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sofortiger Sistirung der Auszahlung seines Wartegeldes von circa 1800 Thlr. jährlich;, gleichzeitig wird das Grundeigenthum desselben wohl mit Beschlag belegt werden, während das Kriminalverfahren gegen ihn wohl einstweilen noch vorbehalten bleiben muß. — Die Gesandten Kurhessens an auswärtigen Höfen, einschließlich des Bun⸗
destagsgesandten, sind außer Function und auf das zwischen Regie⸗ V
rung und Ständen in 1833 vereinbarte Wartegeld vo Drittel des Gehalts gesetzt. 3 “ Frankfurt a. M., 16. Juli. Die schwarz⸗roth⸗goldene Flagge ist seit gestern Morgen wieder von dem Bundespalais in der Eschenheimer Gasse verschwunden. Es war die Originalfahne vom Jahre 1848. Baden. Heidelberg, den 12. Juni. (»Schw. M.⸗) Seit gestern wird in unserer Stadt eine Petition an den Großherzog vorbereitet, worin Se. Königl. Hoheit gebeten wird, die badischen Truppen sofort vom 8. deutschen Armeecorps zurückzuziehen. Oesterreich. Wien, 14. Juli. Die »Wien. Ztg.⸗ meldet: Ihre Majestät die Kaiserin ist mit ibren Kaiserlichen Hoheiten Allerhöchstderen Kindern den 13. d. M. nach Ofen abgereist. Dasselbe Blatt veröffentlicht die Kaiserliche Verordnung vom 9. Juli 1866, betreffend die Anhaltung, Aufbringung und prisen⸗ rechtliche Behandlung von feindlichen und verdächtigen Schiffen nach Ausbruch des Krieges zur See. — Heute wurden 222 Freiwillige angeworben. Im Ganzen sind bis jetzt 2633 auf Kriegsdauer und 218 auf Sjaͤhrige Capi⸗ tulation zu Gunsten des Kontingents der Stadt Wien angeworben. — Ein Telegramm des Bezirksvorstehers von Stockerau an den Statthalter, 14. Juli früh, meldet: Nach Aussage des Post⸗ meisters in Obermalebern sind die Preußen bereits in einer nicht näher anzugebenden Anzahl in Jetzelsdorf (2 ½ Meile südwärts von Znaim auf der Straße nach Wien) eingerückt. 8 — Die Triest. Ztg.⸗ enthält folgende Mittheilungen: Als oberster militairischer Chef in Venetien fungirt bis zum Eintreffen französischer Commissaire (?) der Erzherzog Rainer. Westbahn und Südbahn treffen die umfassendsten Vorbereitungen zur Beförderung der Südarmee nach dem Norden.
Von Garibaldi weiß man mit Sicherheit, daß er mit seinem iemlich starken Corps in zwei Kolonnen vorrückte. Die eine, etwa 10,000 Mann stark, schlägt den Weg längs des lombardischen Ufers des Garda⸗Sees ein; die andere bewegt sich gegen den Val Sabbia. Zusammen haben sie 30 Gebirgs⸗Kanonen. Ihre Patrouillen sind n der Nacht vom 4. auf den 5. bis Monte Notte und Val di Ledro vorgedrungen.
Padua, 11. Juli. Heute haben sämmtliche Kaiserliche Be⸗ hörden die Stadt verlassen; nur Post⸗ und Telegraphenbeamte blie⸗ ben in Thätigkeit.
Aus Saaz, 13. Juli, wird der W. Z.“ vom 15. d. tele⸗ graphirt: Preußen heute zwischen 9 und 11 Uhr Vormittags circa 1700 Mann in Komotau eingerückt. Nach ihrer Aussage mor⸗ gen Rasttag, dann über Postelberg gegen Prag. Mehr Kavallerie und Geschütz soll morgen und folgend nachkommen. Von Görkau Abtheilungen in Komotau vereinigt.
— 14. Juli, Vormittags. Der Wortlaut der so eben er⸗ haltenen Original⸗Proclamation des preußischen Kommandanten in Komotau ist folgender:
Proclamation. Nachdem die Königlich preußischen Truppen von hie⸗ iger Gegend Besitz genommen, besehle ich wie folgt: Rekrutirungen jedweder Art sind auf das Strengste verboten und werden widrigenfalls sowohl die ausführenden Bebörden, als die den Befeblen derselben Folge gebenden Re⸗ kruten unnachsichtlich kriegsrechtlich bestraft.
