3 . Füuhmn 1 0 im Spalier aufgestellt hatte, und mit ihrem Musik⸗Corps die Truppen begrüßte, hielt Se. Königl. Hoheit an, um unter dem enthusiastischen Hurrahrufe der dichtumdrängenden Massen, die Anrede des Oberbürgermeisters, Geheimen Rathes Beyer ent⸗ egen zu nehmen, welcher die Theilnahme der ganzen Einwohner⸗ schaft an den glänzenden Erfolgen des Vaterlandes, der Armee, und grade der Truppentheile unserer Garnison schilderte, mit welchen ja die Stadt seit so langen Jahren auf das Innigste verbunden sei. Se. Königliche Hoheit erwiderte die Anrede auf das Freundlichste, ging in längerer, be⸗ wegter Rede auf die Glückwünsche und ihm ausgesproche⸗ nen Gefühle der Stadt ein, indem er darauf hinwies, daß der Dank für das Geschehene und Errungene nächst Gott an Se. Majestät den König gerichtet werden müsse, dessen weise Hand das glänzende Rüstzeug so geformt, daß es auch dem mächtigeren Feinde hatte entgegengeführt werden können. Bei allem Dank, bei aller Freude dürfe man nie vergessen, was Se. Majestät der König krotz aller Schwierigkeiten zu erreichen gewußt. Ihm sei also die volle Ehre und die ganze Freude über den Erfolg zu weihen. Nachdem der Prinz den Ober⸗Bürgermeister noch beauftragt, der Stadt Potsdam den Dank der Truppen für den so überaus freundlichen Empfang auszusprechen, setzten sich die unterdessen herangerückten Truppen in Bewegung und vorauf das 1. Garde⸗Regiment zu Fuß, dessen Tambours und Musik⸗Corps, so grün belaubt »wie der Wald von Dunsinan«, in das wieder ausbrechende und nun ununterbrochen fortwogende Hurrahrufen einfielen. Das Regi⸗ ment steht nun seit dem Jahre 1815 in Potsdam, hat hier Haus⸗ und Grundbesitz, Stiftungen und ist im besten Sinne des Worts hier eingebürgert, ja man weiß in der Armee wie im ganzen Lande, daß die beiden ersten Regimenter der Armee, die Gardes du Corps — diese sogar schon seit dem Jahre 1740 — und das 1. Garde⸗Regiment z. F. untrennbar von Potsdam sind, daß Potsdam durch sie für die hohe Schule des Heeres ilt. Wer hätte beim Ausmarsch des 1. Garde⸗Regiments im uni gedacht, daß wir seine siegreichen Fahnen schon nach drei Monaten wiedersehen würden! Am Tage des Ausmarsches hatte sich Se. Majestät der König schon früh Morgens 3 Uhr im Fußtpgdien hier eingefunden, um dem Regiment, dem er seit seinem 10. Lebensjahre, also am 1. Januar 1867 schon 60 Jahre lang angehört, Lebewohl zu sagen. Seine Worte damals zeig⸗ ten, wie tief ergriffen der König von der schwierigen Lage des Landes, wie ungewiß, ja drohend von allen Seiten die Aussichten waren. Und jot nach kaum 12 Wochen empfing Se. Majestät der König das Regiment unter so wunderbar veränderten Umstän⸗ den, denn noch hatte die Téte des Regiments das Berliner Thor nicht erreicht, als der Ruf: der König! der Königl durch die Menge ging und wie der Blitz bis zur Glienicker Brücke weiterflog. In der That kamen Se. Majestät, von dem dienstthuenden Flügel⸗Adjutanten, Oberst⸗Lieutenant Grafen Kanitz begleitet, an den nun haltenden Truppen entlang geritten, nach allen Seiten grüßend, den Soldaten wie den Buͤrgern auf den ver⸗ einten Jubelruf mit freundlichen Worten und Handbewegung ankend. Später folgten auch die Königlichen Prinzen dem Ritte bis zur Havelbrücke und kehrten dann mit Sr. Majestät zum Thore zurück, worauf der eigentliche Einzug erst begann, welcher vom
