1866 / 168 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ihrerseits anzufertigenden Invaliden⸗Listen, den Kommandos der⸗ jenigen Marinetheile, welchen die Bittsteller während ihres aktiven Dienstes angehört haben (also dem Kommando der Stammdivision der Flotte der Ostsee, der Werftdivision, resp. des See⸗Bataillons) einzureichen. n

Die bezeichneten Marinetheile werden sodann die gedachten Ge⸗ suche nach erfolgter Begutachtung dem Königlichen Ober⸗Kommando der Marine zugehen lassen und wird Letzteres nach vorschriftsmäßiger Behandlung der Sache die weiter erforderlichen Anträge beim König⸗ lichen Marine⸗Ministerium stellen. Ddies wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Berlin, den 4. Juli 1866. Kriegs⸗Ministerium, Abtheilung für das Invalidenwesen.

von Kirchbach. 8

8

Die nachstehende Allerhöchste Ordre vom 5. dieses Monats: Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich auf Grund des §. 25 Theil II. des Militair⸗Straf⸗Gesetz⸗Buchs Folgendes: * §. 1. Alle zur Besatzung des durch Meine Ordre vom 22. Juni dieses Jahres formirten Geschwaders und der Flotille gehörigen oder dahin kommandirten Personen treten für die Dauer es Krieges unter die für den Kriegszustand geltenden Gesetze. 8 Diese Bestimmung ist den betreffenden Personen sofort durch Befehl bekannt zu machen und gilt vom Tage der Bekannt⸗

Die höhere Gerichtsbarkeit eines Divisions⸗Comman⸗ eurs Meiner Landarmee übertrage Ich dem Chef des Geschwaders über die ihm unterstellten Schisssbesatzungen so wie säͤmmtliche zum Geschwader gehörige Personen, und ist demselben zur Aus⸗ übung der Gerichtsbarkeit ein Auditeur beizugeben. §. 3. In den vor das Geschwader⸗Gericht gehörenden Unter⸗ suchungen soll das Untersuchungsgericht aus dem Inquirenten und einem als Beisitzer kommandirten Offizier bestehen. Der letztere ist a’w in Untersuchungen gegen Marine⸗Personen des Soldatenstandes vom Range der Unteroffiziere mit Portepee abwärts ein Lieutenant, b. in Untersuchungen gegen Offiziere ein Offizier des nächst höheren 8 oder des gleichen Dienstgrades des Angeschuldigten, c, in Unter⸗ suchungen gegen Marine⸗Beamte ein Offizier nach dem Militair⸗ Nange des Angeschuldigten, oder wenn dieser keinen bestimmten Militair⸗Rang hat, nach dessen bürgerlichen Rang⸗Verhältnissen. 4. Die Schluß⸗Bestimmung des §. 64 Theil II. Mili⸗ tair⸗Straf⸗Gesetzbuchs, dahin lautend: bei Verbrechen, die mit Todes⸗ oder lebenswieriger Freiheitsstrafe bedroht sind, müssen mit Ausnahme des Präses, auch die Richterklassen dder Offiziere mit drei Personen besetzt werden, wird bei dem Geschwader fuͤr die Dauer des Kriegszustandes aufgehoben und sollen bei Kriegsgerichten auch wegen dieser Ver⸗ brechen die Richterklassen des Offizierstandes, abgesehen von dem Präses, nur mit zwei Personen besetzt werden. b §. 5. Bei den Ausfertigungen der in den Untersuchungen bei dem Geschwader ergehenden kriegsgerichtlichen Erkenntnisse ge⸗ nügt es, wenn dieselben von dem Präses und dem Referenten unter Beifügung des Gerichtssiegels unterzeichnet werden. §. 6. Hinsichtlich der Verwaltung der niederen Gerichtsbar⸗ keit bei den zum Geschwader gehörenden Schiffen verbleibt es bei den bestehenden Bestimmungen mit der Maßgabe, daß, wenn einem standgerichtlichen Erkenntnisse die Bestätigung von dem dazu berechtigten Befehlshaber deshalb versagt wird, weil er das⸗ selbe für ungesetzlich erachtet, der Geschwader⸗Chef darüber ent⸗ scheiden soll, ab das Erkenntniß zu bestätigen oder aufzuheben und in der Sache anderweit zu erkennen sei. Das Marine⸗Ministerium hat wegen Publication dieser Meiner Ordre und wegen Ausführung derselben das Weitere zu veranlassen. H.⸗O. Horzice, den 5. Juli 1866.

wird hiermit zur Kenntniß gebracht. Berlin, den 9. Juli 1866. 8 G Marine⸗Ministerium. v. Rieben.

