mandanten von Dresden sind ernannt worden; als erster Komman⸗
dant General⸗Lieutenant z. D. von Briesen, zuletzt Commandeur der
2. Brigade, als zweiter Kommandant Oberst von Gontard.
Mecklenburg. Schwerin, 14. JZuli. Heute früh um 2 ¾½ Uhr wurde hier Reveille geschlagen, 3. Bataillon sich auf dem Altengarten versammelte, von wo dasselbe nach dem Bahnhof rückte und gegen 5 Uhr mit dem Stabe und der Musik des 2. Regiments die Fahrt nach Leipzig antrat, in welcher Stadt es etwa um 7 Uhr Abends eintrifft. Um 7 Uhr marschirten die beiden Batterien (zusammen 12 Geschütze) nach Ludwigslust ab, um von dort per Eisenbahn weiter befoͤrdert zu werden. — Um 8 Uhr gingen der Divisions⸗Commandeur mit
worauf das
seinem Stab und die Pionier⸗Abtheilung mit dem Zuge von hier
ab. Derselbe Zug wird ferner auf seiner P sage durch Lud⸗ wigslust eiwa um 10 ¾ Uhr das Jäger⸗Bata on aufgenommen haben. Um 9 ¼ Uhr folgte sodann auch das 4. Bataillon von
Schwerin den andern nach, während die 1. Schwadron und der
Stab des Dragoner⸗Regiments bereits um 4 Uhr 10 Minuten von Grabow befördert wurden und die 2. Schwadron um 1 Uhr 40 Minuten von dort mit dem letzten beutigen Militairzuge folgen wird. Sämmtliche von hier abgehende Truppen wurden bei ihrem Ausmarsch von der zahlreich versammelten Bevölkerung mit herz⸗ lichen Abschiedsrufen und Segenswünschen begleitet. Morgen früh werden die Munitions⸗ und Proviant⸗Colonne, sowie das Feld⸗ Lazaretb um 5 ¾ Uhr von hier nach Ludwigslust marschiren, um von dort am nächsten Tage weiter befördert zu werden. Das um 6 ⅜ Uhr von Wismar abgehende 2. Bataillon wird auf der Eisenbahn Schwerin passiren und um 12 Uhr Mittags mit dem Grenadier⸗Garde⸗Bataillon und dem Stabe des 1. Regiments das letzte mobile Militär Schwerin verlassen. Die letzten 2 Schwadronen Kavallerie werden gleichfalls am mor⸗ genden Sonntage per Eisenbahn von Grabow abgehen und am Montag die Munitionskolonne mit dem 1. Zuge um 4 Uhr von Ludwigslust aus, mit dem 2. Zuge um 11 Uhr 35 Min. die Pro⸗ viant⸗Kolonne und das Feld⸗Lazareth ausrücken.
Die Mobilisirung des mecklenburg⸗strelitzischen Militairs wird, wie wir bören, durch Mangel verschiedener Ausrüstungsgegenstände, u. a. einer Munitionskolonne, verzögert werden.
Bremen, 14. Juli. Aus zuverlässiger Quelle erfährt die »Wes. Ztg.“ daß der Hafen zu Geestemünde beute für die Königl. preußische Regierung übernommen wird und, wie wir hören, zum Kriegsbafen bestimmt sein soll. Preußische und hannoversche Kommissare gingen heute nach Geestemünde ab, um den Hafen zu übernehmen, resp. zu übergeben. ““
Hessen. Aus Mainz, vom 11. Juli, schreibt das »Mannh. J. »Die hiesigen Einwohner wurden angewiesen, sich auf drei Monate zu verproviantiren. In Langenschwalbach so wie in Alzei rückten heute Preußen ein.⸗
Aus Alsfeld und Lauterbach in Oberhessen meldet man der »Hess. Ldsztg.⸗ den Einmarsch von über 6000 Preußen; auch be⸗ stätigt dasselbe Blatt das Erscheinen der Preußen in Wöllstein.