Komotau, den 13. Juli 1866. Der Kommandant Gyns von Rekowsky.
London, 16. Juli.
Großbritannien und Irland. Ibre Majestät die Königin wird bis Ende Oktober auf der Insel Wight bleiben und nur auf einen Tag im August (26., Geburts⸗
tag des Prinzen⸗Gemahls) nach Windsor kommen. Der Prinz und die Prinzessin von Wales begeben sich am nächsten Freitag nach Osborne und am 14. von dort nach Abergeldie in Schottland.
Die Kanalflotte, welche sich in Portland unter dem Kommando des Contre⸗Admiral Yelveston versammelt, wird aus folgenden Schiffen bestehen: »Achilles⸗(Panzerschiff), 26 Kanonen, 6121 Tonnen, 1250 Pferdekraft, 705 Offiziere und Mannschaften, »Lord Clyde⸗ (Panzerschiff), 24 Kanonen, 4067 Tonnen, 1000 Pferdekraft, 605
Offiziere und Mannschaften; »Belleropbon⸗(Panzerschiff), 14 Kanonen,
4270 Tonnen, 1000 Pferdekraft, 550 Offiziere und Mannschaften; „Pallas⸗ (Panzerschtff), 6 Kanonen, 2372 Tonnen, 600 Pferdekraft, 250 Offiziere und Mannschaften; »Helicon⸗, Aviso, 250 Pferdekraft, 65 Offiziere und Mannschasten. Der Admiral zieht seine Flagge auf an Bord der ⸗Caledonia⸗(Panzerschiff), 30 Kanonen, 4125 Ton⸗ nen, 1000 Pferdekraft und 605 Offiziere und Mannschaften.
Vom atlantischen Telegrapbenkabel war bis gestern Mittag, laut Telegramm aus Valentia, 283 Meilen gelegt und die elektrische Verbindung mit dem Lande ganz nach Wunsch. Der »Great Eastern⸗ besand sich zu der Zeit 51 nördlicher Breite und 17,29 westlicher NHon Balemim *“
Der Prinz von Wales und sein jüngerer Bruder, denr
V Herzog von Edinburg (Prinz Alfred) haben am Sonnabend dem der Themse vor Anker liegenden amerikanischen Thurmschiffe »Mi 8 tonamoh. einen dreistündigen Besuch abgestattet. Sie ließen sch die ganze Einrichtung des wunderbaren Kriegsfahrzeuges zeigen welches angeblich im Stande sein würde, es mit der ganzen briti⸗ schen Flotte aufzunehmen und wurden von der Mannschaft nicht minder wie von den Offizieren mit großer Herzlichkeit aufgenom⸗ men. Das genannte Fahrzeug begiebt sich heute mit seinem Be⸗ gleitschiff »Augusta⸗- auf den Weg nach Dänemark und Rußland wird jedoch bei seiner Rückreise wahrscheinlich abermals in England vorsprechen.
Prinz Christian von Schleswig⸗Holstein ist mit seiner jungen
Frau, der Prinzessin Helene, von Osborne über Cherbourg nach
Paris gereist, von wo sie, nach kurzem Aufenthalt, einen Ausflu
nach der Schweiz unternehmen werden. 8 Das ministerielle Fischessen soll schon am 22. d. M. stattfinden
und wenige Tage später das Parlament vertagt werden. Die hiesige preußische Gesandtschaft macht Folgendes be⸗
kannt: »Nachdem von Seiten vieler englischer Herren Anmeldungen bei der
V über die Reise der Kaiserin und des Kaiserlichen Prinzen: Kaiserin und der Kaiserliche Prinz haben diesen Morgen (den 15.)
feiern.
dem Dome.
V unterzeichnet.
Padua vor, wo dasselbe heute eingetroffen sein soll.