ZBohlthätigt

8 in Frankfurt a. M. bestehende Verein zur Un Aütung in der Schlacht bei Belle⸗Alliance invalide ve,as 72. eear. hat am letten Jahrestage der Schlacht wiederum seine wohlwollende Fuͤrsorge 82 die bülfsbedürftigen Veteranen aus jener denkwürdigen Zeit § Ueberweisung einer Summe von 200 Thlr. zur gleich⸗ Bertheilung an die nachbenannten preußischen Invaliden

1 24 3 2 Eö1.“ 82* E1111 11““ “] 1

Andreas Künnemann aus Ummendorf, Kreis Neuhaldens.

1 lebe Christian Schmidt aus Altenweddingen, Kreis Wanzleben Johann Friedrich Pahl aus Kerkow, Kreis Soldin, Martin Friedrich Heise aus Schmiedeberg, Kreis Anger.

münde,

Johann Musweiler aus Wittlich, Kreis Wittlich, Daniel Friedrich Zechin aus Gr. Stepnitz, Kreis Camin ) Friedrich Krüger aus Kl. Stepnitz, Kreis Gnin, Michael Lange aus Alt⸗Falckenberg, Kreis Pyritz, ) August Laubsch aus Göttern, Kreis Guben, 6 ) Friedrich Böhm aus Bentschen, Kreis Meseritz; 1 bethätigt. 1“ Das Kriegsministerium hat den genannten Invaliden di . räge à 20 Thlr. überweisen lassen und bringt solchen indem gleich im Namen der Beschenkten dem hochachtbaren Vereine den wärmsten Dank ausspricht, zur allgemeinen Kenntniß. Berlin, den 9. Juli 1866. Kriegs⸗Ministerium. Abtheilung für das Invaliden⸗Wesen von Kirchbach.

Angekommen:

Der General⸗Post⸗Direktor von IrIs. born aus Schlesien. Philips

Abgereist: Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗? und Ministerial⸗Direktor Delbrück nach Harzburg. dc cc

ersonal-Veränderungen.

1. In der Armee.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc.

A. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. urrucker, Pr. Lieut. vom 3. Ostpr. Gren. Regt. Nr. 4, von dem Kommdo. als Adjutant der 2. Inf. Div. entbunden. Sec. Lt. vom 4. Ostpr. Gren. Regt. Nr. 5, als Adjut. zur 2. Inf. Div. kommandirt. 5. Juli. aloneck, Sec. Lt. von der 1. Art. Brig., zum Prem. Lt., Briese Prem. Lt. von der 2. Art. Brig., zum Hauptmann und Comp. 89 v. Scheven, Sec. Lt. von ders. Brig., zum Prem. Lt. befördert. von

Husaren) Nr. 5, dem Regt. aggregirt. 8 8 G runnemann, Hauptm. von der 3. Art. Brig., atterie⸗

Comp. Chef ernannt. Reinsch, Prem. Lt. von Ferfalben Brig., 118 Hauptmann, Koͤcher, Sec. Lt. von derselben Brig., Graetz, Sec. Lt. von der 8. Art. Brig., zu Pr. Lts., Strehz, Kanonier von der 3. Art. Brig., Sperber, Kanonier von der 4. Artillerie⸗Brigade, v. Pruski, Kanonier von der 5. Art. Brig., zu Port. Fähnrs. befördert. 8

B. Abschiedsbewilligungen ꝛc.

Pehlke, Hauptm. von der 2. Art. Brig., Hildebra Pr. Lt. von der 1. Art. Brig., Winterberg, Sec. L; 8 der 7. drrt. rgh 5 hufs ihres Uebertritts zur Marine, ausgeschieden. 1

8 Nachweisung

der beimmilitairärztlichen Personal im Juni 1866

8 88 1öö Veränderungen.

urch Verfügung Sr. Excellenz des Herrn Kriegs⸗ Marine⸗Ministers. 6

““

8

8

r. Badstübner, Stabs⸗ und Bat. Arzt vom 2. Bat. 4. Inf. Regts. Fg 89 aics Gaßshson. Arzt nach Glatz, Dr. be- abs⸗ un at. Arzt vom 2. Bat. Brandenb. Fuͤs. 1 Garnison⸗Arzt nach Cosel versetzt. W 9 II. Todesfall. 8 Den 12. Juni. Dr. Lange, Assistenz⸗Arzt vom 5. Ostpreuß. Inf. Regt. Nr. 41