Frankfurt a. M., 12. Juli. In der Sitzung des Rumpf⸗ Bundestages am 11. Juli 1866 hat der Gesandte der freien Stadt Frankfurt den nachfolgenden Antrag eingebracht:
Die hohe Bundesversammlung hat in ihrer Sitzung vom 4. d. Mts. Gelder aus Bundesmitteln zur Anlegung passagerer Schanzen in der Umgebuug von Frankfurt zu bewilligen sich veranlaßt gesehen, Der Gesandte der freien Stadt Frankfurt hat diesem Beschlusse nicht zuge⸗ simmt und bat in seiner motivirten Abstimmung seiner Regierung wei⸗ tere Erklärung ausdrüöcklich vorbehalten. Nachdem die Arbeiten jener Verschanzungen in der That begonnen und nunmehr auch die Truppen des 8. Armeecorps in der nächsten Nähe der Stadt Frankfurt konzen⸗ trirt worden sind, ist der Gesandte von Franksurt von dem Senate dieser Stadt zu der nachfolgenden Erklärung und zu dem damit verbundenen Antrags ermächti t worden. Der Senat, welcher der in der Sitzung vom 4 ¼. Mis. von seinem Gesandten abgegebenen Erklärung seine vollste Zu⸗ fim m ertheilt, bescheidet sich, die milikairischen Anordnungen, welche in der von Frankfurt sich entwickeln, vom militairischen Standpunkte aus einer Beurtheilung zu unterziehen; er giebt den Zweifeln keinen Aus⸗ trud, welche in dieser Beziebung bei ihm laut geworden sind. Da⸗ gezen find s zme andere Gesichtspunkte, welche anzudeuten er eben so
als k t ist Die erwähnten militairischen Maßregeln und
künnen zum Zwecke haben: entweder die Sicherung dieser
Hoben Bersammlung oder die Sicherung der Stadt Frankfurt. Ene aabet Aufgabe vermag der Senat bei der dermaligen Lage der Berhältnißte nicht zu finden und nicht anzuerkennen. Handelt es sich von ie Sicherung der bohen Versammlung, so steht zunächst der Bundes⸗ — selbg bie Entschetbung darüber zu, ob überhaupt und welche Anorbnungen bazu getroffen werden sollen. Nimmt aber der
- ohne einer Aengstlichkeit Raum zu geben, z Lie brabsichtigte Sicherung dieser hohen Ver⸗ griste „ wenn nicht
et Zraaffant zur Folge babe könnte, bdaß be vvFeb — &ꝙ einem lccherung ter Ttatt Franlfunt, sein, auch ihr Wort babei anzulegen und tung zu bringen; bie hohe Verlammlung
so darf der Senat vertrauen, solchen Opfer ihre Siche⸗ Hanbelt es sich dagegen lediglich von d wirb bieser Stadt wohl vergönnt ihre Auffassung dabei zur Gel⸗ aber wird es sich bundesver⸗
(Mecklenb. Ztg.) V
freiwilliges Anlehen, oder durch eine Vermehrung vom heutigen
schießen.
daß bierfür die Einflüsse aus dem zu emittirenden weise das Aequivalent der eventuell
eine Vernichtung der Kaisers proklamirt:
2420
fassungsgemäß nicht versagen wollen, dasjenige vorzuke fren,
Schutze Eines im Bundt,” der um Schutz 8c. nenaech sst. Denen
Frankfurt bedarf, wie der Senat offen und unverhohlen ausspricht, i -
gegenwärtigen Lage der Verhältnisse eines militairischen Schutes 8
Sie ist der Ansicht, daß die militairischen Maßregeln, welche zu blh
Schutze zur Zeit angeordnet und ausgeführt worden, für sie gefäpeha
sind, als die Gefahren, vor welchen sie geschützt werden soll, und
damit zu der Ueberzeugung, daß sie, wenn sie wahrhaft vor Nachte
und Verderben bewahrt werden soll, als offene, unbefestigte und L.
theidigte Stadt betrachtet und behandelt werden müsse. Der Gesandt 1 nach dieser Erklärung, rücksichtlich deren er jeden Zweifel 1
Bundestreue der Stadt mit aller Entschiedenbeit ablehnen muß, zu d
Antrage beauftragt: »Hohe Bundesversammlung wolle beschließen n
verordnen, daß alle, sei es zur Sicherung dieser hohen Versammlung w
es zur Sicherung der Stadt in der Umgebung derselben und sonstigen 1-
jetzt getroffenen militairischen Anordnungen einzustellen und hin wegzuziche
seien.« Der Gesandte ist weiter beauftragt, um sofortige Entschließun hoher Bundes⸗Versammlung zu bitten, und behält vorsorglich dem Sen
weitere Entschließung vor. 8
Die Versammlung hat in derselben Sitzung, in welcher dieser
Antrag eingebracht worden ist, entgegenkommend zu dem Beschluss
sich geeinigt, davon dem Kommando des 8. Bundes. Armeccorpe unter dem Anheimgeben Mittheilung zu machen, den Wünschen der
Stadt Frankfurt, so weit es die militärischen Operationen verstatten
zu entsprechen.