Gesandtschaft eingelaufen sind um Zulassung in der preußischen Armee 8 8 5 d 2 als bloße Zuschauer bei der Campagne, oder als Aerzte, Wundärzte und. Ge⸗
hilfen beim ärztlichen Stabe wird hiermit bekannt gemacht, a) daß der Ein⸗
tritt fremder Offiziere in die preußische Armee nur auf besonderen Befehl Sr. Majestät des Königs gestattet werden kann; b) daß Freiwillige nur durch die einzelnen Corpskommandanten, je nach Beduͤrfniß und besonderen Verhältnissen aufgenommen werden können; c) daß es in der Regel nicht gestattet ist, sich dem Heere als Zuschauer anzuschließen, daß jedoch füͤr Zeitungsberichterstatter und dergl. Ausnahmen gestattet werden, wenn die resp. Armee⸗Kommandanten darum angegangen werden; d) daß die Ent⸗
scheidung über die Zulassung von Aerzten ꝛc. dem General⸗Stabsarzt des Heeres zusteht, an den man sich (nach Berlin) zu wenden hat. «a
Frankreich. Paris, 16. Juli. Der »Moniteur« berichtet »Die
um 9 ½ Uhr Chalons verlassen, nachdem sie einige Augenblicke in Vitry⸗le⸗Frangais verweilt, wo ihnen am Bahnhofe ein theilneh⸗ mender, warmer Empfang zu Theil ward. Die hohen Reisenden setzten die Fahrt bis nach Bar⸗le⸗Duc fort. Dort verblieben die Kaiserin und der Kaiserliche Prinz zwei volle Stunden. Nachdem sie in dem Dome die Messe gehört, begaben sich Ihre Majestät und der Kaiserliche Prinz auf die Präfektur, um die Bebörden und die Abgeordneten der Landbevölkerung zu empfangen. Der Aufnahme
zu Bar⸗le⸗Duc kann irgend eine andere gleichkommen, nirgend aber
kann diese Aufnahme übertroffen werden. Einige Augenblicke nach der Abfahrt von Bar⸗le⸗Duc hielt der kaiserliche Zug in Toul an, wo die Bevölkerung dieses Theiles des Meurthe⸗Departements zu⸗ sammengeströmt war, um die Durchfahrt der hohen Reisenden zu . Endlich um 4 Uhr, nach einer Aufeinanderfolge von Ova⸗ tionen und Beweisen unbeschreiblicher Begeisterung, welche die Er⸗
müdung dieses langen Tages vergessen ließen, kamen die Kaiserin
und der Kaiserliche Prinz in Nancy an und begaben sich sofort nach Dome. Abends war die Stadt in festlichem Glanze: die an und für sich so stattlichen Straßen sind beflaggt und beleuchtet. Eine unermeßliche Menschenmenge umlagert den Stanislauspalast. Die
Kaiserin und der Kaiserliche Prinz zeigen sich von Zeit zu Zeit auf
dem Balkon, um der Menge für ihre Jubelrufe zu danken.⸗
Portugal. Lissabon, 12. Juli. Heute ist vom Minist des Auswärtigen und dem französischen Gesandten ein portugiesisch⸗ franzoͤsischer Handelsvertrag nebst einer literarischen Convention
Italien. Der »Triester Ztg.“ wird aus Venedig, 11. Juli, über die Bewegung der italienischen und der österreichischen Armee geschrieben: »Begreiflicher Weise hat es unsere Armee nicht für passend gehalten, das nun zur französischen Provinz gewordene lombardisch⸗ venetianische Königreich zu vertheidigen, sondern, sich damit begnügend, starke Besatzungen in den Festungen zurückzulassen, um ein Pfand für
die pünktliche Erfüllung der Friedensbedingungen zu besitzen, ihren
Rückmarsch gegen Norden angetreten. Nachdem das Corps Cialdini am 8. oder, wie es scheint, am 9. von Ochiobello aus gegen Padua
vorrückend, das rechte Etschufer besetzt hatte, — nachdem die Oesterreicher
die Befestigungen am Po in die Luft gesprengt, die große Eisen⸗ bahnbrüͤcke über die Etsch bei Boara abgetragen und sich selbst über die Etsch zurückgezogen hatten, überschritt dasselbe gestern die Etsch und rückte auf der Straße von Montagnana gegen Monfelice und ü Der letzte Rest unserer Truppen hat sich über die Brenta zurückgezogen und, die Eisenbahn, so wie die große Eisenbahnbrücke über die Brenta zer⸗ störend, der Hauptarmee angeschlossen, so daß morgen oder über⸗