Beamte der Militair⸗Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Man te, Zahlmeist IDanaf8 ante, meister 2. Klasse, zum Zahlmei 1. Kl s Bat. 1. Pos. Inf. Regts. Nr. 18 11u“*“

II. In der Marine. 8

A. Ernennungen, Z Gund Versetzungen. Den 27. Juni.

Batsch, Korvetten⸗Capitain, unter vorläufiger Belassung in seinem

Verhältniß als Kommandant Sr. Majestät Kabefeen Schißl „Kiobe⸗, zum

Direktor der Marine⸗Schule ernannt. Liebe, Major à la suite des See⸗

Bats., bisher Lehrer am See⸗Kadetten⸗Institut, zum ersten Militair⸗Lehrer

an der Marine⸗Schule ernannt und gleichzeitig mit der einstweiligen Wahr⸗

nehmung der Geschäfte des Direktors der Marine⸗Schule beauftragt.

Den 3. Juli. 1

Men sin g/ Kaiserl österr S e⸗Kadett a. D., als Unterlieut, zur See,

vorläufig ohne Patent, angestellt

Donop, Major u. Escadr. Chef im Pommerschen Hus. Regt. (Blüchersche

2405

Pehlke, Hauptm., bisher in der 2. Art. Brig., unter Ernennung zum Comp. Chef, Hilde brandt, Pr. Lt., bisher in der 1. Art. Brig, Winterberg, Sec. Lieut., bisher in der 7. Art. Brig., alle drei behufs Besetzung der Offizier⸗Stellen bei der dritten

See⸗Artillerie⸗Compagnie, zur See⸗Artillerie versetzt.

B. Abschieds⸗Bewilligungen ꝛc. Den 27. Juni. Bearon Haller v. Hallerstein, Oberst à la suite des See⸗Bats. bisher Direktor des See⸗Kadetten⸗Instit ts, b bei der Marine ausgeschieden. 1u““

Amtliche Nachrichten vom KAriegsschauplatze.

Deie Schlacht bei Königgrätz.

Der amtliche Bericht über die Schlacht bei Königgrätz liegt noch nicht vor. Inzwischen dürfte der nachfolgende Bericht eines sachverständigen Augenzeugen einen erwünschten Beitrag zur Ge⸗ schichte des wichtigen Tages geben.

Preußens erste Armee hatte nach siegreichen Gefechten bei Turnau und Pozloc, Münchengrätz und Gitschin am 27., 28sten und 30. Juni das erste feindliche Armee⸗Corps und die sächsische Armee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen von Sachsen und des Grafen Clam⸗Gallas vor sich her getrieben und stand am 2. Juli um Horic versammelt in Gemeinschaft mit der Elb⸗ Armee unter General v. Herwarth, der an demselben Tage seine Streitkräfte um Smidar vereinigt hatte. Die 2. Armee war nach den gleichzeitigen siegreichen und blutigen Gefechten bei Trautenau, Nachod und Skalitz, welche das an sich gefährliche Debouchiren der zu dieser Armee gehörigen Corps aus den Gebirgs⸗Defiléen der Grafschaft Glatz und die Concentrirung der 2. Armee ermöglicht hatten, am 1. und 2. Juli bei Königinhof und Arnau über die

Elbe gegangen und stand am 2. Abends in der Umgegend von MMiiletin.

Durch diese kühnen und wohl kombinirten Bewegungen

b waren die schlesische, die böhmische und die Elb⸗Armee nunmehr

auf dem rechten Ufer der oberen Elbe vereinigt und zu einem Hauptschlage bereit, als in der Nacht vom 2. zum 3ͤ. d. Mts. die Nachricht einlief, daß der Feind in bedeutender Stärke auf demselben rechten Elbufer westwärts Königgrätz Stellung ge⸗ nommen habe und zu einem Angriff auf die preußische Armee, welche wie erwähnt in ihren Marschstellungen von Smidar bis gegen Königinhof einen Raum von 4 Meilen einnahm, ent⸗ schlossen schiene. In Folge dessen ergingen in derselben Nacht um 1 Uhr die nothwendigen Befehle zu einem engeren Zusammen⸗ schließen der Armee und zu einer Rekognoszirung des Feindes. Eingedenk der bekannten Erfahrung, daß aus Rekognoszirungen unter Umständen oft die blutigsten Schlachten hervorgegangen sind, wurden alle Dispositionen so getroffen, daß die preußische Armee, falls die Umstände dazu einluden, unmittelbar zu einer Haupt⸗ schlacht zu schreiten vermoͤchte.

