, Materialien und Lazateih⸗ Gegenständen, auch Offerten zur Aufnahme verwundeter Krieger, sogar zur Errichtung von Privatlazarethen zugegangen. Der Vorstand des Provin⸗ zialvereins beabsichtgt, wie wir hören, in den nächsten Tagen einen eingehen⸗ den Bericht über seine bisherige Thätigkeit, über spezielle Angabe der zuge⸗ flossenen Wohlthaten und Namhaftmachung der Wohlthäter zu veröffent⸗ lichen. Auch bereitet er, dem Vernehmen nach, schon eine größere Sendung von Erfrischungen und Verbandstücken auf den Kriegsplatz vor. Möge der Wohlthätigkeitssinn und der Patriotismus der Bewohner unseres Großher⸗ zogthums den Provinzialvertin in den Stand sehen, nachhaltig und immer

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die neue Verfassung der Her ürst Karl soll wenig geneigt sein, diese Bedingungen einzugehen.

Unter Vorsitz des Ersten Bürger⸗ V Gok hier schon vor einiger Zeit ein Lokalverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger im Anschluß an den

a Die Gaben fließen reichlich, so daß bereits 2 bedeutende Sendungen an Material und Naturalien an das Haupt⸗Depot zu Berlin

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wirksamer seinem schönen Ziel nachzustreben. Auch der hiesige Lokalver⸗ ein zur Unterstützung der im Felde verwundeten und erkrank⸗

ten Krieger, dessen Aufruf wir im Laufe der letzten Tage brachten,

schreitet rüstig und mit Erfolg vorwärts in Erfüllung seiner Aufgabe,

Mittelpunkt des Unterstützungswerks für die Stadt Posen zu werden. Lissa, 5. Juli. (Pos. Ztg.) Die fürsorgliche Theilnahme für die verwundeten Krieger ist hier in fortgesetzter Steigerung begriffen. Abgesehen

Sdoen den Veranstaltungen und Sammlungen, die auch an anderen Orten zur Unterstützung unserer ausgezogenen Söhne und Brüder und ihrer in

der Heimath zurückgelassenen Familien getroffen werden, sehen wir alle Stände, Konfessionen und Altersklassen im rühmlichsten Wetteifer mit ein⸗

annder, das Loos der verwundeten vaterländischen Krieger mildern helfen.

ein Comité zusammengetreten dergleichen entgegennimmt, um Verwundeten das Nothwendige zur Erquickung und Pflege verabreichen zu können, und sollen zu diesem Zwecke bei jedem ankommenden Zuge je zwei Comitémitglieder auf dem Bahnhofe an⸗ wesend sein. In den Schulen wird fleißig von den Kindern Cbarpie ge⸗ flückt, werden von den Mädchen leinene und wollene Binden angefertigt, um diese dem Comité zu überreichen und auch an kleinen Geldspenden läßt es die patriotische Jugend nicht fehlen, und viele bringen freudig ihren Sparpfennig, oder versagen sich so manchen gewohnten Genuß, um ihre kleine Gabe auf den Altar des Vaterlandes und der Nächstenliebe niederzu⸗ legen. 8 hoͤrige Klodaer Gartenhaus zu einem Lazareth für 20 Kranke auf seine Kosten eingerichtet. Wegen seiner gesunden Lage eignet sich die Räumlichkeit vortrefflich zu diesem Zwecke. Gleichzeitig soll er auch das daselbst belegene große Brennereigebäude, das erst vor wenigen Jahren ausgebaut worden, und bis jetzt unbenutzt geblieben, zu gleichem Zwecke offerirt haben.

Wollstein, 6. Juli. (Pos. Z.) Dieser Tage wurden hier auf Veranlassung mehrerer patriotischer Männer für die verwundeten preußischen Krieger Geldbeiträge gesammelt und es trug diese Sammlung gegen 200 Thaler ein. Dieser Betrag soll demnächst an den Herrn Ober⸗Praͤsidenten von Horn behufs Verwendung für verwundete preußische Krieger abgesandt werden, sofern derselbe nicht durch ein vom Staate am hiesigen Orte zu errichtendes Reservelazareth in Anspruch genommen würde. Auch hat sich hier auf Anregung unserer Frau Landräthin, Baronin v. Unruhe⸗Bomst, ein Frauenverein zur Unterstützung der Verwandten resp. zurückgebliebenen Familienglieder der zur Armee Einberufenen gebildet, bei dem bereits circa 5 Thlr. baar eingegangen sind.