morgen schon die italienischen Vorposten vor Mestre stehen dürften. Die Eisenbahn geht von hier bloß bis Mestre und von dort weiter
auf der Strecke nach Wien und den übrigen Provinzen Venetiens ist seit heute die Verbindung gänzlich abgebrochen. Die ⸗Triester Ztg.- meldet ferner: »Der Durchmarsch der K. K. Südarmee durch
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Nabresina und Tyrol scheint bereits begonnen zu haben, denn einer Mittheilung der Südbahn zufolge ist die Verladung von Frachten allen Stationen der Bahn bis auf Weiteres eingestellt.⸗ Der ⸗Italie⸗ zufolge würde ganz binnen Kurzem vom General⸗ Quartier aus ein Königliches Manifest erlassen werden, welches die Bevölkerung von Italienisch⸗Tyrol und Istrien im Namen des gemeinsamen Vaterlandes zur Lossagung von Oesterreich aufruft. Ueber Cialdini's weitere Bewegung verlautet nichts Näheres; man erfährt auch nicht, ob Victor Emanuel schon nach Venetien ge⸗ olgt ist. Eben so still ist es über die Flotte. . Garibaldi hat die Errichtung einer fliegenden Compagnie bei jedem Regiment angeordnet. Diese Compagnien bestehen aus den geübtesten und kräftigsten Freiwilligen, und sollen die wichtigsten Aufgaben des kleinen Kriegs lösen. Die freiwilligen Bersaglieri sollen jetzt rothe Mützen erbalten, da ihrer sonstigen Aehnlichkeit mit den Tyroler Schützen wegen bei dem letzten Treffen von Rocco d'Anfo große Irrungen vorgekommen sind.
Dänemark. Kopenhagen, 14. Juni. (Nd. Fl. Ztg.) Im Reichstags⸗Landsthing wurde am Donnerstag das Verfassungsgesetz in erster Behandlung mit 30 gegen 20 Stimmen angenommen. Am 16. soll die zweite Behandlung stattfinden.
auf
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff schen Telegraphen⸗Bü Konitz, Sonntag, 15. Juli. (Bis Zwittau pr. Estafette, in wittau aufgegeben 17. Juli 10 Uhr 36 Min. Vormittags, hier eingetroffen 9 Uhr 15 Min. Morgens.) Die Brigade Malotki vom 1. Armeecorps hat unter persönlicher Leitung des komman⸗ direnden Generals v. Bonin heute früh bei Tobitschau ein glän⸗ zendes Gefecht bestanden. Die starke feindliche Position, von der österreichischen Brigade Rothkirch vertheidigt, wurde erstürmt, der Feind nach Olmütz geworfen. Das Kürassier⸗Regiment Nr. 5 er⸗ oberte 16 österreichische Geschütze, das Kürassier⸗Regiment Nr. 1 nahm zwei feindliche Kanonen. Unsere Truppen waren eben so brav, wie die Führung umsichtig, energisch. München, Dienstag, 17. Juli. (Ueber Paris gekommen.) reiherr von der Pfordten wird nicht nach Wien gehen. Die rröffnung von Verhandlungen in Wien ist zweifelhaft geworden.
Wien, Dienstag, 17. Juli. (Ueber Paris gekommen.) Die
bisherigen Verhandlungen über Waffenstillstand resp. Friedenspräli⸗
minarien sind erfolglos. Das Kaiserliche Gouvernement rüstet sich, den Krieg energisch fortzusetzen. In Ober⸗ und Nieder⸗Oesterreich, Kärnthen, Krain und Steyermark ist Volksbewaffnung anbefohlen.
Der Kommandant von Tyrol meldet hierher: Gestern fand bei Condino gegen ein starkes Corps Freiwilliger unter Nicotera ein Kampf statt. Die Freiwilligen wurden mit ziemlich beträchtlichem Verluste zurückgeworfen. Sie verloren zwei Bataillons⸗Chess und
100 Gefangene.
Paris, Dienstag, 17. Juli, Mittags. Prinz Napoleon ist nach dem Hauptquartier des Königs Victor Emanuel abgereist
Florenz, Dienstag, 17. Juli. Ueber Ferrara wird gemeldet: er König empfing heute Morgen eine Deputation der Stadt Padua. ie Oesterreicher haben sich hinter die Livenza zurückgezogen; sie be⸗
eiten sich zur Vertheidigung des Ueberganges aus Venetien in Wälschtirol und fahren fort, die Brücken zu zerstören. In der Ge⸗ end von Villafranca und Marmirolo zeigen sich häufig österreichische Patrouillen.
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Vereinsthätigkeit für die Armee.