Berliner Thore bis 9. Kanal, dann diesen entlang bis zur Naue⸗
ner Brücke, über diese durch die Hohewegstraße bis zur Schloßstraße, ann die ganze Schloßstraße entlang, beim Nathhause vorbei, is an das Brückenportal des Lustgartens ging. Schon bei er Kommandantur hatte der König, umgeben von Ihren königlichen Hohertan dem Kronprinzen, den Prinzen Karl, Friedrich Karl und Albrecht Vater die Truppen defilirer sehen und begab sich dann in den Lustgarten, wo nun der eigentliche Vorbeimarsch in gewohnter Art erfolgte. Nach dem⸗ selben brachten die Truppen mit einer Compagnie oder Escadron die Fahnen und Standarten in das Königliche Schloß ab, und wurden dann in ihre Kasernen und Bürgerquartiere entlassen. Außer dem 1. Garde⸗Regiment zu Fuß ruckten die beiden hier
garnisonirenden Escadrons (4 Compagnieen) des Regiments der
Gardes du Corps, das Garde⸗ Garde⸗Husaren⸗Regiment,
Ulanen⸗Regiment ein.
eine allgemeine, glänzende Erleuchtung der Stadt und morgen die festliche Bewirthung der ganzen son, theils durch Einladung an den Tisch der Bürger, theils in öffentlichen Lokalen, und am 26. das große Diner in den Sälen des Schützenhauses statt, welches die städtischen Behörden dem Offizier⸗Corps und Deputationen aller Chargen der ver⸗ schiedenen Regimenter geben und zu welchem, dem Vernehmen 12ge Majestät der König Allerhöchstsein Erscheinen zu⸗ esagt. Kans der Stimmung und aterlande!
äger⸗Bataillon, das das 1. und 3. Garde⸗ Heute Abend findet
Bethätigung im ganzen weiten
mngfachen Ehren⸗Emblemen,
V
Es war ein Tag voller Erregung und Freude, ein Ab⸗ Zeitg.)
Muünster, 21. September. (Westf. Merk.) mittag langten mittelst Extra⸗Zügen von Frankfurt a. M. kommend das General⸗Kommando des 7. rmee⸗Corps, der Stab des 7. Artillerie⸗Regiments, und die verschiedenen Branchen, wie die Feld⸗Intendantur, Feld⸗Proviant⸗Amt, Feld Lazareth und Feld⸗Post ꝛc., hier an. Somit hätten nun Alle wieder die e-Fzyire bezogen, mit Ausnahme des 13. Infanterie⸗
egiments, welches Meiningen noch besetzt hält.
Schleswig⸗Holstein. Altona, 22. September. (W. T. B.) Morgen wird der Kommandirende des schleswig⸗hol⸗ steinschen Armeecorps, General v. Manteuffel, an der Spitze des 1. Bataillons des 2. schlesischen Grenadier⸗Regiments sei⸗ nen Einzug in Schleswig halten. Der General Fließ ist zum Kommandanten von Altona ernannt worden. Die in die Herzogthümer einrückenden preußischen Truppen werden an allen Orten auf das Festlichste empfangen.
„Hadersleben, 22. September. So eben rückte unsere frühere preußische Besatzung, welche bei der Main⸗Armee an dem Kriege glorreich Theil genommen, nach Auflösung der Main⸗ Armee wieder hier ein. Der Einmarsch glich einem Triumph⸗ zuge. Der Amtmann unserer Stadt brachte ein dreifaches Hoch auf Se. Majestät den König von Preußen aus, in das die Truppen wie das sehr zahlreich versammelte Publikum begeistert einstimmten. Der Bataillons⸗Commandeur, Major v. Loe⸗ bell, brachte hierauf ein Hoch auf die deutschen Nordmarken aus. Alsdann rückten die Truppen in ihre Quartiere.