Wreschen, 5. Juli. Auch in hiesiger Stadt zeigt sich die regste Theil⸗ nahme, die größte Opferwilligkeit für die verwundeten Krieger und für die Frauen und Kinder der dürftigen Vaterlandsvertheidiger. Besonders rühm⸗ lich hervorzuheben ist, daß hierbei jede Parteistellung schwindet, daß alle Konfessionen und Nationalitäten ihre Gaben gerne und freudig bringen. Jenes Wort von Friedrich Wilhelm IV., »Sollte je das kostbare Kleinod des Friedens angetastet werden, so weiß ich, daß mein Volk wie ein Mann aufsteht, mir beizustehen, wie meines in Gott ruhenden Vaters Volk wie ein Mann aufstand, ihm beizustehen«, findet hier seine Bestätigung, indem Jeder bereit ist, Gut und Blut auf den Altar des Vaterlandes zu bringen. So oft eine Siegesbotschaft anlangt, zeigt sich Jubel und Freude, und manche preußische Fahne wird dann ausgesteckt, manches Haus illuminirt. Auch im hiesigen Kreise soll sich ein schöner Wetteifer im Darbringen von Gaben für die vaterländischen Krieger zeigen, und ich werde nicht ver⸗ fehlen, darüber, sowie über den Fortgang der hiesigen Sammlungen seiner Zeit zu berichten.

Aus dem Wreschener Kreise, 6. Juli. Auch in unserem Kreise hat sich jetzt durch die Bemühungen unseres Landraths, des Freiherrn Senfft von Pilsach, ein Verein zur Unterstützung der Verwundeten gebildet. An der Spitze dieses Vereins steht obengenannter Herr selbst, der in den ver⸗ schiedenen Ortschaften unseres Kreises wieder andere Herren als Einsammler der Beiträge ernannt hat. Alle haben diesem Auftrage durch besonderen Eifer entsprochen und sind demzufolge bedeutende Summen eingesammelt und dem Herrn Landrath zur Weiterbeförderung überwiesen worden.

wieder vernehme, soll hier

Wie ich m e Geldbeiträge, Cigarren und

sein, das den ankommenden

Sulmierzyce, 8. Juli. Im Laufe der vor. Woche hat sich auch hier

ein Comité zur Unterstützung Verwundeter gebildet, das baldmöglichst die eingegangenen Gaben und die in der hiesigen evangelischen Schule schon vor⸗ bereiteten Lazarethverbandgegenstände an das Provinzial⸗Comité überweisen wird. Es gewährt wahrhafte Freude, zu sehen, wie auch die Kleinen nicht zurückbleiben wollen im Spenden von Gaben, sei es im Gelde oder im Zupfen von Charpie. Dem erwähnten Comité wurde auch ein von Frauen⸗ hand schön gearbeiteter Garderobenhalter übergeben, der gestern während einer musikalischen Execution unter Mitbetheiligung von Groß und Klein verloost wurde. Wie ich mit Bestimmtheit höre, soll hierorts zum Besten Verwundeter vom hiesigen Streichquartett⸗Vereine eine musikalische Auf⸗ führung gegeben werden, deren Ertrag ebenfalls dem Prov.⸗Comité zu⸗ fließen soll. 1 8

Neisse, 5. Juli. (S. B.) Behufs der Pflege der verwundeten Krieger sind bisher von den hiesigen grauen Schwestern 50 und von den barmherzigen Schwestern ca. 90 in die Nähe des Kriegsschauplatzes in Böhmen abgegangen. Eben so ist Dr. Felsmann dem Rufe nach Aerzten dorthin gefolgt, so wie mehrere Krankenwärter vom Civil dahin abgegangen sind, um Dienste zu leisten. Der zum Zweck der Fürsorge für die verwundeten Krieger hier zu⸗ sammengetretene Verein ist auch in den letzten Tagen mit seinen Samm⸗ jungen wieder recht glücklich gewesen und hat mehrere Sendungen verschie⸗ dener Bedürfnisse abgehen lassen. Besonders rühmliche Erwähnung verdient auch der hiesige unter Leitung eines katholischen Geistlichen stehende Para⸗ menten⸗Verein, ein Kreis von Frauen und Jungfrauen, deren Aufgabe sonst dahin gerichtet ist, Kirchen armer katholischer Gemeinden mit dem unent⸗ behrlichen Schmuck auszustatten. Dieser Verein hat jetzt seine Thätigkeit auch auf die Verwundeten gerichtet, indem es ihm gelungen ist, aus seiner Mitte große Sammlungen alter Leinwand und Charpie, aber auch 15 Schock neue Leinwand zu beschaffen, woraus fleißige Hände bald Binden und Hem⸗ den gefertigt haben; ferner sind gegen 100 flanellene Binden und verschie⸗ dene Erfrischungen und Stärkungsmittel beschofft und durch den Verein an die barmherzigen Schweste in Nachod üb d