Frankfurt a. O., 17. Juli. Am letzten Sonnabend ging die zweite endung von Lebensmitteln und Erfrischungen im Gewicht von 79 Ctr. n die 5. Division unter Begleitung des Kaufmanns Lienau auf den riegsschauplatz ab. Hoffentlich wird die dritte Sendung im Anfange der ächsten Woche abgesandt werden. Die patriotische Gesinnung der Bevöl⸗ erung zeigt sich in der erhebendsten Weise. Die beiden Vereine für die Pflege der Verwundeten und Unterstützung der Frauen der ausmarschirten Soldaten werden in ihrer Thätigkeit durch reichliche Beiträge unterstützt. Conitz (in Westpreußen), 16. Juli. Hier hat sich unter dem Vorsitze es Bürgermeisters Rhode ein Lokalverein zur Unterstützung verwundeter und erkrankter Krieger gebildet. Der Verein hat den Zweck, Geldbeiträge nd Gabe an Material, so wie Naturalien zu sammeln, um solche dem⸗ aͤchst zum Besten der im Felde Verwundeten und Erkrankten in ordnungs⸗ mäßiger Weise zu befördern. — v116“
Schleswig, 15. Juli. (Nd. Fl. Z.) Eine zur heutigen Nummer der »Schlesw. Nachr.“« ausgegebene Beilage bringt ein genaues (erstes) Ver⸗ zeichniß der bei dem hiesigen Comité eingegangenen Beiträge zum Besten der im Felde Verwundeten und Erkrankten. Die geleisteten Beiträge variiren in den verschiedensten Summen von wenigen Schillingen bis zu 100 Mark. Das spezielle Verzeichniß schließt ab mit der Summe von 5133 Mark 6 ½ Sch. und 1 20⸗Frankstück, bis zum 10. d. M. waren indeß schon reichlich 6000 Mark eingegangen. “
— Die »Kassel. Ztg.« veröffentlicht nachstehende Ansprache:
Den Einwohnern Kassels und allen Denen, welche aus weiteren Krei⸗ sen sich an dem Liebeswerk für die Verwundeten der am Main kämpfenden Truppen mit großer Bereitwilligkeit betheiligt haben, fühle ich mich gedrun⸗ gen, hiermit öffentlich meinen Dank auszusprechen.
Freund und Feind, ohne Unterschied, werden mit gleicher Liebe gepflegt. Nicht allein ist rasch und reichlich beigesteuert worden, sondern es haben ins⸗ besondere die Damen sich in eigener Person jeder weiblichen Hilfsleistung mit Freudigkeit unterzogen.
Selbst die Armuth hat nach ihren Kräften gegeben, und es sind mir gerade von dieser Seike rührende Züge zur Kenntniß gekommen.
Darum Allen meinen Dank, den jeder Einzelne freundlich entgegen⸗ nehmen möge!
Kassel, den 14. Juli 1866.
v Der General⸗Gouverneur von Kurhessen
von Werder, Koͤniglich Preußischer General der Infanterie.
Statistische Nachrichten.
Geographisch⸗statistische Notizen über Olmütz und Znaym.
1) Olmütz, flawisch Holomauce, die zweite Hauptstadt, aber die kirchliche Metropole und Hauptfestung der Markgrafschaft Mähren und eine der stärksten Festungen der österreichischen Monarchie uͤberhaupt, liegt 9 ½ Ml. NO. von Brünn, in einer ebenen, morastigen Gegend, wird im Osten von der March, im Westen von einem künstlichen Arme derselben, der sogen. kleinen March umflossen und bewacht die mährische Tiefebene im Suͤden. Der Morast umschließt das Dreieck der Festung von 2 Seiten und die ganze flache Umgebung kann durch künstliches Anschwellen unter Wasser gesetzt werden. Olmütz besteht aus der eigentlichen Stadt und der sogen. Vorburg, die für den älteren Theil gilt, und aus 5 Vorstädten, zählt ca. 15,000 Einwohner, ist Sitz des mährischen Fürst⸗Erzbischofs (das Bisthum wurde 1063 gegründet und 1777 zum Erzbisthum erhoben) mit Metropo⸗ litan⸗Domkapitel, Konsistorium und