Sachsen. Dresden, 22. September. (Dr. J.) Vom Kriegs⸗ schauplatze in Böhmen zurückkehrend passirte heute Vormittag das Brandenburgische Kürassier⸗Regiment Nr. 6 (Kaiser Nikolaus von Rußland«) mit klingendem Spiel durch unsere Stadt. Auch trifft heute noch das 6. Brandenburgische Infanterie⸗Regiment Nr. 52 hier ein, nimmt bis zum 23. d. Mts. Quartier und marschirt dann über Tharand weiter. Das hier garnisonirende 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiment (»Königin Elisabeth«), welches den Einzugsfeierlichkeiten in Berlin beiwohnte, kehrt übermorgen Nachmittag in drei Extrazügen nach Dresden zurück. Das zu diesem Regiment gehörende Ersatz⸗Bataillon ist, von Breslau kommend, gestern Nacht hier eingetroffen.
Meiningen, 20. September. (L. Ztg.) Heute Abend 6 Uhr ist eine höchste, von allen Ministern kontrasignirte Ver⸗ ordnung vom Heutigen erschienen, welche wörtlich lautet:
»Wir, Bernhard, haben nach reiflicher und gewissenhafter Erwä⸗
Heute Nach⸗
auf die Regierung zichten und s gehen zu lassen. Indem wir dies Unseren bisherigen thanen eröffnen, können wir es uns nicht versagen, ihnen für die Beweise der Treue und Liebe, mit welcher sie Uns während einer langjährigen Regierung so oft und so herzlich erfreut haben, Unsern Dank auszusprechen und damit zugleich die innigsten Wünsche für i
stetes Wohlergehen zu verbinden. Zugleich bestimmen Wir, daß Wir künftig den Titel »Herzog werden. Urkundlich ꝛc. Meiningen, am 20. September 1866 im fünf⸗ undvierzigsten Jahre Unserer Regierung. Bernhard Erich Freund.«
erlassen: ȈAn meine lieben Meininger! lichen Ereignisse dieses Jahres Meinen vielgeliebten
1 2* vi Vater bewogen haben, den hochherzigen Entschluß zu fassen,
mein vielgeliebter Vater in f
Unterstützt Mich in Meinem schweren Berufe durch Euer Vertrauen! Mieeiningen, den 21. September 1866. Georg. — Dem gewesenen Staatsminister Frhrn. von Krosigk
8
Baden. Karlsruhe, 22. September. (Karlsr. Ztg.) Sicherem Vernehmen nach wird der Landtag auf den 5. oder 6. Oktober einberufen werden.
Der Präsident des Großherzoglichen Staatsministeriums, Herr Staatsminister Mathy, ist heute früh nach der Mainau abgereist, um Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog persönlich
Gebühren von beiderseitigen Staatsangehörigen mit dem 1. Oktober d. J. ihr Ende erreichen und von Seiten des Groß⸗ herzoglichen Ministeriums des Innern die auf Erhebung jener Gebühren bezügliche Verordnung vom 18. Mai 1858 gleichzeitig außer Kraft gesetzt werden.
Württemberg. Stuttgart, 20. September. (Karlsr. Von den 14 Millionen des neuen Staatsanlehens ist schon ein so bedeutender Theil baar einbezahlt, daß die acht Millionen nach Berlin bereits verabfolgt und dafür die depo
nirten Staats⸗Obligationen zurückgezogen werden konnten.
gung die Entschließung gefaßt, zu Gunsten Unseres vielgeliebten Soh⸗ nes, des Erbprinzen Georg, Herzogs zu Sachsen, Hoheit und Liebden, 1 des Herzogthums Sachsen⸗Meiningen zu ver⸗ ie an Höchstdenselben vom heutigen Tage an über⸗
Unter⸗
1“
Bernhard zu Sachsen⸗Meiningen« führen
— Der neue Herzog Georg hat folgende Proclamation Tief erschüttert, daß die unerbitt⸗
ben, Seine segensvolle fast 50jährige Regierung niederzulegen, trete Ich Mein hohes Amt an. Ich flehe zu Gott, daß Er Mich stäaͤrke und erleuchte, Mir Kraft gebe, demselben mit der Treue und Hingebung vorzustehen, durch welche o seltener Weise Fürsten ein leuchtendes Vorbild war. Mit Liebe und Vertrauen komme Ich Euch entgegen!