Der Herr Fürst v. Sulkowski hat das zur Herrschaft Reisen ge-

Schweidnitz, 8. Juli. (Prov. H. f. Schles.) Seit voriger Woche sfinden während der Dauer des Krieges Abendandachten des Montags, Mittwochs und Freitags von 6—7 Uhr in der evangelischen Friedenskirche

statt. Hierbei nimmt Referent Gelegenheit, eine Einrichtung, die zum Zwecke

der Unterstützung der Verwundeten getroffen worden, allen Orten zur Nach⸗ ahmung zu empfehlen. Bei jeder Betstunde wird eine Kollekte gesammelt.

Der Gesammtertrag derselben hat sich in voriger Woche auf 47 Thlr. 9 Sgr.

3 Pf. belaufen und ist dem hiesigen Frauen⸗ und Jungfrauen⸗Verein zur

Pflege der Verwundeten überwiesen. Schon sind die (höheren Orts ergan⸗

gener Aufforderung zufolge) Wagen mit Lebensmitteln und Erfrischungen

nach dem Kriegsschauplatze abgegangen, welche auf dem Rückwege Ver⸗ wundete aufnehmen

Neumarkt, 8. Juni. (Prov. Ztg. f. Schl.) Die Theilnahme für

unsere braven Krieger ist sehr gehoben und eine allgemeine, in fast allen

Stuben wird Charpie gezupft oder Binden, Hemden ꝛc. genäht. Den gestern

Abend von hier abgeschickten 2 Frachtwagen mit Liebesgaben für die Armee,

folgen in derselben Weise morgen wieder mehrere Wagen nach. Das Damen⸗Comité zur Beschaffung von Lazarethbedürfnissen hat bereits große

Quantitäten dergl. Verbandstücke und Bekleidungsstücke an die verschiedenen Lazarethe im Gebirge und an das Hauptdepot nach Breslau abgesandt. Die Baareinnahme dieses Comité's beträgt bereits gegen 700 Thlr.

Glogau, 8. Juli. (Prov. Ztg. f. Schles.) Auch hier bethätigt sich die Theilnahme an der aller Orten regen Privatfürsorge und Wohlthätigkeit für die Blessirten. Sie bethätigt sich Seitens aller Schichten der Einwohner⸗ schaft und Garnison, sowie Seitens der benachbarten Dorfschaften. Sie be⸗ thätigt sich bei allen Konfessionen. Am 11. v. Mts. entstand ein Damen⸗ Comité, anfänglich zumeist die Blessirtenfürsorge bei etwaiger Belagerung vorbereitend, neuerdings aber sein Wirken und Streben vorwiegend den aus⸗ wärtigen e es aaen zuwendend. 3 Aerzte, 7 Ordensschwestern (2 Dia⸗ konissen und 5 Elisabethinerinnen), 1 sehr tüchtiger Krankenpfleger, 2 Lazareth⸗ wärter und 1 Lehrer (während seiner Ferien) repräsentiren in den Feldhospi⸗ tälern die Glogauer Nächstenliebe und Humanität. Jeder, der von hier auf den Kriegsschauplatz reist, erhält, falls dies beim Comité bekannt ist, eine »Mittebringe« für die Blessirten. Von Mund zu Mund, durch Lokalblatt⸗ Inserate, durch ein Plakat nach Eintreffen der Siegeskunde aus König⸗ gräz, sowie durch Sammelbüchsen verlautbarte sich der Allen gemeinsame Wunsch, dahin Liebesgaben zu senden, wo die Gedanken aller Menschen⸗ freunde und Patrioten jetzt weilen. Jeder gab und giebt ohne Zaudern, willig und freudig, nach seinen Kräften, so daß auf kürzestem und sicherstem Wege (durch Vermittelung des Breslauer Hauptdepots) schon viele Kisten, Kasten und Tonnen mit Lazarethbedürfnissen nebst 200 Thaler, aus den eingegangenen Geldspenden, entsendet werden konnten. Res est miseri sacra; davon sind hier Alle durchdrungen. Wir fühlen uns einig in dem der Vorsehung schuldigen Dank und in der Verpflichtung, unsern Obolus dem blessirten Sieger und dem bemitleidenswerthen blutenden Besiegten zu ge⸗ währen.