V Bayern. München, 11. Zuli. König ist heute Mittags aus Berg hier eingetroffen und hat sosen dem Staatsminister Frhrn. v. d. Pfordten eine längere Audienz er theilt, nach deren Beendigung der Befehl erlassen wurde, daß die K. Hofhaltung sofort aus Berg hbierber sich zu begeben habe, da Ee Majestät nun hier bleiben wird. Regensburg, 10. Juli. (N. C.) Seit wenigen Tagen scho ist man damit beschäftigt, das Betriebsmaterial der böhmischen Westbahn über hier nach Linz abführen. Die österrreichische Donau Dampfschifffahrt⸗Gesellschaft bat die Fahrten zwischen hier und Wien eingestellt. Die Schiffe werden in Sicher heit gebracht. Bei längerer Unterbrechung unserer Verbindung nach Böhmen werden unsere einheimischen Fabriken einer großen Kala⸗ mität entgegengehen.
Oesterreich. Wien, 11. Juli. Die amtliche »Wienet Zeitung⸗ veröffentlicht das Gesetz vom 7. Juli 1866 über die Eröff nung eines Kredits von 200 Millionen Gulden österreichischer Wäͤh⸗ rung, wirksam für das ganze Reich. Dem Finanz⸗ Minister witd durch dasselbe ein Kredit von 200 Millionen Gulden öͤsterreichischen Währung eröffnet und die Ermächtigung ertheilt, diese Summe ent⸗ weder durch ein zu den bestmöglichen Bedingungen abzuschließendet der zufolge Pa⸗ oder durch eine Bis die Umstände förmliche Staats⸗ hat die privilegirte österreichische Nationalbank Tage anzufangen, kraft dieses, durch das Gebot der zwingenden Staatsnothwendigkeit hervorgerufenen Gesetzes die er⸗ forderlichen Geldmittel nach Maßgabe des Staatsbedarfs vorläufig bis zum Betrage von sechszig Millionen Gulden in Bank⸗ noͤten gegen m Die Rückzahlung dieser Vorschüsse wird ausschließlich in den eigenen Noten der Nationalbank und zwar in der Weise geschehen,
tents vom 5. Mai 1866 creirten Staatsnoten Kombination beider Maßnahmen zu beschaffen.
gestatten werden, eln Anlehen zu realisiren oder noten auszugeben,
deqꝛ zu emittirenden weiteren Staats⸗ noten zunächst und bis zur gänzlichen Tilgung der Vorschüsse ge⸗ widmet werden. Bis zur gänzlichen Abtragung der erwähnten Vorschüsse, welche längstens in b Frieden zurückgezahlt sein müssen, wird für dieselben das Bergwerk Wieliczka, in so weit dasselbe noch nicht mit Hypothekar⸗Inseriptionen belastet ist, als Pfand bestellt.
Der Gemeinderath von Wien hat sich mit einer Reihe von Maßregeln beschäftigt, die zu ergreifen sind, um für den Fall eine Einmarsches der preußischen Armee in Wien Vorsorge zu treffen. Auch Seitens der Regierung wurde eine ganze Reihe von Anstalten getroffen, welche darauf himweisen, daß man auf das Schlimmiste gefaßt ist.
Die Kaiserin ist am 11. wieder von Pesth abgereist, will aber nächstens mit ihren Kindern wiederkommen. Transporte von verwundeten und gefangenen Italienern treffen fortwährend in Pesth ein.
Die offiziöse Geueral⸗Correspondenz⸗ erklärt heute, ihr Erschei⸗ nen zu müssen, bis günstigere Verhältnisse eingetreten sein würden.