Die Elb⸗Armee wurde demgemäß gegen den linken Flügel des Feindes, gegen Nechanitz, die J. Armee gegen dessen Centrum, die II. Armee gegen dessen rechte Flanke dirigirt. Am 3. um 7 Uhr Morgens waren die Spitzen der Elb⸗Armee und der IJ. Armee in der Gegend von Nechanitz und Sadowa angekommen, und es ent⸗ spann sich sofort ein Artillerie⸗Kampf der Avantgarden gegen den in einer sehr starken Stellung mit bedeutenden Streitkräften aufge⸗ stellten Feind.

Die Biestritz, ein an sich unbedeutendes, aber in einem breiten sumpfigen Thale von Norden nach Süden fließendes Neben⸗Gewässer der Elbe, deckte die feindliche Front. Von diesem breiten Sumpf⸗ thale aus steigen bedeutende Höhen amphitheatralisch gegen Osten empor. Dies sicherte dem Feinde, der sich auf den verschiedenen Terrassen des Geländes in bedeutender Stärke aufgestellt und na⸗ mentlich seine zahlreiche Artillerie über 600 gezogene Geschütze theilweise in eingerichteten Batterie⸗Ständen wohl placirt hatte, eine überhöhende Geschützwirkung in mehreren Etagen. Die Stellung erschien so überaus stark, daß man über die Zweckmäßigkeit ihres Angriffs wohl begründete Zweifel haben konnte.

Die II. Armee, welche zum großen Theil noch weitere Wege nach dem Schlachtfelde zurückzulegen hatte, als die Elb⸗Armee, konnte voraussichtlich nicht vor Mittag in den Gang der Ereignisse ein⸗ greifen; dennoch war es geboten, den Feind ernstlich zu engagiren, um zu erfahren, mit welchen Kräften er vor uns stand. .

Man beabsichtigte, gestützt auf die Erfahrungen der letzten Tage, an denen der Feind sich stets der festen Umarmung der preußischen Streitkräfte entzogen hatte, ihn unter allen Umständen festzuhalten und zur Entwickelung seiner Kräfte zu nöthigen. Daher erhielt um 8 Uhr General von Herwarth Befehl, Nechanitz zu nehmen und gegen die linke Flanke des Feindes in der Richtung auf Königgrätz einen Angriff zu versuchen. Gleichzeitig wurde die 7. Division unter General von Fransecky

in der Gegend von Benatek über das dort zugängliche Thal der

Biestritz vorgeschoben, um des Feindes rechte Flanke zu bedrohen, während die 8. Division unter General von Horn, von Dub gegen Sadowa vorgehend, das Centrum beschäftigte, und das II. Armee⸗ Corps die Biestritz bei Dohalitz und Mekrowans zu überschreiten suchte, um dem General v. Herwarth die Hand zu reichen. Das III. Armee⸗Corps nebst der Reserve⸗Artillerie und Reserve⸗Kavallerie verblieb einstweilen in verdeckter Aufstellung bei Dub als Rückhalt.

Der hartnäckige Widerstand, den der Feind auf allen Punkten dem energischen Angriff der preußischen Truppen entgegensetzte, be⸗- wies, daß er die Stärke der innehabenden Stellung wohl kannte und auf seine eigene Ueberlegenheit rechnete. Die Heftigkeit seiner Gegenwehr und die Kampflust der eigenen Truppen gaben dem Kampfe gleich anfangs einen ernsthafteren Charakter, als ursprünglich beabsichtigt war.

General von Fransecky nahm etwa um 9 Uhr Benatek nach hartem Kampfe, ebenso das unfern davon liegende Wäldchen. Im Besitz desselben hatte die Division ein furchtbares Granatfeuer auszu⸗- halten; sie versuchte daher, sich demselben nach einiger Zeit zu ent⸗ ziehen, natürlich durch eine Bewegung vorwärts. Momentan zurück⸗ gedrängt durch Entwickelung überlegener feindlicher Streitkräfte, kehrte sie zu verschiedenen Malen mit erneuten Anstrengungen zu ihrer Auf⸗ 4 gabe zurück. Hier war es, wo die 14. Brigade erhebliche Verluste erlitt und dem General von Fransecky zwei Pferde unter dem Leibe erschossen wur⸗- den, wo 1 Eskadron des 10. Husaren⸗Regiments unter Rittmeister Humbert ein feindliches Bataillon niederritt und dessen Fahne eroberte.