ist die Leitung der Staatsgeschäfte übertragen worden. 4
Vortrag zu erstatten. In Folge eines mit der Kaiserlich französischen Regierung 8
Gnrm getroffenen Uebereinkommens wird die Erhebung der Paßvisa⸗
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Oesterreich. Wien, 22. September. Die »Wien, Ztg.⸗ veröffentlicht ein Kaiserliches Handschreiben, datirt Schönbrunn, den 15. September, welches lautet: »Lieber Herr Vetter Feld⸗ marschall Erzherzog Albrecht! Ich ernenne Euer Liebden zum Armee⸗Oberkommandanten.«
Prag, 21. September. (W Von Kriegs werden duͤrch den Staat vergütet: Militairprästationen für österreichische und sächsische Truppen, Expropriationen zu Mili⸗ tairzwecken und Schäden an Privatgut, zugefügt auf Anord⸗ nung österreichischer oder sächsischer Truppenkommandanten, Operationsschäden in Folge eines Kampfes oder einer Marsch⸗ bewegung werden nicht vergütet. Für an den Feind geleistete Prästationen besteht zwar keine gesetzliche Verpflichtung zur Er⸗ satzleistung, jedoch wird nach Maßgabe des erhobenen Bedarfes der Staat die dem Feinde geleisteten Contributionen und durch den Feind erhobenen Requisitionen vergüten.
— Gohemia.) Die Preußen haben in der Ferdi⸗ nandskaserne in Karolinenthal ein Lazareth mit mehrern hundert Kranken zurückgelassen. Von der Kaserne weht die weiße Fahne mit dem rothen Kreuze und oberhalb des Ka⸗ sernenthores ist eine Tafel angebracht mit der Inschrift » König⸗ lich preußisches Kriegslazareth.« Eine Garde⸗Krankenträger⸗ Abtheilung ist zur Bedienung der Kranken gleichfalls zurück⸗ geblieben. Wie wir hören, wird für die kranken Preußen eben ein anderes Gebäude ausgemittelt, weil die sehr geräumige Kaserne zur Unterbringung der K. K. Truppen benöthigt wird.
Niederlande. Haag, 22. September. Das Budget pro 1867, das heute der Zweiten Kammer vorgelegt worden, berechnet die Einnahmen auf 98,500,000 und die Ausgaben auf 97,000,000 Gulden. Die außerordentlichen Ausgaben für die Marine sind auf drei Millionen angesetzt. Eine außergewöhn⸗ liche Staatsschuldentilgung wird nicht stattfinden.
Großbritannien und Irland. London, 21. Sep⸗ tember. Eine Deputation der Liverpooler Handelskammer be⸗ ab sich gestern an Bord des »Great Eastern«, um dem apitain desselben, Herrn Anderson, Namens der Liverpooler Kaufmannschaft zu dem Gelingen des großen Unternehmens Glück zu wünschen und ihre tiefe Bewunderung ehesgaücnn für die nautische Tüchtigkeit, den wissenschaftlichen Erfindungs⸗ sinn und die unerschütterliche Ausdauer, die trotz aller Schwie⸗ rigkeiten, Abschreckungen und Mißerfolge eine der großartigsten Unternehmungen der neueren Zeit zu einem glücklichen Ende ührt. “ ge Ein eben erschienener Ausweis giebt eine Uebersicht der den Kandidaten zur Last fallenden legalen Kosten der letzten Parlamentswahlen. Von 31 Wahlkörpern fehlen die Be⸗ rechnungen noch und von 26 andern sind sie erst unvollständig bekannt. Die Kosten betrugen in den Grafschaften von Eng⸗ land und Wales Pfd. St. 315,666, in den Wahlflecken und Städten Pfd. St. 315,994, in den ländlichen Wahlbezirken Schottlands 32,244 Pfd. St., in den schottischen Städten und Flecken 19,481 Pfd. St., in den ländlichen Wahlbezirken Ir⸗ kands 44,801 Pfd. St. und in den irischen Städten und Flecken 24,610 Pfd. Sherhrnn, 8 also 752,607 Pfd. St. lediglich esetzmäßiger Wahlkosten. “ “ gesetmcg g tem ber Ihre Majestät die Königin wird bis Ende des nächsten Monats aus dem Norden in Windsor zu⸗ rückerwartet. Der Prinz und die Prinzessin von Wales werden wahrscheinlich demnächst sich nach Rußland begeben, um der Vermählung des Czarewicz mit der Prinzessin Dagmar beizuwohnen. 