Pesth, 9. Juli. Heute wurde hier folgendes Manifest des An die getreuen Völker Meines Königreiches Ungarn! 1
Die Hand der Vorsehung lastet schwer auf uns. Im Kampfe, in
welchen Ich nicht selbstwillig, sondern durch die Macht der Verhältnisse
gerieth, ist jede menschliche Berechnung gescheitert, nur das Vertrauen nicht,
welches Ich in die heldenmuͤthige Tapferkeit Meiner wackeren Armee setzte.
Um so schmerzlicher ist der schwere Verlust, von welchem die Neihen jener
an der dauernde.
(N. C.) Se. Majestät der
den vollen Ersatz der Fabrikationskosten vorzu⸗
Anlehen, beziehungs⸗
einem Jahre nach abgeschlossenem
Tapferen betroffen wurden; und Mein väterliches Herz empfindet mit allen betheiligten Familien zugleich die Bitterkeit dieses Schmerzes. Um dem ungleichen Kampfe ein Ende zu machen, um Zeit und Gelegenheit u gewinnen, die durch den Feldzug entstandenen Lücken auszufüllen und die Kriegsmacht gegen die im nördlichen Theile Meines Reiches haufenden feindlichen Truppen zu konzentriren, habe Ich mit großen Opfern in die Verhandlungen wegen Abschließung eines Waffenstillstandes gewilligt. Und nun wende Ich Mich vertrauensvoll an die getreuen Vöͤlker Meines Königreiches Ungarn, an ihre in schweren Zeiten wiederholt bewährte Opferwilligkeit. Es muß sich hierin die Kraftanstrengung aller Völker Meines Reiches begegnen, damit die Abschließung des ersehnten Friedens unter billigen Bedingungen sicher gestellt werden könne. Ich bin des starken Glaubens, daß die kampftuüchtigen Soͤhne Ungarns, vom Gefühle angestammter Treue geleitet, freiwillig unter Meine Fahnen eilen werden, zur Hülfe ihrer Angehörigen und zum Schutze ihres durch die Kriegs⸗ Ereignisse auch unmittelbar bedrohten Vaterlandes. Schaaret Euch sohin je zahlreicher zur Vertheidigung des uͤberfallenen Reiches, seid würdige Söhne Eurer tapferen Ahnen, die durch ihre Heldenthaten zur Verherr⸗ lichung des ungarischen Namens nimmer welkende Lorbeern flochten. Wien, 7. Juli 1866. Franz Joseph m. p.
Schweiz. Bern, 12. Juli. (K. Z.) Die Kreditanträge des Bundesraths Behufs sofortigen Ankaufs von Hinterladungsgewehren für die eidgenössische Armee, welche den Räthen gestellt werden sollen, belaufen sich soeben gefaßtem Beschlusse zufolge vorläufig auf nur 3 ½⅞ Mill. Fr., mit denen man circa 25 — 30,000 Gewehre in den Vereinigten Staaten von Nordamerika anzukaufen hofft.
Frankreich. Paris, 13. Juli. Der »Moniteur de l'Armée⸗ bringt an hervorragender Stelle einen besonderen Artikel über das Zünd⸗ nadelgewehr. Er behauptet, daß weder diese preußische Waffe, noch die da⸗ zu gehörige Patrone für Frankreich und die übrigen Staaten Europa’s etwas neues sei. ⸗Was jetzt in Böhmen sich zugetragen hat, beweist aller⸗ dings, daß der preußische Soldat eine gute, seinem Charakter und seiner Leistungsfähigkeit entsprechende Waffe, zu der er vollkommenes Zutrauen hat, besitzt.⸗ Allein der ⸗Moniteur de l'Armées ist keineswegs der An⸗ sicht, daß bei einem Zusammenstoß von Massen von je 200,000 Mann die Ueberlegenheit der Waffe auf der einen Seite ausschließlich maß⸗ gebend sei. Außerdem kommt er auf die mehrfachen Nachtheile zu⸗ rück, die angeblich das Zündnadelgewehr besitzen soll und die er früͤher schon öfters auseinandergesetzt hat, zurück: komplizirte Construction, schwierigere Behandlung, schnellere Erhitzung, allzustarker Verbrauch der Munition ꝛc. ꝛc. Deshalb handelt es sich nicht um Einführung des Zündnadelgewehrs, wie es die Preußen besitzen, sondern um Ein⸗ fübrung eines Hinterladegewehres überhaupt. Der »Moniteur de ['Armée⸗ versichert, daß die französische Regierung sich nach langer und sorgfältiger Prüfung für ein bestimmtes Gewehr nach dem Hinterladungssystem entschieden habe. Es stellen so eben mehrere Bataillone der in Chalons lagernden Gardetruppen Uebungen damit an, und es sind in allen Waffenfabriken, namentlich in der von St. Etienne, die kürzlich neu eingerichtet uund mit bedeutenden Werk⸗ zeugen versehen worden ist, alle Maßregeln zu einer eben so raschen Fabrication, wie es die Umstände erheischen werden, getroffen.