So heftig auch der Widerstand des Feindes, so ließ sich dennoch, ungeachtet der blutigsten Verluste, die tapfere Division nicht abhal⸗ ten, immer vorwärts zu dringen. Es gelang endlich der 15. Bri⸗ gade, durch die sumpfige Niederung das Gehölz vorwärts Sadowa zu nehmen und damit der dort kämpfenden Division Horn die Hand zu reichen.

Inzwischen war auch das II. Armee⸗Corps im Kampfe um die Bistriz⸗Uebergänge bei Dohalitz und Mekrowans glücklich ge⸗ wesen. Das Debouchiren aus diesen Orten in der Richtung auf Langenhof und Liepa wurde demselben indeß durch ein außerordent⸗ lich heftiges Artillerie⸗ und Infanteriefeuer erschwert und bestritten. Ungeachtet der größten Tapferkeit kam das Gefecht hier wie auf der ganzen Front zum Stehen, etwa in der Zeit zwischen 10 bis 11 Uhr Mor⸗ gens. Da der Kronprinz, dessen verschiedene Armee⸗Corps 4 bis 6 Stunden bis zum Schlachtfelde zurückzulegen hatten, nicht vor Mittag auf demselben erscheinen konnte, so hoffte man zunächst von dem Eingreifen der durch eine Division des Kavallerie⸗Corps der ersten Armee verstärkten Elb⸗ Armee eine günstigere Wendung der Dinge. General von Herwarth war inzwischen über Nechanitz vorgedrungen, nachdem er die Sachsen daraus vertrieben und die zerstörten Bistritz⸗Uebergänge nothdürftig hergestellt hatte. Er entsandte die 14. Division über Hradek in der Richtung auf Königgrätz, ging mit der 15. und 16. Division, die Sachsen vor sich hertreibend, über Prim und Problus gegen die Hauptstellung des Feindes, als er um 10 Uhr, veranlaßt durch die Schwierigkeiten, die das Gefecht des 2. Armee⸗Corps zum Stehen gebracht hatten, die 14. Division aus der ihr angewiesenen Richtung näher an sich zog, um das 2. Armee⸗Corps wirksam unterstützen zu können.

Inzwischen wüthete der von der 14. Infanierie⸗Brigade und der 8. Division geführte Kampf um den Besitz des Wäldchens östlich Sadowa auf das blutigste fort. Die sehr bedeutenden Streitkräfte, die der Feind entwickelte, namentlich seine sehr zahlreiche Artillerie, mach⸗ ten schon jetzt dem einsichtsvolleren Verständniß klar, daß man es nicht mit einigen Armee⸗Corps des Feindes, sondern mit einer vereinten Haupt⸗ macht zu thun hätte. Wenn es gelang, selbst unüberwältigt, den Feind in seiner Stellung auf den Höhen bei Chlum, Maslowied und Rozberitz festzuhalten, bis die Armee des Kronprinzen wirksam ein⸗ zugreifen vermochte, so war ein entscheidender Sieg mit größter Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Se. Majestät der König schwankte nicht, den entscheidenden Entschluß auszusprechen. Die 6. und wenig später die 5. Division wurden daher etwa um 11 Uhr aus ihrer Reserve⸗Stellung gegen Sadowa vorgezogen, die Reserve⸗Kavallerie in Bereitschaft gestellt, das Artilleriefeuer im Centrum nach Moͤglich⸗ keit genährt und verstärkt. 1

Mit gutem Grunde durfte man hoffen, mit diesen Dispositionen selbst einem kräftigen Offensivstoß des Feindes gegen das preußische Centrum widerstehen zu können; der Feind wagte indeß einen solchen nicht, vielleicht weil er für seine Flanken fürchtete, vielleicht weil er die Vortheile seiner Stellung nicht aufgeben wollte. Man dachte daher sogar daran, ihn durch einen verstellten Rückzug des Centrums dazu einzuladen, in der Erwartung, daß dadurch seine Niederlage, nach dem Auftreten der II. Armee, um so entschiedener werden würde. Die fechtenden Truppen waren indeß zu fest engagirt, als daß man ein solches Schein⸗Manöver ohne Bedenken hätte anordnen können.

So stand die Schlacht um Mittag auf allen Punkten fast un⸗ beweglich; ein furchtbares Artilleriefeuer von mehr als 1200 Ge⸗ schützen übertönte das nicht minder heftige Gewehrfeuer so vollstän⸗ dig, daß man aus einiger Entfernung zu dem Glauben verleitet