3 “ In Liverpool sind wieder mehrere Fenier verhaftet und Waffenvorräthe in Beschlag gelegt worden. 8
Frankreich. Paris, 21. September. Gegen Ende dieses Monates wird der neue Minister des Auswärtigen erwartet werden können; der Marquis von Moustier hatte laut den neuesten Briefen aus Stambul sich vom Großherrn bereits ver⸗ abschiedet und Vorkehrungen zu seiner Abreise mit dem nächsten Postdampfer getroffen. 8 1 Sn bE“ Belge« bringt folgendes, aus Paris, 21. September, datirtes Telegramm: »Die mexikanische Finanz⸗ Kommission fährt fort, die Coupons der rückständigen mexika⸗ nischen Obligationen zu bezahlen und die bei der Ziehung am 2. Juli herausgekommenen Obligationen einzulösen.« ]
— 22. September. Der Kaiser, der gestern Abend in Biarritz eintraf, bleibt ungefähr drei Wochen dort.
Italien. (W. T. B.) Berichte aus Messina, vom 20. Abends, melden, daß am vergangenen Sonntag zehn mit Truppen beladene italienische Schiffe in Palermo eingetroffen sind und den Kampf mit den Insurgenten unterhalten haben. Der Kauhf dauerte am 20. noch fort. Die Insurgenten haben ein. Direk⸗ ons⸗Comité gebildet. Die Truppen waren im Besitze des
(W. Ztg.) Von Kriegsschäden
Königlichen Palais und der Bank, worin sich 16 Millionen Lires befinden. Man glaubt, daß die Bewegung bald unter⸗
drückt sein wird.
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Griechenland. Das griechische Kabinet hat aus Anlaß der Bewegung auf der Insel Kandia an die Kabinette der drei Schutzmächte eine Beschwerdeschrift gerichtet. Dieselbe be⸗ ginnt mit einem Hinweise auf die seit vier Monaten andauernde Krisis auf der Insel Kreta, durch welche die Leiden einer mehr als 200,000 Seelen zählenden christlichen Bevölkerung, wie das Ungenügen der zur Abhülfe angewandten Mittel erwiesen seien, und versichert dann, daß Griechenland seiner Mission als ächter christlicher Staat des Orientes nicht nachkommen würde, wenn es sich zu der jammervollen Lage der mit ihm sprach⸗ und stamm⸗ verwandten Unterthanen des türkischen Reiches Qeichgültig verhielte. Das athenische Kabinet glaubt daher seine Stimme erheben zu müssen, um auch andere Mäͤchte zu veranlassen, ihre Protestationen den seinigen anzuschließen. Es folgt dann ein Rückblick auf die Geschichte der Insel seit dem griechischen Unabhängigkeitskriege, an dessen Hoffnungen und Leiden ihre Bewohner einen hervor⸗ ragenden Antheil genommen hätten, wie dieselbe dann von den Londoner Konferenzmächten gegen den Rath ihrer Gesandten am goldenen Horn wieder unter türkische Herrschaft gestellt worden sei, wie sie im Jahre 1840, als Mehemet Ali seine Un abhängigkeit errang, auch die ihrige glaubte erhoffen zu dürfen u. s. w. Untermischt ist diese historische Rückschau mit vielen Klagen über die schlechte Regierung und die unerhörten Grau⸗ samkeiten, welche von den Türken angeblich zur Aufrechterhal⸗ tung