Herdecke a. d. Ruhr, 10. Juli. (Elbf. Ztg.) Auch unsere Stadt bleibt nicht zurück, wenn es gilt, hülfreiche Hand zu leisten Denen, die durch die gegenwärtige Kriegsnoth heimgesucht werden. So wurde bereits vor mehreren Wochen schon Seitens der Gemeindevertretung beschlossen, außer den wöchentlichen Unterstützungen an die Frauen und Eltern der einberufe⸗ nen Reservisten und Landwehrmänner, jedem dieser Letzteren selbst, so lange dieselben dem Feinde gegenüberstehen, eine monatliche Gabe von 2 Thlr. direkt zu übersenden. In den Schulen wurden Verbandgegenstände zube⸗ reitet, und am Tage, als die Kunde von dem Siege bei Königsgrätz die ganze Stadt mit Jubel erfüllte; trat ein Comité zur Pflege und Unter⸗ stützung der Verwundeten zusammen, welches am folgenden Tage eine Sammlung vornahm, die ein für unsere Stadt ehrendes Zeugniß von Opfer⸗ willigkeit bekundete. Die Summe der eingesammelten Gaben belief sich auf 550 Thlr. an Geld, wovon sofort 300 Thlr. an den Königlichen Lazareth⸗ Inspecteur Herrn Grafen zu Stolberg gesandt wurden. Außerdem wurden unter Mitwirkung der hiesigen Gesellschaft »Erholung« acht Kisten mit gu⸗ tem Wein, eingemachten Früchten und Backobst, Cigarren u. s. w. in das durch den Kampf bei Dermbach entstandene Feldlazareth den verwundete Westfalen per Eilgut gesandt. Auch erboten sich bereits hiesige wohlhabend Bürger zur Aufnahme von verwundeten Kriegern. Wir meinen hierzu Ein Volk, das solch ein Geist beseelt, muß seine Zukunft haben. Got erhalte unserm Volke diesen Geist.

Münster, 7. Juli. Auf die gestern Morgen an die Frau Oberprä⸗- sident von Düesberg gerichtete telegraphische Meldung des kommandirenden Generals Vogel v. Falckenstein, es lägen in Dermbach 260 verwundete Westfalen, denen es an Allem mangele und eine umgehende Sendung, be⸗ sonders auch barmherziger Schwestern, dringend nothwendig wäre, sind gleich des Nachmittags zwölf barmherzige Schwestern unter Begleitung des Herrn Kaplan Nonn von St. Mauritz dem Rufe gefolgt und nach Derm⸗ bach abgereist. Ihnen folgte heute von dem Regierungs⸗Bezirks⸗Verein zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger kommittirt, der Major a. D. Herr von Winning, welcher die hier gesammelten Bandagen zc. über⸗ bringen wird. Die Herren Kreis⸗Physikus, Medizinal⸗Assessor Dr. Arens und Dr. Heidenheim sind ebenfalls gestern nach dem Kriegsschauplatz abgereist.

G L“ 8. Juli. Die Nachricht, daß 250 Westfalen als Ver⸗ wundete in Dermbach liegen, hat der menschenfreundlichen Theilnahme unserer Stadt eine noch größere Anregung gegeben. Gestern und heute ist unsere vornehme Damenwelt unausgesett beschäftigt, Verbandzeug, Charpie ꝛc. herzurichten und Labungen aller Art herbeizuschaffen, um der Abhülfe des augenblicklichen Bedarfs möglichst reichlich beizukommen. Auch auf dem Lande, in unseren Nachbargemeinden entwickelt sich eine wahrhaft erhebende Mild- thätigkeit. So hat das kleine Barop im Verein mit wenigen Nachbardörsern bereits über 2500 Thlr. zusammengeschossen, um sie zur Unterstützung hülfs⸗ bedürftiger Krieger verwenden zu lassen. Ebenso hören wir von mehreren be⸗ nachbarten Dörfern, daß von Seiten dort wohnender Einwohner sich er⸗ boten worden ist: Verwundete auf eigene Kosten in Verpflegung zu neb⸗ men. Heute ist auch Nachricht hierher gelangt, daß namentlich viel Dort⸗ munder in der Schlacht bei Königsgrätz verwundet worden sind; einige aben das Leben verloren, darunker namentlich auch ein Mitglied der hie⸗