Italien. Die Abreise des Erzherzogs Albrecht von Verona wurde den Truppen unter der Form mitgetheilt, derselbe eile zu einem Kriegsrathe nach Wien, werde aber keine vierundzwanzig
Stunden dort bleiben. Aus Welsch⸗Tyrol rückte schon am 7. Juli der Stab mit zwei Bataillonen des Regiments Erzherzog Rainer ab. Wie der Wiener ⸗Presse⸗ aus Verona geschrieben wird, ⸗machte sich schon am 8. Juli eine bedeutende Truppenbewegung gegen Norden bemerkbar, besonders sollen die Truppen sehr viel Artillerie mit sich
eführt haben.⸗ 1 8 1 Bulletin Nr. 16 vom Kommando der österreichischen Süd⸗ Armee lautet:
Galliera, 10. Juli. Der Feind hat den Po an mehreren Punkten zwischen Ostiglia und Fiecarolo mit bedeutenden Kräften überschritten und ist auf Trecenta vorgerückt. An der Etsch noch keine Anstalten zum Uebergange. Die auf die Dauer selbstständig schwer haltbaren Werke von Rovigo, so wie die Eisenbahnbrücke über die Etsch bei Boara wurden heute Nacht an⸗ standslos in die Luft gesprengt, die Besatzung einrückend gemacht. Unsere Armee befindet sich außer allem Kontakte mit dem Feinde. Die Festungen sind hinlänglich besetzt und mit allem Nöthigen zur selbstständigen Ver⸗
theidigung versehen. 88 8 “ “
ö6“ .“ 8 Rußland und Polen. Reval, 2. Juli. In den letzten Tagen Fhre hiesige Hafen Sammelplatz eines ganzen Geschwaders von Kriegsschiffen geworden. Nachdem in der Nacht von Donner. stag auf Freitag die drei Kaiserlichen, zum Jachtklub gehöͤrigen Schiffe »Wolna⸗, »Viktoria⸗ und »Sabawa⸗ den Reigen eröffnet, langten hier weiter an: am Sonnabend die Schrauben⸗Fregatte „Gromoboi⸗ mit dem Kontre⸗Admiral Korssakow am Vord, die Schrauben⸗Korvette »Bajan⸗, die beiden Kanonenböte »Morewa⸗ und ⸗Triboi⸗, sowie die Sloop »Kadet⸗ — alle zum Kadetten⸗ Uebungsgeschwader gehörig; ferner gestern Vormittag die Dampf⸗ Korvette »Nurik⸗ und heute fruͤh der Räder⸗Dampfer ⸗Wladimir⸗ mit dem Admiral Lichatschew am Bord, sowie die vier Monitors »Jedinorog⸗, ⸗Streletz⸗«, »Lawa⸗ und »Perun⸗.
242
1 “
8
russische Panzerschiffe und zwei andere Kriegsdampfer, welche, wie wir hören, hier eine Zeit lang verweilen werden.