der Ordnung begangen worden seien; dann werden vier Gruppen von Garantieen aufgestellt, welche die Pforte theils auf Betreiben der fremden Mächte, theils aus eigenem Antriebe gegen die Kreter und Samosianer übernommen habe: 1) durch das Londoner Protokoll vom 20. Februar 1830, 2) durch die im Jahre 1840 neu an sie gerichteten Empfehlungen der Schutz⸗ mächte, 3) durch den Hatti Humayum von 1858, 4) durch die nach dem Aufstande von 1858 gemachten Zusagen. Folgen neue Beschwerden und die Versicherung, daß keine jener Garan⸗ tieen jemals gehalten worden. Unmöglich sei, die Leiden der Kretenser während der letzten 36 Jahre zu schildern. Dann geht die Schrift zur Erzählung der gegenwärtigen Ereignisse uͤber, welche im April dieses Jahres durch eine Volksversamm⸗ lung bei der Stadt Kanea begonnen hätten. Diese Versamm⸗ lung habe Repräsentanten gewählt, die zu Kutzanaria zusam⸗ menkamen und denen sich solche der Städte Kanea und Re⸗ thimo, wie die Bischöfe von Kydona und Kissamos anschlossen. Von diesem Comité wurden zwei Denkschriften, eine für die Schutzmächte, die andere für den Sultan, verfaßt, in denen der Patriotismus der Klugheit untergeordnet und nur berechtigte Bitten um bessere Zustände vorgebracht worden seien. Die Pforte habe jedoch hierauf nur durch Anwendung von Gewalt⸗ mitteln geantwortet, ein aus Türken und Aegyptern bestehendes Heer von 32,000 Mann nach der Insel gesandt, bei welchem sich ein Derwisch befand, der öffentlich den Christenmord predigte, und der Großvezier habe unterm 22. Juli an den Gouverneur der Insel ein Schreiben gerichtet, in welchem er ihm eine rücksichtslose Behandlung der Insurgenten empfehle. Unter schließlichem Hin⸗ weise auf die Metzeleien in Syrien und Aussprechen der ernst⸗ lichen Befürchtung, daß dieselben sich auf Kandia wiederholen möchten, indem vom türkischen Fanatismus das Schlimmste zu befürchten sei, konkludirt die Schrift in ziemlich unverhüllten Ausdrücken die Vereinigung dieser Insel und der von Samos mit dem hellenischen Stammlande.
Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze,⸗
20. September. (Osts. Ztg.) Große Mißstimmung hat im Königreich Polen die Kunde erregt, daß von den in diesem Jahre dort auszuhebenden Rekruten kein Theil im Lande blei den, sondern das ganze Kontingent nach Rußland zur Einstel⸗ lung in dortige Regimenter abgehen wird. Im vorigen Jahre wurde ein Theil der ausgehobenen Rekvuten im Lande zurück elassen. — Die Eintheilung der Stadt Warschau in 12 römisch⸗
bitholische Parochieen (statt der bisherigen 6) ist jetzt zur Aus⸗ führung gebracht worden. 88
Schweden und Norwegen. Stockholm, 18. Septem⸗ ber. (H. N.) Ihre Majestäten der König und die Königin, so wie Se. Königliche Hoheit der Herzog von Oestergöthland und Prinzessin Louise sind gestern Morgen mit dem zum ersten Male von Stockholm nach Upsala fahrenden Eisenbahnzuge nach Upsala abgereist.
nach ge9se00,,n3 Uüüstrs Landsthing war heute Mittag um 12 Uhr zusammengetreten, um Mitglieder für das Lehn der Ersten Kammer des Reichstages zu wählen. Gewählt wurden
5 2. EE151 IIärrnnr aIN1“ Graf von Ugglas mit 31 Stimmen, Königliche Secretair Odel⸗
berg mit 30, Justizrath Almqvist mit 28 und Freiherr A. Cederström mit 19 Stimmen 8
11“ 111““ 1“