Diözesangericht, des Festungs⸗Komman⸗ dos, des Kreisgerichts⸗ und der Finanz⸗Bezirksdirection, der Be ghauptmann⸗ schaft für Mähren und Schlesien, einer theolog. Fakultät (1858 123 Studirende), eines fürstbischöflichen Klerikal ⸗Seminars, einer medizinisch⸗ chirurgischen Lehranstalt, eines Ober ⸗Gymnasiums, einer Ober⸗ Real. schule, einer Diözesan⸗Muster⸗Hauptschule u. s. w. und hat eine Bibliothek mit mehreren 50,000 Bänden. Unter den Kirchen ist der Dom zu St. Wenzel aus dem 14. Jahrhundert mit einer 140 Ctr. schweren Glocke, 2 Kapellen, 12 Altären mit schönen Gemälden, die Garnisonkirche mit vortrefflichen Fresko⸗Malereien von Harringer und Hanke, die Pfarrkirche zum hl. Mauriz mit der größten Orgel in Maͤhren und einer Glocke von 176 ½ Ctr., die Pfarrkirche zum hl. Michael mit einer kühn erbauten Kuppel; unter den übrigen Gebäuden die schöne ausgedehnte fürstbischöfl. Residenz, das „großartige Rathhaus mit 41 Klftr. hohem Thurme und einer alten berühmten Kunstuhr, das Zeughaus u. a. hervorzuheben. Die beiden Stadtplätze, der Ober⸗ und der Niederring, verdienen ihrer Schönheit und Größe wegen hervorgehoben zu werden. Ersterer ist mit einer 144 hohen Dreifaltigkeitssäule, letzterer mit einer 72 hohen Mariensaͤule geziert. — In industrieller Hinsicht hat Olmütz eine Maschinen⸗Wollspinnerei, Tuchmacherei, Rosogliofabriken ꝛc. Den inneren Verkehr befördern 4 Jahr⸗, Flachs-, Garn⸗ und Vieh⸗ und 2 Wollmäͤrkte. Uebrigens ist die Stadt durch Eisenbahn mit Wien, Prag ꝛc. verbunden und ein Hauptstapelplatz des russischen und polnischen Rindviehhandels, wo jäͤhrlich viele Tausende dieser Viehgattung für die anderen Kronländer des Staats erkauft werden. Olmütz, welches bis 1641 die erste Hauptstadt Maͤhrens war, wurde bereits 1741 von den Preußen besetzt, und hielt 1758 die Belagerung
riedrich's d. Gr. aus. .“ 8 Sei dußen bietet Olmütz einen nicht uninteressanten Anblick. Erwäh⸗ nenswerth ist noch das 1enn der “ dg 8 “ gelegene frühere
rämonstratenserstift Hradisch, je ilitairspital. “ . 8 2. “ und Seanh des gleichnamigen Kreises, Meilen S. W. von Brünn, liegt auf einer Höhe über der Thaya in einer frucht⸗ baren, anmuthigen Gegend und war ehemals Residenz der ö Markgrafen. Die Stadt hat mit ihren vier Vorstädten gegen 9000 Ein · wohner, ist Sitz der Kreis⸗Behörde, des Kreis · Gerichts, einer Notariats⸗ Kammer, eines Hauptzollamts ꝛc., bat ein Obergymnasium; und Unter⸗Realschule, ein Konvent der Dominikaner (s. 1222 ), ein Konv. der Kapuziner (s. 1628), ein Militairspital, eine ggroße Salpeter⸗ plantage, 6 Steingut⸗, 2 Chokoladen⸗Fabriken, 48 stuke Lederfabrication, 7 Jahr⸗, 2 Woll⸗, 5 Roß⸗ und Vieh- und hoͤch beben. tende Wochenmärkte. Die bemerkenswerthesten Gebäude sind: de gothische Kirche des h. Nikolaus mit einer sehenswerthen, - Erdkugel. form gebildeten Kanzel, die Dominikanerkirche zum h. Kreugz, 85 alte, dn Doppelkirchlein bildende St. Wenzels⸗K apelle, das Rathhaus und die alte Burg, ehem. Residenz, jetzt Militairspital, mit einem Heiligthum aus g ö zwei Plätzen der Stadt (Ober⸗ und Unterring) ist der Unter⸗ ring mit einer 1682 zur Ehre der 1 H1 Mariens aus Ma ichteten sogenannten Pestsaͤule geziert. 1 Mearseer Berichtienn o8h0 ein 81 zwischen den Oesterreichern und Franzosen statt. In der Umgebung wird Wein⸗ und besonders Sensdau
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