Amerika. In Chili ist am 1. Juni der Kongreß eröffnet worden. Der Präsident erklärte in der Eröffnungs⸗Botschaft, den Krieg gegen Spanien entschieden fortsetzen zu wollen. 1
In Ecuador ist ein Dekret ergangen, daß alle diejenigen, welche den Spaniern direkt oder indirekt Hülse leisten, zum Tode verurtheilt werden sollen. 11“ 8
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'’''schen Telegraphen⸗Büreau. “
Brünn, Freitag, 13. Juli, Mittags 2 Uhr. (Pr. Courier bis Habelschwerdt; von da telegrapbisch.) So eben ist Seine Majestät der König von Preußen hier eingetroffen und hat in der Kaiserlichen Statthalterei sein Hquptquartier aufgeschlagen. Aller⸗ höchstderselbe wurde von dem Bischof Grasen Schaff⸗ gotsch, von dem Bürgermeister Giskra und von den Spitzen der städtischen Behörden empfangen, welche dem siegreichen Monarchen die Schonung der Stadt Brünn empfahlen und eine milde Behandlung erbaten, wie sie die Bürgerschaft von dem Fürsten eines Hauses erwarte, welches stets großmüthig ge⸗ wesen sei. Der König antwortete hierauf ungefähr: Ich bin nicht aus eigener Wahl und durch Meinen Willen hier erschienen, sondern weil Ihr Monarch Mich zum Kriege gezwungen hat. Deswegen führe Ich aber auch keinen Krieg gegen die friedlichen Unterthanen, sondern gegen die Armee Ihres Souverains. Bisher bin Ich allerdings siegreich ge⸗ wesen und die Tapferkeit Meiner Armee giebt Mir das Ver⸗ trauen, daß Ich es auch ferner sein werde. Ich habe sie in un⸗ gewöhnlich großer Zahl versammelt und hierher führen müssen, und es ist wohl möglich, daß unter solchen Massen sich einzelne Fälle ereignen, die zu Beschwerden Veranlassung geben. Aber auch diese können vermieden werden, wenn Sie Meinen braven Truppen bereitwillig mit Lieferung ihrer Lebensbedürfnisse entgegen⸗ kommen. Sagen Sie das Ihren Mitbürgern.
Brünn, Freitag, 13. Juli. Die Einwohnerschaft kommt der 45,000 Mann starken preußischen Einquartierung mit Freundlichkeit entgegen. Alle Kaiserlichen Behörden haben sich entfernt und die Kassen mitgenommen. Zum Kommandanten der Stadt ist der General⸗ Major von Lengsfeld, zum Polizei⸗Direktor der Chef der preu⸗ ßischen Armee⸗Polizei, Polizei⸗Direktor Dr. Stieber ernannt, wel⸗ cher bereits Post, Telegraphenverbindung, Gefängnisse revidirt hat und die durch Entfernung der Kaiserlichen Beamten unterbrochene Verwaltung wieder herstellt.
Die Kaiserlichen Truppen haben sich vor Annäherung der Preu⸗ ßen zurückgezogen. Die vom letzten Hauptquartiere Ezernahora ein⸗ rückenden Fouriere hatten noch Kaiserliche Ulanen unmittelbar vor sich.
Auch Iglau soll bereits im Besitze der Preußen sein und der Weitervormarsch gegen Znaym begonnen haben. “
Brünn, Freitag, 13. Juli, Abends. (Pr. Courier bis Habel⸗ schwerdt, von da telegraphisch.) Nachdem gestern die Königl. preu. ßische 6. Division, Regimenter 35, 60 und 64, heute Vormit⸗ tag die 5. Division, Regimenter 8, 12, 18 und 48, und Nachmittag die 7. Division, Regimenter 26, 27, 66 und 67 hier eingerückt sind, ohne Widerstand zu finden, ist das große Königliche Hauptquartier hierher verlegt worden. Die Ehrenwache e basüses Majestät den König in der Kaiserlichen Statthalterei gab das ¶& Infanterie⸗Regiment. — 8 8 8 u 1 8
Die Einwohnerschaft bewahrt eine durchaus ruhige Haltung und leistet die Verpflegung nach Kräften. Se. Majestät der Köni empfing nach dem Eintritt in die Statthalterei erst * Köͤnigliche Hoheit den Prinzen Friedrich Karl, Kommandirenden der ersten Armee, und dann die sämmtlichen in und bei Brünn anwesenden
enerale der ersten Armee. 2 8 ““ Sonnabend, 14. Juli, Nachmittags. Der Flü- geladjutant des Königs von Preußen, Freiberr von Schweinit, ist hier eingetroffen. Er überbringt ein Schreiben seines Monarchen an den Kaiser. — Die Zeitungen haben hier volle Freibeit, sich über den großen Konflikt in Europa auszusprechen. Ossiziell ist Selless der Regie⸗ rung jede Vertretung für die Aeußerungen aller Blätter abgelehnt
Riga, 9. Juli. Gestern erschienen auf unserer Rhede vier
und jeder offtziöse Einfluß bestritten. Die altrussische Partei legt in